die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier Pressedossier 06/02/17 - 19/02/17 montag, 06. februar 2017 bis sonntag, 19. Februar 2017 DIE BÄREN SIND LOS: ARTE und die 67. Berlinale Zu seinem jährlichen Berlinale-Programmschwerpunkt zeigt ARTE „Feuerwerk am hellichten Tage“ von Diao Yinan, den Goldenen Bären von 2014. Der Neo-Noir-Film zeigt das China der kleinen Leute - abseits der glitzernden Metropolen und die Tristesse ihres kargen Lebens; atmosphärisch dicht und kunstvoll inszeniert. Mit „Härte“, „Kreuzweg“ und „Der Fall Judas“ sind drei TV-Erstausstrahlungen im Programm. Alle drei Filme sind ARTE-Koproduktionen und feierten auf der Berlinale ihre Premiere. „Härte“, eine Dokufiktion von Kultregisseur Rosa von Praunheim, erzählt die wahre Geschichte des Karateweltmeisters Andreas Marquardt, dem nach einer Karriere als Zuhälter der Einstieg ins bürgerliche Leben gelang. Dietrich Brüggemanns „Kreuzweg“ wurde in 14 Plansequenzen gedreht - den 14 Stationen des Kreuzweges entsprechend. Er wurde für das beste Drehbuch mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. „Der Fall Judas“ rehabilitiert den als Verräter stigmatisierten Judas und erhielt dafür 2015 in Berlin den Preis der ökumenischen Jury – wie ein Jahr zuvor „Kreuzweg“. Noch im Schwerpunkt: Das bewegende Drama „The Broken Circle“ von Felix Van Groeningen feierte im Panorama der Berlinale 2013 seine Deutschlandpremiere. Die belgische Produktion wurde vielfach ausgezeichnet: Mit dem PanoramaPublikumspreis, dem European Cinemas Label und einer Oscar-Nominierung. Der britische Regisseur Bill Douglas, der nach nur vier Spielfilmen 1991 verstarb, setzte mit dem Drama „Comrades“ („Rebellion der Rechtlosen“) der britischen Gewerkschaftsbewegung ein Denkmal. „Comrades“ lief 1987 im Wettbewerb der Berlinale. Der 2015 produzierte Dokumentarfilm „Fassbinder“ von Annekatrin Hendel verknüpft zahlreiche autobiografische Elemente in Fassbinders Spielfilmen mit unveröffentlichten Passagen aus seinem schriftstellerischen Frühwerk und seltenen Selbstzeugnissen. „Gloria“, ein mitreißendes und humorvolles Drama des chilenischen Regisseurs Sebastián Lelio, das bei der Berlinale 2013 Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert hat. Weltweit auf Filmfestivals ausgezeichnet, erhielt die Hauptdarstellerin Paulina García in Berlin den Silbernen Bären. Den Abschluss der Berlinale macht der Schwerpunkt „Sacro Gra - Das andere Rom“ von Gianfranco Rosi, der das Leben und Wohnen der Römer jenseits der berühmten Ringautobahn behandelt - ein Stadtviertel, das schon Federico Fellini in seinen Filmen verewigte. Mit „Fuocoammare“ („Seefeuer“) erhielt Gianfranco Rosi den Goldenen Bären 2016. Mehr Informationen zum Festival kurz vor Beginn der Berlinale auf: www.arte.tv/berlinale Außerdem berichtet das ARTE-Journal täglich über den Wettbewerb und die wichtigsten Filme des Festivals und auf der Plattform ARTE Cinema cinema.arte.tv sind während der Berlinale Interviews mit Regisseuren von ARTE-Koproduktionen vom 9. bis zum 19. Februar zu sehen. Pressedossier Inhalt Die bären sind los: arte und die 67. berlinale The broken circle 03 feuerwerk am hellichten tage 04 Härte 05 Rebellion der rechtlosen 06 Fassbinder 06 Kreuzweg 07 die brautjungfer 08 der fall judas 09 gloria 10 sacro gra - das andere rom 11 metropolis metropolenreport berlin magazin 