heimatgrün

01.16
HEIMATGRÜN
Das Magazin der GRÜNEN HAUPTSTADT EUROPAS – Essen 2017
Mitten in der Stadt
MEIN GRÜNES ESSEN
MEINE WEGE
Mobilität von morgen
MEINE FLÜSSE
Flusslandschaft im Wandel
MEINE ZUKUNFT
Umweltbildung für
Klein und Groß
www.essengreen.capital
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TITELSTORY
MEIN GRÜN
MEIN GRÜNES ESSEN
Wir begleiten Simone Raskob, Umwelt- und
Baudezernentin der Stadt Essen, auf einer Tour
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durch das grüne Essen.
ARTENVIELFALT IN DER STADT
Was wächst, lebt und gedeiht da eigentlich
in unserer Stadt? Naturtage, Bienenprojekte,
Feste und Aktionen bringen Bürgerinnen und
Seite 18
Bürgern die Artenvielfalt näher. MEINE WEGE
Thomas Kufen,
Oberbürgermeister der Stadt Essen
MEINE ZUKUNFT
MOBILITÄT VON MORGEN
Die Grüne Hauptstadt Essen rückt 2017 den
Umweltverbund mit dem ÖPNV sowie Rad­
fahrer und Fußgänger in das Zentrum ihrer
­Aktivitäten. Ein Programm, das bewegt. Seite 10
UMWELTBILDUNG FÜR KLEIN UND GROSS
Vom Theaterstück für Kindergartenkinder über
erlebnisorientierte Kurse für Schüler bis zu
Kongressen für ein internationales FachpubliSeite 20
kum reichen die Angebote. MEINE FLÜSSE
FLUSSLANDSCHAFT IM WANDEL
Die Flüsse Emscher und Ruhr prägen seit Jahrzehnten das Leben in Essen. Heute haben sich
die Flusslandschaften zu NaherholungsgebieSeite 14
ten für die Bürger entwickelt. EDITORIAL
Seite 03
HIGHLIGHTS
Seite 12
ESSAY
Seite 22
PROJEKTTRÄGER
HAUPTSPONSOREN
FOTO COVER JOCHEN TACK
ÖFFENTLICHE FÖRDERER FOTO HINTERGRUND RAINER SCHLAUTMANN
MEIN EINKAUF
GÄRTNERN IN DER STADT
Über 100 Kleingartenvereine, neue Gemeinschaftsgärten und 70 aktive Landwirtschaften,
Hofläden und Direktvermarkter tragen zum
Seite 16
grünen Stadtbild bei. IMPRESSUM
Herausgeber
Markt1 Verlagsgesellschaft mbH
Markt 1 · 45127 Essen
Fon +49 (0)201.1095-0
www.markt1-verlag.de
[email protected]
Chefredaktion
Guido Schweiß-Gerwin
Redaktion
Heike Reinhold,
Diana Ringelsiep
FOTO JOCHEN TACK/STIFTUNG ZOLLVEREIN
I N H A LT | E D I T O R I A L
Grafik
Sascha Michaelis
Schlussgrafik
Sigrid Herffs
Anzeigen
Bettina Walter
Fon +49 (0)201.1095-100
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DIE VORFREUDE
IST GROSS
… und langsam wird es ernst: In zwei Monaten übergibt
­Karmenu Vella, der EU-Kommissar für Umwelt, im Rahmen
der Eröffnungsfeier offiziell die Ernennungs-Urkunde zur
­Grünen Hauptstadt ­Europas – Essen 2017. Zum anschließenden Bürgerfest im Grugapark zwischen Haupteingang, ­
Wald- und Margarethensee möchte ich Sie schon jetzt ganz
herzlich einladen. Über das gesamte Jahr 2017 hinweg
­werden wir Sie unter dem Motto „Erlebe Dein Grünes
­Wunder“ zum Mitmachen bewegen. Essen ist die grünste
Stadt in NRW und die drittgrünste Großstadt in Deutschland.
Das wollen wir mit einer Vielzahl von Bürger- und
Mitmachprojekten zeigen und erlebbar machen.
Wenn ich sage: „Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern
ihre Stadt Stück für Stück zurückgeben“, meine ich das ernst.
Die Investitionen rund um die Grüne Hauptstadt sollen die
Stadt noch lebenswerter machen – das Baden im Baldeneysee ist dabei nur ein Beispiel. Aber ein gutes, denn es
­bestätigt die verbesserte Wasserqualität. Viele weitere
­Umweltthemen stehen auf unserer Agenda.
Meine Lieblingsfarbe ist ab jetzt „Heimatgrün“.
Gerne möchte ich „Mein grünes Essen“ mit Ihnen teilen.
VIEL SPASS BEIM LESEN.
Druck
Weiss-Druck GmbH & Co. KG
Art-Direction
Carsten Cimander,
Stephanie Globert
01.2016
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TITELSTORY
TITELSTORY
MEIN GRÜNES
Essen
Ess e n ist d i e g r ünste Stad t i n N o rd r he i n -West fa le n un d
d i e d r i t tg r ünste i n De ut schla n d . De r Wa n d e l d e r mi t i ns gesa mt
2 91 Ze che n e i nst g r ö ß te n Be rgba ustad t a uf d e m e uro pä ische n
Ko n t i n e n t zur G r ün e n H a upt stad t Euro pas 2 0 1 7 be e i n d r uck t s e hr.
Wi r beg le i te n Si mo n e Ras kob, U mwe l t- un d Ba ud e ze r n e n t i n
d e r Stad t , a uf e i n e r To ur d urch das g r ün e Ess e n .
TEXT: G uido Schweiß-G er win
N
FOTOS STEFAN FUNKE, CP/COMPARTNER
,,AUF GRUNDLAGE DES
BORBECKER SCHLOSSPARKS
BEGANN VOR ÜBER 300
JAHREN DIE ENTWICKLUNG
DER GÄRTEN IN ESSEN“
S im one Raskob
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01.2016
ur wenige Menschen verbinden Essen mit einem historischen Park, einem über die Region hinaus bedeutenden
Landschaftsgarten und einem barocken Wasserschloss“,
­erklärt Simone Raskob. Wir stehen gemeinsam vor einem
schmiedeeisernen Tor am Eingang des Schlossparks von
Schloss Borbeck: Hier begann einst die grüne Entwicklung
der Stadt Essen. Eine erste urkundliche Erwähnung eines
Essener Damenstifts stammt aus dem 9. Jahrhundert. Seit
dem 14. Jahrhundert regierten von hier die Fürstäbtissinnen
das Umland. Das heutige barocke Wasserschloss stammt
aus dem 18. Jahrhundert. „Der Schlosspark ist nach dem
Vorbild englischer Landschaftsgärten entstanden und gilt
als einer der ältesten Landschaftsparkanlagen an Rhein
und Ruhr“, erzählt Simone Raskob weiter. „Auf Grundlage
des Borbecker Schlossparks begann vor über 300 Jahren
die Entwicklung der Gärten in Essen.“ Nach einem Planungs­
konzept aus dem Jahre 1979 ist Borbeck „ein Schloss für
Bürgerinnen und Bürger“. Seit 1983 dient es nun der Essener
Bürgerschaft als Kultur- und Begegnungsstätte. Mit uns
­besuchen an diesem Vormittag drei Hochzeitsgesellschaften das Schloss, das auch einem historischen Trauzimmer
des Borbecker Standesamtes eine Heimat gibt. Herrliche
Hochzeitsfotos entstehen im Schlosshof und im Park. In
Weiß erleben die Paare vielleicht auch ein grünes Wunder.
