1. Januar 2017 Leserservice 08 00/222 42 24 02 · www.der-sonntag.de Jeden Sonntag 370.000 mal im Briefkasten. Der Sonntag Die Tür zu Ihrem Tor am Hochrhein Klinikkrieg und Thermenstreit 2017 ist das große Luther-Jahr FCE auf gutem Weg Der Unfall in der Bad Säckinger Innenstadt, Sabine Spitz ’ Olympiateilnahme, der Argwohn über die Klinikfusion und schließlich der Streit um die Aqualon-Therme:WasdieMenschen2016bewegSEITE 2 te, steht im Jahresrückblick auf Martin Lutherwar der große Ideengeber der Reformation. Der Freiburger evangelische Dekan Markus Engelhardt spricht im Interview über die Bedeutung des ehemaligen Augustinermönchs SEITE 3 für das Christentum. Dank seiner Beharrlichkeit in der Jugendarbeit sieht Vorsitzender Renzo Düringer (Foto) den Landesligisten FC Emmendingen gut gerüstet. SEITE 10 Zell · Schönauer Straße 64 Tel. (0 76 25) 9 18 83 92 · www.tueren-schoenauer.de meine Woche ALDI SÜD Magazin Das aktuelle liegt unserer heutigen Ausgabe bei! aldi-sued.de Nach Köln Wie die Silvesternacht vor einem Jahr die Arbeit von Hilfsorganisationen und Behörden mit FLÜCHTLINGEN geprägt hat Die zahlreichen sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht 2015 vor allem durch junge Nordafrikaner haben die Flüchtlingsdebatte verändert. Besonders Hilfsorganisationen schauen nun genauer hin. „Nach Köln“ wurde zum geflügelten Wort. D ie Übergriffe von Köln – auch für uns eine erschütternde neue Dimension sexualisierter Gewalt – haben viel Angst und Wut ausgelöst, ebenso die Sexualmorde in Freiburg und Endingen. Wir müssen uns aber die Mühe machen, die Debatte zu differenzieren und dürfen niemanden unter Generalverdacht stellen. In unserer Beratungsstelle hatten wir 2016 mehr Anfragen als je zuvor. Auch von der Presse, wobei wir schnell lernten, auf welch vermintem Terrain wir uns bewegen. Unsere Fallzahlen sind um knapp 30 Prozent gestiegen. Aber nicht, weil es mehr Gewalt durch Geflüchtete gegeben hätte. Sondern weil durch die intensive Debatte die Hemmschwelle für betroffene Frauen sank, die Hilfsangebote bekannter wurden und sich die rechtliche Lage verbesserte. Es gibt jetzt mehr Unterstützung für Opfer sexualisierter Gewalt, die Köln zwar nicht hervorgebracht, aber doch enorm beschleunigt hat: die Reform des Paragraph 177 setzt die Forderungen der „Nein heißt Nein“-Debatte um, der Stalkingparagraph wurde nachgebessert, ab 2017 gilt das Recht auf psychosoziale Begleitung vor Gericht. Das sind wichtige Verbesserungen. Bitter an den Debatten ist aber, wie manche die erlebte Gewalt der Frauen ausnutzen und auf ihrem Rücken rechte Hetze betreiben. Das instrumentalisiert die Übergriffe und macht die Frauen erneut zu Betroffenen. Bei den Tätern zeigte sich trotz der vielen Geflüchteten das gleiche Bild wie eh und je: ein Querschnitt durch die ganze Gesellschaft. Sexualisierte Gewalt bleibt ein gesamtgesellschaftliches Problem, bei dem man sich nicht verstecken darf, indem man einzelne Tätergruppen vorschiebt. funktionierenden Modus des Umgangs zu finden. RAZ > HERWIG POPKEN arbeitet seit 20 Jahren in der Flüchtlingsbetreuung im Landkreis Lörrach I D urch Köln hat sich für uns nichts geändert“, sagt Regierungsvizepräsident Klemens Ficht. Das Regierungspräsidium (RP) leitet die Erstaufnahmestellen für Flüchtlinge in Donaueschingen, Freiburg und Villingen-Schwenningen. Seit Anfang des Jahres hat die Behörde ein eigenes Referat mit 50 Angestellten für Flüchtlingsbetreuung. Auf Konflikte sei man immer eingestellt, betont Ficht. So gibt es im Flüchtlingsreferat ein Kompetenzteam mit einem Deutschen, einem Syrer und zwei gebürtigen Türken, das dort hingeschickt wird, wo Ansatzpunkte von Konflikten auftauchen. Ein typischer Einsatz der geschulten Kräfte sind Streitigkeiten zwischen Volksgruppen. So kam es einmal in einer Unterkunft zum Streit zwischen Assad-Gegnern und Assad-Anhängern. „Unsere Leute haben denen klargemacht, dass es nicht geht, innersyrische Konflikte in die Unterkünfte reinzutragen. Der Streit wurde durch Gespräche beendet. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Ficht. Das Team ist auch vor Silvester im Einsatz. Auch wurde der Fokus in der Flüchtlingsbetreuung 2016 noch stärker auf Wertevermittlung ausgerichtet. „Man muss den jungen Männern sagen, was nicht akzeptabel ist.“ Flüchtlinge, die neu ankommen, erhalten Infopakete, es gibt Kurse zur Wertevermittlung. „Die Menschen reagieren darauf positiv.“ Auf der anderen Seite sei das Engagement durch freiwillige Helfer unverändert groß, RIX betont Ficht. m Stühlinger sind die Passanten vorsichtiger geworden, beobachtet Ulrich Nowak vom Polizeiposten des Freiburger Stadtteils. Doch mit den sexuellen Übergriffen in Köln bringt er das nicht in RAZ Zusammenhang. Dahinter stehen vielmehr die Erfahrungen mit unbegleiteten > CLAUDIA WINKER leitet die Beratungsstelle Frauenhorizonminderjährigen Flüchtlinte in Freiburg gen auf dem Kirchplatz: Antanzen und freudiges is zur Silvesternacht Umarmen, um dann aushatten die Polizei und geraubt zu werden – die wir Betreuer und Helfer gleiche Vorgehensweise nicht einmal das Bewusstsein wie in Köln –, das kannte dafür, dass so etwas passieren man bis dahin in Freiburg könnte. Zum Teil waren wir nicht. In Zusammenarbeit vielleicht ziemlich naiv, auch mit der Stadt hat die Polizei in den Unterkünften waren die Lage 2015 entschärft: wir anfangs erstaunt über mit Betretungsverboten den Umgang mancher für auffällig gewordene JuFlüchtlinge mit ihren oder gendliche und erhöhter anderen Frauen. Es lässt sich Präsenz. Doch die Erinnenicht leugnen, dass Männer rung an die Vorfälle ist im aus Regionen gekommen Stadtteil präsent. Gebliesind, die meinen, dass sie sich ben ist der Handel mit Drohier Übergriffe gegen Frauen gen. Den gibt es seit vielen FOTO: DPA Jahren, nur haben ihn jetzt leisten könnten. Das ist ein Einschnitt in der Flüchtlingspolitik: Silvester 2015 in Köln. Problem, das wir nach Köln teilweise Gambier überintensiv diskutiert haben: Unter- Verhalten anpassen. Wir müssen nalität als unter Deutschen. Es nommen. Nowak sagt aber auch, stützen wir Menschen, die dann unser Wertesystem im Bewusst- ist auch sinnlos, Politik gegen dass die Raubüberfälle und körübergriffig werden? Die Lösung sein der Neuankömmlinge ver- Flüchtlinge machen zu wollen, perlichen Auseinandersetzunfür die Probleme sind aber nicht ankern. Wer das nicht packt, der um Stimmen zu gewinnen. gen 2016 – entgegen dem EinHöchstgrenzen, die gegen das packt es hier nicht. Das klingt Langfristig müssen wir uns we- druck – auf dem Kirchplatz eher RIX Grundgesetz verstoßen, oder hart, aber wir müssen auf Regeln gen des Klimawandels und neu- rückläufig scheinen. mehr Polizei. Wir müssen die zu bestehen und notfalls Strafen er Stellvertreterkriege eher auf uns kommenden Menschen so bis zur Ausweisung verhängen. mehr Flüchtlinge einstellen. Wir > ULRICH NOWAK, Polizeihaupt- > KLEMENS FICHT, Regierungsvibilden, in Sprachkursen und im Andererseits gibt es unter den müssen daher große Anstren- kommissar, Leiter Polizeiposten zepräsident, leitet unter anderem das Flüchtlingsreferat Alltag, dass sie von sich aus ihr Flüchtlingen nicht mehr Krimi- gungen unternehmen, einen Stühlinger B „Kein Zeuge hat Hussein K. gesehen“ Die Polizei hat keinen Tatverdacht im Endinger Mordfall Gibt es eine Verbindung von Hussein K., dem Tatverdächtigen im Freiburger Mordfall Maria L. vom 16. Oktober, nach Endingen, wo am 6. November die 27-jährige Carolin G. vergewaltigt und getötet wurde? „Nein, wir haben keine definitive Spur, die es erlaubt, eine Verbindung zwischen beiden Fällen herzustellen“, sagte der Freiburger Polizeisprecher Walter Roth am Freitag auf Nachfrage. Die Badische Zeitung hatte am 24. Dezember berichtet, dass „mehrere Quellen“ behaupteten, dass der damals in Freiburg lebende Hussein K. in Endingen eine Sprachschule besucht habe. Auch sei aus Ermittlerkreisen zu hören, dass es „Parallelen bei der Tatausführung“ gebe. „Wir sind diesen Gerüchten natürlich sofort nachgegangen, doch wir haben keinen einzigen Zeugen gefunden, der uns gegenüber behauptet hätte, Hussein K. in Endingen oder auf dem Weg dorthin, etwa in der Bahn oder an einer Tankstelle, gesehen zu haben“, sagt Roth. Auch in der Sprachschule habe sich niemand gefunden, der Hussein K. – dessen unverpixeltes Bild im Internet zu finden ist – kannte. Die einzige „Verbindung“ sei nach jetzigem Stand der Ermittlungen diese: „Hussein K. ist Afghane und auch in Endingen leben Afghanen“, so der Polizeisprecher trocken. Dennoch: Jedes Gerücht und jeder Hinweis würden sofort von der Sonderkommission „Erle“ geprüft. Und selbstverständlich könne ein Zusammenhang zwischen beiden Taten so lange nicht „ausgeschlossen“ CAROLIN G. – Die DNA-Suche läuft auf Hochtouren werden, bis in beiden Fällen ein Täter überführt sei. Die Parallelen in der Tatausführung des Freiburger und des Endinger Mordfalls beschränkten sich derzeit darauf, dass mit Abstand von nur drei Wochen und 30 Kilometern jeweils eine junge Frau vergewaltigt und getötet wurde, betont Roth: „Darüber hinausgehende Parallelen haben wir derzeit nicht.“ Offen lässt er, ob es Techniken, Verhaltensweisen oder Gegenstände gab, die bei beiden Verbrechen zum Einsatz kamen. „Weil es sich dabei um Täterwissen handelt, bitte ich um Verständnis, dass wir zur Tatbegehung aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen können“, so der Polizist. Die Frage, ob es nach nunmehr acht Wochen überhaupt noch Chancen gibt, DNA des Mörders von Carolin G. zu finden, bejaht Walter Roth klar: „Wir haben in Endingen sehr viel potenzielles Spurenmaterial gesichert, das jetzt untersucht wird.“ Da das Tatgebiet anders als im Freiburger Fall nicht eingrenzbar sei – der Erstkontakt zwischen Opfer und Täter fand nicht am Fundort der Leiche statt – brauche das noch Zeit. Bei der Getöteten selbst sei keine Täter-DNA, etwa in Form von Sperma, gefunden worden, dennoch habe es sich nach Paragraf 177 um eine „vollendete Vergewaltigung“ gehandelt, so Roth. Die Ermittlungen erstreckten sich selbstverständlich auch auf das persönliche Umfeld von Carolin G., schließlich handele es sich bei den meisten sexualisier- Trauer in Endingen am Kaiserstuhl. ten Gewaltakten um Beziehungstaten, so Roth. Bisher sei die Soko 1 400 Hinweisen nachgegangen und habe 1 500 Personen befragt. Ergebnis: „Wir haben keinen dringend Tatverdächtigen – weder den großen Unbekannten noch jemanden aus dem privaten Umfeld.“ FOTO: DPA Zur Soko „Erle“ gehören noch immer 40 Ermittler. Einige seien nun über die Feiertage heimgeschickt worden, um sich zu erholen. Doch sollte eine entscheidende Spur auftauchen, würden sie zurückgerufen, so Roth. „Im neuen Jahr geht die Arbeit mit aller Kraft weiter.“ SIGRUN REHM 2 AUS DER REGION JAHRESRÜCKSCHAU Der Sonntag · 1. Januar 2017 Das war das Jahr 2016 Die Krankenhausfusion und der Thermenstreit sind nur zwei Themen, die die Menschen am Hochrhein beschäftigten Januar Ein Thema, das die Menschen am Hochrhein schon 2015 in Atem hielt, wird auch 2016 Dauerbrenner sein: die KRANKENHAUSFUSION. Im Januar 2016 fällt der Startschuss für die Umsetzung des Kreistagsbeschlusses, der vorsieht, dass aus den beiden Spitälern im Kreis „ein Krankenhaus an zwei Standorten“ werden soll. Der Bad Säckinger Gemeinderat unterstützt Alexander Guhls Entscheidung, den Zuschuss von jährlich 600 000 Euro an das Thermalbad AQUALON zu stoppen. Dieser, so befürchtet der Bürgermeister, verstoße möglicherweise gegen EU-Recht. Die Polizei gibt bekannt, dass die Zahl der WOHNUNGSEINBRÜCHE zum ersten Mal nach vielen Jahren gesunken ist – im Landkreis Waldhut sind die Zahlen sogar unter den Zehnjahresschnitt gesunken. Aqualon-Streit beigelegt: Volker Kull, Geschäftsführer des Rehaklinikums, Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl (Mitte)und der Direktor der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden, Rainer Blaser, unterschreiben den neuen Vertrag und sichern so die weitere Zusammenarbeit. nen Großeinsatz der Rettungskräfte aus, eine Frau wird tödlich verletzt, später stirbt ein Mann im Krankenhaus, zwölf Menschen werden schwer verletzt, acht weitere leicht. Der STREIT zwischen der Stadt Bad Säckingen und den Betreibern der Aqualon-Therme geht in die nächste Runde: Die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden droht, die Wellness-Oase zum Ende des Jahres zu schließen, sollte die Stadt ihre Zahlungen an sie nicht wieder aufnehmen. Februar Nach der Schwäbischen Alb wird der Südschwarzwald zum BIOSPHÄRENGEBIET: 29 Gemeinden aus den Kreisen Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Waldshut sowie die Stadt Freiburg sind Teil des Gebiets. Aus dem Kreis Waldshut gehören Wehr, Albbruck, Bernau, Dachsberg, Höchenschwand, Häusern, Ibach, St. Blasien, und ÜhlingenBirkendorf dazu. Weltrekord verschlumpft: Rund 2 150 Menschen folgen in Waldshut-Tiengen dem Aufruf zu einem großen SCHLUMPFTREFFEN. Die für den Weltrekord zu überbietende Marke aber liegt bei 2510 Teilnehmern. 60 Prozent der Schweizer Wähler sagen „Nein“ zur DURCHSETZUNGSINITIATIVE. Mit der Volksinitiative wollte die SVP in der Verfassung festschreiben, dass Ausländer auch bei geringfügigen Vergehen automatisch abgeschoben werden müssen. März Der baden-württembergische Landtag wird gewählt. Waren bislang für den Wahlkreis Waldshut mit dem Bad Säckinger Stadtrat Hidir Gürakar (SPD) und dem aus Lauchringen stammenden FELIX SCHREINER (CDU) zwei Abgeordnete im Stuttgarter Landtag vertreten, fliegt nun der Deutschtürke raus. Schreiner verteidigt sein Direktmandat mit einer hauchdünnen Mehrheit vor der Grünen-Politikerin Petra Thyen. An der rund 270 Kilometer langen Grenze zur Schweiz werden an zehn Zollstellen Handelswaren abgefertigt. Das will die Schweiz einschränken. Was in Ein Ärzteteam riet Sabine Spitz von ihrer fünften Olympia-Teilnahme ab. Die Murgerin trat trotzdem an – und kämpfte sich tapfer durch das FOTOS: DPA, HRVOJE MILOSLAVIC, AXEL KREMP, SAVERA KANG Rennen. auf neuere Technologien der Stromspeicherung. Nach 19 Jahren für den Wahlkreis Waldshut in Berlin gibt der Waldshuter Bundestagsabgeordnete THOMAS DÖRFLINGER (CDU) bekannt, 2017 nicht für eine weitere Legislaturperiode zu kandidieren. Die Gründe seien vor allem privater Natur – Dörflinger ist aber auch als Merkelkritiker bekannt, der ihren Modernisierungskurs nicht für richtig hält. „Nehmt die Schweizer UraltAKW vom Netz! Wartet nicht, bis es zum Super-Gau durch Materialermüdung kommt“, fordert die Waldshuter Initiative „ZUKUNFT OHNE ATOM“ genau 30 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Die Initiative kritisiert, dass die Schweiz das älteste Atomkraftwerk der Welt, April Beznau I, noch mindestens dreiDie Pläne für das umstrittene zehn Jahre weiterlaufen lassen PUMPSPEICHERKRAFTWERK wolle. ATDORF können nun eingesehen werden. Bis Mitte Juni kann Mai jeder seine Bedenken gegenüber dem Projekt äußern. Für das Bad Säckingen steht unter Pumpspeicherwerk sollen eine SCHOCK: Ein 84-Jähriger rast Bergkuppe abgetragen und zwei mit seinem Auto mitten in der riesige Seen aufgestaut werden. Fußgängerzone in eine Menvor einem Kritiker bemängeln den Flä- schenmenge chenverbrauch und verweisen Straßencafé. Der Unfall löst ei- Deutschland besonders für Empörung sorgt: An Samstagen soll an fast allen Übergängen die Abfertigung für den Transitverkehr eingestellt werden – damit würde sich der Verkehr auf ein einziges Grenzzollamt konzentrieren. Mit einer Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht will die Umweltorganisation GREENPEACE erreichen, dass die schweizerische Atomaufsichtsbehörde Ensi einen Sicherheitsbericht des Energiekonzerns Axpo zum Zustand des Reaktordruckbehälters von Beznau 1 herausrückt. Angeblich wurden 950 Seiten des Berichts geschwärzt. Der älteste kommerzielle Reaktor der Welt ist seit März 2015 wegen Materialfehlern vom Netz. Polizisten, Rettungskräfte und Medienvertreter stehen am 7. Mai 2016 in der Fußgängerzone von Bad Säckingen. Dort war ein 84 Jahre alter Mann mit seinem Auto mitten in eine Menschenmenge vor einem Straßencafé gerast; vermutet wurde, dass er Gas und Bremse verwechselte. Das Foto rechts zeigt den wiedergewählten Bürgermeister von Laufenburg, Ulrich Krieger. August Die einstige Olympiasiegerin aus Murg, SABINE SPITZ, bleibt im olympischen MountainbikeRennen in Rio de Janeiro chancenlos. Am Ende reicht es nur für Platz 19. Trotzdem freut sich die Sportlerin über ihre Teilnahme – wegen einer Schleimbeutelentzündung im linken Knie war ihr Start gefährdet. Als erste ländliche Kommune rüstet Bad Säckingen ihren Linienbus zum ELEKTROFAHRZEUG um. Als Kurstadt will sie Emissionen reduzieren. Eine Spezialfirma hat das ehemalige Juni Dieselfahrzeug umgerüstet. Die Kritiker des geplanten Jetzt fährt es mit Strom aus 100 Pumpspeicherwerks oberhalb Prozent Wasserkraft. von Bad Säckingen waren fleißig: Als die Frist abläuft, haben Behörden, Verbände und Grundstückseigentümer rund 1300 EINWENDUNGEN eingereicht. An der Ab-/Auffahrt HAUENSTEIN kracht es regelmäßig. Die extrem steile und enge Zufahrt zur A 98 sorgt seit Jahren für Kritik aus der Region. Nach dem Land erkennt nun auch das Bundesverkehrsministerium, dass sich etwas ändern muss. Der im Juni 2015 gegründete und seit Dezember eröffnete DORFLADEN in Öflingen ist nun offiziell als Genossenschaft in das Genossenschaftsregister eingetragen. „Hocke, schwätze, kaufe“ lautet das Motto des Seine Solidarität mit dem Spital in Dorfladens, der gleichzeitig auch Bad Säckingen bekundete Wehrs Kommunikationszentrum und Bürgermeister Michael Thater mit dem Tragen dieses T-Shirts. Treff ist. Bad Säckingen braucht doch Mitarbeiter des Spitals Bad Säkeinen städtischen Integrationsbeauftragten, gibt Bürgermeis- ckingen wollen ihre Teilnahme ter Alexander Guhl bekannt. Sei- am Wehratallauf mit einer Botne Begründung: Die Migranten schaft für das Spital verbinden: haben KEINEN ERHÖHTEN IN- Doch die Geschäftsführung verTEGRATIONSBEDARF, die Be- bietet, die T-SHIRTS mit dem treuung sei durch den Landkreis Slogan „Wir, Spital Bad Säckingewährleistet. gen, laufen um unser (Über)Leben)“ zu tragen. Wehrs Bürgermeister Michael Thater aber Juli trägt das T-Shirt. Mit den neuen „Scheffel-Räumen“ im Schloss Schönau erin- September nert die Trompeterstadt würdig an den Schriftsteller Joseph Vic- Der OPERATIONSBETRIEB im tor von Scheffel. Im Mittelpunkt Bad Säckinger Spital wird eingeder Dauerausstellung steht stellt. Untersuchungen an der Scheffels