Weitblick 4Q16

Weitblick 4Q16
Globale Konjunkturaufhellung, aber höhere Leitzinsen nur in den
USA
Das globale Wirtschaftsklima hat sich im Herbst
ungeachtet politischer Unsicherheiten und protektionistischer Tendenzen aufgehellt. Die Konjunkturerholung ist jedoch nur in den USA so weit fortgeschritten und gefestigt, um eine Zinsnormalisierung zu rechtfertigen. In Europa wird die Negativzinspolitik bei niedrigem Inflationsdruck hingegen
fortgesetzt.
Global hat sich das Wirtschaftsklima seit dem Sommer aufgehellt. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Globalisierung,
welche über Jahre hinweg für tiefe Inflation und hohes Wirtschaftswachstum gesorgt hat, einen Rückschlag erleidet. Nachdem sich die Briten für den „Brexit“ entschieden haben, besteht ein Risiko das Grossbritannien den freien Marktzutritt
zum gemeinsamen europäischen Markt verliert. Im Gegenzug
könnte auch den EU-Staaten der Marktzutritt nach Grossbritannien erschwert werden. Ausserdem stellt der künftige USPräsident das bestehende Freihandelsabkommen zwischen den
USA, Kanada und Mexiko (NAFTA) in Frage und will die neuen
Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen
Union (TTIP = Transatlantic Trade and Investment Partnership)
einerseits und einer Reihe von pazifischen Staaten (TPP = Transpacific Partnership) anderseits kippen.
Auch in der Schweiz steht eine wichtige Entscheidung an, die
den Freihandel zwischen der Schweiz und der EU betreffen.
Dieser ist im Rahmen der bilateralen Verträge geregelt. Es bleibt
die Frage, ob es schlussendlich gelingt, die Masseneinwanderungsinitiative in einer Weise umzusetzen, dass die EU die bilateralen Verträge nicht kündigt. In den nächsten Monaten gilt
es daher genau zu beobachten, wie sich die Politik zu den Handelsabkommen stellt und ob es tatsächlich zu einer wirtschaftlich schädlichen „De-Globalisierung“ mit neuen Handelsbarrieren kommt.
Das Wirtschaftsklima hat sich nach einer Schwäche im Laufe
des Jahres weltweit dennoch aufgehellt. Chinas Einkaufsmanagerindex befindet sich für alle Sektoren seit seinem Tief im September 2015 im Aufwärtstrend, jener der USA bereits seit Februar, jener von Japan und der Euro-Zone schliesslich seit Oktober. Dabei ist der Einkaufsmanagerindex der Euro-Zone allerdings nie unter das Niveau von 52 gefallen, während die Einkaufsmanagerindizes der anderen Länder ohne Ausnahme unter den kritischen Wert von 50 gefallen waren (siehe Grafik 1).
Insofern ist es eine glückliche Konstellation, dass die (handels)politischen Unsicherheiten derzeit auf eine recht robuste
globale Weltwirtschaft treffen.
Wirtschaftsklima hat sich global aufgehellt
Einkaufsmanagerindizes
60
58
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01/15 04/15 07/15 10/15 01/16 04/16 07/16 10/16
USA
Euro zone
China
Japan
Quelle: Markit, Raiffeisen Investment Office
Bei der Inflation sticht die USA hervor, deren Inflationsrate mit
1.6% nicht mehr weit vom 2%-Inflationsziel der Notenbank
entfernt ist. Am anderen Ende des Spektrums befindet sich die
Schweiz, welche weiterhin mit einer leichten Deflation konfrontiert ist. In Japan und der Euro-Zone verharrt die Inflation
weiterhin noch unter der 1%-Marke. Während in den USA die
Arbeitslosenrate so tief ist, dass mit steigendem Lohndruck zu
rechnen ist, kann davon in der Euro-Zone keine Rede sein. Wir
rechnen deshalb 2017 nur in den USA mit höheren Leitzinsen.
Mehr dazu auf den folgenden Länderseiten.
