Der Umgang mit dem industriellen Erbe in der Saarregion Spurensuche und Spurensicherung Seminar; Code-Nr.: L Fördertürme, ehemalige Zechenanlagen, Abraumhalden, stillgelegte Eisenschmelzen, Hochöfen, Glashütten ... sind bis heute allgegenwärtig in der Landschaft an der Saar: Mehr als 250 Jahre intensiver industrieller Arbeit haben dort ihre Spuren hinterlassen. Doch inzwischen ist die einstige Schlüsselindustrie, der Saarbergbau sowie einzelne Wirtschaftszweige, die präUNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte. gend für die Region waren, nicht mehr vorhanden. Viele historische Orte der (industriellen) Arbeit und mit ihnen die Beschäftigten sind ‚aus der Nutzung gefallen‘. Gravierender noch: Mittlerweile gilt die Saarregion, einstmals prosperierendes, stets auch politisch umkämpftes Kohlerevier mit wechselvoller Geschichte, als die Armutsregion der Bundesrepublik Deutschland, und als große Verliererin des einschneidenden Strukturwandels seit den 1970er Jahren. Nicht zuletzt wegen der großen Nachfrage nach Kohle für die Stahl- und Schwerindustrie hat das Saarland bis in die Mitte des 20. Jahrhundert große wirtschaftliche und politische Bedeutung sowohl für Frankreich, als auch für Deutschland. Erst mit dem sich abzeichnenden Niedergang der europäischer Hochindustrien (Stichworte: Stilllegung-Auslagerung-Umnutzung) seit Beginn der 1970er Jahre zeichnet sich ein grundlegender Strukturwandel ab, der im Saarland mit dem endgültigen Aus für den Steinkohlebergbau im Jahre 2012 verbunden ist. Anders als im Ruhrgebiet, das offensiv den Wandel von der Industrie- zur Kulturlandschaft vorantrieb, wird an der Saar erst in den letzten Jahren verstärkt auf Konzepte und Praxen von ‚Industriekultur‘ gesetzt, um ehemals bedeutende industrielle Standorte zu zentralen Zukunftsorten des Saarlandes zu entwickeln, u.a. mit Hilfe eines Grenzen überschreitenden Netzwerkes, das das Saarland, Lothringen und Luxemburg kulturell und wirtschaftlich umspannt und die industriekulturellen Zeugnisse der Region miteinander verknüpfen soll. Im Sinne eines umfassenden Begriffs von ‚Industriekultur‘ ist jedoch zu fragen: Wie wird mit dem industriellen Erbe in der Saarregion eigentlich umgegangen? Wird die industriegeschichtliche Vergangenheit etwa nur musealisiert, oder doch historisch kritisch bearbeitet und dokumentiert, oder geht es bei der Umnutzung entsprechender Industrie(alt)bauten, -anlagen und -brachen nicht vielmehr um die Verklärung und Romantisierung ausgewählter Aspekte, um eine bloße Inszenierung? Dienen die mit neuen Bedeutungen aufgeladenen Industriebauten als „Landmarken“ im Zusammenhang mit Stadtplanung wirklich der städtischen / regionalen Revitalisierung, oder bedient die Urban Art – Graffiti 21. Ausstel„Eventisierung“ der eigenen Geschichte nicht lung in der Völklinger Hütte. lediglich einen (temporären) Touristikhype? Anhand ausgewählter Beispiele wird an diesen Fragen gearbeitet. Die Veranstaltung ist auch als Vorbereitung für eine geplante Studienfahrt im Mai 2017 gedacht. Dozentin: Termin: Zeit: Ort: Entgelt: Hinweis: Dr. Ursula Dreyer Mittwoch, 01.03. 13:00 bis 17:00 Uhr (mit kleiner Kaffeepause) Akademie für Weiterbildung, Zentralbereich, Raum B0660 15.- Euro Teilnehmerbegrenzung: 45 Personen
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