I Sesterz SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA JAHRGANG 0, Nr. 1 ZEITUNG FÜR POLITIK UND KULTUR Herodes Kunst des Sterbens Dunkler Schatten über Klientelkönig: Was ist dran an den Kindermord-Gerüchten? Libertus Tiro ist der größte Gladiator unserer Zeit. ACTA DIURNA KRIEG & FRIEDEN Soldaten müssen länger dienen Viele Legionäre sind über eine Verlängerung der Dienstzeit um vier Jahre verärgert. Manche Bürger befürchten Soldatenaufstände. PAGINA III GLAUBE & HOFFNUNG Täuferbewegung entsteht am Jordan Ein Prediger verursacht Menschenaufläufe am Jordan. Er heißt Johannes und ernährt sich angeblich vorwiegend von Heuschrecken. PAGINA IV BROT & SPIELE Das große Fressen bei Flavius Metellus Der Senator Metellus versucht, bei seinem berüchtigten Geburtstagsbankett Pisco als Verbündeten zu gewinnen. Ohne Erfolg. PAGINA VII „Ihr, die ihr noch so jung seid, hört einen Alten, auf den die Alten hörten, als er noch jung war!“ Augustus Octavius zu jungen, aufsässigen Männern WETTER Bethlehem: Morgens noch leicht bewölkt Brauchen wir einen Erlöser? N In Bethlehem soll ein Kind mehreren einigermaßen übereinstimmenden Berichten zufolge in einem Stall geboren worden sein. Das ist romantisch, aber unkomfortabel, zumal ja das LED-Licht noch nicht erfunden ist (sollte mal einer machen!) und ein Stern als Beleuchtung reichen musste. Beinahe hätte das Kind sogar auf dem Boden liegen müssen, weil jemand den Inbusschlüssel für das Bett (Modell: Futterkrippör) verlegt hatte. Aber es musste ja soweit kommen. Erstens ist bezahlbarer Wohnraum im preisgedämpften Bereich Mangelware, womit ein auswärtiges Paar nicht rechnen konnte. Zweitens funktioniert die Zimmervermietung per AirBnB ohne Internet eh nur mühsam. Um das Szenario noch dubioser zu machen, tauchten später übrigens drei Fremde mit Luxusgütern auf, über deren ordnungsgemäße Verzollung wir nichts wissen. Letztlich sollten wir um diese kleine Episode aber nicht zuviel Aufhebens machen. Wetten, in 2000 Jahren redet da keiner mehr von... nic FOTO: PAWEL KURZASKI LINKS AUSSEN iemals blühten und gediehen die Gebiete rund um das Mittelmeer so sehr wie heute, 753 ab urbe condita – also im 753. Jahr seit der Gründung Roms. Nachdem auch Ägypten unter die Kontrolle Roms gebracht worden ist, gehören alle Anrainergebiete zu einem einzigen Reich, dem römischen Weltreich, das von Spanien bis in die syrische Wüste reicht. Zusätzlich sind große Teile des westlichen Europa unter Kontrolle. An den Außengrenzen herrscht Stabilität: Mit Euphrat, Donau und Rhein – und, wenn die Osterweiterung des Reiches gelingt, sogar die Elbe – sind natürliche Flussgrenzen zu sicheren Außengrenzen geworden. Und auch die Römer selbst bekämpfen sich nicht mehr wie noch vor einer Generation untereinander mit riesigen Armeen. Garant für die Einheit und die Stabilität ist zunächst Kaiser Augustus, der den Weltfrieden zu Lande und zu Wasser hergestellt hat. Er erreichte dies durch die Beendigung der Bürgerkriege und durch eine konsequente Eroberungspolitik, die die Besiegten zwar schont, den Aufrührern aber deutlich macht, dass sie mit der Strenge des Herrschers zu rechnen haben. Materiell und kulturell geht es den meisten gut. Und zwar nicht nur den oberen Zehntausend, die ihr luxuriöses, manchmal etwas schockierendes Leben in Ruhe führen können, sondern auch breiteren Volksschichten, die in Rom soziale Vergünstigungen wie Lebensmittel erhalten und zahlreiche öffentliche Unterhaltungsprogramme genießen dürfen. Die Städte werden schöner, die Verkehrsverbindungen sind ohne Piraterie und dank der Straßenbauprogramme noch nie so gut gewesen, Handel und Wandel gedeihen. Paradoxerweise herrscht trotzdem Unzufriedenheit. Zunächst in den Provinzen: In den neuen Gebieten Germanien und Illyricum gibt es Widerstände. Und in Iudaea können sich viele nicht damit abfinden, dass sie entweder unter korrupten und von Rom abhängigen Königen wie Herodes oder aber sogar innerhalb einer Provinz, in der Volkszählungen und Steuererhebungen stattfinden, leben müssen. Sie wollen nicht Teil des Imperiums sein und fordern einen Iudexit. Besonders stört sie der Kontakt mit nichtjüdischen Sitten und fremdländischen Religionen, den die neuen Entwicklungen mit sich bringen. Sie lehnen jede Öffnung ab. Einige leisten gewalttätigen Widerstand, andere glauben an die Ankunft eines Messias, der das Land befreien wird. Die Sehnsucht nach einer Erlösung, einer Rettung, und das diffuse Unbehagen an den Verhältnissen ist aber keineswegs ein auf Iudaea beschränktes Phänomen. Auch sonst reift bei einigen die Erkenntnis, dass die römische Welt nicht ganz so perfekt ist – jedenfalls nicht für die unterprivilegierte Landbevölkerung und die Sklaven. Sie stellen fest, dass Brot und Spiele keine wirkliche Zufriedenheit stiften und dass das Friedensreich des Augustus kein friedliches Verhältnis unter den Menschen begründet hat. Viele glauben: Ja, wir brauchen Erlösung, aber sie wird anders sein, als es die politisch Mächtigen meinen. Bruno Bleckmann II RÖMISCHE POST KRIEG & FRIEDEN Noviomagus Vetera Novaesium Ara Ubiorum GE BE LG RM SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA I AN Das Reich des Augustus Mogontiacum IC A A SPQR LUGDUNENSIS G AQ U I TA L AL NIA RA ET IA NORIC UM IL NEN SIS LY RI CU M MO IS ES IA S TU ON P T AE YNI H T IA BI AT L A G C A P PA D O C I A H I S PA N BAE IA ROMA A I TA LIA Brundisium Baiae SARDINIA TICA DO CORSICA NIA NIA ARMENIA REGNUM PARTHORUM CE LU A SIT ENS IA LUGDUNUM O NA RB TA R R A C O N REGN UM B OSP ORI M A ASIA SYRIA ACHAEA SICILIA CYPRUS M A U R E TA N I A AF PERAEA CRETA RICA Caesarea Maritima Capharnaum IUDAEA Senatorische Provinzen Kaiserliche Provinzen Erwerbungen des Augustus Klientelstaaten Legionslager unter Augustus C YRENE Kolonien des Augustus außerhalb Italiens AEGYPTUS GRA F I K : F ERL Senat beschleunigt Reisen auf Fernstraßen Die wichtigsten Verkehrswege in den Nahen Osten werden ausgebaut. Viele Bürger und Unternehmer freuen sich. VON MARTIN COBBERS ROM Kaiser Augustus hat das große Infrastrukturprogramm gestern Nachmittag in einer Rede vor dem Senat verkündet. Er versprach unter anderem den Ausbau der Via Appia von Rom nach Brundisium und die Einrichtung eines regelmäßigen Fährdienstes von dort über die Adria nach Apollonia an der griechischen Westküste. Auch der direkte Seeweg nach Ägypten, über den jährlich ungefähr 100.000 Tonnen Getreide nach Rom geliefert werden, soll mit neuen speziell angefertigten Getreideschiffen bedient werden. Jedes dieser Schiffe wird 3000 Tonnen Getreide befördern können, und das – abgesehen von Sklaven – mit einer Besatzung von lediglich fünf Mann. Das Netz der Unterkünfte und Wechselstationen für Zugtiere an den großen Heerstraßen über den Balkan nach Byzanz soll dichter werden. Insbesondere der Kurierdienst wird von häufigeren Pferdewechseln profitieren. Auf bestimmten Abschnitten wird es möglich, bis zu 100 Meilen am Tag zurückzulegen. Die andauernden Überfälle durch Piraten, Räuberbanden und anderem Gesindel, gerade auf der Balkanroute, werden dank neuer Heeresposten an Wegekreuzungen und Gastwirtschaften zurückgehen. Zur Finanzierung all dieser Maßnahmen äußerte sich Augustus nicht. Jedoch wird in den gewöhnlich gut unterrichten senatorischen Kreisen angenommen, dass er – wie schon so oft – wieder den größten Teil aus seinem Privatvermögen bestreiten wird. Steuererhöhungen sind laut Konsul Lucius Aemilius Paullus nicht vorgesehen. Zurückgestellt werden hingegen die Pläne, drei neue Legionen auszuheben und einen erneuten Feldzug gegen die germanischen Völker zu unternehmen, um mittels der vermeintlichen Kriegsbeute die hohen Kosten abzudecken. Eine so umfangreiche Militäraktion bedarf einer längeren Vorbereitung und erscheint derzeit als viel zu riskant, angesichts des unbekannten Gebietes jenseits des Rheins und der bekannten Kriegskunst der Germanen. Der gesamte Beschluss des Senats im Wortlaut ist seit heute auf dem Forum ausgehängt. Wir haben einige Stimmen dazu auf dem Forum eingefangen: Titus Livius, 53, Geschichtsschreiber: „Da kann ich nur den Dichter Publius Vergilius zitieren: ,So erlangt man Unsterblichkeit’.“ Flavius Frumentum, 44, Großkaufmann: „Mein Unternehmen hat nun endlich Planungssicherheit. Wir werden viel Geld in neue Schiffe investieren. Denken sie an die vielen neuen Arbeitsplätze, die wir dadurch schaffen werden.“ Julius Pulcher, 33, Senator: „Seit zwei Jahren studiert unser Sohn Heilkunst in Alexandria. Nun werden wir ihn häufiger besuchen können.“ Claudius Germanicus, 40, Heerführer: „Straßen sind eine Grundlage unserer militärischen Erfolge, es www.xanten.de FOTO: APX/AXEL THÜNKER DGPH kann nie genug davon geben.