Download: SWR2 Feature Informationen

FEATURE INFORMATIONEN
I.
Januar 2017
AUS DER REDAKTION
Golo Föllmer: Klingt Onlineradio anders?
S. 2
II.
HINWEISE DES MONATS
S. 3
III.
DAS PROGRAMM:
IV.
SWR 2 Feature am Sonntag (14.05 Uhr)
S. 4
SWR 2 Essay (Montag, 22.03 Uhr)
S. 6
SWR 2 Literatur (Dienstag, 22.03 Uhr )
S. 8
SWR 2 Feature (Mittwoch, 22.03 Uhr)
S. 10
IMPRESSUM
S. 12
Bitte beachten Sie auch unser Internet-Projekt
www. dokublog.de
Außerdem informieren wir Sie gerne mit unserem newsletter per e-mail über das aktuelle
Feature-Programm der jeweils kommenden Woche. Sie können ihn im Internet bestellen
unter www.swr2.de/feature. Dort finden Sie auch die Sendungen zum Nachhören, unser
podcast-Angebot sowie die Manuskripte zum Nachlesen. Schließlich können Sie SendeMitschnitte bei SWR Media Services bestellen: 76522 Baden-Baden; Tel: 07221-929 26030;
Fax: 07221-929 24511
1
I. AUS DER REDAKTION
Golo Föllmer: Klingt Onlineradio anders?
Wie alle Massenmedien steckt das Radio in einem medialen Umbruch. Das Internet, aber
auch andere digitale Technologien — allen voran das Smartphone — verändern vor allem
eines: Die Erwartungen, die Hörer (oder Nutzer) an das Medium stellen. Das kommt daher,
dass vor allem junge Leute sich heute anders durch die Welt bewegen, sie anders
wahrnehmen, anders kommunizieren, sich anders informieren und unterhalten lassen.
Marshall McLuhans alte Medienregel gilt nämlich auch für den Übergang des Radios ins
Digitale: Jedes neue Medium wird nach McLuhan erst einmal so benutzt, als sei es das
Vorgängermedium. Ein Beispiel dafür ist der Büro-Computer, der anfangs als elektronische
Schreibmaschine missverstanden wurde. Erst später begriff man, sein Potential wirklich
auszunutzen, indem man multimediale Elemente miteinander verknüpfte, Datenbestände
vernetzte oder Menschen und automatische Prozesse interagieren ließ. Beispiele dafür sind
Computerspiele, eLearning-Angebote, aber auch das Hypertextprinzip. Beim Online Radio ist
dieser McLuhan-Effekt auch nach Jahren verschiedenster Experimente und rapider
Etablierung von Webradios noch deutlich zu spüren: Die am meisten online gehörten
Angebote sind nach wie vor entweder so genannte Simulcasts, also die parallele Verbreitung
klassischer UKW-Programme über das Netz. Oder es sind online-only-Radios, die bloße
Musik-Streams senden, was zwar manchem Dudelfunker ähnelt, aber die Stärken des
Radios nicht ausspielt. Was ist Radio? Ökonomisch gesehen ist Radio ein Breitenmedium,
d.h. es kann umso effizienter betrieben werden, desto mehr Hörer sich zuschalten. Die
Stärke des Netzes liegt ganz im Gegenteil darin, dass es Nischeninteressen bedienen kann
— den so genannten Long Tail — und dass es einen kommunikativen Rückkanal besitzt.
Das funktioniert besonders gut in überschaubaren Communities, d.h. bei Gruppen, die sich
aus welchen Gründen auch immer einander nah fühlen. Das klassische Radiopublikum setzt
sich dagegen viel heterogener zusammen. Die zwei Modelle Radio und Netz sind an diesem
wesentlichen Punkt nicht kompatibel. (…)
Kann das Radio überhaupt noch ›Programm‹ im herkömmlichen Sinn bleiben? Ein
Programm ist eine festgelegte Abfolge aus einerseits redaktionellen Inhalten wie
Nachrichten, Talk, speziellen radiophonen Beitragsformen wie Feature und Hörspiel.
