INDUSTRIEPOLITISCHER DIALOG DER LANDESHAUPTSTADT KIEL Kieler Erklärung zur Industrie Kieler Wirtschaftsförderungsund Strukturentwicklungs GmbH Wissenschaftspark Kiel Fraunhoferstraße 2 – 4 24118 Kiel T 0431.2484 - 0 F 0431.2484 - 111 [email protected] www.kiwi-kiel.de Die vollständige Fassung der Kieler Erklärung finden Sie auf unserer Webseite www.kiwi-kiel.de Die KiWi GmbH hat die Geschäftsstelle des IPD übernommen. Kontakt Dr. Andreas Borchardt Unternehmensservice T 0431.2484 - 136 [email protected] www.kiwi-kiel.de Grußwort der Landeshauptstadt Kiel Kieler Erklärung Industriepolitischer Dialog der Landeshauptstadt Kiel für das Produzierende Gewerbe Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ohne die imposanten Werftkräne und das einmalige maritime Flair ist das Kieler Stadtbild nicht denkbar. Und auch das Wirtschaftsleben in unserer Stadt wird seit mehr als 150 Jahren von den Werften und anderen maritimen Unternehmen geprägt. Diese haben die Entwicklung der Industrie an der Förde maßgeblich mitbestimmt – und tun es noch immer. Doch die Industrie der Landeshauptstadt ist in zwischen sehr breit aufgestellt. Nicht nur Großbe triebe, sondern vor allem mittelständische Firmen prägen den produzierenden Sektor, darunter nicht wenige Weltmarktmarktführer. Dieser Bereich darf bei der weiteren Entwicklung der Stadt nicht aus dem Blick verloren werden. Mit dem im Jahr 2014 gestarteten Industriepoliti schen Dialog bekennt sich die Landeshauptstadt Kiel ganz ausdrücklich zu ihrer Industrie. Die Kieler Erklärung, die zusammen mit Gewerkschaften, Industrie- und Handelskammer sowie Unternehmen erarbeitet wurde, ist nicht einfach nur ein weiteres Spiegelstrich-Papier. Sie ist vor allem ein Arbeits programm für alle Beteiligten. Kiel will seine Industrie stärken und die Attraktivität des Stand ortes weiter erhöhen. Dazu wurden in den drei Handlungsfeldern Infrastruktur und Gewerbeflä chen, Arbeits- und Ausbildungsmarkt sowie Image und Standortmarketing konkrete Maßnahmen benannt, die nun bearbeitet werden. Um diesen Prozess erfolgreich zu gestalten, werden Stadt, KiWi, IHK und Gewerkschaften weiter sehr eng, intensiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Die Kieler Erklärung ist aber auch ein Aufruf an weitere Akteure aus dem industriellen Bereich und dessen Umfeld, sich an diesem Dialog zu beteiligen. Und er ist Einladung an alle, die in der Kieler Erklärung formulierten Maßnahmen zu realisieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn möglichst viele Akteure in den kommenden Jahren dabei mithelfen, den innovativen Wirtschaftsstandort Kiel weiter voranzubringen – und damit gleichzeitig dazu beizutragen, dass die Industrie in unserer schönen Stadt eine gute Zukunft hat. Die Landeshauptstadt Kiel hat in den vergangenen Jahrzehnten den Strukturwandel vom traditionellen Industriestandort zum innovativen Wirtschafts standort in den Bereichen Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen vollzogen. Zahl reiche moderne, leistungsfähige Kieler Industrie betriebe konnten sich mit ihren spezialisierten und qualitativ hochwertigen Produkten im nationalen und internationalen Wettbewerb positionieren. Nach wie vor ist die Industrie ein wichtiger Motor der regionalen Wirtschaft, ist für andere Branchen Absatzmarkt und schafft hier in enger Zusammen arbeit den Nährboden für einen dynamischen Dienstleistungssektor mit hoher Wertschöpfung. Sie leistet einen relevanten Beitrag zur Sicherung von Beschäftigung, Wachstum und Wohlstand in der Region. Der Industriepolitische Dialog (IPD) wurde auf Initiative der Landeshauptstadt Kiel gestartet. Beteiligt waren ca. 20 Kieler Industrieunternehmen, die Landeshauptstadt (Oberbürgermeister und Vertreter der Ratsfraktionen, die IHK zu Kiel, der DGB Region KERN, das Wirtschaftsministerium und die KiWi GmbH. Mit dem Dialog, der im halb jährlichen Turnus stattfindet, wurde ein klares Signal zur wirtschaftspolitischen Unterstützung der Industrie in Kiel gegeben. Der IPD wird als Kommunikations- und Umset zungsprozess verstanden, Ergänzungen sind Teil des gemeinsamen