Erstlingswerk „Der Außenhülle haben ergeben, dass Trompeter von Säckingen“, ein der OP-Trakt grundlegend saBestseller, der die Stadt am niert werden muss. Die Arbeiten Hochrhein weltberühmt ge- werden etwa vier Wochen dauern, heißt es zu diesem Zeitmacht hat. Im Rhein bei Bad Säckingen punkt. ERTRINKT ein Flüchtling. Der 19Ein achtjähriges KIND treibt Jährige kann nicht schwimmen regungslos am Boden eines Beund wird von der Strömung mit- ckens der Aqualon-Therme. Es gerissen. wird reanimiert und in eine KliNach achteinhalb Jahren Pla- nik geflogen. Dort stirbt es einen nung bleibt die Bebauung des Tag später. BRENNET-AREALS in Bad SäDie letzte Hürde ist genomckingen Aufreger-Thema. Doch men: Der Bad Säckinger Geder Gemeinderat wird sich meinderat gibt grünes Licht für schließlich einig, der Bebau- den Bebauungsplan des BRENungsplan kann in die zweite Of- NET-AREALS. Die Baugenehmigung will die Stadt noch 2016 erfenlage. teilen, – die Bagger sollen schon im Januar rollen, damit ein Schmidts Markt und ein Aldi und Lidl entstehen können. Oktober Ein neuer VERTRAG wird unterschrieben – und damit steht fest: Die Aqualon Therme bleibt der Stadt Bad Säckingen erhalten – und mit ihr der Status der Stadt als Heilbad. Die Stadt und die Aqualon-Betreiberin, die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden, beenden damit einen Monate andauernden Streit. Knapp ein halbes Jahr nach dem Unfall in der Bad Säckinger Fußgängerzone mit zwei Toten und vielen Verletzten wird gegen den Fahrer am Schöffengericht des Amtsgerichts Bad Säckingen ANKLAGE erhoben. Der inzwischen 85-Jährige ist wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Der multikulturelle Beirat von Bad Säckingen entscheidet, dass ein schwuler Film aus dem Programm der sogenannten „INTERKULTURELLEN WOCHE“ gestrichen wird. Das schlägt Wellen – sogar der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck wendet sich mit einem offenen Brief gegen das Zurückweichen vor der „islamischen Homophobie“. November Mit deutlicher Mehrheit votieren die Schweizer in einer Volksabstimmung gegen einen schnellen AUSSTIEG AUS DER ATOMKRAFT – damit rückt die Stilllegung der grenznahen Kraftwerke von Leibstadt und Beznau in weite Ferne. Die Spitäler Hochrhein GmbH hat eine neue GESCHÄFTSFÜHRERIN. Wann in Bad Säckingen wieder operiert wird, kann auch Simone Jeitner noch nicht sagen. Dezember Der Laufenburger Bürgermeister Ulrich KRIEGER bleibt der Waldstadt erhalten. Als einziger Bewerber wird er mit 98,9 Prozent wiedergewählt. Die Geschäftsführung der Spitäler Hochrhein GmbH gibt bekannt, dass im Spital in Bad Säckingen nachts keine chirurgischen NOTFÄLLE mehr aufgenommen werden – weil dort die OP-Säle ohnehin auf unbestimmte Zeit geschlossen sind. Gleich drei Mal muss die Polizei zur Flüchtlingsunterkunft im Gettnauer Boden in Bad Säckingen ausrücken, weil Streitigkeiten zwischen den Bewohnern eskalieren. Mehrere Menschen werden verletzt, die Polizei spricht von einer MASSENNINA LIPP SCHLÄGEREI. DIE DRITTE SEITE 3 Der Sonntag · 1. Januar 2017 Luther war eine große historische Persönlichkeit mit Schattenseiten, sagt Markus Engelhardt. Das Jubiläumsjahr sieht der Dekan als Chance für die evangelische Kirche. „Luther hätte getwittert wie Trump“ MARKUS ENGELHARDT , Freiburger Dekan der evangelischen Kirche, über 500 Jahre Reformation und das Jubiläumsjahr Das kommende Jahr steht im Zeichen Martin Luthers: Am 31. Oktober 1517 leitete der Theologe in Wittenberg mit seinem Thesenanschlag die Reformation ein. Der Freiburger Dekan Markus Engelhardt spricht im Sonntag über die Bedeutung dieses Ereignisses. Würde Martin Luther heute leben, was würde er an der katholischen Kirche verändern wollen, Herr Dekan? Das ist ein ganz weites Feld. Bestimmt würde er mit Faszination verfolgen, wie der jetzige Papst versucht, die Kirche an wichtigen Stellen zu reformieren. Er würde Franziskus unterstützen bei dessen Bestrebungen, nahe an den Sorgen der Menschen zu sein. Den hierarchischen Aufbau der katholischen Kirche würde er aber auch heute kritisieren. Hier unterscheiden sich die katholische und die evangelische Kirche grundlegend: Die eine ist hierarchisch aufgebaut, die andere basisdemokratisch. Mit der evangelischen Kirche wäre Luther zufrieden? Er lebte in einer Zeit, in der die Humanisten das Schlagwort „ad fontes“, das heißt „zurück zu den Quellen“, prägten. „Ad fontes“ war für Luther „zurück zur Bibel“. Folglich würde er der evangelischen Kirche ins Stammbuch schreiben, dass sie zu selbstbezogen sei, dass es ihr zu sehr um den Selbsterhalt als Institution gehe. Wir wollen Volkskirche bleiben, solange es irgendwie geht, aber die finanziellen Mittel, um flächendeckend als solche noch präsent zu sein, werden immer weniger. Die Gemeinden sind somit mit Veränderungen konfrontiert, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch theologisch reflektiert werden müssen. Wir haben in Freiburg die Lutherkirche aufgeben müssen und sie an die Uniklinikverkauft. Nun entsteht darin ein Hörsaal der Medizinischen Fakultät. Dass aus einem sakralen Raum ein profaner wird, lässt sich theologisch gut begründen, wenn seine Verwendung weiterhin eine ethische Ausrichtung hat. Priestertum aller Getauften, das sich nicht durch irgendeine Weihe erklärt. Um es mit Luthers bildhafter Sprache zu sagen: Wer aus dem Wasser der Taufe gekrochen ist, ist zum Bischof geweiht. Die evangelische Kirche ist die Kirche der Freiheit. Aber damit auch des christlichen Subjektivismus, was seine Schattenseiten hat. Welche Bedeutung hat Luther für Sie persönlich? Er war eine ganz große historische Persönlichkeit. Und wie bei den meisten großen historischen Persönlichkeiten liegen Bedeutung und Schatten eng nebeneinander. Luther war ein großer Theologe und Lehrer. Er war nicht nur ein profunder Bibelkenner und -ausleger, sondern auch ein einzigartig begnadeter religiöser Volksschriftsteller. Ihm kam es auf den Glauben des einzelnen Menschen an, der die tröstliche Gottesgewissheit fernab eines Systems der Angst erfahren soll. Aber Luther war auch ein sehr jähzorniger Mensch, seine Frau hatte kein leichtes Leben mit ihm. Sein Haus war stets voller Gäste, sie hat ihm alle häuslichen Arbeiten abgenommen und ihm den Rücken freigehalten. Seine reformatorischen Weggefährten litten ebenfalls unter seinem Temperament. Ehrlicherweise muss man auch feststellen: Luther war nicht ganz frei von der Neigung zum postfaktischen Populisten, wie wir das inzwischen nennen. Lebte er heute, wollte ich nicht wissen, wie er die sozialen Medien nutzen würde. Bestimmt würde er ähnlich ausdauernd twittern wie Donald Trump – aber mit mehr Niveau! Und zu seinen Schattenseiten zählt auch sein Bild vom Judentum. Wie erklären Sie sich Luthers Antijudaismus und Antisemitismus? Was meinen Sie damit? „Ein großer Theologe und Lehrer“: Martin Luther. weder mit „Ja“ noch mit einem entschiedenen „Nein“ beantworten kann. Das sollen die Fachhistoriker tun. Es gibt ja die These um vermeintlich große historische Linien, eine soll von Luther über Friedrich II. und Bismarck zu Hitler führen. Dies mag teils plausibel sein, teils ist es auch sehr fragwürdig. Luthers Judenschriften entstanden zweifellos aus einer antijudaistischen Grundstimmung, die seiner Zeit nicht fremd war. Spätere bedeutende Protestanten, die durchaus als liberal gelten, konnten sich vom Antisemitismus ebenfalls nicht freimachen. Dass sich im Dritten Reich Nazis wie Goebbels und Streicher gerne bei ihrem Antisemitismus auf Luther beriefen und ihn zitierten, ist bekannt. Zu Beginn des Dritten Reiches waren in der evangelischen Kirche die antisemitisch eingestellten Deutschen Christen in der Mehrheit gegenüber der Bekennenden Kirche. Wann hat sich Ihre Kirche von dieser ablehnenden Haltung zum Judentum öffentlich distanziert? Der frühe Luther war dem Judentum noch liebevoll gesinnt. Er betonte, Christus sei ein geborener Jude. Da lebte in ihm noch die Hoffnung, die Juden würden sich zum Christentum bekehren. Sein Antijudaismus kommt aus der Enttäuschung, dass dies Nach dem Zweiten Weltkrieg. nicht der Fall war. Das ging Schritt für Schritt und war auch ein langsamer, teilweiIn dieser Schrift ruft Luther dazu se etwas verschämter Prozess. In auf, die Juden zu vertreiben, ihre den 70er und 80er Jahren haben Synagogen zu zerstören. Führt sich die einzelnen evangelischen eine Spur von ihm zum HoloLandeskirchen selbstkritisch der caust? Frage „Christentum und Judentum“ gestellt. Es wurden ErkläEine schwierige Frage, die ich rungen verabschiedet, in denen FOTOS: DPA, RIX in Anlehnung an Paulus die Betonung darauf lag, dass das Christentum gegenüber dem Judentum nicht etwas absolut Neues darstelle. Die Wurzel des Christentums liegt im Judentum, das Christentum ist somit ein Zweig, der aus dieser Wurzel gewachsen ist. Was der evangelischen Theologie selbstverständlich ist, ist aber in den Gemeinden nicht Allgemeingut geworden. Von Antisemitismus kann dort zwar keine Rede mehr sein, aber das Interesse am Judentum ist gering. Umgekehrt gilt das für das Interesse des Judentums am Protestantismus ebenso. Worin liegt aus heutiger Sicht die Bedeutung Luthers für das Christentum? Wenn wir Luthers Theologie aus seinen drei großen reformatorischen Schriften von 1520 betrachten, dann können wir schlussfolgern: Das Christsein liegt in der Verantwortung des Einzelnen, er benötigt die Heilsmittlerschaft der Kirche nicht. Luther hat die Freiheit des Einzelnen entdeckt und somit den Weg in die Moderne und letztendlich in den Säkularismus mit geebnet. Dann muss man die Bedeutung der Bibel für Luther erwähnen, Gott offenbart sich dem Menschen über die Bibel, keine Tradition kann über ihr stehen. Zudem hat er die Trennung zwischen dem Sakralen und dem Profanen aufgehoben: Er verkündet ein allgemeines Es gibt etliche Protestanten, die mir sagen, sie bräuchten nicht den Gottesdienst besuchen, Gott begegne ihnen auch auf dem Schauinsland. Das ist zwar nicht falsch, aber Christsein im stillen Kämmerlein trägt nicht auf Dauer. Ohne Gemeinschaft verdunstet es irgendwann. Es gibt Krisen, die man aus sich selbst heraus nicht meistern kann, und es ist schon hilfreich, durch das Gebet anderer getragen zu sein. Warum konnte sich Luther mit seiner Lehre im 16. Jahrhundert durchsetzen? Eine einzige schlüssige Erklärung gibt es nicht. Gegen den extrem erstarrten Zustand der damaligen Kirche gab es eine allgemein verbreitete Unzufriedenheit. Mit seiner charismatischen, begeisternden Persönlichkeit hat Luther dieser an der Schwelle zwischen Spätmittelalter und Neuzeit Ausdruck verliehen. Dann kommt hinzu die histori- ZUR PERSON MARKUS ENGELHARDT ist 1961 in Freiburg geboren und in Heidelberg aufgewachsen. Nach dem Abitur in Heidelberg studierte er dort sowie in Bern, Erlangen und Tübingen evangelische Theologie. Nach dem Vikariat in einigen südbadischen Gemeinden war er zehn Jahre als Pfarrer in Konstanz tätig. Seit 2007 ist Markus Engelhardt evangelischer Dekan in Freiburg. Er ist verheiratet und hat drei Stieftöchter. Sein Vater Klaus Engelhardt war badischer Landesbischof und von 1991 bis 1997 EKD-RatsvorsitzenTN der. sche Figur seines Landesherrn Friedrich des Weisen, der den in Worms alsvogelfrei erklärten Luther auf der Wartburg in Schutzhaft nahm. Auch den Mut und die Zivilcourage Luthers darf man nicht unterschätzen. Luther stand zu seinen Überzeugungen und akzeptierte nur, aus der Bibel widerlegt zu werden. Schließlich hat die damalige Erfindung des Buchdrucks zur Verbreitung seiner Ideen enorm beigetragen. Ist das 500-jährige Reformationsjubiläum eine Chance für die evangelische Kirche? Unbedingt! Wir könnten von dem Diktat der dauernden Beschäftigung mit dem Organisatorischen in unserer Kirche wieder etwas freier werden und uns den wesentlichen Fragen zuwenden: Was ist evangelisch? Worin liegt das Potenzial des Protestantismus? Wir können zu Einsichten gelangen, die wichtig wären angesichts der aktuellen düsteren Weltlage und des vergifteten politischen Klimas in Deutschland. Wir werden das Reformationsjubiläum aber keineswegs triumphalistisch begehen, sondern in einer Haltung der Aufrichtigkeit. Wir machen aus Luther keinen protestantischen Heiligen oder Mythos, sondern beschäftigen uns auch mit seinen Schattenseiten sowie der kirchlichen Zersplitterung, zu der die Reformation leider auch geführt hat. Was ist in Freiburg zum Jubiläum geplant? Ich möchte vor allem auf den Höhepunkt am 31. Oktober hinweisen. Da wird es einen großen Gottesdienst im Stadttheater geben, bei dem typisch reformatorisch gezeigt werden soll, wie man als Kirche in die Welt hinausgeht. Im Historischen Kaufhaus wird es anschließend noch einen Empfang geben. Das alles wollen wir in einer hoffentlich gelingenden Mischung aus typisch protestantischer Bescheidenheit und eher untypischem, aber angebrachtem Selbstbewusstsein angehen. DAS GESPRÄCH FÜHRTEN KLAUS RIEXINGER UND TONI NACHBAR 4 AUS DER REGION GESICHT DER WOCHE DIE GOTTESANBETERIN – INSEKT DES JAHRES 2017 Scheinheilige Kannibalin N icht schön, aber selten: beweglichkeit verharren. Grüne Die Gottesanbeterin, de- Exemplare lassen sich dann ren Dreiecksgesicht viele kaum von Grashalmen unterHollywood-Regisseure für ihre scheiden, und wenn sich braunextraterrestribeige Tiere auf Ässchen Monster inten, Zweigen oder spirierte, galt bei vertrockneten uns zwischenzeitBlättern niederlaslich schon als aussen, ist die Targestorben. Jetzt nung auch dort wurde die Fangperfekt. Ihren Naschrecke von einer men verdankt sie Jury aus Zoologen der Pose, die sie und Naturschütstehend einzern des Naturnimmt: Dann erinschutzbundes nern ihre zusamDeutschland zum mengelegten VorHier posiert die Gottes- derbeine an die anInsekt des Jahres anbeterin in Endingen. dächtige Haltung 2017 und damit FOTO: CHRISTINA EULER eines Betenden. zur „Botschafterin der Insekten im Doch das ist reinsdeutschsprachigen Raum“ gete Scheinheiligkeit. Hat sie erst kürt. Ursprünglich lebt sie im ein Opfer im Visier, gibt es kein Mittelmeerraum; weil es sich Entrinnen. Ganz langsam aber dort wohlfühlt, wo es pirscht sie sich an ihre Beute, warm ist, hat sich das bis zu meist andere Insekten, heran. acht Zentimeter große Tier Blitzschnell lässt sie dann ihre auch am Kaiserstuhl angesiemit Dornen besetzten Fangardelt, von wo aus es weiter exme zupacken. Dieser Zugriff pandiert. Damit gilt die Gottes- dauert nur Bruchteile einer Seanbeterin laut Jury als hervorkunde. Berühmt – oder besser: ragendes Beispiel für die Ausberüchtigt – sind besonders die wirkung des Klimawandels: Mit Weibchen wegen ihres rabiaten steigenden Temperaturen wird Paarungsverhaltens: Frei nach sich die Mantis religiosa, so ihr dem Song eines Hannoverlateinischer Name, vorausschen Musikduos („Der Mann sichtlich immer weiter ausbrei- ist nur ein Lustobjekt und sonst ten – in fast allen deutschen zu nichts zu gebrauchen“), Bundesländern wurde sie kommt es vor, dass der Fortschon nachgewiesen. Wie groß pflanzungsakt das Männchen und stabil die südbadischen Be- seinen Kopf kostet: Ist sein Job stände sind, lässt sich allerdings erledigt, beißt ihm das begattenicht sagen – denn sie liebt Ver- te Weibchen brutal den Kopf ab, steckspiele. Gut getarnt kann um ihn genussvoll zu verspeiNINA LIPP sie stundenlang in völliger Un- sen. KURZ GEFASST BAD SÄCKINGEN Berufsschularten werden vorgestellt Die beruflichen Schulen Bad Säckingen wollen am 18. und 19. Januar über über die Schularten des Berufsschulzentrums informieren. Eingeladen sind Eltern, Auszubildende und Schüler. Am ersten Termin (Mittwoch) werden ab 18.30 Uhr die beruflichen Gymnasien, das zweijährige Berufskolleg Fremdsprachen, das Berufskolleg I und II , das einjährige duale Berufskolleg Fachrichtung Soziales, das einjährige Berufskolleg Fachhochschulreife sowie die technische Oberschule vorgestellt. Am Donnerstag folgen ab 18.30 Uhr Infos über die ein- und die zweijährige Berufsfachschule sowie das Berufseinstiegsjahr (BEJ) sowie die Vorqualifizierung Arbeit und Beruf (VAB). Die beiden Infoabende finden im Foyer der Rudolf-Eberle-Schule DS in Bad Säckingen statt. VERSANDBETRUG Polizei ermittelt gegen drei Männer Die Polizei Waldshut-Tiengen ermittelt gegen mindestens drei mutmaßliche Betrüger. Diese hatten laut Polizei in den vergangenen eineinhalb Jahren unter falschem Namen zahlreiche Pakete mit Kleidern und Elektronik im Internet bestellt und an falsche Adressen schicken lassen. Die Pakete ließen sie an verschiedene Postadressen zwischen Eggingen und Bad Säckingen liefern. Die drei Männer zwischen 25 und 30 Jahren baten ahnungslose Bewohner, die Pakete für sie entgegenzunehmen. Dann holten sie die Päckchen ab, allerdings ohne die Waren zu bezahlen. Laut Polizei liegt der Schaden im DS fünfstelligem Bereich. BEILAGEN Teile der heutigen Ausgabe unserer Zeitung enthalten Beilagen der Firmen ALDI Süd, Thomas Philipps, KIK, Wollworth, Villringer GmbH, Penny und XXXLutz KG Wir bedanken uns bei unseren geschätzten Kunden für Ihre TREUE – und freuen uns, Sie im neuen Jahr wieder begrüßen und beraten zu dürfen. Hier könnte Ihre Anzeige stehen! Ihr Fachgeschäft für Reisegepäck & Lederwaren Inh. Elizabeth Rümmele Steinbrückstr. 