1. Wände und wandartige Träger

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Bemessung im Stahlbetonbau
Inhaltsverzeichnis
1. Wände und wandartige Träger
2
1.1
1.2
WÄNDE
WANDARTIGE TRÄGER
2
Deckengleiche Unterzüge
18
3
Treppen
24
4
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
28
4.1
BEGRENZUNG DER RISSBREITEN
4.1.1 Nachweis der Mindestbewehrung (DIN EN 1992-1-1;. 7.3.2)
4.1.2 Berechnung der Rissbreite (DIN EN 1992-1-1, 7.3.4)
4.1.3 Begrenzung der Rissbreite ohne direkte Berechnung (DIN 1045-1, 11.2.3)
4.2
REALISTISCHE ABSCHÄTZUNG DER ZWANGSPANNUNGEN
4.2.1 Bodenplatten
4.2.2 Aufgehende Wände auf vorab fertiggestellten Fundamenten
4.3
BEGRENZUNG DER SPANNUNGEN
4.4
BEGRENZUNG DER VERFORMUNGEN
5
2
7
29
30
35
40
43
43
46
48
49
Torsion
5.1
KOMBINIERTE BEANSPRUCHUNG: QUERKRAFT + TORSION + BIEGUNG
5.1.1 Vereinfachtes Verfahren
5.1.1 Genaues Verfahren
51
57
57
58
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1. Wände und wandartige Träger
1.1 Wände
Wände sind flächige Bauteile, deren größere Querschnittsabmessung das
Vierfache der kleineren übersteigt. Sie sind kontinuierlich gestützt.
Tabelle NA.9.3 - Mindestwanddicken für tragende Stahlbetonwände
Wandkonstruktion
≥
C16/20
mit Decken
nicht durchlaufend
durchlaufend
Ortbeton
120 mm
100 mm
Fertigteil
100 mm
80mm
Es gelten die Mindestwanddicken gemäß Tabelle NA.9.3. Diese
Mindestwanddicken sollten im Allgemeinen nicht ausgenutzt werden!
Im Allgemeinen sind Wände in ihrer Ebene belastet. Andernfalls sind sie
wie Platten zu behandeln (z.B. erddruckbelastete Kellerwände).
Die Bemessung bewehrter Wände erfolgt wie für Stützen (für 1 m Länge).
Bei schlanken Wänden müssen wie für Stützen die Schnittgrößen nach
Theorie II. Ordnung berücksichtigt werden.
→ Modellstützenverfahren
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Die Schlankheit wird hierbei wie folgt ermittelt:
Bei der Berechnung der Beiwerte β ist zu beachten, dass die Wand zwei-, dreioder vierseitig gehalten sein kann:
Tabelle 12.1 - Werte tür ß bei verschiedenen Randbedingungen
Den Angaben in Tabelle 12.1 liegt zugrunde, dass die Wand keine Öffnung
aufweist, deren Höhe 1/3 der lichten Wandhöhe lw oder deren Fläche 1/10 der
Wandfläche überschreitet. Werden diese Grenzen nicht eingehalten, sind in der
Regel bei 3- oder 4-seitig gehaltenen Wänden die zwischen den Öffnungen
liegenden Teile als nur an zwei Seiten gehalten zu betrachten und entsprechend
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zu bemessen.
Die ß-Werte sind zu vergrößern, wenn die Querbiegetragfähigkeit durch Schlitze
oder Aussparungen beeinträchtigt wird.
Eine Querwand gilt dann als aussteifend, wenn
─ ihre Länge lht mindestens lw/5 der lichten Höhe lw der auszusteifenden
─ Wand ist,
─ sie keine Öffnungen aufweist und gleich hoch ist wie die auszusteifende
Wand
─ sie mindestens halb so dick ist wie die auszusteifende Wand.
aussteifende
Wand
lw
Querschnitt
lht ≥lw/5
Bei zweiseitig gehaltenen Wänden, die am Kopf- und Fußende durch Ortbeton
und Bewehrung biegesteif angeschlossen sind, so dass die Randmomente
vollständig aufgenommen werden können, darf ß nach Tabelle 12.1 mit dem
Faktor 0,85 abgemindert werden.
