Case IH Farmall 95 U Pro

Foto: Höner
Fotos: Einhoff
Gute Übersicht, überwiegend einfache Bedienungen und gute Verarbeitung: Bis auf die dunklen Verkleidungen kam die Kabine gut an.
TESTPROTOKOLL
Case IH Farmall 95 U Pro
Der Case IH aus St. Valentin ist ein ausgewachsener, guter Traktor.
Er punktet vor allem mit seinem guten Motor und dem komfortablen Getriebe.
Kabine
Testnote: 2,5
Das Design ist wirklich gelungen, die
Fertigungsqualität gut. Die schwarzen
und hellbraunen Kabinen-Verkleidungen sind zwar unempfindlich, aber altbacken und drücken das Raumgefühl.
Dabei ist die Kabine geräumig (L x B:
145 x 148 cm). Der Ein- und Ausstieg
nach links ist trotz der hohen Plattform
(115 cm) prima. Lenkrad und Armaturenbrett klappen per Pedal federunterstützt weg – allerdings nicht sehr weit.
Nach rechts bleibt zwischen Lenkrad
und Schalthebel kaum Platz zum Aussteigen. Gut gefällt der Beifahrersitz,
der unbelastet nach oben klappt und so
dem Fahrer Platz macht. Bei unruhiger
Fahrt stößt der Fahrersitz recht unsanft
an den oberen Anschlag. Gute Ausstattung mit vier LED(!)-Arbeitsscheinwerfern und einem prima Bedienfeld. Um
im Testbudget zu bleiben, verzichtete
90
top agrar 12/2014
Case IH auf die Klimaanlage, ein echtes
Komfort-­Minus!
Durch das Sechs-Pfosten-Konzept
der Kabine ist der Überstand der geöffneten Tür mit 40 cm gering – prima!
Die Sicht zu den Seiten und nach hinten ist klasse, nach vorne engen die
breite Haube und die Frontladerkonsolen etwas ein. Sehr gut hat uns der
schmale Übergang von Frontscheibe zur
Glasdachluke gefallen: Optimale Sicht
auf den Lader! Die Gasdruck­
zylinder
öffnen die lange Heckscheibe in zwei
Positionen. Das gefällt vielleicht nicht
jedem, erhöht aber sicher die Lebensdauer der Scheibe.
Richtig gut ist der Schalt­hebel Multicontroller mit seinen Zusatzfunktionen: automatische Lastschaltung an/
aus, Lastschaltung ±, Kupplung, Wechsel zwischen zwei Drehzahlspeichern,
EHR auf/ab und Richtungswechsel. Der
Farmall bietet die meisten Funktionen
im Test. Fast alles lässt sich einfach bedienen. Nur einige Getriebeeinstellungen sind etwas versteckt.
Motor
Testnote: 1,0
Der Motor stammt von FPT und
punktet durch seinen geringen Verbrauch. Die Nennleistung ist mit 73 kW
(99 PS) angegeben. An der Zapfwellenbremse kamen davon 66 kW (89 PS)
Maximal-Leistung an, und das bei günstigen 261 g/kWh. Besonders effizient
arbeitet der Motor bei rund 1 570 U/min
(84 PS; 247 g/kWh).
Als einer der Sparsamsten zeigte sich
der Farmall beim Schnitt über die Teillastpunkte: 270 g/kWh, das sind 21 g
oder rund 7 % weniger als der Testdurchschnitt. Bei allen errechneten
Vergleichsarbeiten verbraucht der
Case IH ca. 1 l/h weniger als der Schnitt
Getriebe
Stärken und
Schwächen
++Sparsamer, guter Motor
++ZF-Getriebe mit 4 LS-Stufen
und Automatik
++Gute Kabine, praktischer
Testnote: 2,0
­Multicontroller
Das ZF-Wendegetriebe hat zwei Grup++4 Zapfwellen-Übersetzungen
pen (Hebel links), vier Gänge und vier
LS-Stufen (32/32). Im Hauptarbeitsbe--Im Test ohne Klimaanlage
reich (4 bis 12 km/h) gibt es 14 Gänge.
­(optional)
Die Überlappung der Gruppen ist gut,
--Im Test relativ geringe
aber zwischen den Gängen/LS- Stufen
­Hydraulik-Ausstattung
relativ gering. Die gemessenen 42,5 km/h
--Hydraulik-Leistung unter dem
erreicht der Case IH mit sparsamen
Schnitt
1 800 U/min (50 km/h bisher nicht lie--Geringste Nutzlast im Test
ferbar). Die Gänge lassen sich gut wechseln, die LS-Stufen wechseln sanft. Der
Kupplungsknopf am Schalthebel kann
das Kupplungspedal gut ersetzen.
schen Steuergeräten (bei beiden DurchGut hat uns die automatische Lastfluss verstellbar) war der Schlepper
schaltung gefallen, die vier Modi bietet:
nicht übermäßig ausgestattet. Die
Speedmatching (automatisches AnpasKennzeichnung der Anschlüsse/Drossen der LS-Stufe beim Gangwechsel),
selventile ist unklar. Allerdings bietet
manuell sowie Auto 1 und 2. Beide Audie Preisliste viele Optionen, bis hin zu
to-Funktionen kann der Fahrer selbst
sechs Steuergeräten (4 elektronisch, 2
programmieren: Er wählt vor, welche
mechanisch). Gut: 33 l entnehmbare
LS-Stufen das Systen durchschalten
Ölmenge aus einem getrennten Tank.
