Ausland Terror 48 Stunden, die das Land verändern – Botschaftermord in Ankara stärkt Putin / Hunderttausende junge Migranten in den USA fürchten die Deportation 84 Irak Der Angriff auf den IS in Mossul stockt – Reportage aus einer Erste-Hilfe-Station 86 Nahost Wie der britische Abenteurer Thomas Edward Lawrence vor 100 Jahren den Nahen Osten umgestaltete 90 Justiz SPIEGEL-Gespräch mit Fatou Bensouda, der Chefanklägerin des Weltstrafgerichts, über die Schwierigkeit, Kriegsverbrechen zu ahnden 98 Essay Der Autor Beppe Severgnini erklärt, warum Italiener Krisen gelassen meistern 102 16 23 27 30 Deutschland Leitartikel Der Preis der Freiheit Meinung Kolumne: Der schwarze Kanal / 12 So gesehen: Orientalische Hausmannskost Gabriel bremst Rüstungsexport an NatoPartner / Pflegebedürftige mit Psychopharmaka ruhiggestellt / Bundesbank lässt Nazivergangenheit untersuchen Außenpolitik Was Kanzlerin Angela Merkel vom künftigen US-PräsidentenDonald Trump hält Verteidigung Nato-General Ben Hodges warnt vor dem Expansionsstreben Moskaus EU Ein Deutscher hat es zum bestgehassten Beamten Brüssels gebracht Internet Wie Innenminister Thomas de Maizière gegen Falschnachrichten bei Facebook und Co. vorgehen will Justiz Warum ein pauschales Verbot sogenannter Kinderehen falsch wäre Familie Mütter propagieren eine Extremform der natürlichen Geburt – ohne Arzt oder Hebamme Finanzen Wird Deutschlands erfolgreichstes Steuerfahnderteam zerschlagen? Essay Zu viel Aufregung, zu wenig Aufklärung 14 Sport 40 Konkurrenz für König Fußball / Magische Momente: der ehemalige Skispringer Sven Hannawald über die Gefühle bei seinem größten Triumph 105 Doping Der Jurist Travis Tygart im SPIEGEL-Gespräch über den Betrug Russlands und die Heuchelei des IOC 106 Football Leaks Staatsanwälte ermitteln gegen Fußballstars 110 42 Wissenschaft 32 36 44 46 48 52 54 Gesellschaft Früher war alles schlechter: Wie viele weiße Weihnachten hat es seit 1950 gegeben? Eine Meldung und ihre Geschichte Eine Braut wird von ihrem toten Vater zum Altar geführt Pflege Ein Platz im Altenheim ist teuer – viele deutsche Senioren werden deshalb in osteuropäischen Pflegeheimen untergebracht Homestory Was ein Familienvater mit dem Gehalt von Özil und Ronaldo zu tun hat Warum die Entwicklungshilfe auf Frauen setzt / Können Computer wie Künstler komponieren? / Einwurf: Schöner schenken Psychologie Ein Lehrer hat ihn jahrelang vergewaltigt, als er klein war – ohne die Musik wäre der Pianist James Rhodes daran zerbrochen Klimawandel In der Arktis schmilzt das Eis – beschleunigt sich die Erderwärmung? Tiere Böser Wolf, guter Wolf – Schäfer fordern einen härteren Umgang mit dem Liebling der Naturschützer 57 58 66 Wirtschaft Deutsche Bank und Exmanager im Dauerstreit / Wie viel die Welt für Weihnachten ausgibt / Hilft politisches Chaos der Börse? 