Nur in den USA ist die Inflation in der Nähe von 2%
Konsumentenpreise, in % yoy
2.5
2.0
1.5
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-1.5
-2.0
01/15 04/15 07/15 10/15 01/16 04/16 07/16 10/16
USA
Euro-Zone
Japan
Schweiz
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Weitblick 4Q16
Fokus: US-Wirtschaft unter Donald Trump zwischen Reflation und
Stagflation
4)
Nach der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA herrscht Rätselraten über seine Wirtschaftspolitik. Im günstigen Fall werden nur die
wirtschaftsfreundlichen Massnahmen umgesetzt Trumps Wirtschaftspolitik greift. Im zweiten Szenario versagt seine Politik, da auch die wachstumshemmenden Pläne realisiert werden.
Donald Trumps Aussagen im Wahlkampf, wonach Importbeschränkungen das Leistungsbilanzdefizit der USA vermindern
und damit das Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum erhöhen würden, treffen nicht zu. Diese Schritte lösen Gegenmassnahmen der US-Handelspartner aus. Ausserdem führt die
Anhebung von Importzöllen über höhere Importpreise direkt zu
höherer Inflation. Eine gegen die Globalisierung gerichtete Politik hemmt generell den internationalen Wettbewerb. Zudem
mindert die Beschränkung der Einwanderung den Wettbewerb
auf dem Arbeitsmarkt. Beide Massnahmen haben zum einen
negative Effekte auf das Produktivitätswachstum und treiben
zum anderen die Preis- und Lohninflation an. Deshalb steigt die
Inflation im Stagflationsszenario ebenfalls auf über 3.0%, wobei das Wirtschaftswachstum mit 1.8% deutlich bescheidener
als im Reflationsszenario ausfällt. Damit würde die US-Notenbank Fed den Leitzins weniger stark anheben, und der Renditeanstieg fiele schwächer aus.
Szenario 1: «Reflation – Trumps Wirtschaftspolitik greift»
Folgende Eckpunkte von Trumps Wachstumsagenda sind bereits bekannt. Eine vollständige Umsetzung könnte folgendes
Reflationsszenario bedeuten:
1)
2)
3)
Staatliche Infrastrukturausgaben in Höhe von 1 Billion USDollar. Rund 100 Milliarden US-Dollar werden bereits
2017 ausgegeben werden – immerhin ein halbes Prozent
des jährlichen Bruttoinlandsprodukts.
Steuersenkungen: Der Steuersatz für Unternehmen sinkt
von 35 auf 15 Prozent. Ausserdem hebt der neue Präsident
die Immobiliensteuer auf und entlastet die privaten Haushalte steuerlich.
Zudem wird die Regulierung für Unternehmen der Energie- und Finanzbranche gelockert.
Wir erwarten keines der Extremszenarien für 2017
Noch sind relativ wenig Details über das Regierungsprogramm
des neu gewählten Präsidenten bekannt. Donald Trump hat bereits einige frühere Aussagen widerrufen. Und eine vollständige
Durchsetzung der Massnahmen erscheint auch mit der Kongress-Mehrheit der Republikaner unwahrscheinlich. Damit gehen wir zwar von einer Umsetzung gewisser Konjunkturmassnahmen aus. Die Impulse für das BIP-Wachstum und auch die
Inflation sollte dabei aber vor allem 2017 begrenzt ausfallen.
Und die amerikanische Notenbank dürfte in diesem Umfeld
nicht zu einer abrupten Beschleunigung der Zinsnormalisierung
gezwungen werden.
In diesem Szenario beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum
2017 auf 3% – was nahezu eine Verdopplung gegenüber 2016
bedeutet. Da in den Vereinigten Staaten nahezu Vollbeschäftigung herrscht (siehe Grafik), folgt daraus eine kräftige Beschleunigung des Lohnwachstums. Dies treibt die Inflation zusammen mit dem Basiseffekt bei den Energiepreisen auf über
3.0%. In diesem Szenario erhöht die Fed im nächsten Jahr viermal die Leitzinsen und die langfristige Anleihenrendite steigt
auf 3%.