01.2016
GRÜNE ACHSEN BELEBEN DAS STADTBILD
Was Essen zu einer grünen Hauptstadt macht, sind ihre grünen Achsen zwischen der Ruhr im Süden und der Emscher
im Norden. Diese Grünzüge gehen auf den Stadtplaner
Robert Schmidt vom damaligen Siedlungsverband Ruhr­
kohlebezirk (SVR), dem heutigen Regionalverband Ruhr
(RVR), zurück. 2020 wird der RVR 100 Jahre alt, Robert
Schmidt war sein erster Verbandsdirektor. Er war zuvor
­planerisch bereits für die Gartenstadt-Siedlung Margarethenhöhe und auch für die Gartenstadt des Essener Moltkeviertels verantwortlich. Das Logo der grünen Hauptstadt zeichnet die raumbedeutenden grünen Achsen seiner Planungen
nach. Einen solchen Grünzug hat die Stadt Essen im Zuge
der Quartiersentwicklung beispielsweise im Universitätsviertel in der nördlichen Innenstadt revitalisiert. Wir gehen
an den Wasserflächen des Sees entlang, der über das Regenwasser der Gebäude rundherum gespeist werden. Das Regenwasser fließt über Schilfinseln, die als natürlicher Filter
dienen, in den See. Simone Raskob: „Wir sind eine Stadt, die
keinen Fluss in ihrer Mitte hat. Deshalb haben wir mit dem
See Wasser in die City geholt. Die Universität war durch einen Bahndamm bis vor einigen Jahren noch vom Zentrum
abgetrennt. Durch den Rückbau entstand die Möglichkeit,
eine neue Grünfläche mit Wasser zu entwickeln.“ Entstanden sind neben dem neuen Audimax der Universität etwa
450 Wohneinheiten und 2.000 Arbeitsplätze im Bürobereich.
Der Niederfeldsee in Altendorf ist ein weiteres Beispiel für
eine neue Wasserfläche in der Stadt, die über Niederschlagswasser gespeist wird. „Auch dort entstehen wunderbare
neue Wohngebiete“, >>
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TITELSTORY
>> freut sich die Umweltdezernentin mit den Bewohnern
dieser neuen Quartiere. Niederfeldsee und Universitätsviertel eint zudem die Lage am Radschnellweg RS1, der die
beiden Grünflächen in wenigen Minuten mit dem Fahrrad
erschließt.
BÜRGER ZUM MITMACHEN BEWEGEN
Neben den Bewohnern dieser Quartiere will Simone Raskob
ebenso möglichst viele weitere Menschen für das grüne Essen
begeistern. „Wir wollen, dass viele Bürgerinnen und Bürger
mit eigenen Projekten ihre grüne Hauptstadt erleben.“ Bisher
hat die Stadt insgesamt 115 Projekte bewilligt – von der Schnibbeldisko über Fotoausstellungen bis hin zu neu angelegten Gemeinschaftsgärten. Unter Einbindung der Umweltverbände unter der Dachmarke „Runder Umwelttisch Essen“, kurz RUTE,
werden etwa 40 weitere Projekte realisiert. Mitmachen heißt
es auch bei Kreativwettbewerben. „Wir haben flotte Sprüche
für unsere Abfallkörbe gesucht. Wir haben tausende dieser
Behälter in der Stadt. Wir hoffen, dass sie mit den Sprüchen
besser genutzt werden“, so Raskob. Ein weiterer Kreativwettbewerb gemeinsam mit dem Museum Folkwang bindet namhafte D
­ esigner und Kunststudenten ein. Eröffnung der entsprechenden Ausstellung ist am 19. Januar 2017. „Noch nie hatte
eine Grüne Hauptstadt ein eigenes Plakat, das über einen internationalen und einen studentischen Wettbewerb initiiert und
dann in einer Ausstellung präsentiert wurde“, erzählt Simone
­Raskob nicht ohne Stolz auf das Engagement der beteiligten
Akteure. Auf Engagement baut die Umweltdezernentin auch
bei der Suche nach Volunteers. „Es haben sich bereits Essenerinnen und Essener gemeldet, die den Gästen ihre grüne Stadt
zeigen wollen.“ Auch einige RUHR.2010 Volunteers haben sich
angeboten, weil man durch die Arbeit als Freiwilliger nicht nur
viele neue Seiten seiner Stadt, sondern auch viele neue Menschen kennenlernt. Direkt in den Tagen nach der Eröffnung der
­Grünen Hauptstadt Europas am 21. Januar 2017 steht in der
Kreuzeskirche die erste von sechs Diskussionsrunden an, die
über das Jahr hinweg den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Austausch zu den grünen Themen kontinuierlich
begleiten sollen.
Zu einer lebenswerten Stadt gehört auch die Nähe zu Freizeitangeboten speziell im Grünen. „Wir sind eine Stadt der
kurzen Wege zwischen Arbeiten, Wohnen und Leben. >>
,,WIR WOLLEN, DASS
VIELE BÜRGERINNEN UND
BÜRGER MIT EIGENEN
PROJEKTEN IHRE GRÜNE
HAUPTSTADT ERLEBEN.“
S im one Raskob
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FOTOS RUPERT OBERHÄUSER | STADT ESSEN, GRÜN UND GRUGA | STEFAN FUNKE, CP/COMPARTNER
AM RUHRSTRAND BADEN
ZU DEN GRÜNZÜGEN DER STADT GEHÖRT AUCH DAS WASSER. Im Universitätsviertel in der nördlichen Innenstadt (oben) und am Baldeneysee (unten).
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TITELSTORY
WIE EIN KLEINER URLAUB AM MEER wirkt
ein Nachmittag am Seaside Beach. 2017 wird
man hier auch wieder in der Ruhr baden können,
verspricht Simone Raskob.
Am Baldeneysee hat die Umweltdezernentin auch ihren
Lieblingsort gefunden: „Mein grünes Essen ist die Aussicht
vom Schellenberger Wald auf den See. Da zeigt sich die Topografie der Stadt, der Ausblick über die landwirtschaftlichen Flächen. Das finde ich sehr faszinierend.“ Ebenso
begeistert ist sie aber auch vom „Krupp-Park, vom Niederfeldsee, vom Universitätsviertel und natürlich von unserer
Gruga, dem emotionalen Herz der Essener Bürgerinnen und
Bürger.“ Mehr Grün geht nicht.
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GRÜNE HAUPTSTADT EUROPAS
ESSEN ALS VORBILD
Mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ wird eine
europäische Stadt ausgezeichnet, die nachweislich
hohe Umweltstandards erreicht hat und fortlaufend
ehrgeizige Ziele für die weitere Verbesserung des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung verfolgt. Mit Essen hat erstmalig in der Geschichte der
Green Capital eine Stadt der Montanindustrie den
Titel gewonnen. Die erfolgreiche Transformationsgeschichte einer Kohle- und Stahlstadt zur grünsten Stadt in Nordrhein-Westfalen ist Vorbild für viele
Städte Europas im Strukturwandel.
In der Begründung wurde die Vorbildrolle der Stadt
Essen für viele Städte in Europa im Strukturwandel,
aber auch die Rolle der Stadt Essen innerhalb der
Metropole Ruhr hervorgehoben. Die Vision: ­E ssen
will eine noch sozialere, klimafreundlichere, kohlenstoffärmere und lebenswertere Stadt mit hoher
­Lebensqualität werden.
www.essengreen.capital
01.2016
FOTOS STEFAN FUNKE, CP/COMPARTNER
>> Aufgrund unserer Radwege-Infrastruktur gelangt man
in weniger als einer halben Stunde von der Innenstadt ins
Ruhrtal oder an die Emscher“, erklärt Simone Raskob. Wir
stehen jetzt am Ufer des Baldeneysees am Seaside Beach.
Ein Jugendlicher im Kanu paddelt freudig lächelnd im See.
Direkt vor uns ragt ein Schild mit der Aufschrift „Baden verboten“ in den blauen Himmel. Bisher ist es den Enten und
Gänsen vorbehalten, die gute Wasserqualität des Sees zu
prüfen. Das ist bald Geschichte. „Nach Jahrzehnten des
Verbots wird genau dort, wo das Verbotsschild steht, ein
Steg zum Baden ins Wasser führen. Wir berücksichtigen
die strengen Anforderungen der europäischen Badewasserrichtlinie. Die Ruhr steht für den Beginn der Industrialisierung im Essener Süden. Heute gewinnen wir hier unser Trinkwasser, können gleichzeitig darin baden und einen
Olympiastützpunkt am Baldeneysee bieten“, schwärmt sie
von den neuen Möglichkeiten am Wasser. Zwei Flussbadestellen in Steele und Werden sind darüber hinaus geplant.
