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Links der Woche, rechts der Welt KW 52/16
von Timotheus Schneidegger (24.12.2016, 15:04 Uhr)
Die Politischkorrekten wollten das so!
Michael Hampe widmet sich in der ZEIT der kulturwissenschaftlichen Linken (KWL),
für die Pippi-Langstrumpf-Leser Rassisten sind und für die der Nordpol genauso relativ,
konstruiert und historisch ist wie Hampes Oma. Nun, da rechte
Verschwörungstheoretiker an die Macht kommen, wendet sich ihr
Vulgärkonstruktivismus gegen sie und die KWL hat dem in Theorie und Praxis nichts
entgegenzusetzen. (19.12.16)
Von Nietzsche zu Brexit und Trump
vox.com unterhält sich mit Hugo Drochon, der Nietzsche als transnationalistischen
politischen Denker liest, der ausgehend vom Tod Gottes die aktuellen
Populismus-Krisen der Demokratie und die Relativismus-Krise der Philosophie schon
zu Bismarcks Zeiten vorhergesagt hat. (20.12.16)
Optionen und Willkür
In der ZEIT (und seinem neuen Buch) beklagt Maximilian Probst das Aussterben der
Verbindlichkeit. Die undurchschaubare Vielfalt der Wahlmöglichkeiten macht es
schwer, sich festzulegen, und überfordert die Rechtswähler. Dem versucht Probst eine
Verbindlichkeit entgegenzusetzen, die nicht nach Biedermeier riecht, sondern der
Zukunft zugewandt, liberal und autonom ist. (21.12.16)
Philosophie war schon immer globalisiert
Philosophie ist nicht nur das, was die Griechen gemacht und ihre Erben fortgesetzt
haben, erinnert Heiner Roetz in der FR und plädiert für eine globalisierte Perspektive
auf die Diziplin. Dazu gibt er nachahmungswürdige Beispiele für die gegenseitige
kulturelle Beeinflussung in und Bereicherung der Philosophiegeschichte. (22.12.16)
?Die Grausamkeit massakrierter Körper.?
Vor über 100 Jahren ging es auch nicht friedlicher zu, dafür aber inszenierte sich die
Avantgarde schwer kulturterroristisch, schreibt Stefan Zweifel in der NZZ. Heute sind
Terroristen Meister der Inszenierung, die von Nietzsche über Breton und Artaud bis
Debord die Starre lösen sollte, die nun von ganz realer Gewalt erschüttert wird.
(22.12.16)
Alles nichts Neues
Nils Markwardt zweifelt im Freitag an der Rede vom ?postfaktischen Zeitalter?, denn
die darunter subsumierten politischen und sozialpsychologischen Phänomene wurden
von Le Bon und Adorno längst beschrieben. Tatsächlich profitieren Rechtspopulisten
von einem Vertrauensdefizit, das wiederum von Luhmann ausgiebig beschrieben wurde.
(27.12.16 - aus der Zukunft!)
Kann man mal lesen
Iris Radisch stellt in der ZEIT das unvollendete letzte Büchlein Roger Willemsens vor,
worin dieser als enttäuschter Moralist mit unserer Gegenwart abrechnet. +++ Hans Hütt
zeigt sich im Freitag ganz begeistert von Dieter Thomäs Philosophie des Störenfrieds,
einer Studie, die gerade zur rechten Zeit (nämlich zu der des ?Orangenmanns?)kommt.
+++ Diese Woche ist bekanntlich Lichtwolf Nr. 56 zum Thema Gebäck erschienen: Das
Heft gibt es im Abo oder für 8,50 Euro einzeln sowie als DRM-freies E-Book im
epub-Format oder für Kindle.
Schöne Feiertage!
(c) 2003-2016 Lichtwolf - Zeitschrift trotz Philosophie - URL dieses Artikels:
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