- Albrecht-Bengel-Haus

No.184: Oktober – Dezember 2016
GELD
:„Macht euch Freunde mit dem
ungerechten Mammon!“
: Schätze im Himmel
: Haushalten mit Gottes guten Gaben
:Recht und Gerechtigkeit
statt rauschende Lieder
: Macht Geld glücklich?
: Darf man als Christ reich sein?
:„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist,
und Gott, was Gottes ist!“
:Weiser Umgang mit Arbeit, Geld und Karriere.
Entdeckungen im Buch der Sprüche
:Christus als Lösegeld –
wer zahlt hier eigentlich an wen?
TO
THEOLOGISCHE
ORIENTIERUNG
EDITORIAL
www.jumiko-stuttgart.de
(Um) GOTTES
Willen: gehorchen!
Liebe Freunde des Albrecht-Bengel-Hauses,
Über 24 Veranstaltungen mit Ulrich Parzany,
Winrich Scheffbuch, Dr. Volker Gäckle, Heinz
Spindler, Stefan Kiene, Dr. Carsten Polanz u.v.m.
ich schreibe Ihnen heute das erste
Mal als neuer Rektor des ABH und
grüße Sie herzlich: Sie, die Leserinnen
und Leser der Theologischen Orientierung. Es freut mich, dass Sie unsere TO
in Händen halten. Ich wünsche Ihnen
viel Freude und Gewinn beim Lesen.
„Von Geld spricht man nicht.“ Mit
diesem Grundsatz sind viele von uns
aufgewachsen. Wir vermeiden, vom
eigenen Vermögen zu sprechen, vom
eigenen Gehalt, von unseren fälligen
Monatsraten, von unseren Geldanlagen. Wenigstens sprechen wir nicht
mit jedermann davon. Von unserem
Geld zu reden – das berührt uns unangenehm. Wenn andere von ihrem Geld
reden, ist uns das ebenfalls peinlich.
Auch als Christen reden wir kaum
von unserem Geld. Geld gehört,
neben Sex und Macht, zu den großen
Gesprächs-Tabus der christlichen
Gemeinde. Ich erinnere mich an
einen Männerabend in einer Kirchengemeinde, an dem der Journalist
Andreas Malessa zum Thema referiert hat. Es war kaum möglich, an
den Tischen ein lockeres Gespräch zu
führen. Geld, noch dazu unser eigenes
– das ließ uns stumm werden.
Nun haben wir mit diesem Heft
eine TO herausgegeben, in der wir
über viele Seiten fast nichts anderes
tun, als von Geld zu reden. Allerdings
muss ich eines sofort zugeben: Auch
von uns ABH-Autoren redet keiner von
24. JUGENDKONFERENZ
für Weltmission
8. JANUAR 2017
ICS Messe Stuttgart
19
Darf man als Christ reich sein?
BIBLISCHE BESINNUNG
8
„Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!“
(Lk. 16,9) Warum wir auch in Geldfragen vertrauen müssen
D r. P a u l M u r d o c h
24
28
Christus als Lösegeld – wer zahlt hier eigentlich an wen?
D r. C l e m e n s H ä g e l e
Der zufriedene Fischer.
Eine Anekdote von Heinrich Böll
THEM A: GELD
AUS DEM ALBRECHT- BENGEL- HAUS
10
3Editorial
4
ABH-Gemeindeakademie. Neue Seminare und Studientage
6
Ein Bibelwort, das mir viel bedeutet: Psalm 118,28
Andrea Baur
7
Isso. Evangelistische Hochschultage an der Universität Tübingen
Lena Brugger
16 Programm TurmTreff am 21. Januar 2017
26 Mitten im Leben. Bengel in Kirche, Schule und Mission.
Heute im Interview:
E h e p a a r P f r. F r a n k u n d P f r ’ i n P e t r a W e s e m a n n
aus Wendeburg und Har vesse
27 Aufgelesen. Lesefrüchte und Buchempfehlungen aus dem ABH
29Anzeigen
31 Überweisungsträger und Informationen zu den Sanierungen
32 Herzliche Einladung ins Albrecht-Bengel-Haus...
...zum Theater im ABH „Der zerbrochene Krug“ (6.-9. Jan. 2017)
...zum Bengel-Café
...zum TurmTreff am 21. Januar 2017
12
15
18
19
21
22
Schätze im Himmel
C h r i s t i n a To n n i e r
Haushalten mit Gottes guten Gaben.
Als Christ mit Geld umgehen
D r. P a u l M u r d o c h
Recht und Gerechtigkeit statt rauschende Lieder.
Der Prophet Amos und seine Mahnung zur Weitherzigkeit
D r. U w e R e c h b e r g e r
Macht Geld glücklich?
D r. C l e m e n s H ä g e l e
Darf man als Christ reich sein?
Warum Jesus (nicht) wie Robin Hood ist
D r. R o u v e n G e n z
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was
Gottes ist!“
C h r i s t i n a To n n i e r
Weiser Umgang mit Arbeit, Geld und Karriere.
Entdeckungen im Buch der Sprüche
D r. U w e R e c h b e r g e r
seinem Gehalt, seiner Miete, seinem
Bausparkredit etc. Auch wir sprechen
nicht von unserem Geld. Aber, und
deswegen gibt es dieses Heft, die Bibel
tut es. Ich denke wirklich nicht, dass
wir mehr über unser Geld sprechen
sollten. Aber wir sollten mehr hören,
wenn uns Gott auf das Thema Geld
und Besitz anspricht. Und die Bibel
spricht uns auffallend häufig auf unser
Geld an und deshalb wollen wir in dieser TO hören, was sie uns zum Thema
zu sagen hat.
Viele Beiträge sind schlicht Bibelauslegungen. Das Alte Testament
hat Wichtiges zu unserem Geld zu
sagen, etwa in den Sprüchen. Jesus
wusste, wie stark uns der Umgang mit
unserem Geld prägt und wie schwer
es ist, einen rechten Umgang mit
dem Mammon zu pflegen. Und auch
Paulus hat sich über Armut und Reichtum in seinen Gemeinden Gedanken
gemacht.
Vielleicht kann diese TO dazu beitragen, dass unser Geld kein christliches
Gesprächs-Tabu mehr bleibt, dass
wir zumindest mit Gott darüber ins
Gespräch eintreten.
Mit herzlichem Gruße,
Ihr
IMPRESSUM
Herausgegeben von Dr. Clemens Hägele im Auftrag des Vereins
Fotos: malerapaso/istockphoto, abh/istockphoto.com
Albrecht-Bengel-Haus e.V.
Autorinnen- und Autorenportraits sowie alle anderen Fotos,
Redaktion: Dr. Uwe Rechberger
wo nichts anderes angegeben ist: privat.
Ludwig-Krapf-Str. 5, 72072 Tübingen
Telefon 07071/7005-0 Fax 07071/7005-40
Die Theologische Orientierung des Albrecht-Bengel-Hauses
E-Mail: [email protected]
erscheint vierteljährlich. Nachdruck – auch auszugsweise –
Internet: www.bengelhaus.de
nur mit Einwilligung der jeweiligen Autoren und des
Dr. Clemens Hägele
Rektor
Herausgebers.
Layout und Satz: Agentur Krauss GmbH, Herrenberg
Der Bezug ist mit keinen Verpflichtungen verbunden.
Druck: Zaiser, Nagold
Wir freuen uns über jede Spende: Albrecht-Bengel-Haus e.V.
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Evangelische Bank
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T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
BIC: GENODEF1EK1
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KURSE.
AUF DIE NEUEN
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ABH GEMEINDE
AKADEMIE
Dozent: Dr. Paul Murdoch
Wintersemester 2017/18
Zeit: 10 Abende; jeweils dienstags um 20.00 – 21.30 Uhr
Beginn: Dienstag, 17. Oktober 2017 um 20.00 Uhr
„GUT ZU WISSEN“
DIE ABH GEMEINDEAKADEMIE
Biblische Lehre. Theologische Orientierung. Praktische Kompetenz.
SEMINARE
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KÖNNE NOCH DAZUK
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1)Die biblische Urgeschichte
(1.Mose 1-11)
Faszinierende Einsichten über Gott und
die Welt, den Menschen und das Leben
Dozent: Dr. Uwe Rechberger
Wintersemester 2016/17
Zeit: 10 Abende; jeweils dienstags um 20.00 – 21.30 Uhr
Beginn: Dienstag, 18. Oktober 2016 um 20.00 Uhr
Die biblische Urgeschichte zählt nicht nur zu den herausragenden literarischen Werken der Menschheit. Ihre
Erzählungen erschließen uns eine biblische Sicht auf Gott
und die Welt, den Menschen und das Leben. Im Seminar
wird die biblische Urgeschichte ausgelegt, und zugleich
werden ihre Hauptthemen entfaltet: die Welt als Schöpfung, der Mensch als Gottes Ebenbild, die Beziehung von
Mann und Frau, Sünde, Tod, zwischenmenschliche Konflikte, Gericht und Rettung, Hybris und Zerstreuung der
Menschheit u.a. Darüber hinaus werfen wir auch einen
vergleichenden Blick in Texte des antiken Vorderen Orients und ihre Darstellung der Weltschöpfung.
Spannende Entdeckungen sind garantiert.
4
3) Der Galaterbrief – Ein Kompendium
der paulinischen Botschaft
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
Dozent: Dr. Rouven Genz
Sommersemester 2017
Zeit: 10 Abende; jeweils dienstags um 20.00 – 21.30 Uhr
Beginn: Dienstag, 25. April 2017 um 20.00 Uhr
Warum beten wir eigentlich? Und zu wem genau:
zu Gott-Vater, zu Jesus und auch zum Heiligen Geist?
Wie können wir überhaupt beten, und welche Schwierigkeiten gibt es dabei? Werden Gebete wirklich immer
erhört? In diesem Seminar bedenken wir Texte aus dem
Neuen Testament und sehen, was uns Jesus zum Gebet
gesagt hat, wie er Gebet gelebt hat, und welche Aspekte
uns Paulus und die anderen neutestamentlichen Schriftsteller wichtig machen – in der Hoffnung, dass dies unser
Gebetsleben prägt und verändert.
1) Lobpreis und Anbetung
Dozent: Dr. Rouven Genz
Termin: Samstag, 4. Februar 2017; 10.00 – 16.00 Uhr
Der Galaterbrief ist die Botschaft des Apostels Paulus in
Kompaktform. Sowohl der Kern seines Evangeliums als
auch interessante und wichtige Einzelheiten seiner Biografie kommen hier zur Sprache. Der klassische Aufbau
der Paulusbriefe lässt sich schön am Galaterbrief darstellen. Auch die paulinische Ethik kommt hier in komprimierter Form zur Geltung. Wohl darum ist neben Luthers
Kommentar zum Römerbrief sein Kommentar zum Galaterbrief eines der einflussreichsten Werke des Reformators. Eine lohnende Beschäftigung für das Lutherjahr!
Die christliche Gemeinde ist seit jeher eine singende
Gemeinde. In den letzten Jahren hat sich „Lobpreis“ allerdings zum Schlagwort entwickelt, und ein Zweitgottesdienst mit Band ist fast schon ein Muss. Wie ist Lobpreis
aber theologisch einzuordnen? Welchen Stellenwert
hat Anbetung in der Bibel? Welche Theologie kommt in
unseren Liedern zum Ausdruck, und welche sind besonders wertvoll? Und was ist ganz praktisch zu beachten,
wenn man „Lobpreis“ anleitet? Ein Tag für alle, denen
dieses Thema wichtig ist, und die wissen wollen, was sie tun.
4) Theologen, die Geschichte machten
2) Von Jesus zu Paulus
Wie ein großer Schriftgelehrter das
Evangelium von Jesus weitergab
Dozent: Dr. Clemens Hägele
Sommersemester 2018
Zeit: 10 Abende; jeweils dienstags um 20.00 – 21.30 Uhr
Beginn: Dienstag, 17. April 2018 um 20.00 Uhr
Im Laufe der Kirchengeschichte gab es Theologen, deren
enormer Einfluss bis heute anhält. Sie prägen, oft unbewusst, unser Glauben und Denken. Person und Werk
von zehn solcher Theologen sollen an diesen Abenden
dargestellt werden. Der Schwerpunkt liegt auf Theologen
des Protestantismus. Was war ihre Wirkung? Was dürfen
wir von ihnen lernen? Was lässt uns vielleicht auch ratlos
zurückbleiben?
OrtAlbrecht-Bengel-Haus
Ludwig-Krapf-Str. 5, 72072 Tübingen
Anfahrtsskizze: www.bengelhaus.de
Kosten
• Einzelne Seminare: 75,- Euro
• Einzelne Studientage: 30,- Euro
(inkl. Mittagessen und Kaffee)
2) Das Gebet im Neuen Testament
STUDIENTAGE
Anmeldung Zu den jeweiligen Veranstaltungen bitten
wir um eine Anmeldung vorab
(per Post, telefonisch oder per E-Mail).
Telefon: 07071/7005-0
Email: [email protected]
Die Teilnahme wird mit einem
Zertifikat
Fortbildungszertifikat bescheinigt.
FÜR SIE VOR ORT:
Gerne kommen wir auch zu Ihnen
in die Gemeinde: Bibelwochen,
Mitarbeiterseminare, Themenabende,
Kirchengemeinderatsfortbildungen, u.a.
Tel. 07071/7005-0
[email protected] | www.bengelhaus.de
Dozent: Dr. Paul Murdoch
Termin: Samstag, 8. Juli 2017; 10.00 – 16.00 Uhr
Wie stehen die vier Evangelien und die 13 Briefe des Apostels Paulus in Beziehung zueinander? Bei diesem eintägigen Seminar wollen wir die Zusammenhänge zwischen
den Evangelien und den Paulusbriefen aufspüren und
untersuchen. Was auf den ersten Blick an der Oberfläche
unterschiedlich zu sein scheint, hat eine gemeinsame
Basis. Wir wollen untersuchen, wie die prinzipielle Verkündigung Jesu für die Praxis im Alltag eines Christen durch
den jüdischen Schriftgelehrten Paulus umgesetzt wurde.
3) Hiob
Dozent: Dr. Uwe Rechberger
Termin: Samstag, 18. November 2017; 10.00 – 16.00 Uhr
Warum lässt Gott das zu? Warum muss der Gerechte
leiden? Woher kommt das Böse? Was hat es mit dem
Satan auf sich? Ist Leiden die Strafe für Sünde? Wie sieht
gelungene Seelsorge aus, und was geht gar nicht? Was
hilft angesichts von unverständlichen Leiderfahrungen
weiter? Wie kann ich hinter manchem Dunkel Gottes
Größe und Liebe wieder erkennen? Fragen über Fragen.
