Nr. 2 • 11.11.2016 • 5,00 € • Session 2016/17 Schoduvel Das offizielle Magazin zum Braunschweiger Karnevalszug am 26. Februar 2017 Helau –wir tun es allen kund: Der Schoduvel bleibt frei und bunt! Tolle Typen Tolle Wagen Tolle Feiern Das Band für den Zugtag mit vielen Vorteilen: Mit N A L P G U Z der Heftmitte in Fahrschein für Bus/Tram/Bahn auf allen Linien in der Region. Freier Eintritt für die Party nach dem Zug in der Stadthalle am 26.02.2017. Gratis-Getränk, Gebäck und vieles mehr. Und einfach mal zeigen: »Karneval, ich steh zu Dir!« www.braunschweiger-karneval.de Besuchen Sie uns im Fabrikverkauf Qualität zu Fabrikverkaufspreisen Unser breites Sortiment umfasst: - - Weibler Confiserie Chocolaterie GmbH & Co. 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Wahl Artikel / Artikel aus Überproduktionen Probieren Sie und überzeugen Sie sich selbst! 3 3 uch in der Session 2016/2017 übernehme ich sehr gern und mit echter Begeisterung die Schirmherrschaft für den Braunschweiger Karnevalszug. „Helau – wir tun es allen kund: Der Schoduvel bleibt frei und bunt“, so lautet das Motto des 39. Umzugs, der wie im vergangenen Jahr ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt sein wird. Auch dieses Mal nehmen Braunschweiger Muslime am Karnevalsumzug teil. Der Wagen der „fünf Freunde“ wird erneut vertreten sein ebenso wie der orientalisch-bunte Glitzerwagen mit Schiiten, Aleviten, Sunniten und Jesiden. Für mich ist es immer wieder großartig zu erleben, wie rund eine Viertelmillion friedlich vereinte und begeisterte Karnevalistinnen und Karnevalisten auf den Wagen und an der Strecke gemeinsam feiern. Unser Braunschweiger Karnevalszug ist mit mehr als sechs Kilometern Länge nicht nur der größte Karnevalszug Norddeutschlands, sondern – nach Köln, Düsseldorf und Mainz – auch der viertgrößte in Deutschland. Das kann ruhig immer wieder betont werden. Durch den Einsatz vieler engagierter Menschen konnte der Umzug im Lauf der Jahre zu seiner heutigen Größe und Bedeutung wachsen. Traditionell gehören neben den rund 110 Motivwagen und über 40 Musik- und Spielmannszügen das närrische Dreigestirn – bestehend aus Bauer, Prinz und Till – sowie ein historisches Dreigestirn mit dem „Schoduvel“, dem „Erbsenbär“ und dem „Frühling“ dazu. Seit 2005 wird der Umzug mit dem Namen „Schoduvel“ verbunden, der für die über 700-jährige Geschichte des Braunschweiger Karnevals steht. Die Braunschweiger Karneval-Gesellschaft von 1872 bildet gemeinsam mit der Karneval-Vereinigung der Rheinländer und der Mascheroder Karnevalgesellschaft Rot-Weiß 1965 das Komitee Braunschweiger Karneval, das für den Karnevalsumzug verantwortlich zeichnet. Wesentlichen Anteil am Erfolg des Braunschweiger Karne- A vals haben die „Wagenbaukünstler“ der Hochschule für Bildende Künste (HBK), ohne deren Beteiligung der Umzug nicht zu dem geworden wäre, was er heute ist. Die ersten Motivwagen der HBK-Projektgruppe „Karnevalswagenbau“ fuhren im Umzug 1995 mit. Immer neue Prunk- und Motivwagen kamen Jahr für Jahr hinzu. Als wir 2015 den Karnevalsumzug wegen einer Terrorwarnung absagen mussten, zeigte sich, wie tief der Karneval in allen Teilen unserer Stadtgesellschaft und in der Region verankert ist. Über die vermeintlichen Grenzen von Religionen und Kulturen hinweg stiftet der Karneval Gemeinschaft. Deshalb freue ich mich bereits jetzt auf den 26. Februar 2017, wenn der Zug rollt und wieder Zehntausende aus Braunschweig, der Region, aus Niedersachsen und zahlreichen anderen Bundesländern unsere Innenstadt bevölkern und unbeschwert