FEATURE INFORMATIONEN I. Januar 2017 AUS DER REDAKTION Golo Föllmer: Klingt Onlineradio anders? S. 2 II. HINWEISE DES MONATS S. 3 III. DAS PROGRAMM: IV. SWR 2 Feature am Sonntag (14.05 Uhr) S. 4 SWR 2 Essay (Montag, 22.03 Uhr) S. 6 SWR 2 Literatur (Dienstag, 22.03 Uhr ) S. 8 SWR 2 Feature (Mittwoch, 22.03 Uhr) S. 10 IMPRESSUM S. 12 Bitte beachten Sie auch unser Internet-Projekt www. dokublog.de Außerdem informieren wir Sie gerne mit unserem newsletter per e-mail über das aktuelle Feature-Programm der jeweils kommenden Woche. Sie können ihn im Internet bestellen unter www.swr2.de/feature. Dort finden Sie auch die Sendungen zum Nachhören, unser podcast-Angebot sowie die Manuskripte zum Nachlesen. Schließlich können Sie SendeMitschnitte bei SWR Media Services bestellen: 76522 Baden-Baden; Tel: 07221-929 26030; Fax: 07221-929 24511 1 I. AUS DER REDAKTION Golo Föllmer: Klingt Onlineradio anders? Wie alle Massenmedien steckt das Radio in einem medialen Umbruch. Das Internet, aber auch andere digitale Technologien — allen voran das Smartphone — verändern vor allem eines: Die Erwartungen, die Hörer (oder Nutzer) an das Medium stellen. Das kommt daher, dass vor allem junge Leute sich heute anders durch die Welt bewegen, sie anders wahrnehmen, anders kommunizieren, sich anders informieren und unterhalten lassen. Marshall McLuhans alte Medienregel gilt nämlich auch für den Übergang des Radios ins Digitale: Jedes neue Medium wird nach McLuhan erst einmal so benutzt, als sei es das Vorgängermedium. Ein Beispiel dafür ist der Büro-Computer, der anfangs als elektronische Schreibmaschine missverstanden wurde. Erst später begriff man, sein Potential wirklich auszunutzen, indem man multimediale Elemente miteinander verknüpfte, Datenbestände vernetzte oder Menschen und automatische Prozesse interagieren ließ. Beispiele dafür sind Computerspiele, eLearning-Angebote, aber auch das Hypertextprinzip. Beim Online Radio ist dieser McLuhan-Effekt auch nach Jahren verschiedenster Experimente und rapider Etablierung von Webradios noch deutlich zu spüren: Die am meisten online gehörten Angebote sind nach wie vor entweder so genannte Simulcasts, also die parallele Verbreitung klassischer UKW-Programme über das Netz. Oder es sind online-only-Radios, die bloße Musik-Streams senden, was zwar manchem Dudelfunker ähnelt, aber die Stärken des Radios nicht ausspielt. Was ist Radio? Ökonomisch gesehen ist Radio ein Breitenmedium, d.h. es kann umso effizienter betrieben werden, desto mehr Hörer sich zuschalten. Die Stärke des Netzes liegt ganz im Gegenteil darin, dass es Nischeninteressen bedienen kann — den so genannten Long Tail — und dass es einen kommunikativen Rückkanal besitzt. Das funktioniert besonders gut in überschaubaren Communities, d.h. bei Gruppen, die sich aus welchen Gründen auch immer einander nah fühlen. Das klassische Radiopublikum setzt sich dagegen viel heterogener zusammen. Die zwei Modelle Radio und Netz sind an diesem wesentlichen Punkt nicht kompatibel. (…) Kann das Radio überhaupt noch ›Programm‹ im herkömmlichen Sinn bleiben? Ein Programm ist eine festgelegte Abfolge aus einerseits redaktionellen Inhalten wie Nachrichten, Talk, speziellen radiophonen Beitragsformen wie Feature und Hörspiel. Andererseits