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Wie Sie das richtige Wasseraufbereitungssystem für Ihr Labor wählen
Dr. Stephane Mabic, Worldwide Application and Training Manager, Millipore S.A.S.
Abbildung 1. Parameter, die bei der Wahl eines Wasseraufbereitungssystems für ein Labor zu berücksichtigen sind
1. Auflistung der benötigten Wasserqualität
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es verschiedene Arten von Laborwasser gibt. Diese
Wasserqualitäten sind durch Standards definiert, die nicht nur eine Hilfe bei der Auswahl des richtigen
Wasser-Typs für eine spezifische Anwendung darstellen, sondern die es auch ermöglichen,
Kostenfaktoren bei der Wahl zu berücksichtigen, da ultrareines Wasser vom Typ I in der Herstellung
teurer ist als Reinwasser vom Typ II oder III.
Vor diesem Hintergrund ist zu überlegen, für welche unterschiedlichen Situationen und Anwendungen in
Ihrem Labor gereinigtes Wasser benötigt wird. Wasser vom Reinheitsgrad Typ I ist für alle kritischen
Laboranwendungen erforderlich. Dazu zählen unter anderem: Vorbereitung der mobilen Phase für HPLC
oder IC; Vorbereitung von Leerproben; Standards und Probenverdünnungen bei HPLC, IC, GC, AA, ICPMS, etc.; Vorbereitung von Puffern und Medien für Säugetier-Zellkulturen; Herstellung von Reagenzien für
molekularbiologische Anwendungen; Vorbereitung von Lösungen (Elektrophorese und BlottingVerfahren).
Wasser vom Typ II wird für allgemeinere Laboranwendungen wie die Vorbereitung von Puffern und
mikrobiologischen Kulturmedien sowie für die Einspeisung in andere Laborsysteme (Typ-IWassersysteme, klinische Analysegeräte, Spülmaschinen, Zellkultur-Inkubatoren und Klimatestgeräte)
benötigt. Wasser vom Typ III schließlich weist den geringsten Laborwasser-Reinheitsgrad auf und wird
zum Waschen von Laborgeräten aus Glas, für Wasserbäder und Autoklaven sowie ebenfalls zum
Einspeisen in Reinstwassersysteme (Typ I) verwendet.
Abhängig von Ihrer Situation benötigen Sie vielleicht ein System, das Kontaminanten aus dem Wasser
entfernt und reines oder ultrareines Wasser - oder beides - produziert. Da keine Technologie alleine in der
Lage ist, alle Kontaminanten zu eliminieren, werden in der Regel zur Herstellung von Rein- und
Reinstwasser verschiedene Aufreinigungstechnologien kombiniert. Achten Sie bei der Beurteilung Ihres
speziellen Laborwasserbedarfs auf die Technologien, auf denen die verschiedenen Systeme basieren. So
können Sie sicherstellen, dass Sie langfristig und konstant die gewünschte Wasserqualität erhalten und
dabei die Betriebskosten so gering wie möglich halten.
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Abbildung 2. Verschiedene bei modernen Wasseraufbereitungssystemen verwendete Technologien sowie die von
ihnen eliminierten Kontaminanten
2. Abschätzung des benötigten Gesamtvolumens
Berechnen Sie nun anhand der von Ihnen erstellten Liste der gewünschten Wasserqualitäten und
Anwendungen in etwa, wie viel Wasser von welchem Wasserqualitätstyp Sie täglich benötigen werden.
So erhalten Sie wichtige Grundinformationen, die Sie bei der Diskussion über verschiedene
Installationsmöglichkeiten mit Ihrem Anbieter für Wasseraufbereitungssysteme benötigen werden.
Vergessen Sie bei Ihrer Bedarfsabschätzung nicht, auch jene Tage zu berücksichtigen, an denen unter
Umständen größere Volumina an Wasser benötigt werden.
3. Bedeutung von Überwachung und Rückverfolgbarkeit
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das Aufbereitungssystem für Ihr Laborwasser kontinuierlich
Wasser liefert, das den Spezifikationen Ihres individuellen Qualitätsanspruchs gerecht wird. Für diesen
Zweck werden häufig Überwachungstools wie Widerstandsmessgeräte, welche die Ionenreinheit messen
(ein Ablesewert von 18.2 MΩ·cm bedeutet, dass das erzeugte Wasser ionenfrei ist), und Geräte zur
Messung des gesamten organischen Kohlenstoffs in Wasser (TOC), welche die im Wasser enthaltene
Gesamtmenge an organischem Material angeben, eingesetzt. Je nach den in Ihrem Labor gängigen
Anwendungen können für Sie beide Werte (Widerstand und TOC) von Relevanz sein, sodass Sie auch
dieses Kriterium bei der Wahl Ihres Wasseraufbereitungssystems berücksichtigen sollten.
Ebenso wichtig ist es, die Wasserqualität aufzeichnen und rückverfolgen zu können, insbesondere für
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Labore, die im regulierten Umfeld arbeiten. Millitrack e-Solutions bietet diese Überwachungsmöglichkeit
nun für viele Merck-Millipore-Systeme an, und zwar mit verbesserter Datenmanagementkontrolle,
Möglichkeiten des Fernzugriffs auf das Dashboard des Systems und elektronische Langzeitspeicherung
der Daten.