14 · Bad Säckingen Tel. 0 77 61 / 93 66 39 Weitere INFORMATIONEN unter Tel. 07761/9219-0 Der Sonntag · 1. Januar 2017 „Staat muss Zähne zeigen“ Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger über Polizeiarbeit in ZEITEN DER ANGST Das Jahr 2016, das mit der Terrordrohung in München und den sexuellen Übergriffen in Köln begann, geht mit den Morden an Maria L. und Carolin G. und dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt zu Ende. Der Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger fordert eine Ausweitung polizeilicher Befugnisse bei der DNA-Analyse und der Videoüberwachung. nachts durch die Stadt gehen, ist es weniger als ein Promille der Bevölkerung, das polizeilich auffällig wird. Klar ist: Wir brauchen mehr Polizisten. Die bringen mehr als schärfere Gesetze, sind aber teurer. Mehr Polizisten fordern Sie seit Jahren. Nach dem Mord an Maria L. wurden Ihnen nun 25 zusätzliche Bereitschaftspolizisten bewilligt. Wie viele bräuchten Sie tatsächlich? Das Gefühl der Bedrohung hat in diesem Jahr massiv zugenommen. Bildet 2016 aus Polizeisicht eine Zäsur, Herr Rotzinger? Das kann ich heute noch nicht beurteilen, ich stelle aber fest, dass das Sicherheitsgefühl in einem Maße beeinträchtigt ist, wie ich es in meiner 40-jährigen Dienstzeit selten erlebt habe. Die Menschen haben das Gefühl, dass die Gefährdungen massiv zunehmen. Die Zahlen für dieses Jahr liegen mir noch nicht abschließend vor, doch es lässt sich sagen, dass die Kriminalstatistik die gefühlte Gewalt nicht abbildet. Auch korrespondieren Angst und tatsächliches Risiko oft nicht: So haben ältere Menschen häufig mehr Angst vor Kriminalität als jüngere, dabei ist das Risiko gerade umgekehrt. Ich habe noch nie höhere Strafen gefordert, aber mir ist wichtig, dass die Sanktionskette funktioniert und zwar zeitnah und angemessen: Der Rechtsstaat muss Zähne zeigen. Wenn der Eindruck entstünde, dass er sich nicht durchsetzt, ginge Vertrauen verloren und das wäre mit das Schlimmste. Denn dann meinen Einzelne, sie könnten das Recht selbst in die Hand nehmen. Sicherheit oder Freiheit? „Ich glaube, dass sich derzeit die Waage in FOTO: KUNZ Richtung Sicherheit neigt“, sagt Bernhard Rotzinger. Wir brauchen die Erweiterung sche Punkte, an denen sich Strafder DNA-Analyse dringend. taten häufen, und bestimmte Veranstaltungen künftig überMan kann kaum glauben, dass wachen. Besonders nachts trefSie bisher darauf verzichten, etfen an bestimmten Orten potenwa die Hautfarbe zu erheben, zielle Täter, potenzielle Opfer wenn es möglich ist… und Tatgelegenheiten zusammen. Eine Überwachung hätte (lacht). Da würde der Kollege im auch einen Präventionsaspekt. Labor nicht mitmachen, weil er sonst seinen Job verliert. In manWelche Straßen und Plätze sollchen Bereichen müssen wir bildten Ihrer Ansicht nach videoülich gesprochen mit der Fußfesberwacht werden? sel Verbrecher jagen, unsere Ermittler raufen sich manchmal Hier möchte ich dem Gespräch die Haare. Doch diese Beschrän- mit der Stadt nicht vorgreifen. kungen sind Teil des Rechts- Das muss in einem öffentlichen staats, den wir verteidigen. Ich Prozess diskutiert und entschiekann mirvorstellen, dass die Ent- den werden, unter Beteiligung nahme einer DNA-Probe künftig der Bürgerschaft und ihrer geFolge der wachsenden Unsicher- neben den Fingerabdrücken ge- wählten Vertreter. heit sind Forderungen nach Aus- nerell zur erkennungsdienstliweitung der DNA-Analyse, mehr chen Behandlung gehören wird. Nach dem Anschlag auf den Videoüberwachung, besserer Berliner Weihnachtsmarkt am Ausrüstung der Polizisten und Kritiker wenden ein, damit könn19. Dezember haben Sie mit leichterem Zugriff auf Vorratsten ganze Bevölkerungsgruppen Oberbürgermeister Dieter Sadaten. Was davon ist geeignet, in Verdacht geraten, außerdem lomon entschieden, den Freiburfür mehr Sicherheit zu sorgen? seien die Zuordnungen mittels ger Weihnachtsmarkt nicht abDNA nicht zweifelsfrei korrekt. zubrechen. Wie viel VerwundIch glaube, dass barkeit müssen wir aushalten? viele dieser MaßEs sind Annähenahmen geeignet rungswerte. Eine Eine freie Gesellschaft ist ver„Wir stellen eine sind, objektiv die umfassendere wundbar. Hundertprozentige SiZunahme von Sicherheit zu erhöDNA-Analyse wür- cherheit gibt es nicht, dieses RisiKriminalität durch hen – und das Side rascher zu ei- ko müssen wir tragen. Es geht Ausländer cherheitsgefühl. nem Tatverdächti- um Balance: Wie viel Sicherheit allgemein und Und das halte ich gen führen und wollen wir und wie viel Freiheit? für sehr wichtig, durch Asylbewerber andere Bevölke- Ich glaube, dass sich aufgrund weil es mit Lebens- im Besonderen fest.“ rungsgruppen des beeinträchtigten Sicherqualität zu tun hat, entlasten. Es geht heitsgefühls derzeit die Waage in Bernhard Rotzinger damit, dass freie mir darum, spezi- Richtung Sicherheit neigt. Doch Menschen in eifisch zu bleiben: wenn wir uns in der Welt umsenem freien Land sich überall oh- Wir wollen keine genetische Un- hen, erkennen wir, dass es in ne Angst bewegen können. tersuchung etwa auf Krankhei- Staaten mit mehr Repression ten, und es geht deliktisch ja und Kontrolle keineswegs weniEine Erweiterung der DNA-Ana- auch nicht um Ladendiebe. ger Anschläge gibt als bei uns. lyse haben Sie nach der Festnahme von Hussein K. gefordert, der Welche Ausweitung Ihrer BeFreiburg steht seit langem an verdächtigt wird, am 16. Oktober fugnisse fordern Sie außerdem? der Spitze der Kriminalstatistik in Freiburg die Studentin Maria im Land. Haben Zahl und SchweL. getötet zu haben. Sie sagten: Im Fall Hussein K. hat die Videore derTaten 2016 zugenommen? „Das hätte uns massiv geholfen.“ dokumentation in der StraßenWas hätte das hier genützt? bahn den Ausschlag gegeben: Ei- Die endgültigen Zahlen liegen ne Beamtin hat auf den Bändern noch nicht vor, aber wir müssen Die entscheidende Spur – das den Mann mit den auffällig ge- konstatieren, dass wir verglichen auffällig gefärbte Haar des Tat- färbten Haaren erkannt. Ich mei- mit den anderen großen Städten verdächtigen – hätten wir durch ne, dass wir prüfen sollten, ob die nicht nur bei den absoluten Zaheine erweiterte DNA-Analyse Videodokumentation im öffent- len, sondern auch bei der Genicht früher gefunden. Aber lichen Raum ausgeweitet wer- waltkriminalität weiterhin den wenn wir gewusst hätten, dass den kann. Dabei geht es nicht Spitzenplatz haben. Die Gewaltwir einen etwa 20-Jährigen su- darum, Bürger zu beobachten, taten haben 2016 erneut zugechen, der aus Zentralasien sondern darum, im Falle einer nommen, doch dies ist statisstammt, hätten wir viele andere Straftat auf die Aufnahmen zu- tisch nicht in allen Fällen so siTatverdächtige sofort ausschlie- greifen zu können. Im neuen gnifikant, wie es sich anfühlt. So ßen können und nicht überprü- Jahr sprechen wir mit der Frei- gibt es beim Raub einen Anstieg, fen müssen. Das hätte Zeit und burger Stadtverwaltung dar- nicht jedoch bei Sexualdelikten Kräfte gespart. Ich sage daher: über, obwir bestimmte neuralgi- im öffentlichen Raum. Wenn Sie Es fehlt uns an Ermittlern und Interventionskräften, doch eine konkrete Zahl nenne ich wohlüberlegt nicht. Unser Wunsch an das Innenministerium ist, dass die Verteilung der Polizeistellen im Land neu berechnet wird. Dabei muss die Kriminalitätsbelastung einfließen. Wir haben im Polizeipräsidium Freiburg 2 400 Beschäftigte, die zuständig sind für eine Million Einwohner in fünf Kreisen. Unsere Personalsituation ist durchaus prekär. Was mehr Polizisten bringen, zeigt sich bei der Einbruchskriminalität: Im November hatten wir im Bezirk 100 Einbrüche weniger als im Vorjahreszeitraum. Viele glauben, dass mit der Zahl der Flüchtlinge auch die der Gewalttaten steigt. Sind Ausländer tatsächlich in der Kriminalstatistik überrepräsentiert? Das ist eine schwierige und heikle Frage, die wir für unsere Jahrespressekonferenz im Frühjahr analysieren wollen. Was wir feststellen, ist eine Zunahme von Kriminalität durch Ausländer allgemein und durch Asylbewerber im Besonderen. Wie hoch die Anzahl der Täter in den einzelnen Bevölkerungsgruppen und im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist, wollen wir bis dahin feststellen. Letztes Jahr war dies nicht möglich, weil das Statistische Landesamt uns nicht sagen konnte, wie viele Syrer, Marokkaner oder Gambier in Südbaden leben – es änderte sich ja von Woche zu Woche. Bei Betrachtung der Zahlen ist dann wichtig zu wissen, wie sich die einzelnen Bevölkerungsgruppen zusammensetzen, unter hier lebenden Gambiern sind ja sehr viel mehr junge Männer als alte Frauen – und junge Männer begehen in jeder Kultur die meisten Straftaten. Ich warne vor reflexartigen Aversionen gegen Flüchtlinge, sage aber: Zur Sanktionskette, die funktionieren muss, gehört die ausländerrechtliche Sanktion. Die Außenpolitik muss sicherstellen, dass die Herkunftsländer ihre straffällig gewordenen Leute zurücknehmen. Die Zeitung „Die Welt“ hat Sie am 20. November in einem Artikel über die Suche nach dem Mörder von Maria L. mit dem Satz zitiert: „Ich habe Sorge gehabt, dass so etwas passiert.“ Was haben Sie befürchtet? Rein statistisch war klar, dass irgendwann ein Flüchtling eine schwere Gewalttat im öffentlichen Raum begehen wird. Ich hatte Sorge, dass es Menschen gibt, die diese Tat instrumentalisieren. Ich bitte darum, dass wir auch hier spezifisch bleiben und nicht von der furchtbaren Tat eines Verdächtigen auf das Verhalten anderer Flüchtlinge schließen, denn all die Menschen, die geflohen sind und hier in Frieden leben wollen, haben damit nichts zu tun. DAS GESPRÄCH FÜHRTE SIGRUN REHM AUS DER REGION 5 Der Sonntag · 1. Januar 2017 Eine Insel trägt Trauer Kuba-Kenner Tobias Hauser erlebte die Reaktionen auf den TOD FIDEL CASTROS Niels Meyer-Först und sein Wanderfalke Strawberry gehen während der Saison, die von August bis Februar FOTO: GABRIELE HENNICKE dauert, dreimal pro Woche zur Jagd. Brüllend auf die Beute Bei der Jagd unterstützt FALKNER Niels Meyer-Först seinen Vogel Die Falknerei gehört seit 2010 zum immateriellen Weltkulturerbe der Menschheit, seit Dezember hat die Unesco die 3 500 Jahre alte Tradition auch in Deutschland zum Weltkulturerbe ernannt. Der Sonntag hat den in Buchenbach lebenden Falkner Niels Meyer-Först auf einer Beizjagd begleitet. GABRIELE HENNICKE Dreimal pro Woche geht Niels Meyer-Först während der Jagdsaison, die von August bis Februar dauert, mit seinem Wanderfalken Strawberry auf Jagd nach Rabenkrähen. Die etwa 45 Zentimeter großen schwarzen Vögel mit dem schwarzen Schnabel leben bevorzugt in offenem, parkähnlichem Gelände mit einzeln stehenden Bäumen, die als Sitzund Nistplätze dienen. In kleinen Schwärmen von 20 bis 30 Vögeln suchen die Allesfresser ihre Nahrung auf Feldern und Wiesen. Auch der Falkner muss sich erst einmal auf die Suche machen, bevor er seinen Falken jagen lässt: Er muss den Krähenschwarm im für die Jagd günstigen Gelände finden. Dazu nimmt er das Auto. Falke Strawberry sitzt bereits im Kofferraum des Geländewagens auf seiner Stange und putzt sich, die Haube auf dem Kopf. Diese erspart dem Falken Stress während der Autofahrt. Im Dreisamtal liegt dicker Nebel über dem Jagdrevier von Niels Meyer-Först. „Für den Falken ist der Nebel kein Problem, der kann hindurchsehen“, sagt der Falkner, „wir Menschen allerdings finden in dieser Suppe die Krähen schlechter. Wir fahren jetzt einfach die Stellen ab, an denen sich die Krähen häufig aufhalten. Die erste Stunde geht immer mit Rumfahren drauf.“ Vom Diezendobel, einem kleinen Seitental von Buchenbach, wo der Falkner ganz hinten in einem 350 Jahre alten früheren Tagelöhnerhof lebt, geht es nach Stegen-Oberbirken. Hier entdeckt Meyer-Först einen Schwarm Rabenkrähen auf einem abgeernteten Maisacker. Doch die Lage passt nicht, die Krähen würden zum gegenüberliegenden Bauernhof flüchten und dort für Unruhe sorgen. Also weiter. „Die Krähen sind schlau, sie kennen mein Auto und flüchten, wir müssen deshalb schnell sein, wenn wir welche entdecken“, sagt der Falkner. An der alten B31 zwischen Zarten und Freiburg-Ebnet stehen die Chancen gut, das weiß der Falkner aus langjähriger Erfahrung. Meyer-Först zieht den ledernen Falknerhandschuh an, nimmt dem Vogel die Haube ab, löst die Befestigungsbänder an den Krallen, setzt sich mit dem Falken auf den Beifahrersitz und kurbelt das Fenster runter. Das Steuer übernimmt sein Jagdkollege. Langsam fährt der Wagen die Strecke ab. Als der Falkner einen Schwarm Rabenkrähen entdeckt, geht alles ganz schnell. Er lässt Strawberry durchs Autofenster losfliegen, steigt aus dem Auto aus und rennt schreiend auf den Vogelschwarm zu. Der Job des Falkners ist es, mit Hilfe von Geschrei und dem lauten Klappern einer hölzernen Rätsche, wie sie auch an Fastnacht benutzt wird, einzelne Krähen aufzuschrecken und sie zum Davonfliegen zu bewegen. Der Falke kann nämlich nur fliegende Vögel fangen. – Mit 400 Sachen stürzt sich der Falke auf die Krähen – Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 400 Stundenkilometern stürzt sich der Falke auf seine Beute. Doch heute hat Strawber- ry Pech, die Krähen hingegen Glück. „Nichts zu machen, so ist das halt. Vielleicht war Strawberry auch nicht hungrig genug“, meint der Falkner und zieht dennoch eine Belohnung aus der Falknertasche, ein Stück Taubenfleisch. Gleich ist Strawberry da und langt zu. Falken müssen alle zwei, drei Tage fressen. Während der jagdfreien Schonzeit sind die Tauben die bevorzugte Nahrung des Jagdvogels. – Im Alter von elf Jahren den ersten Greifvogel – Zur Falknerei ist Niels MeyerFörst schon sehr früh gekommen. Bereits im Alter von elf Jahren hatte er seinen ersten Greifvogel. Ein Bekannter der Familie nahm ihn zu einer Beizjagd mit. „Da war ich gleich angefressen, durfte als Hilfsfalkner mithelfen und habe schon mit 16 Jahren den Jagdschein und die Falknerprüfung gemacht“, sagt er. Niels Meyer-Först schwärmt von der Ästhetik des Jagens, die sich seit 3 500 Jahren in ihren Grundprinzipien nicht verändert hat. „Mir ist es wichtig, dieses alte Wissen zu erhalten und weiterzugeben, deshalb engagiere ich mich als Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg im Deutschen Falkenordnen“, sagt der 53-Jährige. Seit 2007 hat der frühere Medizinstudent, der auch als Altenpflegehelfer gearbeitet hat, sein Hobby zum Beruf gemacht. Als einer der ganz wenigen freiberuflichen Falkner in Deutschland bietet er professionelle Vogelschutz-Dienstleistungen an. Mit Hilfe des Falken und anderer Methoden schreckt er Vögel wie Saatkrähen ab und verhindert dadurch Schäden auf landwirtschaftlichen Feldern, Ruhestörungen durch nistende Saatkrähen in Städten und den Zusammenprall von Vögeln mit Flugzeugen auf dem Stuttgarter Flughafen. Der Freiburger Fotojournalist Tobias Hauser ist einer der besten Kenner Kubas in Südbaden. Mehr als 40 Reisen haben ihn seit 1998 auf die Karibikinsel geführt. Der Zufall wollte es, dass Hauser zum Zeitpunkt von Fidel Castros Tod am 25. November gerade wieder auf der Insel war. Dort erlebte er einige Tage später in einer Provinzstadt eine bestens organisierte aber eindrucksvolle Trauerzeremonie für Kubas legendären Staatschef. Hauser hat sich mit seinen Kuba-Vorträgen in Deutschland einen Namen gemacht. Der Freiburger stellt bekannte und entlegene Winkel der Insel vor, er porträtiert Menschen und erzählt Geschichten über Land und Leute. Kuba, sagt Hauser, sei ihm zur zweiten Heimat geworden. In keinem seiner Vorträge aber fehlte die Frage nach der Zukunft des Landes: Was passiert, wenn Fidel Castro stirbt? Hauser landete am Freitagabend, 25. November, um 21 Uhr mit einer kleinen, von ihm geführten Fotoreisegruppe in Havanna. Eineinhalb Stunden später starb Castro. Erfahren hat er es am nächsten Morgen von einer Freundin aus Deutschland per SMS. „Jetzt muss irgendetwas passieren“, dachte er sich. Doch in Havanna ging zunächst alles seinen gewohnten Gang. An der Nachricht vom Tod Castros kam aber bald niemand mehr vorbei. Schon zum Frühstück lief im Hotel ein Nonstop-Programm im Fernsehen über den Revolutionsführer. Die Regierung ordnete dann neun Tage Staatstrauer an, Bars wurden geschlossen, Alkohol wurde aus den Läden geräumt, laute Musik und Live-Musik untersagt. Tobias Hauser wurde bewusst: „Kuba war auf diesen Tag bestens vorbereitet.“ 2006 war die Nachricht über Castros Krebserkrankung bekannt geworden, ab 2008 zog er sich allmählich aus Kuba-Kenner Tobias Hauser (links) traf in Sancti Spiritus hunFOTOS: HAUSER/ZVG derte Trauernde am Straßenrand. der Politik zurück. Die Staatsführung hatte also genug Zeit, sich auf diesen Tag vorzubereiten. Das zeigte sich der Reisegruppe um Hauser auch einige Tage später, als die Urne mit Castros Asche vom Norden der Insel in Havanna mit dem Auto bis ganz in den Süden nach Santiago de Cuba gebracht wurde. Auf der mehrtägigen Tour passierte die kleine Wagenkolonne zahlreiche Städte, so auch Sancti Spiritus, wo sich die kleine deutsche Reisegruppe aufhielt. Hauser fiel auf, dass die Straßen zuvor gereinigt und sogar manche Bordsteine neu gestrichen wurden. Am Straßenrand drängten sich zahlreiche Menschen mit Plakaten und Fotos von Castro. Schulkinder hatten zu diesem Anlass frei bekommen. Für den Freiburger bot sich plötzlich eine Gelegenheit, mit der er nicht mehr gerechnet hatte: Er traf Kämpfer der Revolution von 1959. Als Journalist ist er immer auf der Suche nach solchen Geschichten. Nun fand er die Veteranen zuhauf, gut erkennbar an ihren vielen Orden. Einer der älteren Männer berichtete Hauser, wie er mit dem Revolutionär Che Guevara 1959 einen feindlichen Zug in Santa Clara zum Entgleisen gebracht hatte. Die alten Männer wirkten besonders ergriffenvon der Trauerzeremonie. Hauser ist überzeugt, dass die Trauer der Menschen authentisch war. Eine ältere Frau berichtete ihm, dass sie als mittellose Frau vom Land nur durch Castro die Möglichkeit zum Studium bekommen habe. Selbst dem Regime gegenüber kritisch eingestellte Menschen zeigten sich ergriffen. Statt mit seiner Kamera von der Polizei weggeschickt zu werden – was er in Kuba auch schon einige Male erlebt hat – wurde Hauser vom Staatsfernsehen interviewt. Ein höherer Sicherheitsbeamter forderte ihn sogar freundlich auf, seine Bilder in Sozialen Netzwerken zu verbreiten. Die Absicht war offenkundig: Die Welt soll sehen, wie ganz Kuba um den geliebten Revolutionär trauert. Wie es mit Kuba nun weitergeht, darüber gehen in der Bevölkerung die Meinungen auseinander. Die einen sagen, dass die Reformen nun schneller vorangehen, die anderen, dass sie zurückgedreht werden. Hauser rechnet eher damit, dass sich Kuba zumindest wirtschaftlich „weiter durchwurschteln“ wird. Jetzt, nachdem die billige Ölquelle in Venezuela für Havanna zu versiegen droht, springen vielleicht Russland oder China als Helfer ein. In einem aber ist sich Hauser sicher: Politisch überlässt Havanna nichts dem KLAUS RIEXINGER Zufall. > KUBA-VORTRÄGE von Tobias Hauser: Samstag, 7. Januar, 16 und 19.30 Uhr, Bürgerhaus im Seepark, Freiburg, Donnerstag, 12. Januar, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Müllheim. FREIBURG · RASTATT · BREISACH · KARLSRUHE · OFFENBURG · WÖRTH · BINZEN · WALDSHUT-TIENGEN PREISE ZUM GRATIS ! DAHINDAZU SCHMELZEN! Rechtzeitig zur kalten Jahreszeit gibt’s dieses hochwertige Induktionskochfeld beim Küchenkauf gratis* dazu. Neff TBB3640N UVP EUR 2 1.10 * Beim Kauf einer Küche ab 7.000 EUR, nur solange der Vorrat reicht. Freiburg Jechtinger Straße 2 Gewerbegebiet Haid ✆ 07 61/45 69 69-0 Breisach Hafenstraße 16 neben Obi ✆ 0 76 67/90 66 38-0 Binzen Am Dreispitz 4 a ✆ 0 76 21/7 05 01- 0 Öffnungszeiten: Mo – Fr 10.00 – 19.00 Uhr Sa 9.00 – 16.00 Uhr www.grimm-kuechen.de 6 AUS DER REGION Der Sonntag · 1. Januar 2017 König sein – wenigstens für einen Tag Die GALETTE DES ROIS wird ab dem 