Brief des Bischofs Markus Dröge an die Gemeinden

Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
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Gz.
Az.
Berlin, den 22. Dezember 2016
Liebe Schwestern und Brüder,
nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am Montagabend
sind viele Menschen verunsichert, ängstlich und – was ich gut nachvollziehen kann – auch
wütend, dass so etwas überhaupt passiert ist. Sie fragen sich, was das für Menschen sind, die
einen friedlichen Weihnachtsmarkt angreifen, um mit Gewalt ihren Mitmenschen Tod und
Schrecken zu bringen.
Mit dem ökumenischen Gottesdienst am Dienstagabend haben wir gemeinsam mit unseren
katholischen, orthodoxen, jüdischen und muslimischen Partnern gezeigt: Wir stehen Seite an
Seite, Hand in Hand, wir sind in der Trauer vereint. Aber wir fühlen uns auch verbunden in der
Hoffnung und in der Gewissheit, dass die Botschaft der Versöhnung stärker ist als der Hass. An
dem besonderen Ort der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche – einem Symbol für die Zerstörung
und für die Versöhnung – kommt das anschaulich und deutlich zum Ausdruck.
Dieses Weihnachtsfest wird stark davon geprägt sein, dass wir die Trauer mit in die Gottesdienste hinein nehmen, dass wir an die Menschen denken, die verletzt sind, an die Verstorbenen und
die Familien, die entsetzt sind und Trauer tragen. Wir werden das in der Fürbitte tun. Aber nicht
nur dies. Wir werden auch die Botschaft der Menschlichkeit Gottes stark machen, sie mit Überzeugung als Hoffnungsbotschaft weiter geben.
Die Attentäter wollen Hass und Zwiespalt säen und Menschen und Religionen gegeneinander
aufbringen. Wir dürfen uns durch sie nicht zur Unmenschlichkeit verführen lassen. Unsere
Aufgabe wird es sein, zu verhindern, dass die Saat der Attentäter aufgeht. Wir werden in der
nächsten Zeit unseren Mitmenschen deutlich machen: Gebt jetzt nicht den Attentätern nachträglich Recht, indem ihr auf dieser Spur weitergeht, indem ihr zulasst, dass Menschen unterschiedlicher Kultur und Religion gegeneinander aufgebracht werden, sondern haltet zusammen,
haltet die Menschlichkeit hoch, vergesst nicht die Nächstenliebe. Nur so können wir die Hassbotschaften und Gewalttaten der Attentäter überwinden und dafür sorgen, dass sie ihre Ziele nicht
erreichen.
Ich erhoffe mir und wünsche es Ihnen, dass wir in den Weihnachtsgottesdiensten ein großes
Gemeinschaftsgefühl spüren und miteinander bezeugen können: Wir lassen uns nicht von der
Gewalt unterkriegen! Wir lassen es nicht zu, dass Hass und Gewalt letztlich das Sagen behalten.
Ich grüße Sie sehr herzlich mit der Losung des heutigen Tages: „Es soll nicht durch Heer oder
Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sacharja 4.6) und
wünsche Ihnen Kraft für Ihren Dienst und danach hoffentlich einige ruhige Tage.
Gott segne Sie und Ihre Lieben!
Ihr
Dr. Markus Dröge
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