Basel.Land. | Freitag, 13. Januar 2017 | Seite 23 Nein zur Bruderholzspital-Initiative Mit nur sieben Gegenstimmen zeigte sich der Landrat selten einmütig Das Bruderholzspital. Auch ohne Initiative wird es nicht geschlossen, aber in eine moderne Tagesklinik umgewandelt. Foto Nicole Pont Veraltetes Bild Diese Argumente leuchteten den allermeisten Landrätinnen und Landräten ein. Peter Brodbeck (SVP) gab zu bedenken, «dass das Bedürfnis der medizinischen Versorgung in nächster Nähe einem veralteten Bild entspricht». Ebenfalls für veraltet erklärte Regula Meschberger (SP) das kantonale Denken in der medizinischen Versorgung. «Wir dürfen nur noch regional denken. Und regional haben wir ein Überangebot an Betten», sagte die Birsfelderin. Laut Sven Inäbnit (FDP) würde die Initiative nur Verlierer produzieren. «Es ist daher an der Zeit, die Initiative zurückzuziehen», sagte er an die Adresse der Initianten und der Landräte im Initiativkomitee, die sich doch bitte für einen Rückzug einsetzen möchten. Die beiden Angesprochenen, Pascal Ryf und Pia Fankhauser, beriefen sich auf ihre Verantwortung gegenüber den Initianten. Und schliesslich sei das Initiativkomitee ein demokratisch organisiertes Gremium, sagte Pia Fankhauser. Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) wehrte sich am Schluss der Debatte gegen starre Vorgaben in einem Gesetz und zog den Vergleich mit der seinerzeitigen Bestimmung in Grossbritannien, wonach auch auf eine Elektrolok ein Heizer gehöre. «Strukturerhaltung ist keine Strategie», sagte Weber und stiess damit auf offene Ohren. Der Rettungsversuch der CVP für den Bildungsrat scheitert SP-Präsident wird Landrat Landrat lehnt Postulat für einen «vitalen Bildungsrat» ab Adil Koller ersetzt Hanni Huggel Landrat Berichterstattung aus dem Baselbieter Parlament Nachrichten Schwarzarbeitskontrolle funktioniert bald wieder Liestal. Die Schwarzarbeitskontrolle auf dem Bau soll nächste Woche wieder aufgenommen werden. Dies gab Regierungsrat Thomas Weber (SVP) gestern im Landrat bekannt. Es seien daher keine weiteren Massnahmen nötig. Die Information erfolgte auf eine dringlich erklärte Interpellation von Marie-Theres Beeler (Grüne) hin. Die Wiederaufnahme der Kontrolle erfolgt laut Weber aufgrund einer neuen Leistungsvereinbarung mit der Zentralen Arbeitsmarkt-Kontrolle (ZAK). Nicht dringlich erklärt wurde dagegen ein Postulat von Marie-Theres Beeler betreffend Zugänglichkeit der Basler Notschlafstellen für obdachlose Baselbieter. Kantonsrichter Edgar Schürmann tritt zurück Liestal. Der nebenamtliche Richter am Kantonsgericht Edgar Schürmann ist von seinem Amt zurückgetreten. Landratspräsident Philipp Schoch hat gestern sein Rücktrittsschreiben verlesen. Schürmann macht für seinen Schritt persönliche Gründe geltend. Baurekurskommission infrage gestellt Liestal. Die Baselbieter Regierung wird die Auflösung der Baurekurskommission prüfen. Der Landrat hat einen Vorstoss von Rolf Blatter und der FDP-Fraktion mit 40 zu 34 Stimmen überwiesen. Die SP hatte vergeblich vor mehr Gerichtsfällen gewarnt und auf die wichtige Filterfunktion der Rekurskommission hingewiesen. Höhere Gebühren für Einbürgerungen definitiv Liestal. An den 2016 rückwirkend eingeführten höheren Einbürgerungsgebühren wird nicht mehr gerüttelt. Der Landrat hat ein Postulat von Georges Thüring (SVP) gegen dessen Willen abgeschrieben. Regierungsrat