feiern. Allen, die bisher dazu beigetragen haben und weiterhin beitragen, Braunschweig zu einer Hochburg des Karnevals und den jährlichen „Schoduvel“ zu einem Aushängeschild unserer Stadt zu machen, spreche ich meinen herzlichen Dank aus. Das friedliche Miteinander beim Karneval ist eines der „Herzstücke“ unserer weltoffenen Stadt – es möge weiter wachsen und gedeihen! Mit einem dreifachen „Brunswiek Helau“, Ihr Ulrich Markurth Oberbürgermeister 4 Zugmarschall Gerhard Baller über Neuigkeiten beim Schoduvel „Wir holen immer wieder verrückte Typen in den Zug“ »Helau – wir tun es allen kund: Der Schoduvel bleibt frei und bunt!«: Das ist das Motto des 39. Braunschweiger Karnevalsumzuges. Was gibt es Neues? Fünf Fragen an Zugmarschall Gerhard Baller. Der 66-Jährige ist als Geschäftsführer des Komitees Braunschweiger Karneval zum fünften Mal zuständig für die Gesamtkoordination des Schoduvels. Wer wird diesmal auf dem Zugmarschall-Wagen mitfahren? Der Chef der Staatskanzlei, Dr. Jörg Mielke, und die Oberbürgermeister dann zum Schoduvel. Wir haben nun sogar einen Wagen für sie gebaut, einen Hahnenkamm. Der ist 2016 zum ersten Mal mitgefahren. Die Karnevalisten beider Städte sind seit langem freundschaftlich verbunden. 2016 warfen vier hohe Vertreter der Religionen bei Ihnen Seite an Seite Süßigkeiten in die Menge. Nehmen sie auch 2017 wieder teil? Dr. Christoph Meyns, der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, wird diesmal vom Balkon des Altstadtrathauses aus zuschauen, zusammen mit der evangelischen Pröpstin Uta Hirschler und dem Zugmarschall Gerhard Baller mit seinen Pagen Nicole Leinweber-Benning (li.) und Sabine Heidrich (re.). von Braunschweig und Hannover, Ulrich Markurth und Stefan Schostok. Die beiden werden im nächsten Jahr auch zum Kappentausch antreten – im Rahmen eines festlichen Empfangs in Hannover. Rivalitäten wie beim Fußball gibt es beim Karneval in Niedersachsen nicht. In der Landeshauptstadt findet der Umzug ja schon am Samstag statt. Da feiern oft auch hiesige Karnevalisten mit, in den vergangenen Jahren zum Beispiel der Prinz. Am Sonntag kommt das Hannoveraner Prinzenpaar katholischen Propst Reinhard Heine. Er wird sicher ein gefragter Interviewpartner sein, auch mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017. Vor 500 Jahren veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen. Zu diesem Thema entsteht gerade ein Motivwagen. Im Vorfeld haben der Künstler Mathias Rosenbusch und ich lange mit dem persönlichen Referenten des Bischofs, Lennart Kruse, und mit Uta Hirschler diskutiert, zum Beispiel über Freiheitsbegriffe. Unser Motto ist nun: Was ist von der Refor- mation 2017 zu erwarten? Was gibt es noch für neue Wagen? In der letzten Session gab es zum ersten Mal eine CD mit potenziellen Karnevalshits aus der Region. Die Leser der Braunschweiger Zeitung wählten aus elf Teilnehmern ihren Favoriten. Das Projekt von fünf Karnevalsfans wird fortgesetzt. Der Gewinner fährt künftig auf einem neu gebauten Musikwagen mit und wird für Livemusik sorgen. 