Andererseits gehören zum Programm die Strecken dazwischen, nämlich Musik, Teaser,
Jingles etc. Die radikalsten neuen Radiokonzepte, so genannte ›Personal Radios‹ wie
last.fm, Pandora oder wah-wah.fm erlauben zwar flüssige Interaktion, ermöglichen die
Bildung sozialer Zirkel und adressieren Nischeninteressen. Aber sie lassen den eigentlichen
Radio-Teil weg: Das Redaktionelle. Ihnen fehlt der Beitrag, die Moderation, der Mensch, der
dazu beigetragen hat, das der Radiohörer sich jahrzehntelang beim Radiohören aufgehoben
fühlte. Die zwei wichtigsten Fragen lauten also: Wie kann das Radio den Schritt machen,
redaktionelle Inhalte und die radiophone Stimme in das Personal Radio zu integrieren? Und
zweitens: Wie können die Radio-Professionals konstruktiv damit umgehen, dass sie in
Zukunft nicht mehr allein entscheiden, was die Qualität des Radios ausmacht, sondern
zusammen mit ihren Hörern.
(dokublog, 10.1.2012)
2
II. HINWEISE DES MONATS
Mittwoch, 04.01.2017, 22.03 Uhr
Die Gegenwart der Vergangenheit
Bulgarien zehn Jahre nach dem EU-Beitritt
Von Rayna Breuer
Anfang der 80er wurde im Zentrum von Sofia ein monumentales Denkmal fertiggestellt, das
seit dem Ende des Sozialismus die Gesellschaft spaltet. Während die einen seinen Abriss
fordern, wollen die anderen es als mahnende Erinnerung bewahren. Und so fördert es
sozialen Sprengstoff an die Oberfläche und zwingt die Bulgaren, sich mit ihrer Vergangenheit
auseinanderzusetzen. Mehr als 25 Jahre nach dem Fall des kommunistischen Regimes,
zehn Jahre nach dem EU-Beitritt und drei Jahre nach den landesweiten Massenprotesten in
einem der ärmsten Länder Europas sucht Bulgarien seine Identität.
(Produktion: SWR/WDR)
Montag, 09.01.2017, 22.03 Uhr
Reformation 500
Gnadenlose Neuzeit
Luther und die Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft
Von Norbert Bolz
Das eigentliche Geschenk, das Luther den Menschen machen wollte, hat die Neuzeit
zurückgewiesen: die Lehre, dass menschliches Sein Glaube ist und dass wir einen gnädigen
Gott haben. Stattdessen hat die Neuzeit auf Selbstermächtigung und auf Selbstbehauptung
durch Leistung gesetzt. Die Tugend sollte selbst leisten, was man sich als Gnade nicht
schenken lassen wollte. Dass dieses Projekt der gnadenlosen Neuzeit gescheitert ist,
erkennt man daran, dass die Nostalgie nach dem Absoluten immer stärker wird. Diese
Sehnsucht wäre aber nur zu befriedigen, wenn wir Luthers narzisstische Kränkung verkraften
könnten: Nicht der Mensch, sondern Gott steht im Mittelpunkt.
Sonntag, 29.01.2017, 19.30 Uhr
Mehrspur. Radio reflektiert
Mit Wolfram Wessels
Dokublog Thema: Kompaß
Golo Föllmer: Klingt online radio anders?