6. Januar gewürdigt „Tirer la fève“ – die Bohne ziehen – sagen die Franzosen und sind ganz versessen darauf, gerade das Stück zu bekommen, in dem sich eines der Porzellanfigürchen befindet. „Der Kuchen wird in genausoviele Stücke geschnitten, wie Personen anwesend sind, und der oder die Jüngste setzt sich unter den Tisch und ruft den Namen dessen, dem das aufgeschnittene und nun zu verteilende Kuchenstück gegeben werden soll. So geht das weiter, bis jeder ein Stück Kuchen hat“, schildert die Französin Virtudes Kreppner aus Dijon, die im Raum Emmendingen lebt, den Ablauf, wie sie ihn aus ihrer Familie kennt. Dieser Vorgang solle vermeiden, dass derjenige, der den Kuchen anschneidet, sieht, ob die fève vielleicht am Rand eines bestimmten Stückes heraus schaut und sich dieses selbst zuteilt, erklärt sie. Derjenige, der die fève zieht, sei König oder Königin des Tages, bekomme die beigefügte Pappkrone auf und darf die Figur behalten. „Kinder, die roi oder reine geworden sind, haben an dem Tag das Recht, das zu tun, worauf sie Lust haben und zu bestimmen“, erzählt Virtudes Kreppner, die in ihren Französischkursen bei der Volkshochschule Nördlicher Breisgau gerne auch Brauchtum weitergibt. – Franzosen praktizieren Ritual am ersten Sonntag – Eine Art des Dreikönigskuchens gab es, zumindest in adeligen Kreisen, schon im ausgehenden Mittelalter. Ob die Ursprünge bereits in die Saturnalien in römischer Zeit zurückreichen oder erst ins Mittelalter, in Verknüpfung mit Lehensabgaben an den Hier der Dreikönigskuchen mit der Figurensammlung von Virtudes Kreppner aus den vergangeFOTO: JAE nen Jahren. König, ist nicht eindeutig geklärt. In heutiger Zeit bezieht sich die „Galette des Rois“ vor allem auf den Tag der Erscheinung des Herrn, Epiphanias, am 6. Januar und den Besuch der Heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar an der Krippe in Bethlehem am selben Tag. Da der Dreikönigstag in Frankreich allerdings kein Feiertag ist, verschiebt sich das Ritual auf den ersten Sonntag im neuen Jahr und kann sich über den ganzen Januar erstrecken. Während die fève in der Frühzeit des Dreikönigskuchens tatsächlich eine Saubohne war, trat im 16. Jahrhundert eine Geldmünze an ihre Stelle und seit dem 18. Jahrhundert ist sie aus Porzellan. Unter den heutigen bemalten und lackierten Porzellanfigürchen finden sich neben traditionell christlichen und folkloristischen Motiven auch Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm oder Akteure beliebter Comics oder Filme wie die Simpsons, die Peanuts und viele andere. Die fèves sind beliebte Sammlerfiguren, von denen die Familie Kreppner bereits weit über 100 hat. – Bäckereien verkaufen sie ab Januar – „Wirverspeisen in der Regel nicht nur eine ’Galette des Rois’, sondern mehrere in unterschiedlicher Gesellschaft wie zum Beispiel im Büro“, erläutert Virtudes Kreppner. Man muss dafür nicht jedes Mal backen, denn neben den Bäckereien bieten auch Supermärkte Dreikönigskuchen an. Schon vor Weihnachten kann man sie für weniger als drei Euro, verschweißt und bestückt mit einer goldenen Pappkrone, im Supermarkt erstehen. In den Bäckereien gibt es sie ab Anfang Januar. Im Norden Frankreichs, so auch im benachbarten Elsass, ist die „Galette des Rois“ aus Blätterteig, gefüllt mit einer Marzipancreme. Zunehmend wird sie aber auch mit Pistazien, Äpfeln, kandierten Früchten oder Schokolade verfeinert. Im Süden Frankreichs ist die Galette aus Briocheteig, auch in der Schweiz, in Spanien und Portugal kennt man Dreikönigskuchen. Und auch in Großstädten wie Berlin oder New York verbreitet sich der HEG Trend seit Jahren. „Wer arm ist, fällt negativ auf“ In Freiburg leben 800 WOHNUNGSLOSE Menschen, nicht alle erreichen die Hilfsangebote Immer mehr Menschen in Deutschland sind wohnungslos – Tendenz stark steigend. Da macht Südbaden keine Ausnahme, und im Landesvergleich schneidet Freiburg sogar besonders schlecht ab. Hier gibt es zwar ein funktionierendes Hilfesystem – aber kaum günstigen Wohnraum. Für viele Wohnungslose ist daher die Perspektivlosigkeit das Schlimmste. Und die eisigen Winter. NINA LIPP Alles hinter sich lassen wollte Uli vor 16 Jahren, nachdem seine Frau tödlich verunglückt war. Damals war er 34. Drei Jahre lang strauchelte er, bis er die Kraft für einen Neuanfang fand. Der heute 49-Jährige wurde wieder sesshaft, fand einen Job. Uli arbeitete sich hoch, nach zwölf Jahren hatte er 40 Mitarbeiter unter sich. Bis die Firma pleite machte. Wieder fiel er in ein tiefes Loch. Das Schlimmste, erinnert er sich, war gar nicht die Arbeitslosigkeit selbst, sondern wie andere damit umgingen. Selbst Freunde hatten kein Verständnis dafür, dass er plötzlich kein Geld mehr hatte, das Auto verkaufen und Versicherungen kündigen musste. Die Miete habe er da noch zahlen können. Dass andere ihn ihre Verachtung spüren ließen, belastete seine Beziehung, die Freundin ging. In einer Nacht-und-Nebel Aktion verließ er Wohnung und Stadt mit dem Wissen, nicht mehr wiederzukommen. Mit dem Bus fuhr er an den Ort seiner Kindheit: Freiburg. Eine Wohnung fand er auf dem angespannten Freiburger Wohnungsmarkt nicht – bis heute. „Hier gibt es zwar Jobs, aber erst brauchst du ’ne Wohnung.“ Vorstellungsgespräche liefen immer gleich ab. „Spätestens wenn ich sage, ich wohne im Haus St. Gabriel, werden die Leute argwöhnisch.“ In der Einrichtung des Caritasverbandes FreiburgStadt wohnen 30 wohnungslose Menschen, die von Sozialarbeitern dabei unterstützt werden, ihre Schwierigkeiten zu bewältigen. „Wer arm ist, fällt negativ auf“, bestätigt Martin Pfetzer, der seit Etwa die Hälfte der rund 800 Freiburger Obdachlosen übernachtet auf der Straße, die anderen in NotunFOTO: DPA terkünften. Seit diesem Sommer ist das Übernachten in der Innenstadt verboten. vielen Jahren in der Wohnungslosenhilfe arbeitet und das ErikaKramer-Haus in Haslach leitet. Dort hat Uli gewohnt, bevor er in das Haus St. Gabriel einziehen konnte. „Nur weil Menschen ihre Wohnung verlieren, werden sie dadurch doch nicht automatisch weniger kompetent oder lebensfähig“, sagt Pfetzer. Die Vorurteile von Arbeitgebern und Vermietern aber zementierten häufig den Zustand der Wohnungs- und Arbeitslosigkeit. – Hilfe erreicht nicht alle – Auf der Straße, darauf legt Uli großen Wert, habe er nie geschlafen. „Das hat mein Stolz nicht zugelassen.“ Mit Stolz habe das rein gar nichts zu tun, widerspricht Ronny, der auch im Haus St. Gabrielwohnt. Der 35-Jährige hatviele Jahre „Platte gemacht“, hat in besetzten Häusern geschlafen und in Parks, Hauseingängen oder unter Brücken. Die meiste Zeit in Berlin, wo er viele „arschkalte Winter“ erlebt – man muss wohl sagen: überlebt hat. Ronny kommt eigentlich von Rügen, anders als Uli hat er nie in einer eigenen Wohnung gewohnt. Nach einem schlechten Zeugnis gab’s Stress mit den Eltern, Ronny haute ab. Damals war er 18; der Bruch hält bis heute. Wie viele andere betäubte er sich auf der Straße mit Alkohol und Drogen. In Freiburg gibt es rund 800 Obdachlose, die Hälfte davon übernachtet draußen, die anderen in der „Oase“ an der Haslacher Stra- ße oder anderen Notunterkünften. „Freiburg hat ein gut ausgebautes und funktionierendes Hilfesystem für wohnungslose Menschen“, sagt Freiburgs Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach. Weil die städtischen Kapazitäten der Stadt chronisch ausgeschöpft seien, sollen weitere Plätze geschaffen werden. „Die Notunterkünfte stellen eine erste, schnelle Hilfe dar“, sagt Caritas-Mitarbeiter Pfetzer. Wichtig sei, dass wohnungslose Menschen dauerhaft dabei unterstützt werden, längerfristige Perspektiven zu entwickeln, um den Kreislauf zu durchbrechen, der durch den Verlust der Wohnung in Gang gesetzt wird. Dabei werden sie von Caritas und Diakonie unterstützt, in Aufnahmeeinrichtungen wie dem ErikaKramer-Haus, wo Menschen bis zu drei Monaten bleiben können. Wer wie Uli und Ronny in einer eigenen Wohnung leben will, kann längerfristig im Haus St. Gabriel wohnen. Der nächste Schritt auf dem Weg zur Selbstständigkeit ist das betreute Wohnen in einer eigenen Wohnung – wenn es denn den Wohnraum gäbe. „Bis zu 40 Menschen könnten wir im Jahr so von der Straße holen“, sagt Pfetzter. Weil es auf dem angespannten Freiburger Wohnungsmarkt aber immer mehr Menschen gibt, die sich die Mieten nicht leisten können, verharrten die Klienten in den Eingliederungseinrichtungen. Durch die auslaufenden Bindungen im sozialen Wohnungsbau verschlimmere sich die Situation zusätzlich. Dazu kommt: Das Hilfssystem erreicht längst nicht alle. Manche Menschen wollen aus psychischen Gründen keine Hilfe annehmen, ein anderes Problem sind EU-Migranten, die keinerlei rechtliche Ansprüche haben. FAKTEN DIE ZAHL der Wohnungslosen in Deutschland ist auf 335 000 gestiegen. Im Vergleich zu 2010 entspricht das einem Plus von 35 Prozent. Die Linkspartei hatte die Zahlen bei der Regierung erfragt. Die Ergebnisse einer Landesstudie von 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass Baden-Württemberg eine Spitzenposition bei der Anzahl wohnungsloser Menschen ein- nimmt. In Freiburg 800 Wohnungslose auf. Im LANDKREIS WALDSHUT ist die Zahl der Obdachlosen im Vergleich sehr niedrig: Dort gibt es statistisch gesehen pro 1000 Einwohner nur 0,97 Wohnungslose. Die entsprechende Anzahl ordnungsrechtlich untergebrachter Wohnungsloser ist im Landesvergleich nur im NIL Enzkreis niedriger. Die Künstler von morgen Die Kunsthalle Messmer stellt in Riegel sehenswerte Arbeiten von SCHÜLERN aus „Wir haben über ein Jahr an der Ausstellung gearbeitet. Beim Aufbau war ich noch etwas skeptisch, doch es ist wirklich unglaublich, was die Schüler unseres Landes hier bieten“, zeigt sich Angela Warnecke begeistert von Vielfalt und Qualität der ausgestellten Arbeiten. In der Kunsthalle Riegel sind 300 im Kunstunterricht an baden-württembergischen Schulen entstandene Werke zu sehen, Warnecke betreut das Programm „Schulkunst. Zeichnen“ als Leiterin des Zentrums für Bildende Kunst und intermediales Gestalten (ZKIS) in Stuttgart. Alle Schultypen und Altersstufen sind vertreten. Eine „echte“ Galerie hat es in der 25-jährigen Geschichte der alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung noch nie gegeben. Für Jürgen Messmer war es eine Herzenssache, den künstlerischen Nach- wuchs zu unterstützen. Die Zahl jugendlicher Besucher, so der Kunsthallen-Chef, sei schon in der vorigen Ausstellung mit Druckgrafiken von Miró groß gewesen. „Ausstellungsbesucher von morgen werden hierher kommen“, erklärte Riegels Bürgermeister Markus Jablonski vor Eröffnung der Schau am Donnerstag: „Herr Messmer und ich hatten schon vor einiger Zeit darüber gesprochen, in der Kunsthalle etwas Besonderes für junge Menschen anzubieten.“ Sind die von einer Jury in regionalen Ausstellungen der 21 staatlichen Schulämter ausgewählten Zeichnungen und Installationen lediglich Kunst von Jugendlichen für Jugendliche oder nur Anregung für Kunsterzieher? Keinesfalls, denn die gestalterische Bandbreite des Präsentierten, Kreativität und offensichtliches Talent vieler jun- Projektion des Stuttgarter Künstlers Clemens Schneider zu sehen, der aus Jeansstoff Papier herstellt. Nach seinem Vorbild sind Stuttgarter Schüler kreativ geworden. Wer keine Zeit für einen Ausflug nach Riegel hat, kann Reproduktionen einiger ausgestellter Arbeiten auch in der Freiburger Parkgarage FMF, Stefan-MeierStraße 19/21, sehen. Neuntklässler aus Stuttgart haben auf Holzplatten gezeichnet (oben). ger Kunstschaffender machen einen Rundgang für jeden Kunstinteressierten zum Vergnügen. Eigenwillige, strahlkräftige Porträts findet man zuhauf: Wilde Kerle aus Ölkreide (in Kinderhöhe hängend), expressive Köpfe in Tusche oder Bleistift, eine vielköpfige „Familie“, entstanden als Gemeinschaftsarbeit ei- ner Stuttgarter Klasse. Von großer Ausdruckskraft, wie sie wohl nur zu einem ganz frühen Zeitpunkt künstlerischer Entwicklung möglich ist, zeugt auch die „Familie im Eulengehege“. Roboter als Holzschnitte, Rieseninsekten aus Draht – Draht auch verblüffend kunstvoll in einer Linie zu Yogaübungen geformt: Hervorheben kann man nichts, FOTOS: TJA ohne viel Sehenswertes zu vergessen. Mit etwas Zeit sollten erwachsene Besucher nach Riegel kommen, Kinder und Jugendliche nach Möglichkeit an einem der angebotenen Workshops teilnehmen, für den man sich in Stuttgart anmelden kann. Neben digitalen Spielereien von Profis ist übrigens auch eine > DIE LANDESAUSSTELLUNG SCHULKUNST.ZEICHNEN ist bis zum 22. Januar in der Kunsthalle Messmer in Riegel zu sehen. Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr. Eintritt: 9 Euro Erwachsene, 7 Euro ermäßigt. Schüler haben freien Eintritt. Informationen zu Workshops für Schulklassen oder Gruppen im Begleitprogramm auf www.liszkis.de , Anmeldung über das ZKIS unter 0711/82085961 und 0711/82085971 (Ulla Köplin). MENSCHEN UND MÄRKTE 7 Der Sonntag · 1. Januar 2017 „Der Einsatz ist zu hoch“ Experten warnen vor Böllern Die SCHWEIZ muss die Zuwanderung neu regeln – schon drohen neue Abstimmungen Nach der Masseneinwanderungsinitiative muss die Schweiz ihr Verhältnis zur EU neu ordnen. Die Vorschläge sind auf dem Tisch, doch sie erbosen Bürgerliche und Rechte, weil sie einen Kniefall vor Brüssel darstellten. Der sozialdemokratische Vorsteher des Basler Wirtschaftsdepartments Christoph Brutschin zeigt sich gelassen. Herr Brutschin, nun wird deutlich, wie die Schweiz die perVolksentscheid verfügte Beschränkung der Zuwanderung regeln möchte, ohne den Bruch mit der EU zu riskieren. Doch rechte und bürgerliche Kreise toben, mit dem geplanten Inländervorrang werde der Volkswille missachtet, weil ein bisschen Arbeitsmarktpolitik noch keine Begrenzung von Zuwanderung bedeutet. Ja, die beschlossene Umsetzung birgt ein Verfassungsproblem, weil für die Zuwanderung keine schweizweiten Höchstgrenzen festgesetzt werden. Aber im Initiativtext und damit im neuen Verfassungsartikel heißt es auch, die Zuwanderung von erwerbstätigen Ausländern sei auf die „gesamtwirtschaftlichen Interessen der Schweiz“ auszurichten. Das ist mit der Umsetzung der Fall. Ich habe aus Kreisen der SVP bis heute keine Antwort auf die Frage bekommen, wie eine pauschale Zuwanderungsbegrenzung wirtschaftsverträglich umgesetzt werden sollte. Alle großen, exportorientierten Schweizer Firmen finden im Inland nicht genügend Fachleute. Vorgesehen ist ein Vorrang für inländische Arbeitssuchende, der wie ein Bürokratiemonster klingt: Firmen, die Ausländer einstellen, müssen nachweisen, dass es keine geeigneten Bewerber aus der Schweiz gab. Der Umsetzungsartikel belastet die Firmen weniger als ursprünglich geplant. Anstatt Ablehnungen von Schweizer Bewerbern zu begründen, müssen diese nur noch der Arbeitsmarktbehörde gemeldet werden. Ich stehe hinter dieser Umsetzung und bin froh, dass man es so gelöst hat und wir nun eine gesetzliche Grundlage haben, mit der wir arbeiten können. Aber ein paar Vorstellungsgespräche werden kaum reichen, damit politisch Ruhe einkehrt. Christoph Brutschin ist so etwas wie der Wirtschaftsminister des Kantons Basel-Stadt und warnt vor einem FOTO: DANIEL INFANGER (ZVG) Bruch des Freizügigkeitsabkommens mit der EU. zung gewinnen, um den Verfassungskonflikt zu lösen. Ich kann mir vorstellen, dass das Parlament hier einen eigenen Weg gehen wird. Aber es ist Fluch und Segen von Rasa, dass wir die Sache nochmals diskutieren müssen. Wie meinen Sie das? Das Problem bei Rasa ist, dass der „Spieleinsatz“ immer höher wird: So wie die Initiative formuliert ist, geht es um das Schicksal der bilateralen Verträge mit der EU. Wenn man diese Abstimmung verliert, sind die Konsequenzen enorm. Aber immerhin steht nun die Frage des Fortbestands der Verträge ganz klar im Raum. Bei der Masseneinwanderungsinitiative hat die SVP immer behauptet, es gehe nicht um die Verträge. Und viele Leute, die für eine Begrenzung der Zuwanderung stimmten, hatten nicht erkannt, was auf dem Spiel steht. Ist der Automatismus „Begrenzung der Freizügigkeit – Kündigung aller bilateralen Verträge durch die EU“ wirklich so klar? Spätestens wenn die Freizügigkeit tangiert ist, wird die EU die rote Linie aufzeigen. Die Verträge sind ja keine Einzelverträge, sondern ein Paket und nur als solches kündbar. Aber die große Unbekannte ist: Was wird die EU tatsächlich machen? Blocher und die SVP haben immer darauf gesetzt, dass sie diesen Schritt nicht gehen wird. Aber weil die EU nicht nur Deutschland ist, bin ich mir nicht so sicher, wie das ausgehen würde. Die EU sitzt eindeutig am längeren Hebel. Nicht auf Dauer. Schon 2017 steht Rasa („Raus aus der Sackgasse“, die Red.) zur Abstimmung, und nun sammelt auch die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz AUNS UnWas wäre der Worst Case? terschriften für die Forderung, die bilateralen Verträge mit der Mit einer Kündigung des GeEU zu kündigen. samtpakets würde die Schweiz ihre Privilegien bei Zoll, LuftRasa will den Zuwanderungsfahrt und Marktzugang verlieparagraphen rückabwickeln. ren. Wir wären dann in der gleichen Situation wie das UK nach Bei Rasa kann man diskutieren, dem Brexit: Es bräuchte bilateraob es eine gute Idee war, diese In- le Verträge mit jedem einzelnen itiative zu lancieren. Der Bun- EU-Land, das ist aber kaum ausdesrat lehnt sie ab und hat nun zuhandeln in vernünftiger Zeit. zwei Gegenvorschläge gemacht. Ich werde daraus nicht ganz Könnten Sie nicht auch abwarschlau. Der eine Vorschlag sagt, ten, was die Briten liefern? dass bei der Steuerung der Zuwanderung völkerrechtliche Ver- Nein, dafür ist die Agenda bei träge nicht tangiert werden dür- uns zu dicht. Rasa-Abstimmung fen. Aber das gilt ja heute schon. und AUNS-Initiative stehen ja Der andere Vorschlag will vor al- vor der Tür. Aber wir schauen nalem mehr Zeit für die Umset- türlich mit großem Interesse, was Theresa May macht und ob es Zugeständnisse seitens der EU gibt, wenn das UK kein Clubmitglied mehr ist. Besonders in Basel verlaufen Abstimmungen immer liberaler als in der Innerschweiz. Hier ist die Wahrnehmung tradiUnd so lange wird an Stellschrau- tionell eine andere, Basel ist ben am Arbeitsmarkt gedreht? schon lange ein Melting-Pot. Die Akzeptanz ist grundsätzlich Pragmatismus in der Politik hoch, was einzelne Verwerfunzeigt sich immer auch in der Hö- gen und Auseinandersetzungen he des Einsatzes. Diese war bei nicht ausschließt. Aber schauen der Masseneinwanderungsiniti- Sie: Die Mehrheit unserer ative vielen nicht klar. Wir müs- Grundschüler spricht zu Hause sen aber sehen: Die Schweiz