gehören zum Programm die Strecken dazwischen, nämlich Musik, Teaser, Jingles etc. Die radikalsten neuen Radiokonzepte, so genannte ›Personal Radios‹ wie last.fm, Pandora oder wah-wah.fm erlauben zwar flüssige Interaktion, ermöglichen die Bildung sozialer Zirkel und adressieren Nischeninteressen. Aber sie lassen den eigentlichen Radio-Teil weg: Das Redaktionelle. Ihnen fehlt der Beitrag, die Moderation, der Mensch, der dazu beigetragen hat, das der Radiohörer sich jahrzehntelang beim Radiohören aufgehoben fühlte. Die zwei wichtigsten Fragen lauten also: Wie kann das Radio den Schritt machen, redaktionelle Inhalte und die radiophone Stimme in das Personal Radio zu integrieren? Und zweitens: Wie können die Radio-Professionals konstruktiv damit umgehen, dass sie in Zukunft nicht mehr allein entscheiden, was die Qualität des Radios ausmacht, sondern zusammen mit ihren Hörern. (dokublog, 10.1.2012) 2 II. HINWEISE DES MONATS Mittwoch, 04.01.2017, 22.03 Uhr Die Gegenwart der Vergangenheit Bulgarien zehn Jahre nach dem EU-Beitritt Von Rayna Breuer Anfang der 80er wurde im Zentrum von Sofia ein monumentales Denkmal fertiggestellt, das seit dem Ende des Sozialismus die Gesellschaft spaltet. Während die einen seinen Abriss fordern, wollen die anderen es als mahnende Erinnerung bewahren. Und so fördert es sozialen Sprengstoff an die Oberfläche und zwingt die Bulgaren, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Mehr als 25 Jahre nach dem Fall des kommunistischen Regimes, zehn Jahre nach dem EU-Beitritt und drei Jahre nach den landesweiten Massenprotesten in einem der ärmsten Länder Europas sucht Bulgarien seine Identität. (Produktion: SWR/WDR) Montag, 09.01.2017, 22.03 Uhr Reformation 500 Gnadenlose Neuzeit Luther und die Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft Von Norbert Bolz Das eigentliche Geschenk, das Luther den Menschen machen wollte, hat die Neuzeit zurückgewiesen: die Lehre, dass menschliches Sein Glaube ist und dass wir einen gnädigen Gott haben. Stattdessen hat die Neuzeit auf Selbstermächtigung und auf Selbstbehauptung durch Leistung gesetzt. Die Tugend sollte selbst leisten, was man sich als Gnade nicht schenken lassen wollte. Dass dieses Projekt der gnadenlosen Neuzeit gescheitert ist, erkennt man daran, dass die Nostalgie nach dem Absoluten immer stärker wird. Diese Sehnsucht wäre aber nur zu befriedigen, wenn wir Luthers narzisstische Kränkung verkraften könnten: Nicht der Mensch, sondern Gott steht im Mittelpunkt. Sonntag, 29.01.2017, 19.30 Uhr Mehrspur. Radio reflektiert Mit Wolfram Wessels Dokublog Thema: Kompaß Golo Föllmer: Klingt online radio anders? Hörspiel des Monats 2017 Nachrichtenkritik 3 III. DAS PROGRAMM Sonntag: SWR2 Feature am Sonntag, 14.05 – 15.00 Uhr 01.01.2017 SWR2 Spielraum extra Perloo - König der Montmer 08.01.2017 "Ich hab mich nie wieder so frei gefühlt" David Bowie in Berlin Von Christian Möller (Produktion: WDR 2015) Mitte der 70er-Jahre war Bowie auf dem Höhepunkt seiner Karriere - und gleichzeitig ziemlich am Boden. Sein Speiseplan bestand aus Paprika, Milch und Koks. Er hatte Paranoia-Anflüge und konnte den Rock 'n' Roll-Zirkus nicht mehr ertragen. Er wollte raus und musikalisch noch mal bei null anfangen. In Westberlin war das möglich. Statt