Kubota M 9960

Foto: Höner
Fotos: Einhoff
In der Kubota-Kabine geht es etwas enger zu als bei den anderen Kandidaten.
TESTPROTOKOLL
Kubota M 9960
Der Kubota besticht durch seinen günstigen Preis – er liegt in Testausstattung rund 13 000 €
unter dem Budget. Obwohl deutlich kompakter als andere, schaffte er alle Testarbeiten.
Kabine
Testnote: 3,5
In der Kabine wirkt der beige Kunststoff vielleicht etwas altbacken, aber er
ist auch solide und unempfindlich. Vor
allem in der Sonne fiel uns der strenge
„chemische“ Geruch auf (PAK-Schnelltest war aber negativ). Die Sechs-Pfosten-Kabine hat nach hinten verlegte
B-Säulen. Sie ist mit 139 x 128 cm (L x B)
die kleinste und schmalste im Test. Die
Plattform ist niedrig (106 cm).
Die Lenksäule, deren Länge sich nicht
verstellen lässt, klappt per Pedal weg.
Ein Beifahrersitz fehlt in der Preisliste,
es gibt aber Händlerlösungen. Von links
kommt der Fahrer bequem an seinen
Arbeitsplatz (abgesehen davon, dass er
sich zwischen Handlauf und ­
Begrenzungsleuchte die Finger klemmen
kann). Rechts blockiert der lange Frontladerhebel den Weg nahezu komplett.
Die Seitenkonsole wirkt unruhig, die
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Bedienelemente sind etwas verteilt angeordnet. Andererseits: Es gibt keine
Extras und alles lässt sich einfach bedienen. Per Knopfdruck wechselt das Armaturendisplay zwischen Zapfwellenumdrehungen, Tankfüllstand und Betriebsstunden.
Die Rundumsicht ist okay, etwas stört
das Auspuffrohr links im Blickfeld (optional gibt es gegen Aufpreis auch einen
nach unten geführten Auspuff). Die
Frontscheibe ist relativ weit hochgezogen, eine (Glas-)Dachluke ist leider
nicht lieferbar. Die Frontscheibe lässt
sich nicht öffnen, die Seitenscheiben in
einer Position. Die geöffnete Tür ragt
rund 50 cm nach außen, das ist okay.
Die Spiegel lassen sich zwar teleskopieren, sind aber klein. Die serienmäßige Klimaanlage funktioniert wie beim
Pkw (Umstellen des Luftstroms per
Drehschalter) und arbeitet gut.
Motor
Testnote: 3,5
Mit 78 kW/106 PS eingetragener Leistung passt der Kubota-Motor noch ins
Testfeld. An der Bremse liefert das
Triebwerk 66 kW/90 PS Max.-Leistung
ab, allerdings bei vergleichsweise hohen
2 400 U/min! Der Motor zeigt sich dabei
durstig: Mit 293 g/kWh verbraucht er
knapp 8 % mehr als der Schnitt. Sein
Verbrauchsoptimum von 279 
g/kWh
hat er bei reichlichen 1 930 U/min. Je
weiter die Drehzahl sinkt, desto
schlechter wird die Effizienz.
Das zeigt sich beim Verbrauch über
die fünf Punkte, der auch Messungen
bei reduzierter Drehzahl enthält: Hier
genehmigt sich der orange Schlepper Ø
346 g/kWh, das sind knapp 19 % mehr
als der Schnitt (291 g/kWh) und 28 %
(270 g/kWh) mehr als der Beste. Kubotafahrer vergessen also besser alles über
niedrige Drehzahlen und halten ihr
Getriebe
Testnote: 3,5
Kubota-Wendegetriebe mit drei
Gruppen, sechs Gängen und zwei
LS-Stufen (36/36). Die Lastschaltung
wechselt per Druckknopf am Schalthebel. Die LS-Stufen schalten ordentlich.
Die Gänge liegen dicht beieinander,
lassen sich aber gut schalten. Die Gruppen wechseln etwas straff. Weil die
erste (Kriech-)Gruppe sehr langsam ist,
liegt der Bereich zwischen 4 und
12 km/h in den beiden höheren Gruppen. Wir haben dort acht Gänge in diesem Bereich gezählt, wobei zwei weitere
sehr dicht dran lagen. Die Überlappung
zwischen den Gruppen ist etwas knapp.
Als einziger im Test ist der Kubota
mit einer direkten hydraulischen Wendeschaltung unterwegs. Der Hebel ist
„mechanischer“ als bei den anderen und
hat eine klare Neutral-Position. Bei unseren Arbeiten funktionierte die Wendeschaltung gut.
Auf der Straße erreichte der M 9960
nur 39,1 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Laut Kubota begrenzt der Schlepper
beim höchsten Gang automatisch die
Drehzahl (EcoSpeed). Aber 2 100 U/min
sind immer noch stattlich.
Hydraulik
Testnote: 3,5
Die Zahnradpumpe hat 65 
l
Nennleistung, am Anschluss kommen 69 l an, das ist okay (Ø 76 l).
Die entnehmbare Ölmenge liegt
mit 20 l rund 5 l unter dem Gruppenschnitt. Der Kubota hat drei
mechanische Steuergeräte (dw,
zwei serienmäßig), die Hebel liegen in guter Position vorne auf der
Konsole. Anschlüsse (alle links, im
günstigen Winkel) und Kennzeichnung sind gut. Bei nur einem
Ventil lässt sich der Durchfluss
per Drehknopf einstellen.