12 die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 06/02/2017 03 Nach der Geburt ihrer kleinen Tochter müde, aber überglücklich: Elise und Didier. montag, 6. februar 2017 um 20.15 uhr the broken circle Spielfilm von Felix Van Groeningen Belgien/Niederlande, 2012, 105 Min. Mit: Johan Heldenbergh, Veerle Baetens u.a. Erstausstrahlung Elise und Didier sind ein ungewöhnliches Paar. Elise hat ein Tattoo-Studio, Didier spielt Banjo in einer Bluegrass-Band. Er redet viel, sie hört meistens zu. Er ist ein überzeugter Atheist und ein hoffnungsloser Romantiker, sie schmückt sich mit diversen Tattoos und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Als sie sich kennenlernen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Ihr Glück ist perfekt, als Maybelle geboren wird. Doch als sie im Alter von sechs Jahren ernsthaft erkrankt, wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt. Modernes Kino der großen Gefühle mit grandiosem Bluegrass-Soundtrack. Eine Kinderklinik in Gent: Didier und Elise haben gerade vom behandelnden Arzt erfahren, dass ihre sechsjährige Tochter Maybelle an Leukämie erkrankt ist. Es ist die bislang härteste Prüfung für die Liebe ihrer Eltern. Kennengelernt haben sich die beiden sieben Jahre zuvor in Elises Tattoo-Studio. Die lebenslustige Außenseiterin ist sogleich fasziniert von dem freigeistigen Musiker, der in der belgischen Provinz den amerikanischen Traum lebt, das Leben eines Cowboys führt und als Banjospieler mit seinen Freunden in einer Blue Grass-Formation auftritt. Didier und Elise stürzen sich Hals über Kopf in ein wildes und unbeschwertes Liebesabenteuer. Als sie erfahren, dass Elise im dritten Monat schwanger ist, ändert sich alles. Erstmals in seinem Leben sieht sich Didier gezwungen, Verantwortung für einen anderen Menschen zu übernehmen. Doch schon bald wandelt sich seine innere Abwehr in grenzenlose Freude und er beginnt, ihr gemeinsames Heim kindgerecht umzugestalten. Nach der Geburt des Kindes beginnt für die Kleinfamilie eine idyllische Zeit großen Glücks. Bis zu dem Tag, an dem die beiden erfahren, dass die kleine Maybelle an Leukämie erkrankt ist. Eine eigene Hauptrolle spielt in „The Broken Circle“ die Filmmusik. Gitarrist und Dobro-Spieler Bjorn Eriksson arrangierte verschiedene Country- und Bluegrass-Klassiker für den Film und seine Hauptdarsteller um. Klanglich deutlich mit den US-Originalen kontrastierend, hat der Film in Belgien ein regelrechtes BluegrassFieber entfacht. Zusatz-Info: Der belgische Regisseur Felix Van Groeningen, Jahrgang 1977, beendete im Jahr 2000 das Studium der Audiovisuellen Künste an der Royal Academy of Fine Arts in Gent. Sein Film „Die Beschissenheit der Dinge“ lief 2009 beim Filmfestival von Cannes. „The Broken Circle“, Felix Van Groeningens vierter Spielfilm, war nicht nur an der Kinokasse in Belgien und den Niederlanden sehr erfolgreich, sondern wurde auch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: Mit dem PanoramaPublikumspreis, dem European Cinemas Label, dem César für den besten ausländischen Film und einer Oscar-Nominierung. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 06/02/2017 04 Zhang (li.) beginnt die schweigsame Wu Zhizhen (re.) zu beobachten. montag, 6. februar 2017 um 22.05 uhr feuerwerk am hellichten tage Spielfilm von Diao Yinan China/Hongkong, 2014, 104 Min. Mit: Liao Fan, Gwei Lun Mei u.a. Erstausstrahlung Eine Kleinstadt im Norden Chinas, 1999: Ein grausiger Fund stellt die Polizei vor Rätsel. Auf mehreren Kohlehalden werden menschliche Leichenteile gefunden. Die Festnahme der Verdächtigen endet in einem Blutbad, bei dem auch der leitende Kommissar Zhang schwer verletzt wird und daraufhin seinen Dienst quittiert. Der Fall bleibt ungelöst. Fünf Jahre später tauchen erneut Leichenteile in der Provinz auf. Zhang, der inzwischen dem Alkohol verfallen ist, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln … Der chinesische Neo-Film-noir wurde auf der Berlinale 2014 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Als 1999 im Norden Chinas auf mehreren Kohlenhalden menschliche Leichenteile gefunden werden, sind die Verdächtigen schnell ausgemacht. Doch bei ihrer Festnahme kommt es zu einer Schießerei, bei der die vermeintlichen Täter und auch zwei Polizisten ums Leben kommen. Der leitende Kommissar Zhang Zili wird schwer verletzt. Fünf Jahre später hat er den Polizeidienst quittiert und ist dem Alkohol verfallen. Als sein ehemaliger Kollege ihm von einem Fall erzählt, der erstaunliche Parallelen zu den damaligen Morden aufweist, beginnt der einsame und desillusionierte Zhang auf eigene Faust zu ermittelt. Die Spur führt ihn zu der mysteriösen Wu Zhizhen, die mit allen bisherigen Opfern in Verbindung stand. Zhang taucht immer obsessiver in den Fall ein und verliebt sich schließlich in die schweigsame Schöne… „Feuerwerk am hellichten Tage“ spielt mit Genremustern des Film noir. Der Film beschreibt das China der kleinen Leute - abseits der glitzernden Metropolen - und die Tristesse ihres kargen Lebens zwischen schneeverwehten Straßen, Kohleminen und Suppenküchen. Die schmutzige Realität der chinesischen Kleinstadt, ergänzt durch grell-bunte Neonreklamen, ist atmosphärisch dicht und kunstvoll inszeniert. Zusatz-Info: „Feuerwerk am hellichten Tage“ wurde 2004 auf der Berlinale mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet; Hauptdarsteller Liao Fan erhielt den Silbernen Löwen. Der Neo-Film-noir begeisterte nicht nur die internationalen Filmkritiker, sondern war auch an den chinesischen Kinokassen – für einen Arthouse-Film - sehr erfolgreich. In nur zwei Wochen Laufzeit spielte der Film bereits 13 Mio. US-Dollar ein. Es ist zwar kein offen politischer Film, aber er zeichnet ein dunkles Bild vom heutigen China und zeigt die Schattenseiten des chinesischen Wirtschaftswunders. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 06/02/2017 05 Hanno Kofller und Andreas Marquardt. montag, 6. februar 2017 um 23.50 uhr härte Spielfilm von Rosa von Praunheim WDR/RBB/ARTE, Rosa von Praunheim Filmproduktion Deutschland, 2015, 88 Min. Mit: Andreas Marquardt, Marion Erdmann u.a. Erstausstrahlung „Härte“ ist die wahre Geschichte des Karateweltmeisters Andreas Marquardt, der zum brutalen Zuhälter wurde, acht Jahre im Gefängnis verbüßte und durch eine Therapie den jahrelangen Missbrauch durch seine Mutter aufarbeitete. Jetzt unterrichtet er Kinder und Jugendliche in seiner Kampfsportschule und organisiert Wohltätigkeitsveranstaltungen für Missbrauchsopfer. Dokufiktion vom Berliner Kultregisseur Rosa von Praunheim. „Ich habe keine Gefühle zugelassen. Ich war ein eiskalter Typ, ein Block, mir war alles scheißegal.