in einer schicken Villa wohnte er in einer ranzigen Altbauwohnung, zeitweilig zusammen mit seinem Kumpel Iggy Pop. Und wenn er mit dem Hollandrad durch den Kiez fuhr, im SO 36 tanzen ging oder in der Eckkneipe sein Bier trank, konnte er das unbehelligt tun. Die Berliner ließen ihn in Ruhe. In der geteilten Stadt tankte er neu auf und im Hansa-Studio direkt an der Mauer nahm er zwei seiner wichtigsten Alben auf - eins davon mit dem Über-Hit "Heroes". Zwei seiner glücklichsten Jahre. Wie er selbst sagte: "Ich hab mich nie wieder so frei gefühlt wie in Berlin." 15.01.2017 "Be sure to wear some flowers …" Die Hippies und der Summer of Love 1967 Von Udo Zindel Der Summer of Love 1967 begann am 14. Januar im Golden Gate Park in San Francisco, wo der Hohepriester der Psychedelischen Revolution Timothy Leary predigte: "Turn on, tune in, drop out". Mit Gras, LSD oder Pevote hofften Hippies, sich durch ein rauschhaftes, universelles Bewusstsein in freier Liebe und Sexualität und echter Gemeinschaft vereinen zu können. Hunderttausend Jugendliche aus aller Welt strömten im Viertel Haight-Ashbury zusammen, überwacht von Polizeispitzeln, FBI-Agenten und Drogenfahndern. Gegen Ende des Jahres war aus dem Aufbruch "too much of a good thing" geworden. "Bad trips" stürzten viele in Depressionen, Psychosen und in den Suizid. Trotz ihres raschen Verschwindens reichte der Einfluss der amerikanischen Jugendrebellion bis zur 68er-Bewegung in Deutschland und Europa. (Produktion 2007) 4 22.01.2017 Anna und der Architekt Von Andreas Kebelmann und Robert Schmidt (Produktion: ORF/SWR) Anfang der 70er-Jahre wird der Wiener Architekt Udo Schrittwieser mit einem besonderen Projekt beauftragt. Er soll mit einem 11-jährigen Mädchen ein Haus planen. Das Mädchen ist Anna Zsolnay, die etwas kränkelnde Urenkelin von Alma Mahler. Beeinflusst von den Geschichten Enid Blytons und Lewis Carrolls wünscht sie sich einen Rückzugsort mit Geheimgängen, Zauberspiegeln, versteckten Bibliotheken. Der Architekt macht die Wünsche des Mädchens wahr. 1974 ist das außergewöhnliche Objekt fertiggestellt. Von außen sieht es aus wie eine Festung, innen ist es voll fantastischer Spielereien. Das Feature erzählt nicht nur die faszinierende Geschichte der Villa auf dem Semmering, sondern auch die ungewöhnlichen Geschichten seiner Bewohnerinnen und Bewohner. 29.01.2017 Abgetaucht Die Kultur der Immersion Von Olaf Karnik und Volker Zander Immersion bedeutet Eintauchen und Versinken und ist eines der Schlüsselwörter des späten 20. Jahrhunderts. Bass-Sounds sind immersiv, Echos sind es und Lärm sowieso. Ab einer gewissen Lautstärke und Intensität sind musikalische Kategorien egal. Dann sind es nur noch Schwingungen, die jede Zelle durchdringen. 20 Jahre später hat sich das Prinzip der Immersion auf viele andere kulturelle Bereiche ausgeweitet. Computerspiele suggerieren ein hyperreales Dabeisein. Aber auch traditionelle Medien und Institutionen setzen verstärkt auf Immersion: Mehrbändige Schmöker und mehrstaffelige TVSerien zielen darauf ab, Konsumenten wochenlang an ihre Materie zu binden; Erlebnismuseen rekonstruieren detailgenau historische Epochen, in die man als Besucher eintauchen soll. Um Reflexion oder Analyse geht es da kaum, sondern um Einbindung aller Sinne und des ganzen Körpers. Wo immer häufiger auf immersive Strategien gesetzt wird, stellt sich die Frage nach ihren Auswirkungen auf Kultur, Bildung und Gesellschaft. 5 Montag: SWR2 Essay, 22.03 – 23.00 Uhr 02.01.2017 Essay Musik Von Ursprung und Sinn der Musik Von Jan Reichow Das Auge ist erfunden worden, als sei es das Ziel des Lebens, um jeden Preis Licht wahrzunehmen - und es entstand nicht zweimal oder dreimal, bei Fischen, Libellen und Säugetieren, nein, wie die Evolutionsforschung sagt: etwa 40 Mal. Und das Ohr? Es gibt einen qualitativen Sprung zwischen der Wahrnehmung von Schallwellen und der Artikulation von menschlichen Tönen, ganz zu schweigen vom langen Weg zu einer melodischen Gestalt. Darüber hinaus könnte die Fähigkeit zu singen eine andere Grundlage haben als die Tendenz, ein Instrument zu bearbeiten. Und vielleicht sagt all dies nichts aus über das, was ein komplexes Musikgebilde heute für unser Dasein bedeutet. "An 100 Stellen ist es noch Ursprung", meinte Rainer Maria Rilke; die Sendung reflektiert Hinweise aus Wissenschaft und Dichtung. (Produktion 2012) 09.01.2017 Reformation 500 Gnadenlose Neuzeit Luther und die Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft Von Norbert Bolz Das eigentliche Geschenk, das Luther den Menschen machen wollte, hat die Neuzeit zurückgewiesen: die Lehre, dass menschliches Sein Glaube ist und dass wir einen gnädigen Gott haben. Stattdessen hat die Neuzeit auf Selbstermächtigung und auf Selbstbehauptung durch Leistung gesetzt. Die Tugend sollte selbst leisten, was man sich als Gnade nicht schenken lassen wollte. Dass dieses Projekt der gnadenlosen Neuzeit gescheitert ist, erkennt man daran, dass die Nostalgie nach dem Absoluten immer stärker wird. Diese Sehnsucht wäre aber nur zu befriedigen, wenn wir Luthers narzisstische Kränkung verkraften könnten: Nicht der Mensch, sondern Gott steht im Mittelpunkt. 16.01.2017 Fenster. Blicke Von Uta Rüenauver Als die Menschen sesshaft wurden, bauten sie sich Häuser. Diese mussten Stabilität und Schutz vor der Außenwelt bieten und gleichzeitig mit Luft und Licht versorgt werden. So entstanden die ersten Fenster, schlitzartige Öffnungen in den Wänden, durch die man auch hinausschauen konnte. "Augen" wurden diese Öffnungen genannt. Zunächst bespannten die Menschen die Fenster mit Tierhäuten oder Leinengewebe, die durch Öl transparent wurden. Später nutzten die Römer Glas als lichtdurchlässige und zugleich feste und isolierende Fensterfüllung. Erst mit der industriellen Glasproduktion entstanden jene großflächigen, gleichmäßig durchsichtigen Scheiben, die den Blick von innen nach außen und von außen nach innen erlauben: Ausblicke und Einblicke. 6 23.12.2017 Der Scheideweg Zu einer Basis-Chiffre der Wahlfreiheit Von Johannes Bilstein In der Bild- und Metapherngeschichte, die unserem Reden und Denken zugrunde liegt, spielt die archaische Entscheidungs-Situation des geteilten Weges eine wichtige Rolle. Dieses Bild ist seit der Antike eine Art Basis-Chiffre für die Möglichkeiten und Gefahren, die Chancen und Risiken der Wahl. Insofern steht das Bild auch für die Konkretisierung der menschlichen Freiheit. Wer keine Freiheit hat, kommt um die Verlegenheit herum, zwischen Optionen wählen zu müssen. Im Bild des Scheideweges wird diese Grundbedingung der conditio humana ins Räumliche transportiert. Da werden moralische, politische, erotische oder religiöse Fragen an die Entscheidung nach dem rechten Weg gebunden. Man kann sich nach rechts oder links, nach oben oder nach unten bewegen. Aber geht das Bild des Scheidewegs nicht auch mit Vereinfachungen einher? 