Tiefe Arbeitslosigkeit führt zu Lohndruck
Szenario 2: «Stagflation – Trumps Wirtschaftspolitik versagt»
Auch in unserem Stagflationsszenario – der Begriff ist ein Zusammenzug von Stagnation und Inflation – werden in den USA
die weitgehend unbestrittenen Infrastrukturprogramme und
Steuersenkungen realisiert. Allerdings werden gleichzeitig
Punkte aus Donald Trumps Wahlprogramm umgesetzt, die das
Wirtschaftswachstum hemmen. Folgende Massnahmen werden beschlossen:
1)
2)
3)
Illegale Einwanderer insbesondere aus Mexiko werden
ausgewiesen.
11
4.0
10
3.5
9
3.0
8
2.5
7
6
2.0
5
1.5
4
Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta)
wird neu verhandelt.
Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) und die Transpazifische Partnerschaft (TPP)
werden gekippt.
Die Zölle auf Importe aus China und Mexiko werden massiv erhöht.
3
01/07
1.0
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Arbeitslosenrate
Stundenlöhne (% vs. Vorjahr, geglättet, r.S.)
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
2
Weitblick 4Q16
Schweiz: Weitere Erholung trotz starkem Franken
Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte im dritten Quartal gegenüber Vorquartal. Der private Konsum, der über die
Hälfte des BIP ausmacht, ist ebenfalls nicht vom Fleck gekommen. Dagegen konnten die privaten Anlageinvestitionen um
0.5% zulegen. Der Aussenhandel trug deutlich zum BIPWachstum bei, wobei jedoch die Importe stark schrumpften
während die Exporte stagnierten.
Wirtschaftswachstum kommt im 3. Quartal zum Erliegen
Annualisierte BIP-Wachstumsraten, in %
10
8
6
4
Industrie widersteht starkem Franken
Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung, dass das Verarbeitende Gewerbe am meisten unter dem starken Franken leidet,
konnte sich dieses mit am besten behaupten. In Zukunft sollte
sich dieser Trend fortsetzen. In diese Richtung deutet der Einkaufsmanagerindex, der im November auf den höchsten Wert
seit Februar 2014 angestiegen ist. Allerdings bleibt der Ausblick
in den verschiedenen Sektoren sehr heterogen. Während der
Pharmasektor weiter boomt, leidet die Uhrenindustrie vor allem
unter der stark gesunkenen Nachfrage aus China.
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0
-2
-4
Q1 2016
Q2 2016
Reales Bruttoinlandsprodukt
Staatsausgaben
Q3 2016
Privater Konsum
Bruttoanlageinvestitionen
Quelle: BFS, Raiffeisen Investment Office
Hoher Auftragsbestand spricht für anhaltenden Aufschwung in der Industrie
Einkaufsmanagerindex, Auftragsbestand
Privater Konsum: Erholung nach Durststrecke
Beim privaten Konsum erwarten wir eine leichte Erholung,
nachdem dieser im zweiten und dritten Quartal stagniert hat.
In diese Richtung deuten die realen Detailhandelsumsätze, die
sich in den Monaten September und Oktober nach einer langen Durststrecke stabilisieren konnten. Für 2017 erwarten wir
für die Schweiz ein Wirtschaftswachstum von knapp 1½%. Dabei muss berücksichtigt werden, dass in der Schweiz das Bevölkerungswachstum auf 0.7% zurückgegangen ist. Geht man
von einem Produktivitätswachstum von 0.5% aus, dann
kommt man auf ein langfristiges Wachstumspotenzial der helvetischen Wirtschaft von 1.2%.
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35
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25
01/05
Inflation: 2017 wird Deflation überwunden
In der Schweiz verharrte die Inflation auch im November im negativen Bereich. Der starke Schweizer Franken drückt weiterhin
auf die Preise. Obwohl der Franken gegenüber dem USD etwas
abgewertet hat, legte der handelsgewichtete Wert der Schweizer Währung zuletzt wieder zu (siehe Grafik). Dieser Trend
dürfte sich in den kommenden Monaten allerdings nicht fortsetzen. Darüber hinaus hat der Ölpreis zuletzt deutlich zugelegt, was die Konsumentenpreise für Mineralölprodukte nach
oben ziehen wird. Mit dem Basiseffekt der höheren Energiepreise sollte die Jahresinflationsrate zum Jahreswechsel zumindest wieder leicht in den positiven Bereich ansteigen. Der Preisdruck bleibt aber insgesamt unverändert verhalten, auch wegen nur moderater Lohnsteigerungen. Für 2017 erwarten wir
damit im Durchschnitt eine nur sehr moderat positive Inflationsrate von 0.3%.
