Seiten - Komitee Braunschweiger Karneval

Nr. 2 • 11.11.2016 • 5,00 € • Session 2016/17
Schoduvel
Das offizielle Magazin zum Braunschweiger Karnevalszug am 26. Februar 2017
Helau –wir tun es allen kund:
Der Schoduvel bleibt frei und bunt!
Tolle Typen
Tolle Wagen
Tolle
Feiern
Das Band für den Zugtag
mit vielen Vorteilen:
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Region. Freier Eintritt für die Party nach dem Zug in der
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uch in der Session 2016/2017 übernehme ich sehr gern
und mit echter Begeisterung die Schirmherrschaft
für den Braunschweiger
Karnevalszug. „Helau –
wir tun es allen kund: Der
Schoduvel bleibt frei und
bunt“, so lautet das Motto
des 39. Umzugs, der wie im
vergangenen Jahr ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben in unserer
Stadt sein wird. Auch dieses Mal nehmen Braunschweiger Muslime am Karnevalsumzug teil. Der Wagen der „fünf Freunde“ wird erneut
vertreten sein ebenso wie der orientalisch-bunte Glitzerwagen mit Schiiten, Aleviten, Sunniten und Jesiden. Für
mich ist es immer wieder großartig zu erleben, wie rund
eine Viertelmillion friedlich vereinte und begeisterte Karnevalistinnen und Karnevalisten auf den Wagen und an der
Strecke gemeinsam feiern.
Unser Braunschweiger Karnevalszug ist mit mehr als sechs
Kilometern Länge nicht nur der größte Karnevalszug Norddeutschlands, sondern – nach Köln, Düsseldorf und Mainz
– auch der viertgrößte in Deutschland. Das kann ruhig immer wieder betont werden. Durch den Einsatz vieler engagierter Menschen konnte der Umzug im Lauf der Jahre zu
seiner heutigen Größe und Bedeutung wachsen.
Traditionell gehören neben den rund 110 Motivwagen und
über 40 Musik- und Spielmannszügen das närrische Dreigestirn – bestehend aus Bauer, Prinz und Till – sowie ein
historisches Dreigestirn mit dem „Schoduvel“, dem „Erbsenbär“ und dem „Frühling“ dazu. Seit 2005 wird der Umzug mit dem Namen „Schoduvel“ verbunden, der für die
über 700-jährige Geschichte des Braunschweiger Karnevals steht. Die Braunschweiger Karneval-Gesellschaft von
1872 bildet gemeinsam mit der Karneval-Vereinigung der
Rheinländer und der Mascheroder Karnevalgesellschaft
Rot-Weiß 1965 das Komitee Braunschweiger Karneval, das
für den Karnevalsumzug verantwortlich zeichnet.
Wesentlichen Anteil am Erfolg des Braunschweiger Karne-
A
vals haben die „Wagenbaukünstler“ der Hochschule für
Bildende Künste (HBK), ohne deren Beteiligung der Umzug
nicht zu dem geworden wäre, was er heute ist. Die ersten
Motivwagen der HBK-Projektgruppe „Karnevalswagenbau“
fuhren im Umzug 1995 mit. Immer neue Prunk- und Motivwagen kamen Jahr für Jahr hinzu.
Als wir 2015 den Karnevalsumzug wegen einer Terrorwarnung absagen mussten, zeigte sich, wie tief der Karneval in allen Teilen unserer Stadtgesellschaft und in der Region verankert ist. Über die vermeintlichen Grenzen von
Religionen und Kulturen hinweg stiftet der Karneval Gemeinschaft. Deshalb freue ich mich bereits jetzt auf den
26. Februar 2017, wenn der Zug rollt und wieder Zehntausende aus Braunschweig, der Region, aus Niedersachsen
und zahlreichen anderen Bundesländern unsere Innenstadt bevölkern und unbeschwert feiern.
Allen, die bisher dazu beigetragen haben und weiterhin
beitragen, Braunschweig zu einer Hochburg des Karnevals
und den jährlichen „Schoduvel“ zu einem Aushängeschild
unserer Stadt zu machen, spreche ich meinen herzlichen
Dank aus. Das friedliche Miteinander beim Karneval ist
eines der „Herzstücke“ unserer weltoffenen Stadt – es
möge weiter wachsen und gedeihen!