30.12.2017 Gespräch im Gehen Dantes Göttliche Komödie Von Norbert Hummelt Es ist ein sicheres Zeichen, dass Dichtung vorliegt, wenn der Leser das Gefühl hat, seine eigene Sache werde verhandelt - so fremdartig, einer anderen Zeit und Vorstellungswelt angehörig ein Werk auch erscheinen mag. Doch Dante, der Wanderer, muss seine gefährliche Reise nicht allein bestehen. Er hat in dem römischen Dichter Vergil einen väterlichen Freund, der ihm hilft, die Schreckensbilder des Infernos und die Prüfungen des Läuterungsberges zu bestehen. Es ist eine beschwerliche Reise, die zu Fuß unternommen wird. Immer wieder wird die Mühsal dieses Gehens in den Versen genau beschrieben. Und immer steht Dante mit seinem Führer Vergil im Gespräch. Sie gehen, halten inne, reden und gehen weiter, bis sie am Läuterungsberg angekommen sind. 7 Dienstag: SWR2 Literatur, 22.03 – 23.00 Uhr 03.01.2017 SWR Bestenliste Aus der Jury diskutieren die Literaturkritiker Kirsten Voigt und Gregor Dotzauer über ausgewählte Bücher Moderation: Helmut Böttiger (Aufzeichnung aus dem PrinzMaxPalais Karlsruhe) 10.01.2017 Terézia Mora: Die Liebe unter Aliens Terézia Mora im Gespräch mit Gerwig Epkes (Aufzeichnung vom 29. November im Literaturhaus Stuttgart) Terézia Mora erzählt in ihren neuen Erzählungen, die unter dem Titel "Die Liebe unter Aliens", erschienen sind, von der Vereinzelung der Menschen im fortschreitenden gesellschaftlichen Prozess, wenn man es soziologisch ausdrücken möchte. Oder poetisch gesagt, wie zunehmend schwieriger es wird, zueinander zu kommen - Liebe geben zu können, trotz allen Bemühens. Es ist, und deshalb ist die titelgebende Erzählung so treffend, wie "Die Liebe unter Aliens". Elf Erzählungen von Menschen, die den Wunsch haben, ihre Einsamkeit zu überwinden. Nach Liebe, Freundschaft suchen. Jedenfalls der sogenannten Wirklichkeit noch etwas entgegenstellen wollen. Und scheitern und geben nicht auf. Hoffnungsvolle Geschichten, wenn sie auch auf den ersten Blick traurig zu sein scheinen. 17.01.2017 "Mutter, lügen die Förster?" Nach "Die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff Von Judith Kuckart Recht und Unrecht liegen nicht weit auseinander im Westfalen der Annette von DrosteHülshoff. Das lernt Friedrich Mergel, der in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, schon als kleiner Junge. Sein Vater, ein Alkoholiker, stirbt früh und seine Mutter gibt ihn in die Obhut ihres Bruders, der in die großen Holzdiebstähle verstrickt zu sein scheint, die das Dorf beunruhigen. Nicht zufällig fällt der Verdacht auf Friedrich, als ein jüdischer Händler ermordet wird. Doch was wahrscheinlich ist, ist nicht unbedingt wahr. In der Bearbeitung "Mutter, lügen die Förster?" von Judith Kuckart steht nicht der Kriminalfall im Zentrum, sondern vor allem die Geschichte des Friedrich Mergel, der in der Novelle von 1838 bereits an viele Jungen