EMSCHERGENOSSENSCHAFT · Kronprinzenstraße 24 · 45128 Essen
MEINE WEGE
TIPP DER GREENAPES
MOBILITÄT
FAHR BAHN
STATT AUTO.
von morgen
greenapes.com
Die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 rückt den
Umweltverbund mit dem ÖPNV sowie Radfahrer und Fußgänger in
das Zentrum ihrer Aktivitäten. Sie setzt sich für eine Diskussion
über Strategien und für die Entwicklung von Maßnahmen für eine
nachhaltige Mobilität ein und begeistert 2017 mit einem
abwechslungsreichen Programm, das bewegt.
SCHNIPSELJAGD
NATURLINIE 105
T EXT : Hei ke Rei nh old
MOBIL MIT DEM ÖPNV
Der öffentliche Personennahverkehr wird eine wichtige Rolle in den Aktivitäten der Grünen Hauptstadt
spielen. „Um die Ziele für den Modal-Split zu erreichen, wäre eine Ausweitung des Leistungsangebotes notwendig“, sagt Jochen Hensel. Die Attraktivität des örtlichen Nahverkehrs soll 2017 eine
Kombination aus WelcomeCard und Grüne-Hauptstadt-Ticket unter Beweis stellen. Vielversprechend
klingt auch das geplante Grüne-Hauptstadt-Schnupperabo, das für einen begrenzten Zeitraum auch
Zugang zu Car- und Bike-Sharing-Angeboten ge-
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währen soll. In der Vernetzung unterschiedlicher
Verkehrsmittel sieht Jochen Hensel insgesamt das
größte Entwicklungspotenzial. Ein zentrales Instrument zur Förderung des Umweltverbundes
sollen in Essen künftig Mobilstationen sein, an
denen Bürgerinnen und Bürger die Wahl zwischen
S-Bahn, Bus, Straßenbahn, Taxi, Car-Sharing- und
Bike-Sharing-Angeboten haben. Ziel ist es, in 2017
erste Stationen am Steeler S-Bahnhof und am
Landgericht zu eröffnen.
ebenfalls geplant. Und bei der Fahrrad-Sternfahrt am 23. September zum UNESCO-Welterbe Zollverein steht das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund.
01.2016
Der Krupp-Park.
Die Förderung der Fußgänger innerhalb der Stadt ist ein weiteres Ziel der Grünen Hauptstadt. „Wir wollen mit der Klimaagentur
und weiteren Partnern Modellprojekte durchführen, mit denen
das Bewusstsein für die Belange der Fußgänger erhöht wird“, so
der Projektmanager Mobilität. Die bereits heute wöchentlich in
34 Essener Stadtteilen stattfindenden Spaziergänge mit dem schönen Namen „Willst du mit mir geh’n?“ steuern auf einigen ihrer
speziellen Routen auch Orte der Grünen Hauptstadt an. Während
sich diese Spaziergänge vor allem an Senioren wenden, wird der
„Schulweg-Check“ 2017 ganz gezielt die Mobilität von Kindern
und Jugendlichen in den Blick nehmen.
DAS RAD ALS VERKEHRSMITTEL
IM ALLTAG
Auch der Radverkehr ist ein zentrales Thema der
Grünen Hauptstadt. „Wir wollen zeigen, dass das
Fahrrad auch als Verkehrsmittel für den Alltag geeignet ist“, erklärt Jochen Hensel und verweist auf
den Radschnellweg RS1, der schon heute von vielen
Berufstätigen zwischen Essen und Mülheim an der
Ruhr genutzt wird. Mit einer Reihe von Aktionen
und Events, die zum Teil bereits etabliert sind, will
er gemeinsam mit Partnern wie der Klimaagentur,
dem Radverkehrsbeauftragten oder Fahrradinitiativen und -verbänden die Menschen in Essen zum
Umstieg aufs Fahrrad motivieren. Die Aktion „Mit
dem Rad zur Arbeit“ beispielsweise schafft in den
Monaten Mai bis August Anreize für die Radnutzung im Alltag. Auch beim Stadtradeln zählen die
zurückgelegten Kilometer, wenn es darum geht, tolle Preise zu gewinnen. Der Raderlebnistag der EMG
im Juni auf dem Kennedyplatz bietet Informationen
für Radler und zeigt neueste Trends rund um das
Zweirad. Aktionen, bei denen alternative Antriebe
wie beispielsweise E-Bikes vorgestellt werden, sind
GRÜN IN DER STADT.
SPANNENDE SPAZIERGÄNGE
DURCH ESSEN
DIE ATTRAKTIVIFOTOS RUPERT OBERHÄUSER | JOHANNES KASSENBERG
I
n ihrer Bewerbung um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ formuliert die Stadt Essen das
Ziel, bis zum Jahr 2035 einen Modal-Split von 25
Prozent über alle Verkehrsträger (ÖPNV, Auto, Fahrrad, Fußverkehr) zu erreichen. Als Modal-Split wird
in der Verkehrsstatistik die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel
bezeichnet. „Dazu müsste ein Perspektivenwechsel
in der Essener Verkehrspolitik eingeleitet werden,
an dem auch alle dafür wichtigen Akteure beteiligt
sind“, betont Jochen Hensel, Projektmanager
Mobilität beim Projektbüro der Grünen Hauptstadt.
Zur Förderung der nachhaltigen Mobilität bietet die
Grüne Hauptstadt 2017 ein Programm mit vielen
Aktionen, Veranstaltungen und Kongressen. Gleichzeitig strebt sie eine Entwicklung der strukturellen
Rahmenbedingungen an, die die Mobilität über das
Jahr 2017 hinaus positiv beeinflussen. Dabei geht es
unter anderem um den Ausbau der Infrastruktur,
um neue Mobilitätskonzepte und die Förderung des
Umweltverbundes.
Damit wird der CO2 -Ausstoß um
die Hälfte gesenkt und du kannst
ganz nebenbei noch nette Leute
kennenlernen.
TÄT des örtlichen
Nahverkehrs soll
2017 das Grüne-
Die Grüne Hauptstadt Europas –
Essen 2017 lädt im kommenden
Jahr zu erlebnisreichen Entdeckungstouren entlang der NaturLinie 105 ein. Zwischen April
und Oktober können im Rahmen
von Schnipseljagden „Grüne
Orte“ zwischen der Emscherzone und dem Essener Ruhrtal entdeckt, bespielt und begangen
werden. Jeder dieser „Grünen
Orte“ bietet einen Parcours mit
jeweils etwa acht Stationen.
Mit Hilfe unterschiedlicher Routen bewegen sich die Teilnehmer der Schnipseljagd entweder mit dem Fahrrad oder der
Straßenbahn (NaturLinie 105)
mit Hinweisen und Rätseln von
einer Station zur nächsten. Jeder
Ort wird dabei auf unterschiedlichste Art und Weise historisch
kurz erläutert. An den Stationen
warten zudem spannende Spiele, knifflige Rätsel und kleinere
Aufgaben, die es zu lösen und
absolvieren gilt. Jeder vollständige Schnipselpass mit allen
acht Stationen eines Parcours
nimmt im Oktober an einer
großen Verlosung teil.
Hauptstadt-Ticket
zeigen. Im Bild die
www.naturlinie105.de
Straßenbahn NaturLinie 105.
11
HIGHLIGHTS
HIGHLIGHTS
EIN JAHR VOLLER HÖHEPUNKTE
MAI 2017
GREEN CAPITAL DAY
AB FRÜHJAHR 2017
ESSENER AUSSICHTEN
Essen verfügt über jede Menge Grün,
doch das ist nicht jedem bekannt.
Die „Essener Aussichten“ sollen helfen, die Stadt besser kennenzulernen.
Dazu werden über 30 Aussichtspunkte ausgewählt, die einen neuen Blick
auf Essen gewähren. Die Aussichtspunkte werden in den kommenden
Wochen und Monaten mit Info-Stelen
und Hinweistafeln ausgestattet. Weitere Sitzmöglichkeiten oder eine bessere Einbindung in das Umfeld gehören ebenfalls dazu. Ein besonderer
Aussichtspunkt soll mit der Anlage
­einer Aussichtsplattform im Schellenberger Wald entstehen, der durch einen geplanten Lehrpfad erschlossen
wird und den Blick auf die Waldfläche
lenkt, die vom Sturm ELA erheblich
geschädigt wurde.
