Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Jean Bodin (1529-1596) Sechs Bücher über den Staat, Six Livre de la République (1576) später auch lateinische Ausgabe (1586) 1 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Republik = res publica = öffentliche Sache Cicero enger: auf die römische Adelsrepublik bezogen; Ämtern und Magistraten, Prätoren etc. Differenz = res publica und Haushalte (Familien und Verwandtschaftsnetzwerke), nicht Privatheit/Öffentlichkeit, nicht Staat/Individuum „Unter dem Staat (république) versteht man die am Recht orientierte, souveräne Regierungsgewalt über eine Vielzahl von Haushaltungen und das, was ihnen gemeinsam ist.“ (Bodin) 2 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Angers (Loire) = südwestlich Paris (Le Mans) Sohn eines Schneidermeisters Karmeliterkloster Angers 1549 – Paris Universität wie auch einer Vorläuferinstitution des späteren Collège de France Scholastik 1550er Jahre Toulouse römisches Recht Anwaltszulassung beim Parlement von París 1562 Ausbruch der Religionskriege/Hugenottenkriege (1598) 1572 Massaker an den französischen Calvinisten (Hugenotten) in der Bartholomäusnacht 3 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Die Bartholomäusnacht (auch Pariser Bluthochzeit genannt, Massacre de la SaintBarthélemy) war ein Massaker an französischen Protestanten, den so genannten Hugenotten, das in der Nacht vom 23. zum 24. August 1572, dem Bartholomäustag, stattfand. Coligny auf Befehl der Königinmutter Katharina von Medici ermordet Pogrome 4 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Hauptmerkmal des souveränen Fürsten das Gesetzgebungsrecht. Darunter versteht Bodin die Kraft oder Macht des Fürsten, „der Gesamtheit und den einzelnen das Gesetz vorschreiben zu können ... , ohne auf die Zustimmung eines Höheren, oder Gleichberechtigten oder gar Niederen angewiesen zu sein.“ J. Bodin, Sechs Bücher über den Staat, 1981, 292, F 221 („la première marque du prince souverain, c’est la puissance de donner loi à tous en général, et à chacun en particulier …sans le consentement de plus grand, ni de pareil, ni de moindre que soi“). 5 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Gesetz in der christlich-aristotelischen Gesamtordnung = in den lokalen Rechtsgewohnheiten (oder anderen Partikularrechten) und einer davon nicht zu lösenden göttlichen Gerechtigkeit Bodin platziert die Autorität und Verbindlichkeit des Gesetzes im „gänzlich freien Willen“ des Monarchen – „de sa pure et franche volonté“. Bodin ebd., Sechs Bücher 214, F 133. 6 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Das Gesetz wird zu einem Gesetzeswort zu einer rechtmäßigen Befehlsbefugnis zu einem „alle Untertanen in ihrer Gesamtheit oder Dinge von allgemeiner Bedeutung angehenden Befehl des Souveräns.“ Bodin ebd., sechs Bücher 288, F 216 („le mot de loi »), («droit commandement»). Bodin ebd., sechs Bücher 288, F 216 („loi est le commandement du souverain touchant tous les sujets en général, ou de choses générales“). 7 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes Sowohl das Substantiv „Souveränität“ als auch das Adjektiv „souverän“ leiten sich vom lateinischen „superanus“ (über anderen stehend) ab im Altfranzösischen werden beide Worte seit dem 13. Jahrhundert auch mit Herrschaftspositionen verbunden Bei Bodin ist Souveränität aber nicht mehr nur eine relative Gewalt wie etwa die Souveränität des Barons in seiner eigenen Grafschaft, eine Souveränität, die mit anderen Souveränitäten konkurriert, sondern Ausdruck einer höchsten, nicht abgeleiteten Herrschermacht, einer unabhängig ausgeübten Gewalt, sie ist „die dem Staat eignende absolute und zeitlich unbegrenzte Gewalt.“ 8 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes summa ... legibusque soluta potestas“ = höchste und von den Gesetzen entbundene Gewalt Legibus soluta potestas (princeps legibus solutus = der Fürst ist den Gesetzen nicht unterworfen) = Ursprung von Absolutismus, absolute Monarchie Dig. 45.1.108 Nulla promissio potest consistere, quae ex voluntate promittentis statum capit Kein Versprechen kann bestehen, welches die Bedingungen seiner Existenz dem Willen des Versprechenden/der versprechenden Partei entnimmt Bodin macht aus „promissio“/„obligatio“ 9 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes „Den Gesetzen Gottes und der Natur dagegen sind alle Fürsten der Erde unterworfen und es steht nicht in ihrer Macht, sich über sie hinwegzusetzen, ohne sich eines Majestätsverbrechens an Gott schuldig zu machen und damit offen Gott den Krieg zu erklären, unter dessen Größe alle Monarchen gleichsam wie durch das Joch zu gehen und in alle Demut und Ehrfurcht ihr Haupt zu beugen haben. Somit erstreckt sich also die absolute Gewalt der Fürsten und souveränen Herrschaften in keiner Weise auf die Gesetze Gottes und der Natur und der beste Kenner der absoluten Gewalt [Papst Innozenz IV, T. V.]... hat gesagt, sie erlaube nur, vom gewöhnlichen Recht, nicht aber von den Gesetzen Gottes und dem Naturrecht abzuweichen.“ Bodin (6 Bücher), 214 (F 133). 10 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 1 Staatsbegriff und Staatslehre I. Annäherung an den Staat Thomas Hobbes (1588-1679) - Leviathan (1651 lat.1670) 11 Vorlesung: Allgemeine Staatslehre § 2 Der frühmoderne Staat IV. Machiavelli, Bodin, Hobbes “For by Art is created that great LEVIATHAN called a COMMON-WEALTH, or STATE (in latine CIVITAS) which is but an Artificiall Man.“ Vgl. T. Hobbes, Leviathan (1651), Cambridge 1997, 9. 12
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