01/07
01/09
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Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Starker Franken vermindert Importinflation
-10
0
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15
01/14 06/14 11/14 04/15 09/15 02/16 07/16
Aussenwert des Schweizer Franken (% yoy, invertiert)
-6
Konsumentenpreise importierter Güter und Dienstleistungen (%
yoy, rechte Skala)
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
3
Weitblick 4Q16
Eurozone: Konjunktur bleibt auf Kurs
Die Wirtschaft in der Eurozone zeigt sich weiterhin erfreulich
widerstandsfähig und robust. Das BIP ist im Q3 um 0.3% im
Vergleich zum Vorquartal gewachsen. Die Stimmung scheint
trotz „Brexit“ ungetrübt, obwohl dieser den Unternehmen in
Europa viel neue Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbedingungen mit der Insel beschert hat. Beide Einkaufsmanagerindizes zeigten Richtung Jahresende wieder nach oben. Sowohl
die Einkäufer im Dienstleistungssektor wie auch diejenigen in
der Industrie erwarten für die kommenden Monate eine klar
verbesserte Geschäftsdynamik in ihrem Sektor.
Unternehmensstimmung steigt trotz „Brexit“
Einkaufsmanagerindizes
Konsumenten scheinen sich immer noch wohl zu fühlen
Etwas unklarer ist aber die Frage, ob die Nachfrageseite ebenso
denkt. Es darf befürchtet werden, dass die die gestiegene Unsicherheit über das künftige Gefüge der Europäischen Union
nicht spurlos am Konsumentenvertrauen vorbeigehen wird.
Derzeit ist davon allerdings noch wenig zu sehen. So kann zumindest für das letzte Quartal in diesem Jahr angenommen
werden, dass sich auch die Ausgaben der privaten Haushalte
gegenüber den politischen Unwägbarkeiten robust zeigen werden.
51.0
55.0
54.5
54.0
53.5
53.0
52.5
52.0
51.5
50.5
50.0
01/15 04/15 07/15 10/15 01/16 04/16 07/16 10/16
Verarbeitendes Gewerbe
Dienstleistungen
Quelle: Markit, Raiffeisen Investment Office
Konsumentenvertrauen zeigt sich bislang ebenfalls nicht
beeindruckt
Mittelfristig könnte politisches Geschehen der Wirtschaft
ein Bein stellen
Für 2017 allerdings, ist es fraglich, ob die Stimmung bei Konsumenten und Industrie so robust bleiben werden. Mit den
Wahlen in Holland, Frankreich, Deutschland und eventuell auch
Italien stehen wichtige politische Entscheidungen an. Scheinbar
hat sich aber der Finanzmarkt schon an die politischen Bergund Talfahrten in der EU gewöhnt, wie die doch recht verhaltenen Auswirkungen des italienischen Referendums gezeigt
haben. Doch das Risiko bleibt, dass bei Neuwahlen die EU- und
Euro-feindliche Partei der 5 Sterne (Movimento 5 Stelle) an die
Macht kommt und ein (unverbindliches) Referendum über den
Verbleib in der EU vors Volk bringen könnte. Neue Turbulenzen
an den Finanzmärkten wären dann vorprogrammiert. Ebenfalls
steht im Frühjahr an, inwiefern ein tatsächlicher formeller Beginn der EU-Austrittsgespräche mit Grossbritannien die Unternehmen der Eurozone verunsichern wird.
4
0
3
-5
2
-10
1
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0
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-1
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01/06
-40
01/08
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01/12
01/14
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Detailhandelsumsätze, in % yoy, geglättet
Konsumentenvertrauen, r.S.
