heraus - Friedrich-Schiller

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM170106_Ausstellungspolitikbuch.pdf
Wenn Ausstellungen zum Politikum werden
Kunsthistorikerinnen geben Buch "when exhibitions become politics"
heraus
Politische Dimensionen von Kunstausstellungen untersucht das als 4. Band der Reihe "kunst geschichte - gegenwart" im Böhlau Verlag erschienene Buch "when exhibitions become politics".
Herausgegeben von Prof. Dr. Verena Krieger und Dr. Elisabeth Fritz vom Lehrstuhl für
Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) vereint es Aufsätze von 13
Autorinnen und Autoren, die auf ein Symposium im Mai 2014 an der FSU zurückgehen.
Ausstellungen mit politischem Charakter
"In jüngerer Vergangenheit widmen sich immer mehr Ausstellungen politischen Themen, nehmen
immer häufiger selbst politischen Charakter an oder werden durch zeithistorische Umstände
politisch aufgeladen", erläutern die Herausgeberinnen des neuen Buchs Prof. Dr. Verena Krieger
und Dr. Elisabeth Fritz. Es gebe verschiedene Hintergründe, durch die Ausstellungen zum
"Politikum" würden. Die daraus resultierenden Fragen analysieren renommierte
Kunstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie an Ausstellungen Beteiligte anhand von
Beispielen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Slowakei, Russland, den USA,
Schweden und der Türkei. Darüber hinaus wurden die Diskussionen mit dem Publikum während
des im Mai 2014 an der Uni Jena ausgerichteten Symposiums anhand von Mitschnitten mit in den
Band aufgenommen. "Das bringt nicht nur weitere interessante Aspekte ein, sondern setzt auch
die einzelnen Beiträge spannend zueinander in Bezug", betonen die Wissenschaftlerinnen.
Vom Prager Frühling bis zu "Former West"
Der in vier Sektionen untergliederte Sammelband ermöglicht Einblicke in Geschichte, Strategien
und Ergebnisse politisch involvierter Kunstausstellungen von den 1960er Jahren bis in die
Gegenwart. Die zeitliche Einschränkung sei erforderlich gewesen, weil einerseits in dieser Zeit
wesentliche Umbrüche und Neubestimmungen in Bezug auf das Museum, die Öffentlichkeit und
das Kuratieren stattfanden, es andererseits bemerkenswert viele relevante Beispiele und Varianten
in diesem Zeitraum gibt. Diese reichen von slowakischen Ausstellungen zur Zeit des Prager
Frühlings bis zur Ausstellung "Verbotene Kunst" in Moskau 2006, von Beuys' Aktivitäten auf der
documenta 6 in Kassel 1977 bis zum Umgang der 13. Istanbul Biennale 2013 mit der
Gezi-Park-Bewegung, von Transformationen der Ausstellung wie WochenKlausur 1994 in Zürich
bis zur Überschreitung des Ausstellungsformats durch Projekte wie "Former West" (2008-2016).
NSU-Skandal als Auslöser für Jenaer Ausstellung "BrandSchutz"
Wenn Ausstellungen zum Politikum werden
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Anstoß für das Symposium und die daraus resultierende Publikation war das Ausstellungsprojekt
"BrandSchutz // Mentalitäten der Intoleranz" 2013 in Jena. "Ausgelöst wurde diese Ausstellung
durch den NSU-Skandal im Herbst 2011", erläutert Prof. Krieger. Sie untersucht in ihrem Beitrag,
der im Band zentralen Raum einnimmt, Mentalitäten der Intoleranz als Herausforderung
zeitgenössischer Kunst. "Dabei ging es uns weniger um eine explizite didaktische
Auseinandersetzung zeitgenössischer Kunst mit Rechtsextremismus als vielmehr um die Frage,
inwiefern Formen von Intoleranz in der bürgerlichen Mitte - zum Beispiel in Gestalt von
Ausländerfeindlichkeit, Sexismus oder Hass gegen sozial Schwächere - mit den Mitteln der Kunst
thematisiert werden können." Krieger wirft einen Blick auf konzeptionelle Hintergründe,
ideengeschichtliche Grundlagen und historische Vorläufer der Jenaer Ausstellung, reflektiert
Erfahrungen und Probleme.
Realisiert wurde das Projekt "BrandSchutz" vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte der
Friedrich-Schiller-Universität mit einer Gruppe von Studierenden und in Kooperation mit dem
Jenaer Kunstverein. Dabei wurden die Werke der 21 beteiligten zeitgenössischen Künstlerinnen
und Künstler nicht traditionell in einem einzelnen musealen Raum gezeigt, sondern an zehn
verschiedenen öffentlich zugänglichen Orten im Stadtzentrum Jenas mit dem Ziel, "ein breiteres
Publikum über den engeren Kreis des kunstinteressierten Bildungsbürgertums hinaus zu
erreichen".
Bibliographische Angaben:
Verena Krieger, Elisabeth Fritz (Hg.): "when exhibitions become politics". geschichte und strategien
der politischen kunstausstellung seit den 1960er Jahren (Kunst - Geschichte - Gegenwart, Band 4),
Böhlau Verlag: Köln/Weimar/Wien 2017, 293 S., Preis: 45 Euro, ISBN 978-3-412-50377-2
Kontakt:
Prof. Dr. Verena Krieger, Dr. Elisabeth Fritz
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944150
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 06.01.2017 00:35 Uhr
Kunsthistorikerinnen geben Buch "when exhibitions become politics"heraus
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