Mit einem dreifachen „Brunswiek Helau“,
Ihr
Ulrich Markurth
Oberbürgermeister
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Zugmarschall Gerhard Baller über Neuigkeiten beim Schoduvel
„Wir holen immer wieder
verrückte Typen in den Zug“
»Helau
– wir tun
es allen kund: Der Schoduvel bleibt
frei und bunt!«: Das ist das Motto
des 39. Braunschweiger Karnevalsumzuges. Was gibt es Neues? Fünf Fragen an Zugmarschall Gerhard Baller.
Der 66-Jährige ist als Geschäftsführer
des Komitees Braunschweiger Karneval
zum fünften Mal zuständig für die Gesamtkoordination des Schoduvels.
Wer wird diesmal auf dem Zugmarschall-Wagen mitfahren?
Der Chef der Staatskanzlei, Dr. Jörg
Mielke, und die Oberbürgermeister
dann zum Schoduvel. Wir haben nun
sogar einen Wagen für sie gebaut, einen Hahnenkamm. Der ist 2016 zum
ersten Mal mitgefahren. Die Karnevalisten beider Städte sind seit langem
freundschaftlich verbunden.
2016 warfen vier hohe Vertreter der
Religionen bei Ihnen Seite an Seite
Süßigkeiten in die Menge. Nehmen
sie auch 2017 wieder teil?
Dr. Christoph Meyns, der Bischof der
Evangelisch-lutherischen Landeskirche
in Braunschweig, wird diesmal vom
Balkon des Altstadtrathauses aus zuschauen, zusammen mit der evangelischen Pröpstin Uta Hirschler und dem
Zugmarschall Gerhard Baller
mit seinen Pagen Nicole
Leinweber-Benning (li.) und
Sabine Heidrich (re.).
von Braunschweig und Hannover, Ulrich Markurth und Stefan Schostok.
Die beiden werden im nächsten Jahr
auch zum Kappentausch antreten – im
Rahmen eines festlichen Empfangs in
Hannover. Rivalitäten wie beim Fußball
gibt es beim Karneval in Niedersachsen
nicht. In der Landeshauptstadt findet
der Umzug ja schon am Samstag statt.
Da feiern oft auch hiesige Karnevalisten mit, in den vergangenen Jahren
zum Beispiel der Prinz. Am Sonntag
kommt das Hannoveraner Prinzenpaar
katholischen Propst Reinhard Heine. Er
wird sicher ein gefragter Interviewpartner sein, auch mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017. Vor 500 Jahren veröffentlichte Martin Luther seine
95 Thesen. Zu diesem Thema entsteht
gerade ein Motivwagen. Im Vorfeld haben der Künstler Mathias Rosenbusch
und ich lange mit dem persönlichen Referenten des Bischofs, Lennart Kruse,
und mit Uta Hirschler diskutiert, zum
Beispiel über Freiheitsbegriffe. Unser
Motto ist nun: Was ist von der Refor-
mation 2017 zu erwarten?
Was gibt es noch für neue Wagen?
In der letzten Session gab es zum ersten Mal eine CD mit potenziellen Karnevalshits aus der Region. Die Leser
der Braunschweiger Zeitung wählten
aus elf Teilnehmern ihren Favoriten.
Das Projekt von fünf Karnevalsfans
wird fortgesetzt. Der Gewinner fährt
künftig auf einem neu gebauten Musikwagen mit und wird für Livemusik
sorgen. 2017 ist das die „Braunschweig
Pension“. Die gewann das erste Voting
mit dem Song „Die fünfte Jahreszeit“.
Karnevalsmusik war bislang eher Begleitmusik im Zug. Wir möchten eigenes karnevalistisches Liedgut stärker
fördern. Songs, die viele mögen und
mitsingen, sind ja auch identitätsstiftend. Der Musikwagen wird sehr auffällig sein, edel-hochwertig mit viel
Glitzer. Neue Wagen entstehen auch
für das Kinderprinzenpaar der Stadt
und für den Bauern aus dem Dreigestirn. Und dann gibt es noch einige
Überraschungen.
Kommen wieder
internationale Gäste?