Isaac Reber räumte zwar Formfehler ein, beharrte aber auf dem Entscheid. Von Thomas Dähler Liestal. Die Rettungsaktion der CVP zugunsten des Bildungsrats ist gestern im Landrat gescheitert. Der Landrat hat das Postulat von Christine Gorrengourt für einen «vitalen Bildungsrat» mit 17 zu 56 Stimmen abgelehnt. Die CVPLandräte versuchten vergeblich mit dem Vorstoss zugunsten einer Beibehaltung des Bildungsrats in neuer Zusammensetzung und mit angepassten finanziellen Kompetenzen einen Kompromissvorschlag in die Diskussion einzubringen. «Wir wollen keine Bildungskommission ohne Kompetenzen», erklärte Gorrengourt. Doch damit konnte sie ausser die Grünen im Rat niemanden überzeugen. Während die SVP und FDP ohnehin an der im Herbst mit der Motion von Paul Hofer (FDP) eingeleiteten Abschaffung des Bildungsrats festhielten, erntete die CVP auch bei der SP kein Verständnis. Der Vorstoss sei gut gemeint, aber ziele letztlich in die gleiche Rich- tung wie die von der SVP und FDP geforderte Abschaffung, sagte Christoph Hänggi. Die SP sei dagegen, dass man dem Bildungsrat Kompetenzen entziehe. «Wir wollen am System nicht schrauben», sagte Hänggi unbeirrt, «wir sind gegen eine Verpolitisierung der Bildung». Die Regierung wäre eigentlich gewillt gewesen, das Postulat entgegenzunehmen und zusammen mit der geplanten neuen Beirat Bildung prüfen. Im Rat hingegen waren die Meinungen gemacht. «Wir wollen die Motion Hofer nicht schwächen», sagte Marianne Hollinger (FDP). «Das Volk hat sich mehrmals zum Bildungsrat bekannt», meinte Hänggi und deutete damit an, dass die SP auf einen Erfolg in einer neuen Volksabstimmung setzt. Überwiesen wurde hingegen mit 58 zu 18 Stimmen ein Postulat von Pascal Ryf (CVP) für eine schlankere Struktur der Amtlichen Kantonalkonferenz (AKK). Die AKK ist die Konferenz aller 5500 Lehrkräfte im Baselbiet. «Wir können nichts machen» Regierung erklärt sich bei SBB-Schalterschliessung machtlos Von Thomas Gubler Liestal. Etwas gar unengagiert zeigte sich Regierungsrätin Sabine Pegoraro gestern bei der Diskussion über die Interpellation «Schliessung der SBBSchalter in Gelterkinden und Muttenz» von SP-Landrat Martin Rüegg. Hatte sich die Regierung schon in der schriftlichen Antwort auf den Vorstoss als machtlos geoutet, so legte die Baudirektorin noch eins drauf. «Ich habe es abgeklärt. Ich kann nicht mehr sagen», erklärte die Baudirektorin im Landrat. In der schriftlichen Antwort auf Martin Rüeggs Interpellation hatte die Regierung bedauernd erklärt, es fehle ihr schlicht die rechtliche Grundlage, um die SBB dazu zu bewegen, ihren Entscheid über die Schliessung der Billettschalter in Gelterkinden und Muttenz auf Ende des laufenden Jahres zurückzunehmen. Klar, dass der Interpellant damit nicht zufrieden war. Es bei der Feststellung bewenden zu lassen, dass die Gespräche mit den SBB nichts ergeben hätten, finde er unbefriedigend. Dies sei auch ein falsches Signal an die Öffentlichkeit. «Es gibt nun mal zahlreiche ältere Personen, die Mühe damit haben, Billette am Automaten zu lösen», sagte Rüegg. Unterstützung erhielt er dabei von Florence Brenzikofer (Grüne), die auf die praktisch gleichzeitig erfolgte Mitteilung über neue Poststellenschliessungen und den entsprechenden weiteren Abbau an Service public hinwies. Die gestrige Antwort von Sabine Pegoraro dürfte beide nicht zufriedengestellt haben. Rüegg erklärte, es gebe unter