14. MAI 2017 / 9. JULI 2017 / 1. OKTOBER 2017
SÄEN, ERNTEN, ESSEN
Den Jahreszeiten entsprechend werden im Frühjahr, Sommer und
Herbst 2017 jeweils an einem Tag die lokale Produktion und der nachhaltige Konsum von Lebensmitteln in der Stadt vorgestellt. An allen
drei Aktionstagen präsentieren sich Klein- und Gemeinschaftsgärten, Landwirte, Hofläden und lokale Produzenten. Im Frühjahr wird
es d
­ arüber hinaus Aktionen, Workshops und Veranstaltungen zum
­Thema Gärtnern und Säen geben. Im Sommer ist ein Picknick mit Kulturprogramm im Stadtgarten geplant. Im Herbst findet einmal mehr
die beliebte Ausstellung „Essen erntet“ im Grugapark statt. Über die
Grünen Wege der Stadt werden alle Orte miteinander verbunden.
2. JULI 2017
TAG DER BEWEGUNG
Der Green Capital Day macht Essen
schöner: Mindestens ein Ort in jedem
der neun Essener Bezirke wird im
Frühjahr 2017 aufgewertet. Dazu
­packen die Bezirksvertretungen,
­Bürgerinnen und Bürger, Ehrenamt­
liche, Schulen, Kindergärten, Umweltund Bildungsorganisationen ­kräftig
mit an.
21. MAI BIS 27. AUGUST 2017
GRÜN IN DER STADT
Die Stadt Essen bietet Besucherinnen und Besuchern unterschiedlichste Formen von Parks und Grünanlagen. Alle sind sie in der Struktur des
Ruhrgebiets als altindustrieller Ballungsraum begründet und in ihrer
Vielfalt deutschlandweit einmalig.
Ihre Faszination zeigt das Ruhr
­Museum ab dem 21. Mai in der Ausstellung „Grün in der Stadt. Vom
­Kaisergarten zur Industrienatur“ in
spektakulären Bildern, Filmen und
Objekten in Halle 5 des UNESCOWelterbes Zollverein.
21./22. JANUAR 2017
Beim Tag der Bewegung wird der Ring um die Essener Innenstadt
zum „grünen“ Erlebnisfeld. Zwischen Hachestraße und Schützenbahn
dreht sich an diesem Tag alles um das Thema Bewegung. Ganz nach
dem Motto „Mitmachen und Anfassen“ können Besucher auf der Bewegungsmeile die Themenfelder der Grünen Hauptstadt hautnah erleben. Neben vielen sportlichen Aktionen wie dem Seifenkisten- und
Mülltonnenrennen stehen wissenschaftliche Experimente im Fokus.
Ganz locker und entspannt geht es bei Yoga und Tanz zu –
Mitmachen ausdrücklich erwünscht.
FRÜHJAHR/SOMMER 2017
BADEN IN DER RUHR
Im Frühjahr 2017 steht die Eröffnung
der ersten Pilotbadestelle in der Ruhr
auf dem Plan. Möglich wird das Baden
in der Ruhr durch ein Frühwarnsystem, das Schwankungen in der Wasserqualität vorhersagt. So kann künftig eine tagesaktuelle Aussage zur
Badewasserqualität getroffen werden. Die geplante Badestelle wird am
Seaside Beach Baldeney eingerichtet.
Die Badestelle ist von Schwimmbojen
eingegrenzt und es wird eine Badeaufsicht geben. Zudem stehen für die
Badegäste Toiletten und Umkleiden
zur Verfügung.
12
Die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017
feiert die Eröffnung eines außergewöhnlichen Jahres
am 21. und 22. Januar mit einem großen Bürgerfest
im Grugapark Essen. Zum Festakt werden Gäste
von Bund und Land sowie aus ganz Europa im
Musikpavillon erwartet. Anschließend erleben die
­Besucher die künstlerische Darstellung thematischer
Schwerpunkte aus dem Umweltbereich der Grünen
Hauptstadt. Unterschiedliche Aktionen laden zum
Mitmachen und kreativen Werken ein. Ein Fest
des grünen Wandels, der Gemeinschaft,
der Sinne und der Natur.
01.2016
FOTOS DANIEL MÜLLER | RUPERT OBERHÄUSER | FRANK VINKEN | JOCHEN TACK
ERÖFFNUNGSFEST
IM GRUGAPARK
7. BIS 9. JULI
PARADIESE UND UTOPIEN
Ein dreitägiges Fest lockt im Juli in den
­Essener Stadtgarten. Beim Sommerkonzert der NRW-Landesregierung am 7. Juli
verwandeln die Essener Philharmoniker
den Park in einen Klanggarten. Am Wochenende des 8. und 9. Juli wird der
Stadtgarten dann zum kreativen Hauptquartier der Grünen Hauptstadt Europas
– Essen 2017. Besucher können sich auf
ein buntes Kulturprogramm, mobile Bürgerprojekte sowie spannende UpcyclingProjekte aus der Region freuen.
01.2016
GANZJÄHRIG
GRÜNE VERNETZUNG­
Der Landschaftsarchitekt Andreas
­Kipar hat in einer Machbarkeitsstudie
eindrucksvoll gezeigt, wie die Grüne
Hauptstadt Europas – Essen 2017 in
öffentlichen Räumen und Grünflächen
nachhaltig sichtbar und erlebbar sein
kann. Im Jahr 2017 werden dazu in der
Innenstadt und in den Stadtteilen
Räume inszeniert und vernetzt. Ziel
ist es, die Vernetzung, Erreichbarkeit
und Wahrnehmung der in Essen vorhandenen Grün- und Freiräume zu
­verdeutlichen. Wie kann Essen neu
entdeckt werden, was sind neue
Sicht- und Denkachsen und wie können Perspektiven entstehen? Das
­Geheimnis wird die digitale Vernetzung sein, so dass in der digitalen
Welt nicht nur die Orte mit Zusatzinformationen versehen werden, sondern auch die Bezüge zu den Themenund Strategiefeldern der Grünen
Hauptstadt aufgezeigt werden.
13
MEINE FLÜSSE
FREIZEIT AM
WASSER. Angler
FLUSSLANDSCHAFT IM
WANDEL
und Kanufahrer am
Die Flüsse Emscher und Ruhr prägen
seit Jahrzehnten das Leben in Essen.
Zu Zeiten der Industrialisierung als
Abwasserkanal missbraucht, haben
sich die Flusslandschaften heute zu
Naherholungsgebieten für die Bürger
der Stadt entwickelt. 2017 zeigen sie
sich von einer ganz neuen Seite.
Stauwehr in Werden
(links) und beim
Picknick an der Ruhr
in Steele (unten).
T EXT : Hei ke Rei nh old
Z
um Grüne Hauptstadtjahr setzen sich die Flüsse
Ruhr und Emscher spannend in Szene. Dazu kehrt
der Publikumsliebling „Warten auf den Fluss“ der
internationalen Kunstausstellung Emscherkunst im kommenden Jahr für einen Sommer an den ersten Aufstellungsort des Kunstwerks an die Grenze zwischen Gelsenkirchen und Essen zurück. Mit der 34 Meter langen
Brückenskulptur, die zum Verweilen, Ausruhen und auch
zum Übernachten einlädt, hat die niederländische Künstlergruppe Observatorium einen Ort geschaffen, der Ruhe
und Erholung verspricht und das Warten zum eigentlichen Akt erklärt. „Warten auf den Fluss“ präsentierte sich
im Rahmen der Triennale Emscherkunst 2010 auf der Emscher-Insel, 2013 in Oberhausen und 2016 nahe des großen
Wasserkreuzes von Emscher und Rhein-Herne-Kanal in
Castrop-Rauxel. Bis das neue Emschertal Realität werden
wird, dient diese Brücke mit ihren Aufenthaltsräumen dem
„produktiven Warten“, denn genau an ihrem Standort wird
in Zukunft die renaturierte Emscher fließen.