“ Julia Agrippina, 20, Senatorentochter: „Alle meine Freundinnen waren schon in Ägypten. Super, unserer Hochzeitsreise nach Ägypten und Griechische Gemeinden klagen über Kunstraub Germanien: Lager Vetera am Rhein gewinnt an Bedeutung ATHEN (ble) Griechenland verliert VETERA (ble) Für alljährlich zu orga- MELDUNGEN Maria, in Xanten gibt es noch freie Zimmer! Kutschen erreichen bald flotter Brundisium an der südlichen Adriaküste. Syrien steht nun nichts mehr im Wege.“ Lucius Balbus, 50, Kriegsversehrter: „Reisen, Verkehrswege, dass ich nicht lache. Ich bin schon überall im Reich gewesen, in Germanien und im Illyricum. . . Das Geld wird mal wieder für die falschen Dinge ausgegeben. Eine angemessene Altersversorgung, das wäre etwas.“ Lydia, 22, Haussklavin: „Schreiben sie meinen Namen bitte nicht. Mir ist egal, wofür der Kaiser sein Geld ausgibt, wir Sklaven habe ja sowieso nichts davon.“ Polyktor von Elis, 34, Berufsathlet: „Die Anreise zu den Olympischen Spielen wird einfacher. Vielleicht schaffe ich zukünftig sogar die Teilnahme an allen Panhellenischen Spielen.“ seine Kunstschätze. Bronzestatuen, die Plätze und Tempelanlagen geschmückt haben, finden Liebhaber in Rom und Italien, wo sie insbesondere für die Gartengestaltung eingesetzt werden. Originalgemälde werden von Kunsthändlern entwendet und wandern in die Stadthäuser römischer Adliger. Experten sagen: Es sei nicht mehr so schlimm wie vor 100 Jahren, vor allem, weil es bald nichts mehr zu holen gebe. Neuer Spleen: Senatoren stehen auf bunte Steine BAIAE (ble) Als Geschenke unter Se- natoren zurzeit sehr beliebt: Kameen, also Steine aus Karneol, in denen eine weiße Schicht so von der roten getrennt wird, dass weiße Motive auf rotem Grund zu sehen sind. Auch hübsch: Amethyste mit Gravuren, die Siegelringe schmücken. nisierende Aufmärsche in das Innere Germaniens ist in jüngerer Zeit vor allem das Lager Vetera unverzichtbar geworden. Es liegt gegenüber der Einmündung der Lippe, eines Flusses, von dessen Oberlauf es nicht mehr sehr weit bis zu den berüchtigten Cheruskern ist. Transport zu Lande ist schwierig. Auf dem Fluss kann der Nachschub besser in den Osten verbracht werden, wenn die Legionen in das Innere Germaniens vorrücken und dabei im Sommer neue Marschlager beziehen. Vetera spielt für die römische Strategie eine ähnlich wichtige Rolle, wie Mogontiacum, das den Aufmarsch auf einer südlichen Route über den Main erlaubt. Die Idee, im germanischen Raum auch über den Winter feste Lager stehenzulassen und von dort aus die Umwandlung des neueroberten germanischen Gebiets zu organisieren, ist aller- dings noch nicht völlig aufgegeben worden, trotz der Rückschläge, die es gegeben hat. Bis das neue System greift, werden die Soldaten weiterhin im Winter in den Lagern am Rhein bleiben, nicht nur in Vetera, sondern auch beispielsweise in den Lagern von Novaesium oder Ulpia Noviomagus Batavorum. Die Gegend um Vetera ist gut versorgt. Denn Tiberius hat die Sugambrer, aggressive Germanen, die auf der rechtsrheinischen Seite gegenüber von Novaesium siedelten, kürzlich völlig besiegt und die Reste in die Umgebung von Vetera umgesiedelt. Dort müssen sie sich statt mit Krieg mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen. Gemüse kommt also von den besiegten Germanen, Luxuswaren kommen dagegen über den Fernhandel und den Rhein in das Lager. Auf die mediterrane Kost, auf Oliven, auf Pfeffer, auf Fischsauce, muss keiner verzichten. KRIEG & FRIEDEN RÖMISCHE POST SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA Wichtiger Schritt zur Eroberung des Restkontinents VON ANTON GOETZ III Soldaten müssen vier Jahre länger dienen Roms Legionen werden in ein stehendes Berufsheer umgewandelt. Die Reform schafft auch attraktive Aufstiegschancen in den Offiziersrängen. Die geplante Verlängerung der Dienstzeit auf 20 Jahre weckt Furcht vor Soldatenaufständen. ARA UBIORUM Mit seinen neuesten Eroberungen stellt Augustus selbst Alexander den Großen und Julius Caesar in den Schatten. Es begann mit dem Sieg im Bürgerkrieg über Antonius, der sich mit der ägyptischen Königin Cleopatra verbündet hatte. Augustus bewies dabei großes militärisches Geschick und gliederte mit Ägypten eine der reichsten Regionen der Welt ins Römische Reich ein. Nach dem Bürgerkrieg sorgte der Imperator für Frieden in den noch unsicheren Teilen unseres Reiches und dehnte unsere Herrschaft dort aus. Er begab sich nach Spanien, um die aufständischen Stämme der Kantabrer und Asturer zu unterwerfen und verlorene römische Feldzeichen zurückzuerobern. Dieses Unternehmen schloss er mit der kompletten Eroberung der iberischen Halbinsel ab. Als Nächstes wurden Aufstände in Gallien niedergeschlagen und dort eine Invasion ins barbarische Germanien vorbereitet. Zu diesem Zweck wurde auch das mächtige Gebirge der Alpen erobert, das bis dahin noch von vielen verschiedenen Stämmen dominiert wurde. Damit war ein wichtiger Schritt zur Eroberung des Restkontinents getan. Denn jetzt ist eine schnellere Kommunikation und ungefährliches Reisen zwischen den italienischen Kernlanden und dem eroberten Norden möglich. Außerdem gibt es zwischen römischen Gebieten keine fremden Völker mehr, die den Augusteischen Frieden stören könnten. Wie noch keiner vor ihm hat Augustus die Herrschaftsverhältnisse und die Ausdehnung des Römischen Reiches gefördert. Wir sollten froh sein, in solch geschichtsträchtiger Zeit zu leben. 50 Tote bei Hauseinsturz ROM (winst) Im Armenviertel, der Subura, ist in der Nacht ein mehrstöckiges Mietshaus eingestürzt. Drei Bewohner überlebten, alle anderen wurden unter den Trümmern begraben. Ungefähr 50 Menschen haben bei dem Unglück ihr Leben verloren. Anwohner vernahmen gegen Mitternacht den Einsturz und eilten zur Unglücksstelle. Im Viertel war das Haus für seinen baufälligen Zustand und den profitgierigen Vermieter bekannt. Es überschritt mit sieben Stockwerken deutlich die vom Kaiser verordnete Maximalhöhe von 21 Metern. Tragende Wände sollen die vorgeschriebene Mindestbreite von einem halben Meter Breite unterschritten haben und aus minderwertigen Ziegeln gemauert worden sein. Im Gleichschritt zur Berufsarmee: Obwohl Veteranen im Ruhestand besser versorgt werden sollen, sind viele Soldaten unzufrieden. Sie ärgert die längere Dienstpflicht. VON BENJAMIN BRUNS ROM Die römischen Legionen wa- ren bis vor 30 Jahren, während der langanhaltenden Bürgerkriege, ein Unruheherd. Um solchen Tendenzen entgegenzusteuern, hat Kaiser Augustus die Veteranenversorgung verbessert und die Legionen in ein stehendes Berufsheer umgewandelt. Vor allem Unteroffiziere profitieren von diesen Neuerungen, bieten sie doch sogar die Möglichkeit, in den Ritterstand aufzusteigen. Die Berufsoffiziere haben eine große Bedeutung in einer Legion, die aus etwa 5000 Mann besteht und in zehn Kohorten aufgeteilt ist. Diese Kohorten umfassen sechs Zenturien, mit jeweils 480 Mann. Jede Zenturie wird von einem Zenturio angeführt. Hinzu kommen 120 Reiter, angeführt von einem legatus legionis. Dies ist ein Senator, den sechs Militärtribunen unterstützen. Eine Rangebene unter den Tribunen gibt es jetzt den praefectus castrorum, der sich um Befestigungen kümmert. Gerade wenn die Legionen in Germanien unterwegs sind, brauchen sie einen solchen Spezialisten, der den Bau großer Marschlager mit ihren Palisadenwällen und Gräben straff leiten kann. Immunes höher besoldet und von Für die Disziplin der Armee soreinfachen Aufgaben wie beispielsgen die Zenturionen. Sie sind erweise den kräftezehrenden Schanzkennbar an einem quergestellten arbeiten am Lager befreit. Die RänHelmbusch und einem Rebstock, ge der einfachen Soldaten werden mit dem sie auch gerne zuschlagen. durch Aushebungen gefüllt. Doch Am wichtigsten ist der primus pilus, dem Ruhm der Legionen ist es zu der Führer der ersten Zenturie der verdanken, dass sich stets auch Freiersten Kohorte. Er nimmt am Miliwillige, selbst aus den Provinzen, tärrat des Kommandanten teil, hat melden. eine Spitzenbesoldung und den Ergänzt wurden die Legionen Stand eines Ritters. Bedenkt man schon immer durch lokal rekrutierdie Größe einer Legion mit ihren 60 te Streitkräfte aus Männern ohne Zenturien wird klar, wie viel dieser römisches Bürerfahrene Offizier Vor allem gerrecht. Auch geleistet haben dieser Truppenmuss, um so weit die Unteroffiziere teil wird nun reaufzusteigen. profitieren von formiert. So bilAuch niedere der Neuorganisation den diese auxilia Ränge werden der römischen Armee neben der Infandurch die Heeresterie auch drinreform weiter forgend benötigte Einheiten der Reitemalisiert. Es gibt einen neuen Stand rei, der Leichtbewaffneten und der der principales. Dazu gehören der Bogenschützen, wie etwa die beoptio als Stellvertreter des Zenturüchtigten kretischen Bogenschütrios, der signifer – der Standartenzen, die Gaius Julius Caesar für seiträger – und der tesserarius, der ne Kampagne in Gallien anheuerte. Wachwortmeister, welcher die Eine neue Form der Hilfstruppen Wachdienste