Gottesdienst am 1. Weihnachtstag 2016 „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Lukas 2, 11 „Komm, o mein Heiland Jesus Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr!“ Text: Georg Weißel 1642) So persönlich beten wir alle Jahre wieder in der 5. Strophe des wohl beliebtesten deutschen Adventsliedes „Macht hoch die Tür“. „Komm, o mein Heiland Jesus Christ!“ Der Begriff „Heiland“ ist aus unserer Sprache fast verschwunden – mir ist er noch aus Kindertagen vertraut. Heutige Bibelübersetzungen sprechen immer dann, wenn im griechischen Urtext von sotär die Rede ist, vom Retter oder Erlöser. Das ist auch die genauere Übersetzung, aber „Heiland“ hat für mich sprachlich noch den schönen Hinweis, dass von diesem Retter Heil und Heilung kommen. Die Botschaft des himmlischen Boten auf dem Feld vor Bethlehem war: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland (der Retter) geboren, welcher ist Christus (der Gesalbte/der Messias), der Herr, in der Stadt Davids!“ Lukas 2, 11 Ich möchte mit Euch heute Morgen über diesen Begriff des Heilands und Retters nachdenken: 1. Wovor rettet uns der Heiland Jesus Christus? Vielen ist das nicht bewusst, weil es kaum noch verkündigt wird: Jesus rettet uns vor dem Zorn Gottes! Wenn so ein schlimmes Attentat wie in Berlin verübt wird, dann ahnen manche, dass „der liebe Gott“ vielleicht über solche Terroristen dann doch einmal zornig sein könnte, auch wenn sonst „lieb sein“ seine Hauptaufgabe zu sein scheint. 2 Doch wie „lieb“ ist „der liebe Gott“ wirklich? An einer Stelle in der Bibel heißt es: „Schrecklich ist´s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ Was meint Ihr, wo das steht – im AT oder im NT? Viele meinen, solch eine Furcht einflößende Sicht von Gott wird uns im AT vermittelt. Aber dieses Wort steht im Hebräerbrief im NT: Hebräer 10, 31! Das ist der Brief, in dem wohl am ausführlichsten und tiefsten von der Rettung durch Christus gesprochen wird. „Schrecklich ist´s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ Hebräer 10, 31 Das wird warnend denen gesagt, die den Sohn Gottes, Jesus, und sein Rettungshandeln missachten und mit Füßen treten. Wenn die Bibel von Gottes Zorn spricht, dann meint sie damit nicht einen spontanen Gefühlsausbruch wie bei uns Menschen manchmal, sondern dann ist damit das gerechte und längst feststehende Urteil Gottes über der Rebellion und Gottlosigkeit des Menschen gemeint. Wer Gott nicht ehrt und ihm nicht gehorcht, der kann längst wissen, was ihm blüht, denn das Urteil steht fest: Der Zorn Gottes ist über ihm. Ungehorsam wird bestraft! Paulus schreibt der Gemeinde in Ephesus: „Auch euch hat Gott zusammen mit Christus lebendig gemacht. Ihr wart nämlich tot – tot aufgrund der Verfehlungen und Sünden, die euer früheres Leben bestimmten. Ihr hattet euch nach den Maßstäben dieser Welt gerichtet und wart dem gefolgt, der über die Mächte der unsichtbaren Welt zwischen Himmel und Erde herrscht, jenem Geist, der bis heute in denen am Werk ist, die nicht bereit sind, Gott zu gehorchen. Wir alle haben früher so gelebt; wir ließen uns von den Begierden unserer eigenen Natur leiten und taten, wozu unsere selbstsüchtigen Gedanken uns drängten. So, wie wir unserem Wesen nach waren, hatten wir – genau wie alle anderen – nichts verdient als Gottes Zorn!“ Epheser 2, 1 – 3 (nach „Neue Genfer Übersetzung“) 3 Gottes Zorn hatten wir alle verdient. Und Gottes Zorn ist wenigstens dreierlei: Er ist gerecht, und er ist tödlich, und er bedeutet Trennung von Gott auf ewig! Doch das Wunderbare ist, Zorn ist nur die eine Art und Weise, wie der lebendige und heilige Gott auf uns reagiert. Seine andere ist Liebe, weil Liebe Sein Wesen ist! Der Ephesertext geht weiter: „Doch Gottes Erbarmen ist unbegreiflich groß! Wir waren aufgrund unserer Verfehlungen tot, aber er hat uns so sehr geliebt, dass er uns zusammen mit Christus lebendig gemacht hat. Ja, es ist nichts als Gnade, dass ihr gerettet seid!“ Epheser 2, 4 + 5 (NGÜ) Gott schafft aus Liebe einen Ausweg, indem Er den zu uns schickt, den Er über alles liebt, Seinen Sohn. Ihm als einzigem kann Er eine solch schwere Aufgabe anvertrauen: Uns Menschen zu erlösen. Und als Jesus das Ziel seines Kommens erreicht, das Kreuz auf Golgatha, und dort stirbt, übernimmt er unser Urteil: Der Zorn Gottes über unseren Ungehorsam trifft ihn. Als Jesus ausruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ da wendet sich der Vater vom Sohn ab, weil der für uns zur Sünde wird. Das war die größte Qual für Jesus. Doch am Ostermorgen weckt der Vater Seinen Sohn von den Toten auf und erklärt sein Opfer für gültig. Nun gilt: Wer ihm glaubt, wird gerettet! Jesus selbst sagt es so: „Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm!“ Johannes 3, 35 + 36 Schon der Prophet Jesaja kündigt den Messias so an: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt!“ Jesaja 53, 4 + 5 4 Versteht Ihr, warum wir den Heiland, den Retter Jesus Christus, so sehr brauchen? Weil er uns vor dem Zorn Gottes rettet! Ich höre immer wieder Stimmen, die sagen: „So darf man heute nicht mehr von Gott reden. Mit Angst setzt man Menschen doch nur unter Druck.