Hiob fordert uns heraus!
4) Was ist die Heilige Schrift?
Dozent: Dr. Clemens Hägele
Termin: Samstag, 28. April 2018; 10.00 – 16.00 Uhr
Die Bibel ist „Regel und Richtschnur“ der christlichen
Lehre. So steht es in den Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen. Aber warum kommt dieses Amt ausgerechnet diesem Buch zu und keinem anderen?
Was macht die Bibel zur Heiligen Schrift?
Und wie sollen wir sie dementsprechend gebrauchen?
Um solche grundlegenden Fragen soll es an diesem
Studientag gehen.
5
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH
ZUM BESTANDENEN EXAMEN
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DR. C
DES ABH
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EINGESETZT
Im Sommersemester haben das Examen bestanden (von links):
Anna-Lena Beck, Philipp und Stefanie Gurski, Jan-Dominik Toepper,
Esther Hanussek (nicht auf dem Bild: Annalena Kukofka).
Am 16. Oktober wurde Dr. Clemens Hägele als Rektor
des ABH eingesetzt. Wir wünschen ihm Gottes Segen für
seine neue Aufgabe.
ihnen für
Wir freuen uns mit unseren Studierenden und wünschen
er sie zum
dem
mit
,
ihren weiteren Weg Gottes Führung und Segen
Segen für viele setzen möge.
GEMEINSAMER
START INS
NEUE SEMES TER
ISSO. EVANGELISTISCHE HOCHSC
HULTAGE
AN DER UNIVERSITÄT TÜBINGEN
Schon im Herbst 2015 startete die Vorbereitung für
die Hochschultage im Sommer 2016 – mehr als 1000
E-Mails, 500 Stunden Planung, 150 Mitarbeiter und dann
1000 Besucher an den vier Tagen vom 6. bis zum 9. Juni.
Vier Tage geprägt von der einen Begegnung, die in uns
alles verändert, und dem, der durch seine Begegnung
verändern möchte. Dafür sollten die Hochschultage
einen Raum schaffen, dass unsere Kommilitonen Gott
begegnen können und es sichtbar wird: Gott verändert
Tübingen. Schon in der Woche vor den Hochschultagen erfreuten viele Bengel mit ihrer Musik die Tübinger
Innenstadt. An den Nachmittagen der vier Tage konnte
man im Hochschultage-Café Waffeln essen, Eiscafé
trinken und chillen. Und abends fanden dann Vorträge
statt: „Gott ungezähmt“ war das Thema von Johannes
Hartl und „Cheesus, wir stellen euch den Meister vor“ das
von Christina Brudereck. Matthias Clausen sprach über
den christlichen Glauben und seine unglaubwürdigen
Vertreter. Am letzten Abend erzählten vier Studenten
aus ihrem bewegten Leben mit Gott. Umrahmt war das
Ganze von einem genialen Programm mit der TuschBand, einer Dreier-WG und Moderatoren, die uns in die
christlichen Klischees einführten.
Mich hat es beeindruckt, wie wir Bengel, SMDler und
Campusis (zwei andere christliche Stundentengruppen)
an dem einen Projekt zusammenarbeiteten und es
einfach rund lief. Viele neue Menschen durften wir
kennenlernen. Und vor allem war es kostbar, wie Gott uns
begegnet ist und wie er gewirkt hat. Wir konnten zwei
Abende im Top10, einem Tübinger Club, sein. Mich hat
es gefreut zu sehen, wie die Angestellten dort gespannt
zuschauten und das Evangelium hörten. Nach den Vorträgen standen meist Zuhörer vorne bei den Referenten,
neben ihren Sitznachbarn oder denen, die sie mitbrachten,
und redeten darüber, warum eine Begegnung mit Gott
alles verändert, ob es überhaupt wünschenswert ist und
wie jetzt eigentlich diese Veränderung stattfinden kann.
Gott ist groß und genial. Er verändert uns und andere
durch die Begegnung mit ihm. Darauf dürfen wir vertrauen und hoffen; ja, wir dürfen es wissen. ISSO.
EIN BIBELWORT, DAS MIR VIEL BEDEUTET
Mitglieder aus dem ABH-Vorstand, -Ausschuss und -Mitarbeiterteam teilen mit uns einen für sie besonders kostbaren Bibelvers.
„DU BIST MEIN GOTT, UND ICH DANKE DIR;
MEIN GOTT, ICH WILL DICH PREISEN.“
Lena Bru gger
Stu denti n
Psalm 118,28
Dieser Vers begleitet mich seit meiner Konfirmation. Ehrlich
gesagt war ich über die Auswahl durch meinen Konfirmator
zunächst enttäuscht. Ich hatte mir ein Wort des Zuspruchs
erhofft. Über die Jahre ist mir der Satz des Psalmisten aber
zur Ermutigung und zum eigenen Bekenntnis geworden.
Gott ist nicht irgendein Gott, er ist mein Gott. Das war er
nicht irgendwann oder wird es vielleicht einmal sein: Er
ist mein Gott – gestern, heute und morgen. Wenn ich in
meinem Leben zurückschaue, geht es mir wie dem Psalmisten. Der dreieinige Gott ist durch alle Höhen und Tiefen
mit mir gegangen. Dankbarkeit erfüllt mich – gegenüber
Menschen und Gott, dem Schöpfer und Vollender meines
6
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
Lebens. Auch die fast fünfzigjährige Wirkungsgeschichte
unseres ABH ist ein Grund zu danken und Gott zu preisen.
Was für ein Privileg, junge Menschen auf dem Weg ihrer
Berufung zu begleiten und sie fit für ihre Aufgaben in
Gemeinde und Schule zu machen. Mein Konfirmationsspruch ist mir wichtiger denn je geworden.
Andrea Baur
M i t gli e d i m Vo rs t a n d d e s A B H
7
Biblische Besinnung
IN 10 WORTEN: Mammon, Geld, Betrug,
Vertrauen, Fürsorge, Nachfolge, Treue,
Untreue, Abhängigkeit, Freiheit
„MACHT EUCH FREUNDE MIT
DEM UNGERECHTEN MAMMON!“
Das Problem, dass wir mit dem Geld haben, ist,
dass wir uns davon abhängig machen lassen.
Wo wir das tun, sind wir wirklich arm!
Warum wir auch in Geldfragen vertrauen müssen
Lesedauer
5 – 10 min
Christen leben anders. Das gilt auch für den Umgang
mit Geld. Nachfolge erstreckt sich auf den monetären
Bereich. Den Unterschied spricht Jesus in seinem Gleichnis
vom ungerechten Mammon an. Es gibt wohl kein Gleichnis, das mehr missverstanden wurde als dieses.
„Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der
wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen
Besitz. Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre
ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung;
denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. Der Verwalter
sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt
mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich
zu betteln. Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in
ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn,
einen jeden für sich, und fragte den ersten: Wie viel bist du
meinem Herrn schuldig? Er sprach: Hundert Eimer Öl. Und
er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin
und schreib flugs fünfzig. Danach fragte er den zweiten:
Du aber, wie viel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Sack
Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein
und schreib achtzig. Und der Herr lobte den ungetreuen
Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Kinder
dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder
des Lichts. Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem
ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie
euch aufnehmen in die ewigen Hütten. Wer im Geringsten
treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten
ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr
nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer
wird euch das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr mit
dem fremden Gut nicht treu seid, wer wird euch geben, was
euer ist? Kein Knecht kann zwei Herren dienen; entweder er
wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird
an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt
nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Lukas 16,1-13)
Manche Ausleger machen veritable Kopfstände bei
ihren Versuchen, dem Handeln des ungerechten Verwalters eine positive Bedeutung abzuringen. Dabei macht
auch hier der Ton die Musik: Jesus hat eindeutig einen
beißenden, sarkastischen Ton. Der ungerechte Mammon
und seine Besitzer haben eben keine ewigen Hütten, in
welche sie ihre Komplizen aufnehmen könnten. Das ist
die Pointe der Geschichte. Was Menschen dieser Welt
für schlau halten, ist am Ende gar nicht klug. Der VWAbgasskandal ist einmal wieder ein aktueller Beleg. Betrug
zahlt sich nicht aus, und wenn er noch so genial wäre. Wir
können unsere Sicherheit nicht erschwindeln.
Aber auch sonst können wir nicht rein wirtschaftliche
Kriterien für die Reich-Gottes-Arbeit zugrunde legen. Das
Reich Gottes ist nur im geistlichen Sinne ein „profitables
Geschäft“. Die Urgemeinde in Jerusalem hat ihr ganzes
Vermögen für die Schulung der ersten Generation der
Christen aufgebraucht. Erst nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. erschien das logisch. Zunächst war
es schlicht notwendig gewesen.
In der Theorie wollen wir frei sein
– aber nicht vom Geld!
Wenn es um Geld geht, denken wir oft: Das Geld gehört
zum „Weltlichen“, nicht zum „Geistlichen“ im Leben. Folglich wenden wir weltliche Prinzipien bei der Verwaltung
unseres Geldes an. Aber so wenig sich Nachfolge vom
Werktag ausschließen und auf den Sonntag reduzieren
lässt, so wenig lässt sich unser Umgang mit Geld und den
weltlichen Gütern von der Nachfolge Jesu trennen. Jesus
macht hier deutlich, dass Treue oder Untreue im Blick auf
den Umgang mit dem Geld Rückschlüsse darüber zulassen, wie verantwortungsvoll wir mit allem Anderen umgehen, was Gott uns in seiner Gnade überlässt. Er schließt
sein Gleichnis mit dem lapidaren Satz: „Ihr könnt nicht
zwei Herren dienen… Ihr könnt nicht Gott dienen und
dem Mammon“. Was heißt das? Jesus erläutert das mit
seinem Gleichnis vom reichen Kornbauern. Wer sein Vertrauen in Reichtum setzt, meint für sich selber sorgen zu
können. Er will sich von Gott und seiner Fürsorge unabhängig machen. Dabei macht Jesus seinen Jüngern klar:
Kerkez/istockphoto
LUKAS 16,9
Wenn der himmlische Vater für die Vögel des Himmels
sorgen kann, die weder säen noch ernten, dann kann und
wird er auch für seine Kinder sorgen. Das Problem, das
wir mit dem Geld haben, ist, dass wir uns davon abhängig
machen lassen. Wo wir das tun, sind wir wirklich arm!
Wie oft bekunden wir unsere Armut dadurch, dass wir
unsere Sicherheit über unser Bankkonto definieren. Das
stimmt für Personen, Institutionen, Werke, Gemeinden
und Kirchen gleichermaßen.
In der Theorie wollen wir frei sein – aber nicht vom Geld!
Wer sich aber ein Kind Gottes nennt, dem das ganze All
gehört und dessen Erben wir sind, müsste sich auch nach
der Freiheit der Kinder Gottes in diesem Bereich sehnen.
Wenn es ums Geld geht, besonders um das vermeintlich
fehlende, hört unser Glaube und unser Vertrauen ganz
schnell auf. Da wird es nämlich ernst! Schließlich gibt
es Ausgaben... Wie ernst nehmen wir, dass Gott – und
nicht das Geld – regiert? Wer auf Gott vertrauen will, wer
Jesus nachfolgen will, wer Gott dienen will, der muss auch
darauf vertrauen, dass Gott für ihn sorgen wird. Wo wir
dem Herrn dienen, und zwar in allen Bereichen unseres
Lebens, da wird er auch für uns sorgen!
Der Herr ist gut und sieht in Gnaden an /
den armen Dienst der Knechte, die ihn lieben. /
Er gibt mehr Lohn, als man erwarten kann; /
kein kühler Trunk ist unvergolten blieben: /
er gibt dafür die ganze Segensflut. /
Der Herr ist gut.
(Johann Jakob Rambach 1727)
Wo wir dem Herrn dienen, und zwar
in allen Bereichen unseres Lebens,
da wird er auch für uns sorgen!
Wir können nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon
dienen. Unser Vertrauen können wir nur in den einen oder
den anderen setzen.
Sind wir Gefangene unseres Wohlstands und unseres
Reichtums? Wenn wir begreifen würden, was wahrer
Reichtum ist, nämlich so viel zu haben, dass wir es mit
anderen teilen können, werden wir mehr von der Freiheit
der Kinder Gottes erleben. Noch nie waren wir so reich
wie heute. Trotzdem finden wir es immer schwieriger, die
Reich-Gottes-Arbeit mit unseren Spenden zu finanzieren.
Kürzlich gab ein deutsches Missionswerk in seinem Mitteilungsblatt bekannt, dass es einige Stellen streichen muss.
Die Spenden reichen nicht mehr. Auch bei uns im ABH
soll eine Studienleiter-Stelle vorerst nicht wieder besetzt
werden. Zwar wachsen die Spenden, wofür wir unendlich
dankbar sind, aber die Ausgaben wachsen eben auch...
Aber: Auch wir im ABH wollen vertrauen!
Dr. Paul Murdoch
Stu di enlei ter
8
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
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Chalabala/istockphoto
SCHÄTZE IM HIMMEL
Lesedauer
5 – 10 min
Dinge verlieren ihren Wert. Wer nach Jahren seinen PKW
verkauft, bekommt nur noch einen Bruchteil des Neupreises. Ein Notebook hält maximal ein Studium durch,
bis es veraltet ist. Auch die Lieblingsjeans ist irgendwann
so abgetragen, dass sie ersetzt werden muss. Jeder hat es
schon bei seinen kleineren oder größeren Schätzen, bei
dem, was ihm „lieb und teuer“ ist, erlebt: Dinge verlieren
ihren Wert. Und nicht nur das: Auch Geld kann seinen
Wert verlieren.
Für jemanden, der investieren, der für später vorsorgen
und sich Sicherheit schaffen möchte, ist das ein Problem.
Und dass momentan Goldanlagen als „wertbeständig“
beworben werden, kann auch nur darüber hinwegtäuschen, dass aller Besitz am Ende wertlos ist. Denn das
letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen.
In der Bergpredigt, in Matthäus 6,19-21, gibt Jesus einen
völlig anderen – und auch noch sicheren – Anlagetipp:
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie
die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel,
wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe
nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da
ist auch dein Herz.“
Auch Jesus macht hier zunächst darauf aufmerksam,
dass die Schätze, die wir auf der Erde sammeln können,
vergänglich sind. Da gibt es nichts, was bleibt. Motten
fressen die kostbaren Kleider und der Rost greift Metalle
an. Metalle waren so etwas wie die Wertpapiere, das Vermögen der damaligen Welt. Dazu kommt: Es gibt Diebe,
die einbrechen und stehlen. In Palästina konnten Diebe
bei den Häusern aus Lehm die Wände durchgraben – wie
man den Ausdruck für „einbrechen“ auch übersetzen
kann – und so an die Schatztruhe herankommen. Irdische
Jesus kennt unser Streben
danach, dass unser Leben
ertragreich ist.