verteilt und Parolen sind die alae, reine Kavallerieeinabstimmt. Ebenfalls neu ist der heiten. Diese werden schlechter beStand der Immunes. Diese rekrutiezahlt als die Legionäre. Sie haben jeren sich aus einfachen Soldaten, die doch die Chance, nach 25 Jahren sich Spezialfähigkeiten wie mediziDienst mit dem Bürgerrecht für sich nische Kenntnisse oder Ingenieurund ihre Nachkommen belohnt zu wissen angeeignet haben. Im Anwerden. schluss an ihre Ausbildung werden von VON ANDREAS SCHLEY ROM Die Dienstzeit römischer Sol- daten wird von 16 auf 20 Jahre verlängert. Das hat der Senat auf Vorschlag des Kaisers Augustus beschlossen. Außerdem werden neue Steuern erhoben und eine Militärpensionskasse zur Versorgung der Veteranen geschaffen. In diese sollen die reichsten Bürger Roms einzahlen, um die verdienstvollen Veteranen zu unterstützen. Zusätzlich erhebt Augustus eine Erbschaftssteuer von fünf Prozent und eine Verkaufssteuer von einem Prozent. Er kündigte – auch im Namen seines Sohnes Tiberius – an, selbst 1,3 Millionen Sesterzen als Erster einzuzahlen, und versprach, sich auch in Zukunft finanziell für die Kasse zu engagieren. Die römischen Bürger sind wenig angetan von den neuen Steuern. Aus den wohlhabenden Familien Roms heißt es, man werde alles tun, um eine Erbschaftssteuer zu verhindern. Was die Mächtigen Roms sich verdient haben, wollen sie ohne Abzüge an ihre Kinder weitergeben. Mit den Abgaben zur Finanzierung des stehenden Heeres seien sie schon genug belastet, sagen sie. Sie hätten damit ihren Anteil zur Verteidigung Roms geleistet. Das einfache FOTO: CEZARY WYSZYNSKI Volk, das seine Waren auf dem Forum feilbietet, wird die Verkaufssteuer härter treffen. Ihren Gewinn werden diese Menschen mit dem Staat teilen müssen. Soldaten äußern sich bereits enttäuscht über die längere Dienstpflicht. Ein Legionär, stationiert in Germania Inferior: „Ich habe Jahre lang für das Imperium gekämpft und dabei zahlreiche Verletzungen erlitten, in der Hoffnung, meinen Lebensabend geruhsam in Italien zu verbringen. Aber, beim Herkules, Schläge und Wunden, harte Winter und heiße Sommer, schrecklicher Krieg – soll das denn ewig so weitergehen?“ Auch die römische Bevölkerung ist besorgt. In der Vergangenheit führten Reformen der Veteranenversorgung zu Unruhen. Die Soldaten fühlten sich um ihre Altersvorsorge betrogen. Statt eines Landgutes im Römischen Reich bekamen sie nur noch 12.000 Sesterzen. Die Veteranenaufstände mussten gewaltsam niederschlagen werden. Finanzexperten halten die Reform aber für notwendig. Bisher musste Augustus alleine für die Versorgung pensionierter Soldaten aufkommen, während der Unterhalt der aktiven Legionen mit Steuergeldern bezahlt wurde. Xanten Gelsenkirchen XV:XII – XVI:LVIII nach von Neuss Essen X:LVII – XI:LII nach www.vrr.de Verkehrsverbund Rhein-Ruhr IV GLAUBE & HOFFNUNG Mindestens elf Tote bei Attentaten auf jüdische Priester VON BENEDIKT LINKE RÖMISCHE POST SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA Herodes: Gerüchte über Kindermord König Herodes plant angeblich einen Massenmord in Bethlehem. Viele Bürger sind über dieses Gerücht entsetzt. Sie trauen dem Herrscher eine solch grausame Tat durchaus zu. Denn er ließ schon Verwandte umbringen. JERUSALEM Bei Angriffen gegen Ver- treter des priesterlichen Adels sind gestern elf Menschen ums Leben gekommen. Am helllichten Tag zogen mehrere Personen Dolche und attackierten Tempelpriester. Viele Augenzeugen gerieten in Panik. Die Attentäter tauchten im Chaos unter. Genaue Angaben zur Anzahl der Toten wollte der Hohe Rat, der für die Sicherung des Tempelareals zuständig ist, zunächst nicht machen. Gegen Abend meldete er dann elf Opfer. Beobachter sprechen von vielen weiteren Verletzten. Die Attentate markieren eine neue Eskalationsstufe des Konflikts. Die Extremisten richten ihren Zorn jetzt auch gegen friedliebende, gesetzestreue Juden, die sich der neuen Ordnung fügen. Die sogenannten Sadduzäer, die vornehmlich der Oberschicht und dem Priesteradel angehören, haben sich diesbezüglich besonders hervorgetan. Priester des Tempels in Jerusalem haben dazu aufgerufen, dem Wahnsinn der Extremisten nicht zu folgen. Dennoch dürfte die Region, die erst vor einigen Jahrzehnten unter indirekte römische Kontrolle geraten ist, ein Unruheherd bleiben. Schließlich hat bereits die harmlose Anbringung eines römischen Adlers an einem Tor zu Aufständen geführt, weil terroristische Gruppen darin einen Verstoß gegen das jüdische Bilderverbot sahen. Sollte, wie jetzt diskutiert wird, Iudaea zu einer römischen Provinz werden, ist damit zu rechnen, dass die Einwohner im großen Umfang die Zahlung von Steuern verweigern werden. Ritter gehören zur High-Society LUGDUNUM (ble) Auf Partys in der Provinz ist die Frage „Wer gehört zur Elite?“ ein beliebtes Klatsch-Thema. Society-Experten sagen: Nicht nur die Senatoren, die ein Vermögen von 1.000.000 Sesterzen nachweisen müssen und auf ihrem Untergewand einen Purpurstreifen tragen dürfen. Auch die Ritter gehören zur Oberschicht. Wer als Ritter gelten möchte, zählte früher in der Armee zur Reiterei. Heute muss er mindestens 400.000 Sesterzen besitzen. Spitzenämter werden gerne Vertretern dieser Klasse zugeteilt. VON ANGELIKA MELCHER UND ANTON GÖTZ JERUSALEM Die Absicht des Königs, in der Stadt Bethlehem alle Kinder töten lassen, geht auf Weissagungen zurück. Einige Astrologen haben angeblich die Erscheinung eines Kometen mit der Geburt eines politischen Konkurrenten, eines neuen Königs der Juden, in Verbindung gebracht. Herodes soll daher aus Angst um seine eigene Macht befohlen haben, vorsorglich alle Neugeborenen in Bethlehem zu töten. In führenden Kreisen in Jerusalem herrscht Stillschweigen rund um dieses Thema, niemand äußert sich öffentlich zu den Anschuldigungen. Ohnehin liegt über dem Glanz dieses Königs ein Schatten. Herodes leidet an Verfolgungswahn und wütet gegen seine Feinde. Jeder, der sich ihm widersetzt oder für seine Herrschaft ein Risiko darstellt, wird hingerichtet. Zu seinen Feinden zählt Herodes selbst Familienangehörige. So ließ er Mariamne, eine seiner zehn Frauen, brutal in einem Honigfass ertränken, da er ihr Verrat unterstellte. Auch deren Mutter Alexandra und seinen Schwager Kostabar ließ er töten. Sogar drei seiner eigenen Söhne mussten mit ihrem Leben bezahlen, weil ihnen Herodes Intrigen vorwarf. Trotz allem haben die Einwohner seines Reichs Herodes viel zu verdanken – etwa den Bau des Tempels von Jerusalem sowie zahlreiche Paläste und Festungen, Hafenanlagen und Wasserleitungen. Herodes ist es stets gelungen, sich mit den Mächtigen Roms zu arrangieren und sein Tiberius soll die Germanen in die Schranken weisen VON MARTIN WULFF VETERA In Germanien leisten er- neut vereinzelte Stämme gewaltsamen Widerstand gegen Rom. Die genauen Hintergründe des Konflikts sind noch unklar. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass unter anderem die Stämme der Chattuarier und die Cherusker an diesem Aufstand beteiligt sind. Der designierte Nachfolger und Schwiegersohn des Kaisers, Tiberius, hat bereits ange- Laut, voll, staubig: Jerusalem Top-Reiseziel für Abenteurer sen, muss man am Fuß des Berges den Kopf in den Nacken legen, als JERUSALEM Menschenmassen wolle man abends die Sterne beschieben sich durch die staubigen trachten. Schier unerklärlich, wie Gassen. Es ist laut, heiß und vor aldiese gewaltige aufsteigende Mauer lem staubig. Ständig kitzelt es in der ihren Platz gefunden hat! Scheinbar Nase. Keine Frage: Jerusalem ist sind hier Vieh und Sklaven stärker momentan das außergewöhnlichste als in Rom. Der Tempel ist mit Gold Reiseziel des modernen Römers. geschmückt. Die Mauern sind aus Versucht man am südlichen Ende hellem Marmor. Ständig strömen der breiten Hauptstraße kurz inneMenschenmassen herbei, um dem zuhalten, erinnert das Gewühl der jüdischen Gott zu opfern. Die Anlaaufdringlichen ge darf erst betreHeiden müssen draußen ten, wer bei einem Straßenhändler bleiben: Nur den an das Treiben in der Geldwechsler Rom. An dieser jüdischen Priestern ist einen Betrag für Straße ragt die gedie Tempelsteuer der Zutritt zum waltige Stützmaugetauscht hat. Zu Allerheiligsten erlaubt hohem Wechseler der Tempelterrasse empor. Jekurs werden Deder einzelne Stein in diesem Monunar und Sesterzen in den tyrischen ment reicht bis zur Brust eines Schekel umgetauscht. Dieser Umdurchschnittlichen Mannes. Das tausch ist aus religiösen Gründen Leben der Juden spielt sich am, im vorgeschrieben, vermutlich weil der und auf dem Tempelberg ab. Silbergehalt dieser Währung besonIn seiner Eleganz steht der Temders hoch ist. pel den Schmuckstücken Roms keiZum Allerheiligsten gelangt man neswegs nach. Trotz seiner mindedurch viele Vorhöfe. Besucher, die ren Herkunft besaß König Herodes nach römischer Tradition ihren genügend Verstand, einen fähigen