Für die lotrechte Bewehrung gelten folgende Vorschriften:
Allgemein:
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Wenn
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N Ed ≥ 0 ,3 ⋅ f cd ⋅ Ac oder bei Wänden, die unter Berücksichtigung der
Auswirkungen der Theorie II. Ordnung zu bemessen sind:
Höchstbewehrungsgrad:
Die Bewehrung ist gleichmäßig auf beide Außenseiten zu verteilen.
Im Bereich von Übergreifungsstößen darf der Höchstwert von 4% auf 8%
verdoppelt werden.
Für die horizontale Bewehrung gilt:
Allgemein:
Wenn |ாௗ | 0,3 ௖ௗ ௖ oder bei Wänden, die unter Berücksichtigung der
Auswirkungen der Theorie II. Ordnung zu bemessen sind:
Die horizontale Bewehrung liegt i. a.
knickgefährdete lotrechte Bewehrung innen.
außen,
die
druckbeanspruchte
Um die lotrechte Bewehrung gegen Ausknicken zu sichern, werden je m2
4 S-Haken angeordnet.
Bei Tragstäben ds ≤ 16 mm dürfen S-Haken entfallen, wenn gleichzeitig für die
Betondeckung gilt ≥ 2 ds. In diesem Fall und immer bei Matten dürfen die
lotrechten Stäbe auch außen liegen.
In jedem Wandbereich, in dem der Gesamtquerschnitt der vertikalen Bewehrung
beider Wandseiten 0,02·Ac übersteigt, ist die Querbewehrung mit Bügeln nach
den Bestimmungen für Stützen einzulegen. Entsprechend sind die Bügelabstände
unmittelbar über und unter aufliegenden Platten über eine Höhe gleich der
4fachen Wanddicke zu vermindern.
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An freien Rändern von Wänden mit einer Bewehrung As ≥ 0,003Ac je Wandseite
müssen die Eckstäbe durch Steckbügel gesichert werden.
Weiterhin gelten folgende Regeln:
Lotrechte Stäbe:
Horizontale Stäbe:
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1.2
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Wandartige Träger
Bei der Bemessung von Balken war eine der grundlegenden Annahmen das
Ebenbleiben der Querschnitte (→ Bernoulli-Hypothese). Damit ergab sich eine
lineare Dehnungsverteilung über die Querschnittshöhe.
Diese Annahme ist nur gerechtfertigt solange das Bauteil schlank ist (Stützweite
des Bauteils groß im Verhältnis zur Querschnittshöhe).
Bei nicht schlanken Biegebauteilen sind die Dehnungen nicht mehr linear über die
Querschnittshöhe verteilt. Man spricht dann von einer Scheibe oder einem
wandartigen Träger.
≥ 3h
< 3h
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Die genaue Abgrenzung zwischen schlanken Biegebauteilen (= Balken) und
gedrungenen Biegebauteilen (=wandartige Träger) sind gemäß Heft 240 des
DAfStb:
Einfeldträger:
Grenze
Zweifeldträger bzw. Endfeld Durchlaufträger
Innenfeld Durchlaufträger:
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Kragträger:
Wandartige Träger können nach 2 Verfahren berechnet werden:
1) Elastische Scheibentheorie (FE-Modelle, Tabellenwerke)
2) Fachwerkmodelle
Zu 1)
Es werden Hauptzugspannungen ermittelt (beispielsweise mit Hilfe der FEMethode), zu Hauptzugkräften zusammengefasst und durch die
Bewehrung abgedeckt.
Heft 240 des DAfStb gibt Hinweise, wie für verschiedene Systeme und
Belastungsarten ohne Verwendung eines FE-Programmes die
Hauptzugkräfte zu ermitteln sind.
Dabei sind vor allem der Hebelarm der inneren Kräfte und die Verteilung
der Zugbewehrung über die Höhe von Interesse.
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Heft 240 enthält Tafeln für verschiedene Systeme und Belastungsarten.