Hörspiel des Monats 2017
Nachrichtenkritik
3
III. DAS PROGRAMM
Sonntag: SWR2 Feature am Sonntag, 14.05 – 15.00 Uhr
01.01.2017
SWR2 Spielraum extra
Perloo - König der Montmer
08.01.2017
"Ich hab mich nie wieder so frei gefühlt"
David Bowie in Berlin
Von Christian Möller
(Produktion: WDR 2015)
Mitte der 70er-Jahre war Bowie auf dem Höhepunkt seiner Karriere - und gleichzeitig
ziemlich am Boden. Sein Speiseplan bestand aus Paprika, Milch und Koks. Er hatte
Paranoia-Anflüge und konnte den Rock 'n' Roll-Zirkus nicht mehr ertragen. Er wollte raus und
musikalisch noch mal bei null anfangen. In Westberlin war das möglich. Statt in einer
schicken Villa wohnte er in einer ranzigen Altbauwohnung, zeitweilig zusammen mit seinem
Kumpel Iggy Pop. Und wenn er mit dem Hollandrad durch den Kiez fuhr, im SO 36 tanzen
ging oder in der Eckkneipe sein Bier trank, konnte er das unbehelligt tun. Die Berliner ließen
ihn in Ruhe. In der geteilten Stadt tankte er neu auf und im Hansa-Studio direkt an der Mauer
nahm er zwei seiner wichtigsten Alben auf - eins davon mit dem Über-Hit "Heroes". Zwei
seiner glücklichsten Jahre. Wie er selbst sagte: "Ich hab mich nie wieder so frei gefühlt wie in
Berlin."
15.01.2017
"Be sure to wear some flowers …"
Die Hippies und der Summer of Love 1967
Von Udo Zindel
Der Summer of Love 1967 begann am 14. Januar im Golden Gate Park in San Francisco, wo
der Hohepriester der Psychedelischen Revolution Timothy Leary predigte: "Turn on, tune in,
drop out". Mit Gras, LSD oder Pevote hofften Hippies, sich durch ein rauschhaftes,
universelles Bewusstsein in freier Liebe und Sexualität und echter Gemeinschaft vereinen zu
können. Hunderttausend Jugendliche aus aller Welt strömten im Viertel Haight-Ashbury
zusammen, überwacht von Polizeispitzeln, FBI-Agenten und Drogenfahndern. Gegen Ende
des Jahres war aus dem Aufbruch "too much of a good thing" geworden. "Bad trips" stürzten
viele in Depressionen, Psychosen und in den Suizid. Trotz ihres raschen Verschwindens
reichte der Einfluss der amerikanischen Jugendrebellion bis zur 68er-Bewegung in
Deutschland und Europa. (Produktion 2007)
4
22.01.2017
Anna und der Architekt
Von Andreas Kebelmann und Robert Schmidt
(Produktion: ORF/SWR)
Anfang der 70er-Jahre wird der Wiener Architekt Udo Schrittwieser mit einem besonderen
Projekt beauftragt. Er soll mit einem 11-jährigen Mädchen ein Haus planen. Das Mädchen ist
Anna Zsolnay, die etwas kränkelnde Urenkelin von Alma Mahler. Beeinflusst von den
Geschichten Enid Blytons und Lewis Carrolls wünscht sie sich einen Rückzugsort mit
Geheimgängen, Zauberspiegeln, versteckten Bibliotheken. Der Architekt macht die Wünsche
des Mädchens wahr. 1974 ist das außergewöhnliche Objekt fertiggestellt. Von außen sieht
es aus wie eine Festung, innen ist es voll fantastischer Spielereien. Das Feature erzählt nicht
nur die faszinierende Geschichte der Villa auf dem Semmering, sondern auch die
ungewöhnlichen Geschichten seiner Bewohnerinnen und Bewohner.
29.01.2017
Abgetaucht
Die Kultur der Immersion
Von Olaf Karnik und Volker Zander
Immersion bedeutet Eintauchen und Versinken und ist eines der Schlüsselwörter des späten
20. Jahrhunderts. Bass-Sounds sind immersiv, Echos sind es und Lärm sowieso. Ab einer
gewissen Lautstärke und Intensität sind musikalische Kategorien egal. Dann sind es nur
noch Schwingungen, die jede Zelle durchdringen. 20 Jahre später hat sich das Prinzip der
Immersion auf viele andere kulturelle Bereiche ausgeweitet.