Weges. Mit der „Kieler Erklä rung“ wollen die Akteure die zukünftigen Ziele und Handlungsfelder festhalten und das Netzwerk des produzierenden Gewerbes am Standort ausbauen. Ziele • R ahmenbedingungen und Standortfaktoren verbessern Ihr • Wirtschaftliche Entwicklung unterstützen • Z usammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Verbänden u nd Politik intensivieren Dr. Ulf Kämpfer • Zukunftsfelder identifizieren und Maßnahmen entwickeln Oberbürgermeister Landeshauptstadt Kiel • Öffentliche Wahrnehmung und Image verbessern KiWi Kieler Wirtschaftsförderung Kiel-Neumünster Infrastruktur und Gewerbeflächen Werner Kässens, Geschäftsführer der KiWi GmbH:“ Die größte Immobilienmesse Expo Real zeigt, wie wichtig attraktive Flächen für Industrie und Ansiedlungen sind. Im erfolgreichen Wettbewerb der Regionen ist eine angebotsorientierte Entwicklung und Vermarktung von Gewerbeflächen für das produzierende Gewerbe notwendig.“ Bestehende und neue Gewerbeflächen in Kiel und der Region entwickeln Eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Pro duzierenden Gewerbes in Kiel setzt voraus, dass geeignete Gewerbe- und Industrieflächen vorge halten werden. Die Verfügbarkeit solcher Flächen ist in der Landeshauptstadt eingeschränkt. Für ein effektives Flächenmanagement und eine kunden orientierten Vermarktung wird eine systematische, aktuelle Übersicht mit den Parametern Größe, Qualität, Verfügbarkeit und Preis erstellt. Dies wird die Planungssicherheit für Investoren und/oder Unternehmen deutlich erhöhen. Die zeitnahe Er schließung neuer Flächen bzw. die Nutzungsmög lichkeiten bestehender Flächen und die Revitalisie rung von Brachflächenstehen hierbei im Fokus. Wirtschafts- und Familienfreundlichkeit der Kieler Verwaltung ausbauen Die Wirtschaftsfreundlichkeit der Kieler Verwal tung soll verbessert, die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Verwaltung optimiert und in der Folge Prozessabläufe – wie z. B. Beschleunigungen von Genehmigungsverfahren – verschlankt werden. Die Anzahl der Kindergartenplätze soll erhöht und die Betreuungszeiten ausgeweitet werden. Die Er richtung von Betriebskindertagesstätten und der Ausbau der Ganztagsschulen werden unterstützt. Jörg Orlemann, Geschäftsführer IHK zu Kiel: „Wir begrüßen, dass die Landeshauptstadt sich mit dem IPD zur Industrie bekennt. Zusammen mit den Gewerkschaften wollen wir beim Industriepolitischen Dialog die Standortschwächen beseitigen, die die Entwicklung der hiesigen Industrieunternehmen behindern.“ Innerstädtische und überregionale Erreichbarkeit Kiels verbessern Digitalisierung und Industrie 4.0 Die Erreichbarkeit ist für Industrieunternehmen und ihre Produktions- und Lieferketten ein wich tiger Standortfaktor und hat Priorität. Der Flug hafen Kiel-Holtenau sollte erhalten bleiben, der Schienenverkehr ist auszubauen. Gespräche der Landesregierung und der Landeshauptstadt Kiel mit der Deutschen Bahn müssen intensiviert wer den. Der öffentliche Personennahverkehrs (ÖPNV) ist in die Entwicklung eines Mobilitätskonzepts einzubeziehen. Der Ausbau der A7 und die Bau vorhaben an der B 404, der A20 und A21 müssen beschleunigt vorangetrieben werden. Der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals und seiner Schleusen sind für Kiels Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Der Bund wird aufgefordert, diese Projekte mit hoher Priorität zu verfolgen. Die fortschreitende Digitalisierung bietet Unter nehmen große Chancen. Mit der digitalen Ver netzung von physischen Produkten, Anlagen und Prozessen im Zuge von Industrie 4.0 können intel ligente, digitale Produktionsverfahren entwickelt und maßgeschneiderte Produkte kostengünstig und in hoher Qualität gefertigt werden. Die Bereit stellung eines Breitbandangebots für Unterneh men in den Kieler Gewerbegebieten ist Vorausset zung und muss vorangetrieben werden. Der Wissens- und Technologietransfer zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Un ternehmen fördert den innovativen Austausch und trägt zur Wettbewerbserhaltung der Unter nehmen bei. Arbeits- und Ausbildungsmarkt Image und Standortmarketing Peter Seeger, Geschäftsführer IG Metall Kiel-Neumünster: „Dienstleistung und Kiel Sailing City reichen für die Zukunft nicht aus. Im verarbeitenden industriellen Gewerbe sind heute weit über 11000 Arbeitsplätze vorhanden. Die Beschäftigten erwarten sichere Arbeitsplätze, gute Bezahlung und eine Ausbildungsvernetzung.