Feld:
Stütze:
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System
Einfeldträger
Zweifeldträger
Endfeld Durchlaufträger
Innenfeld
Durchlaufträger
Kragträger
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1,0
1,0
0,4 1,0
1,0
0,3 1,0
1,0
1,0 2,0
Geometrie
0,5 2,0
0,3 3 Hebelarm der inneren Kräfte z
0,6 0,5 1,9 0,45 0,5 1,8 0,4 0,65 0,1 0,85 Seite 11
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Mit Hilfe von Heft 240 wird die Bemessung also wie folgt vorgenommen:
− Berechnung der Biegemomente (nach Elastizitätstheorie)
− Ermittlung des jeweiligen Hebelarms der inneren Kräfte z
− Ermittlung der Zugbewehrung ⁄
Die Feldbewehrung ist über die Höhe 0,1 bzw. 0,1 zu
verteilen (der kleinere Wert ist maßgebend).
Die ermittelte Stützbewehrung ist gemäß den Angaben in Heft 240 über
die Höhe zu verteilen.
Auch die Auflagerkräfte können näherungsweise nach der Balkentheorie
ermittelt werden. Im Falle von Mehrfeldträgern sind die Endauflagerkräfte
mit folgenden Faktoren zu erhöhen.
h/l
0,3
0,4
0,7
1,0
Erhöhungsfaktor
1,0
1,08
1,13
1,15
Zu 2)
Als Alternative kann der Kräfteverlauf mit Hilfe von Fachwerkmodellen
dargestellt werden. Das gewählte Fachwerk sollte sich an den
Spannungstrajektorien der Elastizitätstheorie orientieren, um übermäßig
breite Risse zu vermeiden.
Geeignete Fachwerkmodelle: Schlaich/Schäfer
Konstruieren im Stahlbetonbau, Betonkalender 2001 Teil II
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Beispiel:
Für das gleiche System ergibt sich bei unten angehängter Last folgendes
Fachwerkmodell:
Die Last muss also zunächst über eine Aufhängebewehrung über eine
Höhe l ≤ h zu den Druckstreben geführt werden.
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Bei hohen Einzellasten entstehen an der Einleitungsstelle Spaltzugkräfte.
Diese werden direkt unterhalb der Last vom Druckgewölbe überdrückt.
Etwas weiter unten entsteht jedoch bereits eine „lokale Zugzone“.
Die Größe und Stelle der Zugkräfte ist BK2001 (oder vergleichbarer
Literatur) zu entnehmen. Die Zugkräfte sind durch die Bewehrung
abzudecken.
Der Nachweis der Druckstreben wird wie folgt geführt:
Die Breite der Druckstrebe a ergibt sich aus der Größe des Auflagers, der
Höhe der Zugbewehrung und der Druckstrebenneigung:
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z. B.:
Wandartige Träger müssen wie auch Wände Mindestdicken gemäß EC2
Tabelle NA.9.3 einhalten. Allgemein sollten Wanddicken ≥ 15 cm
verwendet werden.
An beiden Wandaußenflächen ist ein rechtwinkliges Bewehrungsnetz
vorzusehen.
Je Wandaußenfläche und je Wandrichtung gilt:
min , 0,075 %
min , 1,5 #$²/$
300 $$+
max ) *
2 →
→
d.h. insgesamt 0,15%
wie für lotrechte Bewehrung von Wänden
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3 Merkregeln
1. Angehängte Decken bei wandartigen Trägern nicht vergessen.
→ Decke über EG „hängt sich an
den wandartigen Träger“!
→ Als Belastung nicht vergessen!
→Aufhängebewehrung nicht
vergessen!
2. Wandartige Träger möglichst nur über ein Geschoss ausbilden
→ Ab einer bestimmten Höhe
bewirkt eine weitere
Vergrößerung der
Querschnittshöhe keine
Vergrößerung des Hebelarms der
inneren Kräfte mehr
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, Zudem müssen die Unterstützungen im Bauzustand stehen bleiben, bis
der wandartige Träger über die gesamte Höhe ausgehärtet ist. Deshalb
sollte man WAT über 2 oder mehr Geschosse möglichst vermeiden.
3. Das Zugband des wandartigen Trägers liegt in Höhe der angehängten
Decke. Die Bewehrung muss deshalb im Bewehrungsplan der Decke
mit vorgesehen sein.