“ Vom Vater als Kleinkind körperlich misshandelt und von der Mutter systematisch sexuell missbraucht, hatte der Karateweltmeister Andreas Marquardt alles andere als eine unbeschwerte Kindheit. Mit 19 Monaten wurde er von seinem Vater bei Minusgraden auf den Balkon gestellt, ausgezogen und mit Wasser übergossen. Im Alter von sechs Jahren fing seine Mutter an, ihn anzufassen, zu streicheln. Mit zwölf wurde er zum Sex mit ihr gezwungen. Nach und nach wurden Frauen für ihn zu einem Hassobjekt – in allen sah er die Projektion seiner Mutter. Andy etablierte sich rasch im Berliner-Rotlichtmilieu und verdiente als Zuhälter Millionen. Reihenweise junge Mädchen gingen für ihn auf den Strich, unter ihnen die brave und schüchterne Marion, die stets zu ihm hielt, auch wenn er sie schlug. All die Jahre, die Andy im Gefängnis verbrachte, wartete sie treu auf ihn und glaubt an ihn – bis heute. Basierend auf der Autobiografie, die Andreas Marquardt zusammen mit seinem Therapeuten Jürgen Lemke schrieb, inszeniert Rosa von Praunheim dessen Leben in Schwarzweiß-Bildern mit Papp-Kulissen und einem theaterhaft anmutendem Spiel. Dokumentarische Szenen, in denen Andreas Marquardt und Marion Erdmann von ihrem Leben erzählen, wechseln sich mit fiktionalen ab. Zusatz-Info: Seit über vierzig Jahren dreht Rosa von Praunheim Spiel- und Dokumentarfilme. Mit seinem Dokumentarwerk „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“ (1970) wurde Rosa von Praunheim zum öffentlichen Wegbereiter der modernen Schwulenbewegung. Anfang 2012 wurde sein Film „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet und 2013 erhielt von Praunheim die Berlinale Kamera. „Härte“, den Rosa von Praunheim selbst als seinen emotionalsten Film bezeichnet, wurde 2015 in der PanoramaSektion der Berlinale gezeigt. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 06 08/02/2017 mittwoch, 8. februar 2017 um 20.15 uhr Rebellion der rechtlosen Spielfilm von Bill Douglas Großbritannien, 1987, 175 Min. Mit: Robin Soans, William Gaminara u.a. Die sechs Landarbeiter schließen sich im Kampf gegen Unterdrückung in einem Geheimbund zusammen. Südengland 1834: Sechs Landarbeiter schließen sich im Kampf gegen Unterdrückung in einem Geheimbund zusammen, um ihre Interessen besser vertreten zu können. Als ihr Lehnsherr von der „Verschwörung“ erfährt, werden die Männer verhaftet und als Zwangsarbeiter nach Australien deportiert. „Rebellion der Rechtlosen“ zeichnet den Leidensweg dieser mutigen Vorkämpfer der britischen Gewerkschaftsbewegung nach und entwirft zugleich das Porträt einer im politischen und wirtschaftlichen Umbruch begriffenen Gesellschaft zur Zeit der industriellen Revolution. 08/02/2017 mittwoch, 8. februar 2017 um 23.10 uhr fassbinder Dokumentarfilm von Annekatrin Hendel SWR/ARTE, IT Works Deutschland, 2014, 89 Min. Fassbinder wenige Jahre vor seinem frühen Tod im Jahre 1982. Er war einer der größten deutschen Filmemacher: Rainer Werner Fassbinder. Kein deutscher Filmregisseur war umstrittener, produktiver und besessener als er. Als er 1982 mit nur 37 Jahren stirbt, hat er mit seinem progressiven „Antitheater“ die Bühne revolutioniert und ein Gesamtwerk von 44 Filmen und mehreren Fernsehserien geschaffen. Keiner vor oder nach ihm hat in einer so kurzen Schaffensphase die deutsche Gesellschaft derart schmerzhaft und wahrhaft porträtiert und polarisiert. Mehr als 30 Jahre nach seinem Tod gewährt der Dokumentarfilm „Fassbinder“ einen neuen Blick auf die zerstörerischen und die unbekannten, sensiblen Seiten von Fassbinder. