+++ Aktueller Pflanzenbaurat +++ 49. Kalenderwoche 2016 Ergebnisse der Sortenversuche mit Sommerweizen und Hafer in Thüringen Christian Guddat Der Anteil von Sommerweizen und Hafer an der Getreidefläche beträgt jeweils nur knapp 1 %. Eine Ausdehnung des Anbaus findet nur statt, wenn die Aussaat von Wintergetreide nicht möglich war oder es zu Umbrüchen kam. Neben der Frühjahrsaussaat werden Sommerweizensorten zum Teil als Wechselweizen (Aussaat ab November) genutzt. Der Anbau von Hafer sollte aufgrund eingeschränkter Erlösmöglichkeiten vorzugsweise zum innerbetrieblichen Futtereinsatz, zur Direktvermarktung oder im Vertragsanbau erfolgen. In Abhängigkeit von Produktionsziel und Intensivierungsmaßnahmen lassen sich bei beiden Kulturen unterschiedliche Ausprägungen in Ertragsfähigkeit, Qualität, Standfestigkeit oder Krankheitsanfälligkeit zur gezielten Sortenwahl nutzen. Die Erträge von Sommerweizen waren in der mit Fungiziden behandelten Stufe in Dornburg (66 dt/ha) unterdurchschnittlich, während sie in Friemar (84 dt/ha) über dem ortsüblichen Niveau lagen. Bei den E-Weizen erzielte der proteinsichere, aber stark gelbrostanfällige KWS Scirocco mittlere Erträge. Die Erträge von Sonett und Granus lagen etwas unter dem Sortenmittel. Beide erreichen nicht ganz die Qualität von KWS Scirocco. Sonett ist sehr widerstandsfähig gegen Gelbrost, ein Anbau nach Mais sollte wegen der stärkeren Fusariumanfälligkeit nicht erfolgen. Bei den A-Weizen waren KWS Mistral und Licamero 2016 ertragsstärkste Sorten. Cornetto, Dino und KWS Chamsin brachten mittlere Erträge, während der zuvor überzeugende Quintus unter dem Durchschnitt blieb. KWS Chamsin und Dino besitzen eine hohe Qualitätssicherheit. Bei Cornetto und Quintus ist der Rohproteingehalt etwas geringer. Jedoch gilt Cornetto neben Dino als fallzahlstabile Sorte. Cornetto und KWS Chamsin zeigen eine starke Gelbrostanfälligkeit. Sehr widerstandsfähig ist in dieser Hinsicht Quintus. Zur Prüfung der Wechselweizeneignung läuft ein Versuch in Dornburg, in dem dreijährig Lennox und KWS Chamsin sowie zweijährig Mulika mit überdurchschnittlichen Erträgen überzeugten. Sommerhafer blieb mit 68 dt/ha in Dornburg und 60 dt/ha in Heßberg in der mit Fungiziden behandelten Stufe deutlich unter dem Vorjahresniveau. Neben den bewährten Sorten Ivory und Max stehen mit Apollon und Bison jüngere Züchtungen mit guten Qualitätseigenschaften als Schälhafer zur Verfügung. Die Akzeptanz durch potentielle Verarbeiter ist jedoch vorab sicherzustellen. Apollon übertraf Max und Ivory im Ertrag. Er ist sehr standfest, aber schon stark mehltauanfällig. Bison eignet sich bei sehr guter Standfestigkeit und Mehltauresistenz vorzugsweise für den Anbau ohne Fungizide und Wachstumsregler. Poseidon, Symphony, Yukon und Ozon kamen auf überdurchschnittliche Erträge, während Tim ein mittleres Niveau erreichte. Sie kommen für den Futterhaferanbau in Betracht. Mit Yukon ist bei guter Standfestigkeit und geringer Mehltauanfälligkeit ein extensiverer Anbau möglich. Unter den neuen Sorten erzielte Harmony nur bei Verzicht auf Fungizide und Wachstumsregler überdurchschnittliche Erträge, während der Kurzstrohhafer Troll in beiden Intensivierungsstufen unter dem Durchschnitt blieb. Bei Harmony ist die sehr gute Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau hervorzuheben, bei Troll die hervorragende Standfestigkeit. Ausführliche Darstellungen sind im Internetauftritt der TLL verfügbar.
© Copyright 2024 ExpyDoc