hat- kein Basel-Deutsch, und es funkte von 1992 bis 2000 zusam- tioniert trotzdem. Geholfen hat mengerechnet ein Nullwachs- auch, dass das Grenzgängertum. Dann kamen die ersten wachstum bei uns nicht so exVerträge mit der EU, und es ging plosiv erfolgte wie in Genf oder aufwärts. Abgesehen von der Fi- im Tessin. Und fast alle sehen, nanzkrise sind wir seither auf ei- dass unsere Leitindustrien auf nem stabilen Wachstumspfad, internationale Fachkräfte angediesen Zusammenhang bestrei- wiesen sind. Es gibt aber die Betet heute meines Wissens kein obachtung, von den Lohnzuernsthafter Ökonom mehr. Auch wächsen dervergangenen 25 Jahwenn die Zahlen etwas zurück- re hätten vor allem die oberen gehen, bleibt die EU mit 53 Pro- Lohnbereiche profitiert, viele zent auch unser mit Abstand Leute fühlen sich nicht mitgewichtigster Exportmarkt. nommen. Das erhöht den Druck. Die Tendenz, „Volkeswillen“ gegen gewählte Politiker auszuspielen und Zuwanderung zu begrenzen, hat halb Europa erfasst. Liest man die „Basler Zeitung“, wähnt man die Schweiz am Rande eines Bürgerkriegs. Um die Diskussion zu verstehen, muss man sich die Verhältnisse vor Augen führen. Wir hatten Jahre mit einer Nettozuwanderung von 80 000 Menschen. Auf Deutschland umgerechnet wären das 800 000. Die Frage, ob das so weitergehen kann, hätte man sich vielleicht selbst schon früher stellen sollen. Der Widerstand blieb aber immer recht klein. Weil es ein Zuzug in den Arbeitsmarkt war. Richtig, wobei ein Unbehagen entstanden ist, weil die Mieten häufig gestiegen sind und es mehr Menschen in Bussen und Bahnen gibt – Stichwort „Dichtestress“. Entscheidend für die relative Ruhe waren die flankierenden Maßnahmen, die Druck auf die Schweizer Löhne durch Billigarbeiter verhindern. Ohne diese wäre die Zustimmung zur Freizügigkeit längst weg. Schauen Sie nach Nordengland, dort gibt es inzwischen zahlreiche Zuwanderer vor allem aus Polen, die teilweise zu Niedrigstlöhnen arbeiten. Da ist es naheliegend, wie die Leute reagieren. Immer wieder ertönt der Vorwurf, die Schweizer Politik beuge sich den Interessen der Wirtschaft. Nicht zuletzt, als die Regierung eine Kehrtwende bei der Kürzung der Kontingente für Nicht-EU-Arbeitnehmer machte. Ich sehe nicht, dass die Wirtschaft die Politik macht, aber kluge Politik bezieht die Wirtschaft immer mit ein – wir versuchen das hier. Zu den Drittstaat-Kontingenten: Ich hatte nie ganz verstanden, warum Bern diese überhaupt absenkt. Die Masseneinwanderungsinitiative fordert eine Begrenzung der Zuwanderung, und genau die gibt es hier schon. Man sah in Bern das Ja zur MEI offenbar als Auftrag, im eigenen Regelungsbereich auch etwas beizutragen. Doch schon Mitte 2016 konnten einzelne Firmen Stellen in der Schweiz nicht mehr besetzen, das gab heftige Diskussionen. Nun haben wir einen Kompromiss gefunden. Wir müssen sehen: Große Firmen und Konzerne schreiben heute Forschungsprojekte mit 30, 40 Leuten weltweit aus. Wenn die Leute in der Schweiz wegen fehlender Kontingente nicht arbeiten dürfen, geht das Projekt woanders hin. Bei einem Erfolg ist die Wahrscheinlichkeit dann groß, dass neue Arbeitsplätze auch dort entstehen anstatt bei uns. DAS GESPRÄCH FÜHRTE RENÉ ZIPPERLEN SO SCHÖN KANN SILVESTERFEUERWERK sein, doch wenn es unsachgemäß gehandhabt wird, kann es gefährlich werden. Mediziner der Uniklinik Freiburg empfehlen große Vorsicht beim Böllern, Hände und Gesicht seien besonders in Gefahr. Kommt es doch zu Verletzungen, sollte möglichst schnell die Hilfe von Fachärzten in Anspruch genommen werden. „Versuchen Sie auf keinen Fall, selbst etwas am Auge zu behandeln, sondern begeben Sie sich sofort in eine augenärztliche Notfallzentrale“, rät Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde der Uniklinik: „Schon geringer äußerer Druck kann in dieser Situation ernsthaft schaden.“ Für die Ohren ist die Explosion eines Sprengkörpers eine extreme Belastung, vor der man sich durch Ohrstöpsel und Abstand schützen kann. Sind Symptome wie Ohrgeräusche oder Hörminderung am folgenden Tag noch da, empfiehlt Roland Laszig, Ärztlicher Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, rasch einen HNO-Arzt aufzusuchen, um eine dauerhafte Hörschädigung zu verhindern. Bei größeren Verbrennungen an den Händen sollte ebenfalls ein Fachmann ran: „Kühlen Sie sie, aber versuchen Sie nicht selbst, die Wunde zu reinigen oder Brandblasen zu öffnen“, sagt Thorsten Hammer, der die Chirurgie des Universitäts-Notfallzentrums leitet. FOTO: BAMBERGER LESESTOFF DIE GROSSE FONDSLÜGE E Die versteckte Kostenfalle s gehört zum Genre der Verbraucherratgeber, dass sie es auf dem Titel gehörig krachen lassen. Michael Ritzaus „Die große Fondslüge“ macht hier keine Ausnahme. Der in Inzlingen lebende Ritzau hat eine Mission: die Verbraucher vom „epochalen Scheitern“ der Fondsindustrie und ihren versteckten Kostenfallen zu überzeugen. Seine Kernthese: Praktisch kein Fonds schneidet nach zehn Jahren noch besser ab als sein starrer Referenzindex. Damit werden hohe Gebühren fällig für eine nicht erbrachte Leistung. Denn zu einem Bruchteil der Kosten kann man auch auf den Index selbst anlegen. Anlageberater stützen sich auf Fondsrankings – über Lizenzgebühren von den Fonds bezahlt – und damit auf Resultate der Vergangenheit. Doch kann niemand sagen, ob sich ein Fonds in einem bestimmten Zeitraum durch Glück oder Geschick entwickelt hat. Auch die Stiftung Warentest macht hier keine Ausnahme. Ritzau verfolgt die von ihr am besten gerankten Fonds in den Folgejahren: Nach fünf Jahren lagen sie zum Teil um 40 Prozent schlechter als der Referenzindex. Die wesentliche Einsicht lässt sich Ritzau von Nobelpreisträger William F. Sharpe bestätigen. Für die Wertentwicklung eines Fonds gebe es nur eine verlässliche Größe: die laufenden Kosten. Und die werden häufig unterschlagen. Nur einen Bruchteil der gemanagten Fonds verlangen ETFs, börsengehandelte Indexfonds. Zinseszinseffekte führten nach zehn Jahren zu einer Kostendifferenz von 3 000, nach 20 Jahren von bereits 13 000 Euro. ETFs sind seit einigen Jahren stark im Kommen, werden aber selbst von Sparkassen und Volksbanken nicht aktiv beworben. Für Ritzau ein Systemfehler: Warum sollte man etwas empfehlen, womit man praktisch nichtsverdient? Wirklich glaubwürdig könne deswegen nur beraten, wer keine Provisionen von Fondsanbietern bekommt. Das sagt Ritzau nicht ohne eigenes Interesse. Er selbst ist Honorarberater, von denen es immer mehr gibt. Sie werden direkt von ihren Kunden bezahlt. Eine echte Unabhängigkeit ist damit wahrscheinlicher, garantiert ist sie freilich auch nicht. Ritzaus Argumentation hat einen Nachteil: Sie muss sich selbst auf vergangene Entwicklungen beziehen. Garantie gibt es keine, dass ein ETF, je nach Kaufzeitpunkt, auf Dauer nicht schlechter arbeitet als ein entsprechender Fonds. Sicher ist jedoch: Er frisst sich durch Gebühren nicht auch noch selbst RENÉ ZIPPERLEN auf. > MICHAEL RITZAU, „Die große Fondslüge“, Tectum, 19,95 Euro. 8 NACHRICHTEN Der Sonntag · 1. Januar 2017 MISSHANDLUNG KURZ GEFASST SPD BerlinerPolizei wehrt sich Schulz wird angeblich nicht Kanzlerkandidat Nach Informationen des Spiegel hat der scheidende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (Foto) gegenüber Parteimitgliedern zu erkennen gegeben, dass er nicht mehr damit rechne, Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2017 zu werden. Die SPD habe einen Zeitplan zur Bestimmung des Kanzlerkandidaten vereinbart, sagte ein Sprecher von Schulz in Berlin, daher äußere sich Schulz nicht zu der spekulativen Berichterstattung. Die Sozialdemokraten wollen am 29. Januar verkünden, mit wem sie in den Wahlkampf gegen Angela Merkel (CDU) ziehen. Sigmar Gabriel hat als Parteichef das erste Zugriffsrecht. Schulz, der im Januar in die Bundespolitik wechseln will, hatte in Umfragen zuletzt deutlich höhere Zustimmungswerte als Gabriel erzielt. Er wird auch als möglicher Nachfolger von Frank-Walter Steinmeier als Außenminister gehandelt, wenn dieser am 12. Februar DPA zum Bundespräsidenten gewählt wird. KITA-PLÄTZE Die Politik des scheidenden US-Präsidenten Barack Obama sei für ihn nicht mehr maßgeblich, er setze auf FOTO: DPA dessen Nachfolger Donald Trump (links), sagte der russische Präsident Wladimir Putin. Jedes zehnte Kind geht leer aus Etwa jedes zehnte Kind unter drei Jahren bekommt in Deutschland keinen Kita-Platz. Derzeit fehlen bundesweit rund 228 000 Betreuungsplätze, wie aus einer unveröffentlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht. Darüber hatte zuerst die Rheinische Post berichtet. Demnach finden Eltern von 10,4 Prozent aller Kinder, für die wegen der Erwerbstätigkeit der Eltern ein Bedarf besteht, keinen Betreuungsplatz in einer Kita oder bei einer Tagesmutter. Seit 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch viele sehen von einer Klage ab, weil sie nicht irgendeinen DPA Platz vom Jugendamt zugewiesen bekommen möchten. BILD-ZEITUNG Kai Diekmann verlässt Springer Nach 30 Jahren bei Axel Springer kehrt Bild-Herausgeber Kai Diekmann dem Verlag den Rücken. Diekmann scheide zum 31. Januar 2017 aus, teilte Springer am Freitag in Berlin mit. Der 52-Jährige beende seine Tätigkeit auf eigenen Wunsch und werde sich künftig anderen Aufgaben außerhalb des Unternehmens widmen. Diekmann war seit 1987 mit kurzen Unterbrechungen für das Unternehmen tätig. Springer-Chef Döpfner erklärte , es sei vor allem Diekmann zu verdanken, dass die Bild heute „Trendsetter des digitalen Journalismus“ AFP sei und „eine hochprofitable Multimediamarke“. Verzicht auf Rache PUTIN – Navid B. soll von Schlägen setzt im Verhältnis zu USA schon jetzt auf Trump Moskau (AFP). Der russische Präsident Wladimir Putin verzichtet vorerst auf die Ausweisung von US-Diplomaten als Vergeltung für die diplomatischen Strafmaßnahmen der USA. Für ihn sei die Russland-Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump maßgeblich, so Putin. flussung der Wahl in den USA bezeichnet. Diplomatischen Gepflogenheiten entsprechend hätte Russland nun „jeden Grund für eine vergleichbare Reaktion“, sagte Putin. Diesem Schritt Obamas, der einen Tiefpunkt im Verhältnis seiner Regierung zum Kreml markierte, folgte Putin aber demonstrativ nicht. „Wir werden amerikanischen Diplomaten keine Probleme machen, wir weisen niemanden aus.“ Statt auf eine Ausweisung von US-Diplomaten zu setzen, lud Putin „alle Kinder von in Russland akkreditierten US-Diplomaten“ ein, „die Neujahrs- und Weihnachtsfeiern im Kreml“ zu besuchen. Die aus den USA ausgewiesenen russischen Diplomaten könnten nun „die Feiertage mit Freunden und Verwandten in ihrem Vaterland verbringen“, fügte Putin hinzu. Der Schachzug des KremlChefs kam unerwartet, weil sein Außenminister Sergej Lawrow kurz zuvor gleichwertige Gegensanktionen vorgeschlagen hatte. Lawrow sprach davon, 35 US-Diplomaten zu unerwünschten Personen zu erklären und ihnen die Nutzungsrechte an zwei Immobilien in Moskau zu entziehen. Er hatte bei Vorstellung der Maßnahmen einschränkend hinzugefügt, dass das Präsidialamt die letzte Entscheidung darüber zu treffen habe. In einer am Freitag in Moskau veröffentlichten Stellungnahme machte Putin klar, dass er sich bei der Gestaltung des Verhältnisses zu den USA nicht mehr an den Entscheidungen des scheidenden US-Präsidenten Barack Obama orientiert. Putin betonte zwar, dass sich Russland das „Recht auf Vergeltungsmaßnahmen“ für die Ausweisung von 35 russischen Diplomaten durch US-Präsident Barack Obama vorbehalte. Er fügte aber hinzu: „Unsere nächsten Schritte bei der Wiederherstellung der US-russischen Beziehungen werden wir auf Grundlage der Politik der Regierung von Präsident Donald Trump planen.“ Trump gilt als Russland-Freund und plant engere Beziehungen zum Kreml. Obama hatte am Vortag die Ausweisungen von 35 Geheimagenten verkündet und diese Maßnahme als Vergeltung für russische Cyber-Attacken zur Beein- BERLIN (DPA). Die Berliner Polizei hat den Vorwurf zurückgewiesen, einen nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag Festgenommenen misshandelt zu haben. „Das hat nicht den Hauch von Substanz“, sagte Sprecher Winfrid Wenzel am Freitag. „Der Mann ist definitiv von keinem Mitarbeiter misshandelt worden.“ Die Polizei sehe sich in ihrer Arbeit diskreditiert. „Das tut uns richtig weh.“ Der Mann, Navid B., war kurz nach dem Anschlag am 19. Dezember auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche festgenommen worden. Er kam schnell frei, weil er fälschlichverdächtigt wurde. Der mutmaßliche Attentäter Anis Amri wurde später in Italien erschossen. Der Streit um die russischen Hacker-Angriffe hatte für eisige Beziehungen zwischen Washington und Moskau gesorgt. Mit dem Amtsantritt des russlandfreundlichen Rechtspopulisten Trump am 20. Januar könnte allerdings eine Tauphase einsetzen. Darauf setzt auch der Kreml. Die von Obama verhängten Sanktionen hieß Trump am Donnerstag nicht gut: Es sei „Zeit für unser Land, zu größeren und wichtigeren Dingen überzugehen“, erklärte er. Er werde sich in der kommenden Woche „im Interesse unseres Landes“ mit Vertretern der US-Geheimdienste treffen, um sich über die „Fakten“ im Fall des möglichen Hackerangriffs aufklären zu lassen. Die US-Geheimdienste hatten schon längst deutlich gemacht, dass sie genügend Beweise für den russischen Angriff haben. In Washington fand Obamas Sanktionsankündigung auch bei Vertretern von Trumps Republikanern Beifall. Der Chef des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, bezeichnete sie als „überfällig“. Die republikanischen Senatoren John McCain und Lindsay Graham kündigten an, im Kongress auf noch schärfere Sanktionen gegen Moskau zu drängen. Die von Trump anvisierte Wende im Verhältnis zu Moskau könnte ihn in Konflikt mit den russlandkritischen Außenexperten seiner Partei bringen. berichtet haben – Die britische Zeitung The Guardian, die nach eigenen Angaben mit dem 24-Jährigen sprach, hatte über angebliche Schläge gegen den Festgenommenen berichtet. Wenzel zufolge sprach die Polizei nach der Veröffentlichung des Interviews am Freitag mit dem Pakistaner – mit Hilfe eines fachkundigen Dolmetschers. Navid B. habe in dem Gespräch betont, er sei weder geschlagen, misshandelt oder verletzt worden. Vielmehr habe er sich dankbar für die Unterstützung gezeigt. So seien eine neue Unterkunft und Kleidung organisiert worden. Zudem könne er jederzeit anrufen, wenn er sich bedroht sehen sollte. Zudem gebe es seit Tagen einen „sehr guten, wechselseitigen Kontakt“. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland: „Es ist völlig ausgeschlossen, dass Beamte Verdächtige schlagen.“ Dem Guardian zufolge wollte der Pakistaner bekannter machen, dass er unschuldig sei. Demnach fürchte er in Deutschland um sein Leben. Zudem sei seine Familie in Pakistan von Sicherheitskräften kontaktiert worden, es habe Drohanrufe gegeben. Der Mann stammt aus der armen und unruhigen Provinz Baluchistan. SCHENKEN SIE Kindern dieser Welt Hoffnung! DA S W E T TE R 0° -4° Lahr IBAN: DE63370205000005023307 BIC: BFSWDE33XXX Stichwort: Kinder dieser Welt Ettenheim 0° 6° www.Spenden-DRK.de/Kinder -1° -4° Polizeinotruf: 110 Feuerwehr/Rettungsdienst: 112 Krankentransporte: DRK 07761/1 92 22 Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117 Apotheken-Notdienst-Infotelefon: Festnetz: 0800/0022833 (kostenfrei); Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute); Im Internet: mehr.bz/apotheken Frauenhaus: 0 77 51/35 53 Giftnotruf: 0761/19240 Notfallpraxis Bad Säckingen: 9 bis 13 und 15 bis 19 Uhr 0 7761/9 33 72 22 Notfalldienst Wehr: 11 bis 12 und 18 bis 18.30 Uhr Tel. 0 18 05/19 29 24 30 Telefonseelsorge: 08 00/1 11 01 11 Rhe in NOTDIENSTE isam Breisach a. Rh. Dre Emmendingen Elzach Elz Waldkirch Freiburg Titisee Lörrach Bad Säckingen morgen 6° 1 Neustadt FELDBERG 1493 m 6° Schluchsee 2° Bonndorf 3° St. Blasien -2° 1° Schopfheim WaldshutWeil a. Rh. -3° Tiengen Rheinfelden Im Nordwesten des Landes stark auffrischender Wind, dazu Wolken und vermehrt Regen. In den anderen Region teils längere Zeit neblig-trüb, teils sonnig. Minus 3 bis plus 5 Grad. heute -1° Müllheim Basel DEUTSCHLANDWETTER Zunächst bestimmt weiterhin ein kräftiges Hoch mit Zentrum über der Alpen das Wetter bei uns in Südbaden. Deswegen ist es, wie bereits in den vergangenen Tagen, in manchen Flusstälern längere Zeit neblig. Sonst scheint aber oft die Sonne. Bei Dauernebel bleibt es frostig, mit viel Sonnenschein erwarten uns einige Plusgrade. In der neuen Woche stellt sich die Wetterlage um. Wolken bringen ab und zu Regen oder Schnee, Schnee fällt teilweise sogar im Flachland. 3° -2° -1° -4° Bad Krozingen Furtwangen REGIONALWETTER -1° -4° 0 l/m² Niederschlag übermorgen 1° 3 1 0 l/m² g Niederschlag 3 l/m² Niederschlag 10° 5° 0° Kiel 3° 0° Bremen Essen 0° -3° -3° -5° Köln Frankfurt -5° 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 Uhr Windstärken in den Kreisen in Beaufort 08:16/16:47Uhr 09:27/19:14Uhr Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg Saarbrücken Stuttgart -1° -4° Freiburg 5° 2° 1° -1° Berlin Hannover Dresden Nürnberg -10° 1 Rostock Hamburg 0° -4° -1° -7° München 1° -3° Private KLEINANZEIGEN ganz bequem schalten! Kleinanzeigen im Internet aufgeben: www.der-sonntag.de Der Sonntag Hier könnte Ihre Anzeige stehen! Sport 1967 und die Popmusik David Bowie nimmt sein Debüt-Album auf, Jimi Hendrix (Foto: dpa) wird zum Gitarrengott: Das Jahr 1967 war ein besonderes für die PopmuSEITE 11 sik. Eine Rückschau auf 1.Januar2017 Eisenbichler verpasst Podest Frontmann Markus Eisenbichler schlug nach dem verpassten Podestplatz beim Tournee-Auftakt enttäuscht die Hände vors Gesicht, Weltmeister Severin Freund hakte die Traditionsveranstaltung sogar schon ab. Als der Österreicher Stefan Kraft im mit 25 500 Fans restlos gefüllten Hexenkessel von Oberstdorf ausgelassen seinen Auftaktsieg bei der 65. Vierschanzentournee bejubelte, standen die deutschen Skispringer abseits des Trubels. In einem spannenden Wettbewerb fehlten Eisenbichler als Sechster nur 3,1 Punkte zum erhofften Platz auf dem Podium. „Die Weite hat nicht gefehlt, aber ich muss besser landen. Das ärgert mich extrem - aber nur fünf Minuten. Jetzt heißt es weitermachen“, sagte der 25 Jahre alte Bundespolizist aus dem bayerischen Siegsdorf und richtete vor dem Neujahrsspringen sofort eine Kampfansage an die Konkurrenz. „Es ist noch nichts entschieden.“ Das sieht auch Bundestrainer Werner Schuster so: „Markus hat einen guten Wettkampf gemacht und ist weiter dabei. Es ist bitter, dass er über die Landung Plätze verloren hat. Die Jury hat das hart bestraft.