KINDER-VORLESUNG IN DEN FERIEN

Die Bücher über die Reformation und die Reformatoren füllen ganze Bibliotheken.
Hätte man sich da nicht auf die eventuell überarbeitete Wiederauflage bewährter
Klassiker beschränken sollen, ja müssen? Wer das Buch des an der Universität Göttingen lehrenden Kirchenhistorikers Kaufmann zur Hand nimmt, wird sich diese Frage
nicht mehr stellen. Meisterlich ist es ihm gelungen, die gewaltige Fülle des Stoffes zu
bündeln, zu gliedern und packend darzustellen. Das Buch wahrt stets eine kritische
Distanz zu den Personen und ihrem Handeln. Fein herausgearbeitet ist der geistliche
Aspekt der Reformation, der damals wie heute vom Schlachtengetöse und ideologischen Gefechten immer wieder überdeckt wird. Luther ging es um das Seelenheil:
"Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?". Diese existentielle Frage des sächsischen
Mönches trat eine Revolution los, die die westliche Christenheit spaltete, die katholische oder "alte" Kirche endlich zur Besinnung kommen ließ, aber auch rasch von der
großen Politik und den kalt kalkulierenden Machtstrategen vereinnahmt wurde. Man
sollte die Lektüre des Buches mit den beiden letzten Seiten des Epilogs beginnen,
wo der Autor die Frage nach dem Erbe der Reformation stellt und zu der ernüchternden Bilanz kommt, dass die eigentliche Reformation, so wie ihre Initiatoren sie beabsichtigten, noch immer ausstehe.
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