Waldrefugien – Naturschutz im Stadtwald Burladingen Seit 2007 setzt die Stadt Burladingen ein Alt- und Totholzkonzept in ihrem Wald um. Auf kleinen Inseln von ein bis drei Hektar Größe – sogenannten Waldrefugien – werden Teile des Baumbestandes nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt. Im Vergleich zum Wirtschaftswald, wo die meisten Bäume geerntet werden, ehe sie ihr natürliches Alter erreichen, können sie hier natürlich altern, absterben und zerfallen. Dadurch entsteht Alt- und Totholz mit einer Reihe von Strukturen, die einer Vielzahl von seltenen und zum Teil bedrohten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten. Aus dem Buchenbestand vor Ihnen entwickelt sich langsam ein kleiner Urwald. Bei genauerem Hinsehen können Sie bereits einzelne Baumhöhlen, Rindenspalten, liegendes und stehendes Totholz entdecken. Bedeutung von Alt- und Totholz im Wald Von großer Bedeutung ist Alt- und Totholz für den Naturschutz. Für viele seltene und gefährdete Arten bietet es Nahrung, Unterschlupf und Brutraum. Die gezielte Erhaltung des Lebensraums Alt- und Totholz dient daher der Sicherung ihrer Vorkommen. Als Bestandteil einer naturnahmen und multifunktionalen Forstwirtschaft erfüllt Alt- und Totholz jedoch noch weitere Funktionen. So stellt es beispielsweise ein Refugium für Fraßfeinde von Forstschädlingen dar. Die Förderung und Schonung von Nützlingen wie Fledermäusen, Vögeln, und Spinnen ist Bestandteil des sogenannten biologischen Waldschutzes. Als ästhetische Elemente in Waldlandschaften vermitteln bizarre Totholzstämme und beeindruckende Baumriesen dem erholungssuchenden Waldbesucher einen Hauch von Wildnis und sorgen für ein Naturerlebnis der besonderen Art. Samenausbreitung Holzernte Samen Blühen, Bestäubung, Samenbildung Alt- und Totholz erfüllt verschiedene Funktionen Samen im Boden Humusbildung, Nährstofffreisetzung Keimung Baummarder Lebensraumfunktion von Alt- und Totholz. Blühender Baum Keimling Tod, Zerfall Blütenbildung Etablierung, Wachstum Alterung Mittelspecht Schwefelporling Totholz – ein Refugium für Nützlinge. Ausge-wachsener Baum Als ästhetisches Element in Wäldern sorgt Alt- und Totholz für ein Naturerlebnis der besonderen Art. Jung-pflanze Wachstum Totholz lebt Bei Totholz handelt es sich nicht um leblose Teile abgestorbener Bäume. Im Gegenteil: Es ist voller Leben. Deutschlands Wälder beherbergen etwa 11.000 verschiedene Arten an Pilzen, Flechten, Moosen, Schnecken, Käfern, Vögeln und Säugetieren. Ein Fünftel bis die Hälfte davon ist auf Totholz angewiesen. Alt- und Totholz ist also ein entscheidender Faktor für die Artenvielfalt in Waldökosystemen. Lebenszyklus eines Baumes. Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) – unsere größte heimische Spechtart – bevorzugt alte Buchen, um seine Höhlen zu zimmern. Im Wald nimmt der etwa krähen-große Vogel eine Schlüsselfunktion ein, denn seine relativ großen Höhlen haben zahlreiche Nachnutzer. Sie werden von anderen höhlen-brütenden Vogelarten, Fledermäusen, Bilchen, Baummardern sowie Hornissen und Bienen bezogen. Für die Fledermäuse als Höhlenbewohner spielen in natürlichen Lebensräumen neben Fels vor allem Baumhöhlen eine wichtige Rolle. In durch Spechte oder Fäulnis entstandenen Baumhöhlen sind vor allem die Arten Großer und Kleiner Abendsegler, Braunes Langohr, Mops-, Fransen-, Wasser- und Bechsteinfledermaus zu finden. Der auffällig hellblau gefärbte Alpenbock (Rosalia alpina) lebt in wärmebegünstigten Buchenwäldern. Seine Larven entwickeln sich an stehendem, besonntem Buchentotholz, wo sie im Splintholz fressen. Der fertig entwickelte Käfer wird knapp vier Zentimeter groß. In Baden-Württemberg kommt der Alpenbock nur in Buchenwäldern der Schwäbischen Alb und des oberen Donautals vor. Zu den an Alt- und Totholz gebundenen Organismen zählen vor allem die holzzersetzenden Pilzarten. Mit ihren Hyphen (Zellfäden) durchziehen sie den Holzkörper altersschwacher und toter Bäume und bauen diesen mittels Enzymen ab. Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) gehört zu den häufigsten holzzersetzenden Pilzen an Buchen.
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