“ Weniger zufrieden konnte er mit den Ergebnissen der anderen DSV-Adler sein: Richard Freitag als 14. und Andreas Wellinger auf Rang 15 waren schon weit weg von der Spitze. „Markus hatte heute keine Unterstützung aus dem Team. Er war der Einzige in der Spitzengruppe“, stellte Schuster enttäuscht fest. Eisenbichler, der auf 135 und 133,5 Me- STANDPUNKT V Starke Haltung in einem spannenden Wettbewerb: Stefan Kraft. ter flog, fährt mit knapp 15 Punkten Rückstand auf Kraft nach Garmisch-Partenkirchen. Der Tournee-Triumphator von 2015 setzte sich mit Weiten von 139 und 134,5 Metern vor DoppelOlympiasieger Kamil Stoch aus Polen durch, der auf 137 und 135 Meter kam. „Das ist unglaublich, einfach mega cool. Das ist einer meiner schönsten Tage“, frohlockte Kraft. Dritter wurde sein Landsmann Michael Hayböck, dahinter landete Mitfavorit Daniel Andre Tande aus Norwegen auf Rang vier. Topfavorit Domen Prevc zeigte im Allgäuer Hexenkessel dagegen Nerven und verspielte alle Chancen auf den Tournee-Triumph. Am Ende stand Rang 26 - mehr als 50 Punkte hinter Kraft. Für Weltmeister Freund, im Vorjahr Auftaktsieger in Oberstdorf und Gesamtzweiter der Tournee, erwies sich die Hypothek der langen Verletzungspause nach seiner Hüftoperation im Frühjahr wie befürchtet als zu groß. „Ich habe schon vorher gesagt, dass die Gesamtwertung in diesem Jahr kein Thema für mich ist. Es war klar, dass die Tournee zu früh kommt“, sagte Freund. – Freund wäre fast ausgeschieden – Fast wäre der Wettbewerb für den 28-Jährigen sogar nach dem ersten Durchgang beendet gewesen. Nach seiner verwackelten Landung auf 129 Meter hatte Freund Glück: Im deutschen K.o.-Duell gegen Lokalmatador Karl Geiger lag er trotz erheblicher Punktabzüge um 0,4 Zähler vorn und zog ins Finale ein. „Das war saublöd und extrem ärgerlich. Da habe ichviele Punk- FOTO: DPA te liegengelassen“, schimpfte Freund auf sich selbst. „Ich habe verkantet und dann fährt mir der Ski weg. Das sah dämlich aus“, schilderte der Gesamtzweite des Vorjahres seinen Fauxpas. Im Finale reichte es sogar nur zu 127 Metern - Platz 20. Noch mehr bangen im ersten Versuch musste Wellinger, der sein K.o.-Duell gegen den Tschechen Vojtech Stursa nach einem Sprung auf 127 Meter verlor. Als Lucky Loser erreichte der TeamOlympiasieger doch noch den zweiten Durchgang, in dem er sich auf 134,5 Meter steigerte. Mit einem Debakel endete der Auftakt für zwei Altstars. Der 44 Jahre alte Skisprung-Methusalem Noriaki Kasai aus Japan schied ebenso im ersten Durchgang aus wie Ex-Olympiasieger Simon Ammann. „Ich ärgere mich. Das war ein gebrauchter Tag“, sagte der Schweizer. 07761/9219-0 DAS SPORTJAHR 2016 VIERSCHANZENTOURNEE : Der Österreicher Stefan Kraft siegt in Oberstdorf Für die deutschen Skispringer haben sich die Hoffnungen auf einen gelungenen Start in die 65. Vierschanzentournee nicht erfüllt. Nur Markus Eisenbichler als Sechster überzeugt, ist aber dennoch enttäuscht. Der Österreicher Kraft fährt als Führender nach Garmisch. Weitere INFORMATIONEN unter Tel. Glänzende Siege in dunkleren Zeiten ielerorts kann die Torte setzten die man dieser TaHandballer mit dem gevernehmen, Europameistertitel 2016 sei ein „annus in Polen. horribilis“ gewesen. Weder der „politisch Doch was für politikorrekt“ pfeifende sche Entwicklungen Schiedsrichter Nicogelten mag, trifft auf la Rizzoli, der das TONI NACHBAR den Sport hierzuFussball-EM-Halblande keineswegs finale zwischen zu: Kein Schreckensjahr geht Frankreich und Deutschland zu Ende, sondern 366 Tage mit so lenkte, dass der „gewünschzahlreichen Erfolgen sind an te Sieger“ das Finale in Paris uns vorbeigeflogen. erreichte, noch das überraZwar reibt man sich im Bunschende Aus der Bayern im desinnenministerium sowie Champions-League-Halbfibeim Deutschen Olympischen nale gegen Atletico Madrid Sportbund immer noch die können ein durchweg posiAugen, wie es möglich sein tives Fazit wirklich entkräften. konnte, dass die die EuropäiDabei beachtete dieses bislang sche Union verlassenden Brinur Ergebnislisten. Wohin der ten in Rio de Janeiro zur Sport- Sport im vergangenen Jahr weltmacht Nummer zwei auf- allgemein ideell und ethisch stiegen, doch 17 Olympiasieger driftete, steht auf einem ansind auch für Deutschland deren Blatt und bietet den eine stolze Zahl. Die „reiche Stoff eher trauriger ÜberleErnte am Zuckerhut“ durchgungen. brach den Negativtrend, gegen 2017 liegt zwischen den Somden sich das wiedervereinigte merspielen in Brasilien sowie Land seit Barcelona 1992 verden Winterspielen im südkozweifelt und erfolglos stemm- reanischen Pyeongchang und te, zum ersten Mal. der Fussball-WM in Russland. 2016 war ein erfolgreiches Jahr Ein Jahr zum Atemholen ist für Angelique Kerber, die an es nicht: Weltmeisterschaften die Spitze der weiblichen Ten- im Handball, Eishockey oder nis-Hierarchie stürmte, und Leichtathletik sind unverden Rennfahrer Nico Rosberg, meidlich im Schatten der Poder als Formel-1-Weltmeister litik, die – Neujahrswunsch triumphierte. Die Kirsche auf – kürzer werden sollten. KURZ GEFASST FUSSBALL Bajramovic verlässt den Bahlinger SC Cheftrainer Zlatan Bajramovic (Foto) verlässt den Bahlinger SC. Der 37-jährige Ex-Profi wechselt als Co-Trainer von Mirko Slomka zum Zweitligisten Karlsruher SC. „Es war eine schwere Entscheidung, weil ich mich in Bahlingen sehr wohl gefühlt habe“, sagte Bajramovic: „Letztlich ist es für mich aber die Chance, wieder in den Profibereich zurückzukehren.“ „Das ist schade, weil wir mit Zlatan einen Aufwärtstrend zu verzeichnen hatten“, sagte der Sportliche Leiter des Bahlinger SC, August Zügel: „Nun suchen wir mit Hochdruck einen passenden Nachfolger. Einfach wird das nicht. Aber bis zum Vorbereitungsbeginn am 16. Januar DS müssen wir einen präsentieren.“ Chinesen locken Cristiano Ronaldo mit 100 Millionen Der Berater des portugiesischen Nationalspielers schließt einen TRANSFER nach Asien jedoch kategorisch aus Mit einem astronomischen Angebot soll ein chinesischer Fußball-Club angeblich um Superstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid werben. Im Raum stehe eine Ablösesumme von 300 Millionen Euro und ein Jahresgehalt von mehr als 100 Millionen, erklärte Ronaldos Berater Jorge Mendes im italienischen Ableger des TVSenders Sky Sports. Die Erfolgsaussichten für die vermeintliche Offerte sind jedoch gering. Mendes betonte, es sei unmöglich, den 31 Jahre alten Torjäger aus Portugal zu verpflichten. „Geld ist nicht alles. Real Madrid ist sein Leben“, sagte Ronaldo-Berater Mendes. Der chinesi- sche Markt sei ein neuer Markt. „Sie können eine Menge Spieler kaufen, aber noch einmal: Es ist unmöglich, sich um Ronaldo zu bemühen. Cristiano ist der beste Spieler der Welt und der Geschichte. Es ist normal, einige Angebote zu haben.“ Welcher Club das Angebot abgegeben haben soll, teilte Mendes nicht mit. Seine Firma hatte zuletzt Vorwürfe zurückgewiesen, Ronaldo habe mit Steuertricks mehrere Millionen Euro hinterzogen. Der Torjäger hatte mit Real in diesem Jahr die Champions League und die Club-WM sowie mit Portugal erstmals die Europameisterschaft gewonnen. Zu- Cristiano Ronaldo gewann 2016 mit Real Madrid die Champions FOTO: DPA letzt war er zum vierten Mal mit League und die Club-WM. dem Goldenen Ball bei der inzwischen Fifa-unabhängigen Weltfußballer-Wahl der Zeitschrift France Football geehrt worden. Der englische Star-Schiedsrichter Mark Clattenburg kann sich einen Wechsel ins Reich der Mitte dagegen gut vorstellen. „Wenn eine Gelegenheit kommt... Ich bin vertraglich an die Premier League gebunden, aber ich muss auch auf die längerfristige Karriereplanung schauen“, sagte der 41-Jährige der Nachrichtenagentur AP. Es liege derzeit kein Angebot auf dem Tisch, „aber wenn es eines gäbe, wäre es eine Überlegung wert“. Geld spiele dabei keine Rolle, es gehe darum, etwas komplett an- deres zu machen und einem Land wie China zu helfen, die Schiedsrichter-Standards anzuheben. Clattenburg ist einer der bekanntesten Schiedsrichter Englands. Im Sommer leitete er das EM-Finale zwischen Frankreich und Portugal sowie das Champions-League-Finale. Vor kurzem wurde er als Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet. Kürzlich war der Wechsel von Stürmer Carlos Tevez aus Argentinien nach China bekannt gegeben worden. Wie der Club Shanghai Shenhua mitteilte, verpflichtet er den 32-Jährigen für eine Ablösesumme von elf Millionen DPA Dollar von Boca Juniors. 10 SPORT Der Sonntag · 1. Januar 2017 Wenn 2017 wie 2016 wäre Der Fußball-Landesligist FC EMMENDINGEN sieht sich dank seiner Beharrlichkeit in der Jugendarbeit auf einem guten Weg Nicht überall wünscht man sich, dass das kommende Jahr wie das vergangene wird. Dem FC Emmendingen aber dürfte die zweite Jahreshälfte Vorbild für die Rückrunde sein. Nach Abstiegskampf im Frühjahr hat sich der Landesligist zum Topteam gemausert. JAKOB SCHÖNHAGEN Leicht außer Puste nimmt Dino Saggiomo den Hörer ab. Donnerstag nach Heiligabend, Kinderstimmen im Hintergrund: Die Post-Weihnachtstimmung zwischen den Jahren ist durch die Leitung spürbar. „Nach dem Trubel kommt jetzt Ruhe“, hofft der 42-Jährige leicht verschnupft. Ganz beamtentreu hat es die Familie im Urlaub erwischt. Gemäß dem Motto: Ein guter Beamterwird nur in der Ferienzeit krank. „Wir kränkeln alle“, gesteht der Familienvater und Berufsschullehrer für die Fächer Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie Geschichte. Allzu lang kann die Nachfestgemütlichkeit nicht anhalten im Hause Saggiomo. Bereits morgen früh steht für den A-Lizenzinhaber wieder Fußball auf dem Programm: Hallenturnier in Herbolzheim mit seiner Landesligatruppe. Berufsbefreite Gemütlichkeit sucht man zwischen den Jahren bei Marcus Mädler vergeblich. Gelassen ist er trotzdem: Während Saggiomo die Familie pflegt, hat Mädler Mittagpause vom Bank-Berufsalltag. „Ich mag die Zeit vor dem Jahreswechsel“, wiegelt der Bankangestellte ab, „da haben die Kunden endlich richtig Zeit.“ Mädler ist eine Frohnatur, dessen Zuversicht man spürt. Beim FC Emmendingen ist Mädler stellvertretender Vorsitzender, verantwortlich für die Geschäftsführung und die Koordination der Junioren – dem Aushängeschild des Vereins. Jahrelang war der ehemalige Emmendinger Jugendspieler Jugendleiter im Verein. Seit fast acht Jahren ist er zweiter Vorsitzender. Er hat den Oberligaaufstieg der A-Junioren 2015 sowie den Abstieg im Folgejahr eng begleitet. Mädler kennt das Hauptproblem des Vereins wie kein Zwei- Engagierte Arbeit an der Elz: FCE-Trainer Dino Saggiomo. ter: Jahrelang produzierte der langjährige Oberligist FC Emmendingen technisch-taktisch versierte Jugendspieler am Fließband, schaute am Ende aber stets in die Röhre. Denn die talentierten Kicker qualifizierten sich mit ihren Auftritten im Elzstadion für höhere Aufgaben. Mit Antritt ihrer Aktivenlaufbahn endete für die Veranlagten stets die Emmendingen-Zeit. „Wir wollen trotzdem auf Jugendspieler setzen“, erklärt Mädler die Vereinsphilosophie. Unisono nennen Saggiomo und Mädler Verbandsligist Bötzingen als Negativbeispiel. Jahrelang verpflichtete man dort teuere Fußballer, dieses Jahr musste der Verein nach der Hinrunde aufgrund mangelnder Spieler jüngst zurückziehen. „Wir müssen mehr als nur finanzielle Aspekte bieten“, findet Saggiomo. Beständigkeit suchte man trotz des klaren Plans lange Zeit vergeblich beim Club an der Elz. Nach Jahren des Fahrstuhldaseins kickt die erste Mannschaft seit 2012 in der Landesliga. Zwei FOTO: SEEGER Jahre lang waren man im Niemandsland der Tabelle. 2014 wurde der FCE Siebter, ein Jahr später Neunter. Die Verantwortlichen suchten nach neuen Impulsen und holten 2015 mit Saggiomo einen ehemaligen Topspieler aus der Region, der damals die A-Junioren des ambitionierten Freiburger FC trainierte. Neue Impulse brachte Saggiomo zuhauf, vorerst aber nicht den Erfolg. „Das war ein schwieriges Jahr“, erinnert sich Mädler heute, anderthalb Jahre später. Haarscharf gelang Emmendingen im Frühsommer der Klassenerhalt. Der Vorstand ließ sich nicht beirren, bereits mitten im Abstiegskampf verkündete der FCE die Verlängerung mit Saggiomo und seinem Co-Trainer Tobias Heckhausen. Obwohl auch Renzo Düringer für eine Bank arbeitet, hat er frei. Erst morgen, wenn seine erste Mannschaft in Herbolzheim antritt, muss er wieder bei seinem Arbeitgeber in der Landeshauptstadt anrücken. Düringer kommt vom Joggen – Abarbeiten des Weihnachtsspecks. An der Hinrunde allerdings hat er wenig abzuarbeiten. Emmendingen spielt stark wie lange nicht. Nach 18 von 30 Spielen steht der FCE auf Rang vier. „Es läuft gut“, findet der erste Vorsitzende des 500 Mitglieder starken Vereins. Lediglich Ende September stotterten die Rotoren des Emmendinger Höhenflugs. Da holte die Saggiomo-Truppe aus vier Spielen nur einen Punkt. „Einziges Manko ist unsere Heimschwäche“, findet Düringer. Zu Hause holte sich die Emmendinger drei ihrer vier Niederlagen ab. – Göbel als Stürmer – Woher aber kommt das Emmendinger Hoch? „Eigentlich hatten wir vor der Saison drei Schlüsselspieler verloren“, sagt Düringer. Torhüter Sven Lissek zog es in die Regionalliga nach Neustrelitz, Abdou Jagne und Marvin Frommer zum Verbandsligisten Solvay Freiburg. Endlich einmal aber konnte der Verein auch eigene Jugendspieler halten. Mit den Defensivakteuren Eric Schmidt, Julius Faßbinder und Dardan Jashari sowie den Mittelfeldspieler Marco Anlicker und Stürmer Niklas Holderer beorderten die Verantwortlichen fünf Stammspieler der Oberligajunioren ins Landesligateam. „Anlicker, Holderer und Schmidt haben sich zu Stammspielern entwickelt“, freut sich Mädler. Ergänzt wurden die jungen Wilden durch die verbandsligaerfahrenen Marco Preuß und Tobias Göbel. Berufsschullehrer Göbel war bei Bötzingen, Solvay und Hausen jahrelang Innenverteidiger. Saggiomo beorderte den Abwehrkracher in den Sturm, wo er sechs Treffer markierte. „Das ist aufgegangen“, findet Saggiomo. Trotz dem starken vierten Platz laufen die Arbeiten im Hintergrund auf Hochtouren. „Wir wollen wieder eine zweite Mannschaft melden“, verspricht der Vorsitzende. Die Vereinsgebäude sind im vergangenen Jahr saniert worden. Eine Brauerei ersetzte den scheidenden Vorgänger, ebenfalls ein Bierhersteller, als Hauptsponsor. Der Verein erwirtschaftet schwarze Zahlen. „Der FC Emmendingen ist mehr als seine erste Mannschaft“, versichern Düringer und Mädler unabhängig voneinander. „Auch die gesellschaftliche Verantwortung ist uns wichtig“, sagt Düringer. In der Jugend betreut der Verein über 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. „Die erste Mannschaft ist natürlich das Aushängeschild“, weiß Mädler. Auch daher laufen mit den A-Junioren bereits die Gespräche für die kommende Saison. „Das ist ein Vabanquespiel“, erklärt Saggiomo „Je besser die Jugendspieler auftreten, desto mehr Angebote bekommen sie.“ Die talentierten Jungkicker in Emmendingen zu halten, bleibt weiterhin die größte Herausforderung. 2016 ist das dem Landesligisten gut gelungen. Und während für Marcus Mädler die Mittagspause zu Ende geht, Renzo Düringer sich nach der heißen Dusche sehnt und bei Dino Saggiomo die Kinder rufen, sind sie sich doch alle einig, die drei Macher des Emmendinger Erfolgs: 2017 darf da ähnlich werden. Ein „Wunderkind“ für RB Leipzig? Schon in der Winterpause könnte das französische Talent DAYOT UPAMECANO von Salzburg zum Bundesliga-Aufsteiger wechseln Dayot Upamecano gewann mit Frankreichs Junioren 2015 die EM, auf der UEFA-Homepage wurde er in der Rubrik „Europas Wunderkinder“ vorgestellt. Clubs wie Manchester United oder Juventus Turin wollten ihn schon vor anderthalb Jahren verpflichten. Upamecano ist sicher das, was in vielerlei Hinsicht als großes Talent bezeichnet wird. Innenverteidiger, 1,85 Meter groß, 83 Kilogramm schwer, seine Spielweise wird als dynamisch und aggressiv beschrieben. Wie gemacht für RB Leipzig, könnte man denken. Seit Wochen wird über einen Wechsel des Abwehrspielers zum Sensations-Aufsteiger der Fußball-Bundesliga spekuliert. Was nicht völlig verwundert: Damals, als sich Upamecano gegen deutlich renommiertere Vereine bei seinem Weggang Dynamisch und aggressiv: Dayot Upamecano. vom FC Valenciennes in der französischen zweiten Liga entschied, war der jetzige Leipziger RB-Sportdirektor Ralf Rangnick involviert. Denn der Nachwuchsspieler heuerte beim FC Red Bull Salzburg an, und Rangnick war damals auch dort Sportdirektor. – In Salzburg „geparkt“ – FOTO: DPA „Ich habe zu der Zeit viel mit meinem Anwalt, mit meiner Mutter und meinem Vater überlegt. Das vorrangige Ziel war es zu spielen“, erklärte Upamecano unlängst in einem Interview des Fachmagazins France Football. In 15 der bisher 20 Meisterschaftsspiele von Meister Salzburg kam er zum Einsatz. Wenn er direkt zu einem großen Verein gewechselt wäre, hätte er nicht so oft gespielt, vermutete Upamecano, der gleich bei seinem Debüt in der österreichischen Bundesliga im März dieses Jahres mit über 70 Prozent gewonnener Zweikämpfe überzeugte. Nach eigener Aussage ist sein Vertrag in Salzburg bis 2018 gültig. Erst recht für einen möglichen Wechsel von einem zum anderen RB-Verein dürfte das aber kein Hindernis sein. Er wäre ja auch nicht der erste, der von der Mozart- in die Bachstadt wechselt. Erst im Sommer waren Naby Keita und dann Verteidiger-Kollege Bernardo genau diesen Weg gegangenen. Ein weiterer Spieler in der Abwehr mit Einsatzmöglichkeit auch im defensiven Mittelfeld würde Leipzigs RB-Trainer Ralph Hasenhüttl mehr Möglichkeiten geben. In der ersten Saisonhälfte war er immer wieder gezwungen zu improvisieren, nachdem sich zunächst Lukas Klostermann das Kreuzband gerissen und dann auch noch Bernardo am Knie verletzt hatte. Die Leipziger Verantwortlichen machten ihre Strategie deutlich. „Es wird sicher nicht passieren, dass wir gezielt Spieler von auswärts holen, nur damit wir zwei mehr im Kader haben. Ich will aber nicht ausschließen, dass wenn ein Spieler in der Winterpause auf dem Transfermarkt schon zu haben wäre, den wir im Sommer sowieso gerne hätten, dass wir ihn dann nicht auch holen“, so Rangnick. Allerdings könnte sich der Kader auch verändern, wenn Spieler den Verein verlassen. Der Amerikaner Terrence Boyd, der Grieche Kyriakos Papadopoulos, der Ungar Zsolt Kalmár sowie Rani Khedira und der im Sommer 2015 für acht Millionen Euro vom SV Werder Bremen zur RBL gewechselte Davie Selke sind in DPA Leipzig nicht glücklich. Hier könnte Ihre Anzeige stehen! Weitere INFORMATIONEN unter Tel. 07761/9219-0 Der Sonntag Kultur Kaffeestunde im Hotel Das Kaminfeuer flackert, köstlich duftet der Milchrahmstrudel nach dem Rezeptvon Hermine Bareiss: Es ist Kaffeestunde im Hotel SchwarzSEITE 13 matt in Badenweiler. 