Buchvernissage, Rütner/Dürntner Dezember 2016

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Rütner/Dürntner
Nr. 95 Dezember 2016
Reminiszenzen an einen unvergessenen Star
Soeben ist die Biografie eines ungewöhnlichen Schweizer Sängers des 20. Jahrhunderts erschienen:
Max Lichtegg
«Nur der Musik verpflichtet» war
Tenor Max Lichtegg, wie die Biografie als Untertitel betont. Der
Oberdürntner Alfred Fassbind hat
die 560 Seiten starke Rückschau
auf den bedeutenden Tenor verfasst. Reich bebildert wird das
Werk mit aufbereitetem Fotomaterial aus dem Studio Rolf Breitenmosers (früher Rüti). Erschienen ist das Buch im renommierten Römerhof Verlag.
In die Auswahl von bisher veröffentlichten Geschichten über
Anne-Marie Blanc, Christa de Carouge, Annette von Droste-Hülshoff, Selma Lagerlöf, Franz Hohler,
John Lennon oder Heinrich Pestalozzi und William Shakespeare
sowie weiteren bekannten Persönlichkeiten wird die Biografie Max
Lichteggs eingereiht. «Aussergewöhnliche Menschen verdienen
spannende Biografien» ist das
Motto des Zürcher Verlags. Und
von Autor Alfred Fassbind ist hier
zuvor eine beachtenswerte Biografie des weltberühmten Sängers
Joseph Schmidt erschienen. Mit
ähnlichem Cover, diesmal mit violetten statt blauen Farbakzenten,
präsentiert sich das neue Werk
wiederum als schmuckes stilvolles
Buch mit schöner Porträtfoto auf
weissem Umschlag.
Alfred Fassbind, Kurator des von
ihm gegründeten Joseph-SchmidtArchivs in Oberdürnten, hat sich
diesmal dem 1910 in Polen geborenen und 1992 in Zürich verstorbenen Max Lichtegg gewidmet. Es
brauche neben viel Herzblut auch
Objektivität und Genauigkeit, um
ein solches Buch, wie es jetzt vor-
Autor Alfred Fassbind signiert sein Buch an der Vernissage im Römerhof Verlag.
liegt, zu gestalten, erwähnt der
Autor. Vor ungefähr zehn Jahren
erhielt der Verfasser Einsicht in die
noch vorhandenen Unterlagen.
Und weil Fassbind den Sänger aus
seiner eigenen Berufskarriere als
Tenor kennengelernt hatte, wurde
wohl sein Interesse an dessen Lebenslauf besonders geweckt. Speziell beeindruckte ihn auch die
Tatsache, dass ein Tenor über
mehr als fünf Jahrzehnte dokumentiert ist und noch im Alter von
77 Jahren im Opernhaus Zürich
auftreten konnte.
Lange populärster Tenor
der Schweiz
Alfred Fassbind hörte Max Licht-
egg erstmals im Jahr 1967 in
einem Konzert. Und seither sammelt er alle Platten seines späteren
Gesangslehrers. Lichtegg war über
ein Vierteljahrhundert der populärste Tenor der Schweiz. Eltern
und Grosseltern mögen sich an
seinen Namen von Radioübertragungen oder Plattenaufnahmen erinnern.
Nach seinem Karrierestart in Wien
war Lichtegg 1936 nach Bern,
1938 nach Basel gekommen und
war von 1940 bis 1956 erster Tenor
des damaligen Stadttheaters Zürich
(heute Opernhaus). Dem Sänger
eröffnete sich nach dem Zweiten
Weltkrieg eine breite internationale
Karriere. Operngastspiele führten
ihn in die USA, nach Wien, München, Hamburg, Amsterdam, Paris,
London und Israel. Sein Repertoire
umfasste über 120 Partien von Mozart, Wagner, Offenbach, Verdi,
Puccini bis zu Strawinsky. Hunderte von Liederabenden sowie
Plattenaufnahmen, Radioübertragungen und Fernsehauftritte festigten seinen Ruf als ungewöhnlich
vielseitigen Interpreten.
Spannende Familiengeschichte
Das Buch beginnt mit Buczacz,
Der Autor ist ebenfalls Sänger
Der 67-jährige Alfred Fassbind, heute wohnhaft in Oberdürnten,
trat als Bühnen-, Oratorien- und Liedersänger in ganz Europa auf.
Ausgebildet wurde er bei Franziska Petri, Luzern, Max Lichtegg, Zürich, Kari Löwaas, Schaffhausen. Der Tenor machte Schallplattenaufnahmen und war Gast mehrerer Fernsehstationen in der
Schweiz, Deutschland und Polen. Er ist Verfasser von Radiosendungen und war für den redaktionellen Teil von CD-Veröffentlichungen verantwortlich.
Seit 1985 ist Alfred Fassbind offizieller Nachlassverwalter des Tenors Joseph Schmidt und Kurator des Joseph-Schmidt-Archivs
(www.josephschmidt-archiv.ch). Die Biografie Schmidts «Sein Lied
ging um die Welt» ist 2012 als Neuauflage im Römerhof Verlag erschienen.
Max Lichtegg als «Tamino» in Mozarts «Zauberflöte», 1949, Illustration aus der Biografie.