Der Tannenbaum - Harzklub Zweigverein Hannover e. V.

Der Tannenbaum
Jedes Jahr an Weihnachten gibt es das Problem Tannenbaum. Ich habe da so
meine persönliche Vorstellung von einem Tannenbaum und ich denke, die hat
jeder so. Der erste Tannenbaum war eine Fichte, die, nachdem sie mit Lichtern
und Kugeln behängt war, alle Äste hängen lies. Alle, und zwar ausnahmslos und bis
auf den Boden. Schnell hat mein Mann begriffen, so etwas braucht er nicht mehr
anzuschleppen. In den folgen Jahren hatte wir Tannenbäume in den
verrücktesten Ausführungen. Der Eine hatte unten viele Äste, oben dafür zu
wenig. Ein Anderer hatte ein Loch, welches wir einfach mit riesigen
Tannenzapfen kaschiert haben. Einer war so schief, dass wir Seile im
Wohnzimmer spannen mussten, um ihn wenigstens einigermaßen gerade zu
bekommen. Einmal hatten wir einen, der war voller Spinnen und wir mussten
jeden Morgen das Wohnzimmer von Spinnenweben zu befreien.
Jedes Jahr wurden die Bäume größer. Anfangs standen sie noch auf einem
kleinen Tischchen, inzwischen gehen sie vom Boden bis zur Decke. Wir hatten
auch schon mal Einen, den wir unten einen guten Meter kürzen mussten, damit
wir ihn überhaupt in die gute Stube bekamen. Auf die Spitze haben wir
allerdings verzichten müssen …. wird auch vollkommen überbewertet so eine
Spitze.
Und dann das Schmücken. Sie mögen mit den Augen rollen, aber man kann doch
den Baum nicht jedes Jahr in derselben Farbe schmücken. So hat sich im Laufe
der Jahre auch ein stattliches Konvolut an farbigen Kugeln und Schmuck
angesammelt. Auch Lichterketten haben sich vermehrt. Ich schwöre, selbst
gekauft habe ich nur zwei. Wie wir in den Jahren an die andern Ketten
gekommen sind, kann ich nicht mehr rekonstruieren, aber ….. aufgrund der Größe
der Bäume brauchen wir inzwischen auch mehr als zwei Lichterketten am Baum.
Wenn also der Baum erbeutet, nach Hause gebracht, auf die richtige Größe
zurecht geschnitten und im Wohnzimmer aufgestellt wurde, tagt der
Familienrat, in welcher Farbe der Baum dieses Jahr geschmückt wird. Der Baum
bekam über Nacht Zeit, sich auszuhängen und am nächsten Tag ging es los.
Inzwischen ist das bei uns Männersache geworden. Ich werfe nur noch ab und an
einen kritischen Blick auf den Baum, um, je nachdem, in welcher Schmuckphase
sich der Baum befindet, kurze konstruktive Verbesserungsvorschläge
abzugeben. Leider kommt das nicht immer gut an …. verstehe ich gar nicht. Ich
werde dann immer regelmäßig ausgeschimpft, aber ich finde, mit nörgeln und
meckern hat das doch wirklich nichts zu tun. Oder?
Egal, ….. das eine Jahr habe ich mich komplett rausgehalten. Es fiel mir natürlich
nicht leicht, aber …… ich wollte auch mal schauen, was so dabei rauskommt. Ich
habe mich mit Kochen und Backen abgelenkt, was, wie jedes Jahr, sowieso von
mir allein gemacht wird. Als es soweit war und der Vater und die Söhne den Baum
fertig geschmückt hatten, wurde ich zum Anschauen ins Wohnzimmer beordert.
Was ich da zusehen bekam war gar nicht so schlecht.
Da man sich wohl uneins wegen der Farbe der Kugeln war, hatte man kurzerhand
einfach von jeder Farbe ein paar Kugeln genommen. Oben war der Baum
überwiegend Rot und Gold. Da kam der Vater ran. In der Mitte Blau und Silber,
wo anscheinend der älteste Sohn geschmückt hatte und unten, wo der Jüngste
dran kam, hing alles was er in den Kisten an Kugeln gefunden hat Blau, Gold,
Silber, Altrosa, Rot und Figürchen. Ich blickte auf den Baum. Es hätte schlimmer
kommen können, dachte ich.
Die Silberketten, die anstelle des Lamettas alljährlich den Baum schmückten,
war pedantisch mit Zollstock ausgemessen um den Baum geschwungen worden.
Handwerker eben.
"Du musst ihn mal beleuchtet sehen", kam es und schwupp rutschte der Jüngste
unter den Baum, um den Stecker anzustellen und wusch ………….. Boah ….. ich hielt
mir vor Schreck die Augen zu. Mann, an dieser Stelle mit "nn" und auch im Plural,
hatte sich entschlossen, alle Lichterketten am Baum anzubringen, die im Haus
waren und so strahlten mich 180 Kerzen an und fluteten das Wohnzimmer. Es
hatte für einen Moment Ähnlichkeiten mit dem Film "Schöne Bescherung" mit
Chevy Chase und ich hoffte, dass nicht vielleicht auch bei uns ein Pilot unser
Haus mit einem Flughafenpositionslicht verwechseln würde. Auf jedem Fall war
klar, wir brauchten weder Kerzen noch Wohnzimmerbeleuchtung, wenn der Baum
erstrahlt.
Ich lächelte bei dem Gedanken, wenn mein Mann die Stromrechnung im
kommenden Jahr sieht und ich ihm dann noch einmal an den Weihnachtsbaum
erinnern darf. Dieser bleibt bei uns ja traditionell gern mal bis Februar stehen.
Und wenn der Baum, wie jedes Jahr, an eine Zeitschaltuhr angeschlossen wird
…… das wird teuer. Ich lächelte weiter, sagte "Das habt ihr wirklich schön
gemacht" und gab jedem einen dicken Kuss.
So einen hell erleuchteten Tannenbaum hatten wir danach nie wieder.
Übrigens, legt man jetzt auch wieder Wert auf meine Meinung, aber viel brauch
ich nicht mehr zu sagen, denn inzwischen wissen meine Männer genau, worauf
man achten sollte. Nur die Auswahl des Baumes ist immer noch ein Problem.
Irgendwie ist es immer noch so, dass es ein sehr großer Baum sein muss, denn,
aus welchen Gründen auch immer, andere werden stehen gelassen. Aber das ist
ein anderes Thema.
Ich wünsche Allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest