62 Tier BAUERNBLATT | 24. Dezember 2016 ■ Erfolgreich füttern: Kälberaufzucht Vollmilchergänzer, ja oder nein? In schätzungsweise 50 % aller Milchviehbetriebe wird Vollmilch vertränkt, in den meisten Betrieben jedoch ohne den Zusatz von Aufwertern. Es ist auf den ersten Blick auch schwer zu verstehen, dass in der Muttermilch nicht alle Nährstoffe in ausreichender Form enthalten sein sollen, die das Kalb benötigt. Sollte sich die Natur an dieser Stelle eventuell geirrt haben, oder sind Vollmilchaufwerter Produkte, die wohl dem Verkäufer, aber nicht dem Käufer nützen? Die Antwort auf diese Frage vorneweg: Die Natur hat sich nicht geirrt, und trotzdem gibt es bei den mit Vollmilch ernährten Kälbern Nährstoffdefizite, die dringend ergänzt werden müssen. Wie kommt dieser Widerspruch zustande? In der Natur saufen die Kälber wesentlich größere Mengen an Milch als zum großen Teil in der Aufzucht im Stall getränkt wird. Eine Ausnahme bildet hier die von uns empfohlene Ad-libitum-Tränke. Kälber auf der Weide haben im Vergleich zu den Stallkälbern Kontakt mit Mutterboden und nehmen auch darüber Mineralstoffe auf. Trockensteher und Färsen, die sich zum Teil auf der Weide befinden, werden nicht immer ausreichend mit Mineralstoffen versorgt. Die Mineralstoffversorgung auf der Weide, insbesondere im Spurenelementbereich, ist ohne eine zusätzliche Versorgung nicht ausreichend. Dann kommt es zum Beispiel sehr leicht zum Selenmangel bei Kälbern. Nicht zuletzt bedingen höhere Milchleistungen eine Verdünnung der Inhaltsstoffe. Hinzu kommt, dass Kälber in Stresssituationen und bei Erkrankungen einen deutlich höheren Bedarf an bestimmten Mineralstoffen und auch Vitaminen besitzen, als das im gesunden Zustand der Fall ist. Es sind somit viele Gründe, die dazu beitragen, dass es speziell beim Vertränken von Vollmilch sinnvoll ist, Nährstoffe, die leicht ins Defizit geraten, zu ergänzen. Blutanalysen und vergleichende Untersuchungen zeigen dies deutlich. Während der Vollmilchfütterungsphase ist eine Ergänzung mit Eisen notwendig. werden müssen, kommt der Eisenversorgung zu. Eisen spielt dabei nicht nur beim Sauerstoff- sowie beim Kohlendioxidtransport eine bedeutende Rolle, sondern im gesamten Stoffwechsel, so beispielsweise beim Aufbau verschiedener Enzyme. Wir wissen heute, dass Eisenmangel unter anderem eine schlechtere Futterverwertung, eine verminderte Futteraufnahme, geringere Wachstumsraten sowie eine höhere Anfälligkeit für Diarrhoe und Infektionskrankheiten bedingt. Das bedeutet, dass insbesondere Eisen ergänzt werden muss. Aber auch Kupfer (Cu) ist häufig im Defizit. Vitamin E wirkt als Antioxidans und schützt damit Zell- und Organellmembranen vor der oxidativen Zerstörung durch freie Radikale. Bei einer restriktiven Vollmilchtränke kann auch eine zusätzliche Vitamin-D3-Gabe sinnvoll sein. Vitamin D3 ist insbesondere am Kalziumstoffwechsel und damit am Aufbau des Skelettsystems beteiligt. Eine Überdosierung hat allerdings wenig Sinn und kann im Extremfall zu einer erhöhten Ausscheidung von Kalzium über den Harn führen. Die fettlöslichen Vitamine A, D und E können im Gegensatz zu den wasserlöslichen Vitaminen nicht über die Nieren ausgeDefizite müssen schieden werden. Von ihnen sollausgeglichen werden te deshalb langfristig nicht mehr Eine herausragende Position bei als die fünffache Menge der Beden Mineralstoffen, die ergänzt darfsempfehlung verabreicht wer- den. Einige Aufwerter sind in diesem Bereich deutlich übervitaminisiert und liegen in diesem Punkt bereits im Grenzbereich. Sie sollten darum auch nicht überdosiert werden. Bei einer Ad-libitum-Vollmilchtränke gibt es weder einen Mangel an Vitamin D3 noch an Vitamin A. Ein entscheidendes Merkmal der Aufwerter bleibt aber nach wie vor die Ergänzung mit Eisen. Um die Suche nach einem solchen Vollmilchergänzer zu erleichtern, sind in der Übersicht 1 verschiedene Produkte zusammengestellt. Die Übersicht erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Außerdem ist darin auch nur eine Auswahl der eingemischten Inhaltsstoffe aufgeführt. Die im oberen Tabellenabschnitt aufgeführten absoluten Mengen unterscheiden sich bei den Produkten, da sie nur im Zusammenhang mit der Dosierempfehlung gesehen werden dürfen. Diese Empfehlungen werden in unterschiedlicher Weise entweder pro Tier und Tag oder pro Liter gegeben. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen, sind im unteren Teil der Übersicht auf der Basis des Tagesbedarfs von Eisen die Inhaltsstoffe zuzüglich der in 6 l Vollmilch enthaltenen Inhaltsstoffe notiert. Wir sehen, dass die in der Übersicht aufgeführten Empfehlungen für ein 50 kg schweres Kalb mit einer Trockenmasseaufnahme von einem Kilogramm bei den Spurenelementen Eisen und Zink erfüllt werden. Bei den Kupferwerten gibt es teilweise Differenzen. Eine sehr reichliche Versorgung, in einigen Fällen ein Vielfaches des Bedarfs, haben wir bei den zugesetzten Vitaminen. Der Grund dafür scheint die Befürchtung zu sein, dass, wenn weniger eingemischt wird, beim Kauf eventuell die Produkte anderer Hersteller bevorzugt werden könnten. Notwendig sind diese hohen Mengen nicht, ganz im Gegenteil, sie müssen über die Leber wieder abgebaut werden. Bedeutung der Eisenversorgung Eisenmangel (Anämie) ist bei Kälbern ein nicht unbekanntes, aber in den meisten Fällen unbeachtetes und unbemerktes Problem. Eine ausreichende Eisenversorgung stärkt die Vitalität und wirkt sich positiv auf die Widerstandskraft von Kälbern aus. Untersuchungen zeigen, dass eine aufgrund von Eisenmangel erhöhte Anfälligkeit gegenüber Erkrankungen bei Kälbern sowohl steigende Tierarzt- und Medikamentenkosten als auch ein erhöhtes Verlustrisiko zur Folge hat. Ebenso zeigen diese Kälber deutlich geringere Zuwachsraten. Verschiedene Autoren berichten bei Eisenmangel nicht nur von einer erhöhten In- Tier 63 ■ BAUERNBLATT | 24. Dezember 2016 Übersicht 1: Aufwerter für Vollmilch Vollmilch pro kg TS Empfehlung des Herstellers Fe (mg) Zn (mg) Cu (mg) A (IE) D3 (IE) E (mg) 3 26 0,6 11.500 307 8 Bewi-San PreviNorm Milkra Denkacare Milk+ Fac Voll-Mix Vitalcure Bewital Nordmilch 10 g 80-100 g pro l Milch pro Tag 800 1.000 300 200 40 50 200.000 80.000 42.000 50.000 420 800 Quotamix Salvana K Plus Provilac S Kälberkrone Kalbi-Aktiv HaGe VollmilchProtect aufwerter Milkivit Denkavit Sprayfo Salvana Bergin HL Schaumann HaGe 50 g pro Mahlzeit 2.000 1.000 100 250.000 25.000 1.500 20 g pro Tag 5.010 