FÜR DEN WIDERSTAND IN ZENTRALAMERIKA Niemand täusche sich Hinter den weissen Putschen steht ein Ziel: Auch Lateinamerika soll Teil der globalen Brutalkriegszone werden. Falls das Imperium den Aufbruch der letzten fast 20 Jahre wirklich abwürgen kann, ist Schluss mit wie immer mit Problemen beladenen friedlichen Gehversuchen in eine bessere Zukunft, wird ein neuer, brutaler Krieg Trumpf („Syrien“ lockt). In Rio ist ein rabiater christlicher Fundamentalist zum Bürgermeister gewählt worden. Erziehung und Gesundheit für alle gilt nicht mehr im Land – nur noch für Zahlungskräftige. Neoliberaler Putschalltag. In Mexiko weitet sich der US-gesteuerte „Drogenkrieg“ mit seinen Zetas, Kartellen und Zehntausenden von Ermordeten aus. In Kolumbien mit seinen tausendfachen anonymen Massengräbern grinsen Paramilitarismus und evangelikale Kirchen nach ihrem „Sieg“ gegen ein „Friedensabkommen mit Genderlinie“ erwartungsfroh der neoliberalen Utopie entgegen: Unten „jeder gegen jede“, oben abgeschirmte Kommerzparadiese und gated communities. Doch trotz Mediendarstellung: Sie haben noch lange nicht gewonnen. Die Landlosenbewegung in Brasilien, revolutionär, humanistisch, heute verfolgt, kann morgen Teil eines neuen herzerwärmenden Aufbruchs sein. In Venezuela scheint der Chavismus Antworten auf den brutalen Wirtschaftskrieg zu entwickeln. Jene in in Kolumbien, die mit Frieden nicht nur das Schweigen der Waffen der Unterdrückten meinen, sondern die Abschaffung des Zwangs, zu diesen greifen zu müssen, manifestieren sich mit neuer Kraft und Kreativität im Land. Vor 37 Jahren begannen auch in der Schweiz, Abertausende nach Nicaragua, nach Zentralamerika und auf die Stassen zu gehen für den Kampf um Befreiung in den globalen Armuts- und Kregszonen. Unser Kampf, auch heute noch. Rojinegro: die Geldsammelkampagne für den Befreiungskampf in Zentralamerika. R O J I N E G R O 2016/2017 EIN CH - TAGESLOHN Bild: Margarita Montealgre. „Wir sind nicht Vögel, die von der Luft leben; wir sind nicht Fische, die vom Meer leben; wir sind Menschen, die vom Land leben“. Diese Kampfparole aus den 80er Jahren hat der Sandinismus nicht vergessen. ROJINEGRO rojinegro 2016/2017 FÜR DEN Venceremos Was Trumps Einzug in das Weisse Haus für Lateinamerika genau bedeutet, wird sich noch weisen. Der von ihm zur Schau getragene „Isolationismus“ bedeutete in den US-Machtzirkeln seit je stets dies eine: „Der Kontinent gehört uns“ - niemand mische sich da ein, schon gar nicht die BewohnerInnen. Der mit der Trumpkampagne wild gewordene militante Rassismus wird nicht an der Grenze zu Mexiko Halt machen. „Manifest destiny“, die offenkundige Bestimmung der Nation – Credo der US-Eliten – meint historisch die Verfügbarkeit Latein- und besonders Zentralamerikas. Die Fundis und die CEOs geben sich hier die Hand. Die Putsch- und Verwüstungsregimes im Kontinent sind im Seitennwagen dabei, doch die für die Herrschenden beunruhigende Frage betrifft die gemeinen Leute – wie frontal muss und kann man sie bekämpfen? Doch glatt geht das nicht über die Bühne, auch nicht in Zentralamerika. In Nicaragua konnte das Imperium den bekämpften sandinistischen Wahlsieg nicht verhindern. In El Salvador spitzen Imperium und Oligarchie die Destabilisierung zu, doch scheint es, dass sie damit bei den Leuten an Boden verlieren. Für einen trotzigen Siegesgesang ist das kein Anlass, erst recht nicht in Honduras und Guatemala. Zentralamerika ist Teil der laufenden weltweiten Auseinandersetzung zwischen Kriegsterror und Hungerdiktat einerseits und starken Versuchen, aus dem Überlebenskampf ein Leben zu machen anderseits. Trump & Co. werfen auf diesen globalen Zusammenstoss ein grelles Licht. So unscheinbar unsere Anstrengungen auch scheinen mögen, sie sind ein Teil der Alternative. Das alte Versprechen gilt weiter: Venceremos. Nicaragua Der ruhige Wahlsieg des Frente Sandinista vom 6. November zeigt die klare Schwäche der rechten Parteien. Ihr Machtkalkül beruht primär darauf, dass die USA die im Abgeordnetenhaus schon angenommene Praxis der Wirtschaftsabschnürung wieder aufnehmen. Ein Trump-Remake sozusagen der 1980er Jahre. Es ist beachtlich, wieviel mediale Schimpf und Wut über die Wahlen in Nicaragua ausgegossen wurde, während im Reich des Nordens nur schon die Wahlkampagnen zu Gefängnis für die Hauptverantwortlichen hätte führen müssen. Es wird sich zeigen, wie der Sandinismus im Fall einer aggressiven Destabilisierung mit seinen grossen Widersprüchen bestehen kann. Schafft er es, ausreichend Basisorganisierung zu entwickeln und damit ein Stück realer Macht nach unten abzugeben? El Salvador Die FMLN-Regierung hat den Unterklassen schon einiges zurückgegeben in Form von zahlreichen sozialen Verbesserungen. Es scheint, dass sie langsam auch Fortschritte erzielt im Kampf gegen eine brutale und gesteuerte