Glauben pflegen, dürfen nur den Architekten für die Umgestaltung äußeren Bezirk betreten. Er ist für des unansehnlichen Vorgängerbaus die „Heiden“ vorgesehen. Betritt ein zu engagieren. Der gegenwärtige Nichtjude die weiteren Höfe, droht Stil scheint eine Hommage an die ihm die Todesstrafe. Die jüdischen griechische und römische Baukunst Frauen und die Männer haben jezu sein. Glaubt man den Gerüchten, weils einen eigenen Hof. Nur die wurde die Natur bezwungen und Priester kommen in den Priesterder Tempelberg vergrößert. Um die vorhof mit dem Brandopferaltar gewaltige Höhe der Anlage zu erfasund von dort in das Allerheiligste. VON SASKIA-EILEEN BERGHÄUSER Das neueste haarsträubende Gerücht über den romfreundlichen König Herodes besagt, er wolle in der Stadt Bethlehem sämtliche Kinder töten lassen. Denn er fürchte, ein politischer Konkurrent könne heranwachsen. FOTO: APX/AXEL THÜNKER DGPH Reich zu vergrößern. Neben Judäa gehören dazu weitere Gebiete wie Samaria, Galiläa und Peräa. Vor 60 Jahren ist die Region unter die Oberherrschaft Roms geraten. Feldherr Pompeius führte damals Interventionstruppen nach Kleinasien und in den Nahen Osten und ordnete dort die Verhältnisse neu. Vor allem machte er Syrien, das bis dahin von der Seleukiden-Dynastie beherrscht worden war, zur römischen Provinz. Das jüdische Volk stand in dieser Zeit unter Herrschaft der Makkabäer. In dieser Dynastie gab es Streit. Die Brüder Hyrkan und Aristobul versuchten, die Unterstützung des Pompeius zu gewinnen. Nach dem Tod der Königin Alexandra war Hyrkan als der Ältere zwar der rechtmäßige Anwärter auf den Thron, sein Bruder hielt sich jedoch für den besseren Herrscher und focht den Anspruch des Älteren an. Aristobul hatte schon geglaubt, durch die Bestechung eines Beamten die Unterstützung Roms gewonnen zu haben. Pompeius entschied sich aber um und intervenierte militärisch zugunsten Hyrkans. Nach der Eroberung des Tempelbergs in Jerusalem war Hyrkans Position als Hohepriester und Volksführer gesichert. Er musste aber Tribute abführen. Iudaea hatte für immer seine Selbstständigkeit verloren und wurde Teil des römischen Weltreiches. Vor einem guten Vierteljahrhundert bestätigte Augustus den Herodes als König. Dieser hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft, den Staatsfeind Marcus Antonius und die Feindin des römischen Volkes Cleopatra im Stich zu lassen. kündigt, er werde den Aufstand niederschlagen. Ebenfalls geplant ist eine umfassende Seeexpedition um Jütland. Sollten die Ergebnisse dieses Unternehmens positiv ausfallen, könnten auch militärische Feldzüge östlich der Elbe gestartet werden. Experten erwarten, dass es gelingen wird, Germanien zu einer römischen Provinz zu machen. Schließlich sind viele germanische Stämme dem römischen Staat bereits treu ergeben. Zu den Maßnahmen, welche die Romanisierung Germaniens vorantreiben sollen, zählen unter anderem der Ausbau germanischer Straßen durch römische Pioniere sowie der Bau von Marktplätzen, an denen Römer und Germanen gemeinsam und friedlich ihre Geschäfte tätigen können. Komplette Siedlungen, inklusive Bäder, sollen errichtet werden und den barbarischen Germanen den erhabenen römischen Lebensstil schmackhaft machen. Die Ausbildung der zukünftigen germanischen Eliten spielt ebenfalls eine Rolle. Zahlreiche junge Angehörige des germanischen Adels sind bereits in Rom sesshaft, was ihre Verwandten in Germanien zur Treue gegenüber Rom gemahnen sollte. Dass diese nicht selbstverständlich ist, zeigt das Beispiel Marbods. Dieser Germane hat in Rom eine militärische Ausbildung genossen. „Er besitzt einen kühnen Geist und ist mehr von seiner Abkunft als Taufen im Jordan liegen im Trend Prediger Johannes verursacht Menschenaufläufe und isst Heuschrecken. VON MANDY KRÜGER PERÄA Ein mysteriöser Prediger na- mens Johannes schickt immer mehr Menschen in den Jordan, um sie einer Art Reinigungsritual zu unterziehen. Wundertaten, wie die Heilung von Krankheiten, haben Besucher des Spektakels zwar nicht erlebt. Sie berichten aber von einer Predigt, in der Johannes den Messias ankündigte. Dieser soll in einem himmlischen Strafgericht über die Menschheit richten. Die Taufe des Johannes unterscheidet sich vollkommen von den Reinigungsritualen, die wir bisher aus der jüdischen Religion kennen: Der Gläubige nimmt im Jordan das Ritual nicht selbst vor, und es wird auch nur einmal im Leben an ihm vollzogen. Der größte Unterschied liegt aber wohl in der Absicht der Taufe. Sie soll der Buße und Vergebung der Sünden dienen und so vor dem kommenden Gericht Gottes schützen. Es scheint eine einfache Methode zu sein: einmal in den Jordan steigen und so einer himmlischen Strafe entgehen. Vereinzelt wurde Menschen die Taufe aber auch verweigert. Der Täufling müsse zur Umkehr und zu guten Taten bereit sein, seine Sünden bereuen und Buße tun, sagen Anhänger des Johannes. So seien schon Sadduzäer aus der Elite des jüdischen Volkes weggeschickt worden, da ihnen diese Bereitschaft gefehlt habe. Laut seiner Anhänger will Johannes die Lehren der Sadduzäer und Pharisäer grundlegend ändern. Es verwundert also nicht, dass die Behörden Johannes und seine Anhängerschaft beobachten. Recherchen zur Person des Johannes sind wenig ergiebig. Angeblich ernährt er sich von Heuschrecken. Lauscht man seinen Predigten, beschleicht einen das Gefühl: Wenn es wirklich einen Messias gibt, muss es dieser Mann sein. Fragen danach beantwortet Johannes aber stets abwehrend: „Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, dass ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse. Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“ Die von einer neuen religiösen Gruppierung praktizierte Taufe ist scheinbar ein ungewöhnliches Reinigungsritual und hat großen Zulauf. FOTO: PAWEL KURZAWSKI von seinen geistigen Fähigkeiten ein Barbar“, sagt der politische Beobachter und Chronist Velleius Paterculus über ihn. Als Heerführer scheint Marbod seine Ausbildung nun zu nutzen, um in Germanien eigene Ziele zu verfolgen. Gerüchten zufolge ist er an den Aktionen der Widerständler beteiligt. Dennoch könnte ein siegreicher Abschluss des Tiberius-Feldzuges die Elbe endgültig als Nord-Ost-Grenze des Römischen Reiches etablieren. Die Geburt des göttlichen Knaben steht noch aus MANTUA Rätsel ranken sich um die Bedeutung des vierten Hirtengedichts „Der göttliche Knabe“ von Vergil. Literaturfreunden ist dieser Autor wohl unter seinem vollen Namen Publius Vergilius Maro bekannt. Das Gedicht kündigt die Geburt eines göttlichen Knaben an, der eine neue goldene Zeit des Friedens und der Unbeschwertheit einläuten wird. Die gängigste Interpretation des prophetisch zu nennenden Textes besagt, dass der göttliche Knabe mit Kaiser Augustus gleichzusetzen ist. Nun erfreut sich allerdings eine neue Interpretation eines Weisen aus dem Morgenland großer Beliebtheit. Dieser Auslegung zufolge ist die Ankunft des göttlichen Knaben noch zu erwarten. Es ist allerdings davon auszugehen, dass diese neue Interpretation auf einer fehlerhaften Version des Gedichtes beruht. Zeit seines Lebens hat Vergil als Autor keine Deutung vorgegeben. Selbst die Gleichsetzung des „göttlichen Knaben“ mit Augustus ist nicht unumstritten. So wird im Gedicht selbst die Geburt des göttlichen Knaben unter dem Konsulat des Asinius Pollio vor 40 Jahren prophezeit. Kaiser Augustus ist nunmehr allerdings schon im 63. Lebensjahr. Die genaue Bedeutung des Gedichtes wird wohl im Dunkeln bleiben. Colmar Brademann GLAUBE & HOFFNUNG RÖMISCHE POST SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA Entspannung pur: Neue Therme in Iudaea eröffnet Religion: Welcher Typ sind Sie? Die Unruhen im Nahen Osten haben größtenteils religiöse Gründe. Die Globalisierung und Kontakte mit der griechischen und römischen Kultur führen unter den Juden zu konträren Reaktionen. Die einen besinnen sich auf Tradition, die anderen wollen Anpassung um jeden Preis. Aufklärung kann helfen, den Anderen besser zu verstehen. Wir haben Vertreter der wichtigsten Strömungen im Judentum befragt. Ein Überblick von Angelika Melcher. Sadduzäer Essener Pharisäer „Ich gehöre zu der oberen Schicht des Volkes. Die Unseren sind vermögend und halten machtvolle Positionen. So gehört der Hohepriester zu uns. Religion ist äußerst wichtig in meinem Leben, jedoch sollte man sich vor allem um politische Angelegenheiten kümmern, finde ich. Ich setze viel daran, dass in unserer Stadt Frieden herrscht, daher stimme ich den politischen Entscheidungen Roms stets zu. Auch König Herodes ist meines Erachtens ein einzigartiger Politiker gewesen, welcher uns ein Menschenfreund und Wohltäter war. In religiöser Hinsicht glaube ich weder an eine Auferstehung, noch ein Leben nach dem Tod. Meine Seele wird nach meinem Tod genauso wie mein Körper zugrunde gehen.