Fotos: D. Hölling Wald und Holz Mit Holzverpackungen gelangen die Quarantäneschädlinge nach Europa. Teilweise schlüpfen die Käfer bereits auf der Überfahrt im Container. Aber auch im gelagerten Abfallholz können sie sich noch zu Ende entwickeln und ausfliegen. Der Asiatische Laubholzbockkäfer ALB Ein träger Flieger breitet sich in Europa aus Der als besonders gefährlich eingestufte Quarantäneschädling trat 2001 erstmals in Europa in Österreich im Freiland auf. Seither entdecken zahlreiche Länder regelmässig neue Befallsorte – hier ein kurzer Überblick. Von Doris Hölling. Eingeschleppt wird diese invasive Käfer art mit Verpackungsholz wie Holzpalet ten und Lattenkisten, vorwiegend mit chinesischem Granit. Seine Eier legt der Käfer ausschliesslich in lebendem Holz ab, die Entwicklung kann er dagegen auch in Holzlatten abschliessen. Ordnungs gemäss hitzebehandeltes Verpackungs holz würde eine Käferentwicklung wäh rend der Verschiffung oder im Zielland verhindern. Oft befinden sich die ALBBefallsflä chen im Freiland in der Nähe von Steinim portfirmen oder dort, wo beim Strassen bau chinesischer Granit verwendet wurde. 36 Der Käfer kann aber auch mit Brennholz verschleppt werden. Der eingeschleppte Asiatische Laub holzbockkäfer (Anoplophora glabripennis/ ALB) befällt verschiedene einheimische Laubholzarten – auch gesunde Bäume – und kann sie binnen weniger Jahre zum Absterben bringen. Durch abgestorbene Äste im Kronenbereich stellen befallene Bäume ein hohes Sicherheitsrisiko dar. Konsequente Bekämpfung ist angesagt Der Laubholzbockkäfer ist meldepflichtig und muss konsequent bekämpft werden. Alle Daten in Europa werden der EPPO (European and Mediterranean Plant Pro tection Organization) gemeldet. Sie ist die zentrale Anlaufstelle für den länder übergreifenden Pflanzenschutz. Sechs Freilandbefallsherde in Europa konnten bisher getilgt werden. Alle an deren stehen weiterhin unter Monitoring. Erst, wenn an einem Befallsort mindes tens vier Jahre, das entspricht zwei Gene rationen, hintereinander keine Tiere oder Symptome mehr festgestellt werden, gilt ein Befall als getilgt. Das Monitoring er folgt visuell durch speziell geschulte Baum kletterer und wird an einigen Befallsher den durch ausgebildete Spürhundeteams unterstützt. Wissenschaftler bestimmen W A L D U N D H O L Z 1/17 036_038_ALB.indd 36 28.12.16 07:55 die Käfer, Larven, Puppen oder Eier ebenso wie die gefundenen Symptome. Manch mal wird zur eindeutigen Identifikation auch eine DNAAnalyse hinzugezogen. Befallsherde in Europa Derzeit sind ALBFreilandbefälle aus acht europäischen Ländern bekannt. Sechs da von konnten inzwischen getilgt werden. Aus Österreich sind drei Freilandbe fälle in Oberösterreich bekannt. Einer da von ist getilgt. Im Juli 2001 wurde der ALB erstmals in Europa – aus Braunau am Inn – gemel det. Seine Ausrottung 2013 dauerte zwölf Jahre. Leider wurde der Käfer im gleichen Jahr bei Baumpflegemassnahmen aus dem weiter östlich gelegenen Gallspach gemeldet. 2012 folgte eine Fundmeldung aus St. Georgen/Geinberg. Hier fand man ein Ausflugloch und drei Bäume mit le benden Larven. In Frankreich fand man bisher fünf Freilandbefallsherde in fünf Regionen, einer davon gilt heute als getilgt. Region CentreVal de Loire: 2003 wurde die invasive Käferart erstmals aus Frank reich gemeldet. In Gien konnten zahlrei che Käfer, Puppen und Larven sicherge stellt werden. Es handelte sich um einen relativ alten Befall. Auch in den Jahren 2004 bis 2008 entdeckte man dort Käfer und befallene Bäume. Im Jahr 2016 wur den erneut Symptome gefunden. Region Pays de la Loire: 2004 trat der Käfer auch in Saint Anne sur Brivet auf. Hier wurden bis 2005 zahlreiche Larven, Käfer und Eier sowie mehr als 77 befal lene Bäume gefunden. Dieser Befall gilt heute als getilgt. Region AlsaceChampagneArdenne Lorraine: 2008 wurden in Strasbourg am Hafen ein Käfer und zwei befallene Pap peln entdeckt. Im Zuge des Monitorings kamen neben toten Käfern und Puppen und mehrere Hundert Larven sowie Eier zum Vorschein. 