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Das Movimento 5 Stelle (M5S) würde bei Neuwahlen
wahrscheinlich im 2. Wahlgang gegen den Partito Democratico (PD) gewinnen
Wahlumfragen: Stimmenanteile in %
56
Die Geldpolitik kann es nicht ewig richten
Die EZB hat an ihrer Dezember-Sitzung eine Verlängerung ihres
Anleihenkaufprogramms angekündigt. Dennoch muss sie früher oder später auch öffentlich über ein weiteres Zurückfahren
ihrer massiv expansiven Geldpolitik sprechen. In diesem Fall
dürften die Obligationenrenditen im späteren Jahresverlauf
2017 weiter ansteigen. Damit verschlechtern sich die Finanzierungsbedingungen für Konsumenten und Unternehmen. Vor
allem wird sich auch die Fiskalpolitik der Staaten dadurch erneut schwieriger gestalten.
54
52
50
48
46
44
09/15
11/15
01/16 03/16
PD
05/16
07/16 09/16
M5S
Quelle: EMG, Ipsos, Raiffeisen Investment Office
4
Weitblick 4Q16
USA: Inflationsdruck nimmt allmählich zu
Steigende Auftragseingänge kurbeln Produktion im verarbeitenden Gewerbe an
In % yoy
Industrie erholt sich
Das Verarbeitende Gewerbe der USA hat eine lange Durststrecke hinter sich. Seit Sommer 2015 stagnierte die Produktion
oder wuchs nur mit sehr bescheidenen Wachstumsraten. Nachdem die inflationsbereinigten Auftragseingänge im Juni 2016
noch um 2.9% unter dem entsprechenden Vorjahresstand lagen, resultiert im Oktober bereits ein entsprechendes Plus von
1.4%. Damit bestätigen die Auftragszahlen die Ergebnisse der
Einkaufsmanagerumfrage, die ebenfalls ein deutlich optimistischeres Bild zeichnet.
20
15
15
10
10
5
5
0
0
-5
Privater Konsum: Solides Wachstum sollte anhalten
Der Arbeitsmarkt und der private Konsum in den USA zeigen
sich weiterhin sehr robust. Im November wurden 178‘000 neue
Arbeitsplätze geschaffen, die Beschäftigung lag damit um
1.6% höher als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenrate ist weiter
von 4.9% auf 4.6% zurückgegangen. Das Konsumentenvertrauen ist auf den höchsten Stand seit 2007 angestiegen. Die
befragten Haushalte schätzen insbesondere den aktuellen Stellenmarkt als sehr vorteilhaft ein. Der reale private Konsum, der
im Oktober mit einer Jahresrate von 2.8% zugenommen hat,
dürfte damit auch in den kommenden Monaten mit hohen Raten zulegen.
-10
-5
-15
-10
-20
-15
-25
-30
01/05
-20
01/07
01/09
01/11
Auftragseingänge
01/13
01/15
Produktion, r.S.
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Hochstimmung bei Verbrauchern führt zu soliden Konsumwachstum
Gesamtperformance, Index (01/2016=100)
8
160
140
Zeichen stehen für einen Inflationsanstieg
Im November stiegen die Konsumentenpreise bereits mit einer
Jahresrate von 1.6%. Die Inflation wird derzeit noch gedämpft
von den Energiepreisen, die im Jahresvergleich praktisch stagnierten. Verharren die Energiepreise auf heutigem Niveau,
dann wird die Jahresteuerung bei Energiepreisen bis Februar
2017 auf deutlich über 10% in die Höhe schnellen. Dies aufgrund des so genannten statistischen Basiseffekts. Im Februar
2016 erreichte der Ölpreis mit 30 USD pro Fass und der Benzinpreis mit 1.87 USD pro Gallone einen Tiefstand. Im Vergleich
zu diesem Wert resultiert daher im Februar 2017 eine sehr hohe
Jahresteuerung (siehe Grafik). Daneben spricht der steigende
Lohndruck für einen Anstieg der Kerninflation, welche schon
heute bei 2.1% angelangt ist. Die Lohnkosten stiegen im 3.
Quartal mit einer Vorjahreswachstumsrate von 3.0%. Da die
Arbeitsproduktivität stagniert, steigen die Lohnstückkosten
ebenfalls mit 3%.
6
120
4
100
80
2
60
0
40
-2
20
0
01/00
-4
01/03
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01/12
01/15
Konsumentenvertrauen
Realer privater Konsum (% vs. Vorjahr, r.S.)