5.006 251 257.100 15.000 15.030 100 g/l Wasser + 1 bis 2 l Milch 500 140 20 50.000 10.000 600 100 g pro Tag 1.000 300 100 100.000 20.000 2.500 mind. 60 g/ Tag 10 g/l 2.000 800 140 400.000 75.000 3.000 200 g pro Tag 500 350 20 125.000 25.000 500 20 g pro l 750 250 38 100.000 50.000 1.000 50 g pro Mahlzeit 2.000 1.000 100 250.000 25.000 1.500 Tagesbedarf (ausgerichtet an der Empfehlung für 100 mg Eisen pro Tag) Auf Basis Empfehlung 6 l frische von pro Tag Vollmilch enthält + 125 g + 100 g + 50 g + 20 g + 200 g + 100 g + 50 g + 200 g + 133 g + 50 g Fe (mg) Zn (mg) Cu (mg) A (IE) D3 (IE) E (mg) 102 57 5 33.625 5.480 59 102 40 5 16.625 5.230 86 102 70 5 21.125 1.480 81 102 120 5 13.767 530 307 102 48 4 18.625 2.230 126 102 50 10 18.625 2.230 256 102 60 7 28.625 3.980 156 102 90 4 33.625 5.230 106 102 53 6 21.958 6.897 139 102 70 5 21.125 1.480 81 100 40 10 9.000 600 50 2 20 0,5 8.625 230 6 fektionsanfälligkeit, sondern ebenso von vermehrten Herz-Kreislauf Erkrankungen sowie schlechteren Impferfolgen. In Belastungssituationen verstärkt sich die Anfälligkeit der Kälber bei Eisenmangel deutlich. Eisen ist Bestandteil des Hämoglobins der roten Blutköperchen und für den Sauerstofftransport von der Lunge zu den Zellen und damit für die Zellatmung verantwortlich. Auf dem Rückweg nimmt es CO2 als Stoffwechselprodukt wieder mit zur Lunge. Mehr als 50 % des im Körper befindlichen Eisens sind Bestandteil des Hämoglobins. Weiteres Eisen befindet sich im Myoglobin, dem Sauerstoffspeicher der Skelett- und Herzmuskulatur und in verschiedenen Organen, in erster Linie der Leber. Aufgrund der Tatsache, dass sowohl das Hämoglobin als auch das Myoglobin relativ kurze Halbwertszeiten von nur wenigen Tagen besitzen, wird die Bedeutung einer kontinuierlichen Eisenversorgung verständlich. Das Problem bei den Kälbern ist, dass die vorgeburtlich angelegten Eisenreserven der Leber nach der Geburt sehr schnell verbraucht werden. In der Kuhmilch sind nur etwa 0,5 mg/l Eisen enthalten. Das ist eine für das Kalb viel zu geringe Menge. Benötigt wird deutlich mehr. Als Resultat vieler Studien zu diesem Thema wird heute eine Versorgungsmenge von 100 mg pro Tier und Tag empfohlen. Etwa 20 % der Kälber weisen bereits nach einer normal verlaufenden Geburt eine Eisenunterversorgung auf. Bei verlängerter Geburt steigt dieser Wert auf über 40 % an. Unabhängig davon kommt es bei allen Kälbern innerhalb der ersten sechs Stunden zu einem deutlichen Abfall der Eisenplasmawerte sowie der Hämoglobin(Hb)-Werte. Bis zum vierten Lebenstag bleiben diese Werte auf einem niedrigen Niveau (Bostedt u. a., 1990). Wenn Vorbeuge geleistet werden soll, besteht die Frage, ob es sinnvoller ist, Eisen zu injizieren oder es oral über das Futter zu verabreichen. Völker, H. und Rotermund, L. (2000) empfehlen aufgrund umfangreicher eigener Untersuchungen Eisengaben über das Futter beziehungsweise über die Milch. Aufgrund des besonderen Labmagenmilieus ist die Bindungsform des Eisens von besonderer Wichtigkeit. Empfohlen werden zweiwertige Eisenverbindungen. Vorteile bietet organisch gebundenes Eisen (Eisenaminosäure-Chelat). Das Eisen aus diesen Verbindungen kann besser als das aus anorganischen Verbindungen