Flyer Rojinegro-Kampagne 2016/17

FÜR DEN
WIDERSTAND
IN ZENTRALAMERIKA
Niemand täusche sich
Hinter den weissen Putschen steht ein Ziel: Auch Lateinamerika soll Teil der globalen
Brutalkriegszone werden. Falls das Imperium den Aufbruch der letzten fast 20 Jahre wirklich
abwürgen kann, ist Schluss mit wie immer mit Problemen beladenen friedlichen Gehversuchen
in eine bessere Zukunft, wird ein neuer, brutaler Krieg Trumpf („Syrien“ lockt).
In Rio ist ein rabiater christlicher Fundamentalist zum Bürgermeister gewählt worden.
Erziehung und Gesundheit für alle gilt nicht mehr im Land – nur noch für Zahlungskräftige.
Neoliberaler Putschalltag. In Mexiko weitet sich der US-gesteuerte „Drogenkrieg“ mit seinen
Zetas, Kartellen und Zehntausenden von Ermordeten aus. In Kolumbien mit seinen tausendfachen anonymen Massengräbern grinsen Paramilitarismus und evangelikale Kirchen nach ihrem
„Sieg“ gegen ein „Friedensabkommen mit Genderlinie“ erwartungsfroh der neoliberalen Utopie
entgegen: Unten „jeder gegen jede“, oben abgeschirmte Kommerzparadiese und gated communities.
Doch trotz Mediendarstellung: Sie haben noch lange nicht gewonnen. Die Landlosenbewegung
in Brasilien, revolutionär, humanistisch, heute verfolgt, kann morgen Teil eines neuen herzerwärmenden Aufbruchs sein. In Venezuela scheint der Chavismus Antworten auf den brutalen
Wirtschaftskrieg zu entwickeln. Jene in in Kolumbien, die mit Frieden nicht nur das Schweigen
der Waffen der Unterdrückten meinen, sondern die Abschaffung des Zwangs, zu diesen greifen
zu müssen, manifestieren sich mit neuer Kraft und Kreativität im Land.
Vor 37 Jahren begannen auch in der Schweiz, Abertausende nach Nicaragua, nach
Zentralamerika und auf die Stassen zu gehen für den Kampf um Befreiung in den globalen
Armuts- und Kregszonen. Unser Kampf, auch heute noch. Rojinegro: die Geldsammelkampagne
für den Befreiungskampf in Zentralamerika.
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2016/2017
EIN CH - TAGESLOHN
Bild: Margarita Montealgre.
„Wir sind nicht Vögel, die von der Luft leben; wir sind nicht Fische, die vom Meer leben; wir sind
Menschen, die vom Land leben“. Diese Kampfparole aus den 80er Jahren hat der Sandinismus nicht
vergessen.
ROJINEGRO
rojinegro
2016/2017
FÜR DEN
Venceremos
Was Trumps Einzug in das Weisse Haus
für Lateinamerika genau bedeutet, wird
sich noch weisen. Der von ihm zur Schau
getragene „Isolationismus“ bedeutete
in den US-Machtzirkeln seit je stets dies
eine: „Der Kontinent gehört uns“ - niemand mische sich da ein, schon gar nicht
die BewohnerInnen. Der mit der Trumpkampagne wild gewordene militante
Rassismus wird nicht an der Grenze zu
Mexiko Halt machen. „Manifest destiny“,
die offenkundige Bestimmung der Nation
– Credo der US-Eliten – meint historisch
die Verfügbarkeit Latein- und besonders
Zentralamerikas. Die Fundis und die CEOs
geben sich hier die Hand. Die Putsch- und
Verwüstungsregimes im Kontinent sind im
Seitennwagen dabei, doch die für die Herrschenden beunruhigende Frage betrifft die
gemeinen Leute – wie frontal muss und
kann man sie bekämpfen?