“ „Mein Ziel ist ein Leben gemäß der Weisung Gottes. Vor allem die Reinheitsgebote bilden einen Grundstein meines Lebens. Das bedeutet, dass ich ein abgesondertes, enthaltsames Leben führe. Eine Ehe ist für mich gemäß den Reinheitsgeboten verboten. Generell spielen Frauen für mich nur eine untergeordnete Rolle. Möchte jemand in unsere Gemeinschaft aufgenommen werden, muss er sich einer langjährigen Prozedur unterziehen. Meinen persönlichen Besitz habe ich an unsere Glaubensgemeinschaft abgetreten und lebe mit meinen Brüdern auf einem Dorfe, fernab vom städtischen Trubel. In politischer Hinsicht ist es meiner Meinung nach nicht nötig, den römischen Machthabern zu gehorchen. Dazu gehört auch, dass ich dem Hohepriester, der mit den römischen Machthabern paktiert und unrein lebt, keinen Respekt erweisen kann.“ „Ob es meine Pflicht ist, den Vorschriften der Vernunft nachzugehen? Aber selbstverständlich ist sie das! Dazu gehört vor allem ein enthaltsames Leben. Ein gelungenes Leben kann es nur im Schutzraum der Gebote Gottes geben. Egal was mir widerfährt – alles geschieht nach einem bestimmten Schicksal. Jedoch sollte man ein bestimmtes Maß finden, um die Macht des Schicksals und die menschliche Vernunft in Einklang zu bringen. Diese Weisheit versuche ich auch an meine Mitmenschen weiterzugeben, denn Nächstenliebe ist für mich fast genauso wichtig wie die Einhaltung der Gesetze der Tora. Meine unsterbliche Seele soll in Vollkommenheit leben, und so strebe ich stets nach Gerechtigkeit, denn nur so kann ich Gott gefallen. Gerechtigkeit ist für mich unter anderem die Trennung von Thron und Altar. Ich bin gegen die Übernahme heidnischer griechischer Einflüsse im Bereich weltlicher Macht.’’ V CAESAREA MARITIMA (cobb) „Kallis- te“, die Schönste, heißt ein neuer Thermenkomplex in der Metropole am Mittelmeer. Er macht seinem Namen alle Ehre und genügt höchsten Ansprüchen. Mehr als 10.000 Menschen erlebten die feierliche Eröffnung durch den König und Freund des römischen Volkes, Gaius Iulius Herodes. „Der Ausbau von Caeserea zur Residenzstadt ist damit nach 20 Jahren abgeschlossen“, verkündete Herodes in seiner Ansprache. Die Einwohner Iudaeas können nun direkt vor der Haustüre exklusives Freizeitvergnügen genießen; beschwerliche Reisen in die Metropolen Antiochia und Alexandria sind dazu nicht mehr erforderlich. Auf dem 12647 Quadratmeter großen Gelände ist alles vorhanden, was es auch in den großen Thermen Roms gibt. Verkaufsstände mit den neuesten Waren aus aller Welt laden zum Einkaufsbummel ein. Die gastronomische Palette reicht vom Edel-Italiener bis zum einfachen orientalischen Imbiss. In einer Bibliothek sind Werke großer Schriftsteller und Philosophen, Homer und weitere Klassiker genauso wie aktuelle Ausgaben von Vergil und Livius zu finden. Papyrus-Zeitschriften kommen wöchentlich per Schiff aus Rom. Ein Saal mit Bühne, eine Sporthalle und ein Massagesalon runden das Freizeitangebot ab. MELDUNGEN Reparaturarbeiten an einem Weltwunder ILLUSTRATIONEN: HOSSEIN ASIVAND ALEXANDREIA (ble) Eines der sieben Weltwunder, der Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandreia, ist in die Jahre gekommen und wird restauriert. Während der Arbeiten bleibt der Leuchtturm in Betrieb. Das Feuer auf der Plattform wird weiterhin unterhalten. Philosoph bestreitet Seelenverlust bei Niesen ATHEN (ble) Beim Niesen droht ein Teil der Seele zu entweichen, heißt es. Um dem Unheil zu begegnen, wird daher „Gesundheit“ gerufen. Der Philosoph Chrysogonos äußerte jedoch der Redaktion gegenüber, er halte die Seelen-Auswanderung beim Niesen für Unsinn. Barbaren töten römische Bürger Im Illyricum tobt eine Rebellion. Augustus entsendet ein riesiges Heer. VON JONA WINSTROTH SIRMIUM Aufständische Barbaren erschlagen in der Region Illyricum römische Bürger, die nicht rechtzeitig in die befestigten Städte fliehen können. Die Rebellen töten jeden, ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Alter. Nun ist der hart erkämpfte Augusteische Frieden in Gefahr, und selbst dem römischen Kernland in Italia droht Krieg. In der Bevölkerung werden traumatische Erinnerungen an den Einfall der Kimbern und Teutonen vor 100 Jahren wach, als diese aus dem Illyricum nach Italia einfielen und plünderten. Kaiser Augustus hat im Senat betont, wie dramatisch die Bedrohung ist. In zehn Tagen könne der Feind vor den Toren Roms stehen. Augustus entsendet daher ein riesiges Heer auf den Kriegsschauplatz. Experten sprechen von 15 Legionen zuzüglich Hilfstruppen – mit nahezu 125.000 Mann ist das beinahe die Hälfte aller Truppen des Imperiums. Herangezogen werden insbesondere Spezialisten, die mit dem Terrain vertraut sind. Mit Sümpfen, Wäldern und zerklüfteten Berghängen ähnelt das Illyricum Germanien. Daher sind auch die Hilfstruppen der germanischen Cherusker unter Befehl des Arminius eingesetzt. Ob diese gewaltigen Anstrengungen ausreichen, ist fraglich. Der Gesandte im Heerlager geht von Rom zu führen. Diese ungeheuerli200.000 bewaffneten Aufständiche Tat gefährdet die Einheit des schen aus. Bei einer Bevölkerung im Reiches. Wenn das Illyricum in ChaIllyricum von 800.000 Menschen os verfällt, ist auch der sichere spricht dieser hohe MobilisierungsLandweg Richtung Griechenland grad für großen Zorn und Kampfesund Kleinasien willen. Die Führer Wenn das Illyricum in des Aufstandes äußerst gefährdet. hören beide auf Chaos verfällt, ist auch Zweifelhaft ist, wie sich diese den Namen Bato. der sichere Landweg Konzentration Sie entfachten die Richtung Griechenland von Truppen an Rebellion nach einem Schauplatz gewöhnlichen gefährdet andernorts ausVorbereitungen wirken wird. Schon lauern die Berzur Steuererhebung. Zuvor hatten beide das Kommando in den ortsber darauf, in die Kornkammer des Reiches, Africa, einzufallen und die ansässigen Hilfstruppen übernomdrohende Hungersnot in Rom zu men, um die in gutem Glauben Ausverschärfen. gebildeten anschließend gegen Eines der größten Heere der römischen Geschichte soll den brandgefährlichen Aufstand im Illyricum niederwerfen. FOTO: PAWEL KURZAWSKI Neuer Statthalter plant Volkszählung in Syrien Unkeusch: Priesterin Pompeia zum Hungertod verurteilt ANTIOCHIA Die bedeutende römische Provinz Syrien, die aufgrund ihrer günstigen Lage an den östlichen Handelsrouten besonders reich geworden ist, hat mit Publius Sulpicius Quirinius einen neuen Statthalter erhalten. Der aus Lanuvium, einer kleineren Stadt nahe Roms, stammende Quirinius verfügt bereits über einige Erfahrung in einer solchen Funktion. So verwaltete er auf den ersten Schritten seiner politischen Laufbahn die an Ägypten angrenzende Provinz Creta-Cyrenae. In Ägyptens Nachbarprovinz wurde Quirinius zum Kriegshelden, als er vor einiger Zeit den Stamm der Garamantes aus der Sahara bezwang. Dieser Sieg brachte ihm die Ehren des Amtes eines Konsuls ein sowie das persönliche Vertrauen des Kaisers, was mindestens ebenso vorteilhaft ist. Als Statthalter der wichtigen Provinz Syrien befehligt Quirinius nun vier kampfstarke Legionen, um die Grenzen des Reiches gegen das Volk der Parther zu schützen. Sein Augenmerk soll aber nicht nur militärischen Aufgaben gelten. Ein Großprojekt hat der neue Statthalter bereits bei seinem Amtsantritt angekündigt: Um die Steuereintreibung der Provinz in Zukunft effizienter organisieren zu können, soll bald eine großflächige Volkszählung, ein sogenannter Zensus, durchgeführt werden. Lukas Vaessen VON MARTIN WULFF ROM Eine härtere Strafe hätte die dem sechsköpfigen Vestalinnenkolleg beitreten musste, hat ihre Unschuld beteuert. In den letzten Jahren sei die Entwicklung des Reiches zu positiv ausgefallen, als dass irgendeine Untat den Zorn der Götter auf es gezogen hätte. Obwohl die Vestalinnen Privilegien genießen, geehrt und mit Geschenken übersät werden, die oft zu Wohlstand führen, ist das Amt der vestalischen Priesterin nicht wirklich beliebt. Aus der Familie herausgerissen zu werden und 30 Jahre in Keuschheit verbringen zu müssen, scheinen die Beliebtheit dieser Priesterschaft erheblich zu dämpfen. Das Urteil über Pompeia wird diesen Trend wohl eher verstärken. Kommission religiöser Experten kaum aussprechen können: Weil die vestalische Priesterin Pompeia ihr Keuschheitsgelübde gebrochen und damit das Allgemeinwohl gefährdet hat, soll sie in ein unterirdisches Verlies gesperrt werden und den Hungertod erleiden. Dieses Urteil setzt eine altehrwürdige juristische und religiöse Tradition fort. Solche Prozesse Art waren in den vergangenen Jahrzehnten zwar eher selten, doch endeten sie häufig damit, dass die Vestalin auf diese Weise hingerichtet wurde. Den Liebhaber Pompeias, Vestinus, hat das Gericht in dem öffentlichen Prozess ebenfalls zum Tode verurteilt. Kaiser Augustus begrüßte die Entscheidung des Gerichts. Sie soll die religiöse Ordnung und Rechtschaffenheit in Rom stärken. Dies ist bereits seit Längerem ein wichtiges Anliegen des Augustus, der auch häufiger die jungfräulichen Priesterinnen der Göttin Vesta in seine kultischen Feste eingebunden hat. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass es noch zu einer Begnadigung kommt. Pompeia, die im Alter von acht Jahren FOTO: PAWEL KURZAWSKI VI BROT & SPIELE KOMMENTAR Ist der Bauwahn des Kaisers nicht zu stoppen? N icht nur Tempel, nein, auch Brücken, Straßen und Wasserleitungen baut unser Kaiser. Selten hat unser Rom in so prachtvollem weißen Luna-Marmor geglänzt. Und noch weitere Bauten sind geplant. Hört dieser Wahn denn nie auf? Rom gleicht einer einzigen Baustelle! Erst lässt Augustus seinen eigenen Wohnsitz erweitern, dann den Apollotempel. Und nun will er auch noch das Caesarforum zu Ende bauen. Dabei ist das Forum doch schon längst zum Mittelpunkt des kulturellen, politischen und religiösen Lebens geworden. Wie viele Häuser im Armenviertel Subura sollen noch abgerissen werden? Und wo sollen die armen Bürger Roms nun hin? Selbst das Sitzungsgebäude des Senats musste für das Forum weichen. Auch die von Iulius Caesar begonnene Basilica Iulia lässt Augustus fertigstellen. Außerdem ist ein Triumphbogen geplant, zu Ehren von Octavians Sieg über Cleopatra und Antonius – nur ein Bau zum Zweck politischer Propaganda? Der sogenannte Actiumbogen, benannt nach dem Sieg über Marcus Antonius in der Seeschlacht bei Actium vor drei Jahrzehnten, unterscheidet sich durch zahlreiche Statuen und wird von einer Triumphalquadriga gekrönt. Im Vergleich zu einigen älteren Bogenmonumenten, wie etwa der altehrwürdige Fornix Fabianus auf dem Forum, soll der Actiumbogen sehr prachtvoll ausgeschmückt werden. Augustus’ Wahn wird noch deutlicher, wenn man die Pläne für den Bau seines eigenen Forums betrachtet. Der Platz soll von zwei breiten Säulenhallen eingekreist werden. Gigantische korinthische Säulen von jeweils 18 Metern Höhe reihen sich sowohl an der Seite als auch an der Front aneinander. Im Inneren sollen Statuen von Mars, Venus und Caesar stehen. Wie weit soll der Bauwahn noch gehen? Was plant unser Kaiser als nächstes? Etwa ein kolossales Amphitheater? Christian Druen Fischfang in Galiläa floriert KAFARNAUM (nikun) Ob Kischri oder langköpfige Barbe: Die Fischer am See Genezareth erfreuen sich derzeit am großen Vorkommen dieser Arten. Besonders die Orte Kafarnaum und Magdala, welche die größten Häfen haben, profitieren enorm. Ihr Eigenbedarf an Fisch ist mehr als gedeckt. Magdala ist zudem das Pökelzentrum der Region. Die Fische werden nachts mithilfe von Netzen, Angeln und Harpunen gefangen, sowohl vom Ufer als auch vom Boot aus. Gepökelt werden sie mit dem vom Toten Meer stammenden Salz, um sie nach Jerusalem oder gar bis nach Rom liefern zu können. Besonders in Jerusalem entsteht ein großer Fischmarkt. Vielleicht auch, weil der Fisch gerne als Medizin bei Augenkrankheiten wie dem „Star“ verwendet wird. RÖMISCHE POST SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA Das große Fressen Senator Lucius Flavius Metellus lud zu seinem alljährlichen, berüchtigten Geburtstagsbankett. Sein Ziel, Sulpicius als Verbündeten zu gewinnen, schlägt fehl. Durch eine unbedachte Tat verliert er dessen Gunst. Ein Mahl im Kreis von Freunden und solchen, die es werden wollen, gehört in der römischen Oberschicht zum guten Ton. Man zeigt, was man hat, und wer man ist. Nach der Begrüßung führt Metellus die Gäste in den Speisesaal, das CAPUA Die Sklaven sind seit den frütriclinium. Da es Winter ist, wird das hen Morgenstunden auf den BeiBankett im Winterspeisezimmer nen. Denn es ist wieder einmal soausgerichtet. Dessen vergoldete Deweit: Der Senator Lucius Flavius cke glänzt selbst noch im AbendMetellus lädt zu seinem berüchtiglicht, die Sonnestrahlen heizen den ten Geburtstagsbankett ein. Seit TaRaum zugleich auf. gen treffen die Sklaven VorbereitunMetellus mag wie immer nicht dagen, denn sie fürchten nichts mehr rauf verzichten, seinen Reichtum als den Zorn ihres ausgiebig zur Herren. Sie wiSchau zu stellen. „Metellus hat es mal schen Böden, powieder geschafft, sein Bronzeschmuck lieren Säulen, entverziert die SpeiBankett in einen Ort schuppen Fische, sesofas, an den schleppen Amder Kommunikation zu Wänden hängen phoren voll edlen kostbare Vorhänverwandeln“ Weines heran. ge. Die Kissen, Gaius Maximus Die Gäste trefPolster und DeHoher römischer Beamter fen alle erst beim cken der Sofas beletzten Sonnenstehen aus den strahl in der prächtigen Villa in hochwertigsten Stoffen und sind Capua ein. Für neun Stunden wermit Purpur gefärbt. Der prächtige den sie ihren Alltag vergessen. SenaMarmorboden und die Silbergefäße tor Metellus schafft es immer wiezeugen ebenfalls von Metellus’ der, seine Gäste so auszuwählen, Reichtum. Auch der Tisch, auf dem dass sie weder zu schwatzhaft, noch die Speisen präsentiert werden, ist zu still sind. So kommen die erfriaus Marmor. Eine Harfenspielerin schendsten Gespräche zustande. erfreut die Gäste mit zarten MeloZu den Gästen zählen enge perdien. sönliche Freunde, politische VerInzwischen sind Metellus’ Besubündete und der Ehrengast Sulpicicher hungrig. Alle freuen sich, als us Rufus. Zahlreiche Aufmerksamdie Sklaven die Vorspeise auf bronkeiten sollen ihn schmeicheln. Mezenem Geschirr aus Korinth hineintellus’ Absichten dürften den übritragen. Eier, Salat, Gartengemüse gen Besuchern dadurch ziemlich und Oliven werden als Vorspeise geklar geworden sein. Wegen der viereicht. Auf die Oliven aus eigenem len Intrigen und des Kampfs um die Anbau ist Metellus unglaublich Vorherrschaft im Senat will Metelstolz, da diese in ihrem eigenen Öl lus den Senator Sulpicius Rufus als eingelegt wurden. Sie sind somit frei Verbündeten dazugewinnen. von Zusatzstoffen. VON JULIA PABST Die Hauptgänge bestehen sowohl aus Geflügelgerichten wie saftige Enten und Flamingos, als auch aus einer großen Auswahl von Fischgerichten. Sklaven tragen Muränen, Störe, Steinbutte, Dorsche, Forelle, Papageienfische, Thunfisch, Hummer, Austern, Purpurschnecke, See- igel und Kammmuscheln herein. Der kulinarische Höhepunkt ist aber eine riesige Sau, gefüllt mit Bratwürsten. Zu jedem Gang wird eine Fischsauce aus kostspieligen Meeresfrüchten gereicht. Nach dieser mächtigen Mahlzeit tischen die Sklaven noch Mandeln, Datteln aus Je mehr, desto besser: Die Reichhaltigkeit mancher Tafel erfreut die Gäste. Moralisten ekelt dieser protzige Konsum jedoch an. Die Völlerei lasse jedes Gespür für die Tugend des Maßhaltens vermissen und sei ein Zeichen von Dekadenz, bemängeln sie. FOTO: APX/AXEL THÜNKER DGPH Renntag im Circus Maximus: Debakel für die Grünen FOTO: PAWEL KURZAWSKI, Ägypten und Esskastanien aus Spanien auf. Erlesener Wein sorgt während des Mahls für prächtige Stimmung. Der Abend scheint perfekt zu laufen. Der Raum strotzt nur so vor Reichtümern. Das Essen ist nur aus den hochwertigsten Zutaten bereitet, und die Harfenspielerin ist nicht nur für die Ohren, sondern auch fürs Auge eine wahre Bereicherung. Und doch ist Metellus nicht zufrieden: Sein eigentliches Ziel, Sulpicius als Verbündeten zu gewinnen, schlägt fehl. Durch eine unbedachte Tat hat der sonst so zuvorkommende Gastgeber die Gunst des Sulpicius verloren. Er hat einen Fehler bei der Platzvergabe gemacht. Zwar hat Sulpicius das Vergnügen neben dem Senator Publius zu liegen, doch der Ehrenplatz links neben dem Gastgeber wird von jemand anderem, nämlich dem engsten Verbündeten des Metellus, belegt. Sulpicius fühlt sich gedemütigt und drückt seinen Unmut lange mit Schweigen aus. Doch je später der Abend wird und je mehr Wein die reizende Sklavin Gallia nachschenkt, desto redseliger wird schließlich auch Sulpicius. So geht das Festmahl noch bis tief in die Nacht hinein. Natürlich würden manche Dichter und Moralisten das exzessive Konsumverhalten und die Hingabe zur Fresssucht anprangern, wüssten sie von diesem Abend. Doch Metellus hat für solche Kritik nur eine Antwort: „carpe noctem – Nutze die Nacht“. Wirtschaft Kaum Inflation 150.000 Zuschauer erlebten die halsbrecherischen Fahrten rasanter Gespanne – und einige überraschende Ergebnisse. VON NIKLAS KUNZ ROM Der Strom von Zuschauern wollte nicht enden, als im Circus Maximus die 58. Wagenrennen des stattfanden. Fast 150.000 Römerinnen und Römer feuerten mit tosendem Applaus die Jockeys an, die für die vier Rennparteien an den Start gingen. Ausrichter des glanzvollen Renntages war Kaiser Augustus. Auch er ließ es sich wie üblich nicht nehmen, sich die Spiele anzusehen. Schon der prunkvolle Festzug, die pompa circensis, begeisterte die Menge. Nachdem die Opfergaben Spektakuläre Unfälle steigern den Nervenkitzel bei den Wagenrennen nur noch. Manche Zuschauer kommen nur deshalb in die Arena. FOTO: THINKSTOCK unseren Göttern dargebracht, die Startplätze ausgelost und die Wetten platziert waren, begann die Show. Vier Rennwagen glänzten in ihren üblichen Farben: Rot, Blau, Grün und Weiß. Außergewöhnlich waren diesmal allerdings die Sieger. Die grüne und die blaue Partei dominierte die Rennen weit weniger deutlich als gewohnt. Nur knapp die Hälfte der Rennen konnten die Favoriten unter sich ausmachen. Viermal mussten die Grünen sich sogar mit dem letzten Platz abfinden. „Schlimmer als die Schlacht bei Cannae“, urteilte ein Fan. Diese Erinnerung an die bittere Niederlage Roms im Kampf gegen den kathargischen Feldherren Hannibal vor etwas mehr als 200 Jahren ist zwar im Rausch der Emotionen entstanden. Sie erhielt jedoch große Zustimmung seitens der Fans der Grünen. Die meisten Zuschauer waren sich jedoch darin einig: Kaiser Augustus sei zu danken. Er habe großartige Spiele organisierte und einer riesigen Menge Menschen einen spektakulären Tag und ein obendrein kostenloses Vergnügen beschert. 