Wir holen immer wieder verrückte Typen in den Zug. 2016 gehörten die
Waggis aus dem Elsass und die Korenti-Masken aus Slowenien zu den
meistfotografierten Gruppen. Diesmal haben „Les Sanglier d’Arlon“ aus
Belgien zugesagt, eine große Gruppe in Wildschweinkostümen. Ich bin
aber auch sehr gespannt auf viele
neue Musikgruppen. Angemeldet hat
sich zum Beispiel der Deutsche Meister, der Fanfarenzug Lindau/Harz. Die
längste Strecke legt der Spielmannszug Schüttdamm-Isensee zurück. Der
kommt aus dem Landkreis Cuxhaven.
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5
Das Schoduvel-Sympathieband
sorgt seit letztem Jahr – neben anderen Vorteilen – auch für freien Eintritt bei der Zugparty in der
Stadthalle. Wie wurde das angenommen?
Die Party war voll und lebhaft. Wir haben bis 22 Uhr gefeiert. Danach war
dann eine sichere Rückfahrt gesichert.
Das Band dient ja am Zugtag auch
als Fahrschein in der gesamten Region. Wer Spaß auf der Zugparty hatte,
wird sich sicher auch über zwei neue
Feiergelegenheiten freuen. In diesem
Jahr bieten die Braunschweiger Karnevalisten erstmals auch eine Prinzenparty am 11.11. und eine Rosenmontagsparty im Gewölbekeller des Gewandhauses an. Die Karnevalisten hatten
den Wunsch, auch das Sessionsende zusammen in großer Runde zu feiern. Bislang gab es Treffen in den Vereinsheimen oder in Kneipen. Jetzt hoffen wir, dass die neuen öffentlichen
Partys gut ankommen.
Gerhard Baller über den geplanten Wagen zum Reformationsjubiläum: „Luther hat mit seinen 95 Thesen versucht, den Menschen in seiner
totalen Abhängigkeit von Kirche und
Staat zu befreien. Er hat gesagt: Jeder
hat einen eigenen, direkten Zugang zu
Gott und kann die – vor fast 500 Jahren übersetzte – Bibel nunmehr selbst
lesen. Wir brauchen keinen Mittler, der
Auf dem Wagen des Zugmarschalls 2016 (von links): Pagin Nicole Leinweber-Benning, Marina Jalowaja (Landesverband Jüdischer Gemeinden),
Hayri Aydin (Rat der Muslime in Braunschweig), Landtagspräsident Bernd
Busemann, Dr. Christoph Meyns (Evangelischer Landesbischof) und Norbert
Trelle (Katholischer Bischof von Hildesheim).
sich dazwischendrängt. Auf dem Wagen sieht man, wie die Menschen der
Gegenwart sich in Abhängigkeit befinden. Vor 500 Jahren war es die Angst
vor Tod und ewiger Verdammnis, mit
der der Ablasshandel betrieben wurde. Heute sind es andere Ängste, die
uns blockieren, z.B. Angst vor Krankheit, Armut und Verlust von Sicherheit. Luther schneidet die Strippen ab.
Die Marionette könnte jetzt frei agieren. Endlich frei für Toleranz, Gastfreundschaft, Weltoffenheit, Nächstenliebe und Narretei. Alles hochaktuelle Themen. Es geht um die Frage: Wofür bin ich frei? Was kann ich
nun tun? Und was muss ich eigentlich
auch tun? Freiheit heißt auch Verantwortung. Das kommt in unseren Moralvorstellungen oft viel zu kurz. Da
könnte auch die Kirche aktiver werden
und zum Beispiel von der Politik mehr
moralisches Handeln einfordern. Das
Thema ist die Freiheit eines Christenmenschen.“
Das bietet der Schoduvel 2017
Rund 250.000 Zuschauer werden
zum 39. Braunschweiger Karnevalsumzug erwartet, dem viertgrößten
Karnevalszug Deutschlands (nach
Köln, Düsseldorf und Mainz). Vier
Stunden lang wird der Schoduvel
am 26. Februar durch die Straßen
rollen. Gestaltet wird der Zug von
5000 aktiven Teilnehmern, darunter über 40 Musikzüge aus einem
Umkreis von bis zu 200 Kilometern. Mehr als 110 große Motivwagen sind zu sehen. 30 Tonnen Waffeln, Schokoriegel, Bolchen, Plüschtiere und anderes Spielzeug fliegen
in die Menge. Veranstalter ist das
Komitee Braunschweiger Karneval,
zu dem sich die drei Karnevalsgesellschaften der Stadt zusammengeschlossen haben. Los geht’s um
12.40 Uhr auf dem Europaplatz.
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Private Akteure
Gesichter im Karneval
Verkleiden:
Heikler Auftritt
Das machen sie in der Familie alle
gern. „Mein Bruder hat bei seiner
Heirat eine Zauberwaldhochzeit organisiert. Alle waren angehalten,
In den 80er Jahren ging Paul Herdegen (rechts) als Punk zum Karnevalsumzug. Das war etwas heikel.