1.Januar2017 LESESTOFF JOHNNY CASH – DIE BIOGRAFIE F Ein Jahr, das happy, friedlich und bunt daherkam: „Blumenkinder“ auf einer Wiese in San Francisco 1967. Ein Geist, der noch lebt Alles so schön bunt damals: 2017 ist der 50. Jahrestag eines wilden Popjahres zu feiern: 1967 Die Zeiten mögen härter werden, auch unübersichtlicher. Ein bisschen was zu feiern gibt es doch. Das für die Popmusik fantastische Jahr 1967 jährt sich zum 50. Mal. Damals debütierte David Bowie, damals veröffentlichten The Beatles ihr bestes Album. Ein paar Musikstile sowie der Beruf „Gitarrengott“ wurden auch erfunden. PASCAL CAMES Ein lässiger Typ kommt auf die Bühne, fackelt ein Rockfeuerwerk ab und zum Schluss auch die Gitarre. Aus lauter Verzerrung wird Musik. Auf der anderen Seite des Atlantiks nölt eine Band Songs von Sadomaso, Strichern und Heroin. In England haben sich derweilvier Typen im Studio verkrochen, experimentieren mit Sounds und Aufnahmetechniken, dirigieren ein Orchester, schreiben großartige Songs und – alle sagen es – erarbeiten sich das beste Album der Musik überhaupt. Wir schreiben 1967, der schwarze Jimi Hendrix wird ein Superstar der Weißen, Velvet Underground „erfinden“ Noise und The Beatles sind mit „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ auf dem Zenit ihres Schaffens. Wenn es einen Big Bang des Pop gab, dann damals. Der Musikjournalist Ernst Hofacker (Ex-Musikexpress, ExRolling Stone) schreibt in seinem gerade erschienenen Buch „1967 – Als Pop unsere Welt für immer veränderte“ von einem „Urknall des Pop“. So viel „Change“ sei bis dahin noch nie gewesen, meint Hofacker, Jahrgang 1959, zu wissen. Was war los? Schon 1965/66 war dank Beatles, Rolling Stones, Beach Boys, Byrds und anderen mehr als nur „Yeah! Yeah! Yeah!“. In San Francisco entstand die Ein Schwarzer wird zu einem Superstar der Weißen: „Gitarrengott“ Jimi FOTO: DPA Hendrix. Hippie-Kultur, junge Menschen mit langen Haaren trafen sich in Parks, spielten Gitarre, rauchten Gras und schluckten LSD. Sie träumten in Farbe von einer friedlichen und besseren Welt. Für einen Moment pfiff der American Way of Life auf die Dollars. The Beatles als wohl immer noch größte und wichtigste Band der Pop-Geschichte sind als der Fixpunkt in dieser Geschichte zu sehen. Angetrieben von Konkurrenz (Beach Boys) und eigener Hybris (Paul McCartney) und beflügelt von Gras gingen die Fab Four ins Studio und bastelten ihr Meisterwerk. McCartney ließ sich von abenteuerlichen Bandnamen wie Big Brother and the Holding Company zu Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band inspirieren, eine von „love, peace & understanding“ angetriebene Army of Love in bunten Fantasie-Uniformen zierte das Albumcover. Auch andere Musiker waren so frei. Pink Floyd probierten LSD und Lightshow und wurden zu den Vätern des Prog-Rock, Bob Dylan und The Band spielten uralte Songs und erfanden Americana. 1967 hing irgendwie alles mit allem zusammen. Nur zwei „Worte sind zu Labels geworden, Ideale zu Slogans und Kunst zur Werbung“, zitiert er aus der ersten Ausgabe des Rolling Stone, auch ein Kind von 1967. Mit ein Grund für das außergewöhnliche Standing von 1967 sind nicht nur technische Neuerungen, die Schallplatte als anerkanntes Leitmedium, neue Musik und neue Stars, sondern auch dass dieses Jahr happy, friedlich und bunt daherkam. Danach wurde es konfrontativer: In Kalifornien regierte mit Ronald Reagan ein erzkonservativer ExSchauspieler, die Hoffnungen für ein friedliches Miteinander, Martin Luther King jr. und Robert „Bobby“ Kennedy wurden 1968 ermordet. Alle Blumen der Freiheit, egal ob im Osten oder im Westen, wurden abrasiert respektive kommerzialisiert. Was bleibt vom Sommer der Liebe? Die Musikstile, die damals „erfunden“ wurden, gibt es heute noch. Ja wie bei einer irrwitzig rasanten Zellteilung hat man längst den Überblick verloren, was wo auf der Welt gerade gespielt wird. Es scheint aber, dass einiges von 1967 sich aufzulösen beginnt. Die Gitarre ist nicht mehr ganz so das bestimmende Instrument der Rockmusik, das Album wird von Downloads und Streaming abgelöst. Festivals erscheinen da noch wie Inseln des peace, love & understanding, sind aber zum Eldorado des Kapitalismus verkommen. 1967 dauert dennoch immer noch an. Ernst Hofacker etwa verweist auf Retro-Trends und Musicals, in denen die klassische Popmusik alter Tage fortlebt. Den Geist von 1967, „die Welt besser machen“, hält er für zeitlos aktuell, auch wenn manche das für „Blödsinn“ und „uncool“ halten. Die Sehnsucht bleibt. Tage nach der Veröffentlichung von „Sgt. Peppers“ spielte Jimi Hendrix schon den Titelsong live nach. Auf dem MontereyFestival wurde der Moog-Synthesizer vorgestellt, ohne den Prog-Rock nicht möglich gewesen wäre. Durch Monterey wurden die schwarzen Otis Redding und Jimi Hendrix auch bei weißen Amerikanern Stars. Dank Hendrix wissen wir auch, was ein „Gitarrengott“ ist, dank Eric Clapton und Cream wissen wir, was man für ein „Powertrio“ braucht, nämlich Gitarre, Bass, Schlagzeug. Ernst Hofacker blickt in seinem Buch noch ein bisschen tiefer und hat bei seinen Recherchen noch ein paar Dinge mehr ausgegraben. So gab es vor dem legendären Monterey-Pop-Festival vom 16. bis 18. Juni 1967 noch ein anderes Festival, das KRFC Fantasy Fair und Magic Mountain Festival nördlich von San Francisco, das fast genauso gut besetzt war. Warum ist das eine als weltbekannter Vorläufer von Woodstock bekannt geworden und das andere in Vergessenheit geraten? Die Antwort: Das eine > ERNST HOFACKER, 1967 – Als wurde gefilmt, das andere nicht. Pop unsere Welt für immer verän„Hast du keinen Film, hast du derte, 272 Seiten, Reclam, 34,95 kein Ereignis“, sagt Hofacker. Euro. Die Stimme Amerikas ür die Country Musik ist der 2003 verstorbene Johnny Cash eine Mount-Rushmore-Figur: überlebensgroß, symbolträchtig, wegweisend. Endlich ist nun die bedeutendste Biografie über Johnny Cash in deutscher Sprache erschienen. Deren Verfasser Robert Hilburn kannte Cash so gut wie nur ganz wenige. Er war der einzige Musikjournalist, der Cashs legendäres Folsom-Prison-Konzert vor Ort mitverfolgen durfte, und er war der letzte, der Cash und seine Frau June kurzvor ihrem Tod interviewte. Entstanden ist ein Meisterwerk von fast 850 Seiten, bei dem man in jedem Kapitel Hilburns bemerkenswerte Nähe zu dem Musiker spürt (Übersetzung von Henning Dedekind und Werner Roller). Alle Höhen und Tiefen dieses ungewöhnlichen Lebens werden eingefangen und eingeordnet. Ein Leben zwischen Licht und Schatten, Schmerz und Glück, Drogensumpf und religiöser Erleuchtung. Wohltuend ist dabei, dass Hilburn niemals sensationsheischend schreibt, sondern einfühlsam informiert und hochkarätige Weggefährten zu Wort kommen lässt. Viele Episoden dieses Achterbahnlebens berühren zutiefst, angefangen bei Cashs tragischer Kindheit in ärmlichen Verhältnissen, dessen Ereignisse – insbesondere als er als Zwölfjähriger miterlebte, wie sein Bruder Jack von einer Kreissäge tödlich verletzt wurde – er nie überwand. Später: Erst kometenhafter Aufstieg, dann Tabletten- und Alko- holsucht und Entziehungskuren. Mit einem Mal Musiker von gestern, der nicht mehr recht auf die Spur finden wollte – bis zu seiner künstlerischen Wiederauferstehung Mitte der 90er: Die mit Produzent Rick Rubin entstandenen Alben machten Cash nicht nur wieder zu einem relevanten Künstler und erschlossen ihm eine neue Generation, sondern zementierten auch sein musikalisches Vermächtnis. Zu dieser Zeit lebte der von vielen Krankheiten gepeinigte Cash schon als Schmerzensmann, dessen körperlichem Verfall jeder zusehen und hören konnte. Es ist Hilburns vielleicht beeindruckendstes Kapitel. Cash durchlitt zum Schluss Höllenqualen, aber er war noch nicht fertig und kämpfte sich zurück ins Studio. Rick Rubin und Jesus spielten dabei beide eine große Rolle. Nach dem Lesen der letzten Kapitel sieht man das ohnehin bewegende Video zu „Hurt“ nochmals mit anderen Augen. Nach den 850 Seiten wird klar, wie sehr Amerika einen wie Cash brauchen könnte. Er verband nicht nur die Generationen, sondern auch die politischen Lager. Wie kein anderer nahm er eine gesellschaftspolitische Vermittlerrolle ein. Er besang nicht nur Amerika, er war die Stimme Amerikas. Hilburns tiefschürfende Biografie zeigt uns den ganzen Cash. Monumental. Düster. Hoffnungsvoll. SVEN MEYER > ROBERT HILBURN, „Johnny Cash. Die Biografie“, Berlin Verlag, 34 Euro. KURZ GEFASST MUSICAL Aschenputtel kommt nach Schopfheim Die Geschichte gilt als Klassiker: Trotz aller Widrigkeiten am Hofe ihrer bösen Stiefmutter lässt sich das brave Aschenputtel nicht unterkriegen. Eines Tages begegnet sie ihrem Traumprinzen und das Abenteuer des tapferen Mädchens nimmt seinen Lauf… Das Theater Liberi präsentiert den Stoff als märchenhaftes Musical am Montag, 2. Januar, um 16 Uhr in der Stadthalle in Schopfheim. Tickets zum vergünstigten Vorverkaufspreis von 20, 18 oder 15 Euro für Erwachsene und 18, 16 oder 13 Euro für Kinder von 3 bis 14 Jahren sind noch bis einschließlich Sonntag bei allen bekannten Vorverkaufsstellen zu erwerben. Kurzentschlossene bekommen am Montag ab 15 Uhr Karten an der Tageskasse, dann kosten die Karten 22, 20 oder 17 Euro (Erwachsene) und 20, 18 oder 15 Euro (Kinder). Weitere Infos auf DS www.theater-liberi.de GLORIA-THEATER „Willkommen bei den Hartmanns“ Nach der Aufnahme des Flüchtlings Diallo (Eric Kabongo) kommt es bei Familie Hartmann zu allerhand Turbulenzen, Missverständnissen und Wirrungen. Die Komödie gehört mit 2,5 Millionen Besuchern zu den meistbesuchten Kinofilmen von 2016 und wartet mit Starbesetzung auf: Elyas M’Barek („Fack Ju Göhte“) spielt neben Senta Berger, Heiner Lauterbach, Florian David Fitz und Uwe Ochsenknecht. Der Film läuft am Mittwoch, 4. Januar, DS um 20 Uhr im Gloria-Theater in Bad Säckingen. 12 KULTUR IN DER REGION Der Sonntag · 1. Januar 2017 Verführer, Rocker, Reformatoren Eine kleine Vorschau auf das KULTURJAHR 2017 im Dreiländereck und am Hochrhein Ist vom Weihnachtsgeld noch etwas übrig? Dann können Sie schon einmal vorplanen und Karten reservieren, denn das Jahr 2017 hat kulturell eine Menge zu bieten. RENÉ ZIPPERLEN Spannende Begegnungen gibt es 2017 etwa bei POP, ROCK, JAZZ & CO. Der größte Star, dessen Auftritt 2017 im Dreiländereck schon feststeht, ist wohl der Brite STING, der am 31. Juli auf der Foire aux Vins in Colmar spielt, wo außerdem die US-Legenden der PIXIES (2. August) und der französische Altstar RENAUD (30. Juli) erwartet werden. Bereits verkündet sind auch schon die ersten großen Namen für das Lörracher Stimmen-Festival vom 6. bis 30. Juli: ZZ TOP spielen am 21. Juli auf dem Marktplatz, die Deutsch-Rapper BEGINNER kommen am 23. Juli und die Americana-Altstars von LAMBCHOP am 30. Juli. IndieFans können sich auch das BETWEEN-THE-BEATS-Festival im Burghof und Alten Wasserwerk am 7. und 8. April vormerken. Mit vollem Terminkalender lockt das Gloria Theater in Bad Säckingen. Ein paar Beispiele: Am 24. Januar gastiert mit ABBA-GOLD eine Tribute-Band der berühmten schwedischen Popgruppe, am 9. Februar legt die A capella Formation MAYBEPOP eine Show auf die Bühne. Am 21. April ist der erste von drei aufeinanderfolgenden Tagen, an denen DADDY COOL – DAS BONEY M MUSIAL im Gloria gastiert. Im Oktober feiert dann mit HAPPY LANDING die Musical-Eigenproduktion des Glorias Premiere. Und Freiburg? Am 14. Januar kommen die HipHopper K.I.Z., die Schweizer Hardrocker GOTTHARD am 19. Februar, ANNETT LOUISAN am 13. März, REINHARD MEY am 13. Oktober. Größter Act ist aber wohl UDO LINDENBERG, der am 14. Juni „Keine Panik“ an der Freiburger Messe verspricht. Jazzfreunde kommen wie immer in den feinen Konzerten des Lörracher Jazztone auf ihre Kosten, wo zum Beispiel am 10. März der Flügelhornist und Trompeter HERBERT JOOS auftritt (JazzEhrenpreis Baden-Württemberg 2016). Eine Woche später kommt der US-Saxophonist DON MENZA. Eine Stufe größer sind die Acts, die beim JAZZFESTIVAL BASEL (24. April bis 18. Mai) erwartet werden. Da kommen zum Beispiel CHICK COREA mit neuem Trio (28. April), RALPH TOW- NER (12. Mai) oder MARTIN TINGVALL (25. April – er spielt schon zwei Tage vorher solo auch in St. Agathen, Schopfheim-Fahrnau). Schon davor kommen RON CARTER und Richard Galliano (13. März) und ROBERTO FONSECA (19. März). Es lohnt ein Blick nach Dogern, wenn am 1. April mit einem exklusiven Konzert der Londoner Band Joni’s Soul die Reihe JAZZ AM HOCHRHEIN des Kulturamts des Landkreises Waldshut das Lebenswerk der Ausnahmekünstlerin Joni Mitchell ehrt. KLASSIK & KULTURTAGE Reichlich Klassik gibt es am Hochrhein. So geht es in Wehr am 8. Januar wieder mit dem Neujahrsklavierkonzert des Pianisten Georgi Mundrov los, dessen Konzert dieses Mal den Titel ALLE TASTEN IM SCHRANK trägt. Die Klassik zieht sich in Wehr durch das ganze Frühjahr. Die Kulturkooperation mit der Stadt Schopfheim bringt drei SCHLOSSKONZERTE (15. Januar, 12. März, 7. Mai) in die Stadthalle. Am 5. Mai wird es klassisch auch beim KAMMERMUSIKABEND im Kursaal Bad Säckingen, wenn der Cellist Leonard Elschenbroich Stargast des Abends ist, den das Hungarian Chamber Orchestra komplettiert. In Laufenburg stehen vor allem die KULTURTAGE zwischen dem 29. Juli und dem 12. August als fester Termin im Kalender. Diese Tage unter dem Motto „Fließende Grenzen“ stehen seit dem Jahr 2000 für Konzerte, Theater, Kunstausstellungen, Kabarett, Jazz, Tango und Kultur für Kinder. Die Acts für 2017 sind noch nicht bekannt. Ein weiterer Termin im Kulturkalender ist es aber: Am 9. September steigt die Laufenburger KULTURNACHT. THEATER & BÜHNE Gleich im Januar wartet das Mozart persönlich kommt zwar nicht nach Basel, dafür seine Oper Theater Basel mit einem Klassi„Don Giovanni“ – Weltstar Sting hat sich derweil für den Sommer in ker der Oper auf: Mozarts DON FOTOS: DPA GIOVANNI unter der Regie von Colmar angekündigt. Ein Höhepunkt gleich zu Jahresbeginn verspricht die große Monet-Ausstellung in der Fondation Beyeler in FOTO: RMN-GRAND PALAIS (MUSÉE D'ORSAY)/HERVÉ LEWANDOWSKI (ZVG) Riehen zu werden. Richard Jones (ab 27. Januar). Zwei zeitgenössische Werke stehen mit Iannis Xenakis’ ORESTEIA nach Aischylos (Regie: Calixto Bieito, 24. März) und Philipp Glass’ Minimal-Klassiker SATYAGRAHA (28. April) auf dem Plan. Gegen Saisonende bringen dann Andrea Marcon und Lydia Steier Händels ALCINA auf die Bühne (10. Juni). Großes Ballett zeigt Johan Inger ab dem 18. Mai mit PEER GYNT (natürlich auch mit der Musik von Edvard Grieg). Auf der Theaterbühne geht es gleich am 19. Januar in die Hölle, wenn Thom Luz Dantes INFERNO bearbeitet. Am 23. Februar läuft die Geburt einer Nation aus dem Geiste eines Schwaben: Schillers WILHELM TELL. Theater-Star Ewald Palmetshofer bringt mit den UNVERHEIRATETEN ein neues Stück (23. März); zu einer ganzen Theaterserie auf humanistischen Spuren im öffentlichen Raum ist im April Aufbruch: ERASMUS von Basel. Bea von Malchus klärt im Lörracher Nellie Nashorn über die SIEBEN TODSÜNDEN auf (15. Januar). Im Gloria-Theater Bad Säckingen ist am 8. März MATHIAS RICHLING zu Gast. sagen, dass 2017 reich an Höhepunkten sein wird. Das beginnt bereits am 22. Januar mit CLAUDE MONET. Die Fondation Beyeler in Riehen verspricht ein „Fest des Lichts und der Farben“ (bis 28. Mai). Am 28. Mai geht es in das Studio des großen Fotografen WOLFGANG TILLMANNS (bis 1. Oktober), und der Herbst gehört PAUL KLEE (1. Oktober bis 21. Januar 2018). Im Kunstmuseum Basel beginnt das Jahr am 15. Januar mit ¡HOLA PRADO!, der Gegenausstellung zum Madrider Exil, zu der Werke von Velázquez, Tizian oder Goya eintreffen. Filme und Videotapes von RICHARD SERRA stehen ab dem 20. Mai im Zentrum (bis 15. Oktober), dem „verborgenen CÉZANNE“ widmet sich das Haus vom 10. Juni bis 24. September. Dann stehen auch die „Jahre des Durchbruchs 19111919“ von MARC CHAGALL an (16. September bis 21. Januar). Den „kosmischen Kommunismus“ des OTTO FREUNDLICH untersuchen die Basler vom 10. Juni bis 10. September, und am 7. Oktober beginnt die Schau WEIBSBILDER zu „Eros, Macht, Moral und Tod um 1500“ (bis 7. Januar 2018). AUSSTELLUNGEN Im Vitra Design Museum erDie Kunst blickt traditionsge- öffnet am 14. Januar eine Schau BRUTAmäß am weitesten ins Jahr vor- zur umstrittenen aus, und so lässt sich jetzt schon LIST-Bewegung im Nachkriegs- WENN STERNE REDEN KÖNNTEN Sportstätte Liebe: Setzen Sie nicht für ein Abenteuer Ihre Partnerschaft aufs Spiel. Beruf: Gegen die Trägheit in der Firma helfen jetzt neue Impulse. Allgemein: Auch für dringende Angelegenheiten finden Sie Lösungen. STIER Liebe: Ihre Aufmerksamkeit kommt an und stößt garantiert auf Gegenliebe. Beruf: Sie werden aktiv und bekommen die Chance, sich zu beweisen. Allgemein: Halten Sie sich zurzeit nicht nur an schnelle Erfolge. ZWILLINGE Liebe: Sie entdecken immer wieder völlig neue Facetten an Ihrem Partner. Beruf: Achten Sie vermehrt auf die Gestik und Mimik Ihres Kollegen. Allgemein: Es zeigt sich, dass Ihre Strategie genau richtig ist. KREBS Liebe: Sich klar und verbindlich auszudrücken, fällt Ihnen jetzt leicht. Beruf: In stressigen Momenten müssen Sie einen kühlen Kopf bewahren. Allgemein: Eine Kontosanierung wird erfolgreich abgeschlossen. LÖWE Liebe: Anhänger dervergnüglichen Lebensart kommen ganz auf ihre Kosten. Beruf: Sie geben vielen das Gefühl, von Ihnen bevormundet zu werden. Allgemein: Ein Projekt nicht mit blindem Ehrgeiz vorantreiben. JUNGFRAU Liebe: Verwechseln Sie Ihre innere Unruhe nicht mit wilder Leidenschaft. Beruf: Alles geht Ihnen leicht von der Hand und Sie ernten viel Lob. Allgemein: Geben Sie nicht auf, wenn Sie sich im Recht fühlen. WAAGE Liebe: Ruhig einmal nachgeben und auf die Wünsche des Partners eingehen. Beruf: Ihr Einsatz wird belohnt und zieht weitere Erfolge nach sich. Allgemein: Bald schon dürften sich Missverständnisse auflösen. chines. Schattenboxen kurz: Alphabet Gaststätteninhaber strecken, spannen Schmet- Dateiendung terTextlingsart für dateien SCHÜTZE Liebe: Sympathie ist keine Kopfsache, sondern eine Herzensangelegenheit! Beruf: Es besteht augenblicklich die Gefahr, sich zu überanstrengen. Allgemein: Die finanzielle Situation wird leider angespannter. STEINBOCK Liebe: Lassen Sie Ihren Charme spielen und nicht Ihren kritischen Geist. Beruf: Folgen Sie bei Ihren Entscheidungen Ihrem Gerechtigkeitssinn. Allgemein: Ihre Finanzlage muss sorgfältiger überdacht werden. kastrierter Masthahn Mahlzeit flüchtig überprüfen ugs.: nicht lässig FISCHE Liebe: Sie wissen genau, wann sich Ihr Charme am besten einsetzen lässt. Beruf: Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um Verträge abzuschließen. Allgemein: Mars könnte Sie zu voreiligen Reaktionen verleiten. Zeichen für Zinn (Stannum) feste Ummantelung 7 eine Melodie ertönen lassen abweichend Milieu mit best. Lebensformen männl. Nachkomme best. Artikel (4. Fall) Teil des Fußes Fluss durch Innsbruck Babyspeise ausgesucht, exquisit ungefähr 3 Westeuropäerin 5 6 7 8 aufwärts 9 zustegern gesehen hender Nachlass Fahrgast fast 1 Freund von Harry Potter (Vorname) 4 Tierprodukt Leben, Existenz 6 persönl. Fürwort, 1. Person Singular 8 chines. Frucht m. rauer Schale 5 4 unnachgiebig frühere russ. Raumstation alter Name Thailands von Wasser umgebenes Land 2 span.: Rotwein (Kurzw.) 