2017 ist das die „Braunschweig Pension“. Die gewann das erste Voting mit dem Song „Die fünfte Jahreszeit“. Karnevalsmusik war bislang eher Begleitmusik im Zug. Wir möchten eigenes karnevalistisches Liedgut stärker fördern. Songs, die viele mögen und mitsingen, sind ja auch identitätsstiftend. Der Musikwagen wird sehr auffällig sein, edel-hochwertig mit viel Glitzer. Neue Wagen entstehen auch für das Kinderprinzenpaar der Stadt und für den Bauern aus dem Dreigestirn. Und dann gibt es noch einige Überraschungen. Kommen wieder internationale Gäste? Wir holen immer wieder verrückte Typen in den Zug. 2016 gehörten die Waggis aus dem Elsass und die Korenti-Masken aus Slowenien zu den meistfotografierten Gruppen. Diesmal haben „Les Sanglier d’Arlon“ aus Belgien zugesagt, eine große Gruppe in Wildschweinkostümen. Ich bin aber auch sehr gespannt auf viele neue Musikgruppen. Angemeldet hat sich zum Beispiel der Deutsche Meister, der Fanfarenzug Lindau/Harz. Die längste Strecke legt der Spielmannszug Schüttdamm-Isensee zurück. Der kommt aus dem Landkreis Cuxhaven. 5 5 Das Schoduvel-Sympathieband sorgt seit letztem Jahr – neben anderen Vorteilen – auch für freien Eintritt bei der Zugparty in der Stadthalle. Wie wurde das angenommen? Die Party war voll und lebhaft. Wir haben bis 22 Uhr gefeiert. Danach war dann eine sichere Rückfahrt gesichert. Das Band dient ja am Zugtag auch als Fahrschein in der gesamten Region. Wer Spaß auf der Zugparty hatte, wird sich sicher auch über zwei neue Feiergelegenheiten freuen. In diesem Jahr bieten die Braunschweiger Karnevalisten erstmals auch eine Prinzenparty am 11.11. und eine Rosenmontagsparty im Gewölbekeller des Gewandhauses an. Die Karnevalisten hatten den Wunsch, auch das Sessionsende zusammen in großer Runde zu feiern. Bislang gab es Treffen in den Vereinsheimen oder in Kneipen. Jetzt hoffen wir, dass die neuen öffentlichen Partys gut ankommen. Gerhard Baller über den geplanten Wagen zum Reformationsjubiläum: „Luther hat mit seinen 95 Thesen versucht, den Menschen in seiner totalen Abhängigkeit von Kirche und Staat zu befreien. Er hat gesagt: Jeder hat einen eigenen, direkten Zugang zu Gott und kann die – vor fast 500 Jahren übersetzte – Bibel nunmehr selbst lesen. Wir brauchen keinen Mittler, der Auf dem Wagen des Zugmarschalls 2016 (von links): Pagin Nicole Leinweber-Benning, Marina Jalowaja (Landesverband Jüdischer Gemeinden), Hayri Aydin (Rat der Muslime in Braunschweig), Landtagspräsident Bernd Busemann, Dr. Christoph Meyns (Evangelischer Landesbischof) und Norbert Trelle (Katholischer Bischof von Hildesheim). sich dazwischendrängt. Auf dem Wagen sieht man, wie die Menschen der Gegenwart sich in Abhängigkeit befinden. Vor 500 Jahren war es die Angst vor Tod und ewiger Verdammnis, mit der der Ablasshandel betrieben wurde. Heute sind es andere Ängste, die uns blockieren, z.B. Angst vor Krankheit, Armut und Verlust von Sicherheit. Luther schneidet die Strippen ab. Die Marionette könnte jetzt frei agieren. Endlich frei für Toleranz, Gastfreundschaft, Weltoffenheit, Nächstenliebe und Narretei. Alles hochaktuelle Themen. Es geht um die Frage: Wofür bin ich frei? Was kann ich nun tun? Und was muss ich eigentlich auch tun? Freiheit heißt auch Verantwortung. Das kommt in unseren Moralvorstellungen oft viel zu kurz. Da könnte auch die Kirche aktiver werden und zum Beispiel von der Politik mehr moralisches Handeln einfordern. Das Thema ist die Freiheit eines Christenmenschen.“ Das bietet der Schoduvel 2017 Rund 250.000 Zuschauer werden zum 39. Braunschweiger Karnevalsumzug erwartet, dem viertgrößten Karnevalszug Deutschlands (nach Köln, Düsseldorf und Mainz). Vier Stunden lang wird der Schoduvel am 26. Februar durch die Straßen rollen. Gestaltet wird der Zug von 5000 aktiven Teilnehmern, darunter über 40 Musikzüge aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern. Mehr als 110 große Motivwagen sind zu sehen. 