10
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
Schätze sind also alles andere als sicher. Dem stellt Jesus
Schätze im Himmel gegenüber. Dabei handelt es sich um
Schätze, die beständig sind, die von nichts und niemandem auf dieser Welt genommen oder angegriffen werden
können. Allerdings sagt er an dieser Stelle nichts darüber, was sich hinter den „Schätzen im Himmel“ verbirgt,
wie wir sie sammeln können oder welche „Währung“ sie
haben.
Im Neuen Testament ist noch an anderen Stellen von
einem Schatz die Rede, von Gold, Silber und Edelsteinen.
Mithilfe dieser Stellen kann das Bild vom Schatz im Himmel weiter entschlüsselt werden.
In Matthäus 13,44 macht Jesus in einem Gleichnis deutlich: Das Himmelreich ist wie ein Schatz, den wir voller
Freude entdecken und heben dürfen: „Das Himmelreich
gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch
fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.“
Hier vergleicht Jesus die Entdeckung des Reiches Gottes
mit dem Finden eines Schatzes. Wer also erkennt, dass
Jesus der von Gott Gesandte, der Messias, ist, mit dessen
Kommen Gottes Reich anbricht;
wer erfährt, dass durch ihn Gefangene frei, Blinde sehend
und Zerschlagene aufgerichtet werden;
wer glaubt, dass sich in ihm die Liebe Gottes offenbart;
wer weiß, dass er in ihm ewiges Leben hat und
wer darauf sein Leben baut,
der hat einen Schatz im Himmel - einen Schatz, der nicht
an Wert verlieren und der einem durch nichts genommen
werden kann.
Für den Mann im Gleichnis wie auch für uns bleibt die
Entdeckung dieses Schatzes jedoch nicht folgenlos: Es
ändert sich, wohinein wir (uns) investieren und was wir
tun. Dies führt uns zum zweiten Gedanken, der im Neuen
Testament im Zusammenhang mit Schätzen auftaucht:
In 1.Korinther 3,12f verwendet Paulus das Bild von Gold,
Silber und Edelsteinen auch für die Taten von uns Christen, und zwar für die Taten, die am Ende Bestand haben.
Der Schatz im Himmel wird also nicht nur entdeckt, sondern man kann durchaus auch Dinge von großem und
unvergänglichem Wert tun. Dabei geht es nicht darum,
Jesus will, dass wir den Schatz
entdecken, ein sinnvolles Leben
zu führen, das von Gott und seiner
Sache bestimmt ist.
IN 10 WORTEN: Wert, vergänglich, Schatz,
beständig, entdecken und tun, nicht folgenlos,
Herz, Orientierung, ertragreich, das bleibt
dass wir uns den Himmel verdienen könnten, sondern
darum, dass wir unserem Glauben entsprechend leben
und unsere Überzeugungen auch unser Handeln leiten,
und wir so diese Welt mitprägen.
Wer beispielsweise anderer Lasten trägt;
wer Fremde aufnimmt, mit Hungrigen sein Brot teilt und
Gefangene besucht;
wer Böses mit Gutem überwindet;
wer jederzeit Zeugnis gibt von dem Grund der Hoffnung,
die ihn erfüllt,
oder wer zum Beispiel Gott alles im Gebet bringt,
der tut Dinge von bleibendem und unvergleichlichem Wert.
Auch Jesus selbst macht in der Bergpredigt auf den
Zusammenhang aufmerksam, dass unser Schatz Auswirkungen auf unser Denken und Handeln hat. Er sagt:
„Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Matthäus
6,21). Uns leuchtet das nicht sofort ein, weil das Herz für
uns der Sitz der Emotionen ist. Im biblischen Denken
ist das Herz aber das Personzentrum, es ist der Ort der
Überzeugungen, des Planens und des Denkens. Wohin
sich das Herz orientiert, das wird zur Orientierung des
ganzen Menschen. Ein Mensch, der den Schatz im Himmel entdeckt hat und dort investieren will, der ist auch
als ganzer Mensch dabei: Seine Gedanken, seine Pläne
und sein Handeln werden sich um Gott und seine Sache
drehen. Er wird also Dinge von beständigem Wert tun.
Andersherum können aber die Gedanken und das Tun
von Menschen, die ihre Schätze auf der Erde sammeln
wollen, an den Besitz gebunden sein – und das macht
sie gleichzeitig unfrei gegenüber anderem. Ihr Denken
Dinge verlieren ihren Wert.
wird darum kreisen, wie sie ihren Besitz hier erhalten und
vermehren können, und damit um etwas, das ihnen nicht
bleiben wird.
Interessanterweise rät Jesus nicht grundsätzlich davon
ab, Schätze zu sammeln.
Er scheint unsere Sammelleidenschaft zu kennen und
unser Streben danach, dass unser Leben ertragreich ist.
Aber weil unser Leben, unser Denken und Handeln von
dem bestimmt ist, wo unser Schatz ist, fordert er uns dazu
heraus, nicht in vergängliche Schätze zu investieren und
davon eingenommen zu sein. Er möchte vielmehr, dass
wir den Schatz entdecken, ein sinnvolles Leben zu führen, das von Gott und seiner Sache bestimmt ist. Er will
unserem Leben und unserem Investieren die richtige
Ausrichtung geben. Wir dürfen uns reich wissen ihn ihm
und uns dahinein investieren, dass auch andere diesen
Reichtum entdecken und durch uns beschenkt werden.
Und das bleibt.
Christina Tonnier
Stu di ena ssi s tenti n
11
HAUSHALTEN
MIT GOTTES GUTEN GABEN
iprogressman/istockphoto
Als Christ mit Geld umgehen
IN 10 WORTEN: Geld, Gut, Reichtum, Opfer,
Spende, Zehnte, Kirchensteuer, Planen,
Verzicht, Haushalterschaft
DIE LIEBE ZUM GELD IST DIE WURZEL ALLEN ÜBELS
Lesedauer
10 – 15 min
Gott braucht unser Geld nicht – wie auch sonst kein
Opfer von uns (Psalm 50,9ff) – aber er hat beschlossen, es
zu ge-brauchen. Nicht Geld an sich ist schlecht, sondern
was es unter Umständen mit uns macht, ist gefährlich.
Einer der großen Investmentbanker von der Wall Street
hat einmal gesagt: „Man könnte darüber streiten, ob
die Liebe zum Geld die Wurzel allen Übels ist. Unstrittig
aber ist, dass der langjährige Umgang mit viel Geld einen
pervertiert und verdirbt.“ Paulus schreibt seinem jungen
Mitarbeiter Timotheus: „Geldgier ist eine Wurzel alles Übels;
danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt
und machen sich selbst viel Schmerzen“ (1.Timotheus 6,10).
SEGEN UND FLUCH
Was für ein Segen ist das, dass wir im Wohlstand leben
können! Er ist aber auch der größte Fluch unserer Tage.
Es hat den Anschein, dass wir, je mehr Geld wir haben, je
weniger dazu bereit sind, uns davon zu trennen. Hat es
die Witwe im Tempel nicht leichter gehabt, sich von ihrem
Scherflein zu trennen, als wir von unseren Tausenden auf
dem Bankkonto? Was wollte sie denn auch noch mit ihrem
Scherflein anstellen? Damit kann man kein neues Auto
und keine neue Küche kaufen, und auch keinen Urlaub
machen.
Am anderen Ende der Skala wird es schon wieder einfacher: Ein Milliardär, der mehrere Milliarden für die AIDSForschung spendet, weiß immer noch nicht, wie er die
restlichen Milliarden ausgeben soll. So stellen Spendenforscher fest, dass gerade in der niedrigsten und in der
höchsten Einkommensklasse am meisten gespendet wird,
12
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
und zwar prozentual etwa gleich viel vom verfügbaren
Einkommen, nämlich im Durchschnitt um die 2%. Die
Spender mit mittlerem Einkommen spenden vergleichsweise wenig, nämlich 0,7 Prozent ihres verfügbaren Einkommens. Von den 35% der Menschen in Deutschland, die
mindestens einmal im Jahr spenden, werden durchschnittlich knapp 130 Euro pro Kopf und Jahr gespendet. Die
meisten unterstützen dabei mehr als eine Organisation,
ein Viertel sogar mehr als vier.
Der erste Bischof der anglikanischen Kirche von Liverpool J.C. Ryle (1880-1900) hat einmal gesagt: „Ich bin
sicher, dass nichts so sehr dazu neigt, das Glaubensfeuer
zu löschen, wie der Besitz von Geld.“ Das liegt daran, dass
Glauben Vertrauen heißt. Wer viel Geld besitzt, neigt dazu,
sein Vertrauen in sein Geld und nicht in Gott zu setzen.
Sowohl Individuen als auch Glaubenswerke leben davon,
dass sie täglich in der Abhängigkeit von Gott und seiner
Fürsorge leben. Werke, die aus Fonds oder Stiftungen
leben, verlieren leicht ihren Glaubenseifer. Die Autoren
Peter Greer und Chris Horst, die beiden obersten Führungskräfte von HOPE International, haben in der Ziel-
Es geht doch nicht darum, wie
viel Geld ich Gott gebe, sondern
darum, wie viel von Gottes Geld
ich für mich behalte!
Wirklich reich zu sein heißt,
so viel zu haben, dass ich nicht
alles für mich behalten muss!
setzung verschiedenster Werke und Institutionen mit
ihrem Buch Mission Drift eine grundlegende Studie zu den
Verschiebungen vorgelegt. Darin haben sie gezeigt, dass
zu viel Geld, das heißt zu viel Unabhängigkeit von Gott,
Glaubenswerke von ihrem ursprünglichen Ziel abbringt.
Nur die ständige Rückbesinnung auf den Auftrag und das
vollständige Ausgeben bzw. Weiterleiten der anvertrauten
Spenden und sonstiger Gelder kann davor schützen. Es
wird bei Privatpersonen nicht viel anders sein. Geld kann
Segen, aber auch Fluch sein.
REICHTUM IST RELATIV
Im Vergleich zum Handwerker in Pakistan, der mit seinem Tageslohn allein kaum für die Grundbedürfnisse
an Essen, Kleidung und Herberge seiner Familie sorgen
kann, sind wir alle reich – auch der Rentner, der Hartz IVEmpfänger oder der Flüchtling in der Sammelunterkunft.
Wir reden hier vom Reichtum im herkömmlichen Sinne,
so wie Jesus bei seiner Begegnung mit dem reichen Jüngling davon spricht. Am Ende heißt es: „Als aber Jesus sah,
dass er traurig geworden war, sprach er: Wie schwer kommen
die Reichen in das Reich Gottes! Denn es ist leichter, dass
ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in
das Reich Gottes komme“ (Lukas 18,21ff). Wie auch immer
dieses Bild verstanden wird, bleibt die Intention gleich:
Nur durch ein Wunder Gottes kann das geschehen! Und
was für ein Wunder ist das? Dass der Mensch nicht an
seinem Reichtum hängen bleibt, sondern an Gottes Gnade
und Erbarmen.
Auch unter uns gibt es Menschen, die nicht an ihrem
Geld kleben und durch Gottes Gnade bereit werden, dieses mit anderen zu teilen. Missionswerke, diakonische
Initiativen, evangelistische Projekte, Jugendarbeit in den
Gemeinden – all das und vieles mehr wird so finanziert!
Auch unser ABH! Wie dankbar sind wir doch für diese
„Reichen“, die von der Gnade und dem Erbarmen leben
und mit uns teilen! Der Löwenanteil unserer Spendeneinnahmen setzt sich übrigens aus Kleinspenden zusammen.
Auch das ist Ausdruck von Reichtum. Was für ein Segen
sind Sie mit Ihren Spenden – dass Sie mit uns teilen! Herzlichen Dank!
Wirklich reich zu sein heißt, so viel zu haben, dass ich
nicht alles für mich behalten muss! Axel Kühner erzählt
die Geschichte von einer Witwe und Mutter dreier Töchter,
die über Monate hinweg Tag für Tag begeistert Verzicht
übte, um für ein spezielles Opfer für Bedürftige zu sparen.
13
IN 10 WORTEN: sich in die Tasche lügen, frommer Selbstanspruch,
Lobpreisgottesdienste, Alltagsrelevanz, Selbstbereicherung,
Schuldknechtschaft, Heilsgeschichte, rückgängig, Gerechtigkeit,
gemeinschaftsgemäßes Verhalten
HAUSHALTEN MIT GOT TES GUTEN GABEN
Gute Haushalterschaft mit den Gaben Gottes heißt, unseren
Lebensstil so anzupassen, dass wir mit anderen teilen können.
Am Ende hatten sie sich 70 Dollar für eine anonym gehaltene, arme Familie in ihrer Gemeinde vom Mund abgespart, damit auch sie das kommende Fest feiern konnten.
Wie reich und glücklich fühlten sie sich, als sie das Geld am
Opfersonntag in die Kollekte legten. Nicht wenig verdutzt
waren sie, als ihr Pastor ihnen später am Tag ein Kuvert
mit 80 Dollar überreichte – „ein doch recht ansehnliches
Opfer der Gemeinde für Sie als bedürftige Familie!“ Sie
hatten beschlossen, das Geld nicht für sich zu behalten.
Sie wollten sich nicht arm fühlen. Sie wollten es genießen,
so reich zu sein, dass sie in der Lage waren, siebenmal so
viel wie die ganze Gemeinde zu opfern.
Gott weiß, dass wir Mittel und Güter brauchen. Er weiß,
was wir brauchen. Er hat deswegen auch dafür gesorgt,
dass wir durch unsere Arbeit unser täglich Brot verdienen
können. Und darüber hinaus beschenkt er uns über Bitten
und Verstehen. Das Ziel dabei ist es, von ihm abhängig
zu bleiben. Paulus schreibt einer Gemeinde: „Jeder arbeite
und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er
dem Bedürftigen abgeben kann“ (Epheser 4,28b). „Das
nötige Gut“ sollen wir durch redliche Arbeit haben. Wir
sollen es aber auch teilen.