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Jahresinflation der Energiepreise dürfte im Februar das
Maximum erreichen
15
10
5
Die gute Verfassung der US-Wirtschaft wird voraussichtlich
durch das Infrastrukturprogramm des neuen Präsidenten Donald Trump weiter etwas verbessert. Allerdings könnten Handelsbeschränkungen die Stimmungen auf der anderen Seite
belasten. Mit der Erwartung, dass nicht alle Wahlversprechen
schnell oder überhaupt umgesetzt werden, sollte der weitere
Anstieg des Preisdrucks in den USA 2017 insgesamt begrenzt
bleiben.
0
-5
-10
-15
-20
-25
01/15
06/15 11/15 04/16 09/16 02/17 07/17
Konsumenenpreisindex Energie (% vs. Vorjahr)
Prognose mit konstanten Energiepreisen
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
5
Weitblick 4Q16
China: Trump verbreitet Unsicherheit
Die Unsicherheit in den Schwellenländern ist durch den Wahlsieg Trumps gestiegen. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass
Trump seine markigen Worte 1:1 Umsetzen kann. Eine Steuer
von 45% auf chinesische Importgüter scheint unwahrscheinlich. China hat eine Menge Vergeltungsmassnahmen im Köcher. So könnte China seine Währung weiter abwerten lassen,
seinen hohen Bestand an US-Staatspapieren deutlich herunterfahren oder Direktinvestitionen in die USA einstellen.
China angewiesen auf Welthandel
Anteil an globalen Exporten in %
16.0
14.0
12.0
10.0
8.0
Abgesehen davon bleibt China ein Kandidat für negative
Wachstumsüberraschungen. Nach einem BIP-Wachstum von
6.7% in drei Quartalen in Folge und einem Anstieg der Vorlaufindikatoren des Dienstleistungs- und Verarbeitenden Sektors hat China sein Wachstumsziel derzeit mehr als erfüllt – vor
allem dank zusätzlicher Fiskalmassnahmen. Nach der geglückten Wachstumsstabilisierung gibt es mittlerweile vermehrt Signale, dass der Fokus hin zur Finanzmarktstabilisierung übergeht. Dennoch erwarten wir, dass die Regierung zunehmend
gewillt ist ein moderat höheres Zins- und Renditeniveau mit
leicht negativen Wachstumseffekten zu akzeptieren, wenn
man dadurch die stark steigenden Häuserpreise und den „Leverage“ der chinesischen Volkswirtschaft besser in den Griff
bekommen kann. Daher gehen wir davon aus, dass sich das
Wachstum von 6.7% in 2016 graduell auf 6.3% in 2017 abschwächen wird.
6.0
4.0
2.0
0.0
1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014
China
Deutschland
Japan
USA
Quelle: Datatsream, Raiffeisen Investment Office
Nettoexporte Wachstumstreiber des japanischen BIP im
3. Quartal
Wachstumsbeiträge
3
2
1
0
-1
Japan: Schwache Binnennachfrage
-2
-3
-4
Im dritten Quartal hat die japanische Wirtschaft ein überraschend gutes Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) ausgewiesen. Trotz der bis August anhaltenden Aufwertung des
Yens haben sich die Exporte gut geschlagen. Weil gleichzeitig
die Importe gefallen sind, hat sich der Wachstumsbeitrag der
Nettoexporte zum BIP auf 0.5 Prozentpunkte belaufen. Daneben hat die heimische Nachfrage jedoch nur 0.1 Prozentpunkte
zum BIP beitragen, da sich die Staatsausgaben und privaten
Bauinvestitionen lediglich leicht verbessert haben. Wie schon
im zweiten Quartal ist der private Konsum auch im Q3 praktisch
nicht gewachsen. Aufgrund der eingetrübten Konsumentenstimmung erwarten wir auch für das Schlussquartal 2016 kein
substantiell besseres Ergebnis in diesem Bereich. Zusätzlich
dürfte das neue Pensions-Gesetz für Unmut sorgen. Die meisten politischen Kommentatoren und Konsumentenverbände
sehen darin eine Beschneidung von zukünftigen Pensionsleistungen, was nicht gerade konsumfördernde Auswirkungen haben sollte. Dennoch wird wohl der seit Oktober signifikant
schwächere Yen die Exportwirtschaft weiter antreiben. Die Vorlaufindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex oder KMU-Geschäftsklimaindex zeichnen ein etwas positiveres Bild.