Denn er arbeitete als Dozent in der
Erwachsenenbildung.
Im Auftrag von VW
lehrte er Führungsverhalten für Vorgesetzte. „Ein bisschen
herumzualbern, das
war nicht gern gesehen“, erinnert er sich.
„Am nächsten Tag riefen viele: Der Punker
kommt. Paul, der Punker.“ Karneval zu feiern, das wollte sich
der heute 70-Jährige
indes nicht entgehen
Verkleiden lassen. Sein Vater,
Oskar Herdegen, hatte oft bei der Karne-
als Zauberwesen zu kommen. Morgens um vier, bei Sonnenaufgang,
feierten wir auf einer Wiese. Überall Feen und Elfen“, erzählt Wibke Rabe (2. v. l.). Ihr Mann und
sie sind auch bei den Buckskinners
Otze. Der Verein ahmt das Leben
der nordamerikanischen Ureinwohner nach, von Indianern, Trappern
und Pionieren. Die Kleidung für
Treffen und Lager wird nach historischen Vorlagen gefertigt. Zum
Zug kommt die Familie seit langem
mit einer großen Gruppe. Alle kennen sich aus der Teestube in Sophiental. So liefen sie auch schon
mal als Teebeutel auf. Das jüngste
der drei Rabe-Kinder war beim letzten Schoduvel gerade einen Monat alt und erlebte ihn hängend
mit. Martha (5) und Karl (3) hingegen sind vom Geschehen so begeistert, dass sie es hin und wieder im
Wohnzimmer nachspielen: „Sie stehen dann da, mit Trommel und Tröte, Hut auf dem Kopf, und werfen
Gegenstände. Wir müssen sie aufsammeln und applaudieren.“
bisschen launig die Messe vorzubeten, da hatte ich Lust drauf.“ Beim
Schoduvel wollten nun nicht wenige
Zuschauer bei ihm die Beichte ablegen. „Einige Sünden habe ich vergeben“, lacht er. „Darauf haben wir
mit einem Schluck angestoßen. Ich
hatte einige Gläschen dabei.“
Soziale Lehrerin
Manuela Freiberg (vorn, Mitte) sammelt für ihre Schüler mit. „In den
Frühstückspausen verteile ich dann
Bonbons. Das Gefangene reicht bis
zum Herbst. Und dann sogar noch
für die Halloween-Kinder“, erzählt
die Lehrerin an der Grundschule
Volkmarode. Am Rosenmontag gibt
es immer einen kleinen Schul-Umzug durch die Siedlung. Der Rektor vorneweg, mit Karnevalsmusik
aus dem Auto. Dahinter 250
verkleidete Kinder. Die Eltern
stehen Spalier und werfen
Süßigkeiten. Seit einem Jahr sind
Manuela und Dietmar Freiberg nun
auch Mitglied in einem Karnevalsverein: bei der Fastnachtgesellschaft Abbenrode. „Da sind wir am
Mittwoch noch beim Heringsessen.
Das ist dann die dritte Feier.“ Den
Braunschweiger Karnevalsumzug
die 45-Jährige schon als
Heikler hat
Jugendliche erlebt. „Meine Oma in
Auftritt der Leonhardstraße sagte: ‚Kommt
val-Vereinigung der Rheinländer in der Bütt gestanden. Er hat ihn an den Spaß
herangeführt. „Mit 14 war
ich sogar mal Prinz Karneval beim katholischen Männergesangverein.“ 2016 war
er nun als Pater zu erleben,
mit Flachmann in der Bibel.
Die Rolle hatte er erstmals
bei der Silberhochzeit seiner Schwester gespielt. „Ich
wurde sehr streng katholisch erzogen und war auch
Messdiener. Jetzt mal ein
Soziale Lehrerin
8
doch mal vorbei.‘ Mit 14 sah ich
vom Balkon aus zu. Ab dem nächsten Jahr war ich mittendrin.“ Einige
Verkleidungen: Krokodil, Freiheitsstatue und Dschungelkönigin. Seit
fünf Jahren kommt ihre Freundin
Kerstin Hofmann aus Winsen an der
Aller zu Besuch. „Da gibt es keinen
Umzug. Sie reist extra zum Feiern
an.“ Auf dem Foto ist sie der Obelix.