GEBEN IST SELIGER ALS NEHMEN
Geld und Gut für andere zu haben: Das macht wirklich
glücklich und dankbar. Es ist, wie bei so vielem, eine Einstellungssache. Gehört mein Geld mir oder bin ich nur
Verwalter der Güter, die Gott mir anvertraut hat? Der
Industrielle LeTourneau hat immer wieder gesagt: „Es geht
doch nicht darum, wie viel Geld ich Gott gebe, sondern
darum, wie viel von Gottes Geld ich für mich behalte!“ Er
ließ 90% seiner Millionen an Einkünften in eine Stiftung
fließen, die missionarische, mildtätige und evangelistische
Zwecke förderte.
DER ZEHNTE UND DIE ERSTLINGSGABE
Wie viel sollte ich geben? 90% ist eine krasse Ausnahme. Das kann nur jemand, der zehnmal so viel hat,
als er zum Leben braucht. Im alten Bund gab es die Regel,
den zehnten Teil der Ernte oder des Einkommens Gott zu
weihen und für seine Arbeit als Erstlingsgabe zu geben.
Der zehnte Teil von allem, was Gott uns gibt, gehört ihm
als Anerkennung dessen, dass er uns mit allem, was wir
brauchen, versorgt. Wenn wir abwarten, wie viel Geld für
uns „übrig“ bleibt, um dann davon ein Teil Gottes Reich
zu widmen, werden es eben immer nur Reste sein, die
Gott von uns bekommt; nicht das, was ihm zusteht. Der
biblische „Zehnte“ ist eine gute Orientierung. Den Zehn-
14
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
ten vorweg zu spenden hat einen besonderen Segen.
Wenn am Ende des Monats oder Jahres noch etwas
übrig bleibt, können wir immer noch eine „freiwillige
Gabe“ geben. Es hat mich bewegt zu sehen, wie mein
Vater, der immer am Anfang des Monats den Zehnten per
Dauerauftrag überwies, nach Weihnachten die Missionsblätter und seinen Bankauszug auf dem Bett ausbreitete
und kniend darüber betete, wohin er das von seiner Rente
übrig gebliebene Geld spenden solle.
Bill Hybels, Hauptpastor der Willow Creek-Megagemeinde bei Chicago, empfiehlt 10% spenden, 10% sparen
und 80% für die Ausgaben zu verwenden. Über die Prozentsätze kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber
es ist auf jeden Fall sinnvoll, diese Posten fest einzuplanen
und seine Ausgaben danach zu richten. Gute Haushalterschaft mit den Gaben Gottes heißt, unseren Lebensstil so
anzupassen, dass wir mit anderen teilen können. Das hat
etwas mit Verzicht zu tun. Wenn ich Abstriche mache,
mich bescheide und mich mit weniger zufrieden gebe,
habe ich mehr zu geben.
Weltweit sind die Kirchen Deutschlands und Skandinaviens die große Ausnahme darin, dass sie sich über ein
Steuermodell finanzieren. Ansonsten finanzieren sich die
Kirchen auf der ganzen Welt durch Opfer und Spenden.
In den meisten wird das Prinzip des „Zehnten“ als Vorbild
gelehrt. Warum ist das bei uns in Vergessenheit geraten?
Weil ca. 8% der Einkommenssteuer als Kirchensteuer ausreichen? Bei den schrumpfenden Mitgliederzahlen ist allen
klar, dass das Steuermodell künftig nicht ausreichen wird,
das kirchliche Leben im gegenwärtigen Stil zu erhalten.
Manche sehen das mit Sorge an. Andere sehen darin
eine Chance zu mehr Beteiligung der kirchlichen Basis.
Ein kluger bayerischer Pfarrer sieht darin sogar einen notwendigen Schritt zur Rettung der Landeskirche (Jochen
Teufel, Rettet die Kirche! Schafft die Kirchensteuer ab!,
Basel 2015).
Die Bibel redet von gesetzlich geregelten Opfern, aber
auch von „freiwilligen Gaben“! Wir müssen nicht; wir
dürfen! Wir dürfen mit unseren Opfern und Gaben Reich
Gottes gestalten!
Dr. Paul Murdoch
St ud i e n le i te r
RECHT UND
GERECHTIGKEIT STATT
RAUSCHENDE LIEDER
Der Prophet Amos und seine Mahnung
zur Weitherzigkeit
Er findet deutliche Worte: der
Prophet Amos – im 8. Jh. v.Chr. in
Israel und bis heute für uns. Seine
Botschaft, Israels Ignoranz und die
daraus resultierenden Konsequenzen
– gesellschaftlicher Zusammenbruch
und feindliche Eroberung durch die
Babylonier als Ausdruck von Gottes
Gericht – sollten uns zu denken
geben. Amos zerreißt es, wenn er
sieht, wie Menschen mit Menschen
und mit Gott umgehen – und sich
dabei noch in die Tasche lügen,
fromm zu sein.
RAUSCHENDER LOBPREIS OHNE
ALLTAGSRELEVANZ
Amos’ Kritik trifft keine verweltlichte Gesellschaft, sondern Menschen
mit einem frommen Selbstanspruch:
„Tu weg von mir“ – lässt Gott ihn ausrichten – „das Geplärr (wörtlich „das
Rauschen“) deiner Lieder; denn ich
kann dein Harfenspiel nicht hören“
(Amos 5,23). Es lag nicht daran, dass
die Lobpreisband schräg gespielt hat,
nein, es waren rauschende Lieder und
herrliche Lobpreisgottesdienste, die
Gott nicht ertragen hat. Weshalb?
Weil jene Gottesdienste keine Alltagsrelevanz mehr hatten. Statt Gott
und den Nächsten liebte man nur sich
selbst, sah in Gott den Erfüllungsgehilfen zum eigenen Wohlergehen und
in den Mitmenschen nur Potential zur
Selbstbereicherung.
RADIKALE KRITIK
Konkret prangerte Amos eine korrupte Rechtspflege an (Amos 5,7.10.12;
6,12), Profitstreben, Handelsbetrug
(8,5f), zu hohe Pachtabgaben (5,11),
sexuelle Ausschweifung, ein Verfall
des Familienethos (2,7), Reichtum
(3,10f.15; 5,11; 6,4) und Luxus (4,1; 6,1).
Das Hauptproblem dabei: Zuerst
mussten Menschen, die durch unterschiedlichste Schädigung zahlungsunfähig wurden, ihren Besitz veräußern –
ihre Äcker und ihr Vieh, womit sie ihre
Einnahmequelle verloren und damit
jede Möglichkeit, aus der Schuldenfalle herauszukommen. Dann kam die
ganze Familie in Schuldknechtschaft.
Diese Tragödie war eine menschliche,
eine gesellschaftliche und schließlich
ein mehrfacher „Schlag ins Gesicht“
Gottes.
FEHLENDE WEITHERZIGKEIT
WÜRDE OHNE GOTTES EINGREIFEN SEINE HEILSGESCHICHTE
RÜCKGÄNGIG MACHEN
Gott führte Israel aus der ägyptischen Sklaverei in das Land Israel.
Dort pflanzte er – so Jesaja 5,1-7 –
sein Volk wie einen Weinberg ein
und wartete wie ein Weinbergbe-
Mit einer egoistischen und
unbarmherzigen Haltung war Israel
im Begriff, nicht nur Gottes Landgabe,
sondern seine Heilsgeschichte
rückgängig zu machen.
sitzer auf gute Früchte, eben auf
Recht und Gerechtigkeit. Doch vergeblich. Israel „verkehrte das Recht
in Wermut und stieß Gerechtigkeit
zu Boden“ (Amos 5,7ff). Das Problem
war vielschichtig: Wurde einem Menschen sein Land genommen, verlor
er Gottes ihm anvertrautes Erbland.
Gottes Erbland für sein ganzes Volk
konzentrierte sich bald gegen sein
Gebot (3.Mose 25; Ruth 4; Jeremia
32; 1.Könige 21) bei wenigen Reichen
(Jesaja 5,8ff). Gleichzeitig verlor ein
Mensch mit dem Eintritt in ein Abhängigkeitsverhältnis seine Stellung als
freier, rechts- und kultfähiger Bürger.
Jeder Leibabhängige bedeutete eine
Reduzierung der Bürgerschaft Israels,
womit langfristig Israels Existenz als
Volk Gottes auf dem Spiel stand.
Mit einer egoistischen und unbarmherzigen Haltung war Israel im Begriff,
nicht nur Gottes Landgabe, sondern
seine Heilsgeschichte rückgängig zu
machen.
Deshalb sandte Gott Propheten
wie Amos und griff schließlich mit
der babylonischen Eroberung Judas
so massiv ein – um der Unterdrückten
willen und um einer Fortschreibung
seiner Heilsgeschichte willen mit
Israel und mit der ganzen Welt.
Lesedauer
5 – 10 min
GERECHTIGKEIT MEINT
„GEMEINSCHAFTSGEMÄSSES
VERHALTEN“
Heute ist unsere Gerechtigkeit
gefragt, unser „gemeinschaftsgemäßes Verhalten“. Im Glauben an
Jesus Christus schenkt uns Gott „die
Gerechtigkeit, die vor ihm Bestand
hat“ (Römer 3,21f). So beschenkt sollen wir den Armen und Notleidenden
in unserer Gesellschaft mit einem
gemeinschaftsgemäßen Verhalten zu
ihrem Recht in dieser Welt verhelfen.
Dr. Uwe Rechberger
Studie nl e ite r
15
ilbusca/istockphoto
SEMINARE (11.00/14.00 Uhr)
• „Es geht auch ohne Pfarrer“?
Vom Priestertum aller Gläubigen
Dr. Rouven Genz
2017
[ˈtaʋə ˈpaʋə], die: Turm-Kraft; geballte Ladung Bengel –
Studenten in Aktion: faszinierende Atmosphäre,
inspirierende Anregungen, kreative Akzente
• Glaube und Furcht
Dr. Clemens Hägele
UNSERE GÄSTE:
• Reformation heute
Dr. Paul Murdoch
Du, Deine Freunde, Dein Jugendkreis, Deine Mitschüler,
Deine Studienkollegen ...
• Erwählung – zwischen Vorherbestimmung,
unfreiem Willen und dem Ruf zum Glauben
Dr. Uwe Rechberger
Samstag, 21. Januar 2017
• Glaube und Wissen
Prof. Dr. Rainer Riesner
Herzliche Einladung, mit uns das Geschenk
des Glaubens neu zu entdecken!
• Glaube und Zweifel
Christina Tonnier
• Ich glaub schon ...
Entdeckungen im Glaubensbekenntnis
Matthias Braun
Programm für alle Generationen
9.30
Auftakt und
Hauptreferat
Glaube 2017.
Biblische Entdeckungen, reformatorische Einsichten,
aktuelle Herausforderungen
Dr. Uwe Rechberger
12.00 Mittagspause
Essen und Begegnung
13.00
Bengelhaus 2017
Die humorvolle Studenten-„Stond“
14.00
Seminare
15.00 Kaffeepause
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Mehr Infos auf unter
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#SchonwiederReformation?
#WasjucktmichLuther?
#Wasglaubeicheigentlich?
#BinicheinRevolutionär?
#Wofürsteheichein?
#IchWeltverändern?
18.30 Uhr
Empfang mit (Im)Biss
19.30 Uhr Seminare
20.30 Uhr Nachtgottesdienst
Danach engel-Lounge mit Cocktails
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Bengel erzählen: „Mit Gott erlebt“
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KOMMEN. HOREN. ERLEBEN.
Aktuelle Infos:
Unsere Adresse:
Ludwig-Krapf-Str. 5
72072 Tübingen
Tel 07071 7005 0
E-Mail [email protected]
www.bengelhaus.de
facebook.com/albrechtbengelhaus
17
5 – 10 min
MACHT GELD
GLÜCKLICH?
Als ich nach dem Studium das erste mal regelmäßig
Geld aufs Konto bekam – als „wissenschaftliche Hilfskraft“
nicht üppig, aber genügend – da hatte ich das Gefühl, dass
mein Geld zumindest andere glücklich macht. Auf einmal
entdeckten mich Zeitungsabonnementverkäufer, Versicherungsvertreter, Telefonanbieter usw. Und da ich sicher
bin, dass sie sich letztlich nicht wirklich für meine Person,
meine Telefongewohnheiten oder meine Zeitungslektüre
interessierten, muss es wohl mein Geld gewesen sein, das
sie wollten, das sie also irgendwie glücklich machen sollte,
wenn nicht mehr ich, sondern sie es haben.
Also, macht Geld glücklich? Macht viel Geld sehr glücklich? Macht sehr viel Geld überglücklich? Wir sind nicht die
ersten, die diese Fragen stellen. Es gab wissenschaftliche
Untersuchungen zu Lottogewinnern, es gab mindestens
einen „Glückskongress“, auf dem der Zusammenhang von
Geld und Glücklich-Sein untersucht wurde. Und, zuerst
einmal: Ja, Geld macht glücklich. Denn ein Mensch ist in
der Regel glücklicher, oder wenigstens weniger traurig,
wenn ihm sein Geld manchen Ärger erspart, dem sein
finanzschwacher Nachbar hilflos ausgesetzt ist: ein
kaputtes Auto (oder gar keins), ein undichtes Dach, eine
winzige Wohnung usw. Mit Geld stehe ich besser da, auf
jeden Fall glücklicher als ohne. Wie ist es aber z.B. bei
einem Lottogewinn, wenn ich also plötzlich einen Haufen
Geld habe? Sie ahnen es schon: Man kann das so genau
nicht sagen, es kommt eben darauf an. Auf was aber
kommt es an?
Die Hirnforschung lehrt, dass uns, neben guten zwischenmenschlichen Beziehungen, verdiente Belohnungen
glücklich machen. Und genau das scheint das Problem des
unglücklichen Lottogewinners zu sein: Sein Lottogewinn
ist eben nichts, was er sich verdient hätte. Er ist auch keine
Belohnung für etwas. Er ist ihm einfach zugefallen, weil er
Die Bibel fragt, wie
viel an Besitz meiner
Gottesbeziehung keinen
Schaden zufügt.
seine Kreuze zufällig an der richtigen Stelle auf den Lottoschein gemalt hat. Bei einem Lottogewinn fehlen also
schon die hirnphysiologischen Voraussetzungen für dauerhaftes Glück. Weiter hat der Lottogewinner das Problem,
dass sein Hirn stets auf Neues aus ist. Das Glücksempfinden über sein teures neues Auto weicht irgendwann der
Langeweile und das Glücksgefühl schwächt ab.
Die Bibel stellt die Frage nach dem Geld und dem Glück
anders. Sie fragt, wie viel an Besitz meiner Gottesbeziehung keinen Schaden zufügt. Agur bittet im Buch der
Sprüche, genug zu haben, nicht mehr und nicht weniger. So will er von Gott abhängig bleiben: „Armut und
Reichtum gib mir nicht; lass mich aber mein Teil Speise
dahinnehmen, das du mir beschieden hast. Ich könnte
sonst, wenn ich zu satt würde, verleugnen und sagen:
Wer ist der Herr? Oder wenn ich zu arm würde, könnte
ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen“ (Sprüche 30,8f).