Doch glatt geht das nicht über die Bühne,
auch nicht in Zentralamerika. In Nicaragua
konnte das Imperium den bekämpften sandinistischen Wahlsieg nicht verhindern. In
El Salvador spitzen Imperium und Oligarchie die Destabilisierung zu, doch scheint
es, dass sie damit bei den Leuten an Boden
verlieren. Für einen trotzigen Siegesgesang ist das kein Anlass, erst recht nicht in
Honduras und Guatemala. Zentralamerika
ist Teil der laufenden weltweiten Auseinandersetzung zwischen Kriegsterror und
Hungerdiktat einerseits und starken Versuchen, aus dem Überlebenskampf ein Leben
zu machen anderseits. Trump & Co. werfen auf diesen globalen Zusammenstoss
ein grelles Licht. So unscheinbar unsere
Anstrengungen auch scheinen mögen, sie
sind ein Teil der Alternative. Das alte Versprechen gilt weiter: Venceremos.
Nicaragua
Der ruhige Wahlsieg des Frente Sandinista vom 6. November zeigt
die klare Schwäche der rechten Parteien. Ihr Machtkalkül beruht
primär darauf, dass die USA die im Abgeordnetenhaus schon
angenommene Praxis der Wirtschaftsabschnürung wieder aufnehmen. Ein Trump-Remake sozusagen der 1980er Jahre. Es ist
beachtlich, wieviel mediale Schimpf und Wut über die Wahlen in
Nicaragua ausgegossen wurde, während im Reich des Nordens
nur schon die Wahlkampagnen zu Gefängnis für die Hauptverantwortlichen hätte führen müssen. Es wird sich zeigen, wie der
Sandinismus im Fall einer aggressiven Destabilisierung mit seinen
grossen Widersprüchen bestehen kann. Schafft er es, ausreichend
Basisorganisierung zu entwickeln und damit ein Stück realer
Macht nach unten abzugeben?
El Salvador
Die FMLN-Regierung hat den Unterklassen schon einiges zurückgegeben in Form von zahlreichen sozialen Verbesserungen. Es
scheint, dass sie langsam auch Fortschritte erzielt im Kampf gegen eine brutale und gesteuerte Kriminalität. Umso dringlicher
wird für die Rechte, im Takt mit der US-Botschaft, die Regierung zu
lähmen oder möglichst zu Fall zu bringen. Dank der von ihr kontrollierten Justiz versucht sie, die Regierung finanziell zu erdrosseln. Der FMLN weiss, dass Sozialprogramme, die von den Leuten
passiv empfangen werden, keine Garantie für eine Vertiefung oder
auch nur Verteidigung des Wandels sind. Deshalb ist er zusammen
mit sozialen Organisationen seit Monaten mit einer Kampagne der
Sensibilisierung der Bevölkerung in Quartier und Dorf engagiert.
Wir hören, dass immer mehr Leute die Abnutzungsstrategie des
rechten Blocks – Parteien, Medien, Justiz, westliche Botschaften –
durchschauen und ablehnen.
mentun. Zurzeit bereitet das Regime
einen grossen Wahlbetrug vor. Es
weiss nur eine Macht über sich: die
US-Botschaft. Denn das Imperium
kann auch in Tegucigalpa wie letztes
Jahr in Guatemala auf anderes Personal zurückgreifen. Trotz alldem ist der
Widerstand erstaunlich präsent; und
viele wissen, dass ohne Einheit keine
Besserung kommt.
Guatemala
Es ist nicht verwunderlich: Kaum im
Amt, fällt der von Antikorruptionsprotesten auf den Präsidentenstuhl
gespülte „Saubermann“ samt Entourage mit neuen Korruptionsskandalen auf. Doch er hat noch den Segen
Washingtons, also hält sich die Medienempörung in Grenzen. Die städtischen Mittelschichten bleiben vorderhand passiv. Doch in der indigenen
und bäuerischen Bevölkerung kommt
es zu grossen Mobilisierungen gegen
Megaprojekte und Repression.