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2 Deckengleiche Unterzüge
Bei linienförmig gelagerten Platten kommt es vor, dass die Stützung
unterbrochen ist, weil
− eine Tür- oder Fensteröffnung in der unterstützenden Wand
angeordnet wird
− und kein Balken zur Stützung der Decke in diesem Bereich
angeordnet werden soll/kann.
Es wird dann in diesem Bereich ein sogenannter „deckengleicher
Unterzug“ ausgebildet.
Fehlt die Stützung nur auf kurzer Länge, so können die Schnittgrößen und
die Bewehrung mit Hilfe des Näherungsverfahrens in Heft 240 DAfStb
ermittelt werden.
Bei größerer Länge der fehlenden Stützung (leff > 15 hDecke) können die
Schnittgrößen und die Bemessung nicht mehr mit dem
Näherungsverfahren durchgeführt werden (→ in diesem Fall muss eine
genaue Berechnung z.B. mit einem FEM-Programm durchgeführt werden).
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1) Geringe Länge der fehlenden Stützung (leff ≤ 7 hDecke)
Bei geringer Länge und wenn keine wesentlichen zusätzlichen
Auflasten vorhanden sind, genügen konstruktive Stabstahlzulagen:
2 Ø10 oder 2 Ø12 oben + unten
Die oberen Stäbe sollten zur Abdeckung des Einspannmomentes mxre
ausreichend lang gewählt werden (ca. 1,5 lb).
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2) Mäßige Länge der fehlenden Stützung (7 hDecke ≤ leff ≤ 15 hDecke)
a) Bemessung in Richtung der unterbrochenen Stützung
Pos. 1 + 1a:
1,05 · Häufig vereinfachend:
eff
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Pos. 2 + 2a:
1,05 · Häufig vereinfachend:
eff
Für die Ermittlung der Schnittgrößen wird mit einseitiger oder
beidseitiger Einspannung gerechnet. Für die Lasteinzugsflächen wird
mit einem Winkel von 60° gerechnet. Häufig wird auc h vereinfachend
mit einer Gleichlast mit der maximalen Ordinate der Dreieckslast
gerechnet.
Für die Bemessung dürfen je nach Schnittgrößen unterschiedliche
mitwirkende Breiten angesetzt werden:
, 0,25 ./0$1$/234
Endauflager (Pos. 1+2)
, 0,125 .53ü3$1$/234
, 7 .89/:;:734
2
, 0,5 ./0$1$/234
Zwischenauflager (Pos. 1a+2a)
, 0,25 .53ü3$1$/234
, 7 .89/:;:734
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b) Bewehrung rechtwinklig zur unterbrochenen Stützung
Rechtwinklig zur unterbrochenen Stützung sind lediglich konstruktive
Maßnahmen erforderlich.
Die Stützbewehrung der Decke ist im Auflagerbereich
folgendermaßen zu verstärken:
as' = as + ∆as
0,2 leff
0,2 leff
0,4 leff
leff
Es ergibt sich:
leff/Decke
as‘
≤ 10
1,00·as
as = erforderliche
11
1,08·as
Stützbewehrung im Bereich
12
1,16·as
durchgehender Stützung
13
1,24·as
14
1,32·as
15
1,40·as
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Bei unterbrochenen Stützungen am Endauflager (Pos. 1+2) von
Platten ist im Endfeld die Feldbewehrung ungeschwächt bis über das
Auflager durchzuführen.
3) Größere Länge der fehlenden Stützung (leff > 15 hDecke)
Das Näherungsverfahren darf nicht angewendet werden. Schnittgrößen
und Bewehrung sind mit Hilfe der Plattentheorie (z.B. FEM-Programme)
zu ermitteln.
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3 Treppen
Treppen können mit verschiedenen Querschnittsgeometrien konstruiert
werden.
Üblicherweise wird eine Betonplatte
mit aufbetonierten Stufen ausgeführt.
s = Steigung
a = Auftritt
Es gilt die Schrittmaßregel:
2s + a = 63
Die Lastabtragung erfolgt in der Regel in Längsrichtung des
Treppenlaufes.