Ridvan çelik/istockphoto
Dr. Clemens Hägele
Re k to r
18
IN 10 WORTEN: Reichtum, Armut, soziale
Gerechtigkeit, Vorrat, Geben, Abhängigkeit,
Hilfe, Wohlstand, Wohlstandsevangelium,
Großzügigkeit
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
DARF MAN
ALS CHRIST
REICH SEIN?
DeanDrobot/istockphoto
Eva Katalin Kondoros/istockphoto
Lesedauer
IN 10 WORTEN:
Glück, Geld, Lottogewinn, arm, reich,
traurig, Belohnung, verdient, genug,
Gottesbeziehung
Warum Jesus (nicht)
wie Robin Hood ist
Seit Jahrhunderten fasziniert er:
der Mann aus Sherwood Forest. Sein
Umgang mit Pfeil und Bogen ist
legendär. Er lebt nicht nur abenteuerlich mit seinen Männern im Wald,
sondern als enteigneter englischer
Adelsmann steht er vor allem für
eines: Er nimmt von den Reichen
und gibt den Armen. Robin Hood,
ein Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit – so die Legende, die im Lauf
der Zeit nicht nur weiterentwickelt
wurde, sondern auch viele Nachahmer gefunden hat.
Schlägt man das Neue Testament
auf, klingt es ganz nach Robin Hood,
was Jesus zum Thema verlauten lässt.
Auf freiem Feld ruft er den Leuten
zu: „Selig seid ihr Armen, denn das
Reich Gottes ist euer...“. Aber dagegen: „Weh euch Reichen! Denn ihr
habt euren Trost schon gehabt“
(Lukas 6,20.24). Kommt man als reicher Mann zu ihm, schleudert Jesus
einem entgegen: „Verkaufe alles, was
du hast, und gib’s den Armen, so wirst
du einen Schatz im Himmel haben“.
Seinen Männern erklärt er dabei: „Es
ist leichter, dass ein Kamel durch ein
Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher
in das Reich Gottes komme“ (Lukas
18,18-27).
Ist Jesus wie Robin Hood? Darf
ich als Christ reich sein oder nicht?
Für diese Frage sind zwei Perspektiven hilfreich: 1. Was bedeutet reich
sein für mich? 2. Was bedeutet mein
Reichtum für andere?
REICH SEIN – FÜR MICH
Jesus tritt mit einer klaren Botschaft
auf: Er ist gekommen, „zu verkündigen das Evangelium den Armen“
(Lukas 4,18). Und es geschieht:
„Blinde sehen, Lahme gehen, Aus-
sätzige werden rein, Taube hören,
Tote stehen auf – und Armen wird
das Evangelium gepredigt“ (Lukas
7,22). Gute Botschaft für die Armen
– das ist seine Überschrift bzw. seine
Unterschrift. Alle, die mehr haben,
als sie täglich brauchen, schlucken
jetzt vielleicht. Den Armen, nicht den
Reichen gilt das Evangelium! Damit
sind aber nicht nur die materiell und
monetär Armen gemeint. Jesus meint
damit umfassend den Menschen, der
in allem angewiesen ist auf Gott. Wir
Menschen sind hilfsbedürftig und
abhängig von dem, der uns das Leben
schenkt. Wir sind von uns aus arm vor
Gott und haben nichts vorzuweisen.
Darüber kann ein volles Konto nicht
hinwegtäuschen. Im Gegenteil: Es
kann mich daran hindern, meine
Abhängigkeit von Gott zu erkennen.
Lesedauer
5 – 10 min
Wofür häufe ich etwas an?
Wer will ich dadurch sein?
19
REICH SEIN – FÜR ANDERE
An anderer Stelle erzählt Jesus
von einem reichen Mann, der sich in
feinstes Gewand kleidet und alle Tage
herrlich und in Freuden lebt. So weit,
so gut. Wie beim reichen Kornbauer.
Eines kommt aber dazu: Vor der Tür
liegt der arme Lazarus, der „begehrte
sich zu sättigen mit dem, was von des
Reichen Tisch fiel“. Für den Reichen
bleibt er aber offenbar außen vor.
Als beide gestorben sind, bekommt
der reiche Mann zu hören: „Gedenke,
dass du dein Gutes empfangen hast
in deinem Leben, Lazarus dagegen
Ich habe, um zu geben.
Und wenn ich mehr habe,
habe ich mehr zu geben.
20
Stand 2016 besitzt laut der Hilfsorganisation Oxfam 1% der Weltbevölkerung mehr als 50% des weltweiten
Wohlstandes. Die 85 reichsten Menschen der Erde haben genauso viel
wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, also rund 3,5 Milliarden
Menschen. Das sind untragbare Verhältnisse. Mir fällt es jedoch schwer,
gegen „die Reichen“ pauschal zu
schimpfen. Reich ist nicht automatisch negativ. Die erste Erwähnung
von Reichtum in der Bibel betrifft
Abraham, den Gott wie so manch
anderen in Israels Geschichte reichlich segnet (1.Mose 13,2). Man denke
auch an die wohlhabenden Frauen,
die Jesus und seine Männer versorgt
haben (Lukas 8,3).
Gottes Reich fängt also auch mit
meinem Reichtum an. Ich habe, um
zu geben. Und wenn ich mehr habe,
habe ich mehr zu geben. Es geht nicht
um ein Wohlstandsevangelium nach
dem Motto „Wenn ich gebe, wird mir
umso mehr gegeben“. Mein Besitz ist
letztlich von Gott geliehen, damit ich
dadurch diese Welt in seinem Sinne
mitgestalte, gerade auch vor meiner
Tür. Was haben andere von dem, was
Gott mir anvertraut?
ZWISCHEN ARM UND REICH
Halten wir fest: 1. Reichtum ist ein
Geschenk. Wer mehr als genug hat,
erlebt zeichenhaft die Fülle Gottes.
Dadurch kann aber auch der Blick
auf Gott verstellt werden.
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
Dr. Rouven Genz
St u d i e n a s s i s tent
„Ist’s recht, dass man dem Kaiser Steuern zahlt, oder nicht?“
(Markus 12,14). In Israel war das eine brisante Frage: Das
Land war besetzt und unterdrückt von den Römern,
deren Kaiser Steuern einzog. Auf ihren Münzen prangten das Bild des Kaisers Tiberius und unter anderem die
Aufschrift „Pontifex Maximus“ – „Höchster Priester“. Eine
Aussage, die für Gottes Volk unerträglich war. Steuern
zu zahlen wirkte wie die Unterstützung der Besatzungsmacht, die Gottes Willen missachtete. Dementsprechend
planten einige den politischen Umsturz. Sie wollten sich
mit Gewalt von der Herrschaft der Römer befreien und
weigerten sich, Steuern abzuführen. Andere wiederum
setzten auf Abwarten und Anpassen und zahlten.
„Ist’s recht, dass man dem Kaiser Steuern zahlt, oder
nicht?“ – mit dieser Frage forderten Pharisäer und Herodianer auch Jesus zu einem politisch-religiösen Bekenntnis heraus. Und sie stellten ihm damit eine Fangfrage.
Mit seiner Antwort – egal ob ja oder nein – konnte er
sich nur Feinde machen. Entweder wurde er theologisch
angreifbar, wenn er mit seiner Antwort den Anspruch der
römischen Besatzer unterstützte, oder er stand als politischer Aufrührer da und konnte so überführt werden.
Doch Jesus wählte keine dieser Alternativen, sondern
wies mit seiner Reaktion auf etwas ganz Grundsätzliches
hin: Er ließ sich zunächst eine Münze mit dem Bild des
Kaisers zeigen und beschreiben und gab dann seine Antwort: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was
Gottes ist!“ (Markus 12,16). Mit dieser Aufforderung wird
deutlich: Worauf jemandes Bild prangt, darauf hat derjenige Anspruch – doch nicht nur die Münze des Kaisers
trägt jemandes Bild! So wie auf der Münze das Kaiserbild
eingeprägt ist, sind wir als Menschen Ebenbild Gottes!
In jeder Hinsicht – und nicht
nur bei der Steuerfrage – sind
wir dazu herausgefordert,
unser Leben in Gemeinschaft
mit ihm und in Verantwortung
vor ihm zu führen
so
mp
Th o
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2. Gott steht nicht nur auf der
Seite der geistlich Armen, sondern
auch der finanziell Armen. Dies soll
ich durch mein Verhalten widerspiegeln, wenn ich Mittel zur Verfügung
habe. Dadurch erinnere ich die Welt
an einen großzügigen Gott und dafür
ist es nicht falsch, reich zu sein.
3. Letztlich geht es Gott tatsächlich
darum, dass wir reich werden – durch
Jesus: „Ihr kennt die Gnade unseres
Herrn Jesus Christus: Obwohl er reich
ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich
würdet“ – reich an wahrem Leben, an
Glaube, Hoffnung, Liebe (2.Korinther
8,9). Wo ich mehr habe, als ich brauche, möchte ich mir diesen Satz vor
Augen halten und nach der Empfehlung des Paulus auch finanziell daran
Maß nehmen. Es ist wichtiger, dass
andere reicher werden, als dass ich
reich bleibe.
Seit Jahrhunderten fasziniert er
also, der Mann aus Nazareth. Sein
Umgang mit Freunden und Gegnern
ist legendär. Er lebt nicht nur abenteuerlich mit seinen Männern hier
und da, sondern als Adelsmann von
göttlichem Geblüt steht er vor allem
für eines: Er nimmt von seinem Reichtum und gibt davon den Armen. Ja,
Christus wird selbst arm, damit durch
seine Armut alle auf ewig reich werden – sogar die Reichen. Deshalb ist
Jesus mehr als Robin Hood.
„GEBT DEM KAISER,
WAS DES KAISERS
IST, UND GOTT, WAS
GOTTES IST!“
h
Lea
Gottes Reich fängt
auch mit meinem
Reichtum an.
Es ist wichtiger,
dass andere reicher
werden, als dass ich
reich bleibe.
ph
hat Böses empfangen; nun wird er
hier getröstet und du wirst gepeinigt“
(Lukas 16,19-25). „Lazarus“ bedeutet
vom Hebräischen her „Gott hat geholfen“. Er steht damit für die Abhängigkeit von Gott und für seine gnädige
Hilfe. Der reiche Mann dagegen ist
ein Portrait dafür, wie wir unsere
Angewiesenheit auf Gott übersehen
können – und dadurch auch das, was
vor unserer Tür liegt.
ock
Wie beim reichen Kornbauer, der
eine gute Ernte einfährt, Scheunen
füllt und sich sagt: „Liebe Seele, du
hast einen großen Vorrat für viele
Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und
habe guten Mut!“ Er hat mehr, als er
braucht. Er genießt, was er hat und
was das Leben ihm schenkt. Kann
man es ihm verübeln? Eigentlich
nicht, oder? Gott aber spricht zu ihm:
„Du Narr! Diese Nacht wird man deine
Seele von dir fordern; und wem wird
dann gehören, was du angehäuft
hast?“ Fazit von Jesus: „So geht es
dem, der sich Schätze sammelt und
ist nicht reich bei Gott“ (Lukas 12,1621).
Ich kann also für mich mehr haben,
als ich brauche, aber das macht mich
noch nicht reich in Gottes Augen. Ich
muss mich fragen: Wofür häufe ich
etwas an? Wer will ich dadurch sein?
Denn was ich habe, macht mich aus:
Ich habe dadurch etwas in der Hand,
habe mir etwas verdient, habe Ressourcen, auf die ich zugreifen kann.
Drehe ich mich aber durch das, was
ich habe, um mich oder habe ich
Gott im Blick als den, von dem alles
kommt? Und wer bin ich eigentlich
noch, wenn magere Zeiten kommen
sollten?
st
n/i
DARF M AN AL S CHRIST REICH SEIN?
o to
IN 10 WORTEN:
Bild des Kaisers, Ebenbild Gottes, Beziehung,
Verantwortung, Denken und Handeln,
entscheidend, Ehre, lieben, Anspruch
Nicht nur die Münze des Kaisers trägt
jemandes Bild: So wie auf der Münze
das Kaiserbild eingeprägt ist, sind wir
als Menschen Ebenbild Gottes!
Wir sind sein Geschöpf, wir sind zur Beziehung mit ihm
geschaffen. In jeder Hinsicht – und nicht nur bei der Steuerfrage – sind wir dazu herausgefordert, unser Leben in
Gemeinschaft mit ihm und in Verantwortung vor ihm zu
führen. Entscheidend für Jesus ist also nicht die Steuerfrage, sondern Gott zu geben, was sein Bild trägt. Das gilt
für uns heute – unter völlig anderen äußeren Umständen
– genauso: Als ganzer Mensch, mit unserem Denken und
Handeln, gehören wir Gott. Ihm gebührt unsere Ehre, ihn
sollen wir lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und
unserem ganzen Verstand – und unseren Nächsten wie
uns selbst. In ihm sollen wir uns festmachen. Nach seinem
Wort sollen wir fragen und leben. Wie könnte eine Steuer
an den Kaiser in Konkurrenz zu dem treten, was Gott von
uns Menschen möchte? Ob das allein wichtige Gebot, Gott
zu geben, was Gottes ist, von Ansprüchen, die jemand
oder etwas anderes an mich stellt, beeinträchtigt wird,
klärt sich nicht anhand dieser einen Frage. Jesu Botschaft
will die Menschen zu mehr und zu anderem herausfordern.
Er lädt mit seiner Aufforderung dazu ein, selbst Verantwortung zu übernehmen und sich immer wieder selbst
zu fragen: Räume ich jemand oder etwas anderem letzte
Ansprüche an mich ein, oder prägt wirklich der Glaube
an Gott mein Denken und Handeln?
Lesedauer
5 – 10 min
Christina Tonnier
Stu di ena ssi s tenti n
21
IN 10 WORTEN: Abraham Maslow, Bedürfnispyramide, Fleiß, Faulheit, Lebensunterhalt,
Habgier, investieren, teilen, langfristig denken,
vertrauen
WEISER UMGANG MIT
ARBEIT, GELD UND KARRIERE
Entdeckungen im Buch der Sprüche
5 – 10 min
ARBEIT UND KARRIERE
ABRAHAM MASLOW’S BEDÜRFNISPYRAMIDE
Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow, einer
der Gründerväter der humanistischen Psychologie im
20. Jahrhundert, hat einmal versucht, die menschlichen
Bedürfnisse in ihrem Verhältnis zueinander bzw. in ihrer
Bedeutung für das ganze Leben darzustellen.