“ Ja, und? Auf Zigarettenschachteln wird Menschen millionenfach Angst vor dem Rauchen gemacht durch schreckliche Bilder und warnende Sprüche – und dieses Angstmachen ist berechtigt und gut so. Angst kann schützen und zur Umkehr führen. Allerdings sollten wir den Zorn Gottes noch viel mehr fürchten als Lungenkrebs oder amputierte Raucherbeine. Vor Hochspannungsleitungen stehen Schilder, auf denen gewarnt wird, weiterzugehen, es bestünde Lebensgefahr – und diese Warnungen sind berechtigt und gut so. Angst kann schützen und zur Umkehr führen. Allerdings sollten wir Gottes Zorn noch viel mehr fürchten, als von einem elektrischen Schlag getroffen zu werden. Doch weil Weihnachten der Retter geboren ist, müssen wir uns nun nicht mehr fürchten – jedenfalls nicht dann, wenn wir diesem Retter und Heiland unser Vertrauen schenken und Gottes Versöhnungsangebot annehmen. Wer sich immer noch fürchtet, zeigt damit nur, dass er noch nicht ganz eingetaucht ist in die Liebe Gottes, die sich ihm in Jesus entgegenstreckt. „Gott ist Liebe, und wer sich von der Liebe bestimmen lässt, lebt in Gott, und Gott lebt in ihm. Wenn das bei uns der Fall ist, hat uns die Liebe von Grund auf erneuert. Dann werden wir dem Tag des Gerichts voll Zuversicht entgegensehen können; denn auch wenn wir noch in dieser Welt leben, sind wir doch wie Christus mit dem Vater verbunden. Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz; Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst. Angst hat man nämlich dann, wenn man mit einer Strafe rechnen muss. Wer sich also noch vor dem Gericht fürchtet, bei dem ist die Liebe noch nicht zum vollen Durchbruch gekommen.“ 1. Johannes 4, 16b – 18 5 Willst Du Dich dem Retter anvertrauen, der aus Liebe zu Dir und aus Liebe zu Gott Dein Urteil auf sich nahm und den Zorn Gottes über Deine Sünde ertrug? Und ich möchte noch eine zweite Frage mit Euch bedenken, nicht nur: „Wovor rettet uns der Heiland Jesus Christus?“ sondern: 2. Wofür rettet uns der Heiland Jesus Christus? Weißt Du eigentlich, warum Gott uns nicht einfach uns selbst überlassen und den Planeten Erde aufgegeben hat? Weißt Du, warum Gott ein so unglaubliches Rettungsunternehmen gestartet hat und sich durch nichts von unserer Erlösung abbringen lassen wird? Seinem erwählten Volk Israel sagte Gott einmal – und ich glaube, wir dürfen es im Glauben auch für uns hören: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! … Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe … Lösegeld (damals feindliche Nationen, für uns: Jesus) für Dich gegeben…, weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe!“ Jesaja 43, 1 ff. Und vielleicht schaust Du in den Spiegel und sagst: „Wert geachtet, herrlich, zum Liebhaben? Herr, Du musst `was mit den Augen´ haben.“ Ja, das stimmt, Gott hat „was mit den Augen“, wenn Christus in uns lebt und wir in Ihm: - Dann sieht Er nämlich nicht mehr unsere Vergangenheit, in der wir gegen Ihn rebelliert und so vieles auf dieser Erde und so vieles in unserem Leben und im Leben anderer kaputt gemacht haben. - Nein, Er sieht unsre Zukunft. Er sieht, wie wir als Seine Kinder leben und Seine Art und Seinen Willen ausleben werden. - Er sieht, wie wir durch die Verbindung zu Jesus und durch die Kraft des Heiligen Geistes so leben, wie es Ihm Freude macht und wie es Ihn ehrt. - Er sieht uns an, als wären wir schon so, wie wir von Anfang an gedacht waren, und Er verspricht, es wird so werden! Wir müssen jetzt nur noch leben, was schon vorbereitet ist: 6 „Denn was wir sind, ist Gottes Werk; er hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist. Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen!“ Epheser 2, 10 (nach NGÜ) Wir müssen nur noch hinein verwandelt werden und uns verwandeln lassen in das Bild, für das Jesus in Seiner Vollkommenheit die Vorlage ist. „Ja, wir alle sehen mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn. Wir sehen sie wie in einem Spiegel, und indem wir das Ebenbild des Herrn anschauen, wird unser ganzes Wesen so umgestaltet, dass wir ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen. Diese Umgestaltung ist das Werk des Herrn; sie ist das Werk seines Geistes!“ 2. Korinther 3, 18 (nach NGÜ) Wir müssen nur noch lernen, unserer Berufung würdig zu leben: „Als einer, der für sein Bekenntnis zum Herrn im Gefängnis ist, bitte ich euch nun: Denkt daran, dass Gott euch zum Glauben gerufen hat, und führt ein Leben, dass dieser Berufung würdig ist! Keiner soll sich über den anderen erheben. Seid vielmehr allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um. Setzt alles daran, die Einheit zu bewahren, die Gottes Geist euch geschenkt hat; sein Frieden ist das Band, das euch zusammenhält.“ Epheser 4, 1 – 3 (nach NGÜ) Willst Du Dich dem Retter anvertrauen, der Dich vor dem Zorn Gottes rettet und den Gott Dir zur Seite stellt, damit Du wieder so leben kannst, wie Gott es schon immer für Dich wollte? Dann lass uns gemeinsam singend beten: Lied „Ich steh an deiner Krippe hier…“ Volkmar Glöckner 2016
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