30 Tonnen Waffeln, Schokoriegel, Bolchen, Plüschtiere und anderes Spielzeug fliegen in die Menge. Veranstalter ist das Komitee Braunschweiger Karneval, zu dem sich die drei Karnevalsgesellschaften der Stadt zusammengeschlossen haben. Los geht’s um 12.40 Uhr auf dem Europaplatz. FREIE FAHRT FÜR ALLE MIT DEM SCHODUVELARMBAND! ändchen -B ie th a p m y S Die sofort für nur 5 € ab f! im Vorverkau … mit Bus und Bahn zum Zug! vrb-online.de Für nur 5,00 € können Besucher aus dem Verbundgebiet ein Schoduvel-Bändchen im Vorverkauf erwerben, das am 26.02.2017 zur freien Fahrt zum Braunschweiger Karnevalumzug in Bus, Straßenbahn und Nahverkehrszug bis Betriebsschluss berechtigt. vrb-online.de/fahrpreise.html Ein Ticket für alle! 7 Private Akteure Gesichter im Karneval Verkleiden: Heikler Auftritt Das machen sie in der Familie alle gern. „Mein Bruder hat bei seiner Heirat eine Zauberwaldhochzeit organisiert. Alle waren angehalten, In den 80er Jahren ging Paul Herdegen (rechts) als Punk zum Karnevalsumzug. Das war etwas heikel. Denn er arbeitete als Dozent in der Erwachsenenbildung. Im Auftrag von VW lehrte er Führungsverhalten für Vorgesetzte. „Ein bisschen herumzualbern, das war nicht gern gesehen“, erinnert er sich. „Am nächsten Tag riefen viele: Der Punker kommt. Paul, der Punker.“ Karneval zu feiern, das wollte sich der heute 70-Jährige indes nicht entgehen Verkleiden lassen. Sein Vater, Oskar Herdegen, hatte oft bei der Karne- als Zauberwesen zu kommen. Morgens um vier, bei Sonnenaufgang, feierten wir auf einer Wiese. Überall Feen und Elfen“, erzählt Wibke Rabe (2. v. l.). Ihr Mann und sie sind auch bei den Buckskinners Otze. Der Verein ahmt das Leben der nordamerikanischen Ureinwohner nach, von Indianern, Trappern und Pionieren. Die Kleidung für Treffen und Lager wird nach historischen Vorlagen gefertigt. Zum Zug kommt die Familie seit langem mit einer großen Gruppe. Alle kennen sich aus der Teestube in Sophiental. So liefen sie auch schon mal als Teebeutel auf. Das jüngste der drei Rabe-Kinder war beim letzten Schoduvel gerade einen Monat alt und erlebte ihn hängend mit. Martha (5) und Karl (3) hingegen sind vom Geschehen so begeistert, dass sie es hin und wieder im Wohnzimmer nachspielen: „Sie stehen dann da, mit Trommel und Tröte, Hut auf dem Kopf, und werfen Gegenstände. Wir müssen sie aufsammeln und applaudieren.“ bisschen launig die Messe vorzubeten, da hatte ich Lust drauf.“ Beim Schoduvel wollten nun nicht wenige Zuschauer bei ihm die Beichte ablegen. „Einige Sünden habe ich vergeben“, lacht er. „Darauf haben wir mit einem Schluck angestoßen. Ich hatte einige Gläschen dabei.“ Soziale Lehrerin Manuela Freiberg (vorn, Mitte) sammelt für ihre Schüler mit. „In den Frühstückspausen verteile ich dann Bonbons. Das Gefangene reicht bis zum Herbst. Und dann sogar noch für die Halloween-Kinder“, erzählt die Lehrerin an der Grundschule Volkmarode. Am Rosenmontag gibt es immer einen kleinen Schul-Umzug durch die Siedlung. Der Rektor vorneweg, mit Karnevalsmusik aus dem Auto. Dahinter 250 verkleidete Kinder. Die Eltern stehen Spalier und werfen Süßigkeiten. Seit einem Jahr sind Manuela und Dietmar Freiberg nun auch Mitglied in einem Karnevalsverein: bei der Fastnachtgesellschaft Abbenrode. „Da sind wir am Mittwoch noch beim Heringsessen. Das ist dann die dritte Feier.“ Den Braunschweiger Karnevalsumzug die 45-Jährige schon als Heikler hat Jugendliche erlebt. „Meine Oma in Auftritt der Leonhardstraße sagte: ‚Kommt val-Vereinigung der Rheinländer in der Bütt gestanden. Er hat ihn an den Spaß herangeführt. „Mit 14 war ich sogar mal Prinz Karneval beim katholischen Männergesangverein.