Zucker vor der Trendwende?

Markt
Zucker vor der Trendwende?
Foto: Heil
Das seit Jahren reichliche Zuckerangebot schrumpft. Die
weltweite Bilanz könnte in der nächsten Saison sogar negativ
ausfallen, schätzt das US-Landwirtschaftsministerium.
In Deutschland hat die diesjährige Zuckerrübenkampagne Rekordmengen gebracht.
Der Hektarertrag liegt etwa ein Drittel über dem langjährigen Durchschnitt.
T
rendwende auf dem internationalen Zuckermarkt: Während der
Verbrauch weltweit weiter zulegt,
schrumpft die Produktion das vierte
Jahr in Folge (siehe Übersicht 1). Das
US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartet für die lau-
fende Saison 2014/15 eine globale Produktion von 172,5 Mio. t Weißzucker
(2013/14: 175 Mio. t). Bei einem weiter
steigenden Verbrauch könnte schon
2015/16 ein Produktionsdefizit drohen.
Die Internationale Zuckerorganisation
(ISO) rechnet dann mit einer jährlichen
Übersicht 1: Der globale Verbrauch
dürfte die Produktion bald überholen
Grafik: Orb
180
Mio. t
170
160
150
Produktion
Verbrauch
2011/12
2012/13
2013/14
2014/15
Quelle: USDA
Lücke von 2 bis 2,5 Mio. t Zucker weltweit. Schon jetzt schrumpfen die Bestände in den wichtigsten Zuckerländern:
• In Europa soll die Erzeugung 2014/15
um knapp 2 % auf rund 16,3 Mio. t steigen. Das Plus wird aber vom steigenden
Verbrauch fast vollständig aufgezehrt,
sodass die EU-Zuckerbestände spürbar
abgebaut werden (minus 6 %).
• Brasilien, der weltweit größte Zuckererzeuger, kämpft in der laufenden Saison mit Trockenheit. Nicht sicher ist
überdies, wie stark die Zuckererzeugung zugunsten von Ethanol eingeschränkt wird. Die brasilianische Zuckermenge könnte um über 5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum sinken, die
Exporte sogar um mehr als 8 %.
• Beim zweitgrößten Erzeuger Indien
könnte die Zuckermenge dagegen zulegen, und zwar um 2,4 % auf 27,3 Mio. t.
Der Konsum beim mit Abstand größten
Zuckerverbraucher soll auch steigen –
um knapp 4 % auf 27 Mio. t.
• In Thailand, das auf dem Zuckerweltmarkt oft Zünglein an der Waage spielt,
und die Nummer fünf in der Welt­
rangliste ist, soll die Zuckererzeugung
2014/15 dagegen mit 10,2 Mio. t gut eine
Mio. t kleiner ausfallen als im Vorjahr.
Noch reagieren die Zuckerpreise aber
nicht auf die Prognosen. Im Gegenteil:
Die Börsenkurse erreichten zuletzt sogar neue Tiefststände. Denn mit weltweiten Vorräten von gut 42 Mio. t ist
die Versorgungslage weiterhin üppig.
Christian Brüggemann
Übersicht 2: In wichtigen Zuckerländern geht die Erzeugung zurück
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Mio. t
2013/14
2014/15
Brasilien
Indien
* chinesische Daten unsicher
EU-27
China*
Thailand
Quelle: USDA
Der weltweite Zuckermarkt steht vor einer Trendwende. Die Börsen reagieren aber noch nicht auf die veränderten Vorzeichen.
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