diesen Umständen noch andere Mittel als Gespräche mit den SBB, zum Beispiel eine Petition. Von Aaron Agnolazza Liestal. Vor mehr als zehn Jahren, genauer im April 2006, hat Christoph Rudin (SP) in einem Postulat ein «Gemeinsames Kulturkonzept für BaselStadt und Baselland» gefordert. Ein gleichlautender Vorstoss wurde damals auch im Basler Grossen Rat eingereicht. Nun hat die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission (BKSK) dem Postulat endgültig eine Abfuhr erteilt und beantragt dem Landrat mit sieben zu zwei Stimmen bei einer Enthaltung den Vorstoss abzuschreiben. Wie aus dem gestern veröffentlichten Kommissionsbericht hervorgeht, sei in der Beratung des Geschäfts vonseiten der Direktionsvertreter darauf hingewiesen worden, dass die Erstellung eines gemeinsamen Kulturkonzepts «nicht unproblematisch» sei und es auch zu finanzpolitischen Diskussionen kommen dürfte. Zudem wolle die Regierung kein neues Instrument einrichten oder weitere Gremien schaffen, da dem Koordinationswunsch bereits heute schon Rechnung getragen werde. So findet die Zusammenarbeit von Basel-Stadt und Baselland im Bereich Kultur bereits auf drei Ebenen statt: Einerseits über die Kulturvertragspauschale, sowie über die kulturellen Fachausschüsse sowie dem Swisslos Fonds. Weiter hält die Kommission fest, dass das Postulat bereits 2009 hätte abgeschrieben werden sollen, als die Vorlage zum Kulturgesetz zur Debatte stand. Zudem sei die Forderung eines gemeinsamen Kulturkonzepts angesichts der derzeitigen Verhandlung über die Kulturpartnerschaft der beiden Basel «nicht zielführend», schreibt die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission in ihrem Bericht. Nachrichten Zwei Auffahrkollisionen fordern acht Verletzte Von Thomas Dähler Liestal. Der Baselbieter SP-Präsident Adil Koller wird im Verlaufe des Februars in den Landrat einziehen. Gestern hat die Münchensteiner Landrätin Hanni Huggel (SP) ihren Rücktritt per 9. Februar eingereicht und wird somit nach der übernächsten Sitzung des Baselbieter Parlaments aus dem Rat ausscheiden. Auf der SP-Liste des Wahlkreises Münchenstein ist Koller Erstnachrückender. Mit dem 22-jährigen Münchensteiner wird jedoch nicht nur ein Jungpolitiker in der Rat einziehen; der Parteipräsident gilt bei den Sozialdemokraten inzwischen bereits als einflussreich. Das Präsidentenamt hat Koller nach dem plötzlichen Abgang der glücklosen Präsidentin Pia Fankhauser nach der Wahlniederlage von 2015 übernomAdil Koller. men, im ersten Jahr noch in einem Co-Präsidium zusammen mit Landrätin Regula Meschberger. Seine politische Laufbahn hat er bei den Juso begonnen. Er gilt als umgänglicher Sozialdemokrat, der sich keinem Parteiflügel verpflichtet fühlt. Koller studiert in Basel Wirtschaft und Soziologie. Sein Landratsmandat dürfte für die SP zum richtigen Zeitpunkt Realität werden. In rund zwei Jahren sind Gesamterneuerungswahlen. Diese werden für die SP als Verliererin der letzten Wahlen von grosser Bedeutung sein. Offen ist auch, ob es nicht schon zu einem früheren Zeitpunkt Ersatzwahlen in die Regierung gibt. Die SP, die zurzeit in der Regierung nicht vertreten ist, hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie möglichst schnell wieder Regierungsverantwortung übernehmen möchte. Die zurücktretende Landrätin Hanni Huggel ist seit 2003 Parlamentsmitglied. Während zwölf Jahren war sie in der