Persönlichkeitsentwicklung
hoch
Bedürfnisintensität
Lesedauer
Sie könnten nicht aktueller und alltagstauglicher sein,
die Sprüche Salomos, gerade auch zu den Themen Arbeit,
Geld und Karriere.
Physiologische Bedürfnisse
Sicherheitsbedürfnisse
Soziale Bedürfnisse
Individualbedürfnisse
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Selbstverwirklichung
ICH Bedürfnisse
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Anerkennung / Geltung
Soziale Bedürfnisse
Anerkennung / Geltung
Sicherheitsbedürfnisse
Aber denken wir an eine Stellenausschreibung: Was wird
dem zukünftigen Stelleninhaber versprochen, wenn er
diese Stelle antritt? Versprochen wird ihm in der Anzeige
nicht, dass er seine Familie ernähren kann. Eine konkrete
Gehaltszahl wird auch nicht genannt. Versprochen wird
ihm Anerkennung und die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen, also die oberste Ebene der Bedürfnispyramide.
Anerkennung / Geltung
Grundbedürfnisse
Anerkennung / Geltung
Bedürfnispyramide nach Abraham Harold Maslow (1908 – 1970)
An erster Stelle steht die Erfüllung der physiologischen
Grundbedürfnisse. Sind diese gestillt, tritt das Bedürfnis
nach Sicherheit in den Vordergrund. Es folgen soziale
Bedürfnisse, das sog. Ich-Bedürfnis nach Anerkennung
und schließlich der Wunsch nach Selbstverwirklichung,
verbunden mit der Hoffnung, das Leben in Freiheit selbst
gestalten zu können. Natürlich gibt es Überschneidungen:
Man kann auf eine großartige Arbeitsstelle berufen werden, einen traumhaften Abend mit seinem Ehepartner
erleben und am nächsten Tag wird man von einem Raser
in einen Verkehrsunfall verwickelt. Und essen muss man
auch jeden Tag... So ist das Modell einer Bedürfnishierarchie kein statisches, sondern ein dynamisches.
GELD UND WOHLSTAND
DER SEGEN DES WOHLSTANDS
Reichtum und Wohlstand sind die positive Folge von Fleiß:
„Arm wird, wer mit lässiger Hand schafft, aber die
Hand der Fleißigen macht reich“ (10,4).
Gleichzeitig erinnern die Sprüche daran, dass letztlich
alles an Gottes Segen gelegen ist:
„Der Segen JHWHs, der macht reich, und [eigenes] Abmühen fügt neben ihm nichts hinzu (10,22).
Ungewöhnlich klar halten die Sprüche auch fest: Reichtum verhilft uns zu Freunden, während Armut einsam
macht.
„Selbst seinem Nächsten ist der Arme verhasst, aber die
Freunde des Reichen sind zahlreich“ (14,20; vgl. 19,4.6).
DIE GRENZEN DES WOHLSTANDS
Selbstverwirklichung
fn
iss
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gering
„Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege an und werde
weise! Sie, die keinen Anführer, Aufseher und Gebieter hat, sie
bereitet im Sommer ihr Brot, sammelt in der Ernte ihre Nahrung. Bis wann, du Fauler, willst du noch liegen? Wann willst
du aufstehen von deinem Schlaf?“ (6,6ff; vgl. 10,4f).
Fazit: Für die Sprüche ist Karriere nichts Erstrebenswertes.
Notwendig ist nur die fleißige Arbeit zum Lebensunterhalt.
Identität, Erfüllung und Selbstwert gibt es allein in Gott.
ARBEIT UND KARRIERE IM BUCH DER SPRÜCHE
In den Sprüchen Salomos dienen Arbeit und Karriere nicht
dem Erreichen der obersten Stufe, sondern der Stillung physiologischer Grundbedürfnisse.
„Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn, denn sein Mund
spornt ihn an“ (16,26; vgl. 20,13).
Arbeit verschafft dem Menschen ein Auskommen und
Sicherheit:
„Der Besitz des Reichen ist seine feste Stadt, das Verderben
der Geringen ist ihre Armut“ (10,15).
Es geht um die goldene Mitte: Zur Bitte um Bewahrung
vor Armut gehört auch die Einsicht, dass Reichtum zwar ein
Segen, aber nicht zwingend zu erstreben ist.
Nach den Sprüchen dient die Arbeit, auch die der tugendhaften Haus- und Familienfrau (31,13ff), dem Lebensunterhalt und der Versorgung mit den elementaren Dingen des
Lebens – für sich und seine Mitmenschen, angefangen bei
der Familie bis zum bedürftigen Glied der Gesellschaft.
Dabei soll Fleiß statt Faulheit leiten:
„Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule auf seinem Bett.“
Die Sprüche wissen: Geld ist nicht alles. Und erst recht
nicht, wenn man nicht damit umgehen kann. Weisheit,
die Kunst zu leben und mit dieser Kunst zum Segen für
andere zu werden, lässt sich weder kaufen noch durch
Geld aufwiegen.
„Weisheit erwerben – wieviel besser ist es als Gold! Und
Verständnis erwerben ist vorzüglicher als Silber!“ (16,16)
Gerechtigkeit ist höher einzuschätzen als jeglicher
Besitz. Wer egoistisch oder gar mit Unrecht Besitz erwirbt,
wird nichts davon haben.
„Besser wenig mit Gerechtigkeit als viel Einkommen mit
Unrecht“ (16,8).
Ebenso sind auch Anmut und ein guter Name kostbarer
als jeglicher Reichtum.
„Ein [guter] Name ist vorzüglicher als großer Reichtum,
besser als Silber und Gold ist Anmut“ (22,1).
Reichtum birgt Gefahren, z.B. im Neid anderer, oder in
der damit verbundenen Angst, um seines Geldes willen
bedroht zu werden.
„Besser wenig in der Furcht JHWHs als ein großer Schatz
und Unruhe dabei. Besser ein Gericht Gemüse, und Liebe ist
da, als ein gemästeter Ochse und Hass dabei“ (15,16f).
Und dann ist Reichtum vergänglich. Wer auf ihn vertraut, hat einmal nichts mehr, woran er sich halten kann
oder was ihn hält, spätestens, wenn es ans Sterben geht.
„Nichts nützt Reichtum am Tag des Zornes, Gerechtigkeit
aber rettet vom Tod“ (11,4).
„Du richtest deine Augen auf Reichtum und er ist
nicht mehr da; denn er macht sich Flügel wie ein Adler und
fliegt gen Himmel“ (23,4f).
Eine weitere Gefahr sehen die Sprüche darin, dass Wohl-
stand zur Überheblichkeit verführt.
„Wer den Armen verspottet, verhöhnt den, der ihn gemacht
hat; wer sich über Unglück freut, bleibt nicht ungestraft“
(17,5).
Entsprechend schaffen Habgier und unrechter Gewinn
nur Streit und richten letztlich zugrunde.
„Sein Haus zerrüttet, wer unrechten Gewinn macht; wer
aber [Bestechungs]geschenke hasst, wird leben“ (15,27).
„Ein Habgieriger erweckt Zank; wer sich aber auf den Herrn
verlässt, wird gelabt“ (28,25).
WIE KÖNNEN WIR UNSEREN WOHLSTAND POSITIV
EINSETZEN?
Die Sprüche setzen zwei Akzente: Einerseits braucht
es eine weitsichtige Vorratshaltung, zugleich aber sollen
wir nicht horten, sondern das Erwirtschaftete umgehend
wieder investieren.
„Ein begehrenswerter Schatz und Öl ist an der Wohnstätte
des Weisen, ein törichter Mensch aber verschlingt es“ (21,20).
„Wer Getreide zurückhält, den verwünschen die Leute; aber
Segen [kommt] auf das Haupt dessen, der Getreide verkauft“
(11,26).
Und dann liegt Segen darauf zu teilen.
„Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt immer mehr,
und einer, der mehr spart, als recht ist, [und es gereicht ihm]
nur zum Mangel. Wer gern wohltut, wird reichlich gesättigt,
und wer [andere] tränkt, wird auch selbst getränkt.“ (11,24f).
Weise ist es, langfristig zu denken und für das Wohl
all jener zu arbeiten, für die wir Verantwortung tragen.
„Kümmere dich sorgfältig um das Aussehen deiner Schafe,
richte deine Aufmerksamkeit auf die Herden! Denn nicht ewig
[reicht] der Vorrat. Und [währt] etwa eine Krone von Generation zu Generation? Ist das Heu geerntet und erscheint
frisches Gras und sind eingesammelt die Kräuter der Berge,
[dann gibt es] Lämmer zu deiner Bekleidung und Böcke als
Kaufpreis für ein Feld; und genug Ziegenmilch ist da zu deiner
Nahrung, zur Nahrung deines Hauses, und Lebensunterhalt
für deine Mägde“ (27,23-27).
FAZIT
Das Problem sind weder Wohlstand noch Armut, sondern die Liebe zum Wohlstand oder die Sorge angesichts
von Mangel. Woran erkennen wir, ob wir das Geld nicht
nur gebrauchen, sondern es lieben? Wenn wir habgierig
werden oder auf unseren Wohlstand vertrauen.
„Wer auf seinen Reichtum vertraut, der wird fallen, aber
wie Laub werden die Gerechten sprossen“ (11,28).
Dr. Uwe Rechberger
Stu di enlei ter
(SPRÜCHE 26,14)
22
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
23
Beschluss, den Schuldbrief zu tilgen,
stammt von Gott, nicht vom Teufel.
Anselm hat die Lehre vom Loskauf
aus der Hand des Teufels verabschiedet. Was bleibt?
CHRISTUS ALS LÖSEGELD
WER ZAHLT HIER EIGENTLICH AN WEN?
Lesedauer
5 – 10 min
Das Thema dieses Heftes ist „Geld“.
Dieser Artikel steht deswegen ein
wenig quer zu den anderen dieser TO,
da es ihm nicht, wie man erwarten
könnte, um Münzen, Scheine, Besitz,
Umgang mit Geld o.ä. geht. Aber
„Geld“ ist nicht nur ein Zahlungsmittel, mit dem wir irgendwie gut umgehen sollen. Es ist auch ein biblisches
Bild für Christus. Das will ich hier aufgreifen. Christus gibt sein Leben am
Kreuz „als Lösegeld für viele“ (Markus
10,45). Haben Sie sich schon einmal
gefragt, wer dieses Lösegeld eigentlich zahlt? Und an wen? Der Mensch
an Gott? Gott an den Teufel? Wer ist
Zahler, wer Empfänger?
DER TEUFEL ALS EMPFÄNGER?
In der sogenannten „Alten Kirche“
(die ersten fünf bis sechs Jahrhunderte der Kirche) lehrten manche Kirchenväter, dass Gott dieses Lösegeld
an „den Bösen“, also den Teufel
gezahlt habe. Gott musste dem Teufel, der unsere Seelen in seiner Gewalt
hatte, ein Lösegeld zahlen, um unsere
Seelen aus dessen Gewalt zu befreien.
Dem Teufel hat das dann allerdings,
anders als er dachte, nichts genutzt.
Gott wusste, dass sich der Teufel an
dieser Sache „verheben“ würde, er
hatte damit den Teufel also bewusst
getäuscht.
Andere Lehrer der Alten Kirche
haben diese Gedanken kritisiert, in
späteren Jahrhunderten wurde er
fast durchweg abgelehnt. Man hielt
zwar immer am Glauben fest, dass
24
Jesus uns zugut am Kreuz gestorben
ist. Man verwarf aber den Gedanken,
dass damit ein Lösegeld an den Teufel
gezahlt wurde. Allerdings kann man
diesem Gedanken heute immer noch
begegnen, in Gemeinden, in christlicher Literatur oder in christlichen
Filmen, etwa dem Buch: „Der König
von Narnia“ von Clive Staples Lewis.
Was hat es mit diesem Gedanken auf
sich? Ein Beispiel aus der Alten Kirche:
Gott ist weder dem
Menschen noch
dem Teufel etwas
schuldig.
ORIGENES
Origenes (ca. 185-254 n.Chr.) zählt
zu den großen Lehrern und Schriftauslegern der Alten Kirche. Er leitete
in Alexandria eine Katechetenschule,
also eine Schule für Taufanwärter.
Er erörtert das Problem, wem denn
dieses Lösegeld, Christus, gezahlt
wurde, das Christus mit seinem Leben
hingibt: „Wem gab er sein Leben als
Lösegeld für die Vielen? Doch wohl
nicht Gott. Doch nicht etwa dem
Bösen? Doch, denn dieser, der Böse,
hat Macht über uns, bis die Seele
Jesu ihm als Lösegeld für uns gegeben wurde, indem er offenkundig
getäuscht wurde und die Illusion
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
hatte, über Jesu Seele herrschen zu
können, und nicht merkte, dass er
unfähig war, die Mühsal zu ertragen,
die damit verbunden war, die Seele
Jesu festzuhalten“ (Matthäuskommentar zu 20,28).
Nach Origenes gab Gott also dem
Teufel, der über uns Macht hatte, die
Seele Jesu als Lösegeld, um unsere
Seelen freizukaufen. Der Teufel
überschätzte allerdings seine Fähigkeit, die Seele Jesu festhalten zu können. Nach Origenes ging es letztlich
um ein Machtspiel, das der Teufel
falsch einschätzte und verlor. Sofern
man in der Lösegeldzahlung an den
Teufel eine bewusste Täuschung des
Teufels durch Gott sah, spricht man
vom sogenannten „Teufelsbetrug“.