“ 2016 war er nun als Pater zu erleben, mit Flachmann in der Bibel. Die Rolle hatte er erstmals bei der Silberhochzeit seiner Schwester gespielt. „Ich wurde sehr streng katholisch erzogen und war auch Messdiener. Jetzt mal ein Soziale Lehrerin 8 doch mal vorbei.‘ Mit 14 sah ich vom Balkon aus zu. Ab dem nächsten Jahr war ich mittendrin.“ Einige Verkleidungen: Krokodil, Freiheitsstatue und Dschungelkönigin. Seit fünf Jahren kommt ihre Freundin Kerstin Hofmann aus Winsen an der Aller zu Besuch. „Da gibt es keinen Umzug. Sie reist extra zum Feiern an.“ Auf dem Foto ist sie der Obelix. Alte Schulfreunde Wie verrückt sind diesmal die Verkleidungen? Das ist in jedem Jahr ein spannender Moment. Andreas Marchardt (grünes Gesicht) und seine Freunde sprechen sich nicht ab. Sie verabreden sich nur: 12 Uhr, Lange erwehr Lehndorf“, erzählt der Dreher. „Durch regelmäßige Aktionen halten wir Kontakt. Zu Pfingsten zelten wir immer in Räbke, mit Wikingerschach und Federball. Früher haben wir auch gedartet. Inzwischen treffen wir uns monatlich bei jemandem zu Hause.“ Der 45-Jährige wohnt heute mit Familie in Evessen. Zum Zug gehen sie zu viert mit ihren Töchtern. Jährlich in anderen Kostümen: „Ein paar Tage vorher bastle ich was zurecht.“ Die mit den Buchstaben ein Hackenporsche, der auch kostümiert ist. Ihr besonderes Kennzeichen sind Helau-Buchstaben: „Wir hatten noch Stoff übrig. So sind die entstanden. Die werden gehegt und gepflegt.“ Eine aus der Gruppe ist inzwischen nach Usedom gezogen. „Wir schicken ihr halbfertige Teile zu. Sie näht sie dann fertig. Für den Zug nimmt sie sich extra Urlaub. Wir planen auch über eine WhatsApp-Gruppe“, so Sebastian Elbracht. Am Schoduvel gefällt ihm neben der Ausgelassenheit auch die Familienfreundlichkeit: „Die Leute auf den Wagen schauen oft genau, wo Kinder stehen. Letztes Mal haben sie Buntstifte und Stofftiere gefangen. Sie waren überwältigt und abends todmüde.“ Pommes sind eigentlich im Bus verboten. Für Sebastian Elbracht (rechts), seine Familie und Freunde gab es beim Schoduvel indes eine Ausnahme. „Wir haben das Sympathieband genutzt und kamen mit dem ÖPNV“, erzählt der Wolfenbütteler, der als Exportsachbearbeiter bei einem Spirituosenhersteller arbeitet. Die witzige Gruppe näht ihre Alte Schulfreunde Kostüme schon seit Jahren selbst. Straße. Seit über 20 Jahren. „Wir Sie kamen bereits als Biestaben sind alte Schulfreunde und kennen nen, Buschtänzer und Die mit den Buch uns auch von der Freiwilligen Feu- Spinnen. Immer mit dabei: Helau? Auch in der fünften Jahreszeit kostengünstig verbunden. Mit Voice over IP von Fenicom. FENICOM GmbH · Am Hafen 36 · 38112 Braunschweig 0531 120 55-0 · www.fenicom.de 9 Schoduvel mit Tretrollern Schoduvel mit Tretautos In Braunschweig-Bevenrode wird der Schoduvel regelmäßig fortgesetzt. „Unsere Kinder sind immer so begeistert, dass sie einige Tage später mit Trettreckern durch die Straße fahren und rufen“, erzählt Michael Becker (Mitte). Der Feuerwehrmann feiert bereits seit 15 Jahren mit Familie und Freunden am Hagenmarkt mit. „Inzwischen kommen da auch Bekannte vorbei, um uns nach einem Jahr mal wiederzusehen.“ Den Ablauf des Tages beschreibt der 36-Jährige lakonisch: „Wir fahren um halb zehn mit dem Bus in die Stadt, essen nach dem Zug noch etwas und fahren mit kaputten Kindern zurück.“ Das Fangen von Süßigkeiten ist für die Familie eher Nebensache: „Uns geht es um den Spaß. Wir singen und jubeln.“ In 2017 wird nun auch die Jugendfeuerwehr Bevenrode dabei sein, in einem Gruppenkostüm. kamen schon als weiße Tiger, als Teufel, Löwen und Krümelmonster – mit bis zu 20 Personen. „Am Sonntag treffen wir uns morgens bei uns, zwei schminken, und dann geht es mit Sammeltaxis in die Stadt. Vorher fotografiert uns der Fahrer vor dem Haus.