resorbiert und in dieser Form nicht von Kolibakterien für die eigene Vermehrung genutzt werden. Sinn von Blutuntersuchungen Hinweise auf die Versorgungslage mit Eisen liefern bestimmte Blutkennwerte. Hierzu zählen unter anderem der Hb-Wert (Hämoglobinwert) und der Ht-Wert (Hämatokritwert). Ht-Werte unter 0,27 l/l weisen auf eine schwere Anämie, Werte zwischen 0,27 und 0,35 l/l auf eine leichte subklinische Anämie hin. Werte über 0,35 l/l lassen auf einen ungestörten Eisenstoffwechsel schließen (siehe Übersicht 2). Blutwerte aus Beprobungen, die wenige Stunden nach der Geburt erfolgten, sind zur Darstellung der betrieblichen Situation allerdings weniger geeignet. Sie werden noch sehr stark durch die Eisenreserven der Kälber beeinflusst. Untersuchungen am zweiten oder dritten Lebenstag geben ein wesentlich genaueres Bild über die Eisenversorgung wieder. Wer sich selbst über den Versorgungszustand seiner Kälber mit Eisen informieren möchte, kann dies am leichtesten über die Hämoglobinwerte. Die Hämoglobinwerte folgen etwa dem Verlauf der Serumeisenwerte. Die Eisenbestimmung im Serum ist wesentlich teurer und die Fehlermöglichkeit wesentlich größer, da absolut reines Serum benötigt wird. Bereits bei der Probenahme können erste Fehler entstehen, wenn es durch ein zu schnelles Aufziehen des Blutes zu Hämolyse (Zerstörung einzelner roter Blutkörperchen) kommt. Da der Eisengehalt des Serums nur etwa 0,2 % des Eisengehaltes der roten Blutkörperchen beträgt, werden Probenwerte bei einer fehlerhaften Entnahme sehr schnell verfälscht. Da jedoch Mangelsituationen bei einem Großteil der Kälber durch verschiedene Untersuchungen hinreichend bekannt sind, kann in der Regel auf Einzeluntersuchungen im Betrieb verzichtet werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Eisenversorgung nicht für alle Kälber ausreichend ist. Eine prophylaktische Eisenversorgung ist in jedem Fall angeraten. Eisengaben stabilisieren die Gesundheit Übersicht 2: Zuordnung der Fe-, Hb- und Ht-Messergebnisse Über interessante Versuchserund Grenzwerte zu klinischen Befunden. Unter Berücksichtigung der Grenzwerte von Ehrentraut, W., (1987), Unselm, J., gebnissen berichteten in diesem Zusammenhang auch Gygax, M., u. (1983) und Völker, H., et al. (1995) Klinik Hämatokrit Fe Plasmawerte µmol Fe/l Hb Cyanmethode mmol/l Vol % l/l <7 7 – 23 > 23 < 4,47 4,47 – 5,57 > 5,57 < 27 27 – 35 > 35 < 0,27 0,27 – 0,35 > 0,35 klinische Anämie subklinische Anämie physiologische Befunde Völker, H. und Rotermund, L. (2000) a. (1992). Sie führten einen Versuch mit unterschiedlichen Eisengehalten in Milchaustauschern von 10 und 50 mg/kg durch. Die Bluteisenwerte bestätigen auch in diesen Untersuchungen den in der Regel sehr niedrigen Versorgungsstatus bei neugebo- 64 Tier BAUERNBLATT | 24. Dezember 2016 ■ renen Kälbern. Die Eisenwerte im Blutserum lagen am ersten Tag etwa bei 15 µmol/l. Bei den mit 10 mg Eisen pro 1 kg Milchaustauscher versorgten Kälbern fielen die gemessenen Eisengehalte bis zur 13. Lebenswoche auf Werte von unter 4 µmol/l. In der mit 50 mg/ kg MAT versorgten Gruppe lagen die Werte im Mittel zwischen 15 und 20 µmol/l mit einer leicht steigenden Tendenz nach der vierten Lebenswoche. Sie blieben