68 Stress Wenn Manager meditieren – die Innerlichkeitsmode der Achtsamkeit 70 Einzelhandel Tengelmann-Eigner Karl-Erivan Haub beschreibt im SPIEGELGespräch den schwierigen Verkauf seiner Supermarktkette 76 Konzerne Der Abstieg von Air Berlin eröffnet neue Chancen für Lufthansa 80 Computerspiele Warum Nintendo vor allem mit Retrospielen begeistert 82 Wolfgang Petersens „Vier gegen die Bank“ im Kino / Mel Gibsons Comeback / Kolumne: Besser weiß ich es nicht Architektur Ein Bau, den es eigentlich gar nicht geben dürfte – die Hamburger Elbphilharmonie steht kurz vor der Eröffnung Genuss Der britische Starkoch Nigel Slater redet im SPIEGEL-Gespräch über die Ernährungshysterie unserer Zeit und Fehler beim Weihnachtsmenü Comic-Kritik „Charlie Hebdo“-Zeichnerin Catherine Meurisse erzählt, wie sie den Schock nach dem Attentat überwunden hat Bestseller Impressum Leserservice Nachrufe Personalien Briefe Hohlspiegel / Rückspiegel Er war fasziniert vom Orient und den Menschen – ein britischer Archäologe und tragischer Abenteurer. Erst stiftete er die Araber an zum Aufstand gegen das Osmanische Reich, dann musste er sie verraten und opfern. Seite 90 112 114 Fatou Bensouda 118 Sie schaut als Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag in menschliche Abgründe, klärt Kriegsverbrechen auf und bringt Tyrannen hinter Gitter. Doch die Weltjustiz steht unter Druck. Seite 98 120 Kultur 56 Lawrence von Arabien 122 124 ANDREA ARTZ / DER SPIEGEL eine Rekonstruktion des Anschlags von Berlin Einwurf Warum wir auf den Terror ganz kühl reagieren sollten Islamisten Wie die Behörden im Umgang mit dem Gefährder und Verdächtigen Anis Amri versagten Essay Die neue Übersichtlichkeit in Zeiten von Islamismus und Rechtspopulismus PETER ARNO BROER / DER SPIEGEL Titel ROBERT HUNT LIBRARY / INTERFOTO In diesem Heft 132 136 131 138 138 139 140 142 144 Wegweiser für Informanten: www.spiegel.de/investigativ Nigel Slater Er ist der Erzähler der Küche, der Literat unter den Kochbuchautoren, berühmt in Großbritannien. Doch die aufgeregte Debatte um richtige oder falsche Ernährung lässt ihn kalt: Essen sollte wie ein guter Freund sein. Seite 132 DER SPIEGEL 52 / 2016 11 Das deutsche Nachrichten-Magazin Leitartikel Kein feste Burg Warum Deutschland ein offenes Land bleiben muss 12 DER SPIEGEL 52 / 2016 schafft sich dann die Gelegenheit, auch wenn dafür ein paar Männer über Monate lernen müssen, Großraumflugzeuge zu steuern, wie im Jahr 2001 in den USA. Es war schon immer so: Je höher die Mauern einer Festung, desto stärker regen sie Fantasien an, sie zu überwinden. Totale Sicherheit ist weder möglich noch erträglich. Das Konzept für eine Demokratie muss gewünschte Sicherheit heißen. Welches Maß an Sicherheit wünscht eine Gesellschaft? Wie wird dieses Bedürfnis austariert mit anderen Faktoren, die ihm widersprechen können, mit den Freiheiten, mit den Werten, mit dem Lebensgefühl? Das Leben in der Festung war schon früher wenig erfreulich. Hohe Mauern nahmen das Gefühl der Freiheit. Heute sind es Sicherheitsgesetze oder Grenzzäune, die einem liberal denkenden Menschen Unbehagen bereiten. Als solcher wünscht man eher Offenheit, Durchlässigkeit. Wäre es nicht seltsam, in Städten zu leben, in denen die Plätze und Boulevards komplett verpollert sind, um Lastwagen fernzuhalten, die von Terroristen oder Irren gesteuert werden? Freiheit hat einen Preis, weil sie den Raum der Möglichkeiten erweitert, auch der schädlichen. Das weiß jeder, der besondere Freiheiten sucht, mit dem Motorrad, mit dem Drachenflieger. Für Gesellschaften gilt allerdings: Die Staaten, die am meisten auf Sicherheit achten, die dem Verfolgungswahn am stärksten erliegen, sind in der Regel