BASILIUS VON CÄSAREA
Von weiteren Kirchenvätern ist der
Gedanke der Lösegeldzahlung an den
Teufel und der Teufelsbetrug ausgebaut worden: Nach Basilius von Caesarea (330-379 n.Chr.) war dem Teufel die eine Seele des Gottmenschen
Jesus unendlich viel mehr wert als alle
anderen Menschenseelen, so dass er
für sie alle anderen herausgab. Dass
er sich an der Seele Jesu täuschte,
und meinte, sie behalten zu können,
lag nach Gregor von Nyssa (335-394
n.Chr.) an der „menschlichen Hülle“
Jesu. Der Teufel sollte über der leicht
zu bezwingenden menschlichen
Natur Jesu dessen unbezwingbare
göttliche Natur vergessen.
stevanovicigor/istockphoto
Gedanken der Kirchenväter
IN 10 WORTEN:
Lösegeld, Gott, Teufel, Mensch, Kreuz, Schuldbrief,
Teufelsbetrug, Kirchenväter, Mittler, Barmherzigkeit
GREGOR VON NYSSA
Nach Gregor von Nyssa verbarg
Gott die göttliche Natur Christi
absichtlich unter der menschlichen,
so dass der Teufel nicht merken
konnte, dass er sich am Gottessohn
vergriffen hatte. Ein Theologe des
19. Jahrhunderts schreibt, Gregor
referierend: „der Teufel aber, wie ein
gieriger Fisch, verschlang mit dieser
[menschlichen Natur] auch jene [göttliche]… Jener unrechte Biss bekam
aber dem alten Leviathan so übel,
dass er […] alle diejenigen wieder
von sich geben musste, die er zuvor
verschlungen hatte.“
ANSELM
Der berühmte Theologe Anselm
von Canterbury (1033-1109 n.Chr.)
hat all diesen Gedanken deutlich
widersprochen: Es sei nicht einzusehen, dass Gott gegen den Teufel
irgendwie eine Rechtssache führen
müsse. Warum? Antwort: Teufel und
Mensch gehören beide nur Gott. Gott
ist weder dem Menschen noch dem
Teufel etwas schuldig. Der Teufel hat
kein Recht auf den Menschen, über
das Gott mit ihm verhandeln müsste.
Der „Schuldbrief“ von Kolosser 2,14
ist nicht so zu verstehen, als ob der
Teufel ein verbrieftes Anrecht auf
den Menschen gehabt hätte. Und der
Anselm hat Recht. Gott zahlt dem
Teufel kein Lösegeld. Gott zahlt sich
selbst das Lösegeld – für den Menschen. Absurd klingt dieser Gedanke
nur solange, wie man sich nicht klar
macht, dass die Zahlung eines Lösegeldes an den Teufel viel absurder
wäre. Schuldet Gott dem Teufel
etwas? Gott schuldet niemand etwas.
Vielmehr ist der Mensch Schuldner
Gottes. Und nur Gott selbst kann
diese Schuld bezahlen und hat es
auch getan: „Gott war in Christus
und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden
nicht zu“ (2.Korinther 5,19).
LUTHER
Luther hat es später so zusammengefasst: „Doch ist diese barmherzige
Vergebung nicht geschehen ohne
Verdienst, sondern es ist ein Mittler
dazu gekommen, der es für uns und
an unserer Statt verdienet hat. Das ist
Christus, der Herr. Denn Gott wollte
gleichwohl genug gethan haben
für die Sünde, und seine Ehre und
Recht bezahlt haben. Das konnten
wir nicht; aber Christus thats, welcher aus grundloser Barmherzigkeit
des Vaters dazu gesandt und zu uns
kommen ist, solches auszurichten“,
nämlich „Vergebung verdienen und
erwerben zur ewigen Seligkeit.“
Nach Luther ist es Gott, der „gezahlt
haben“ wollte. Das Lösegeld geht
an ihn. Den Preis aber hat er selbst
gezahlt, in Christus.
Gott zahlt sich selbst das Lösegeld –
für den Menschen. Absurd klingt dieser
Gedanke nur solange, wie man sich
nicht klar macht, dass die Zahlung eines
Lösegeldes an den Teufel viel absurder wäre.
Dr. Clemens Hägele
Re ktor
25
Interview
MITTEN IM LEBEN.
BENGEL IN KIRCHE, SCHULE UND MISSION
Heute im Interview: Das Ehepaar
Pfr. Frank und Pfr’in Petra Wesemann
aus Wendeburg und Harvesse
(Evangelisch-lutherische Landeskirche Braunschweig)
Seit der Gründung des ABH vor 46 Jahren
sind inzwischen 1100 ehemalige ABH-Studierende weltweit im Dienst – vor allem im
Pfarramt und als Religionslehrer, aber auch
als Missionare oder Dozenten und in einer
Reihe von anderen spannenden Berufen und
Aufgabenfeldern, in denen theologische
Kompetenz gefragt ist.
Regelmäßig stellen wir Ihnen einen „Bengel“
oder eine „Bengelin“ vor, der oder die inzwischen haupt- oder ehrenamtlich im Reich
Gottes Dienst tut.
Petra Wesemann (geb. 1970 in Berlin) und Frank Wesemann (geb. 1970 in Bad Pyrmont) lernten
sich 1990 beim Sprachstudium im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen bei Walsrode kennen.
Es folgte das gemeinsame Theologiestudium: zwei Jahre in Münster und vier Jahre als „Bengel“
in Tübingen. Acht Jahre lang teilten sie sich eine Pfarrstelle in Schöppenstedt. Seit sieben Jahren
arbeiten sie in den Gemeinden Wendeburg und Harvesse.
Ihre vier Kinder sind zwischen 10 und 18 Jahre alt.
TO: Ihr seid beide Pfarrer. Wie erlebt ihr den Pfarrdienst
als Ehepaar?
Petra Wesemann: Wir arbeiten gern zusammen. Jeder kann
seine Stärken einbringen und muss nicht alles machen.
Außerdem sprechen wir zusammen mehr Menschen an,
als es einem alleine gelingen würde, da wir recht verschieden sind. Schwierig ist es manchmal, vor lauter Gemeindearbeit auch Zeit als Ehepaar und Familie zu finden.
schon biblische Geschichten und kirchliche Feste kennen. Darüberhinaus wird Kirche über den Kindergarten als
Teil des Gemeinwesens vor Ort wahrgenommen, da wir
mit der Grundschule, den Krippen und der kommunalen
Gemeinde zusammenarbeiten. So erfüllen wir unseren
diakonischen Auftrag. Viel Zeit nehmen leider auch Personal- und Verwaltungsfragen oder Konfliktmanagement
ein. Da versuche ich, den Mitarbeitern eine gute Chefin
zu sein.
TO: In eurem Leitbild schreibt ihr: „Wir wollen Möglichkeiten anbieten, zum Glauben zu kommen und im Glauben zu wachsen.“ Wie sehen solche Möglichkeiten aus?
TO: In eurer Gemeinde gibt es eine wahrhaft lebendige
Kirche, erbaut aus Weidenruten, die in jedem Frühjahr
ausschlagen und weiterwachsen (Foto).
Frank Wesemann: Das soll sich durch alle Arbeitsbereiche
der Gemeinde ziehen: Kindergarten, Kindergottesdienst,
Konfirmandenarbeit, Gottesdienste, Andachten bei
Besuchsdienst, Kirchenvorstand und Frauengruppen.
Überall laden wir zum Glauben ein und bieten Möglichkeiten, darin zu wachsen. Darüber hinaus haben wir einen
Bibelkreis ins Leben gerufen, die Aktion „Expedition zum
Ich – in 40 Tagen durch die Bibel“ mit einer Gemeindegruppe durchgeführt, und im letzten Jahr gemeinsam
mit drei Nachbarpfarrverbänden den Glaubensgrundkurs
„Spur 8“ angeboten.
FW: Die Weidenkirche feiert dieses Jahr ihr 10-jähriges
Jubiläum. Es ist ein schöner Ort für einen Gottesdienst im
Grünen. Im Sommer wird die Weidenkirche oft für Taufen
oder sogar Trauungen angefragt. Auch Radler- oder Wandergruppen nutzen sie für eine Andacht unterwegs. Ich
finde es besonders schön, dass man bei der Andacht den
Himmel sehen kann. Aber auch, dass die Musik aus der
Weidenkirche in die Nachbarschaft hinausschallt.
TO: Als Pfarrer tragt ihr auch die Verantwortung für
einen großen Kindergarten mit 125 Plätzen...
PW: Ich liebe diese Arbeit. Es ist eine Chance, von den
Kindern gekannt zu werden und Vertrauen zu Kindern
und Eltern aufzubauen. So kommen wir in Kontakt mit
Menschen, die von sich aus sonst nichts mit Kirche zu
tun hätten. Außerdem lernen die Kinder im Kindergarten
26
T HEO LO GISCHE ORIE NT IERUNG : Ok tober – Dez ember 2016
TO: Herzlichen Dank und Gottes Segen für euren Dienst.
Für weitere Einblicke in die
Evangelisch-lutherische
Gemeinde in Wendeburg
und Harvesse:
www.kirche-wendeburg.de
AUFGELESEN gen aus dem ABH
Lesefrüchte und Buchempfehlun
Bücher, die uns begeistern: Gerne wollen wir Ihnen an unseren Lesefrü
chten Anteil geben.
Peter Bukowski, Humor in der Seelsorge.
Eine Animation
Stefan Lämmer, Neue Hoffnung finden.
Biblische Weisheiten für Zeiten der Trauer
Tim Mahoney, DVD Patterns of Evidence.
Auf der Suche nach Spuren des Exodus
Ei ne Empfehlu ng von C lem ens H ä gele
Ei ne Empfehlu ng von C hri s ti na Tonni er
Ei ne Emp fe hl ung von Uwe Re chb e rge r
Der schmale Band (62
Seiten ohne Anmerkungen) ist ein herrliches Seelsorgebuch,
lesbar für Laien wie
Fachleute. Bukowski
bringt zusammen, was
nicht viele zusammenbringen: Seelsorge und
Humor. Er schreibt von Humor als Lebensweise, als Glaubensweise und als Weise
der Seelsorge. Geistlich wertvoll, lohnend
schon allein wegen der zahlreichen eingestreuten Witze: In einem Cafe in der DDR:
„Bringen Sie mir einen Kaffee ohne Sahne!“
Nach einer Weile kehrt die Bedienung zurück:
Sahne ist aus. Darf´s auch ohne Milch sein?“
Wer tiefes Leid erfahren
hat, tut sich nicht selten
schwer, Worte dafür zu
finden – und auch wer
trösten will, ringt oft um
die richtigen Worte. Stefan
Lämmer ist es in seinem
sehr persönlichen Buch
gelungen, die Trauer nach dem Tod seiner
ältesten Tochter in Worte zu fassen, und zu
beschreiben, was ihm geholfen hat, Trost und
neue Hoffnung zu finden. Auf diesen Weg will
er andere mitnehmen, nicht nur durch seine
eigene Geschichte und hilfreiche Informationen zum Trauerprozess, sondern ebenso
durch tröstende Worte anderer: In seinem
Buch sind auch Bibelworte, Gedichte und
Liedverse abgedruckt, in denen sich Trauernde wiederfinden und Trost finden können.
Stefan Lämmer, Neue Hoffnung finden.
Biblische Weisheiten für Zeiten der Trauer,
Freimund-Verlag: Neuendettelsau 2016 (180
Seiten; 13,80€).
Der Auszug aus Ägypten – Tatsache oder
Erfindung im babylonischen Exil? Dass die
historisch-kritische
Exegese wesentliche
Teile der Auszugserzählungen ins babylonische Exil datiert und dem Überlieferten
vielfach die Historizität abspricht, löste, wie
bei vielen Juden und Christen, auch in Tim
Mahoney eine tiefe Glaubenskrise aus. Also
machte er sich auf die Reise auf der Suche
nach Spuren des Exodus. Intensive Recherchen an den Orten des Geschehens und
spannende Interwies mit verschiedensten,
auch kritischen Experten ergeben nicht nur
ein schlüssiges Bild, sondern die umfassendste
Dokumentation über den Exodus, die je in
einem Film festgehalten wurde, ausgezeichnet mit 13 Filmpreisen. Beeindruckend, wie
ein geschichtliches und heilsgeschichtliches
Schlüsselereignis auf einmal sehr konkret wird.
Tim Mahoney, DVD Patterns of Evidence:
Exodus. Auf der Suche nach den Spuren
des Exodus. Inner Cube Christliche Medien:
Düsseldorf 2016 (Laufzeit ca. 120min; Sprachen: Deutsch & Englisch; Altersfreigabe FSK
6; 18,95€).
Peter Bukowski, Humor in der Seelsorge. Eine
Animation, Neukirchener Theologie: Neukirchen-Vluyn 3. Aufl. 2009 (80 Seiten; 9,90€).
Christian Lehmann, Einfach von Gott
reden. Liebevoll, praktisch und kreativ
predigen
Ei ne Empfehlu ng von Rou ven G enz
Wie kann eine Predigt
Gottes vollmächtiges
Wort sein? Wie kann der
biblische „Wortschatz“
heute
verständlich
gemacht werden? Welche kreativen Formen
lassen die Botschaft
konkret werden? Der
ehemalige Studienassistent des ABH vertritt die These, dass die Bibel nicht nur lehrt,
was wir weiterzusagen haben, sondern auch,
wie wir das am besten tun. Er bespricht alle
wichtigen Fragen ganz praxisnah. Ein hervorragendes Buch mit Übungsteil für alle,
die hauptamtlich oder ehrenamtlich Gottes
Wort lebendig weitergeben wollen.
Christian Lehmann, Einfach von Gott reden.
Liebevoll, praktisch und kreativ predigen, SCM
Brockhaus: Witten 2. Aufl. 2016 (240 Seiten;
10,- €; im Handel vergriffen, aber erhältlich
beim Autor: [email protected])
Peter Greer, Chris Horst, Mission Drift.
The Unspoken Crisis Facing Leaders, Charities, and Churches
Ei ne Empfehlu ng von Pa u l M u rdoch
Weltweit ist eine alarmierende Entwicklung zu beobachten. Kirchen, Missionsgesellschaften, diakonische
Einrichtungen und andere
Glaubenswerke verlieren
ihren Fokus und werden
den ursprünglichen Zielen
ihrer Gründer untreu. Mit
der gründlichen Studie Mission Drift sind Peter
Greer und Chris Horst diesem Phänomen nachgegangen. Anhand von zahlreichen Beispielen
zeigen sie, wie es dazu kommen konnte, und
was man dagegen tun kann. Die Lektüre dieses
Buches ist ein Muss für alle, die Verantwortung
in Kirchen und geistlichen Werken tragen.
Peter Greer, Chris Horst, Mission Drift. The Unspoken Crisis Facing Leaders, Charities, and
Churches, Bethany House Publishers: Ada 2.
Aufl. 2015 (224 Seiten; 13,89€).
David Garrison,
A Wind in the House of Islam
Ei ne Emp fe hl ung von Paul Murdoch
Wir hören viel über geistliche Aufbrüche in der islamischen Welt. Meist ist das
recht nebulös. Nicht so das
hervorragend recherchierte
und geschriebene Buch
von David Garrison. „Ein
Wind im Haus des Islam“
gibt es leider noch nicht auf deutsch, doch
lohnt es sich für alle, die Englisch lesen.
David Garrison, A Wind in the House of
Islam. How God is drawing Muslims around
the world to Faith in Jesus Christ, Wigtake
Resources: Monument CO 2014 (314 Seiten;
17,24€).