Computerspiele suggerieren ein hyperreales Dabeisein. Aber auch traditionelle Medien und
Institutionen setzen verstärkt auf Immersion: Mehrbändige Schmöker und mehrstaffelige TVSerien zielen darauf ab, Konsumenten wochenlang an ihre Materie zu binden;
Erlebnismuseen rekonstruieren detailgenau historische Epochen, in die man als Besucher
eintauchen soll. Um Reflexion oder Analyse geht es da kaum, sondern um Einbindung aller
Sinne und des ganzen Körpers. Wo immer häufiger auf immersive Strategien gesetzt wird,
stellt sich die Frage nach ihren Auswirkungen auf Kultur, Bildung und Gesellschaft.
5
Montag: SWR2 Essay, 22.03 – 23.00 Uhr
02.01.2017
Essay Musik
Von Ursprung und Sinn der Musik
Von Jan Reichow
Das Auge ist erfunden worden, als sei es das Ziel des Lebens, um jeden Preis Licht
wahrzunehmen - und es entstand nicht zweimal oder dreimal, bei Fischen, Libellen und
Säugetieren, nein, wie die Evolutionsforschung sagt: etwa 40 Mal. Und das Ohr? Es gibt
einen qualitativen Sprung zwischen der Wahrnehmung von Schallwellen und der Artikulation
von menschlichen Tönen, ganz zu schweigen vom langen Weg zu einer melodischen
Gestalt. Darüber hinaus könnte die Fähigkeit zu singen eine andere Grundlage haben als die
Tendenz, ein Instrument zu bearbeiten. Und vielleicht sagt all dies nichts aus über das, was
ein komplexes Musikgebilde heute für unser Dasein bedeutet. "An 100 Stellen ist es noch
Ursprung", meinte Rainer Maria Rilke; die Sendung reflektiert Hinweise aus Wissenschaft
und Dichtung. (Produktion 2012)
09.01.2017
Reformation 500
Gnadenlose Neuzeit
Luther und die Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft
Von Norbert Bolz
Das eigentliche Geschenk, das Luther den Menschen machen wollte, hat die Neuzeit
zurückgewiesen: die Lehre, dass menschliches Sein Glaube ist und dass wir einen gnädigen
Gott haben. Stattdessen hat die Neuzeit auf Selbstermächtigung und auf Selbstbehauptung
durch Leistung gesetzt. Die Tugend sollte selbst leisten, was man sich als Gnade nicht
schenken lassen wollte. Dass dieses Projekt der gnadenlosen Neuzeit gescheitert ist,
erkennt man daran, dass die Nostalgie nach dem Absoluten immer stärker wird. Diese
Sehnsucht wäre aber nur zu befriedigen, wenn wir Luthers narzisstische Kränkung verkraften
könnten: Nicht der Mensch, sondern Gott steht im Mittelpunkt.
16.01.2017
Fenster. Blicke
Von Uta Rüenauver
Als die Menschen sesshaft wurden, bauten sie sich Häuser. Diese mussten Stabilität und
Schutz vor der Außenwelt bieten und gleichzeitig mit Luft und Licht versorgt werden. So
entstanden die ersten Fenster, schlitzartige Öffnungen in den Wänden, durch die man auch
hinausschauen konnte. "Augen" wurden diese Öffnungen genannt. Zunächst bespannten die
Menschen die Fenster mit Tierhäuten oder Leinengewebe, die durch Öl transparent wurden.
Später nutzten die Römer Glas als lichtdurchlässige und zugleich feste und isolierende
Fensterfüllung. Erst mit der industriellen Glasproduktion entstanden jene großflächigen,
gleichmäßig durchsichtigen Scheiben, die den Blick von innen nach außen und von außen
nach innen erlauben: Ausblicke und Einblicke.
6
23.12.2017
Der Scheideweg
Zu einer Basis-Chiffre der Wahlfreiheit
Von Johannes Bilstein
In der Bild- und Metapherngeschichte, die unserem Reden und Denken zugrunde liegt, spielt
die archaische Entscheidungs-Situation des geteilten Weges eine wichtige Rolle. Dieses Bild
ist seit der Antike eine Art Basis-Chiffre für die Möglichkeiten und Gefahren, die Chancen
und Risiken der Wahl. Insofern steht das Bild auch für die Konkretisierung der menschlichen
Freiheit. Wer keine Freiheit hat, kommt um die Verlegenheit herum, zwischen Optionen
wählen zu müssen. Im Bild des Scheideweges wird diese Grundbedingung der conditio
humana ins Räumliche transportiert. Da werden moralische, politische, erotische oder
religiöse Fragen an die Entscheidung nach dem rechten Weg gebunden. Man kann sich
nach rechts oder links, nach oben oder nach unten bewegen. Aber geht das Bild des
Scheidewegs nicht auch mit Vereinfachungen einher?