WASSERGESCHICHTEN VON DER RUHR
Spannende Wassergeschichten von der Ruhr und ihren
Nebenflüssen erleben Interessierte ebenfalls schon 2016
im Haus der „Historischen Sammlung der Ruhrwasserwirtschaft“ in Essen-Rellinghausen. Das Gebäude aus dem
frühen 20. Jahrhundert diente ursprünglich den Stadtwerken Essen als Gasübernahmestation. Das ab 1996 vom
Ruhrverband restaurierte Haus ist heute die Heimat eines
kleinen Museums mit zeitgenössischen Exponaten, Dokumenten und Fotos. Sie geben Einblick in die Entwicklung
der Wasserwirtschaft an der Ruhr, die mit der Industriegeschichte des Ruhrgebiets untrennbar verbunden ist. Die
Historische Sammlung im St. Annental 50 ist immer donnerstags von 15 bis 17 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung unter Telefon 0201/178 1160 geöffnet.
DIE BRÜCKENSKULPTUR „WARTEN AUF DEN FLUSS“ kehrt im
Sommer 2017 an ihren ersten Aufstellungsort an der Grenze
zwischen Gelsenkirchen und Essen zurück.
01.2016
FOTOS ROMAN MENSING | DANIEL MÜLLER | RUHRVERBAND
EMSCHER IN THE BOX
Die mobile Ausstellung „Emscher in the Box“, die aus drei
großen begehbaren Kuben besteht, lädt Besucher 2017 auf
dem Kennedyplatz dazu ein, sich über das Generationenprojekt Emscher-Umbau interaktiv zu informieren. Die erste Ausstellungsbox führt dem Besucher die „schwatte“
Emscher von gestern vor Augen. Zeitzeugen berichten im
Audioformat, ein Infopoint erklärt historische Entwicklungen. Die zweite Box beschreibt die heutige Emscher und
ihren Umbau. Durch ein stilisiertes Abwasserrohr wird ein
Film zum unterirdischen Kanalvortrieb gezeigt. Besucher
können außerdem einen Blick in eine nachgestellte Baugrube werfen. Eine Multimedia-Präsentation dokumentiert
die Abwasserreinigung in den Emscher-Klärwerken. Zu einer Reise in die Zukunft lädt die dritte Box ein. Mit ihrer
grünen Innengestaltung stellt sie die naturnah umgestaltete Emscher von morgen dar. Verschiedene Infotafeln beantworten Fragen rund um das neue Emschertal.
TIPP DER GREENAPES
EIN ROMAN FÜR DIE GRÜNE HAUPTSTADT
Wie geht das Ruhrgebiet mit industriellen Altlasten und aktuellen Umweltrisiken um? Mit dieser und anderen Fragen
setzt sich ein Jugendliteraturprojekt unter dem Dach der
Autorenpartnerschaften des Friedrich-Bödecker-Kreises
e.V. gemeinsam mit der Zeche Carl und der Emschergenossenschaft auseinander: Jugendliche aus dem Essener Norden spannen dabei einen fantasiereichen Bogen rund um
das Thema Grüne Hauptstadt. Der Roman, der Ende 2016
erscheint, ist zugleich der siebte Band aus der Projektfamilie „FlussLandStadt. Eure Heimat – euer Roman“. Grundidee ist die Auseinandersetzung Jugendlicher mit ihrer
eigenen Region. Professionelle Exkursionen zu Einrichtungen aus den Bereichen Energie, Klimaschutz und Wasserwirtschaft dienen als Grundlage. Anschließend entwickeln
die Jugendlichen in der Gruppe Ideen zur literarischen
Verarbeitung der Themen. Unterstützt werden sie dabei
von Profi-Autoren, Experten der Emschergenossenschaft
und pädagogischen Fachkräften.
IM HAUS DER HISTORISCHEN Sammlung der Ruhrwasserwirtschaft in
Rellinghausen erleben Besucher span-
LEITUNGSWASSER STATT
WASSER AUS FLASCHEN
TRINKEN.
greenapes.com
Das spart Energie und Ressourcen.
Außerdem ist das Leitungswasser in
vielen Regionen der Erde von exzellenter
Qualität und wird ständig überprüft.
MIT DER WEISSEN FLOTTE DIE
HEISINGER AUE ERKUNDEN
Bereits 2016 hat die Weiße Flotte Baldeney Touren
ins Vogelschutzgebiet Heisinger Aue angeboten. Das
Natura 2000 Gebiet ist die Heimat von Libellen, Fröschen, Kormoranen und Graureihern. Seit 2004 steht
die Auenlandschaft mit ihren Feucht- und Nasswiesen unter Naturschutz. Aufgrund der regen Nachfrage
sollen die Exkursionen mit der MS Isenberg in die Heisinger Aue 2017 ausgeweitet werden. Insgesamt 16
Fahrgäste finden auf der historischen Fähre von 1955
Platz. Die Fähre bringt Naturfreunde in ein Gebiet, in
dem sonst nur Paddler und Kanuten unterwegs sind.
Dort erleben sie unberührte Natur und seltene Vogelarten aus nächster Nähe. Die rund zweistündigen
Fahrten sollen 2017 von Mai bis September mindestens einmal im Monat angeboten werden. Ein besonderes Erlebnis für Hobby-Fotografen werden dann die
Morgenstunden-Fahrten sein. Nähere Informationen
zu den Touren der Weißen Flotte in die Heisinger Aue
finden Interessierte ab 2017 im Netz.
www.flotte-essen.de
nende Wassergeschichten von der
Ruhr.
01.2016
15
MEIN EINKAUF
MEIN EINKAUF
E
ssen ist nach Hannover und Magdeburg die drittgrünste Stadt
Deutschlands, denn neben der Gruga und den mehr als drei
Millionen Bäumen geben auch die zahlreichen Gärten und
Landwirtschaften den Bewohnern viel Raum zum Atmen. An
all diesen Orten setzen sich Menschen mit dem Thema „Ernährung“ auseinander. Analog zum natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten stellt die Grüne Hauptstadt 2017 die verschiedenen
Möglichkeiten zum Gärtnern, Säen und Ernten vor und informiert über lokale Nahrungsmittelproduktion und innerstädtische
Selbstversorgung.
TIPP DER GREENAPES
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ERHOLUNG, SPASS UND MITEINANDER IM KLEINGARTEN
Kleingartenanlagen haben eine lange Tradition. Bereits seit über 100 Jahren erholen sich die Essener in ihren Gärten und ernten dort frisches Obst und Gemüse. Exemplarisch dafür steht die Kleingartenanlage Lunemannsiepen in
Essen-Kray: „Die Gartenanlage wurde bereits Anfang der 1930er-Jahre gegründet“, berichtet Klaus Wiemer, Vorstandsmitglied des Stadtverbandes Essen der
Kleingärtnervereine e.V. „Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit herrschte damals
eine große Hungersnot, Selbstversorgung war für viele Familien die letzte Rettung.“ Die Erschließung des Geländes an der Vierhandbank war harte Arbeit.
Seither sind zahlreiche Anlagen hinzugekommen. Neben der Eigenversorgung
dienen die Gärten auch der Freizeitgestaltung, denn in den grünen Oasen wird
gegärtnert, gegessen und gefeiert. Fast 9.000 Kleingärtner mit ihren Familien und
Freunden haben in Essen mittlerweile Gefallen an dem grünen Hobby gefunden. „Neben dem Schulgarten für Kitas entsteht nun auch ein Inklusionsgarten
in der Kleingartenanlage Lunemannsiepen, der von geistig behinderten Bewohnern des Franz Sales Hauses bewirtschaftet werden soll“, so Klaus Wiemer. „Das
Projekt wird im Juni im Zuge der Grünen Hauptstadt 2017 vorgestellt.“
GÄRTNERN
IN DER STADT
Die Hände in die Erde stecken, Unkraut ziehen, Radieschen ernten – das
Gärtnern im urbanen Raum wird immer beliebter. In Essen tragen über 100
Kleingartenvereine, neuerdings auch Gemeinschaftsgärten und über 70 aktive
Landwirtschaften, Hofläden und Direktvermarkter zu dem grünen Stadtbild
der Ruhrmetropole bei. Die Grüne Hauptstadt Europas 2017 unterstützt das
urbane Gärtnern mit unterschiedlichen Aktionen und macht Lust auf eine
abwechslungsreiche saisonale Ernährung. T EXT : Dia na Ri ngelsi ep
TREFFPUNKT GEMEINSCHAFTSGARTEN
Im Jahr 2013 entstand eine neue Initiative. Im Siepental gründete sich der erste Essener Gemeinschaftsgarten, in dem sich Menschen mit unterschiedlichen
sozialen und kulturellen Hintergründen zum Gärtnern treffen. Dort tauschen
sie ihr Wissen aus und bauen Obst und Gemüse zum allgemeinen Nutzen an.
