Kunstvolle Krippen von Neapel bis Bayern

Kunstvolle Krippen von Neapel bis Bayern
„Jetzt fehlt uns nur noch eine Schwimmkrippe im Bad“, so scherzt Margarete Kölbls Ehemann Michael manchmal – und Wasserburgs Bürgermeister hat damit nicht ganz Unrecht. Rund hundert Krippen umfasst die Sammlung seiner Frau, die jetzt im Café Altensee zu sehen ist. Das Besondere: Alle Kripperl sind selbst gebaut! Wie viele es genau
sind, da ist sich Margarete Kölbl nicht ganz sicher. Sicher ist aber, dass ihre Krippen viel
zu kunstfertig und aufwendig sind, um sie auch nur in die Nähe einer Badewanne zu
stellen.
„Krippen haben mich schon immer begeistert“, so Margarete Kölbl. Schon als Kind sei sie
fasziniert von der Krippensammlung des Nationalmuseums in München gewesen, wohin ihr Vater,
ein Kunsterzieher, sie mitgenommen hatte. Seit gut 30 Jahren baut sie nun selbst Krippen und hat
sich über die Jahre großes Wissen und große handwerkliche Fertigkeit angeeignet.
Ihre besondere Leidenschaft gilt dabei den Krippen, wie sie in Neapel zur Zeit des Barock gefertigt wurden. Dort war früher eine ganze Industrie mit diesem Kunsthandwerk beschäftigt. „Die
sind einfach am ausdrucksstärksten, die haben die größte Typenvielfalt.“ Die neapolitanischen Figuren bleiben durch ihre Drahtkonstruktion an Körper und Gliedmaßen biegsam und gelenkig, die
Köpfe aus Ton sind fein modelliert und die winzigen funkelnden Glasaugen, die eingesetzt werden,
verleihen jeder Figur einen Charakter – worauf in der neapolitanischen Tradition besonders wert
gelegt wird. Zwielichtige Gestalten finden dort ihren Platz neben den Heiligen. So wie im echten
Leben auch.
Immer wieder fährt Margarete Kölbl nach Neapel, um sich Inspiration und auch Materialien zu
holen. Die speziellen Stoffe mit den kleinen Mustern und feinen Seidengeweben, aus denen in tage-
langer Kleinarbeit die kleinen Kleider für Maria, Josef und das Jesuskind geschneidert werden,
bezieht sie zum Teil von dort.
Auch die bayerische Krippentradition pflegt Kölbl. „Jesulein im Paradiesgarten“ war eine vor allem
in bayerisch-österreichischen Raum beliebte Darstellungsform der Krippenszene, die sie mit
Wachsfiguren im Stil des Barock umgesetzt hat. In Bayern verbreitet waren auch Papierkrippen,
bei denen die Figuren ausgeschnitten, bemalt und dann in einem Kasten angeordnet werden.
Wenn alle anderen ihre Krippen nach den Festtagen zurück auf den Speicher tragen, endet für
Margarete Kölbl das Krippenjahr längst nicht. Sie betreibt ihr Hobby Sommer wie Winter, das
ganze Jahr. „Das ist nichts, wo man meinen braucht, man fängt vier Wochen vor Weihnachten mal
an“, so Kölbl. Die Arbeit ist kleinteilig und langwierig. Und zu ihren eigenen Krippen kommen
noch Aufträge oder Ergänzungen für bestehende Barockkrippen. So hat sich unlängst eine Kundin
eine Figur in den Kopf gesetzt, die in einer Szene am Rand einer neapolitanischen Krippe einen
Schubkarren mit Weintrauben schiebt. Für Margarete Kölbl bedeutete das, jede der winzigen
Weintrauben einzeln in Wachs zu tauchen und an die Reben zu setzen – solange, bis die
Schubkarre voll war.
Eine Auswahl an ihren Krippen ist nun bis Lichtmess von Freitag bis Sonntag im
Gasthaus-Café Altensee in der Gemeinde Soyen zu bewundern.
Foto oben: Margarete Kölbl mit Konditormeisterin Barbara Hinterberger vom Altensee
bei der Übergabe einer neapolitanischen Kastenkrippe.