Machen Sie den Stallklima-Check!

Stallbau
Machen Sie den
Stallklima-Check!
Gute Luft tut gut! Deshalb sollten Sie das Stallklima regelmäßig überprüfen lassen.
Und wer bei der Initiative Tierwohl mitmacht, für den ist ein regelmäßiger Stallklima-Check
sogar Pflicht. Berater Johannes Strukamp* zeigt, wie er vorgeht.
Klima-Check
ist Pflicht!
Im Rahmen der Initiative Tierwohl ist ein Stallklima-Check einmal pro Kalenderjahr Pflicht. Den
Check dürfen nur externe, bei der
Initiative registrierte Fachexperten
durchführen. Auf der Homepage
(www.initiative-tierwohl.de) der Initiative finden Sie eine Liste mit
den für den Stallklima-Check
zugelassenen Personen inklusive
Kontaktdaten. So findet jeder
Landwirt schnell einen Experten
in seiner Nähe. Zusätzliche Informationen zur Initiative Tierwohl
erhalten Sie im Interview auf Seite
S 8 in dieser Ausgabe.
S 30
top agrar 1/2015
Fühlerabgleich: Messen die im
Tierbereich angebrachten Fühler die
Temperatur noch ausreichend genau?
Um das zu überprüfen, wird ein
hochwertiges bzw. geeichtes Messgerät in unmittelbare Nähe des Fühlers
gehängt. Anschließend werden die
Messwerte mit den Daten verglichen,
die die fest installierten Fühler an
den Klimacomputer bzw. den Klimaregler melden. 0,5 °C Differenz sind
akzeptabel. Ist die Abweichung
­größer, muss der Fühler im Lüftungs­
regler neu kalibriert werden, am
­besten von einem Elektriker.
Unser Autor
* Johannes Strukamp arbeitet als
Stallklimaberater beim Erzeugerring
Westfalen in Senden.
Fotos: Heil
Einstellung der Lüftungsregler: Am Lüftungscomputer bzw.
an den Lüftungsreglern werden im Rahmen des StallklimaChecks die eingestellten Werte für die Solltemperatur, die minimale und maximale Luftrate, den Regelbereich und für die
Alarmwerte überprüft. Solltemperatur und Luftrate müssen sich
dabei an der Tierart, dem Alter der Tiere und der Außentemperatur orientieren. Entscheidend ist, dass die Werte aufeinander
abgestimmt sind. Und der Regelbereich muss so groß bemessen
sein, dass stärkere Tag/Nachtschwankungen abgepuffert werden,
im Winter 3 bis 4 °C und im Sommer 5 bis 7 °C.
Ventilatoren prüfen: Drehen die Ventilatoren in die richtige
Richtung? Und beschleunigen sie auf volle Leistung, wenn die
Luftrate hochgeregelt wird? Auch das wird beim StallklimaCheck unter die Lupe genommen. Ist ein Messventilator eingebaut, wird zudem getestet, ob dieser Ventilator leichtgängig
läuft. Bei der Ventilatorkontrolle kann auch gleich die Stellung
der Abluftklappen genauer in Augenschein genommen werden.
Öffnen die Klappen vollständig, wenn die Ventilatoren unter
Volllast gefahren werden?
Luftführung/Querschnitte: Über die Zuluftöffnungen kann nur dann genug frische Luft zu den
Tieren gelangen, wenn die Querschnitte groß
genug sind. Deshalb werden Zuluftöffnungen und
Kanal-Querschnitte exakt vermessen. Bei Bedarf
wird auch die Geschwindigkeit erfasst, mit der
die Zuluft ins Abteil strömt. Ist sie zu hoch, weil
die Querschnitte zu klein sind, verteilt sich die
Zuluft ungleichmäßig, und es entsteht Zugluft.
Stallbau
Funktionieren die Stellklappen? Die Lüftungsrate im
Abteil ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Ventilatoren und Stellklappen. Deshalb muss auch die Funktion
bzw. exakte Stellung der Stellklappen überprüft werden.
Dazu sind zwei Personen erforderlich: Einer stellt am
Klimaregler per Hand die Luftrate nacheinander auf 0 %,
20 % bzw. 100 %, und die zweite Person kontrolliert, ob die
Position der Stellklappen zur jeweiligen Luftrate passt
(0 %: Bild links; 20 % mittleres Foto; 100 %: Bild rechts).
Dabei zeigt sich auch, ob die Stellantriebe funktionieren.
Fotos: Heil
Testalarm auslösen: Zum Stallklima-Check gehört auch ein Probealarm. Dabei zeigt sich, ob Alarmgeber,
Warnleuchten und die automatische
Alarm-Weiterleitung an eingespeicherte Festnetz- oder Mobilfunknummern
einwandfrei funktionieren. Viele Klimacomputer verfügen über eine Taste
bzw. integrierte Funktion zum Auslösen des Probealarms. Alternativ kann
auch manuell die Solltemperatur hochgestellt oder die Alarmgrenze abgesenkt werden. Vergessen Sie jedoch
nicht, nach dem Probealarm
die Werte wieder zurückzustellen!
Akkus überprüfen: Moderne Lüftungsanlagen sind mit einer Notöffnung der
Lüftungsklappen bei Stromausfall ausgestattet. Akkus versorgen die Stellmotoren mit dem nötigen Strom, um die Klappen vollständig zu öffnen. Diese
Akkus müssen spätestens alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Das gilt auch
für den oder die Akkus der Alarmanlage. Um den Wechseltermin nicht zu
verpassen, wird auf dem Akku mit einem Folienstift eingetragen, wann die
Akkus in Betrieb genommen wurden.
S 32
top agrar 1/2015
Schadgase messen: Fallen dem
Prüfer Mängel bei der Luftqualität auf, kann es sinnvoll sein, die
Schadgase und die Luftfeuchte zu
messen sowie eine Nebelprobe
durchzuführen. Die Luftfeuchte
im Stall sollte zwischen 65 und
80 % liegen. Kritisch wird es über
95 % bzw. unter 50 %. Bei den
Schadgasen werden in erster Linie
der CO2- und NH3-Gehalt gemessen. Der CO2-Gehalt darf auf keinen Fall den Grenzwert von
3 000 ppm überschreiten. Und der
Ammoniak-Grenzwert liegt bei
20 ppm. Die Messung wird dicht
über den Tieren durchgeführt. Die
Schweine dürfen aber nicht direkt
auf das Messgerät atmen, sonst
werden die Werte verfälscht!