Besitzansprüche gibt es dort nicht. Inzwischen sind zehn weitere Projekte auf
ehemaligen Spielplätzen und Brachflächen entstanden. Die Initiative Gemeinschaftsgärten in Essen geht aus der Bewegung Transition Town hervor, die
sich selbst wie folgt beschreibt: „Wir sind eine gemischte Gruppe von neugierigen Personen, die Lust auf eine grünere Welt und grünere Städte, gesunde
und vielfältige Lebensmittel und nachhaltiges Wirtschaften haben.“ Im Jahr der
Grünen Hauptstadt werden die Gemeinschaftsgärten Unterstützung in Form
von Werkzeug, Samen und Pflanzen erhalten. Auch der Einzug von Honigbienen ist geplant.
LANDWIRTSCHAFT ZUM MITMACHEN
Der Kleingartenverein Essen-Kray e.V.
verteilt sich über
214 Kleingärten
in sechs Anlagen
und beschirtschaftet zehn Hektar
FOTOS JOCHEN TACK | FRANK VINKEN
GARTENFREUDEN
Neben den Hobby-Gärtnern ist auch die Landwirtschaft in der Grünen Hauptstadt breit aufgestellt. Denn die 70 ansässigen Betriebe in Essen bewirtschaften eine Fläche von insgesamt 3.000 Hektar. Die meisten Erzeugnisse können
direkt bei den Landwirten gekauft werden. „Wir betreiben unseren Hofladen bereits in der zweiten Generation“, berichtet Nikolas Weber vom Oberschuirshof
im Essener Süd-Westen. Neben Kartoffeln, Obst und Gemüse verkauft die Familie auch edles Iberico Schweinefleisch sowie Geflügel aus Eigenhaltung. Langjährige Partnerschaften mit Winzern sowie Spargel- und Wildfleischlieferanten
ergänzen das Angebot. Seit einiger Zeit vermietet Familie Weber auch Mini-Felder zum Eigenanbau. „Die Parzellen werden in allen Altersklassen sehr gut angenommen, denn saisonale Ernährung ist am Puls der Zeit“, so der Landwirt.
„Nachhaltigkeit ist wieder schick und sexy.“
Gartenfläche.
01.2016
so wird CO2 aufgrund kurzer Transportwege eingespart. Außerdem schmecken
saisonale Produkte doppelt so gut wie
unreif geerntetes Flugobst und -gemüse.
RUTE
RUNDER
UMWELTTISCH
ESSEN
1993 trafen sich umweltinteressierte Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichster Gruppierungen zu einem ersten
informellen Erfahrungsaustausch im Borbecker Bethesda-Krankenhaus. Somit war
der heutige Runde UmweltTisch Essen (RUTE) geboren,
eine besondere ehrenamtliche
Struktur, die der Grünen
Hauptstadt 2017 schon früh
den Weg bereitet hat. Inzwischen sind weit über 20 nationale und internationale Organisationen wie Greenpeace,
NABU, ADFC und Transition
Town dabei. Die Ziele des RUTE
liegen insbesondere darin, die
Arbeit der Verbände schneller
abzustimmen, einen besseren
Informationsaustausch zu gewährleisten sowie Natur- und
Umweltschutz eine anerkannte
Lobby zu bieten. Oberstes
Prinzip der RUTE-Mitglieder ist
nach wie vor ihre Überparteilichkeit, denn sie diskutieren
mit allen Parteien und Institutionen zum Thema Umweltschutz. Im Hinblick auf die Grüne Hauptstadt 2017 besteht
die RUTE-Vereinigung darauf,
dass nachhaltige Schritte eingeleitet werden, die weit über
das Jahr 2017 hinausreichen.
www.umwelttisch.de
17
MEIN GRÜN
MEIN GRÜN
ARTENVIELFALT
IN DER STADT
GEO-TAG DER NATUR
Am 17. und 18. Juni 2017 laden der NABU NRW und die
Zeitschrift GEO zum zentralen GEO-Tag der Natur auf
das Welterbe Zollverein ein. Ziel der Hauptveranstaltung
für Deutschland unter dem Titel „Stadtnatur“ ist eine Bestandsaufnahme der unmittelbaren Umwelt: Was wächst,
lebt und gedeiht eigentlich in unseren Städten? Dabei
geht es darum, ein Bewusstsein für die Biodiversität vor
unserer Haustür zu wecken. Experten und Nachwuchsforscher machen es sich ab Samstag, 17. Juni 2017, zur
Aufgabe, innerhalb von 24 Stunden exakt zu bestimmen
und zu dokumentieren, was in den ausgewählten Untersuchungsgebieten auf dem Welterbe Zollverein und im
Essener Stadtgebiet an Tier- und Pflanzenarten sowie Pilzen vorkommt. Abgerundet wird der Tag durch spannende
Exkursionen und Abendvorträge. Am Sonntag, 18. Juni
2017, von 10 bis 16 Uhr, laden der NABU NRW und GEO zusammen mit den Projektpartnern große und kleine Naturfreunde zur Hauptveranstaltung nach Zollverein ein. Dort
können sich die Besucher am Bau von Nistkästen versuchen, sich an den Ständen über Naturerlebnismöglichkeiten in Nordrhein-Westfalen oder zu Themen rund um die
heimische Natur informieren. Forscher unterrichten über
die Bestimmung unserer heimischen Flora und Fauna.
Workshops, Exkursionen und zahlreiche kostenlose Mitmachaktionen runden das Angebot ab.
www.nrw.nabu.de/geotagdernatur
24. UND 25. JUNI 2017
NATURTAGE IM KRAYER VOLKSGARTEN
Greifvögel in Aktion sehen, sich eine Spinne über die Hand
laufen lassen oder an Ständen der Natur- und Umwelt-
18
schutzverbände Pilze, Insekten oder Pflanzen genau unter die Lupe nehmen. Das und vieles mehr erleben die Besucher des kostenfreien Parkfestes im Krayer Volksgarten.
Besucher können an diesem Tag einen Vogelnistkasten selber bauen oder sich bei der Igel- und Schildkrötenhilfe aufklären lassen. Das Fest steht unter dem Motto „Natur, Tier
und Wir“ und bietet Interessierten die Möglichkeit, mehr
über aktiven Naturschutz zu erfahren und diesen auch
hautnah zu erleben. So trägt beispielsweise der Naturschutzverein Volksgarten e.V. durch die Schaffung idealer
Lebensbedingungen für Hummelvölker und Nistmöglichkeiten für Fledermäuse im Krayer Volksgarten aktiv zum
Artenschutz in Essen bei.
TIPP DER GREENAPES
DAS FAHRRAD FÜR
KURZE STRECKEN
greenapes.com
www.naturschutzverein-volksgarten.de
GANZJÄHRIG
BIENEN IN DER STADT
Gleich mehrere Projekte befassen sich 2017 mit dem Thema „Bienen in der Stadt“. Dazu soll beispielsweise gezielt
die Bienenhaltung in den Stadtteilen unterstützt werden.