Alte Schulfreunde
Wie verrückt sind diesmal die Verkleidungen? Das ist in jedem Jahr ein
spannender Moment. Andreas Marchardt (grünes Gesicht) und seine
Freunde sprechen sich nicht ab. Sie
verabreden sich nur: 12 Uhr, Lange
erwehr Lehndorf“, erzählt der Dreher. „Durch regelmäßige Aktionen halten wir Kontakt. Zu Pfingsten zelten wir immer in Räbke, mit
Wikingerschach und Federball. Früher haben wir auch gedartet. Inzwischen treffen wir uns monatlich bei
jemandem zu Hause.“ Der 45-Jährige wohnt heute mit Familie in Evessen. Zum Zug gehen sie zu viert mit
ihren Töchtern. Jährlich in anderen
Kostümen: „Ein paar Tage vorher
bastle ich was zurecht.“
Die mit den Buchstaben
ein Hackenporsche, der auch kostümiert ist. Ihr besonderes Kennzeichen sind Helau-Buchstaben: „Wir
hatten noch Stoff übrig. So sind die
entstanden. Die werden gehegt und
gepflegt.“ Eine aus der Gruppe ist
inzwischen nach Usedom gezogen.
„Wir schicken ihr halbfertige Teile
zu. Sie näht sie dann fertig. Für den
Zug nimmt sie sich extra Urlaub.
Wir planen auch über eine WhatsApp-Gruppe“, so Sebastian Elbracht.
Am Schoduvel gefällt ihm neben der
Ausgelassenheit auch die Familienfreundlichkeit: „Die Leute auf den
Wagen schauen oft genau, wo Kinder stehen. Letztes Mal haben sie
Buntstifte und Stofftiere gefangen.
Sie waren überwältigt und abends
todmüde.“
Pommes sind eigentlich im Bus
verboten. Für Sebastian Elbracht
(rechts), seine Familie und Freunde gab es beim Schoduvel
indes eine Ausnahme. „Wir
haben das Sympathieband genutzt
und kamen mit
dem ÖPNV“, erzählt der Wolfenbütteler, der
als Exportsachbearbeiter bei einem Spirituosenhersteller arbeitet. Die witzige
Gruppe näht ihre
Alte Schulfreunde
Kostüme schon
seit Jahren selbst.
Straße. Seit über 20 Jahren. „Wir Sie kamen bereits als Biestaben
sind alte Schulfreunde und kennen nen, Buschtänzer und
Die mit den Buch
uns auch von der Freiwilligen Feu- Spinnen. Immer mit dabei:
Helau?
Auch in der fünften
Jahreszeit kostengünstig
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Schoduvel mit Tretrollern
Schoduvel mit Tretautos
In Braunschweig-Bevenrode wird
der Schoduvel regelmäßig fortgesetzt. „Unsere Kinder sind immer
so begeistert, dass sie einige Tage
später mit Trettreckern durch die
Straße fahren und rufen“, erzählt
Michael Becker (Mitte). Der Feuerwehrmann feiert bereits seit 15 Jahren mit Familie und Freunden am
Hagenmarkt mit. „Inzwischen kommen da auch Bekannte vorbei, um
uns nach einem Jahr mal wiederzusehen.“ Den Ablauf des Tages beschreibt der 36-Jährige lakonisch:
„Wir fahren um halb zehn mit dem
Bus in die Stadt, essen nach dem
Zug noch etwas
und fahren mit
kaputten Kindern zurück.“
Das Fangen von
Süßigkeiten ist
für die Familie
eher Nebensache: „Uns geht
es um den Spaß.
Wir singen und
jubeln.“ In 2017
wird nun auch
die Jugendfeuerwehr Bevenrode dabei sein,
in einem Gruppenkostüm.
kamen schon als weiße Tiger, als
Teufel, Löwen und Krümelmonster –
mit bis zu 20 Personen. „Am Sonntag treffen wir uns morgens bei uns,
zwei schminken, und dann geht es
mit Sammeltaxis in die Stadt. Vorher fotografiert uns der Fahrer vor
dem Haus.“ Ihr Stammplatz ist inzwischen die Gördelingerstraße.