30.12.2017
Gespräch im Gehen
Dantes Göttliche Komödie
Von Norbert Hummelt
Es ist ein sicheres Zeichen, dass Dichtung vorliegt, wenn der Leser das Gefühl hat, seine
eigene Sache werde verhandelt - so fremdartig, einer anderen Zeit und Vorstellungswelt
angehörig ein Werk auch erscheinen mag. Doch Dante, der Wanderer, muss seine
gefährliche Reise nicht allein bestehen. Er hat in dem römischen Dichter Vergil einen
väterlichen Freund, der ihm hilft, die Schreckensbilder des Infernos und die Prüfungen des
Läuterungsberges zu bestehen. Es ist eine beschwerliche Reise, die zu Fuß unternommen
wird. Immer wieder wird die Mühsal dieses Gehens in den Versen genau beschrieben. Und
immer steht Dante mit seinem Führer Vergil im Gespräch. Sie gehen, halten inne, reden und
gehen weiter, bis sie am Läuterungsberg angekommen sind.
7
Dienstag: SWR2 Literatur, 22.03 – 23.00 Uhr
03.01.2017
SWR Bestenliste
Aus der Jury diskutieren die Literaturkritiker Kirsten Voigt
und Gregor Dotzauer über ausgewählte Bücher
Moderation: Helmut Böttiger
(Aufzeichnung aus dem PrinzMaxPalais Karlsruhe)
10.01.2017
Terézia Mora: Die Liebe unter Aliens
Terézia Mora im Gespräch mit Gerwig Epkes
(Aufzeichnung vom 29. November im Literaturhaus Stuttgart)
Terézia Mora erzählt in ihren neuen Erzählungen, die unter dem Titel "Die Liebe unter
Aliens", erschienen sind, von der Vereinzelung der Menschen im fortschreitenden
gesellschaftlichen Prozess, wenn man es soziologisch ausdrücken möchte. Oder poetisch
gesagt, wie zunehmend schwieriger es wird, zueinander zu kommen - Liebe geben zu
können, trotz allen Bemühens. Es ist, und deshalb ist die titelgebende Erzählung so treffend,
wie "Die Liebe unter Aliens". Elf Erzählungen von Menschen, die den Wunsch haben, ihre
Einsamkeit zu überwinden. Nach Liebe, Freundschaft suchen. Jedenfalls der sogenannten
Wirklichkeit noch etwas entgegenstellen wollen. Und scheitern und geben nicht auf.
Hoffnungsvolle Geschichten, wenn sie auch auf den ersten Blick traurig zu sein scheinen.
17.01.2017
"Mutter, lügen die Förster?"
Nach "Die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff
Von Judith Kuckart
Recht und Unrecht liegen nicht weit auseinander im Westfalen der Annette von DrosteHülshoff. Das lernt Friedrich Mergel, der in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, schon als
kleiner Junge. Sein Vater, ein Alkoholiker, stirbt früh und seine Mutter gibt ihn in die Obhut
ihres Bruders, der in die großen Holzdiebstähle verstrickt zu sein scheint, die das Dorf
beunruhigen. Nicht zufällig fällt der Verdacht auf Friedrich, als ein jüdischer Händler
ermordet wird. Doch was wahrscheinlich ist, ist nicht unbedingt wahr. In der Bearbeitung
"Mutter, lügen die Förster?" von Judith Kuckart steht nicht der Kriminalfall im Zentrum,
sondern vor allem die Geschichte des Friedrich Mergel, der in der Novelle von 1838 bereits
an viele Jungen erinnert, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren sind. Friedrich Mergel
wird sich selber ein Fremder, auf jeden Fall wird er ein Fremder im eigenen Dorf. Rasch lernt
er, die innere Schande der äußeren vorzuziehen. Wie das alles so kommen konnte und bis
heute nicht anders ist, davon erzählen die fünf Schauspielerinnen Svea Auerbach, Paula
Dombrowski, Claudia Spörri, Kathrin Steinweg und Isabel Zeumer und vierzehn Kinder der
örtlichen Musikschule Havixbeck, die mit einer Komposition von Annalisa Derossi diese
Geschichte von Friedrich in das hinein begleiten, was sie ausmacht: die Sprachlosigkeit.