“ Frank Hornschu, Vorsitzender DGB Kiel Region:“ Jeder Arbeitsplatz im industriellen Segment zieht zwei bis vier Arbeitsplätze im Bereich Dienstleistung und Logistik nach sich. Dies stärkt unsere Region. Eröffnet werden Beschäftigungs- und Karrierechancen für Absolvent/innen der Regionalen Bildungszentren, der Fachhochschule, der technischen Fakultät und der Christian-Albrechts-Universität.“ Fachkräftebedarf in den Unternehmen sichern Eine Standortmarketing-Strategie für den Industriestandort Kiel entwickeln und eine Imagekampagne entwickeln Die Unternehmen sind zunehmend mit den Her ausforderungen der Nachwuchs- und Fachkräfte sicherung konfrontiert. Der Bedarf an Fachkräften mit Lehrausbildung ist hoch. Es gilt, die Fachkräfte regional, national und ggf. auch international gezielt zu bewerben und für den Standort Kiel zu gewinnen. Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen sind zu prüfen. Eng im Zusammen hang mit der Werbung von Fachkräften stehen das Standortmarketing und das Image des Wirt schaftsstandortes Kiel. Die Bedeutung der Industrieunternehmen wird von Teilen der Öffentlichkeit in Kiel noch zu wenig beachtet, aber auch die überregionale und inter nationale Wahrnehmung Kiels als moderner, zukunftsfähiger und innovativer Industriestandort sollte verbessert werden. Voraussetzungen für den Ausbau wissensintensiver Industriearbeitsplätze schaffen Der Verlust der traditionellen industriellen Substanz der letzten Jahrzehnte konnte teilweise durch die Entwicklung wissensbasierter industrieller Branchen kompensiert werden. Aufholbedarf im Bereich der wissensintensiven Industriearbeitsplätze (8,9 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, Bund: 12,0 %, 2014 ) besteht weiter, etwa ein Drittel aller Beschäftigten in Kiel ist in den wissensintensiven Sektoren tätig. Für den Ausbau wissensintensiver Industriearbeits plätze ist es wichtig, den Erfahrungsaustausch bzw. Wissenstransfer durch Veranstaltungen zu aktuellen Themen und über Unternehmens-Netz werke zu unterstützen. Hier können sich Ideen für Innovationen und Kooperationen zwischen Partnerunternehmen entwickeln. Die Landeshauptstadt Kiel als attraktiven (Industrie-) Wirtschaftsstandort darzustellen, ist eine zentrale Aufgabe der Wirtschaftsförderung. Das Standort marketing wird ein innovatives Leitbild von Wirt schaft, Wissenschaft/ Forschung, Verkehr, Wohnen und Freizeitaktivitäten umfassen und u. a. die Stärken und Entwicklungschancen des Industrie standorts darstellen. Image-Kampagnen zum Thema „Industrie 4.0 in Kiel“ sind in Vorbereitung. Zahlen, Daten, Fakten In der Landeshauptstadt hat sich die Brutto wertschöpfung (BWS) des Verarbeitenden Gewerbes positiv verändert: Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die BWS von 977 Mio. Euro auf 1.057 Mio. Euro im Jahr 2013 gestiegen (+8,5 %). Der Anteil des Verarbeitenden Gewer bes an der BWS insgesamt von 13,7 % (2000) auf 11,7 % (2013) zurückgegangen. Die Wert schöpfungsintensität pro Erwerbstätigen lag in diesem Zeitraum über dem Bundesdurch schnitt (2000= 63.776 Euro, 2013 = 79.666 Euro; zum Vergleich: Deutschland 2000 = 55.554 Euro, 2013 = 75.441 Euro).1 1Berechnungen der Landeshauptstadt Kiel auf der Grund lage der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit am aktuellen Rand 2013. Vom Produkt- zum Systemhersteller – da steigt der Bedarf an der Weiterqualifizierung von Mitarbeitern im Bereich des Projektmanagements. Hier kann ein Netzwerk für innerbetriebliche Weiterbildung ein geeignetes Unterstützungsinstrument sein. Bildverweise Titelmotiv: www.fotolia.de Infrastruktur und Gewerbeflächen, Arbeits- und Ausbildungsmarkt: Thomas Eisenkraetzer, www.thomas-eisenkraetzer.de
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