1 Denar = 4 Sesterzen 1 Sesterz = 4 Asse 0,55 Liter Wein kosten 2 Asse Tageslohn eines Legionärs beträgt 10 Asse. BROT & SPIELE RÖMISCHE POST SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA Weitere prunkvolle Toilettenanlage in Betrieb genommen VII Die Kunst des Sterbens ROM (beli) Im Campus Martius ist eine neue öffentliche Toilette feierlich eröffnet worden. 50 Personen finden zeitgleich und komfortabel in der prunkvollen Anlage Platz. Mosaikfußböden, marmorgetäfelte Wände mit exquisiten Malereien und imposante Marmorsäulen sorgen für ein wohliges Ambiente. In gemütlicher Runde können Römer hier zusammen kommen, um interessante Neuigkeiten auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen oder Geschäfte zu machen. Augustus selbst gab den Bau dieses Latrinenkomplexes vor etwa einem Jahr in Auftrag und finanzierte ihn höchstpersönlich. In allen Winkeln Roms entstehen zur Zeit solche Anlagen. Sie sind allesamt durch unterirdische Abflusskanäle miteinander verbunden. Diese führen zunächst zur Hauptleitung, der Cloaca Maxima, die schließlich in den Tiber mündet. Die römischen Bürger lieben die öffentlichen Toiletten. Wer sich ein Bild von der Pracht der Anlage machen möchte, findet diese im Campus Martius gegenüber des Marcellustheaters. Für die Benutzung fällt eine geringe Gebühr von zwei Assen an. Ein letzter Sieg in der Arena. Und dann ein neues Leben im Kreis der Familie. Davon träumte der Gladiator Libertus Tiro. Im blutgetränkten Sand des Circus Maximus vollendete sich sein Schicksal. Betrug mit Billig-Sklaven ROM (beh) Skandal auf dem Skla- venmarkt: Der Händler Quintus Livius hat Dutzende Käufer über die Herkunft der von ihm angebotenen Haussklaven belogen. Anstatt den wahren Herkunftsort, ein Dorf in Armenien, zu nennen, gab er Griechenland als Geburtsort an. Dementsprechend verlangte er von den Käufern die für Griechen üblichen Preise von bis zu 700 Denar. Die Ware war jedoch unfähig, griechisch zu sprechen oder gar zu schreiben. Manche der Verkauften konnten nicht einmal musizieren. Zum Vergleich: Ein Sklave minderer Herkunft kostet 200 bis 300 Denar. Erst dem Feldherrn Sextus Pompeius Magnus Pius fielen die Mängel noch vor Abschluss des Geschäfts auf. Der Feldherr sieht sich nun in der Pflicht, den betrügerischen Sklavenhändler zu verklagen. MELDUNGEN Toga bleibt Pflicht für den Herren von Welt ROM (ble) Auch in diesem Sommer gilt in Sachen Mode: Für Volksversammlungen oder für die Spiele ist korrektes Erscheinen in Toga zwingend geboten. Eben einmal überwerfen – das geht mit der Toga allerdings nicht. Der ein Mann breite und drei Mann lange Stoffstreifen muss kunstvoll drapiert werden, mit Bausch und Gegenbausch. Viele bevorzugen daher bei weniger offiziellen Anlässen den praktischen Kittel, die Tunika. In kalten Provinzen findet sogar die Hose, ein barbarisches Gewandstück, inzwischen Freunde. Epikureer sind nicht mehr zeitgemäß ROM (ble) Junge Menschen sind zu- nehmend wieder offen für religiöse Werte. Damit verliert die Philosophie Epikurs an Boden. Vertreter dieser Richtung glauben, dass die Welt aus energiegeladenen kleinsten Teilchen, sogenannten Atomen, besteht und dass es keine Götter gibt. Diese Form des Atheismus gilt in der Jugend als veraltet und unzeitgemäß. Das ergab eine Umfrage unter 1000 jungen Männern und Frauen der Oberschicht. Ärzte warnen vor Bleiweiß im Wein ROM (ble) Bleiweiß wird neuerdings gerne Wein beigemischt, um ihn haltbarer zu machen. Einige Ärzte raten jedoch davon ab, trotz des angenehm süßen Geschmacks. Sie fürchten Gesundheitsschäden durch diese beliebte Zutat und raten, Harz oder Gips zu verwenden. Stimmt ein Gladiator das Publikum mit einem tapferen Kampf milde, kann er bei einer Niederlage mit dem Leben davonkommen. Dennoch hat er in der Arena den Tod ständig vor Augen. der Secutor einen eiförmigen Helm, um dem Wurfnetz des Gegners ROM Ein verzweifelter Schrei. Das nicht zu leicht erlegen zu sein. Zischen eines herabsausenden Der 40-jährige Tiro hat eine auSchwerts. Der sandige Boden des ßergewöhnliche Kampf- und TöCircus Maximus verfärbt sich rot. tungsstatistik. In den acht Jahren Der Schrei bricht ab. Stille. Dann ein seiner Karriere hat er von 35 Kämpohrenbetäubendes Tosen: 150 000 fen 33 gewonnen und nur zwei verMenschen in blutiger Ekstase. Ich loren. Weitaus beeindruckender in sitze inmitten dieses Spektakels, meinen Augen: Er hat nicht einen fühle eine eisige Kälte meinen Geist einzigen Gegner getötet. durchdringen. Tiro heißt mit vollem Namen Wie ein nicht zu unterschätzenMarcus Tullius Marcus Libertus der Anteil der römischen BevölkeTiro. Denn er und seine Geschwister rung habe auch waren als kleine ich eine tiefe AbKinder Sklaven Der Tod eines gut neigung gegen des römischen ausgebildeten das unmenschliPolitikers Marcus Kämpfers ist für seinen Tullius Cicero, der che, blutige Gemetzel der GlaGladiatorenmeister ein sie kurz vor seidiatorenkämpfe. nem Tod freiließ. finanzieller Verlust Dennoch bildete Gladiator wurde ich mir ein, mit Tiro, um das nötijournalistischer Neutralität über ge Geld für seine Familie – GeStargladiator Libertus Tiro berichschwister, Ehefrau und drei Kinder – ten zu können, als ich vor einigen zu verdienen. Im Dienst des großen Wochen den Auftrag dazu bekam. Gladiatorenmeisters Marius wurde Um Tiro kennenzulernen, habe ich er zu einem Star. Seine Verpflichihn beim Training beobachtet. tung endet nach dem nächsten MuIn Fachkreisen gilt Tiro als größter nus – so heißen die Spiele in Rom. Er Retiarius unserer Zeit. Der Retiarius könnte Land in seiner Heimat Galist eine Gladiatorengattung mit aulien erwerben und mit der Familie ßergewöhnlicher Bewaffnung: dort wohnen. Wurfnetz und Dreizack. Nicht mit Gladiatoren sterben viel seltener, Helm oder Schild ausgestattet, dieals manche denken. Sie sind das Kanen ihm Schulterschirm und Armpital ihrer Meister. Der Tod eines gut schiene am Netzarm als einziger ausgebildeten Kämpfers ist ein verSchutz. Gegner des Retiarius ist heerender finanzieller Verlust. Da meist der Secutor. Dieser ist besser häufig zwei Gladiatoren des selben gepanzert und mit einem großen Meisters gegeneinander antreten, Rechteckschild sowie einem Kurzverhindern sie viele Todesfälle. Zuschwert ausgestattet. Zudem trägt dem kann ein besiegter Gladiator VON RAFFAEL SCHMIDT um Gnade bitten und das Publikum über sein Leben entscheiden lassen. Ging der Niederlage ein tapferer Kampf voraus, zeigt es meist Milde. Tiros Athletik im Training war beeindruckend. Blitzschnell konnte er Attacken ausweichen und im selben Moment mit seinem Netz angreifen. Zum Training gehörten neben Kampfsimulationen, Läufen und Kraftübungen wie Ringen oder Felsenheben auch eine spezielle Ernährung: Die Mahlzeiten bestanden größtenteils aus Bohnen und Getreide. Nach dem Training nahm er einen Aschetrank als Tonikum ein. Nach einigen Wochen ist es nun endlich soweit: Tiros letzter Munus beginnt. Ich sitze in den oberen Reihen des Circus Maximus. Die besten Plätze am Fuß der Arena gehörten den Rittern und Senatoren. Die Veranstaltung beginnt mit dem Einzug der Organisatoren, Kampfrichter, Musiker und Gladiatoren. Sie grüßen unseren auf einem erhöhten Platz sitzenden Princeps Augustus, der die Spiele für eröffnet erklärt. Zuerst müssen sich Kriegsgefangene aus Germania Magna, Rebellen aus Gallien und Schwerverbrecher aus allen Teilen des Römischen Reiches Bären und Löwen stellen. Die Organisatoren haben die Tiere mit Lanzenstichen zuvor schier rasend gemacht. Das Ergebnis ist ein elendiges Massaker: Die spärlich bewaffneten Gefangenen sind dem Blutrausch der Tiere chancenlos ausgeliefert. Der Sand der Arena verwandelt sich an einigen Stellen in eine klumpige Ob Regen oder Sonnenschein: Gekämpft wird bei jedem Wetter. Dieser Gladiator nutzt die Schnelligkeit und Stärke eines Pferdes zu seinem Vorteil. FOTOS: APX/AXEL THÜNKER DGPH Farbenfrohe Federn schmücken die Helme dieser Gladiatoren. Nur der Kämpfer mit