soll. Zum Programmieren muss man
Die Hardware des Krafthebers ist
den Knopf in der Nähe des Handgasokay. Doch für den Oberlenker gibt es
schiebers drücken und sich dann mit
nur eine Position und sein Halter ist
den ±-Tasten am Multicontroller durch
eher bescheiden. Die Außenbedienung
vorprogrammierte Einstellungen kli(beide Seiten) arbeitet progressiv – die
cken. Mit dem zweiten, leider nicht geUnterlenker bewegen sich schneller, je
kennzeichneten Schieber am Handgas
länger man die Taste drückt. In der Kastellt man ein, ob das Getriebe bei hobine gibt’s an den Bedienelementen
hen (Power) oder niedrigen Drehzahlen
nichts auszusetzen. Gute Aushubtasten
(Eco) schalten soll. Das Ganze klingt im
auf dem Multicontroller, allerdings ohne
Vergleich zu den anderen Testschleppern vielleicht etwas komplizierter, funktioniert aber ganz
Case IH Farmall 95 U Pro
gut.
Die Fahrtrichtung lässt sich
Messwert
über die Pfeil-Knöpfe am Multicontroller oder per Shuttlehebel
89
Maximale Leistung
85
91
links neben dem Lenkrad wechZapfwelle1) (PS)
Ø
seln – sehr gut! An diesem Hebel
270
Spez. Verbrauch über 346
hätte uns eine eindeutigere Neut267
5
Punkte
(g/kWh)
ral-Position (nach unten drücken)
Ø
4,6
besser gefallen als der NeutØ Hubkraft (t) 4,4
5,2
ral-Druckknopf.
Ø
Hydraulik
Testnote: 2,8
Leider ging der Farmall nicht
wie eigentlich geplant mit seiner
optionalen und recht günstigen
100 l-Axialpumpe an den Start,
sondern mit der simplen Zahnradpumpe: An einem Anschluss haben wir deshalb nur max. 65 l/min
gemessen, das sind ca. 11 l weniger
als im Schnitt. Mit zwei mechani-
Max. Ölfördermenge
an 1 Anschluss (l/min)
Nutzlast in
Testausstattung (t)
65
60
2,6
Ø
2,6
Wendekreis (m) 10,8
Ø
10,6
Ø
Stopp-Taste. Die Konsolen-Tasten könnten dichter am Einstellregler für die Arbeitstiefe liegen. Prima: die klare Schlosstaste für die EHR, große Pfeilleuchten
für die Aktivität der EHR und Anzeige
der Unterlenkerposition im Armaturenbrett. Die Hubkraft bewegt sich mit
4,6 t im Schnitt der Gruppe, der gesamte
Hubweg (72 cm) ist überdurchschnittlich. Der Case IH erledigte alle Ackerarbeiten im Test ohne Probleme.
Zapfwelle
Testnote: 1,5
Antriebsstrang
Testnote: 2,0
Klasse Ausstattung mit vier Übersetzungen! Ein Hebel wechselt zwischen
540 und 1 000, der andere zwischen
Normal und Eco. Ein Tabellenaufkleber
zeigt die jeweils passenden Motorumdrehungen. Auf beiden Kotflügeln gibt
es Knöpfe für die gute Außenbedienung. Mit einem Schalter kann der Fahrer den Softstart der Zapfwelle und
auch die gute Zapfwellenautomatik aktivieren. Bei der Automatik lassen sich
getrennte Positionen fürs Ein- und Ausschalten programmieren, was uns mit
der Kreiselegge besonders gut gefallen
hat. Allerdings muss der Fahrer wissen,
wie er in den Einstellmodus kommt
(Auto-Taste drücken und halten, dann
mit den Unterlenkern die gewünschten
Positionen anfahren).
Für Allrad und Sperre gibt es je einen
Schalter mit den Positionen Auto, Aus,
Permanent. Die Allradautomatik schaltet
nach Geschwindigkeit (20 km/h aus, 18
ein). Die Sperre löst über den EHR-Schalter, das Bremspedal oder ab 15 km/h.
Gute, präzise Lenkung mit vier Umdrehungen von links nach rechts. Der Radstand ist mit 2,42 m rund 4 cm länger als im Schnitt, mit 10,60 m
misst der Wendekreis 40 cm mehr
– was aber kein echtes Problem ist.
Mit knapp 4,9 t gehört der Farmall
zu den schwereren und mit 2,6 t
bietet er die geringste Nutzlast (Ø
= 2,9 t). Mit optionaler Vorderachsbremse sind 300 kg mehr erlaubt.
97
3,3
8,8
1) mit Boost, falls vorhanden
Der Motor ist sehr sparsam. Die Hydraulikwerte
wären mit der optionalen LS-Pumpe deutlich besser.
Fahrkomfort
Grafik: Driemer
und bis zu 3 l pro Stunde weniger als der
Durstigste.
Der Schlepper hat zwei elektronische
Drehzahlspeicher, die sich nur per
±-Knopf programmieren lassen („drücken & halten“ wäre hier einfacher). Die
Drehzahlen bleiben nach Motor-Stopp
leider nicht gespeichert. Der Handgasschieber ist okay.
Testnote: 3,0
Im Vergleich mit den anderen ist
der Fahrkomfort durchschnittlich.
Der Blinkerhebel sitzt links, ziemlich dicht unter der Wendeschaltung und nah am Knie des Fahrers.
Ein Warnton erklingt erst nach einiger Zeit. Bei Höchstgeschwindigkeit ist der Farmall rund 1 dB
(A) lauter als der Schnitt, an der
Zapfwellenbremse lag die Lautstärke genau im Durchschnitt.
Sehr gute Spiegelausstattung inklusive Innenspiegel. -ghtop agrar 12/2014
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