Weihnachtsgrüße an die Bürgerschaft 2016

Weihnachtsgrüße an die Bürgerschaft 2016
Liebe Ulmerinnen und Ulmer,
zum Weihnachtsfest 2016 wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine friedvolle Zeit und
einen guten Start ins kommende Jahr.
Der Advent ist traditionell die Zeit der Ankunft, der Gemeinschaft und Besinnlichkeit. Und
doch geht es gerade in diesen Tagen oft hektisch zu. Die Straßen Ulms sind in dieser Saison
ein Sinnbild dafür: Während bunt geschmückte Schaufenster zum Schlendern durch die
Gassen einladen, drängen sich an anderer Stelle Autos dicht an dicht. Während auf dem
Weihnachtsmarkt gemütlich Glühwein getrunken wird, schwenken anderswo unermüdlich die
Baukräne.
In der Tat wird in den Straßen gerade fleißig g'schafft. Aber warum finden eigentlich so viele
Baustellen zu selben Zeit statt? Eine berechtigte Frage, die sicher viele von Ihnen bewegt.
Es gibt mehrere Gründe. Bestimmte Projekte müssen innerhalb eines fixen Zeitraums
abgeschlossen werden, um Fördermittel zu erhalten. Dies ist etwa bei der Straßenbahnlinie
2 der Fall. Bund und Land unterstützen sie mit voraussichtlich 107 Millionen Euro. Um diese
Gelder zu erhalten, muss das Projekt bis Ende 2018 abgerechnet worden sein. Andere
Vorhaben sind damit eng verflochten: Die Tiefgarage, die der Gemeinderat Anfang des
Jahres für den Hauptbahnhof beschlossen hat, muss gerade jetzt gebaut werden, damit
oben die Linie 2 und daneben die Sedelhöfe abgeschlossen werden können. Bauarbeiten an
Brücken wiederum sind teilweise unaufschiebbar, weil sie dringend saniert werden müssen.
Angesichts der Geduld, die diese Arbeiten von vielen von uns verlangen, lohnt vielleicht der
Blick auf das, was fertig geworden ist. Die Söflinger Kreisbrücke ist saniert und kann weitere
40 Jahre als Tor zum Westen der Stadt fungieren. Der aufwendigste Teil der Karlstraße
wurde fertiggestellt, als zweispurige Allee mit lärmminderndem Asphalt. Und in Wiblingen
entlastet seit einigen Tagen die Querspange die Ortsdurchfahrt.
Hinter all dem steht die gute Nachricht: Ulm hat die finanziellen Mittel, um solche
zukunftsweisenden und auch notwendigen Vorhaben durchzuführen. So werden wir im
Haushaltsjahr 2017 trotz dieser Großprojekte keine neuen Schulden aufnehmen müssen.
Stattdessen haben wir die Möglichkeit, die für das Funktionieren der Stadt so wichtige
Infrastruktur zu schaffen, in Zeiten demographischen Wandels ein attraktiver Standort zu
bleiben und eine für uns alle lebenswerte Stadt zu sein. Dies mag all jenen helfen, die durch
Baustellen Verzögerungen, Umwege oder andere Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen
müssen.
Bei künftigen Investitionen liegen uns unter anderem die Sanierung und der Neubau von
Wohnungen am Herzen. In der ganzen Bundesrepublik erleben wir, dass bezahlbarer
Wohnraum zur Mangelware wird. Gleichzeitig zieht Ulm viele Menschen an. Deshalb lautet
unser Ziel für die nächsten fünf Jahre: 700 neue Wohnungen jährlich. Vielversprechend ist
hierbei das Areal der ehemaligen Hindenburgkaserne, wo ein modernes Stadtquartier mit
Wohnraum für 2.000 Menschen entstehen soll.
Es ist übrigens ziemlich genau ein Jahr her, dass in der Hindenburgkaserne geflüchtete
Menschen Unterkunft fanden. Was ist seitdem geschehen? Die Erstaufnahmestelle in der
Bleidornkaserne wurde wieder geschlossen. Diejenigen Flüchtlinge, die bleiben können,
müssen die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen und eine Wohnung finden. Viele haben
mitgeholfen, als Menschen ohne Hab und Gut schnell und unbürokratisch mit dem Nötigsten
versorgt werden mussten. Die Stadtverwaltung ist gerüstet, diese Herausforderung zu
meistern und zu unterstützen. Freiwillige helfen Migranten dabei, ihre Deutschkenntnisse zu
verbessern und Fuß zu fassen. Das Fest der Nächstenliebe ist die richtige Zeit, diesen
Helferinnen und Helfern als Brückenbauern zu danken.
Mein Dank gilt natürlich allen, die sich in Ulm ehrenamtlich engagieren. Stellvertretend
möchte ich die Helferinnen und Helfer während des Starkregens Ende Mai nennen.
Innerhalb einer Nacht rückten Helfer wie die der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks
zu 300 Einsätzen aus, um vollgelaufene Keller leerzupumpen oder vom Wasser
eingeschlossene Personen aus Fahrzeugen zu befreien. Durch ihren beherzten Einsatz
haben sie noch größeren Schaden verhindert.
Engagierte Bürgerinnen und Bürger kommen seit diesem Sommer auch im sogenannten
"Verschwörhaus" im Weinhof zusammen. Hier entsteht ein Experimentierfeld für die Welt von
morgen, ein Ort, an dem junge Talente und neugierige Menschen die Digitalisierung
angehen. Auch bei der Stadtverwaltung werden wir zusammen mit der Wirtschaft, der
Universität und den Hochschulen an der digitalen Agenda arbeiten, da die Digitalisierung uns
als Stadtgemeinschaft und als Wirtschaftsstandort - ebenso wie jeden Einzelnen - in Zukunft
auf sämtlichen Feldern begleiten wird.
Mit Blick auf die unmittelbare Zukunft wünsche ich Ihnen jedoch erst einmal eine frohe
Weihnachtszeit und viel Glück und Gesundheit für 2017.
An dieser Stelle darf ich Sie auf das Fischerstechen nächstes Jahr hinweisen. Am 16. und
am 23. Juli werden wagemutige Kombattanten auf der Donau aufeinander zutreiben und
darum kämpfen, den anderen mit der Holzlanze ins Wasser zu stoßen. Ich lade Sie herzlich
dazu ein, bei diesem Spektakel und jahrhundertealten Brauch dabei zu sein.
Außerdem steht nächstes Jahr das 500-jährige Reformationsjubiläum an. Ulm zählt zu den
Städten, die den Titel "Reformationsstadt" führen dürfen und entsprechend viele
Veranstaltungen wird es geben. Ob Martin Luther jemals in Ulm war? Sein Geist, mit kühnem
Willen Neues zu wagen und dabei doch auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, findet sich
jedenfalls überall in der Stadt.
Ihr
Gunter Czisch