-5
2q15
3q15
BIP
Staatsausgaben
Exporte
4q15
1q16
2q16
3q16
Privater Konsum
Bruttoanlageinvestitionen
Importe
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Die sinkende Konsumentenstimmung dürfte den privaten Konsum in Japan auch im 4. Quartal dämpfen
Konsumentenvertrauen
50
45
40
35
30
25
01/07
01/09
01/11
01/13
01/15
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
6
Weitblick 4Q16
Prognosen
Konjunktur
2013
2014
2015
Prognose 2016
Prognose 2017
Durchschnittliches jährliches Wachstum (in %)
Schweiz
1.8
1.9
0.9
1.4
1.3
Deutschland
0.6
1.6
1.5
1.8
1.5
Eurozone
-0.2
1.2
1.9
1.7
1.6
USA
1.7
2.4
2.6
1.6
2.2
China
7.7
7.3
6.9
6.7
6.3
Japan
1.4
-0.1
0.6
0.7
0.9
Global (PPP)
3.3
3.4
3.1
3.1
3.4
Jahresdurchschnitt (in %)
Schweiz
-0.2
0.0
-1.1
-0.4
0.3
Deutschland
1.5
0.9
0.2
0.4
1.5
Eurozone
1.4
0.4
0.0
0.2
1.2
USA
1.6
1.8
0.1
1.3
2.1
China
2.6
2.2
1.4
2.0
2.3
Japan
0.3
2.8
0.8
-0.1
0.5
2014
2015
Aktuell*
Prognose 3 Monate
Prognose 12 Monate
Jahresende (in %)
CHF
-0.06
-0.76
-0.74
-0.75
-0.75
EUR
0.08
-0.13
-0.31
-0.35
-0.35
USD
0.26
0.61
1.00
1.10
1.60
JPY
0.11
0.08
-0.01
-0.10
-0.10
Renditen 10-jährige Staatsanleihen (Jahresende; Rendite in %)
CHF
0.33
-0.06
-0.09
-0.2
0.4
EUR (Deutschland)
0.56
0.66
0.27
0.3
0.9
EUR (PIIGS)
2.22
2.05
2.01
1.7
2.2
USD
2.18
2.30
2.55
2.4
2.6
JPY
0.32
0.26
0.06
0.0
0.1
EUR/CHF
1.20
1.09
1.07
1.09
1.10
USD/CHF
0.99
1.00
1.03
1.04
1.00
JPY/CHF (pro 100 JPY)
0.83
0.83
0.87
0.93
0.93
EUR/USD
1.21
1.09
1.04
1.05
1.10
USD/JPY
120
120
117
112
107
BIP
Inflation
Finanzmärkte
3M Libor
Kapitalmarktzinsen
Wechselkurse
Jahresende
Rohstoffe
Jahresende
Rohöl (Brent, USD/Barrel)
Gold (USD/Unze)
57
37
56
54
50
1185
1061
1137
1200
1260
*21.12.2016
7
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Raiffeisen Investment Office
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9000 St. Gallen
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welchem die Zulassung von den in dieser Publikation beschriebenen Produkten beschränkt ist. Diese Publikation ist weder dazu bestimmt, dem Anwender eine Anlageberatung
zukommen zu lassen, noch ihn bei Investmententscheiden zu unterstützen. Investitionen in die hier beschriebenen Anlagen sollten nur getätigt werden, nachdem eine entsprechende
Kundenberatung stattgefunden hat, und/oder die rechtsverbindlichen Verkaufsprospekte studiert wurden. Entscheide, welche aufgrund der vorliegenden Publikation getroffen
werden, erfolgen im alleinigen Risiko des Anlegers.
Keine Haftung
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Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse
Diese Publikation ist nicht das Ergebnis einer Finanzanalyse. Die «Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse» der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg)
finden demzufolge auf diese Publikation keine Anwendung.