In einem ersten Schritt wird gemeinsam mit dem Veterinärund Katasteramt der Stadt Essen ein Kataster für das Bienenaufkommen in der Stadt erstellt. Anschließend wird gezielt an den Orten für Bienenhaltung geworben, an denen
Bienen bisher noch unterrepräsentiert vertreten sind. Bei
einer Diskussionsveranstaltung in 2017 soll außerdem das
Thema „Bienenhaltung in der Stadt“ öffentlichkeitswirksam diskutiert werden. Essener Imker werden zudem eine
Sonderedition „Grüne Hauptstadt-Honig“ auf den Markt
bringen. Der Verein „2010 Königinnen für das Ruhrgebiet
e.V.“ will darüber hinaus in Anlehnung an das traditionelle Handwerk der Zeidler Baumhöhlen als Lebensraum für
wildlebende Honigbienen errichten. Ein spezielles Wege01.2016
FOTO DANIEL MÜLLER
17. UND 18. JUNI 2017
… in der Stadt nutzen und
schöne grüne Ecken
in der Nachbarschaft
entdecken.
netz soll die Bienenhöhlen für interessierte Mitbürger erschließen. Auch das Bienennetzwerk Ruhrgebiet plant einige Aktivitäten für 2017. Das Bienennetzwerk Ruhrgebiet
ist ein Kooperationsprojekt der RAG Montan Immobilien
GmbH mit dem NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen und lässt sich am besten mit dem Motto „Fläche sucht
Imker“ beschreiben. Das Projekt verfolgt die Vermittlung
von ehemaligen Bergbaustandorten als Bienenstellplätze
an Jung- und Hobbyimker. Die Flächen stammen vorwiegend aus dem Flächenpool der RAG Montan Immobilien
GmbH. Derzeit befinden sich Bienenvölker im gesamten
Ruhrgebiet auf den Flächen. Sie unterstützen die Bestäubung der Pflanzen und tragen so maßgeblich zu einem
funktionierenden Ökosystem bei. Auch auf dem Dach
der Unternehmenszentrale der RAG Montan Immobilien
GmbH stehen seit 2013 Bienenvölker. Sie produzieren „Zechengold“, den Honig des Welterbes Zollverein. Der Erlös
des Honigs fließt in einen Bienenfonds zur Unterstützung
der Wild- und Honigbienen.
www.bienennetzwerk-ruhrgebiet.de
www.2010koeniginnen.de
01.2016
SEPTEMBER
FAMILIENFEST IN ALTENDORF
An einem Sonntag im September wird ein Teil der
Altendorfer Straße nicht nur zur Festmeile, sondern auch zum längsten Garten des Reviers. Von
der Helenenstraße bis zur Röntgenstraße wird eine
Vielzahl kleiner Pflanzkisten mit unterschiedlichster Bepflanzung dem Stadtteil ein grünes Gesicht
geben. Darüber hinaus zeigt eine Bildergalerie auf
der Altendorfer Straße die vielen grünen Oasen
des Stadtteils. Eine lebendige Obst- und Gemüseparade verschiedener Kitas aus dem ganzen Stadtgebiet rundet das Familienfest ab.
GANZJÄHRIG
GRowEEN
Ein weithin sichtbares Projekt ist für 2017 am
Burgplatz geplant: GRowEEN ist eine monumentale Skulptur des Künstlers Jens J. Meyer. In Zusammenarbeit mit akzente raumbegrünung verwandelt sich die Glasfassade der Volkshochschule
Essen (VHS) über die gesamte Höhe in eine Kunstinstallation aus gespannten Tuchelementen,
Tauwerk und lebenden Pflanzen. Ein Lehrpfad
entlang des Treppenhauses informiert über die
Wirkung von Pflanzen auf Mensch, Architektur
und (Raum-) Klima. Begleitende Veranstaltungen
zu den Zielen der Grünen Hauptstadt ergänzen
das Projekt.
19
MEINE ZUKUNFT
MEINE ZUKUNFT
UMWELTBILDUNG
FÜR KLEIN UND GROSS
len aus. Sie alle entwerfen dabei ihre Utopie
einer Grünen Stadt. Ausgewählte Entwürfe
werden anschließend von den Schülern in
einem zweitägigen Workshop mit Experten
diskutiert und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Darüber hinaus planen einige Europaschulen zusätzliche Projekte im Austausch
mit ihren Partnerschulen. Die Schüler der
Helene-Lange-Realschule legen einen Waldlehrpfad auf dem Schulgelände und im
Schellenberger Wald an, das Maria-Wächtler-Gymnasium setzt sich in der „Green Canteen“ mit dem Thema Nachhaltigkeit in der
Schulkantine auseinander und die GustavHeinemann Gesamtschule nimmt in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum die
Entwicklung der Wasserqualität in den Blick.
Die Grüne Hauptstadt Essen engagiert sich 2017 auch in den viel fältigen
Bereichen der Umweltbildung. Vom Theaterstück für Kindergartenkinder über
erlebnisorientierte Kurse für Schüler bis hin zu Tagungen und Kongressen
für ein internationales Fachpublikum reicht die Palette der Angebote.
T E X T : H ei ke Rei nh old
ERLEBNISORIENTIERTES LERNEN
IN DER SCHULE NATUR
Seit 1995 bietet das Biologische Bildungszentrum „Schule Natur“ sowohl im Grugapark als auch in den Essener Wäldern erlebnisorientierte Kurse für Schulklassen aus
den Bereichen Biologie, Ökologie und Umwelt an. „Mit unserer Themenvielfalt liegen
wir voll im Programm der Grünen Hauptstadt“, erklärt die stellvertretende Leiterin Dr. Verena Schmidt-Eichholz. Im „grünen Klassenzimmer“ stehen der Spaß am
Entdecken und Mitmachen ebenso im Mittelpunkt wie das Lernen. Im Angebot der
Schule Natur finden sich Themen zur Natur und Biodiversität wie auch fachübergreifende Lerninhalte zu den Themen Energie,
Fairer Handel und Wasserwirtschaft. Der
Entdeckergeist der Kinder wird vor allem
durch deren aktive Beteiligung an den Kursinhalten geweckt. Jährlich nutzen mehr als
45.000 Schüler die erlebnisorientierten Kurse. Auch Geburtstagskinder verleben in der
Schule Natur mit ihren Gästen lustige und
20
greenapes.com
TIPP DER GREENAPES
MIETEN UND LEIHEN
ANSTATT KAUFEN
… und dabei auf das Öko& Bio-Siegel achten. Man
muss nicht sein ganzes
Leben ändern, um einen
Beitrag zu leisten – kleine
Veränderungen sind ein
guter Anfang!
MEHR ALS 30 TAGUNGEN UND
KONGRESSE
lehrreiche Nachmittage und für Erwachsene werden Seminare und Führungen angeboten. Neben dem bereits bestehenden
umfassenden Angebot will die Schule Natur 2017 einige zusätzliche Projekte anbieten. „Unsere Ressourcen zum Thema Energie machen es möglich, den Grugapark zu
einem überregional bedeutsamen Standort
außerschulischer Bildung im Themenbereich Energie und deren nachhaltiger Nutzung zu entwickeln“, so Dr. Verena SchmidtEichholz. Die Schule Natur will dazu eine
neue Lerneinheit „Windenergie“ entwickeln. Ebenfalls geplant ist ein Führungsprogramm, das Neubürgern mit Migrationshintergrund die heimische Vegetation vertraut
macht, wie die Diplom-Biologin erklärt:
„Diesen Menschen, die oft aus sehr trockenen Regionen der Erde kommen, wollen wir
unseren Wald mit seinen Tieren und Pflanzen näher bringen, damit sie sich schon
bald in ihrer neuen Umgebung besser zurechtfinden. Dabei geht es zum Beispiel darum, den Verzehr unbekannter Pflanzenund Pilzarten zu vermeiden.“
EUROPASCHULEN ZEIGEN SICH
VERANT WORTUNGSBEWUSST
Auch die Europaschulen in Essen beschäftigen sich 2017 intensiv mit den Themenfeldern der Grünen Hauptstadt. Sie entwickeln
Projekte, setzen diese in Eigenregie um und
tauschen sich dazu mit ihren Partnerschu-
DAS BILDUNGSZENTRUM „Schule Natur“
bietet erlebnisorientierte Kurse für Schüler aus den Bereichen Biologie, Ökologie
und Umwelt an.