2010 wurden auf drei Ahornbäumen Ausflugslöcher, im Stamm inneren Larven unterschiedlichen Alters sowie schlupfbereite Käfer entdeckt. Ver packungsholz von chinesischen Granitlie ferungen wird hier als Einschleppungs weg angenommen. Region Korsika: 2013 meldeten zwei Hausbesitzer aus Furiani Befall aus ihren Gärten. Von Pflanzenschutzinspektoren wurden am selben Tag weitere befallene Bäume sowie 60 Käfer sichergestellt. In der Nähe der Fundorte sind zahlreiche Steinimportfirmen ansässig. Region AuvergneRhôneAlpes: 2016 entdeckte ein Anwohner aus Divonne Karte: Doris Hölling, WSL Wald und Holz Darstellung der derzeit bekannten Freilandbefälle in Europa. Rot sind diejenigen Befalls gebiete, die noch unter Monitoring stehen, grün diejenigen, die bereits erfolgreich getilgt worden sind. lesBains einen weiteren ALBFreilandbe fall. Man fand neben lebenden Käfern auch zahlreiche Larven sowie Eiablagen und unterschiedlich alte Ausflugslöcher an Ahorn. Die Pufferzone und somit die Mo nitoringmassnahmen dieses Befalls er strecken sich auch auf Schweizer Gebiet. Zurzeit kennt man in Deutschland 13 Freilandbefallsgebiete in vier Bundeslän dern, ein Befall davon ist getilgt. Bayern: Im Jahr 2004 trat der ALB erst mals in Deutschland im Freiland auf. In Neukirchen am Inn konnten sämtlich Ent wicklungsstadien und Symptome festge stellt werden. Die Bekämpfung und das intensive Monitoring führten dazu, dass der Befall seit 2015 als getilgt gilt. Mitt lerweile ist die Käferart auch aus dem Grossraum München bekannt: 2012 Feld kirchen sowie 2014/2015 Neubiberg und 2014 aus der Nähe von Augsburg in Zie metshausen/Schönebach. Im April 2016 wurde von einem Pflanzeninspektor ein ALBBefall im Hafengebiet von Kehlheim gemeldet. Es handelte sich um einen stär keren Befall an 18 Ahornstämmen, deren Äste zum Teil bereits tot waren. Vermut lich sind die Käfer mit Verpackungsholz eingeschleppt worden. Im Spätherbst 2016 wurde aus Murnau ein weiterer Freiland befall bekannt. NordrheinWestfalen: 2005 wurde ein Befallsherd in Bornheim in unmittelbarer Nähe eines Steinimporteurs entdeckt; 2009 noch einer in Alfter mit drei stark befallenen Ahornen. BadenWürttemberg: Seit 2012 wird der Quarantäneschädling auch von Weil am Rhein aus dem Hafengebiet gemel det. 2015 gelang es Spürhunden in Gren zachWyhlen bei einer routinemässigen Überwachung zwei leere Eihüllen sowie eine Larve im Frühstadium aufzuspüren. Die Überwachungsbereiche beider Be fallsherde ragen zum Teil auf Schweizer Gebiet und werden hier überwacht. 2016 fand ein Hauseigentümer aus Hildriz hausen einen Käfer in seinem Garten. Bei der sofort eingeleiteten Suche entdeckte W A L D U N D H O L Z 1/17 036_038_ALB.indd 37 37 28.12.16 07:55 Wald und Holz Auffällig in Marly war, dass der Grossteil der Käfer gelbliche Flecken aufwies, was bisher aus Europa nicht bekannt war. Normalerweise besitzen die Asiatischen Lauholzbockkäfer in Europa weisse Flecken. man 14 weitere Käfer und acht befallene Bäume. Kurz darauf wurde ein Käfer aus dem benachbarten Altdorf gemeldet. Al lerdings blieb hier die Suche nach weite ren Befallssymptomen ergebnislos. Mög licherweise wurde der Käfer verschleppt. SachsenAnhalt: 2014 deckte man einen grösseren ALBBefall in Magdeburg auf. Zahlreiche Bäume mussten hier gefällt werden. Das genaue Ausmass ist noch nicht bekannt. In Italien sind sechs Freilandbefälle aus drei Regionen bekannt, die alle noch unter Monitoring stehen. Region Lombardei: 2007 wurde die in vasive Käferart in Corbetta in einem pri vaten Garten entdeckt. Ein Ahorn und drei Birken wiesen dort Befallssymptome auf. 2010 entdeckte man zwei befallene Ahorne in Vittuone. 