Der Kubota ist der einzige Kandidat, den es nur mit mechanischer Hubwerksregelung (MHR)
gibt. Wie üblich steuert man das
mechanische Hubwerk mit zwei
Hebeln: Einer zum Liften, der andere mischt Zugkraftregelung und
Lage. Beim Testschlepper war das
einigermaßen okay. Doch zum
Ackern ist das nicht mehr zeitge-
laubt. Damit hätte der Kubota zusätzlich punkten können.
Stärken und
Schwächen
im Test
++Wendig und kompakt
++3,3 t Nutzlast
++Präzise Lenkung und Bremsen
--Durstiger Motor
--Nur mit MHR lieferbar
--Nur zwei Zapfwellen-­
Drehzahlen
--Hohe Lautstärke in der Kabine
mäß, vor allem mit der Oberlenkerregelung. Fast unbrauchbar fanden wir die
Außenbedienung, die aus Sicherheitsgründen nur stückchenweise arbeitet
und seitlich (!) am rechten Kotflügel
sitzt. Die Senkgeschwindigkeit des
Krafthebers lässt sich per Drehknopf
hinter dem Sitz einstellen.
Unser Vierschar wirkte sehr wuchtig
an dem kompakten Schlepper und die
Hubkraft nimmt nach oben hin leider
ab. Trotzdem kam der Traktor mit dem
Lemken-Pflug klar. Doch die Oberlenkerposition ist eher ungünstig für den
Pflug. Entweder steht der Lenker zu
steil oder der Pflug hebt nicht weit genug aus. Die 4,4 t durchschnittliche
Hubkraft liegen 300 kg niedriger als der
Schnitt. Auch der Hubweg erreicht mit
59 cm den geringsten Wert.
Das Budget hätte übrigens spielend
noch die optionale Fronthydraulik er-
Kubota M 9960
Messwert
90
85
Spez. Verbrauch über 346
5 Punkte (g/kWh)
Ø Hubkraft (t) 4,4
Ø
346
Ø
4,4
Max. Ölfördermenge
an 1 Anschluss (l/min)
60
Nutzlast in
Testausstattung (t)
2,6
Wendekreis (m) 10,8
69
Ø
Ø
91
267
5,2
97
3,3
Ø
Ø
Testnote: 4,0
Antriebsstrang
Testnote: 4,0
Fahrkomfort
Testnote: 3,0
Die Zapfwellenausstattung ist mit
maximal zwei Drehzahlen spärlich. Der
Testschlepper hatte 540 und 540 E, optional kann man anstatt der Eco- auch
eine 1 000er-Zapfwelle ordern. Den
Drehzahlwechsel übernimmt ein kleiner, leichtgängiger Hebel außen neben
dem Stummel. Der gute Schalter liegt
etwas weit hinten auf der Kabinenkonsole. Der Schlepper hat Außenbedienungen auf beiden Kotflügeln. Eine Automatik ist nicht lieferbar.
++Mit Abstand günstigster­ ­Traktor
Maximale Leistung
Zapfwelle1) (PS)
Zapfwelle
8,8
3,3
8,8
1) mit Boost, falls vorhanden
Wendig mit hoher Nutzlast, das sind die KubotaStärken bei unseren Messungen.
Die Bereifung war leider nicht maximal, hier hätte Kubota in den Budgetgrenzen noch aufrüsten können.
Den Allradantrieb schaltet man elektrisch zu. Zum Sperren des Differenzials muss der Fahrer durchgehend mit
der rechten Hacke auf einen Metallbügel treten – das ist sehr altmodisch!
Weil die Sperre letztlich aber elektrohydraulisch schaltet, kann der Händler
das auch auf einen Schalter legen.
Solo ist der Kubota einigermaßen
komfortabel unterwegs. Bremsen und
Lenkung arbeiten präzise, der Blinker
(rechts am Lenkrad) hat einen Rücksteller. Sobald der Schlepper aber beladen ist oder höhere Stützlasten tragen
muss, macht sich der kurze Radstand
sehr unangenehm bemerkbar: Im oberen Geschwindigkeitsbereich springt er
so stark, dass unsere Fahrer vom Gas
gingen. Ein Transportspezialist ist der
Traktor nicht unbedingt. Und in
der Kabine geht es laut zu: Bei der
Max.-Leistung an der Zapfwellenbremse zeigte das Messgerät
knapp 77 dB(A), bei Höchstgeschwindigkeit sogar 82 
dB(A).
Beide Werte liegen deutlich über
dem Durchschnitt.
Mit 2,25 m hat der Traktor den
kürzesten Radstand. Zusammen
mit der Kubota-Frontachse erreicht er einen sehr engen Wendekreis von nur 8,80 
m. Das
Lenkrad braucht 4 2/3 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag.
Mit 3,5 t ist der M9960 über
eine Tonne leichter als der
Testschnitt und sogar 1,6 t leichter als der Schwerste.
Die zulässigen Achslasten und
das zulässige Gesamtgewicht von
6,8 t erlauben eine Zuladung von
knapp 3,3 t – das ist der höchste
Wert im Test.
-ghGrafik: Driemer
Triebwerk auf Touren. Abgesehen vom
Verbrauch an der Zapfwellenbremse:
Bei allen Ackereinsätzen und auf der
Straße zeigte sich der Kubota richtig
bissig und hielt gut mit.
Fuß- und Handgas sind okay. Zwar
gibt’s eine Taste, die bei Zapfwellenarbeiten die Motordrehzahl konstant halten soll. Im Test zeigte sich aber kaum
ein Unterschied.
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