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Kultur (Regional)
Weich bewegte Klangfülle
SUSANNE ECKSTEIN
Jubiläumskonzert in der Dettinger
Stiftskirche – 150 Jahre Blessing-Orgel
Die Kirchengemeinde Dettingen begann ihre Jubiläumswoche „150 Jahre Stiftskirche“
mit einem gut besuchten Konzert zu Ehren der Blessing-Orgel.
Dettingen. Teamgeist wird groß geschrieben im Ermstal. So beteiligte sich das
Metzinger Kammerorchester unter Oliver Bensch an diesem Dettinger
Jubiläumskonzert; auch die Solisten kamen aus der der Umgebung: die junge
Sängerin Carolin Genkinger, Bezirkskantor Stephen Blaich als Organist, ebenso Bläser
und Pauker (darunter Matthias Beck), der Kirchenchor sowieso. Das Ganze ging aus
von Kirchenchorleiter Martin Straßer – er fand, nicht nur das Jubiläum der Kirche
gehöre gewürdigt, sondern auch das der gleichzeitig im Jahr 1866 eingebauten
Blessing-Orgel.
Hier könnte man auf die Entstehungszeit der Orgel zurückblicken. Gebaut wurde sie –
wie auch die Kleinengstinger Orgel – von Orgelbauer Wilhelm Blessing (gebürtig aus
Esslingen, ausgebildet bei Viktor Gruol d.J. und später dessen Kompagnon) ziemlich
sicher 1865/66 in der vormals Gruolschen Werkstatt in Bissingen/Teck.
Was wurde zu jener Zeit auf ihr musiziert? Stücke der „schwäbischen Orgelromantik“?
Das wäre interessant – aber jetzt wie auch bei dem Dettinger Orgelkonzert vor zwei
Jahren wurde die Orgelmusik der Entstehungszeit ausgespart, abgesehen von Gabriel
Faurés „Cantique de Jean Racine“ von 1864/65, der nun den Abschluss bildete.
Sei’s drum; der runde Klang der Blessing-Orgel kommt auch in anderen Stilen und vor
allem mit Chor und Streichorchester zur Geltung. Das Programm bot eine vielfältige
Abfolge, eingeschlossen einen „geistlichen Impuls“ von Pfarrer Harald Grimm über
das Motto des Konzerts, den Hymnus „Te Deum Laudamus“ (Wir loben dich, Gott)
sowie ein gemeinsam gesungenes Lied (Der Mond ist aufgegangen), das wiederum
durch zwei schlichte Liedvorträge aus Josef Gabriel Rheinbergers Gesängen op. 157
von Carolin Genkinger gerahmt wurde.
Alt und neu, klassisch und modern wurden in unterschiedlichen Besetzungsvarianten
kombiniert. Den Anfang machte ein „Concertino im alten Stil“ des Reger-Schülers Karl
Hoyer, in dem sich Orgel und Streicher durchs Kirchenschiff hindurch die Bälle
zuwerfen – kein leichtes Spiel, doch gut gelungen.
Der Andante-Satz aus Mozarts Divertimento Nr. 3 leitete über zu dessen „Te Deum“
(KV 141), das Chor, Streicher, Trompeten und Pauken bemerkenswert frisch und
ausgewogen als geistliche Festmusik darboten, geleitet von Martin Straßer; Oliver
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Bensch assistierte an der Truhenorgel.
Den Worten von Pfarrer Grimm folgten zwei Stücke, die man als – sperrig
provozierende – Aus- oder Einblicke ins 20. und 21. Jahrhundert verstehen konnte:
Max Regers „Basso ostinato“ für Orgel solo aus op. 69 sowie eine hier uraufgeführte
„Fantasie“ von Gotthart Schulz, Bratschist im Metzinger Kammerorchester, aus dessen
„Divertimento für Streichorchester“. Man darf gespannt sein aufs ganze Werk!
Einen gut gelungenen und wohltuenden Abschluss bildete der „Cantique de Jean
Racine“ von Gabriel Fauré, wobei der Chor einen deutschen Text verwendete, den
mancher Zuhörer sicher gern mitgelesen hätte. Bei Faurés sanfter Musik gingen Chor,
Streicher, Orgel und Raum eine harmonische Synthese ein; der ausgewogene
Stimmklang und die seidigen Saiten von der Altarseite her verbanden sich im
Kirchenschiff mit der sanften Orgelbegleitung von der Empore her zu weich bewegter,
andächtiger Klangfülle – eine bemerkenswerte Darbietung, die als Zugabe wiederholt
wurde.
Quelle:
Publikation
Regionalausgabe
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Datum
Seite
Deep-Link-Referenznummer
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Metzinger-Uracher Volksblatt / Reutlinger Nachrichten
Metzinger-Uracher Volksblatt
Nr.225
Dienstag, den 27. September 2016
Nr.31
IRA-15541469
20.12.16 11:53