8
24.01.2017
"Wie ein Schaf in der Wüste"
Als James Baldwin die Schweiz besuchte
Von Michael Stauffer und Rolf Hermann
"Meines Wissens hatte kein Neger vor mir dieses kleine Schweizer Dorf betreten." Zwischen 1951 und 1953 zog sich der bekannteste afroamerikanische Schriftsteller des 20.
Jahrhunderts dreimal in das Walliser Bergdorf Leukerbad zurück, um dort an seinem Roman
"Go tell it on the mountain" zu arbeiten. Die Erfahrung war enorm - für die Dörfler ebenso wie
für den Dichter. Ihre Begegnung wird zur Identitätsfrage. Nie fühlte sich Baldwin so schwarz
wie in der Schweiz. Michael Stauffer und Rolf Hermann begeben sich auf die Spuren
Baldwins in Leukerbad. Ihr Bergführer ist unter anderem der Walliser Lucien Happersberger,
Begleiter Baldwins in den 50er-Jahren. (Produktion 2011)
31.01.2017
SWR2 LiteraturEN
Das Literaturmagazin mit Berichten, Reportagen, Porträts, Features, Gesprächen und vielem
mehr
Theresa Präauer liest aus einem Text an dem sie zurzeit arbeitet. Rolf Pflücke besuchte
Christoph Schliengensiefs Operndorf in Burkina Faso, um zu sehen, wie es sich nach
seinem Tod entwickelt hat. Nach dem Besuch schrieb Rolf Pflücke einen Essay: "In den
Sand gesetzt". Mit Hermann Mildenberger von der Klassik Stiftung Weimar ein Gespräch
über einen Text Johann Wolfgang von Goethes über Leonardo da Vincis Mailänder Fresko
das "Letzte Abendmahl". Eva Karnofsky berichtet über "Lyrik ohne ISBN. Die Szene der
Slammer und Selfpublisher". Und die Kolumne für SWR2 LiteraturEN schickt Enoh
Meyomesse.
9
Mittwoch: SWR2 Feature, 22.03 - 23.00 Uhr
04.01.2017
Die Gegenwart der Vergangenheit
Bulgarien zehn Jahre nach dem EU-Beitritt
Von Rayna Breuer
(Produktion: SWR/WDR)
Anfang der 80er wurde im Zentrum von Sofia ein monumentales Denkmal fertiggestellt, das
seit dem Ende des Sozialismus die Gesellschaft spaltet. Während die einen seinen Abriss
fordern, wollen die anderen es als mahnende Erinnerung bewahren. Und so fördert es
sozialen Sprengstoff an die Oberfläche und zwingt die Bulgaren, sich mit ihrer Vergangenheit
auseinanderzusetzen. Mehr als 25 Jahre nach dem Fall des kommunistischen Regimes,
zehn Jahre nach dem EU-Beitritt und drei Jahre nach den landesweiten Massenprotesten in
einem der ärmsten Länder Europas sucht Bulgarien seine Identität.
11.01.2017
23:03 – 0:00 Uhr
Die Fauistas
Das neue Proletariat und die Gewerkschaftsriesen
Von Peter Kessen
Die deutschen Gewerkschaften haben in den vergangenen 10 Jahren fast eine Million
Mitglieder verloren, der Organisationsgrad in den Unternehmen sank um fast fünf Prozent.