Geschäftskommission tätig, die sie 2009 bis 2011 präsidierte. Foto Polizei BL Liestal. Der Landrat hat gestern die Volksinitiative «Ja zum Bruderholzspital» überaus deutlich mit 68 zu 7 Stimmen bei 6 Enthaltungen abgelehnt. Sämtliche Fraktionen hatten sich gegen das Volksbegehren ausgesprochen, den Initiantinnen und Initianten aber gleichzeitig Respekt dafür gezollt, dass dank ihnen eine bessere Lösung für das Bruderholzspital zustande gekommen ist. Die beiden Mitglieder des Initiativkomitees, die dem Landrat angehören, Pia Fankhauser (SP) und Pascal Ryf (CVP), haben am Schluss gegen den Landratsbeschluss, beziehungsweise gegen die Ablehnung des Volksbegehrens durch das Kantonsparlament gestimmt und damit ihrem Komitee und ihrer Wählerschaft die Treue gehalten. Kommissionspräsidentin Rahel Bänziger (Grüne) hatte zu Beginn der Debatte die einstimmige Ablehnung der Initiative in der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission (VGK) erläutert. Eine Annahme der Initiative, so Bänziger, führe zu einem weiteren Imageschaden für das Spital. Das Begehren – Aufrechterhaltung der Grundversorgung in Laufen und einer erweiterten Grundversorgung im Bruderholzspital – lasse sich mit der Zusammenführung des Kantonsspitals Baselland (BL) und des Unispitals nicht vereinbaren. Zudem wären die Investitionen, die bei einer Annahme nötig würden, für das KSBL schlicht nicht zu stemmen. Schliesslich betonte die Kom- Kommission beantragt Postulat von 2006 abzuschreiben missionspräsidentin, dass das Bruderholzspital ja nicht geschlossen, sondern in eine hochmoderne Tagesklinik umgewandelt werde. Eine «Einlaufnotfallstation» (Permanence) sorge für die Behandlung von ambulanten Fällen. Zudem werde die ambulante und stationäre Orthopädie auf dem Bruderholz konzentriert. Von Thomas Gubler Kulturkonzept abgelehnt Pratteln/Liestal. Auf der A22 bei Pratteln kam es gestern Donnerstagmorgen um 7.15 Uhr zu einem Auffahrunfall mit drei Autos. Drei Personen wurden dabei verletzt. Wie die Polizei mitteilt, prallte ein 45-jähriger Autofahrer ungebremst auf das letzte Fahrzeug einer stehenden Kolonne. Durch den heftigen Aufprall wurde das getroffene Auto in ein weiteres geschoben. Die Bergungs- und Aufräumarbeiten sorgten für einen längeren Rückstau, der bis zum Portal des Schönthal-Tunnels führte. Erst zwei Stunden nach dem Unfall war die A22 wieder normal befahrbar. Zu einem weiteren Auffahrunfall kam es am Donnerstagnachmittag bei der Verzweigung Rosenstrasse/ Sulzbergstrasse in Liestal. Hier waren vier Autos beteiligt und drei Verletzte zu beklagen. Verursacht hat diesen Unfall ein 84-jähriger Autofahrer, der auf eine stehende Kolonne auffuhr und das hinterste Fahrzeug in zwei weitere Autos schob. Muttenz befürchtet massive Steuerausfälle Muttenz. Steuerausfälle von jährlich 2,9 Millionen Franken – ab 2024 – erwartet Muttenz aufgrund der Unternehmenssteuerreform III. Dies hält der Gemeinderat in einer Mitteilung fest. Er wolle der Bevölkerung für die Entscheidungsfindung die möglichen Auswirkungen für die Gemeinde darlegen, kommentiert der Gemeinderat die Information. Wegen der bereits angespannten Finanzlage und Sparmassnahmen werde die Gemeinde zur Schliessung der Lücken wohl nicht um eine Steuererhöhung und einen spürbaren Leistungsabbau herumkommen, erklärt Gemeindepräsident Peter Vogt.
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