Der Tannenbaum Jedes Jahr an Weihnachten gibt es das Problem Tannenbaum. Ich habe da so meine persönliche Vorstellung von einem Tannenbaum und ich denke, die hat jeder so. Der erste Tannenbaum war eine Fichte, die, nachdem sie mit Lichtern und Kugeln behängt war, alle Äste hängen lies. Alle, und zwar ausnahmslos und bis auf den Boden. Schnell hat mein Mann begriffen, so etwas braucht er nicht mehr anzuschleppen. In den folgen Jahren hatte wir Tannenbäume in den verrücktesten Ausführungen. Der Eine hatte unten viele Äste, oben dafür zu wenig. Ein Anderer hatte ein Loch, welches wir einfach mit riesigen Tannenzapfen kaschiert haben. Einer war so schief, dass wir Seile im Wohnzimmer spannen mussten, um ihn wenigstens einigermaßen gerade zu bekommen. Einmal hatten wir einen, der war voller Spinnen und wir mussten jeden Morgen das Wohnzimmer von Spinnenweben zu befreien. Jedes Jahr wurden die Bäume größer. Anfangs standen sie noch auf einem kleinen Tischchen, inzwischen gehen sie vom Boden bis zur Decke. Wir hatten auch schon mal Einen, den wir unten einen guten Meter kürzen mussten, damit wir ihn überhaupt in die gute Stube bekamen. Auf die Spitze haben wir allerdings verzichten müssen …. wird auch vollkommen überbewertet so eine Spitze. Und dann das Schmücken. Sie mögen mit den Augen rollen, aber man kann doch den Baum nicht jedes Jahr in derselben Farbe schmücken. So hat sich im Laufe der Jahre auch ein stattliches Konvolut an farbigen Kugeln und Schmuck angesammelt. Auch Lichterketten haben sich vermehrt. Ich schwöre, selbst gekauft habe ich nur zwei. Wie wir in den Jahren an die andern Ketten gekommen sind, kann ich nicht mehr rekonstruieren, aber ….. aufgrund der Größe der Bäume brauchen wir inzwischen auch mehr als zwei Lichterketten am Baum. Wenn also der Baum erbeutet, nach Hause gebracht, auf die richtige Größe zurecht geschnitten und im Wohnzimmer aufgestellt wurde, tagt der Familienrat, in welcher Farbe der Baum dieses Jahr geschmückt wird. Der Baum bekam über Nacht Zeit, sich auszuhängen und am nächsten Tag ging es los. Inzwischen ist das bei uns Männersache geworden. Ich werfe nur noch ab und an einen kritischen Blick auf den Baum, um, je nachdem, in welcher Schmuckphase sich der Baum befindet, kurze konstruktive Verbesserungsvorschläge abzugeben. Leider kommt das nicht immer gut an …. verstehe ich gar nicht. Ich werde dann immer regelmäßig ausgeschimpft, aber ich finde, mit nörgeln und meckern hat das doch wirklich nichts zu tun. Oder? Egal, ….. das eine Jahr habe ich mich komplett rausgehalten. Es fiel mir natürlich nicht leicht, aber …… ich wollte auch mal schauen, was so dabei rauskommt. Ich habe mich mit Kochen und Backen abgelenkt, was, wie jedes Jahr, sowieso von mir allein gemacht wird. Als es soweit war und der Vater und die Söhne den Baum fertig geschmückt hatten, wurde ich zum Anschauen ins Wohnzimmer beordert. Was ich da zusehen bekam war gar nicht so schlecht. Da man sich wohl uneins wegen der Farbe der Kugeln war, hatte man kurzerhand einfach von jeder Farbe ein paar Kugeln genommen. Oben war der Baum überwiegend Rot und Gold. Da kam der Vater ran. In der Mitte Blau und Silber, wo anscheinend der älteste Sohn geschmückt hatte und unten, wo der Jüngste dran kam, hing alles was er in den Kisten an Kugeln gefunden hat Blau, Gold, Silber, Altrosa, Rot und Figürchen. Ich blickte auf den Baum. Es hätte schlimmer kommen können, dachte ich. Die Silberketten, die anstelle des Lamettas alljährlich den Baum schmückten, war pedantisch mit Zollstock ausgemessen um den Baum geschwungen worden. Handwerker eben. "Du musst ihn mal beleuchtet sehen", kam es und schwupp rutschte der Jüngste unter den Baum, um den Stecker anzustellen und wusch ………….. Boah ….. ich hielt mir vor Schreck die Augen zu. Mann, an dieser Stelle mit "nn" und auch im Plural, hatte sich entschlossen, alle Lichterketten am Baum anzubringen, die im Haus waren und so strahlten mich 180 Kerzen an und fluteten das Wohnzimmer. Es hatte für einen Moment Ähnlichkeiten mit dem Film "Schöne Bescherung" mit Chevy Chase und ich hoffte, dass nicht vielleicht auch bei uns ein Pilot unser Haus mit einem Flughafenpositionslicht verwechseln würde. Auf jedem Fall war klar, wir brauchten weder Kerzen noch Wohnzimmerbeleuchtung, wenn der Baum erstrahlt. Ich lächelte bei dem Gedanken, wenn mein Mann die Stromrechnung im kommenden Jahr sieht und ich ihm dann noch einmal an den Weihnachtsbaum erinnern darf. Dieser bleibt bei uns ja traditionell gern mal bis Februar stehen. Und wenn der Baum, wie jedes Jahr, an eine Zeitschaltuhr angeschlossen wird …… das wird teuer. Ich lächelte weiter, sagte "Das habt ihr wirklich schön gemacht" und gab jedem einen dicken Kuss. So einen hell erleuchteten Tannenbaum hatten wir danach nie wieder. Übrigens, legt man jetzt auch wieder Wert auf meine Meinung, aber viel brauch ich nicht mehr zu sagen, denn inzwischen wissen meine Männer genau, worauf man achten sollte. Nur die Auswahl des Baumes ist immer noch ein Problem. Irgendwie ist es immer noch so, dass es ein sehr großer Baum sein muss, denn, aus welchen Gründen auch immer, andere werden stehen gelassen. Aber das ist ein anderes Thema. Ich wünsche Allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest
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