01.2016
FOTOS RUPERT OBERHÄUSER | GRUGAPARK ESSEN
U
mweltbildung fängt schon bei den
Kleinsten an – das zeigen die 49
städtischen Essener Kindertagesstätten 2017 mit einer Vielzahl von Einzelprojekten. Neben Baumpflanzaktionen, Initiativen zum Stromsparen und Projekten
der Abfallvermeidung werden Jungen und
Mädchen in einer Kindertheater-Produktion mit den Themen der Grünen Hauptstadt
vertraut gemacht. Für eine kindgerechte Vermittlung schuf die Essener Künstlerin Veronika Maruhn die Figur der Ameise
Anni, die die Kinder über das Jahr 2017 in
der Projektumsetzung begleiten wird.
Die Umweltbildung in Essen richtet sich
2017 aber nicht nur an Kinder und Jugendliche. Mehr als 30 Tagungen, Kongresse und
Fachveranstaltungen mit jeweils zwischen
30 und 600 Teilnehmern werden von Januar bis Dezember ein internationales Fachpublikum aus ganz Europa in die Stadt bringen. Zu den wichtigsten Themen gehören
„Grüne Infrastruktur“, „Stadtentwicklung“,
„Garten- und Landschaftsbau“, „Städte im
Klimawandel“, „Nachhaltige Architektur“,
„Wasserwirtschaft“, „Altlastensanierung“
und „Baden in der Stadt“. Die wohl größte internationale Veranstaltung wird im
November 2017 die Tagung „Twin Cities –
Stadt im Klimawandel“ sein. Bei dieser aus
dem Kulturhauptstadtjahr weiterentwickelten Twins-Idee werden die Partnerstädte aller Ruhrgebietskommunen eingeladen, um
gemeinsam auf Zollverein über die Stadt
im Klimawandel zu diskutieren. Veranstalter der Tagung sind der Regionalverband
Ruhrgebiet (RVR), die Grüne Hauptstadt
Essen und die KlimaExpo.NRW. Ein Blick
auf weitere Fachkongresse zeigt die große
Themenvielfalt, die Essen 2017 zu bieten
hat: Die Palette reicht von der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt“ der Emschergenossenschaft über die Umweltmobil-Tagung
auf Zeche Carl (9. März) mit anschließender Präsentation auf dem Willy-Brandt-Platz
(10. März) bis hin zur Weißbuchvorstellung
durch Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks im Mai. Den Abschluss eines aufregenden Jahres markiert die Tagung „Wirkungsweisen und Gemeinsamkeiten europäischer Zukunftsformate am Beispiel der
Metropole Ruhr“.
01.2016
KLIMA|WERK|
STADT|ESSEN
Die klima|werk|stadt|essen
bildet seit 2009 den Rahmen für
die vielfältigen Klimaschutzaktivitäten der Stadt und umfasst
als kommunales Klimaschutzprogramm IEKK über 130 Einzelmaßnahmen, an denen die
Stadt und die kommunalen
Unternehmen gemeinsam
mit Bürgern, Initiativen und
Unternehmen arbeiten.
Als Dachmarke bietet die
klima|werk|stadt|essen allen
Engagierten die Möglichkeit,
sich einzubringen. Um die
Akteure der klima|werk|
stadt|essen im Sinne einer neuen Klimakultur zu vernetzen,
wurde 2012 die Klimaagentur
Essen gegründet. Als zentrale
und unabhängige Anlaufstelle
in der Volkshochschule Essen
am Burgplatz berät sie Verbraucher, Unternehmen, Handel,
Handwerk, Vereine und Kirchen
zu den Themen „Energetische
Gebäudemodernisierung“, „Mobilität“ und „Erneuerbare Energien“. Ab 2017 wird das Team
der Klimaagentur zudem durch
zwei neue Klimaschutzmanager
unterstützt, die Energiesparmodelle für Bildungseinrichtungen
einführen. Neben der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Grundlage für zukünftiges, nachhaltiges
Verhalten, sollen durch eingesparte Energiekosten finanzielle
Anreizsysteme möglich gemacht werden, die eine noch aktivere Mitarbeit der Schulen und
Kitas fördern. Ein weiteres bedeutendes Projekt der
klima|werk|stadt|essen wird
2017 die energetische Sanierung des Allbau-Quartiers im
Südostviertel sein.
www.klimawerkstadtessen.de/
klimaagentur
21
ESSAY
Au f dem Weg zur M o d e ll reg i o n f ü r
GRÜNE INFRASTRUKTUR
22
Unter neuen Vorzeichen
und Handlungsnotwendigkeiten wie dem Klimawandel arbeiten die regionalen Akteure weiter intensiv an
der nachhaltigen Landschaftsentwicklung. Vielfältige Infrastrukturmaßnahmen wie das regionale Radwegenetz und
jüngst der Radschnellweg Ruhr, der Emscherumbau oder die Innovation City Ruhr tragen
heute dazu bei, die Umwelt- und Lebensqualität im Ruhrgebiet weiter zu verbessern. Europas Grüne Hauptstadt, die klimametropole
RUHR 2022 oder die Internationale Garten­
ausstellung 2027 werden die erfolgreichen
Leistungen der Region einem internationalen
Publikum mit Stolz präsentieren. Alle Maßnahmen – realisierte wie geplante – ­machen
deutlich, dass sich die Metropole Ruhr auf
den Weg macht, Modellregion für Grüne Infrastruktur zu werden.
FOTO HINTERGRUND RUPERT OBERHÄUSER
Pioniere wie Robert Schmidt, Essener Beigeordneter und später Gründer des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (jetzt Regionalverband Ruhr), erkannten früh, dass durch
geordnete Planung zwischen den Ruhrgebietskommunen die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden können.
Neben der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung machte er den Schutz der Freiräume zwischen den Städten in den 1920er-Jahren zur regionalen Aufgabe von Politik und Verwaltung.
Das war die Geburtsstunde des ersten interkommunalen Planungsverbandes. Rund 50
Jahre später wurden erstmals Freiraumstrukturen in Form von „Regionalen Grünzügen“
verbindlich gesichert. Die regionalen Grünzüge haben ihre Bedeutung nicht verloren, da sie
bis heute die Basis für zukunftsorientierte
Freiraumkonzepte wie
den Emscher Landschaftspark bilden.
Wer hätte das vor 100 Jahren gedacht? Vielleicht Robert Schmidt!
Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des
FOTO VOLKER WICIOK LICHTBLICK FOTOS
M
it Essen als Europas Grüner
Hauptstadt
2017 präsentiert sich
nicht nur eine Stadt,
sondern eine ganze Region von ihrer grünen Seite.
Dieses ausgeprägte Umweltbewusstsein in der Metropole
Ruhr war nicht immer selbstverständlich. Vor mehr als 100 Jahren, als sich
aus einer dörf­lichen Idylle das größte Mon­
tanzentrum ­
Europas formte, stand durch
das schnelle industrielle Wachstum und die
Zuwanderung von Millionen Menschen die
Sicherung vorhandener Freiräume nicht im
­
Vordergrund.
Regionalverbands Ruhr (RVR)
01.2016
FEIERABEND VRRDIENT
Wir bringen Sie von A nach B.
Das Wiedersehen gehört ganz Ihnen.
Infos unter www.vrr.de/verbundgeschichten
www.essengreen.capital
MEIN GRÜNES ESSEN
Foto: Jochen Tack
73 Bus- und Bahnlinien
376 km Radwege
25 % Anteil Radverkehr bis 2035
Niederfeldsee, Radschnellweg Ruhr
IN ESSEN SIND DIE WEGE GRÜN. Ein dichtes Netz von Radwegen, Bus- und Bahnlinien sowie Car-Sharing-Stationen
sorgt zwischen Karnap und Kettwig für umweltschonende Mobilität – sowohl im Alltag als auch in der Freizeit.
Hinzu kommen immer mehr Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes. Das grüne Essen bewegt die Menschen.
Erlebe Dein grünes Wunder
ÖFFENTLICHE FÖRDERER
PROJEKTTRÄGER