2011 und 2012 wur den dort keine Befallssymptome mehr registriert. 2013 fand man zwei befallene Ahorne in Sedriano. Es wird vermutet, dass der Befall im Zusammenhang mit einer ehemals dort ansässigen Firma steht, die mit Verpackungsmaterial gearbeitet hatte. Region Venetien: 2009 wurde in einem Garten in Cornuda ein befallener Ahorn gefunden. 2010 entdeckte man eine be fallene Baumgruppe in Maser. Region Marche: 2013 wurden in einem privaten Garten in Grottazzolina Ausflugs löcher und Eiablagen an einem Ahorn festgestellt. In den Niederlanden gab es zwei Frei landbefälle, die mittlerweile getilgt sind. Provinz Flevoland: 2010 wurde der Schädling erstmals aus Almere gemeldet. Auffällig war hier, dass zwar lebende und 38 tote Käfer sowie Larven im Industriege biet gefunden wurden, aber keine Eier. Einige Ausflugslöcher waren vermutlich bereits drei Jahre alt. Provinz Gelderland: 2012 kam ein wei terer Befallsherd in Winterswijk dazu. Auch hier waren die Ausflugslöcher zum Teil bereits drei Jahre alt. Seit 2016 ist auch dieser Befall getilgt. Wood. Hier entdeckte man über 200 le bende Larven Im Oktober 2015 registrierte Finnland den ersten ALBFreilandfund. Käfer wurden neben einer Steinimportfirma in Vantaa, (nahe Helsinki) gefunden. Weitere Unter suchungen im Umkreis ergaben an Birken und Weiden Eiablagen, Larven und einen schlupfbereiten Käfer. In der Schweiz gibt es vier Freilandbe fälle, einer davon gilt seit 2016 als getilgt. Kanton Freiburg: Der erste Befall wurde 2011 in Brünisried (Kanton Freiburg) re gistriert. Auffällig war, dass trotz intensi ver Suche keine Ausflugslöcher zu finden waren. Wie sich 2014 herausstellte, be ruht dieser Freilandbefall auf einer Ver bringung von befallenem Brennholz aus Marly, einem Befallsherd, der erst 2014 entdeckt wurde. Dies macht deutlich, dass nicht nur Bäume, sondern auch Brenn holzstapel bei den Monitoringkontrollen berücksichtigt werden müssen. Kanton Zürich: 2012 wurde ein Käfer freilandbefall im Kanton Zürich im Stadt gebiet von Winterthur entdeckt. Eine Ahornallee sowie zahlreiche Bäume aus der benachbarten Industriezone und dem Wohngebiet waren betroffen. Seit Win ter 2016 gilt dieser Befall nach vier Jahren als getilgt. Kanton Aargau: 2015 wurde ein wei terer Freilandbefall aus Berikon (Kanton Aargau) gemeldet. Offenbar beschränkt sich dieser Befall auf einen einzigen Baum. Etwa ein Sechstel aller ALBFreilandbe fallsherde in Europa konnte inzwischen getilgt werden. Bei den grossen Freiland befällen liegen die Tilgungszeiten bisher bei über zehn Jahren. Der Befall in Win terthur hat jetzt gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, auch einen grösseren Frei landbefall innerhalb von vier Jahren zu tilgen. Wichtige Voraussetzung dazu ist ein entschlossenes, professionelles Han deln zu Beginn – nur die besten und er fahrensten Leute vor Ort können im ers ten Jahr das Befallsgebiet einkreisen. Alles, was man hier einspart, zahlt man sonst bei der Länge des Monitorings drauf. In Grossbritannien und Finnland gibt es je einen Freilandbefall: Grossbritannien meldete 2012 den Quarantäneschädling aus der Grafschaft Kent nahe Paddock Doris Hölling ist bei Waldschutz Schweiz an der Eidg. For schungsanstalt WSL, Birmensdorf, für Fragen zu Quarantäneschädlingen zuständig. Weitere Informationen www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/ insekten/wsl_laubholzbock_schweiz/index_DE www.bafu.admin.ch/wald/14136/16137/16753/ index.html?lang=de W A L D U N D H O L Z 1/17 036_038_ALB.indd 38 28.12.16 07:55
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