Kriminalität. Umso dringlicher wird für die Rechte, im Takt mit der US-Botschaft, die Regierung zu lähmen oder möglichst zu Fall zu bringen. Dank der von ihr kontrollierten Justiz versucht sie, die Regierung finanziell zu erdrosseln. Der FMLN weiss, dass Sozialprogramme, die von den Leuten passiv empfangen werden, keine Garantie für eine Vertiefung oder auch nur Verteidigung des Wandels sind. Deshalb ist er zusammen mit sozialen Organisationen seit Monaten mit einer Kampagne der Sensibilisierung der Bevölkerung in Quartier und Dorf engagiert. Wir hören, dass immer mehr Leute die Abnutzungsstrategie des rechten Blocks – Parteien, Medien, Justiz, westliche Botschaften – durchschauen und ablehnen. mentun. Zurzeit bereitet das Regime einen grossen Wahlbetrug vor. Es weiss nur eine Macht über sich: die US-Botschaft. Denn das Imperium kann auch in Tegucigalpa wie letztes Jahr in Guatemala auf anderes Personal zurückgreifen. Trotz alldem ist der Widerstand erstaunlich präsent; und viele wissen, dass ohne Einheit keine Besserung kommt. Guatemala Es ist nicht verwunderlich: Kaum im Amt, fällt der von Antikorruptionsprotesten auf den Präsidentenstuhl gespülte „Saubermann“ samt Entourage mit neuen Korruptionsskandalen auf. Doch er hat noch den Segen Washingtons, also hält sich die Medienempörung in Grenzen. Die städtischen Mittelschichten bleiben vorderhand passiv. Doch in der indigenen und bäuerischen Bevölkerung kommt es zu grossen Mobilisierungen gegen Megaprojekte und Repression. IN ZENTRALAMERIKA rojinegro 2016/2017– Unterstützung für: Nicaragua: Dieses Jahr ist eine grosse Schweizer Solidaritätsbrigade im Departement Matagalpa gewesen. Dort ist die Solidarität aus der Schweiz seit den 1980er Jahren stark präsent. Wir richten unsere Nicaragua-Arbeit wie geplant an den Erfahrungen der Brigade aus. Die Brigade entstand im Kontext jahrelanger Beziehungen mit einer sandinistischen NGO, Odesar. Sie unterstützt im Norden die Landbevölkerung unter spezieller Betonung der notwendigen Organisierung. Wir arbeiten hier mit alten FreundInnen, deren Organisierungsarbeit mit hungernden KaffeearbeiterInnen wir während der grossen Kaffeekrise jahrelang unterstützt haben. Unsere Mittel dienen unvorhergesehenen Notsituationen (z.B. Sturmschäden an Infrastruktur der Comunidades, Mobilisierungen). Auch unseren FreundInnen des unabhängig-sandinistischen Radio La Primerísima wollen wir wieder etwas Geld für Reparaturen und dgl. überweisen. El Salvador: Wir setzen unsere Praxis, Kämpfe zu unterstützen, fort. Im Zentrum stehen dabei die Mobilisierungen von Basisorganisationen für ihre Sozialprogramme und gegen die Destabilisierung der Rechten. Es ist ein entscheidender Moment in der Entwicklung des Landes: Entweder gelingt es, die sozialen Veränderungen zu verteidigen und zu stärken, oder es kommt zu einer Form von schleichendem weissen Putsch. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass unsere Seite sich durchsetzen kann. Honduras: Aus der erhofften Koordination der linken und sozialen Kräfte ist nichts geworden. Partikularinteressen und internationale Spendenvolumina waren wichtiger! Dies bei einem Regime, das mit westlichem Segen zielstrebig an der Zerschlagung des Widerstands auch mit Mord arbeitet. (In der Schweizer DEZA etwa gilt Nicaragua als autoritär, während Honduras Fortschritte erziele … die Welt steht Kopf.) Wir unterstützen die Kräfte in der Volkswiderstandsfront FNRP, die in der Praxis gezeigt haben, dass für sie Einheit nicht gleich bedeutend mit Führungsanspruch ist. Honduras Das Land ist zurzeit eine Art neoliberale Utopie. Brutale Kriminalität, ein Regime mit diktatorischer Praxis, der Reichtum des Landes via IWF-Diktat der Bevölkerung enteignet. Indigenem und bäuerlichem Widerstand wird mit Auftragskillern begegnet, militarisierte Polizei und Elend drängen städtische Proteste an die Wand. Und trotz hoffnungsvollen Ansätzen zu einer neuen Einheit der Bewegungen hat sich vorderhand der Spaltgeist durchgesetzt. Er wird alimentiert von westlichen Kooperationsgeldern, die auch an radikalere Organisationen fliessen, solange sie sich nicht zusam- WIDERSTAND Zum rojinegro rufen auf: • Zentralamerika - Komitees • Städtepartnerschaften • Zentralamerika - Sekretariat Postfach, CH - 8031 Zürich, Tel. 044 271 57 30 [email protected] http:// zas-correos.blogspot.com Guatemala: Weiterhin unterstützen wir unsere langjährigen Partnerorganisationen, die sich in der Gewaltprävention bei Jugendlichen und in der psychischen Gesundheitsversorgung ehemaliger KämpferInnen engagieren. Vermehrt werden wir auch um die Unterstützung von MenschenrechtsverteidigerInnen angefragt, die sich für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen einsetzen und gegen transnationale Unternehmen kämpfen.
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