Die Fauistas kämpfen gerade da, wo die Gewerkschaftsriesen ihre Probleme haben, im
Bereich prekärer Jobs, dort wo ein neues Proletariat entsteht. An der Mall of Berlin etwa,
direkt neben dem Potsdamer Platz, protestiert die anarchosyndikalistische Gewerkschaft
FAU (Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union) gegen den vermeintlichen Lohnraub an
rumänischen Bauarbeitern. Die schwarze Katze leuchtet auf einer roten Fahne, die vor
Deutschlands wohl luxuriösester Shopping Mall flattert. Die Anarchisten finanzieren die
langwierigen Prozesse der Arbeiter. Ihre Methoden sind radikal und ungewöhnlich. Das
Feature untersucht, ob diese Mini-Gewerkschaft eine Alternative zu den großen
Arbeitnehmervertretungen sein kann.
18.01.2017
Hurra, wir haben nicht versagt!
Benjamin Ferencz und der Traum vom Weltfrieden
Von Beate Ziegs
(Produktion: DLR 2015)
Kann das Völkerrecht etwas ausrichten gegen Krieg, Folter und Massenmord? Das Leben
von Benjamin Ferencz steht für diese Frage. 2011 begleitet der Jurist den ersten Prozess vor
dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, für dessen Entstehung er sich Zeit seines
Lebens eingesetzt hatte. Als 27-Jähriger wird Benjamin Ferencz 1947 Chefankläger im
Einsatzgruppenprozess, der im Rahmen der Nürnberger Prozesse die Verbrechen der Nazis
in der besetzten Sowjetunion verhandelte. Heute ist Benjamin Ferencz 96 - und kämpft
unbeirrt gegen die Gewaltexzesse im Irak, in Syrien oder im Sudan. An seiner Seite stehen
Menschen wie der Anwalt Wolfgang Kaleck oder Fatou Bensouda, die Chefanklägerin des
IStGH - auch wenn ihr Alltag mehr von Rückschlägen als von Erfolgen geprägt ist.
10
25.01.2017
das ARD radiofeature
Bombensicher?
Über mangelhafte Kontrollen an Deutschen Flughäfen
Von Achim Nuhr
(Produktion: HR 2017)
Die Arbeitsbedingungen des Sicherheitspersonals an deutschen Flughäfen sind mitunter
haarsträubend, viele Bedienstete sind schlecht ausgebildet und haben Angst vor der
Kündigung. Insider berichten von daraus resultierenden massiven Sicherheitslücken.
Tatsächlich gelingt es Testern immer wieder erfolgreich "Waffen und Bombenbauteile" an der
Security vorbei in den Sicherheitsbereich deutscher Flughäfen zu schmuggeln. Sicherheit im
Luftverkehr ist eigentlich eine hoheitliche Aufgabe von Bundespolizei und
Luftsicherheitsbehörden. Zusammen mit dem Flughafen-Betreiber sind sie für die
Unversehrtheit von Passagieren, Personal und Fracht verantwortlich. Um Kosten zu sparen,
haben sie die Passagierkontrollen an vielen Flughäfen an private Sicherheitsdienste
weitergereicht - mit nicht kalkulierbaren Folgen. Sind Reisende an deutschen Flughäfen noch
sicher?
11
IV. IMPRESSUM
SWR 2 Feature am Sonntag
Dr. Walter Filz
([email protected])
07221 929-23121
Sabine Bauknecht (Red.Ass.)
([email protected])
07221 929-23878
SWR 2 Literatur
Dr. Walter Filz
([email protected])
07221 929-23121
Sabine Bauknecht (Red.Ass.)
([email protected])
07221 929-23878
Dr. Stephan Krass
([email protected])
07221 929-23675
Dr. Gerwig Epkes
([email protected])
07221 929-26343
SWR 2 Essay
Dr. Stephan Krass
([email protected])
07221 929-23675
Christiane Meyer (Red.Ass.)
([email protected])
07221 929-22257
SWR2 Feature
Dr. Wolfram Wessels
([email protected])
07221 929-23215
Annette Schmid (Red.Ass.)
([email protected])
07221 929-22104
12