Zur Sache

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RESSORT VERKEHR
Einführung von Digitalradio in Deutschland
Kein Rauschen, kein Knistern, exzellente Tonqualität auch im Auto sowie mehr Programmvielfalt und
neue, multimediale Serviceangebote: Digitalradio ist die Zukunft des Rundfunks. Die Einführung verläuft jedoch schleppend, wichtige medienpolitische Entscheidungen stehen noch aus.
Sachstand Digitalradio in Deutschland
Gegenwärtige Entwicklungen
Der Übertragungsstandard Digital Audio Broadcast
(DAB) für Hörfunkprogramme wurde zwischen 1985
und 2000 in Europa entwickelt. Im Rahmen eines
Pilotprojektes wurde schon 1995 das erste Programmensemble in Bayern ausgestrahlt und seit
1999 der Regelbetrieb in allen Bundesländern aufgebaut.
Die Digitalisierung der Rundfunkübertragung unterscheidet sich erheblich in den Ländern Europas.
Während z. B. in England oder der Schweiz DAB
einen hohen Marktanteil hat, wurde es in anderen
Ländern noch gar nicht eingeführt oder – wie in
Finnland oder Schweden – wieder abgeschaltet. In
einigen Ländern werden konkurrierende Standards
wie DRM oder DMB verfolgt.
Trotz umfangreicher öffentlicher Förderung blieb
DAB zunächst unbedeutend. Erst die deutliche
Verbesserung der Empfangsqualität durch Erhöhung der Senderleistungen seit 2007 und die höhere Übertragungskapazität durch die Entwicklung
des leistungsfähigen Übertragungsstandards DAB+
seit 2008 hat auch das Interesse der privaten Programmanbieter geweckt und für einen Neustart
gesorgt.
Im August 2011 ging das erste bundesweite Programmensemble mit zunächst 14 Hörfunkprogrammen auf Sendung. Seitdem wird das Sendernetz sukzessive ausgebaut und die öffentlichrechtlichen Anstalten haben gemeinsam mit privaten Programmanbietern weitere regionale und lokale Programmensembles gestartet. Mitte 2017 soll
ein zweites bundesweites Programmensemble
(DAB+ Multiplex) mit 18 Hörfunkkanälen lizenziert
werden.
Gegenwärtig werden in allen Bundesländern jeweils
mindestens 20 Rundfunkprogramme angeboten,
z. T. auch deutlich mehr. Ende 2016 konnten über
110 Senderstandorte die aktuell 13 nationalen Programme von 82% Prozent der Bevölkerung häuslich empfangen werden, 92 % der Fläche und 98%
der Autobahnen waren für den mobilen Empfang
versorgt. Dazu kommen weitere Senderstandorte
für regionale, öffentlich-rechtliche und private Digitalradio-Angebote.
Der Handel bietet inzwischen ein breites Angebot
digitaler Rundfunkempfänger für den stationären
und mobilen Einsatz an. Geeignete Autoradios sind
als Sonderausstattung verfügbar. Neben DAB+ und
DAB können diese Geräte auch UKW empfangen.
ADAC e. V.  Ressort Verkehr
Verkehrspolitik
Hansastraße 19, 80686 München
Sehr unterschiedlich sind auch die Bestrebungen
der Mitgliedsstaaten der europäischen Union, den
analogen UKW Hörfunk auslaufen zu lassen. In
Deutschland wurden die ursprünglich vorgesehenen Abschalttermine bei der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes 2011 wieder gestrichen.
Unabhängig vom Audioprogramm können in einem
Ensemble auch Datendienste, z. B. hochwertige
Verkehrsinformationen im neuen TPEG Format,
ausgestrahlt werden. Bislang gibt es jedoch nur
wenige Navigationsgeräte, die diesen Übertragungsweg nutzen können.
ADAC Position
Die Digitalisierung der Rundfunkübertragung ist
nach Ansicht des ADAC Voraussetzung für den
Fortbestand und die Weiterentwicklung des terrestrischen Rundfunks, sowohl hinsichtlich der Programmvielfalt und Empfangsqualität als auch im
Bezug auf innovative Datendienste.
Für eine ausreichende Planungssicherheit wünscht
sich der ADAC klare Vorgaben, bis wann und unter
welchen Bedingungen die analoge UKW Übertragung eingestellt wird. Dabei sollten lange Übergangsfristen (> 15 Jahre) vorgesehen werden, da
auch heute noch fast alle Neuwagen ausschließlich
mit UKW Empfängern ausgestattet werden.
Der ADAC unterstützt die Bestrebungen der Europäischen Rundfunkunion EBU, möglichst bald alle
rundfunkfähigen Endgeräte mit einem Euro-Chip
auszurüsten, der die wichtigsten in Europa genutzten analogen (UKW, MW) und digitalen (DAB+,
DAB, DMB) Übertragungsstandards empfangen
kann.
Stand: Dezember 2016
[email protected]
www.adac.de/verkehrs-experten