„Wir singen und tanzen. Manchmal laufen wir auch ein Stück mit.
In der Gruppe ist es immer spaßig.
Die Stimmung ist überhaupt super.
Alle sind freundlich und nett.“ Nach
dem Zug feiern sie noch eine Weile
in der Stadt weiter.
Seit 2009
im Gruppenkostüm
Im Januar sitzen sie
immer zusammen im
Keller. „Das ist ja im
Grunde ein toter Monat, da planen wir für
den Karnevalsumzug“,
erzählt Claudia (Mitte).
Die Organisation des
Gruppenkostüms nimmt
sie dann in die Hand.
Die Freunde aus Bechtsbüttel, Meine, Bensdorf,
Peine und Braunschweig
ppenkostüm
Seit 2009 im Gru
10
Internationale Kontakte: Wie wird anderswo gefeiert?
2017 kommen Wildschweine aus Belgien
D
er Schoduvel sieht diesmal irgendwie anders aus: Haben Sie
das auch im letzten Jahr gedacht? Für diese Irritation sorgte eine
von weither angereiste Gruppe: eine
Fußgruppe aus Ptuj, der ältesten Stadt
in Slowenien. Behangen mit Zottelfellen und Kuhglocken, lief sie beim Zug
2016 mit. Mit ihrem Läuten vertrieb sie
den Winter und lockte den Frühling
an. Schon verblüffend: Auf dem Balkan
wird in einer Tradition gefeiert, die der
alpenländischen und alemannischen
Fastnacht gleicht. Die Korenti-Masken
ähneln dem Schoduvel. Fest zum dortigen Zug gehören zudem Lanzenträger, Ackermänner, Pferdehirsche, ein
Bär, Feen, Küken und ein Prinz, dem
die Stadtgewalt übergeben wird. Einen großen Unterschied gibt es allerdings: Gefeiert wird das
Karnevalse-
vent, das Kurentovanje, ganze
elf Tage lang.
Die Braunschweiger Karnevalisten sind sehr daran interessiert, internationale Gäste zum Schoduvel einzuladen
und das Brauchtum anderer Länder kennenzulernen. So war 2016
auch eine Gruppe aus dem Elsass zu Gast: Die Waggis gewannnen gleich
den Preis als beste Fußgruppe.
Der internationale Austausch begann 1998. Da
knüpften die hiesigen
Karnevalisten Kontakte nach Puschkin, einem Vorort von St. Petersburg.
Dort wird im Frühsommer gefeiert, bei
bis zu 35 Grad. Der Karneval musste zunächst gegen erhebliche Bedenken der russischen Ordnungsverwaltung durchgesetzt werden. Nur zögerlich war man bereit, der Bevölkerung diesen Freiraum zu gewähren.
Mit Hilfe auswärtiger Delegationen –
darunter auch die Braunschweiger –
gelang schließlich 1999 die vollständige
öffentliche Anerkennung. Einige Male
haben St. Petersburger
Karnevalisten auch am
Braunschweiger Umzug
teilgenommen. 1999,
bei der Premiere, wurde extra ein Motivwagen für sie gestaltet,
in Anmutung des Katharinenpalastes.
Seitdem wurden
viele weitere internationale Kontakte geknüpft.
Der Austausch
wird vor allem
über die FECC gepflegt, die Föderation
europäischer Karnevalsstädte. Jährlich gibt eine internationale Konferenz
Einblick, wie unterschiedlich Karneval gefeiert wird. Braunschweiger Delegationen waren zum Beispiel schon
auf der Insel Bol in Kroatien, in Limassol auf Zypern und auf der Insel Gozo
nordwestlich von Malta.
Die Jahresversammlung 2017 der gesamten internationalen FECC wird im
Mai 2017 in Maltas Hauptstadt Valletta
stattfinden. Zuvor treffen sich die Mitglieder der Sektion Deutschland vom
10. bis zum 12. März in Braunschweig!
Mal sehen, was dort für spannende
Kontakte entstehen. Beim Schoduvel
2017 können sich die Zuschauer diesmal auf Besuch aus Belgien freuen: auf
Les Sangliers d’Arlon – rund 30 Personen, verkleidet als Wildschweine.