erinnert, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren sind. Friedrich Mergel wird sich selber ein Fremder, auf jeden Fall wird er ein Fremder im eigenen Dorf. Rasch lernt er, die innere Schande der äußeren vorzuziehen. Wie das alles so kommen konnte und bis heute nicht anders ist, davon erzählen die fünf Schauspielerinnen Svea Auerbach, Paula Dombrowski, Claudia Spörri, Kathrin Steinweg und Isabel Zeumer und vierzehn Kinder der örtlichen Musikschule Havixbeck, die mit einer Komposition von Annalisa Derossi diese Geschichte von Friedrich in das hinein begleiten, was sie ausmacht: die Sprachlosigkeit. 8 24.01.2017 "Wie ein Schaf in der Wüste" Als James Baldwin die Schweiz besuchte Von Michael Stauffer und Rolf Hermann "Meines Wissens hatte kein Neger vor mir dieses kleine Schweizer Dorf betreten." Zwischen 1951 und 1953 zog sich der bekannteste afroamerikanische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts dreimal in das Walliser Bergdorf Leukerbad zurück, um dort an seinem Roman "Go tell it on the mountain" zu arbeiten. Die Erfahrung war enorm - für die Dörfler ebenso wie für den Dichter. Ihre Begegnung wird zur Identitätsfrage. Nie fühlte sich Baldwin so schwarz wie in der Schweiz. Michael Stauffer und Rolf Hermann begeben sich auf die Spuren Baldwins in Leukerbad. Ihr Bergführer ist unter anderem der Walliser Lucien Happersberger, Begleiter Baldwins in den 50er-Jahren. (Produktion 2011) 31.01.2017 SWR2 LiteraturEN Das Literaturmagazin mit Berichten, Reportagen, Porträts, Features, Gesprächen und vielem mehr Theresa Präauer liest aus einem Text an dem sie zurzeit arbeitet. Rolf Pflücke besuchte Christoph Schliengensiefs Operndorf in Burkina Faso, um zu sehen, wie es sich nach seinem Tod entwickelt hat. Nach dem Besuch schrieb Rolf Pflücke einen Essay: "In den Sand gesetzt". Mit Hermann Mildenberger von der Klassik Stiftung Weimar ein Gespräch über einen Text Johann Wolfgang von Goethes über Leonardo da Vincis Mailänder Fresko das "Letzte Abendmahl". Eva Karnofsky berichtet über "Lyrik ohne ISBN. Die Szene der Slammer und Selfpublisher". Und die Kolumne für SWR2 LiteraturEN schickt Enoh Meyomesse. 9 Mittwoch: SWR2 Feature, 22.03 - 23.00 Uhr 04.01.2017 Die Gegenwart der Vergangenheit Bulgarien zehn Jahre nach dem EU-Beitritt Von Rayna Breuer (Produktion: SWR/WDR) Anfang der 80er wurde im Zentrum von Sofia ein monumentales Denkmal fertiggestellt, das seit dem Ende des Sozialismus die Gesellschaft spaltet. Während die einen seinen Abriss fordern, wollen die anderen es als mahnende Erinnerung bewahren. Und so fördert es sozialen Sprengstoff an die Oberfläche und zwingt die Bulgaren, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Mehr als 25 Jahre nach dem Fall des kommunistischen Regimes, zehn Jahre nach dem EU-Beitritt und drei Jahre nach den landesweiten Massenprotesten in einem der ärmsten Länder Europas sucht Bulgarien seine Identität. 