IN ZENTRALAMERIKA
rojinegro 2016/2017– Unterstützung für:
Nicaragua: Dieses Jahr ist eine grosse Schweizer Solidaritätsbrigade im Departement Matagalpa gewesen. Dort ist die Solidarität aus der Schweiz seit den 1980er
Jahren stark präsent. Wir richten unsere Nicaragua-Arbeit wie geplant an den Erfahrungen der Brigade aus. Die Brigade entstand im Kontext jahrelanger Beziehungen
mit einer sandinistischen NGO, Odesar. Sie unterstützt im Norden die Landbevölkerung unter spezieller Betonung der notwendigen Organisierung. Wir arbeiten hier
mit alten FreundInnen, deren Organisierungsarbeit mit hungernden KaffeearbeiterInnen wir während der grossen Kaffeekrise jahrelang unterstützt haben. Unsere Mittel
dienen unvorhergesehenen Notsituationen (z.B. Sturmschäden an Infrastruktur der
Comunidades, Mobilisierungen). Auch unseren FreundInnen des unabhängig-sandinistischen Radio La Primerísima wollen wir wieder etwas Geld für Reparaturen und
dgl. überweisen.
El Salvador: Wir setzen unsere Praxis, Kämpfe zu unterstützen, fort. Im Zentrum
stehen dabei die Mobilisierungen von Basisorganisationen für ihre Sozialprogramme
und gegen die Destabilisierung der Rechten. Es ist ein entscheidender Moment in der
Entwicklung des Landes: Entweder gelingt es, die sozialen Veränderungen zu verteidigen und zu stärken, oder es kommt zu einer Form von schleichendem weissen
Putsch. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass unsere Seite sich durchsetzen kann.
Honduras: Aus der erhofften Koordination der linken und sozialen Kräfte ist nichts
geworden. Partikularinteressen und internationale Spendenvolumina waren wichtiger! Dies bei einem Regime, das mit westlichem Segen zielstrebig an der Zerschlagung des Widerstands auch mit Mord arbeitet. (In der Schweizer DEZA etwa gilt Nicaragua als autoritär, während Honduras Fortschritte erziele … die Welt steht Kopf.) Wir
unterstützen die Kräfte in der Volkswiderstandsfront FNRP, die in der Praxis gezeigt
haben, dass für sie Einheit nicht gleich bedeutend mit Führungsanspruch ist.
Honduras
Das Land ist zurzeit eine Art neoliberale Utopie. Brutale Kriminalität, ein Regime mit diktatorischer Praxis, der Reichtum des Landes
via IWF-Diktat der Bevölkerung enteignet. Indigenem und bäuerlichem Widerstand wird mit Auftragskillern begegnet, militarisierte
Polizei und Elend drängen städtische Proteste an die Wand. Und
trotz hoffnungsvollen Ansätzen zu einer neuen Einheit der Bewegungen hat sich vorderhand der Spaltgeist durchgesetzt. Er wird
alimentiert von westlichen Kooperationsgeldern, die auch an radikalere Organisationen fliessen, solange sie sich nicht zusam-
WIDERSTAND
Zum rojinegro rufen auf:
• Zentralamerika - Komitees
• Städtepartnerschaften
• Zentralamerika - Sekretariat
Postfach, CH - 8031 Zürich,
Tel. 044 271 57 30
[email protected]
http:// zas-correos.blogspot.com
Guatemala: Weiterhin unterstützen wir unsere langjährigen Partnerorganisationen,
die sich in der Gewaltprävention bei Jugendlichen und in der psychischen Gesundheitsversorgung ehemaliger KämpferInnen engagieren. Vermehrt werden wir auch
um die Unterstützung von MenschenrechtsverteidigerInnen angefragt, die sich für
den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen einsetzen und gegen transnationale Unternehmen kämpfen.