27
DER
ZUFRIEDENE
FISCHER
Paolo Cipriani/istockphoto
Eine Anekdote
von Heinrich Böll
Lesedauer
5 – 10 min
In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas, liegt
ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und
döst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen
neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische
Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen, schneeweißen Wellenkämmen, schwarzes Boot,
rote Fischermütze. Klick. Noch einmal: klick, und da aller
guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal:
klick. Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den
dösenden Fischer, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig
nach seiner Zigarettenschachtel angelt. Aber bevor er das
Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine
Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht
gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt,
und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schließt die
eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare,
nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit, ist eine
gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist – der
Landessprache mächtig – durch ein Gespräch zu überbrücken versucht. „Sie werden heute einen guten Fang
machen.“ Kopfschütteln des Fischers. „Aber man hat
mir gesagt, dass das Wetter günstig ist.“ Kopfnicken des
Fischers. „Sie werden also nicht ausfahren?“ Kopfschütteln
des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss
liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen
am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste
Gelegenheit. „Oh? Sie fühlen sich nicht wohl?“ Endlich
geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft
gesprochenen Wort über. „Ich fühle mich großartig“, sagt
er. „Ich habe mich nie besser gefühlt.“ Er steht auf, reckt
sich, als wollte er demonstrieren, wie athletisch er gebaut
ist. „Ich fühle mich phantastisch.“ Der Gesichtsausdruck
des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage
nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu
sprengen droht: „Aber warum fahren Sie dann nicht aus?“
Die Antwort kommt prompt und knapp. „Weil ich heute
morgen schon ausgefahren bin.“ „War der Fang gut?“ „Er
war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche. Ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast
zwei Dutzend Makrelen gefangen.“
Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft
dem Touristen auf die Schulter. Dessen besorgter
Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar
unangebrachter, doch rührender Kümmernis. „Ich habe
sogar für morgen und übermorgen genug!“ sagte er,
um des Fremden Seele zu erleichtern. „Rauchen Sie eine
von meinen?“ „Ja, danke.“ Zigaretten werden in Münder
gesteckt, ein fünftes Klick. Der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der
Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede
Nachdruck zu verleihen. „Ich will mich ja nicht in Ihre
persönlichen Angelegenheiten mischen“, sagt er, „aber
stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein
drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus, und Sie würden
drei, vier, fünf, vielleicht sogar zehn Dutzend Makrelen
fangen. Stellen Sie sich das mal vor!“ Der Fischer nickt.
„Sie würden“, fährt der Tourist fort, „nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag
zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren – wissen Sie,
was geschehen würde?“ Der Fischer schüttelt den Kopf.
„Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor
kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei
oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie
natürlich viel mehr fangen - eines Tages würden Sie zwei
Kutter haben, Sie würden...“, die Begeisterung verschlägt
ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, „Sie würden ein
kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später
eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber
herumfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren
Kuttern per Funk Anweisung geben, sie könnten die
Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den
Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren – und dann...“ – wieder verschlägt die Begeisterung
dem Fremden die Sprache.
Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner
Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische
munter springen. „Und dann“, sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache. Der Fischer klopft
ihm auf den Rücken wie einem Kind, das sich verschluckt
hat. „Was dann?“ fragt er leise. „Dann“, sagt der Fremde
mit stiller Begeisterung, „dann könnten Sie beruhigt hier
im Hafen sitzen, in der Sonne dösen – und auf das herrliche Meer blicken.“ „Aber das tu ich ja schon jetzt“, sagt
der Fischer, „ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur
Ihr Klicken hat mich dabei gestört.“ Tatsächlich zog der
solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von Dannen,
denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um
eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, aber es
blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten
Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.
Heinrich Böll, Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral,
in: Robert C. Conrad (Hg.): Heinrich Böll,
Kölner Ausgabe Bd. 12, 1959–1963, Köln 2008.
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28
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29
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St. Petersburg
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Stockholm
Kopenhagen
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Dr. Günther Beckstein,
Ministerpräsident a.D.
Sefora Nelson,
Sängerin und Liedermacherin
Pfarrer Hanspeter Wolfsberger,
Leiter des Hauses der Besinnung Betberg
und Direktor a.D. der Liebenzeller Mission
Prof. Dr. Manfred Siebald,
Sänger und Liedermacher
Dir. Wilfried und Doris Schulte,
Missionswerk NEUES LEBEN
Prof. Dr. Rüdiger Gebhardt,
Rektor der CVJM-Hochschule
Kassel
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12. bis 20. April 2017
Ostern in Israel mit Prälat Ulrich
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Portland, Maine Boston, Massachusetts New York
18. Mai bis 1. Juni 2017
Große Donau-Kreuzfahrt bis ins
Donaudelta am Schwarzen Meer
mit Prof. Dr. Rolf und Dorothea Hille
Neuengland-Kanada-Kreuzfahrt zum Indian Summer
mit MS NORWEGIAN GEM
Reiseleitung:
Fenster sind das Wichtigste an einem Gebäude. Okay, das Dach auch. Gut, Wände
sind auch wichtig. Aber ohne Fenster gäbe es nur trübes Licht und schlechte Luft.
Die ersten Fenster des ABH haben treu ihren Dienst getan, sind aber in die Jahre
gekommen. Neue Fenster dämmen besser und sparen Heizkosten. In den Wohnbereichen des ABH wurden bereits neue Fenster eingesetzt.
Nun sind, seit dem 6. September, die Fenster des Bibliotheks- und Verwaltungsbereiches dran. Für etwa zwei Wochen haben die Studenten ihre Arbeitsbereiche in
der Bibliothek geräumt und sind mit ihren wichtigsten Büchern in andere Räume des
ABH ausgewichen. Die Regale wurden mit Folien abgedeckt, um die wertvollen Bücher
vor dem Staub der Bauarbeiten zu schützen. Das bringt Einschränkungen mit sich,
aber wegen des Ergebnisses lohnt es sich. Um die Kosten niedrig zu halten, arbeiten
die Studierenden bei der Entsorgung der alten Fenster mit. Sie tragen die Fenster
zu den Containern und sortieren die Bestandteile nach Glas, Metall und Gummi.
Auch dieser Schritt der Renovierungsarbeiten ist nur deshalb möglich, weil Sie uns
finanziell unterstützen. Und das betrifft nicht nur die Renovierungen. Auch die
inhaltliche Arbeit des Hauses ist nur deshalb möglich, weil Menschen wie Sie ihren
Geldbeutel aufmachen. Vielen Dank dafür!
Mit an Bord:
Prof. Dr. Manfred Siebald
Literaturwissenschaftler (Amerikanistik),
Prof. Stefan Claas, Pfarrer
16. bis 22. Juni 2017
Auf Vater Rhein in Deutschland,
Frankreich und der Schweiz mit
Präses a.D. Dr. Christoph Morgner
23. September bis 5. Oktober 2017
21. Juni bis 3. Juli 2017
Auf Postschiffkurs bis ans
Nordkap zur Mitternachtssonne
mit Hartmut und Angelika Steeb
USA-Reise „Auf den Spuren Billy Grahams“
Chicago Wheaton Südstaaten Charlotte Florida
Reiseleitung:
2. bis 9. Juli 2017
Mittelmeer-Kreuzfahrt ab/bis Venedig mit
Dir. Wilfried und Doris Schulte, NEUES LEBEN
Prof. Dr. Manfred Siebald, Henning Zahn
7. bis 15. Oktober 2017
Karibik-Kreuzfahrt mit MS NORWEGIAN ESCAPE
Miami Charlotte Amalie, St. Thomas, Amerikanische Jungferninseln
Road Town, Tortola, Britische Jungferninseln Nassau, Bahamas Miami
Mit an Bord:
Prof. Dr. Manfred Siebald, Pfarrer Wilfried Wassermann
Hinweise zum Ausfüllen des Überweisungsauftrages:
Bis 200 Euro gilt der abgestempelte Beleg als
Zuwendungsbestätigung zur Vorlage beim Finanzamt.
Unsere Spendenbuchhaltung benötigt zur korrekten Verbuchung und Quittierung
Ihrer Spende folgende Angaben:
Der Verein Albrecht-Bengel-Haus e.V. ist wegen Förderung
kirchlicher Zwecke nach dem letzten uns zugegangenen
Freistellungsbescheid des Finanzamtes Tübingen, Steuernummer 86167/75702, vom 15. September 2016 nach
§ 5 Abs. 1 Nr. 9 des Körperschaftsteuergesetzes von der Körperschaftsteuer und nach § 3 Nr. 6 des Gewerbesteuergesetzes
von der Gewerbesteuer befreit. Es wird bestätigt, dass die
Zuwendung nur zur Förderung von kirchlichen Zwecken
(§§ 52, 54 AO) verwendet wird.
Beleg/Quittung für den Kontoinhaber
Gewünschte Art der Spendenbescheinigung
J = Jahresbescheinigung
E = Einzelbescheinigung
K = keine Bescheinigung
Vielen Dank, dass Sie uns mit diesen Angaben die Bearbeitung Ihrer Spende ermöglichen.
SEPA-Überweisung/Zahlschein
Für Überweisungen in
Deutschland und
in anderen EU-/EWRStaaten in Euro.
Name und Sitz des überweisenden Kreditinstituts
BIC
IBAN
BIC
IBAN
bei (Kreditinstitut/Zahlungsdienstleister)
BIC des Kreditinstituts/Zahlungsdienstleisters (8 oder 11 Stellen)
DE24520604100000419001
GENODEF1EK1
2. bis 12. August 2017
Sommer-Kreuzfahrt auf der Rhone von Lyon
bis ans Mittelmeer mit Pastor Eckard Krause
Verwendungszweck
Heiner Zahn GmbH . Postfach 65 . 72222 Ebhausen
Tel. 07458 / 99 99-0 . Fax 07458 / 99 99-18
[email protected] . www.handinhandtours.de
Vollständige Anschrift
Angaben zum Zahlungsempfänger: Name, Vorname / Firma (max. 27 Stellen, bei maschineller Beschriftung max. 35 Stellen)
Evangelische Bank eG
17. bis 22. Oktober 2017
Romantische Rhein-Kreuzfahrt mit Pfarrer
Winrich und Beate Scheffbuch
Freundesnummer (siehe Adressaufkleber / Rückseite der Broschüre)
Zahlungsempfänger
Albrecht-Bengel-Haus e.V. Tübingen
30. Juli bis 6. August 2017
Kreuzfahrt im westlichen Mittelmeer
ab/bis Barcelona
mit Dekan i.R. Claus-Dieter und Gerdi Stoll
20. August bis 2. September 2017
Sommerkreuzfahrt „Rund um Großbritannien“
auf MS BERLIN, mit Schwester Heidemarie Führer
Außerdem bei hand in hand tours:
Kuba,
– Neuseeland,
Israelreisen
30 AustralienT HEO
LO GISCHE ORIE NTweitere
IERUNG : Ok
tober – Dez ember 2016
Bestätigung zur Vorlage beim Finanzamt
Betrag: Euro, Cent
ALBRECHT-BENGEL-HAUS E.V. TÜBINGEN
DE24520604100000419001
SPENDE
Kiel
GUTE THEOLOGIE BRAUCHT DURCHBLICK
GENODEF1EK1
Betrag: Euro, Cent
Gewünschte Art der Spendenbescheinigung: J / E / K
Abzugsfähige Spende
Freundesnummer
Verwendungszweck
4 / 2 0 1 6
Bestätigung zur Vorlage beim Finanzamt
PLZ, Ort und Straße des Spenders (insgesamt max. 2 Zeilen à 27 Stellen, bei maschineller Beschriftung max. Zeilen à 35 Stellen)
Auftraggeber/Einzahler:
Angaben zum Kontoinhaber: Name, Vorname / Firma, Ort (max. 27 Stellen, keine Straßen- oder Postfachangaben)
IBAN
06
IBAN des Kontoinhabers
Datum
(Quittung bei Barzahlung)
Unterschrift(en)
ZKZ 10403 PVSt, Deutsche Post
Albrecht-Bengel-Haus e.V., Ludwig-Krapf Str. 5, 72072 Tübingen
Herzliche Einladung zum Theater im ABH
„Der zerbrochene Krug“
ein Lustspiel von Heinrich von Kleist
- AUFGEFÜHRT VON STUDENTEN DES ABH -
6., 7., 8. und 9. Januar 2017
Eines Tages kommt Gerichtsrat Walter in ein kleines niederländisches
Dorf, um Richter Adam und seine Arbeit zu inspizieren. Gleich morgens
wohnt er der Frau Marthes Verhandlung bezüglich ihres zerbrochenen
Kruges bei. Wer hat den Krug zerbrochen? Wer war der nächtliche
Besucher ihrer Tochter Eve? Ist Gerichtsrat Walter mit Adams Arbeit
zufrieden?
Beginn: Am 6., 7., 9. Januar jeweils um 19.30 Uhr (Einlass 19.00 Uhr)
Am 8. Januar um 17.00 Uhr (Einlass 16:30 Uhr)
Eintritt: Kategorie 1: 7€ (ermäßigt 4€)
Kategorie 2: 5€ (ermäßigt 3€)
Der Erlös kommt dem ABH zugute.
Wir freuen uns auf Sie!
G
HERZLICHE EINLADUN
AFÉ
ZUM BENGELHAUS-C
S ABH,
KOMMEN SIE ZU UNS IN
EN UND
ZU KAFFEE UND KUCH
UNGEN.
FRÖHLICHEN BEGEGN
É FINDET IN
DAS BENGELHAUS-CAF
ER AN
DIES EM WINTERSEMEST
N STATT
FOLGENDEN SONNTAGE
(14.30 - 17.30 UHR):
6. NOVEMBER
11. DEZEMBER
8. JANUAR
5. FEBRUAR
2017
TURM TREFF
Programm für alle Generationen
Samstag, 21. Januar 2017
Albrecht-Bengel-Haus / 9.30 bis 16.00 Uhr
Ein inspirierender Tag mit Referaten und
Seminaren rund um das Thema „Glaube 2017“.
Wertvolle Begegnungen, gemeinsames Essen,
Singen und Beten runden den Tag mit seinen
Impulsen ab.
Ein Tag für alle Gemeindeglieder, Mitarbeiter
und Freunde des Bengelhauses.
ilbusca/istockphoto
Ein Tag für Sie!
Für junge Leute, Jugendkreise
und Theologieinteressierte
Samstag, 21. Januar 2017
Albrecht-Bengel-Haus / 18.30 Uhr
Ein Abend für Dich!
Weitere Informationen
finden Sie auf S. 16f.