Als Verkehrslasten werden in Wohngebäuden 3,5 kN/m², in öffentlichen
Gebäuden 5,0 kN/m² angesetzt.
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Alle Lasten werden auf die Grundrisslänge projiziert. Somit ergeben sich
folgende Belastungssituationen:
< · 25,0 ;/$²
Eigengewicht Podest:
25,0
;/$²
cos @
Eigengewicht Lauf:
< ·
Eigengewicht Stufen:
)
< · 25,0 ;/$²
2
A 3,5 … 5,0 ;/$²
Verkehrslast:
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Folgende statische Systeme werden bei der Berechnung von Treppen
üblicherweise verwendet:
• Wenn keine tragenden Längswände vorhanden sind
Große Spannweite
→ erfordert große Plattendicke
• Podeste übernehmen die Lasten der Treppenläufe
beff = 40 cm … 100 cm
≤ bPodest
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• Podeste übernehmen die Lasten der Treppenläufe als
Randbelastung
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4 Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
Bisher wurden ausschließlich die Nachweise im Grenzzustand der
Tragfähigkeit behandelt. Ebenso wichtig sind jedoch auch die Nachweise
im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit.
Zu ihnen zählen:
− Begrenzungen der Spannungen
− Begrenzung der Rissbreiten
− Begrenzung der Verformungen
Die Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit werden für
eine der folgenden Einwirkungskombinationen geführt:
− Seltene Einwirkungskombination
− Häufige Einwirkungskombination
− Quasi-ständige Einwirkungskombination
Die Teilsicherheitsbeiwerte auf der Lastseite betragen alle 1,0!
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4.1
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Begrenzung der Rissbreiten
Falls keine besonderen Anforderungen an die Gebrauchseigenschaften
gestellt werden (Wasserundurchlässigkeit), gelten die Anforderungen der
Tabellen 7.1 DE der DIN 1992-1-1.
Tabelle NA.7.1 - Rechenwerte für Wmax (in Millimeter)
Expositionsklasse
Stahlbeton und
Vorspannung
ohne Verbund
Vorspannung
mit nachträglichem Verbund
Vorspannung mit
sofortigem Verbund
mit Einwirkungskombination
XO, XC1
quasi-ständig
häufig
häufig
0,4 a
0,2
0,2
selten
-
XC2 -XC4
XS1 -XS3
XD1, XD2,
XD3
0,2 b
0,3
0,2 b,c
Dekompression
0,2
d
a)
Bei den Expositionsklassen XO und XC1 ; hat die Rissbreite keinen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit und dieser Grenzwert
wird i. Allg.zur Wahrung eines akzeptablen Erscheinungsbildes gesetzt. Fehlen entsprechende Anforderungen an das
Erscheinungsbild, darf dieser Grenzwert erhöht werden
b)
Zusätzlich ist der Nachweis der Dekompression unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination zu führen
c)
Wenn der Korrosionsschutz anderweitig sichergestellt wird (Hinweise hierzu in den Zulassungen der Spannverfahren),
der Dekompressionsnachweis entfallen.
d)
Beachte 7.3.1 (7) Bei Bauteilen der Expositionsklasse XD3 können besondere Maßnahmen erforderlich werden. Die
der entsprechenden Maßnahmen hängt von der Art des Angriffsrisikos ab.
Zum Nachweis der Begrenzung der Rissbreite gemäß DIN 1992-1-1, 7.3
gehören 3 Elemente:
− Nachweis der Mindestbewehrung gemäß DIN EN 1992-1-1; 7.3.2
− Berechnung der Rissbreite gemäß DIN EN 1992-1-1; 7.3.4
− Begrenzung der Rissbreite ohne direkte Berechnung gemäß DIN EN
1992-1-1; 7.3.3
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4.1.1 Nachweis der Mindestbewehrung (DIN EN 1992-1-1;. 7.3.2)
Zur Aufnahme von Zwangeinwirkungen ist immer eine Mindestbewehrung
anzuordnen. Diese muss so bemessen sein, dass sie in der Lage ist, die
im Zustand I im Beton vorhanden Zugkräfte beim Übergang in den
Zustand II zu übernehmen.