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4. Zertifizierung und Vorschriftenkonformität
Bei Ihrem Entscheidungsfindungsprozess möchten Sie vielleicht auch Aspekte der Qualitätssicherung mit
einbeziehen. Achten Sie auf Systeme, die in einer ISO® 9001- und ISO® 14001-zertifizierten
Produktionsstätte hergestellt wurden und mit der erforderlichen Qualitätsdokumentation wie
Konformitätsbescheinigung, Qualitätszertifikat oder Kalibrierungszertifikat geliefert werden.
Zusätzlich sollten Sie nicht vergessen, dass Wasseraufbereitungssysteme den behördlichen Vorschriften
hinsichtlich Effizienz und Sicherheit während der gesamten Lebensdauer des Systems entsprechen
müssen; achten Sie auf Systeme mit CE-, UL- und FCC-Zertifizierung.
Auch das von Wasseraufbereitungssystemen hergestellte Laborwasser unterliegt Standards, welche die
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für spezifische Anwendungen geforderte Qualität definieren. Dies sind die von ASTM und ISO® 3696
publizierten Standards für Laboranwendungen, die Richtlinien des Clinical and Laboratory Standards
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Institute (CLSI ) für klinische Laboratorien sowie die von den jeweiligen für die öffentlichen Arzneibücher
zuständigen Behörden festgelegten Standards. Stellen Sie sicher, dass das in Ihrem Labor verwendete
Wasser auch den Standards dieser Organisationen entspricht (sofern anwendbar).
5. Streben nach Nachhaltigkeit
Es ist eine Tatsache, dass der Betrieb jedes Aufbereitungssystems für Laborwasser eine gewisse
Auswirkung auf die Umwelt hat. Die Hersteller haben allerdings bei der Entwicklung nachhaltiger
Lösungen große Fortschritte gemacht, und die heute am Markt befindlichen Systeme spiegeln diese
Veränderungen wider: reduzierter Trinkwasserverbrauch, geringerer Verbrauch an Strom und starken
Chemikalien sowie die Verfügbarkeit von Aufreinigungskartuschen mit längerer Lebensdauer. Zudem
wurden die bislang oft exzessiven Verpackungen reduziert, und sämtliche Dokumentation wird in der
Regel elektronisch und nicht in Form von Ausdrucken zur Verfügung gestellt. Was Merck Millipore betrifft,
wurde in den USA ein Recycling-Programm aufgelegt, das Kunden helfen soll, ihre gebrauchten
Aufreinigungskartuschen ökonomisch und effizient zu entsorgen. Dadurch wird es möglich, die
Auswirkungen auf die Umwelt im Vergleich zur Entsorgung auf Mülldeponien um etwa 10-12 % zu
reduzieren und den Kartuschenabfall um ca. 25-40 % zu verringern.
Zusätzlich zu den genannten Aspekten sollten Sie auch überprüfen, ob die Wasseraufbereitungssysteme
Ihres Anbieters der europäischen RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances/Beschränkung
einzelner gefährlicher Stoffe) und der WEEE-Richtlinie (Waste of Electric and Electronic
Equipment/Elektro- und Elektronikgeräte-Abfall) entsprechen.
Die regelmäßige präventive Wartung Ihres Systems zur Sicherstellung des ordnungsgemäßen Zustandes
trägt nicht nur zur Nachhaltigkeit bei, sondern gewährleistet auch den optimalen Betrieb der Anlage
während ihrer gesamten Lebensdauer. Hinterfragen Sie bei Ihrem Anbieter, ob und in welcher Weise er
einen professionellen Kundendienst, der Ihre Bedürfnisse abdeckt, bereitstellt.
6. Last but not least - die Bauweise
Sie haben mittlerweile definiert, wo und wann bzw. für welche Anwendungen Sie welche Volumina an
Rein- und Reinstwasser benötigen. Diese Informationen sind mit den baulichen Voraussetzungen Ihres
Labors in Einklang zu bringen und gemeinsam mit anderen wichtigen Kriterien mit Ihrem Anbieter für
Wasseraufbereitungssysteme zu besprechen.
Ein großes Labor entscheidet sich möglicherweise für eine Lösung, die Reinwasser über eine Ringleitung
zur Verfügung stellt, oder aber für eine getrennte Installation in jedem Stockwerk, entsprechend der
jeweils geforderten Reinheit und des benötigten Volumens. Kleinere Labore bevorzugen hingegen eher
individuelle Lösungen, die reines oder ultrareines Wasser nach Bedarf bereitstellen. In einem
Arbeitsumfeld, das regulatorischen Anforderungen unterliegt und wo eine volle Systemkontrolle sowie
eine lückenlose Rückverfolgbarkeit gefordert sind, wird sich die Konfiguration der
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Wasseraufbereitungsanlage an der Notwendigkeit der Installation einer Reihe von Systemen an den
jeweiligen Einsatzorten unter Verwendung der Millitrack® Compliance-Software orientieren.
Schlussendlich sei noch auf andere Beteiligte hingewiesen, wie z. B. die Mitglieder des Gebäude- und
Anlagenmanagements oder der Einkaufsabteilung, die möglicherweise auch in die Entscheidung für ein
bestimmtes Wasseraufbereitungssystem einbezogen werden müssen. Somit gibt es verschiedene
Kriterien, die sowohl die Besprechungen mit dem Anbieter von Wasseraufbereitungsanlagen als auch die
Entscheidung für eine bestimmte Lösung leiten sollten.
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