Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung Vorlesung 8: Methoden I: Beobachtung 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 1 Gliederung Vorlesung 7 1. Einführung 2. Formen der Beobachtung 3. Forschungsablauf 4. Beobachtungsfehler 5. Anwendungsfelder Literaturempfehlungen: Diekmann 548-575 Brosius et al. 180-207 Gehrau, Volker (2002): Die Beobachtung in der Kommunikationswissenschaft. Methodische Ansätze und Beispielstudien. Konstanz: UVK 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 2 1. Einführung Urform empirischen Forschens – Umweltwahrnehmung: Natur, Personen, Objekte Definition: „systematische Erfassung und Protokollierung von sinnlich (und apparativ) wahrnehmbaren Aspekten menschlicher Handlungen und Reaktionen … Sie dient einem wissenschaftlichen Ziel, dokumentiert ihr Vorgehen und legt alle relevanten Aspekte offen“ (Gehrau 2002: 25) Beziehungen zu: Befragung: auch verbales Handeln (und seine para- und nonverbalen Begleitungen) kann Teil von Beobachtung sein, dominiert aber in der Methode der Befragung Inhaltsanalyse: Beobachtungen werden (inzwischen) oft fixiert (Film, Video etc.), die Auswertung des Materials weist Züge der Inhalts- und/oder Textanalyse auf apparative Messungen: können (Selbst-) Beobachtung unterstützen oder deren zentrale Teil sein (z.B. Telemetrie, Reaktionsmessungen wie CRM, physiologische Parameter) 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 3 1. Einführung Beobachtung ist nicht passiv-rezeptiv, sondern aktiv Perspektive und Wissen vermitteln Beobachtung o Beobachtung ist standortabhängig o Vorwissen (Begriffe) fokussiert und strukturiert Beobachtung Beobachtung findet in sozialen Situationen statt o Beobachter hat einen bestimmten „Ort“ in diesem Geschehen o Reaktivität (je nach Grad der Offenheit/Sichtbarkeit des Beobachters und/oder des Beobachtungsinstruments) 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 4 2. Formen der Beobachtung (Schema: Brosius et al. 2008: 192) 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 5 2. Grundformen 2.1 Systematische Beobachtung zur quantitativen Beschreibung von Handlungen Beispiel: Interaktionsanalyse (IPA nach Bales) Gruppen haben o Sachdimensionen (Aufgaben, Problemlösung …) o Sozialdimensionen (Emotionen, Beziehungen …) anwendbar in KMW z.B. auf Gruppendiskussionen (über Medien), Foren, Talkshows 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 6 2. Grundformen 2.2. Teilnehmende Beobachtung/Feldforschung Beispiele When Prophecies Fail (Festinger et. al. 1956) Die Arbeitslosen von Marienthal (Jahoda et. al. 1933) 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 7 3. Forschungsablauf 3.1 quantitativ (Spezifizierung des allgemeinen Forschungsablaufs) 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 8 3. Forschungsablauf 3.1 quantitativ Festlegungen o Analysematerial und Stichprobenauswahl o Untersuchungseinheiten (Indikatoren) o Kategoriensystem o nach einheitlichem Prinzip (=theoretisches „System“) o wechselseitig exklusiv o vollständig (= alle interessierende Merkmale sind abgebildet) o eindeutig definiert 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 9 3. Forschungsablauf 3.2 qualitativ/explorativ (analog zu 3.1, aber offener) Zentrale Probleme o Feldzugang/-position/-rückzug o Identifikation und Distanz: going native o Protokollierung ethische Probleme (vor allem bei verdeckter teilnehmender Beobachtung) 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 10 4. Fehlerquellen 06.01.2017 o Beobachter (1) Selektion Wahrnehmungstendenzen (Erwartungen, Konsistenz u.a.) „Sinnstiftung“/Interpretation o Beobachtung/Situation (2) Komplexität Reaktivität Kategoriensystem o störende Randbedingungen (3) „Sichtbarkeit“ des Feldes Technik Forschungsprozess und Methoden 8 11 5. Anwendungsfelder Kommunikator Medienangebote • Handeln in Redaktionen (Gate Keeping) • soziale Interaktionen im Medium (vor allem TV) • Auftreten in der Öffentlichkeit/ im Medium • Vergleich: „Medienrealität“ – externe Realität (z.B. MacArthur Day) 06.01.2017 Rezipient • Nutzungsverhalten - privat (strukturanalyt. Rezeptionsforschung) - öffentlich (Medien im öffentlichen Raum: Kino, Verkehrsmittel, Gaststätten usw., Public Viewing) - Medien und interpersonale Kommunikation (soziale Medienfunktionen) Forschungsprozess und Methoden 8 12 5. Anwendungsfelder/Zusammenfassung „schwierige“ Methode (in der KMW) Charakter des zu Beobachtenden Handhabung „Störung“ des zu Beoachtenden (Reaktivität) folglich: seltene Anwendung (inzwischen) häufig: apparative Messungen (mit „blinden“ Apparaten) 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 8 13 Übungsfragen Erläutern Sie die verschiedenen Aspekte einer Definition von Beobachtung! Welche Grundformen der Beobachtung haben Sie kennengelernt und was sind ihre zentralen Merkmale? Erläutern Sie kurz den typischen Forschungsablauf bei der Durchführung einer Beobachtung! Nennen und erläutern Sie drei typische Beobachtungsfehler! 06.01.2017 Forschungsprozess und Methoden 6 14
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