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 13/02/2017 07 Maria (Lea van Acken) und Pater Weber (Florian Stetter). montag, 13. februar 2017 um 20.15 uhr kreuzweg Spielfilm von Dietrich Brüggemann SWR/ARTE, Ufa Fiction Produktion, cine plus Filmproduktion GmbH Deutschland, 2013, 103 Min. Mit: Lea von Acken, Franziska Weisz u.a. Erstausstrahlung Die 14-jährige Maria wächst in einer streng katholischen Familie auf und steht kurz vor ihrer Firmung. Ihr Glaube richtet sich nach der Priesterbruderschaft, der ihre Familie angehört und Pater Weber spielt bei der Indoktrinierung Marias eine große Rolle. Die Lehre des Geistlichen ist fundamentalistisch; die Bruderschaft lehnt alles Moderne ab und sieht den Menschen vollständig im Dienst Gottes. Doch Marias Glaube steht im radikalen Kontrast zu ihrem Schulalltag. Dort ist sie eine große Außenseiterin, sie wird von ihren Mitschülern ausgegrenzt und der Zwiespalt wird für Maria immer belastender… Die 14-jährige Maria gehört wie ihre ganze Familie zu einer Gemeinde der strengen Priesterbruderschaft St. Paulus in Süddeutschland, die die katholische Glaubenslehre besonders traditionalistisch auslegt und viele „Neuerungen“ des Vatikans ablehnt. Maria steht kurz vor ihrer Firmung, durch die sie, wie es der wortgewandte Pater Weber ausdrückt, endgültig zur Soldatin Gottes werden soll und gegen das Böse kämpfen muss – was sich schon in Pop-Musik im Sportunterricht oder dem Gospelgesang moderner Kirchenchöre verbirgt. Maria lebt inbrünstig nach den gepredigten Vorsätzen. Doch das Mädchen, das unter ihrer strengen Mutter und deren ständigen Vorwürfen leidet, ist auch ein Teenager mitten in der Pubertät. Als sich ihr Mitschüler Christian aus Neugierde für die isolierte Maria interessiert, löst dies bei ihr widersprüchliche Gefühle aus. In der Schule wird Maria für ihre radikale Einstellung misstrauisch beäugt und ausgegrenzt. Dabei ist sie sich doch eigentlich sicher: Sie will Gott dienen und Opfer bringen – und wenn Gott ihren kleinen Bruder Johannes, der mit vier Jahren noch kein Wort gesprochen hat, heilen würde, wäre sie bereit, im Gegenzug ihr Leben zu geben und heilig zu werden… In vierzehn festen Einstellungen zeichnet Dietrich Brüggemann den Weg des Mädchens nach, der an den vierzehn Stationen des Kreuzwegs Jesu orientiert ist. Zusatz-Info: Dietrich Brüggemann legt mit „Kreuzweg“ den vierten Film vor, zu dem er gemeinsam mit Anna Brüggemann das Drehbuch geschrieben hat. Dabei wirft er einen kritischen Blick auf radikale Glaubensformen. Außerordentlich ist die Leistung der 14-jährigen Newcomerin Lea van Acken als Maria. In Hans Steinbichlers „Das Tagebuch der Anne Frank“ setzte sie 2016 ihre Karriere fort. Florian Stetter verkörpert den perfide demagogischen Pater neben Franziska Weisz, die die religiös fanatisierte Mutter gibt. „Kreuzweg“ gewann auf der 64. Berlinale 2014 den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch und den Preis der Ökumenischen Jury. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 08 Auf der Hochzeit seiner Schwester Sophie lernt Philippe die geheimnisvolle Senta kennen. 