Saulustig, superdirekt

Saulustig, superdirekt
Bei Monika Gruber kriegen alle ihr Fett weg: Die Beamten, die Tätowierten,
die Gesundheitsfanatiker, die „Preißen“. Die bayerische Kabarett-Größe
verschont auch nicht sich selbst. Ihre Kindheit auf dem Bauernhof ist immer
wieder Thema.
Vom Bauernhof auf die
Bretter, die die Welt bedeuten:
Wenn „die Gruberin“ loslegt,
biegt sich der Saal vor Lachen.
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top agrar 12/2014
die sich Rückschläge oft zu Herzen
nimmt. In einem Zeitungsinterview gesteht sie, in ihrer Jugend magersüchtig
gewesen zu sein. „Ein dickes Fell musste
ich mir erst antrainieren.“
Der Berufswunsch „Schauspielerin“
war für die junge Monika Gruber aus
Tittenkofen bei Erding „so realistisch
wie eine Reise zum Mond“. Deswegen wird sie erstmal Europasekretärin, bevor sie mit beschließt,
doch an eine Schauspielschule zu
gehen. präsentiert sie ihr erstes
Kabarett-Programm „Schmeckt‘s
ned?“ als Kellnerin Monique – der
Durchbruch. Unzählige Fernsehauftritte folgen, sogar eine eigene
Show im ZDF, „Leute, Leute“.
Das Leben auf dem Bauernhof
war für sie so prägend, dass sie
darüber ein Buch geschrieben
hat. Noch heute isst sie zweimal
pro Woche „bei der Mama“ zu
Mittag, am liebsten Rindsrouladen oder Apfelstrudel, und spielt
mit ihren Neffen und Nichten.
Ihr Haus hat sie km entfernt
in Erding gebaut.
Kindheit verbindet sie vor
allem mit Freiheit. „Drei Generationen auf dem Hof, ein
Pulk von Spielkameraden:
Trotzdem sind wir total frei
aufgewachsen. Wir wurden
zum Mithelfen erzogen
und zur Selbstständigkeit.
Mein Vater wusste wohl
jahrelang nicht, in welche Klasse ich gehe.“
Verinnerlicht hat sie,
dass man weit kommen
kann, wenn man fleißig
ist und sich durchbeißt.
Von ihrer Oma, dass
man viel aushalten kann.
Und worauf es ankommt
im Leben: „Da werden nicht immer Leute sitzen. Da ist es
gut, zu wissen, wo man hingehört.“
Kathrin Hingst
Foto: Gett y Images
N
ördlich des Weißwurst-Äquators
tritt Monika Gruber nur sehr selten auf – „ein anderer Humor
und dazu die Sprachbarriere“, schmunzelt sie. In Bayern und Österreich füllt
die preisgekrönte Komikerin dagegen
Hallen – und ist bekannt wie ein bunter
Hund. An diesem Abend stehen die
Menschen vor der Mehrzweckhalle in
Schierling in der Oberpfalz, Einwohner, Schlange, um einen guten Platz
in ihrer Vorstellung zu ergattern.
Kurz vorher stellt sich die -Jährige top agrar zum Interview. Sie
wirkt cool, dabei sei sie es nicht,
beteuert sie. „Je älter ich werde,
desto nervöser werde ich.“ Bevor
sie rausgeht, betet sie jedes Mal
zu ihrer Oma „also der Mama
von meiner Mama“, die auch auf
dem elterlichen Hof gelebt hat.
„Dafür, dass ich es schaffe, dass
es den Leuten gefällt.“
„Die Gruberin“ redet in ihrem
Programm Tacheles. Ihre Pointen sind oft derb, sie schont niemanden, auch nicht sich selbst.
Ihre eigene Befindlichkeit –
Single, , keine Kinder – ihre
Jugend und der Hof sind immer
wieder Thema. Die Zuschauer
in der Mehrzweckhalle in
Schierling biegen sich vor Lachen, anwesende „Preußen“
eingeschlossen, trotz Sprachbarriere.
So überzeugend ist ihr Bühnen-Ego, dass viele es mit ihrer
Person gleichsetzen. Doch hinter der großen Klappe steckt
eine sensible Frau mit feinen
Antennen für Stimmungen,
die sie dann gnadenlos aufs
Korn nimmt. Eine Zweiflerin,
KÖPFE VOM HOF
Köpfe vom Hof