“ Ihr Stammplatz ist inzwischen die Gördelingerstraße. „Wir singen und tanzen. Manchmal laufen wir auch ein Stück mit. In der Gruppe ist es immer spaßig. Die Stimmung ist überhaupt super. Alle sind freundlich und nett.“ Nach dem Zug feiern sie noch eine Weile in der Stadt weiter. Seit 2009 im Gruppenkostüm Im Januar sitzen sie immer zusammen im Keller. „Das ist ja im Grunde ein toter Monat, da planen wir für den Karnevalsumzug“, erzählt Claudia (Mitte). Die Organisation des Gruppenkostüms nimmt sie dann in die Hand. Die Freunde aus Bechtsbüttel, Meine, Bensdorf, Peine und Braunschweig ppenkostüm Seit 2009 im Gru 10 Internationale Kontakte: Wie wird anderswo gefeiert? 2017 kommen Wildschweine aus Belgien D er Schoduvel sieht diesmal irgendwie anders aus: Haben Sie das auch im letzten Jahr gedacht? Für diese Irritation sorgte eine von weither angereiste Gruppe: eine Fußgruppe aus Ptuj, der ältesten Stadt in Slowenien. Behangen mit Zottelfellen und Kuhglocken, lief sie beim Zug 2016 mit. Mit ihrem Läuten vertrieb sie den Winter und lockte den Frühling an. Schon verblüffend: Auf dem Balkan wird in einer Tradition gefeiert, die der alpenländischen und alemannischen Fastnacht gleicht. Die Korenti-Masken ähneln dem Schoduvel. Fest zum dortigen Zug gehören zudem Lanzenträger, Ackermänner, Pferdehirsche, ein Bär, Feen, Küken und ein Prinz, dem die Stadtgewalt übergeben wird. Einen großen Unterschied gibt es allerdings: Gefeiert wird das Karnevalse- vent, das Kurentovanje, ganze elf Tage lang. Die Braunschweiger Karnevalisten sind sehr daran interessiert, internationale Gäste zum Schoduvel einzuladen und das Brauchtum anderer Länder kennenzulernen. So war 2016 auch eine Gruppe aus dem Elsass zu Gast: Die Waggis gewannnen gleich den Preis als beste Fußgruppe. Der internationale Austausch begann 1998. Da knüpften die hiesigen Karnevalisten Kontakte nach Puschkin, einem Vorort von St. Petersburg. Dort wird im Frühsommer gefeiert, bei bis zu 35 Grad. Der Karneval musste zunächst gegen erhebliche Bedenken der russischen Ordnungsverwaltung durchgesetzt werden. Nur zögerlich war man bereit, der Bevölkerung diesen Freiraum zu gewähren. Mit Hilfe auswärtiger Delegationen – darunter auch die Braunschweiger – gelang schließlich 1999 die vollständige öffentliche Anerkennung. Einige Male haben St. Petersburger Karnevalisten auch am Braunschweiger Umzug teilgenommen. 1999, bei der Premiere, wurde extra ein Motivwagen für sie gestaltet, in Anmutung des Katharinenpalastes. Seitdem wurden viele weitere internationale Kontakte geknüpft. Der Austausch wird vor allem über die FECC gepflegt, die Föderation europäischer Karnevalsstädte. Jährlich gibt eine internationale Konferenz Einblick, wie unterschiedlich Karneval gefeiert wird. Braunschweiger Delegationen waren zum Beispiel schon auf der Insel Bol in Kroatien, in Limassol auf Zypern und auf der Insel Gozo nordwestlich von Malta. Die Jahresversammlung 2017 der gesamten internationalen FECC wird im Mai 2017 in Maltas Hauptstadt Valletta stattfinden. Zuvor treffen sich die Mitglieder der Sektion Deutschland vom 10. bis zum 12. März in Braunschweig! Mal sehen, was dort für spannende Kontakte entstehen. Beim Schoduvel 2017 können sich die Zuschauer diesmal auf Besuch aus Belgien freuen: auf Les Sangliers d’Arlon – rund 30 Personen, verkleidet als Wildschweine.
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