damit aber trotzdem noch unter der gewünschten Grenze von 23 µmol/l. Die Differenz zwischen den beiden Gruppen betrug zum Ende des Untersuchungszeitraumes etwa 16 µmol/l. Das ist ein sehr beachtlicher, aber auch zu erwartender Unterschied, dessen Auswirkung sowohl bei der Tiergesundheit als auch bei der Körperentwicklung der Kälber zu beobachten war. Erhöhte Rektaltemperaturen über 39,5 °C wurden in der 50-mg- Gruppe während des Untersuchungszeitraumes in 30 Fällen gemessen, in der 10-mg-Gruppe hingegen in 88 Fällen. Antibiotische Behandlungen mussten entsprechend 16- beziehungsweise 44mal in den Gruppen durchgeführt werden. Die Bedeutung des Eisens für das Immunsystem hat einen besonderen Grund. Eisen besitzt als Baustein einen wichtigen Einfluss auf die Bildung der Keimzentren in den Lymphknoten. Diese Keimzentren sind für die Aktivierung der B-Lymphozyten, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, verantwortlich. Die B-Lymphozyten haben wiederum die Aufgabe, Plasmazellen zu entwickeln, die letztendlich Antikörper gegen Bakterien, deren Toxine und Viren produzieren. Wird Vollmilch länger als drei Wochen eingesetzt, ist es ratsam, von Beginn an einen Vollmilchergänzer einzusetzen. Fotos: Dr. Hans-Jürgen Kunz Weiter zum Versuch: Auch die gemessene Herz- und Atemfrequenz lag in der 10-mg-Gruppe hochsignifikant über der der 50-mg-Gruppe. Der Grund dafür ist in der geringeren Sauerstoffbindungskapazität des Blutes in der 10-mg-Gruppe aufgrund des geringeren Eisengehaltes des Blutes zu suchen. Das heißt, um die gleiche Sauerstoffmenge zu transportieren, muss mehr Blut durch die Adern gepumpt und mehr Sauerstoff eingeatmet werden, da die Bindung an die roten Blutkörperchen aufgrund des geringeren Eisengehaltes schlechter ist. Letztendlich schlugen sich die zuvor genannten Faktoren auch auf die körperliche Entwicklung der Kälber nieder. Die 50-mg-Gruppe erreichte zum Ende des Untersuchungszeitraumes ein um 12,4 kg höheres Körpergewicht bezie- hungsweise um 160 g höhere Tageszunahmen. Völker und Rotermund publizierten im Jahr 2000 eine Untersuchung, in der sie zeigen konnten, dass trotz herkömmlicher Tränkeverfahren und einer ausbilanzierten Raufutterversorgung im Sinne der Kälberhaltungsversorgung Eisenmangelerscheinungen bis zur achten Lebenswoche auftraten. Nicht zusätzlich mit Eisen versorgte Kontrollkälber wiesen Eisenplasmawerte auf, die im Mittel unterhalb des empfohlenen Grenzwertes von 23 µmol Fe/l lagen. Kälber, die bis zur 15. Lebenswoche mit täglich 100 mg Eisen versorgt wurden, erreichten im Gegensatz dazu durchschnittliche Werte, die deutlich nutzt werden. In der natürlichen Milch ist nur eine Menge von 3 mg Eisen pro Kilogramm T enthalten, das heißt knapp 0,4 mg/l. Die Biestmilch enthält etwa die zehnfache Menge, also 4 mg/l. Trotzdem reichen diese Mengen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die zusätzliche Gabe eines Vollmilchaufwerters in den ersten vier bis acht Wochen schließt die Eisenlücke. Es gibt aber ein Problem bei vielen, wenn nicht sogar allen Vollmilchaufwertern, und das sind die deutlich überhöhten Zusätze an fettlöslichen Vitaminen, die über den Leberstoffwechsel wieder abgebaut wer- den müssen. Bei