Es werden die beiden Grenzfälle „zentrischer Zwang“ und „Biegezwang“
betrachtet.
Zentrischer Zwang:
Zustand I
Bei Erreichen der Risskraft FRiss Übergang in den Zustand II:
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Risskraft:
→ erforderliche Bewehrung:
, /: C
C Man führt einen Beiwert kc ein, der die Spannungsverteilung erfasst, um
eine allgemeine Formel für verschiedene Belastungsarten zu erhalten.
, D /: ; C Mit kc = 1,0 für zentrischen Zug
Biegezwang:
Bei Erreichen des Rissmomentes MRiss erfolgt der Übergang in den Zustand
II:
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E , F C D /: F ,
C Für Rechteckquerschnitte gilt:
, 0,85 ²
2 6
6
6
3
F ,
D /: C und
F Der Beiwert kc ist für Biegezwang somit 0,4!
Für die Berechnung der Mindestbewehrung für Zwang gemäß
DIN EN 1992-1-1 führt man noch einen Faktor k ein, der den Effekt der
Eigenspannungen erfasst.
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Eigenspannungen entstehen, wenn sich beispielsweise aufgrund
nichtlinearer über den Querschnitt verteilter Temperatur eine nichtlineare
Dehnungsverteilung einstellen will. Die Eigenspannungen zwingen in
diesem Fall die Querschnittsfasern auf die lineare Dehnungsverteilung
zurück (→ Bernoulli-Hypothese)
Eigenspannungen bewirken feine Risse und somit eine „Vorschädigung“
des Querschnittes. Sie reduzieren somit den auftretenden Zwang.
Somit ermittelt man die Mindestbewehrung mit:
, ; ; , kc
C
der Beiwert zur Berücksichtigung des Einflusses der
Spannungsverteilung innerhalb des Querschnitts vor der Erstrissbildung
sowie der Änderung des inneren Hebelarmes:
mit
mit
bei Rechteckquerschnitten und Stegen von
Hohlkästen oder T-Querschnitten
C
k1
bei Gurten von Hohlkästen- oder
T-Querschnitten
Betonspannung in Höhe der Schwerlinie des
(Teil-)Querschnittes im ungerissenen Zustand
der Beiwert zur Berücksichtigung der Auswirkungen
der Normalkräfte auf die Spannungsverteilung
k1 = 1,5
k1 = 2 h* /(3h)
h*
h* = h
h* = 1,0
für die Drucknormalkraft
für die Zugnormalkraft
für h < 1,0 m
für h ≥ 1,0 m
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k
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der Beiwert zur Berücksichtigung von nichtlinear verteilten
Eigenspannungen, die zum Abbau von Zwang führen
k+ = 0,8 für h ≤ 300 mm
k = 0,5 für h ≥ 800 mm
G
bei direktem Zwang!
Zwischenwerte werden interpoliert!
; 1,0 ü: H20H:/;3/2 IF72<
Direkter Zwang:
Ursache und Auswirkung liegen im selben Bauteil
Indirekter Zwang:
Ursache und Auswirkung liegen nicht im selben
Bauteil
Fcr
der Absolutwert der Zugkraft im Gurt unmittelbar vor Rissbildung
infolge des mit fct,eff berechneten Rissmoments
fct,eff
die wirksamen Zugfestigkeit des Betons zum Zeitpunkt t, die beim
Auftreten der Risse zu erwarten ist:
Wie groß ist die anzusetzende wirksame Betonzugfestigkeit fct,eff?
Im Allgemeinen gilt: fct,eff = fctm (DIN EN-1-1, Tabelle 3.1)
Bei einer Rissbildung in den ersten 3 bis 5 Tagen kann als wirksame
Betonzugfestigkeit fct,eff = 0,5·fctm angesetzt werden.
Dies ist z.B. der Fall bei Zwang aus abfließender Hydratationswärme.
Tritt der Zwang nicht mit Sicherheit innerhalb der ersten 28 Tage auf,
ist folgende Mindestzugfestigkeit anzusetzen.
Normalbeton:
fctm = 3,0 N/mm²
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