13/02/2017 montag, 13. februar 2017 um 22.00 uhr die brautjungfer Spielfilm von Claude Chabrol Frankreich/Deutschland/Italien, 2004, 106 Min. Mit: Benoît Magimel, Laura Smet u.a. Auf der Hochzeit seiner Schwester Sophie lernt der 25-jährige Philippe die geheimnisvolle Senta kennen, eine der Brautjungfern. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, doch Senta scheint in einer gefährlichen Scheinwelt zu leben, in der die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit zunehmend verschwimmt. Schließlich fordert sie von Philippe einen verhängnisvollen Liebesbeweis: Mord! … Der Liebesthriller „Die Brautjungfer“ von Altmeister Claude Chabrol basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ruth Rendell. Zusatz-Info: Regisseur Claude Chabrol (1930-2010), Mitbegründer der Nouvelle Vague, ist bekannt für seine ironischen, teils erbarmungslosen Betrachtungen des Bürgertums. Mit neun Filmen war er auf der Berlinale vertreten. 1959 wurde sein zweiter Film „Schrei, wenn du kannst“ mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. 2009 erhielt Chabrol die Berlinale-Kamera. „Die Brautjungfer“ wurde 2004 auf den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt und ist nach „Biester“ (1995) Chabrols zweite Ruth Rendell-Adaption. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 13/02/2017 09 Pontius Pilatus (re.) muss ein Urteil über den verhafteten Jesus (Mi.) fällen. montag, 13. februar 2017 um 23.50 uhr der fall judas Spielfilm von Rabah Ameur-Zaïmeche Frankreich/Algerien, 2015, 96 Min. ARTE France, Sarrazink Productions Mit: Nabil Djedouani, Mohamed Aroussi u.a. Erstausstrahlung Nach einer langen Askese führt Jesus, unterstützt von Judas, dem Eifrigsten seiner Jünger, seine Anhänger wieder zusammen. Jesus‘ Worte begeistern die Menschen, erregen allerdings auch den Argwohn der römischen Besatzungsmacht. Judas erweist sich als ein ergebener Kämpfer für die Worte seines Herrn… Eine bildgewaltige Verfilmung des vielfach inszenierten biblischen Stoffes mit Judas als loyalem Helden. Judäa: Eine karge Wüstenlandschaft wird vom Rauschen des Windes und dem Zirpen der Grillen erfüllt, als ein Mann mit letzter Kraft einen Berggipfel erklimmt. Es ist Judas, der den nach einer langen Askese entkräfteten Jesus dort oben abholt und auf seinem Rücken den Berg hinunterträgt. Nachdem Jesus im Fluss gebadet hat, bricht er zusammen mit Judas nach Jerusalem auf. Auf ihrem Weg werden die beiden von jubelnden und singenden Kindern begleitet und überall mit offenen Armen empfangen. Nach und nach wird die Anhängerschar um Jesus von Nazareth immer größer. Judas sorgt sich jedoch um die Sicherheit seines Messias. Denn als Jesus die Tempelverkäufer verjagt, zieht er den Argwohn sowohl der Priester als auch der römischen Besetzungsmacht auf sich… Regisseur Rabah Ameur-Zaïmeche rehabilitiert in seinem fünften Spielfilm den als Verräter stigmatisierten Judas und zeigt ihn als loyalen und aufopferungsbereiten Freund. Er sagt dazu: „Judas war zu lange die symbolische Figur des Antisemitismus‘.