einer Ad-libitum-Tränke ist der Fehlbedarf so niedrig, dass ohne Probleme auf einen solchen Aufwerter verzichtet werden kann, wenn den Kälbern nach der Geburt Eisen verabreicht wird (zum Beispiel eine einmalige Injektion mit 1.000 mg Eisen) und sie anschließend auf einen Milchaustauscher umgestellt werden. Bei der Gabe von Vollmilchaufwertern ist zu beachten, dass in den Aufwertern die enthaltenen Eisenmengen sehr unterschiedlich dosiert sind. Sie reichen von 500 bis 5.000 mg/kg. Das heißt, es muss in jedem Fall genau auf die Höhere Zunahmen bei guter Eisenversorgung oberhalb von 23 µmol Fe/l Plasma lagen, in der Spitze erreichten diese Tiere Werte von über 60 µmol/l. Bei der Gabe von zweiwertigen Eisenverbindungen reagierten die Blutwerte der Kälber schneller als bei der Verabreichung von dreiwertigen Verbindungen. Die mit zusätzlich 100 mg Eisen pro Tier und Tag versorgten Kälber zeigten in allen Varianten, vor allem in den ersten sechs Lebenswochen, signifikant höhere Tageszunahmen (795 bis 895 g) als die Kontrolltiere (224 g). Die Frage, in welcher Form eine Eisenergänzung erfolgen sollte, das heißt wie bei Ferkeln per Injektion oder über das Futter, wurde ebenfalls von den oben genannten Autoren untersucht und beantwortet: Die tägliche Gabe über das Futter hat sich hier als die bessere Variante herausgestellt, da die Eisenzufuhr über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden muss. Auch eine zeitliche Verzögerung der Wirkung von Eisengaben über das Futter ist unerheblich, da bereits nach zwei bis vier Stunden ein signifikanter Anstieg der Serumeisenwerte zu verzeichnen war. Wird nur während der ersten ein bis drei Lebenswochen Biest- beziehungsweise Vollmilch getränkt, kann auch 1 g Eisen (1.000 mg) in Absprache mit dem Tierarzt gespritzt werden. Das Eisen wird unter anderem in der Leber deponiert und von dort abgerufen. Wird anschließend ein Milchaustauscher vertränkt, ist die Eisenversorgung darüber sichergestellt. Dr. Hans-Jürgen Kunz Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 81-90 09-48 [email protected] FAZIT Aus verschiedenen Untersuchungen wird deutlich, dass es notwendig ist, neugeborene Kälber zusätzlich mit Eisen zu versorgen. Zu empfehlen ist dabei, den Eisengehalt auf eine Tagesdosis von 100 mg anzuheben. Dosierungen oberhalb von 100 mg bringen keinen zusätzlichen Nutzen. Verwendet werden zweiwertige Eisenverbindungen. Vorteile bietet organisch gebundenes Eisen (Eisenaminosäure-Chelat). Das Eisen aus diesen Verbindungen kann besser als das aus anorganischen Verbindungen resorbiert und in dieser Form nicht von Kolibakterien für die eigene Vermehrung ge- zu verabreichenden Mengen geachtet werden. Die Gründe für einen nachgeburtlichen Eisenmangel liegen vornehmlich darin, dass die mütterlichen Reserven sowie die in der Milch enthaltenen Eisengehalte den erhöhten Bedarf in den ersten Lebenstagen und Wochen nicht decken. Für eine ausreichende Eisenversorgung ist der Aufschluss aus dem Grundfutter in ausreichender Menge notwendig, der wiederum ein funktionierendes Vormagensystem voraussetzt. Auch das sehr schnelle Köperwachstum schafft einen zusätzlichen Bedarf.
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