Diktaturen. Sie haben auch ihre Toten, meistens mehr, viel mehr als Demokratien, besonders im Stalinismus oder Nationalsozialismus. Insofern steigt mit den Freiheiten die Sicherheit der Bürger. Das heißt natürlich nicht, dass sich eine Demokratie Kontrollverlust oder Staatsohnmacht erlauben dürfe. Da gab es Versäumnisse der Regierung Merkel, aber deshalb ist sie nicht schuld an Attentaten oder Übergriffen. Die Suche nach der gewünschten Sicherheit ist eine ewige Aufgabe. Sie braucht einen vernünftigen Diskurs, und der ist in den Tagen nach der Tat offenbar unmöglich. Wenn nach den Feiertagen alle (oder fast alle) zur Besinnung gekommen sind, sollte man das Lutherjahr mit diesem Ansatz beginnen: Es geht gesellschaftlich nicht um die feste Burg, es geht um ein offenes Land mit Wachtürmen an den richtigen Stellen. Dirk Kurbjuweit HANS CHRISTIAN PLAMBECK / LAIF E in feste Burg ist unser Gott“, hat Martin Luther geschrieben, „ein gute Wehr und Waffen.“ Es ist eine Liedzeile, die vielen Deutschen zu diesem Weihnachtsfest einfallen dürfte, kurz nach dem Attentat von Berlin, kurz vor dem Lutherjahr 2017. Die feste Burg, die Festung, ein Ort höchster Sicherheit – jeder wünscht sich das manchmal, spirituell, aber auch praktisch. Rückzug, Abschottung, Einigelung. My home is my castle. Der Festungsgedanke wurde in diesem Jahr vor allem für die gesamte Gesellschaft diskutiert: Festung Deutschland, Festung Europa. Bollwerke schaffen, mit Gesetzen, mit Mauern, mit Zäunen, nun auch verstärkt mit Pollern. Der Gedanke liegt nahe: Poller am Breitscheidplatz in Berlin, und zwölf Menschen, die nun tot sind und von ihren Angehörigen vermisst werden, würden leben, Dutzende andere nicht an ihren Verletzungen leiden. Ist etwas Böses geschehen, hat es an Sicherheit gefehlt – das ist ein tautologischer, also zweifelsfrei stimmiger Satz. Es gilt aber nicht, dass totale Sicherheit herrschen muss, damit nichts Böses geschieht. Noch ehe klar war, wer den Lastwagen gesteuert hat, war vielen klar, was zu tun sei. Die Zuwanderungs- und Sicherheitspolitik neu ausrichten (Horst Seehofer, CSU) und Merkel, die „Terrorkanzlerin“ (AfD), abwählen, weil sie an solchen Attentaten schuld sein soll. Das war zum Teil widerlich, abstoßend, ein Tiefpunkt des politischen Diskurses in der Bundesrepublik. Es ist nicht geklärt, warum Martin Luther das Lied von der festen Burg geschrieben hat. Es könnte sich auf die Bauernkriege beziehen, aber auch auf eine drohende Invasion der Osmanen, von Muslimen also. Bis heute kommt da manchem der Festungsgedanke, obwohl es sich nicht um bewaffnete Heere handelt, sondern zum größten Teil um notleidende Flüchtlinge. Männer, die vom IS geschickt wurden oder vor ihren Taten mit dem IS im Kontakt standen, sind krasse Ausnahmen. Der Terror, man kann es nicht oft genug sagen, entsteht nicht durch die Flüchtlingsströme, er entsteht in den kranken Hirnen beim IS und anderen islamistischen Organisationen. Sie nutzen manchmal die Flüchtlingsströme für ihre Zwecke, aber sie brauchen sie nicht. Es gilt nicht: Gäbe es keine Flüchtlinge, gäbe es keinen Terror in Europa. Für den Terror ist nicht die Gelegenheit entscheidend, sondern der unbedingte Wille zur Tat, und der
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