11.01.2017 23:03 – 0:00 Uhr Die Fauistas Das neue Proletariat und die Gewerkschaftsriesen Von Peter Kessen Die deutschen Gewerkschaften haben in den vergangenen 10 Jahren fast eine Million Mitglieder verloren, der Organisationsgrad in den Unternehmen sank um fast fünf Prozent. Die Fauistas kämpfen gerade da, wo die Gewerkschaftsriesen ihre Probleme haben, im Bereich prekärer Jobs, dort wo ein neues Proletariat entsteht. An der Mall of Berlin etwa, direkt neben dem Potsdamer Platz, protestiert die anarchosyndikalistische Gewerkschaft FAU (Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union) gegen den vermeintlichen Lohnraub an rumänischen Bauarbeitern. Die schwarze Katze leuchtet auf einer roten Fahne, die vor Deutschlands wohl luxuriösester Shopping Mall flattert. Die Anarchisten finanzieren die langwierigen Prozesse der Arbeiter. Ihre Methoden sind radikal und ungewöhnlich. Das Feature untersucht, ob diese Mini-Gewerkschaft eine Alternative zu den großen Arbeitnehmervertretungen sein kann. 18.01.2017 Hurra, wir haben nicht versagt! Benjamin Ferencz und der Traum vom Weltfrieden Von Beate Ziegs (Produktion: DLR 2015) Kann das Völkerrecht etwas ausrichten gegen Krieg, Folter und Massenmord? Das Leben von Benjamin Ferencz steht für diese Frage. 2011 begleitet der Jurist den ersten Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, für dessen Entstehung er sich Zeit seines Lebens eingesetzt hatte. Als 27-Jähriger wird Benjamin Ferencz 1947 Chefankläger im Einsatzgruppenprozess, der im Rahmen der Nürnberger Prozesse die Verbrechen der Nazis in der besetzten Sowjetunion verhandelte. Heute ist Benjamin Ferencz 96 - und kämpft unbeirrt gegen die Gewaltexzesse im Irak, in Syrien oder im Sudan. An seiner Seite stehen Menschen wie der Anwalt Wolfgang Kaleck oder Fatou Bensouda, die Chefanklägerin des IStGH - auch wenn ihr Alltag mehr von Rückschlägen als von Erfolgen geprägt ist. 10 25.01.2017 das ARD radiofeature Bombensicher? Über mangelhafte Kontrollen an Deutschen Flughäfen Von Achim Nuhr (Produktion: HR 2017) Die Arbeitsbedingungen des Sicherheitspersonals an deutschen Flughäfen sind mitunter haarsträubend, viele Bedienstete sind schlecht ausgebildet und haben Angst vor der Kündigung. Insider berichten von daraus resultierenden massiven Sicherheitslücken. Tatsächlich gelingt es Testern immer wieder erfolgreich "Waffen und Bombenbauteile" an der Security vorbei in den Sicherheitsbereich deutscher Flughäfen zu schmuggeln. Sicherheit im Luftverkehr ist eigentlich eine hoheitliche Aufgabe von Bundespolizei und Luftsicherheitsbehörden. Zusammen mit dem Flughafen-Betreiber sind sie für die Unversehrtheit von Passagieren, Personal und Fracht verantwortlich. Um Kosten zu sparen, haben sie die Passagierkontrollen an vielen Flughäfen an private Sicherheitsdienste weitergereicht - mit nicht kalkulierbaren Folgen. Sind Reisende an deutschen Flughäfen noch sicher? 11 IV. IMPRESSUM SWR 2 Feature am Sonntag Dr. Walter Filz ([email protected]) 07221 929-23121 Sabine Bauknecht (Red.Ass.) ([email protected]) 07221 929-23878 SWR 2 Literatur Dr. Walter Filz ([email protected]) 07221 929-23121 Sabine Bauknecht (Red.Ass.) ([email protected]) 07221 929-23878 Dr. Stephan Krass ([email protected]) 07221 929-23675 Dr. Gerwig Epkes ([email protected]) 07221 929-26343 SWR 2 Essay Dr. Stephan Krass ([email protected]) 07221 929-23675 Christiane Meyer (Red.Ass.) ([email protected]) 07221 929-22257 SWR2 Feature Dr. Wolfram Wessels ([email protected]) 07221 929-23215 Annette Schmid (Red.Ass.) ([email protected]) 07221 929-22104 12
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