11 Unterarmknochen längliche Vertiefung 3 1 könnte Ihr idealer Werbeplatz sein – attraktiv und mit hohem Aufmerksamkeitswert. Sie erreichen uns unter Telefon 0 77 61/9 21 90. Wir beraten Sie gerne! Der Sonntag Nachtvogel Seemannsbekleidung Kriechtierunterordnung Bauern- Zeichen hof in für den USA Lutetium Kf.: Tennisbund US-Autor † (E. Allan) kurz für: an das Kfz-Z. Kolumbien ein Mineral Dieser Platz... 10 WASSERMANN Liebe: Aufgepasst! Ohne gegenseitiges Vertrauen geht absolut gar nichts. Beruf: Gute Einfälle gilt es, auch geschickt an den Mann zu bringen. Allgemein: Ein Angebot besser von allen Seiten gut beleuchten. zerte gibt es Karten auf www.bz-ticket.de. Das Theater Basel informiert auf www.theater-basel.ch. Mixgetränk mit Ei span.: Dorf Schwertwal Wort des Einwandes unterer Gesichtsteil Zeichen veredelte für SteinNatrium kohle obenauf (engl., 2 Wörter) 2 SKORPION Liebe: Wer sich die Freude durch Misstrauen verdirbt, ist selbst schuld. Beruf: Endlich können Sie in Ihrer Freizeit das tun, was Sie wollen. Allgemein: Eventuell steht ein unvermutetes Wiedersehen bevor. > TICKETS: Für die meisten Kon- KREUZWORTRÄTSEL IHR HOROSKOP VOM 1. BIS 7. JANUAR WIDDER großbritannien (bis 16. April). HELLO ROBOT widmet sich vom 11. Februar bis 14. Mai „Design zwischen Mensch und Maschine“. TOGETHER! untersucht die „Neue Architektur der Gemeinschaft“ (3. Juni bis 10. September), und ab 30. September geht es um die wohl wichtigsten Designer der Vitra-Sammlung, in der „Welt von Charles und Ray EAMES“. Das Lörracher Dreiländermuseum hat 2017 viel vor. Höhepunkt wird ab 7. Oktober die große Ausstellung „500 Jahre REFORMATION AM OBERRHEIN“ (bis Ende Februar 2018). Die Ausstellung „Mädchen, geh in die Schweiz und mach dein Glück“ ist Teil eines größeren Programms mit Ausstellungen zu Migration und Arbeit in der Region. Lörrach widmet sich dabei den südbadischen HAUSANGESTELLTEN in Basel, ihren Arbeitsund Lebenswelten (28. April bis 1. Oktober). Am 2. April kommt es im Kursaal Bad Säckingen unter dem Motto BAD SÄCKINGER STADTGESCHICHTEN zur dritten Auflage einer Multimedia-Show über die Trompeterstadt. ® vorher, früher 9 10 11 s1813-0892 Lösung vom vergangenen Sonntag: ZUGNUMMER DREI GÄNGE 13 Der Sonntag · 1. Januar 2017 Strudel am Kamin ÜBERM TELLERRAND BLACK FOREST GINGER Fruchtig und scharf Kaffeestunde im Hotel SCHWARZMATT in Badenweiler mit Rezepten von Hermine Bareiss S In einen Sessel am Kamin fallen und bei einem Stück Kuchen nach Traditionsrezepten von Hermine Bareiss die Zeit vergessen: Das kann man in der gemütlichen Hotelhalle des Schwarzmatt in Badenweiler. Unbedingt probieren sollten Besucher den Milchrahmstrudel. KATJA RUSSHARDT In einer großen, gusseisernen Form steht er seit dreißig Jahren täglich zur Kaffeestunde frisch auf dem Buffet: Milchrahmstrudel nach dem Rezept von Großmutter Hermine Bareiss. Auch inmitten von verführerischer Konkurrenz wie Schwarzwälder Kirsch, Käse-Kirsch und ApfelStreusel lenkt das hauchzarte Gebäck die Blicke der Kaffeegäste auf sich. Man muss einfach, kann nicht anders, als ein Stück zu bestellen, das dann in Gesellschaft von warmer Vanillesauce und Kirschen an den Tisch gebracht wird. Der steht in der Landhauslounge im Relais & Châteaux Hotel Schwarzmatt in Badenweiler, einem 1973 erbauten Haus im Besitz der Familie Mast-Bareiss. Geschäftsführern Rona Mast ist eine Nichte des bekannten Hoteliers Hermann Bareiss in Baiersbronn im Nordschwarzwald, Hermine Bareiss ist ihre Großmutter. „Hermine war eine resolute Frau, die genau wusste, was sie wollte. Bei allem, was sie in Bewegung brachte, hatte sie ein glückliches Händchen“, erinnert sich Rona Mast und erzählt, dass ihre 1996 verstorbene Großmutter die Kuchen- und Tortenproduktion im Stammhaus in Baiersbronn nach eigenen Rezepten bis zuletzt wachsam im Auge behielt und, wenn nötig, die Dicke eines Mürbteigbodens oder „zu bollige Streusel“ tadelte. Exakt sein, beim Streuselmachen stets mit kalten Händen arbeiten – Hermines Anweisungen hat die Nichte verinnerlicht. Wer das Schwarzmatt am Wochenende besucht, bekommt sein Stück von der Chefin persönlich geschnitten, die dort regelmäßig Drei Generationen auf einem Bild: Geschäftsführerin Rona Mast (vorne links) mit ihrem Mann, dem Bad Bellinger Bürgermeister Karl-Eugen Engler (dahinter), Mutter Heidemarie Bareiss (rechts) und LebensgeFOTO: ZVG fährte Karl-Theodor Wagenpfeil sowie den Kindern Anna-Lena und Jakob. am Kuchenbuffet steht. Im DreiSterne-Restaurant ihres Onkels Hermann Bareiss in Baiersbronn folgt der hauseigene Patissier ebenfalls noch immer den bewährten Backanweisungen der berühmten Großmutter. In Badenweiler zieht es nicht nur Hotelgäste zur Kaffeestunde ab 14 Uhr in die mit gemütlichen Sesseln ausgestattete Hotelhalle, wo im Winter ein Kamin neben der Bar für behagliche Wärme sorgt: „Unsere Hotelhalle mit den großen Fenstern und Blick in den Garten war schon immer auch für Besucher von außen geöffnet. Wir haben viele Gäste aus der Region, aber auch solche, die weite Anfahrten haben und nur zum Kuchenessen und einen Spaziergang oder anschließenden Thermenbesuch aus Frankreich und der Schweiz kommen“, erklärt Rona Mast. In Hotelatmosphäre Kaffee zu trinken, sei eben etwas Besonderes. Ganz junge Pärchen seien unter den Gästen, Freundinnen, Familien, aber auch Ruhesuchende, die den Nachmittag am Kaffeetisch ungestört mit einem Buch verbringen wollen. In der Winterzeit bereitet das noch mehr Vergnügen, denn im bequemen Sessel kann man im Schwarzmatt wunderbar die Zeit vergessen und findet sich bei anbrechender Dunkelheit unterm künstlichen Sternenhimmel aus einer Vielzahl von kleinen Lampen an der Hallendecke wieder. Dann hat man hat die Wahl: nach Hause gehen, an der Bar noch einen Wein trinken oder ins Restaurant wechseln, in dem der junge Küchenchef Oliver Mewes das Zepter führt. Auch er ist ein Band zum Nordschwarzwälder Hotel des Onkels: Mewes hat im Drei-Sterne-Restaurant Bareiss bei Claus-Peter Lumpp gelernt und im Schwarzmatt eine kreative Küche etabliert, die neben französischen Elementen mediterran und regional ausgerichtet ist. Abends kann man die Schwarzmatt-Chefin und gelernte Hotel- und Restaurantfachfrau Rona Mast im Service sehen. > KAFFEESTUNDE im Relais & Châteaux Hotel Schwarzmatt der Familie Mast-Bareiss, Schwarzmattstraße 6a, Badenweiler-Therme, täglich von 14 bis 17.30 Uhr, am Wochenende empfiehlt sich eine Tischreservierung. Kontakt: www.schwarzmatt.de; Telefon 076 32/8 20 10. REZEPT MILCHRAHMSTRUDEL Für 8 Personen benötigt man ein bis zwei Packungen Strudelteig und die folgende Quarkmasse: 150 g Zucker mit 375 g flüssiger Butter und das Eigelb von 6 mittelgroßen Eiern schaumig schlagen. 1 500 g Quark, 450 g Sauerrahm, 150 g Mehl und 75 g Vanillezucker hinzufügen und unterrühren. Das Eiweiß von 6 mittelgroßen Eiern mit 50 g Zucker steifschlagen und unterheben. Zuletzt eine Handvoll Rosinen dazugeben. Eine Auflaufform mit drei Lagen Strudelteig auslegen, wobei der Teig nach jeder Lage mit etwas Butter eingepinselt wird. Dann die Quarkmasse auf den Teig geben und diesen wiederum mit drei Schichten, jeweils mit Butter bepinselten, Strudelteig abdecken. 60 Minuten bei 180 Grad Oberhitze und 240 Grad Unterhitze oder 200 Grad Umluft backen. Mit Vanillesauce und Kirschragout servieren. TJA charf riechen sie beide. Die „Black Forest Ginger Lemonade“ schmeckt fruchtigerfrischend, hat eine leichte Ingwernote und eine dezente Schärfe im Abgang. Viel herber, intensiver und entsprechend schärfer, so wie ein klassisches alkoholfreies IngwerBier, kommt der „Black Forest Ginger Intense“ daher. Ein besonderer Trinkgenuss sind sie alle beide – und eine Neuheit in ausgewählten Geschäften, Kneipen oder Restaurants in der Region. Auch wenn wieder einmal der Schwarzwald als Namensgeber herhalten muss, verzichten die Macher immerhin beim Design der Flaschen auf den Bollenhut (allerdings nicht auf der Homepage). Die Etiketten sind schlicht und elegant gehalten und werden von einer goldenen Axt dominiert. Diese steht für Schärfe und Waldarbeit, das Gold für den Ingwer. Der Ingwer beziehungsweise dessen Verarbeitung ist das Besondere am „Black Forest Ginger“, wie die beiden Frauen vom Kaiserstuhl betonen, die ihn 2014 kreiert haben, selbst aber anonym bleiben möchten. Über die Black Forest Ginger GmbH & Co. KG mit Sitz in Endingen vertreiben sie ihn bislang vor allem nach Asien, aber auch nach Österreich, in die Benelux-Länder und die Schweiz sowie zuletzt auch immer mehr an Kunden in Deutschland. Die biozertifizierten und qualitativ hochwertigen Knollen beziehen sie von einem Bauern aus Übersee, den sie kennen. Der Ingwer wird direkt ans Weingut Weber in Ettenheim geliefert, wo er auch gepresst wird und wo die beiden Frauen mit ihren Mitstreitern die Getränke selbst abfüllen. Neben dem frisch gepressten Saft verwenden sie Schwarzwälder Quellwasser, Bio-Limetten und Bio-Zucker. Auf Aromastoffe verzichten sie. Übrigens: Vor dem Öffnen sollte man die Flasche auf den Kopf stellen, da sich der Ingwer am Boden abSUSANNE MAERZ setzt. > BLACK FOREST GINGER gibt es zum Beispiel in Freiburg bei „Memories“ im Bursengang, in der Cocktailbar One Trick Pony, Oberlinden 8, und dem Irish Pub O’Kellys, Milchstraße 1, sowie in Merkles Restaurant in Endingen. Info: www.blackforestginger.com QUERBEET SCHAUINSLAND Notschrei lädt zum Wintersport Keine Schnee weit und breit, die Lifte stehen still … Im ganzen Schwarzwald? Nein: Am Notschrei auf dem Schauinsland liegen stellenweise bis zu 30 Zentimeter Schnee, das 85 Meter lange Förderband ist in Betrieb, Ski- und Snowboardkurse finden statt. „Wir haben vergleichsweise gute Schneebedingungen“, sagt der Leiter der dortigen Schneesportschule Schauinsland, Georg Rees: „Maschinelle Beschneiung aus mehreren Schneekanonen und Schneelanzen sowie die geschützte Lage machen die Hänge einzigartig schneesicher.“ Passend dazu erhielt das am 25. Dezember am Notschrei eröffnete Restaurant den Namen „Gletscher-Stube“. Kurse und Kontakt unter: www.schneesportDS schule-schauinsland.de In einem anderen Licht Ausflugstipp: Die Ausstellung DIE KERZE im Museum Frieder Burda in Baden-Baden widmet sich mit großer Kunst einem profanen Gegenstand Wie so oft werden Ausstellungen, die unter einem bestimmten Thema stehen, zur Schatzkiste für Kunstfreunde: Jeff Koons, Max Beckmann, Karin Kneffel und viele andere werden derzeit in Baden-Baden ausgestellt. „Die Kerze“ heißt die bunte, abwechslungsreiche Ausstellung, die einen altgedienten Gebrauchsgegenstand in einem anderen Licht erscheinen lässt. Dass Musiker und bildende Künstler eine einträgliche Verbindung eingehen, ist seit 1967 gängig. Damals malte Andy Warhol für die New Yorker Band The Velvet Underground eine Banane und dieses Bild wurde zur Ikone. Die New Yorker Noise-Rock Band Sonic Youth wählten für ihre Schallplatte „Daydream Nation“ (1988) ein Bild von Gerhard Richter. Ob nun der Baden-Badener Kunstmäzen und -Sammler Frieder Burda (Jahrgang 1936) gerne gitarrenlastige Rockmusik à la Sonic Youth hört, sei mal dahin gestellt, dass er ein „Fan“ von Gerhard Richter ist, weiß man. „Das Bild ’Kerze’ von Gerhard Richter gehört zu den Ikonen meiner Sammlung“, erklärte Frieder Burda im Vorfeld, es wurde zur Inspiration zu dieser Ausstellung, die perfekt in die dunkle Jahreszeit passt, wo zu jeder Gelegenheit eine Kerze angezündet wird. Durch den heimeligen Charakter, die Haptik, den schönen Schein sowie die Symbolik bleibt sie quasi alternativlos. Im Erdgeschoss des Museums, dort, wo die Bilder am meisten Raum bekommen, zeigt sich, wie sehr die Kerze in der Kunst eingeschlagen hat. Ein großes Bild zeigt einen knackigen Moment der Leidenschaft, im Vordergrund brennt eine Kerze, dahinter sind Mann und Frau beim Liebesspiel. Das Bild hat seinen Effekt durch das allzu Offensichtliche, das auch noch in den kräftigsten Farben gemalt ist. Im gleichen Raum stehen auch brennende Kerzen auf dem Boden. Was hat es damit auf sich? Die Installation „teleportiert“ stammt von Alicja Kwade, hier offene Fenster, man würde sie sofort schließen wollen, damit kein Lufthauch dieses gemalte Stillleben ausbläst. Solche Gegensätze und auch Ergänzungen finden sich häufig. Im Untergeschoss gibt es dann noch eine Installation („One Candle“, 1989) von Nam June Paik, dem Begründer der Video- und Medienkunst. Hier beleuchten grotesk große Lichtmaschinen eine Kerze und verändern dabei deren Licht. Nebenan läuft derweil eine kurzweilige Filmcollage rund um die Kerze. Grablichter als Wer hätte gedacht, dass ein bissheitere Pop-Art – chen Wachs mit einem brennenWie sehr es in dieser Schau aus- den Docht einmal so im Rameinander geht, wird durch die Fo- penlicht steht? PASCAL CAMES tografie von Thomas Demand (Tribute, 2011) deutlich. Die zahl- > DIE KERZE Ausstellung bis 29. reichen roten Grableuchten mit Januar im Museum Frieder Burda, Zetteln lassen auf einen trauri- Lichtentaler Allee 8b, Baden-Bagen Anlass schließen, trotzdem den. Öffnungszeiten: Dienstag bis wirkt das Bild wie heitere Pop- Sonntag 10 bis 18 Uhr, an allen FeiArt. Bei Gerhard Richters „Kerze“ ertagen geöffnet. Künstlerge(1982) lässt sich dagegen der Mo- spräch mit Karin Kneffel am Donment der Besinnlichkeit nicht nerstag, 19. Januar, 19 Uhr, Eintritt leugnen. Hätte dieses Museum 15 Euro. Zu den ausgestellten Künstlern muss man nicht viel erzählen, Pablo Picasso ist genauso darunter wie Max Beckmann. Von den deutschen Malerfürsten sind Markus Lüpertz, A. R. Penck, Georg Baselitz und Jörg Immendorff vertreten. Jeff Koons nimmt die Kerze für Kritik am sexualisierten Konsum. Die von Frieder Burda sehr geschätzte Karin Kneffel hat wie Gerhard Richter auch eine Serie zum Thema gemalt. – Eine Ikone: Gerhard Richters „Kerze“. spiegeln sich die Kerzen in den gegenüberliegenden Wänden. Spiegelungen gibt es häufig zu sehen, zum Beispiel, wenn der FOTO: MUSEUM FRIEDER BURDA Betrachter auf hochglänzende Fotografien schaut, und dabei sich, die anderen Besucher sowie die Kunstwerke gegenüber sieht. 14 ANZEIGEN Der Sonntag · 1. Januar 2017 STELLENANGEBOTE PEOPLE IN ACTION E+V · Schopfheim · Hauptstraße 48 · Tel. 07622-674290 · Altgold-Ankauf Wir suchen per sofort eine/n Augenoptiker/in in Teil- oder Vollzeit. Schriftliche Bewerbung mit Lichtbild gerne nach 79650 Schopfheim, Hauptstr. 48 oder per E-Mail an: [email protected] Mit einem breiten Spektrum an Beratungs- und Bildungsleistungen unterstützen wir unsere Mitglieder und setzen uns als moderne Selbstverwaltung für die Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen für unsere Handwerksbetriebe ein. 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Ich bedauere es sehr, dass unsere Regierungen zu feige ist um Dir Asyl zu gewähren. Axel Mayer, Kreisrat, Endingen Info: www.mitwelt.org, Online unter: schnapp.de/0279180 Entsorgung, Transporte und Baggerarbeiten von Privat Tel. 07623/40075 od. 0157 50484842, Online unter: schnapp.de/0273267 Kaufe Münzen: Alt & Neu Silbermedaillen, Münzalben. Cote d' Azure/ FeWo in Villa von Privat, Meerblick, Strandnähe, ruhige Lage. Tel.: 0033-494827464 Online unter: schnapp.de/0281003 Mitmachen - Mitlachen - Staunen Tel. 07824-1659, www.trickobelli.de Online unter: schnapp.de/0273380 HOBBY & FREIZEIT Ital. Riviera/Ligurien gepflegtes Gewerbeanwesen auf 1356m² Grundstück, Halle mit angeb. Wohnhaus, überdachter Pool, 2 Gartenhäuser, Bez. n. Vereinb. Preis 550.000€ , keine Prov., EA vorhanden,Tel.: 07631/12296 oder 01717549034 Online unter: schnapp.de/0281087 Sa., 7. 1., von 14 bis 20 Uhr, Messehalle Freiburg. Info: SüMa Maier GmbH, Tel. 0 76 23 / 74 19 20 Kurhaus, Sa. 7.1., 9-16 Uhr, Anm. erf., A. 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Bitte melden Sie sich bei mir., Tel. 07623 / 965320 Online unter: schnapp.de/0281260 Siegermächte und Insolvenz Netz Heinrich Schwär Freiburg, Online unter: schnapp.de/0278352 Ja zum BZ-Silvester-Knaller! Ja, ich möchte das Exklusiv-Angebot „12 für 10“ nutzen. Ich bestelle die BZ für die Dauer von mindestens 12 Monaten und laufend weiter bis auf Widerruf zum jeweils aktuellen Bezugspreis (derzeit 37,20 c pro Monat). Eine ordentliche Kündigung ist zum Ablauf der 12 Monate oder danach jederzeit mit einer Frist von 14 Tagen (nach Eingang beim Verlag) möglich. Ich oder im selben Haushalt lebende Personen sind in den letzten drei Monaten nicht Bezieher der Badischen Zeitung gewesen. Als Dankeschön erhalte ich eine Gutschrift für den elften und zwölften Bezugsmonat. Ja, ich möchte die BZ zusätzlich auch digital lesen. Ich erweitere mein o.g. 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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 20 vom 1. 1. 2017 Hotline für Vertrieb: 0800/222422402 (Mo–Do: 8–17 Uhr, Fr: 8–16 Uhr Sa: 8–11 Uhr) e-Mail: [email protected] ALTGOLD-ANKAUF Schmuck + Zahngold etc. www.denkmalschutz.de künzeschmuck Rheinbrückstraße 11 79713 Bad Säckingen + 49 77 61 / 85 89 www.kuenzeschmuck.de Sträßchensweg 3 · D-53113 Bonn Tel 0228-53965-20 www.strassenkinder.de Konto DE78 3705 0198 1994 1994 10 Ihr Kleinanzeigen-Coupon Bitte veröffentlichen Sie meine Anzeige in ■ Der Sonntag am Der Sonntag Die ersten 98 Anschläge (3 Zeitungszeilen, 1. Zeile wird immer fett) kosten 5 Euro ■ So/Do 2er-Kombi ab (Der Sonntag + schnapp.de) Name ■ So/Do/Sa 3er-Kombi ab (Der Sonntag + schnapp.de + BZ) Vorname Erscheinungstermine in beliebiger Reihenfolge innerhalb einer Woche.. 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