“ Gedreht wurde der Film in der atemberaubend kargen Wüstenlandschaft Algeriens mit ihren bizarren Felsformationen, die durch von Palmen gesäumten Oasen unterbrochen werden. Als visuelle Inspirationsquelle dienten Werke von Caravaggio und Rembrandt. Zusatz-Info: Der algerische Regisseur Rabah Ameur-Zaïmeche, Jahrgang 1966, wuchs in der Nähe von Paris auf. Nach einem Studium der Sozialwissenschaften gründete er 1999 die Produktionsfirma Sarrazink Productions. Sein fünfter Spielfilm „Der Fall Judas“ wurde im Internationalen Forum des jungen Films bei der der Berlinale 2015 uraufgeführt und mit dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 15/02/2017 10 Gloria (Paulina García) liebt das Leben. mittwoch, 15. februar 2017 um 20.15 uhr gloria Spielfilm von Sebastián Lelio Chile/Spanien, 2013, 103 Min. Mit: Paulina Garcia, Sergio Hernández u.a. Erstausstrahlung Gloria ist 58 Jahre alt und will sich nach einer gescheiterten Ehe nicht damit abfinden, zum alten Eisen zu gehören. Wild entschlossen stürzt sie sich ins Leben und begibt sich auf die Suche nach einer neuen Liebe. Als sie Rodolfo begegnet, beginnt für sie eine emotionale Achterbahnfahrt. „Gloria“ ist das Portrait einer sympathischen, humorvollen und souveränen Frau, die das Leben liebt und lebt. Auf der Berlinale 2013 wurde die unterhaltsame Komödie gleichermaßen von Publikum und Kritik gefeiert und Hauptdarstellerin Paulina García mit dem silbernen Bären ausgezeichnet. Gloria ist 58 Jahre alt und geschieden. Ihre Kinder sind aus dem Haus, doch allein will sie ihre Tage und Nächte nicht verbringen. Dem Alter und der Einsamkeit trotzend, tanzt sie voller Lebenslust auf SinglePartys und flirtet, was das Zeug hält. Als sie den sieben Jahre älteren Rodolfo kennenlernt, scheint sie endlich eine neue Liebe gefunden zu haben. Doch was leidenschaftlich und liebevoll beginnt, wird für Gloria alsbald zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Denn Rodolfo, seit einem Jahr geschieden, schafft es nicht - oder will es auch gar nicht - sich endgültig von seiner Familie zu lösen. Während Gloria seit längerer Zeit auf der Suche nach einem neuen Leben ist und der Zukunft stets positiv entgegen sieht, hat für Rodolfo eine wirkliche Trennung von seiner Familie noch nicht stattgefunden. Die Ex-Frau und die erwachsenen Töchter bombardieren ihn rund um die Uhr mit Anrufen, fordern Fürsorge oder Geld ein – und Rodolfo gehorcht ohne Widerspruch. Gloria ist über dieses Verhalten so empört und verletzt, dass sie den Kontakt zu Rodolfo abbricht. Doch irgendwann hat dessen Betteln und Flehen Erfolg. Gloria lenkt ein. In einem Hotel am Meer soll ihre Liebe neu belebt werden. Zwischen Hoffnung und Enttäuschung schwankend erkennt Gloria schließlich, dass das Leben noch viel für sie bereithält. Denn diese Frau lässt sich nicht unterkriegen. Nach jedem Rückschlag steht Gloria wieder auf und ihr Stern strahlt heller als zuvor. Zusatz-Info: Der chilenische Regisseur Sebastián Lelio wollte einen Film über die Generation seiner Mutter drehen. „Chile ist voll von Glorias“, findet Lelio, von Frauen, mit denen es das Leben nicht immer gut gemeint hat, die sich aber trotzdem nicht unterkriegen lassen. Dank Lelios raffiniertem Drehbuch und mit einer überragenden Paulina García, wurde aus dieser Idee das sehr stimmungsvolle Portrait einer charismatischen Frau. „Gloria“ ist vielfach ausgezeichnet. Bei der Berlinale 2013 lief der Film im Wettbewerb und erhielt drei Preise, darunter den Silbernen Bären für Hauptdarstellerin Paulina García. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 15/02/2017 11 Der GRA, Grande Raccordo Anulare, ist eine knapp 70 Kilometer lange Ringautobahn, die um die italienische Hauptstadt Rom herumführt. mittwoch, 15. februar 2017 um 22.00 uhr sacro gra - Das andere rom Dokumentarfilm von Gianfranco Rosi Frankreich, 2013, 90 Min. Erstausstrahlung Der Grande Raccordo Anulare bzw. GRA ist eine Ringautobahn, die um die italienische Hauptstadt Rom herumführt. Am Rande dieser pulsierenden Verkehrsader leben Menschen, für die Modernität und Tempo keine Rolle spielen. Trotz ihrer Unterschiede in sozialer Herkunft und beruflichem Profil haben sie eines gemein: Sie wurden aus der expandierenden Hauptstadt mit ihren Denkmälern und Museen verdrängt und führen ein Randdasein jenseits des Autobahnrings. Der Grande Raccordo Anulare bzw. GRA ist eine knapp 70 Kilometer lange Ringautobahn, die um die italienische Hauptstadt Rom herumführt. Am Rande dieser pulsierenden Verkehrsader leben Menschen, für die Modernität und Tempo keine Rolle spielen. Die Dokumentation zeigt sieben dieser Menschen, darunter einen Agronom, der seine Palmen hegt und pflegt, einen wie ein Wasserfall sprechenden Vater und seine schweigsame Tochter in ihrer Sozialwohnung, ein Paar abgestiegene Adlige, die ihren Rokoko-Palast vermieten, alternde Prostituierte und einen Krankenfahrer. Trotz ihrer Unterschiede in sozialer Herkunft und beruflichem Profil haben sie eines gemein: Sie wurden aus der expandierenden Hauptstadt mit ihren berühmten Denkmälern und Museen verdrängt und führen jenseits des Autobahnrings ein Randdasein. Zusatz-Info: Bevor Gianfranco Rosi seinen Dokumentarfilm drehte, der bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen 2013 erhielt, war er lange Zeit selbst GRA-Nutzer. die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier 12 19/02/2017 sonntag, 19. februar 2017 um 16.50 uhr metropolis metropolenreport berlin Magazin von Grit Lederer NDR/ARTE Deutschland, 2017, 43 Min. Erstausstrahlung Alle Jahre wieder ist die Filmstadt Berlin die perfekte Kulisse für die Berlinale, aber auch außerhalb der Kinosäle findet sich alles, was Filmemacher und Schauspieler brauchen: eine anregende Kulturszene und kultige Treffpunkte. Metropolis entdeckt zusammen mit dem Berlinale Shooting Star Louis Hofmann, was die Stadt zu bieten hat. Omer Fast, ein in Berlin lebender Video-Künstler aus Israel, war letztes Jahr selbst Teilnehmer an der Berlinale. Nun zeigt er im Martin-Gropius-Bau seine erste große Einzelausstellung mit dem Titel: „Reden ist nicht immer die Lösung“ und Metropolis zeigt er, was Berlin so lebenswert macht. Ein Abstecher wird auch an den Breitscheidplatz führen, das alte Zentrum der West-Berliner Berlinale ab 1957 – wie hat der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt die Stimmung in der Stadt verändert? die bären sind los - 67. Berlinale Pressedossier ARTE G.E.I.E. 4 quai du Chanoine Winterer cs 20035 67080 Strasbourg Cedex Postfach 1980 - 77679 Kehl Pressekontakt : Katja Birnmeier [email protected] T +33 388 14 21 52 F +33 388 14 23 50 Mehr Infos unter: www.presse.Arte.TV Bildrechte: Deckblatt: härte: © wdr, kreuzweg: © swr, der fall Judas: © Sarrazink Production the broken circle: © Menuet Films/Pandora Film Verleih feuerwerk am hellichten tage: © Memento Films härte: © wdr Rebellion der Rechtlosen: © British Film Institute Fassbinder: © SWR/RWF Foundation die brautjungfer: © Bac Films kreuzweg: © swr der fall Judas: © Sarrazink Production Gloria: © alamodefilm Sacro Gra - das andere rom: © Alfama Films
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