14. Metamorphismus und Geothermen Wir kehren ein letztes Mal zur thermischen Diffusion zurück: Mit zwei Erweiterungen der Diffusionsgleichung erhalten wir Gleichungen für den Temperaturverlauf in einer ‚realistischen’ Kruste, in der tektonische Prozesse ablaufen und die selbst in Form von Radioaktivität Energie produziert. Die Diffusionsgleichung (3.13) T divgradT 2T t (13.3, 14.1) beschreibt den zeitlichen Verlauf der Temperatur unter der Annahme, dass sich das Volumen wegen einer äusseren Quelle aufheizt oder abkühlt. Wenn sich zusätzlich in dem betrachteten Volumen eine Energiequelle befindet, wird die Diffusionsgleichung durch T k A 2 T t cp cp (14.2) ersetzt. Hierin ist A die pro Zeiteinheit und Volumen erzeugte Einergiemenge (Beispiel: Granit enthält etwas Uran, so dass 1km3 Granit eine Leistung von ca 1.5 KW erzeugt). Warum haben wir die k m2 in 14.2 wieder ausgeschrieben? Wir können c s die Formel auch so erklären, dass die zeitliche Temperaturänderung jetzt durch die pro Volumen zuströmende Leistung und durch die im Volumen selbst erzeugte Leistung erklärt wird Temperaturleitfähigkeit (thermal diffusity) cp T k 2T A t (14.3) Als letzten für Temperaturänderungen verantwortlichen Prozess führen wir die Advektion ein: Wenn das Material sich bewegt (zB in vertikaler Richtung, bei einer Intrusion), wird die Temperaturänderung in diesem Material durch T k A 2 T vgradT t cp cp (14.4) beschrieben, wenn v die Geschwindigkeit ist. Für den Fall dass sowohl der Wärmestrom als auch die Geschwindigkeit nur eine z-Komponente haben, wird (14.4) etwas anschaulicher T k 2T A T vz 2 t c p z cp z (14.5) Eine andere Art der Bewegung ist die Erosion. Hier wird das gesamte Volumen einfach näher an die Oberfläche gebracht. v ist dann die Geschwindigkeit der Erosion. Die Lösung von (14.4) wird richtig schwierig, wenn der Grund für das Geschwindigkeitsfeld v Konvektion ist: Dann ist die Geschwindigkeit selbst temperaturabhängig, und (14.4) wird nichtlinear. Metamorphismus und Intrusionen Wenn die Geschwindigkeit bekannt ist, lässt sich (14.5) numerisch lösen. Beispiele: 1. Entstehung eines Sedimenttrogs im ‚heissen’ Granit, mit Metamorphismus and den Kontaktstellen zwischen beiden Gesteinen. 2. Intrusion eines Basalts. Wenn v bekannt ist, kann (14.5) numerisch gelöst werden. Die Gleichgewichtsgeotherme equilibriu m geotherm Jetzt haben wir auch die notwendigen Formeln, um den Temperaturverlauf in der Lithosphäre zu T bestimmen. Wir gehen vom einem stationären Wärmefluss aus, d.h. 0 . (14.1) würde jetzt t vorhersagen, dass der Temperaturgradient in allen Tiefen der gleiche wie unter der Oberfläche ist (die 2. Ableitung ist Null). Der Temperaturgradient in der Nähe der Oberfläche, 30 °C/km (die ‚geothermische Tiefenstufe’), würde uns dazu verleiten, für die Unterkante der Kruste in Mitteleuropa (z=33km) die Temperatur 1000°C vorherzusagen. Stattdessen erhalten wir, bei Abwesenheit von Erosion oder anderen ‚Materialtransporten’ aus (14.2) A k (14.6) 2T A 2 k z (14.7) 2 T oder lieber Zur Bestimmung des Temperaturverlaufs mit der Tiefe brauchen wir Randbedingungen, z.B. T 0 bei z 0 und (i) Q Qd bei z d (ii) wenn d die Mächtigkeit der Lithosphäre und Qd der Wärmestrom vom sublithosphärischen Mantel in die Lithosphäre ist (negativ, weil er nach oben strömt!). Die Integration von (14.7) T A z c1 z k (14.8) enthält eine Integrationskonstante c1 , die wegen T / z Qd / k bei z d durch c1 Qd A d k k gegeben ist. Damit ergibt die Integration von (14.8) (14.9) T A 2 Qd A d z z c2 2k k (14.10) wobei die Integrationskonstante wegen der Randbedingung (i) c2 0 ist. Diese Temperatur nimmt nach unten (z positiv) weniger schnell zu als bei konstantem Temperaturgradienten.
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