der roten Feder überlebt den Kampf. FOTO: PAWEL KURZAWSKI Tiro tritt zwei Schritte zur Seite, Masse aus abgebissenen Gliedmadreht sich mit beinahe aufreizender ßen, Tier- sowie Menschenblut und Lässigkeit einmal um die eigene Innereien. Achse und rammt seinen Dreizack Doch nicht das Gemetzel, nicht im spitzen Winkel in den Boden. die verzweifelten Todesschreie der Dem schwer gepanzerten Secutor Gladiatoren lassen mir das Blut in bleibt keine Zeit mehr, auszuweiden Adern gefrieren. Nein, ist es die chen. Er stolpert aus vollem Lauf Reaktion der Zuschauer: Frauen wie über den Schaft des Dreizacks und Männer, einfache Bürger wie Ritter, schlägt scheppernd auf den Boden alle sind einem widerwärtigen Blutauf. rausch verfallen. Sie schreien, kreiDer Circus grölt. Tiro schwingt schen, jubeln bei jedem besonders sein Netz und will es gerade werfen, qualvollen Tod. Wer sind hier die als der am Boden liegende Nubier Bestien? Die Löwen unten in der sich ohne Schild Arena – oder wir? umdreht und mit Schließlich der Frauen wie Männer, seiner freien Höhepunkt: Tiro einfache Bürger wie Hand einen Hauund der gegneriRitter, alle sind einem fen Sand auf Tiro sche Secutor bewirft. Er trifft ihn treten die Arena. widerwärtigen mitten im GeDer Circus MaxiBlutrausch verfallen sicht. mus bebt. Tiros Tiro schreit verGegner, ein junger zweifelt auf, fasst sich in die Augen, Nubier, scheint von der Atmosphäre um die Sandkörner wegzuwischen. in der Arena angestachelt zu werEr stolpert rückwärts. Der Secutor den. Er beginnt mit einigen schnelspringt auf, eilt auf Tiro zu. Die Tolen Attacken. Tiro könnte den desangst hat offenbar auch den SeKampf aufgrund des hohen Risikos, cutor in einen Blutrausch versetzt. das der Secutor eingeht, vermutlich Ein dumpfes Zischen. Das Kurzschnell beenden. schwert des Secutors schlägt in TiDoch Tiro will dem Publikum ros Brustkorb ein und bohrt sich tief eine gute Show bieten. Er tänzelt um durch den rechten Lungenflügel. seinen Gegner herum, täuscht imTiros Schrei wird zu einem Gurmer wieder an, sein Netz werfen zu geln, Blut schießt ihm aus Brust und wollen. Der unerfahrene Nubier Mund. In seinen Augen sehe ich scheint zu verzweifeln. Vielleicht Verzweiflung. Er wird an seine Faüberkommt ihn aber auch die Tomilie, an seine Kinder, an deren undesangst. Seine Attacken werden gewisse Zukunft ohne ihn denken. noch heftiger. Mit erhobenem Dann fällt er. Das Gurgeln endet. Schild rennt er, ermutigt von den Ein Moment beißender Stille. Mir ist Rängen, auf Tiro zu und stößt eiskalt. Kriegsschreie aus. VIII LEBEN & ARBEIT RÖMISCHE POST SATURNALIEN, DCCLIII AB URBE CONDITA Die Text-Gladiatoren im Amphitheater des LVR Archäologischen Parks in Xanten (von links): Benjamin Bruns, Benedikt Linke, Colmar Brademann, Martin Cobbers, Julia Pabst, Andreas Schley, Martin Wulff, Bruno Bleckmann, Jona Winstroth, Angelika Melcher, Anton Goetz, Christian Druen, Raffael Schmidt, Niklas Kunz und Mandy Krüger. Weitere Autoren sind Lukas Vaessen und Saskia-Eileen Berghäuser. RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Macher der Römischen Post: Ein halbes Jahr Planung und Arbeit A m Anfang stand ein Kurzschluss. Das Fest Christi Geburt wurde in dem Kindergarten besprochen, den die zwei ältesten Söhne von Tobias Dupke, bei der Rheinischen Post zuständig für Sonderprodukte, besuchen. Und zwar so ausgiebig, dass auch Papa nicht daran vorbeikam. Damit die Idee zünden konnte, musste allerdings noch ein weiterer Aspekt hinzukommen: das Fernsehen. Viele Serien dienen lediglich der Unterhaltung – aber einige vermitteln unterschwellig so viel komplexes Hintergrundwissen, dass sie Schulen Konkurrenz machen. Eine solche Sendung ist das US-amerikanische Politdrama „House of Cards“. „Ich habe dabei überraschend viel über amerikanische Politik gelernt“, sagt Dupke. Als sich Serie und Weihnachten in Dupkes Kopf treffen, macht es „Klick“: Ein Weihnachts-Special über die Welt zur Zeit Christi Geburt, mit „House of Cards“-Effekt – das wäre doch spannend! Die Herausforderungen Kaiser Augustus – tot. König Herodes – tot. Römische Legionäre, barbarische Cherusker, jüdische Tempelpriester – alle tot. Wie können wir lebendig über sie berichten? Wer kennt sich mit dieser Zeit so gut aus, dass er zuverlässiger Chronist sein kann? Denn die Fakten sollen stimmen; die Römische Post soll authentisch sein. Und, kniffligstes Problem von allen: Wie fotografiert man anno 2016 antike Römer in Aktion? Die Lösungen Bruno Bleckmann, Professor für Alte Geschichte an der Universität Düsseldorf, ist der erste Glücksfall. Er ist bereit, das Thema „Die römische Welt zur Zeit Christi Geburt“ in einem Projektseminar zu behandeln. Statt Klausuren werden seine Studenten Zeitungsartikel schreiben. Bleckmann wird die Texte begutachten. Und die Illustrationen? Grafiken haben wir täglich zu aktuellen Themen in der Rheinischen Post. Da können die Kollegen Anna Zörner und Martin Ferl auch locker mal was Antikes an ihren Mac-Rechnern zaubern. Und Zeichner Hossein Asivand kann auch Illustrationen beisteuern. Aber Fotos? Mooooment! Antike haben wir doch ganz viel am Niederrhein – in Xanten. Stefan Weigel, stellvertretender Chefredakteur, kehrt begeistert von einer Expedition in den LVR-Archäologischen Park zurück: „Tolle Kulisse, Unterhaltend und lehrreich zugleich – das ist das Ziel unserer Weihnachtsausgabe. 16 Studenten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben mehrere Monate für die „Römische Post“ recherchiert und an den Artikeln geschrieben. Professor Bruno Bleckmann, RP-Chefredakteur Michael Bröcker und RP-Projektmanager Tobias Dupke (v.l.) erklären die Aufgabe beim ersten Seminartreffen. Rund 20 Studenten sammeln im Projektseminar „Die römische Welt zur Zeit Christi Geburt“ wichtige Punkte für ihren Abschluss. VIDEO Studenten erklären die Entstehung der Ausgabe Recherchegrundlage: Die Studenten wälzen Bücher und Dokumente. „Das war eine Herausforderung, es hat aber auch Spaß gemacht“, sagt Angelika Melcher über dieses ungewöhnliche Zeitungsprojekt. Die Studentin gehört zum AutorenTeam der „Römischen Post“. Wie sie und ihre Kommilitonen die Reporterreise in die Römerzeit erlebt haben, erklären sie in einem Video auf RP Online. Videojournalist Thomas Binn hat es beim Besuch der Teilnehmer des Projektseminars „Die römische Welt zur Zeit Christi Geburt “ im Archäologischen Park in Xanten (APX) Anfang Dezember gedreht. Der kurze Film ist im Internet unter der Adresse www.rp-online.de/ zeitreise zu sehen. Zwei Monate später ist es vollbracht: Die Seitenabnahme im Newsroom der Rheinischen Post. FOTOS: ANDREAS BRETZ jede Menge Motive!“ Weigel bringt außerdem einen üppigen Bildband mit Fotos. Sie zeigen Menschen, die in originalgetreuen Kostümen in der Park-Kulisse Allstagsszenen aus römischer Zeit nachstellen. Schließlich entdeckt Claudia Sander, Creative Director der „Römischen Post“, noch Bilder der polnischen Profifotografen Cezary Wyszynski und Pawel Kurzawski, die eine historische Römerlegion gegründet und dabei ausgiebig fotografiert haben, die Legio XXI Rapax. Perfekt! Die Umsetzung Beim ersten Seminartreffen im Oktober begrüßt RP-Chefredakteur Michael Bröcker die Studenten und sorgt für zusätzlichen Motivationsschub. ArtikelThemen werden verteilt, die Recherche in Bibliothek und Internet kann beginnen. Allerdings: Wissenschaftliche Referate verfassen, das hat ein Geschichts-Student drauf. Wie aber schreibt man so etwas in einem Zeitungsartikel auf? RP-Redakteur Holger Hintzen stiehlt Bruno Bleckmann zwei Seminarstunden, gibt Tipps zur Umsetzung der Themen und zur Belebung der ersten Entwürfe. Während Claudia Sander und Fotoredakteur Andreas Krebs über Gestaltungskonzept und Bildauswahl nachdenken, sitzt den Studenten der 9. Dezember im Nacken: unbedingt einzuhaltender Abgabeschluss für die Artikel. Das Foto, der Video-Dreh Ein eisiger Wind hat die westgermanische Ebene nahezu menschenleer gefegt. Nur eine kleine Kohorte tapferer Studenten trotzt am ersten Dezembermorgen dem barbarisch kalten Winter. Im Archäologischen Park Xanten wollen RP-Fotograf Andreas Bretz und Video-Journalist Thomas Binn die Autoren vor der imposant rekonstruierten römischen Arena ins Bild setzen. Die Gesichter der Studenten sind von Kälte und Wind gerötet. Aber das Gruppenbild muss sein – und eine antikere Kulisse gibt’s weit und breit nicht. Das Textwunder Viele Texte sind schon vor Abgabeschluss da! Entzückt ist Holger Hintzen auch über die Qualität, denn die ist für erste Versuche in journalistischer Schreibe beachtlich. Ein paar Ecken und Kanten abfeilen, dann passt das. Die Blattabnahme 20. Dezember, 18 Uhr – ein halbes Jahr Arbeit hat sich gelohnt: Im RP-Newsroom nimmt Michael Bröcker mit den Autoren die Seiten des WeihnachtsSpecial ab. Urteil: Drucken!
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