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BZB Dezember 16
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Reise und Kultur
KZVB
„Obergrenzen für Sachsen
und Thüringer“
Wolfgang Krebs brilliert in der „Watschenbaum-Gala“
Im Stile einer Nummern-Revue präsentiert Krebs
verschiedene Kandidaten für den Preis, „den keiner haben will“. Die „Laudationes“ halten prominente Zeitgenossen, allesamt dargestellt von Wolfgang Krebs. Genüsslich darf sich Horst Seehofer
über seinen Kronprinzen Markus Söder auslassen,
der unlängst als König Ludwig II. auftrat und dafür viel Kritik erntete. Er werde persönlich einen
Spaziergang am Starnberger See mit ihm machen,
frotzelt Seehofer. Auch der bayerische Innenminister Joachim Hermann darf seinen Kandidaten für
den „Watschenbaum“ benennen. Krebs imitiert
ihn ebenso vortrefflich wie Günther Beckstein, die
„Fünf-Minuten-Terrine der CSU“. Sogar an Frauenrollen wagt sich das Universalgenie und wächst dabei über sich selbst hinaus. Angela Merkel berichtet
von ihrem ersten Bayern-Urlaub. „Die Bayern haben Spaß daran, sich zu beleidigen“, stellt sie beim
Besuch in einer Metzgerei fest. Vielleicht erklärt ja
das auch den Umgangston der CSU mit ihr.
Krebs’ zweieinhalbstündiges Programm ist eine
gelungene Mischung aus Comedy und politischem
Kabarett. Er schaut nicht nur den Prominenten im
Freistaat aufs Maul, sondern auch den „einfachen
Leuten“. Schorsch Eberl, Funktionär im Veteranenverein, darf die Hochzeitsrede für eine „schiache
Großbäuerin“ halten, die in Hussein aus Syrien
endlich einen Ehemann findet. Mit dem Gummiboot sei er zu ihr gekommen, wie zuvor schon der
dicke Basti von der Freiwilligen Feuerwehr. Kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren – was
soll’s, denn in Bayern gelte seit jeher das Motto
„Liebe vergeht, Hektar besteht“. Und wenigstens
saufe der muslimische Flüchtling den Bayern das
Bier nicht weg.
Foto: Südpol Music GmbH
Die Welt ist aus den Fugen geraten. Da kann es
durchaus hilfreich sein, bei einem Kabarettisten
nach Erklärungen zu suchen. Vor allem, wenn er
Wolfgang Krebs heißt. In seinem neuen Programm
„Die Watschenbaum-Gala“ überzeugt „der Meister der geschliffenen Pointe und genialen Perücke“
nicht nur in seiner Paraderolle als „Ministerpräsident des ehemaligen Bayern“, sondern in fast
20 anderen Rollen.
In seinem neuen Programm „Die Watschenbaum-Gala“ wächst Wolfgang Krebs über sich selbst hinaus. Fast 20 Personen und Persönlichkeiten, von Edmund Stoiber bis Angela Merkel, parodiert der Kabarettist.
20 Ronnys sind genug
Geradezu beängstigend gut parodiert Krebs mittlerweile den Alt-Ministerpräsidenten „Dr. Dr. Dr.“ Edmund Stoiber. „Ich fühle mich wie auf dem CSUParteitag“, meinte eine Zuschauerin bei der Premiere
des Programms im Münchner Schlachthof. Wie das
Original redet sich Krebs in Rage, wenn es um das
Schicksal Bayerns geht. Selbstverständlich brauche
es Obergrenzen für Zuwanderer, aber nicht nur für
Afghanen oder Afrikaner, sondern auch für BadenWürttemberger, Sachsen und Thüringer. 20 Ronnys
und zehn Mandys pro Monat seien genug.
Aber auch leise, ja philosophische Töne schlägt
Krebs an. Mangelnden Optimismus macht er bei
den Deutschen aus. Das merke man schon an der
Sprache. Drei Vergangenheitsformen stünde ein
Präsens gegenüber. In der Oberpfalz spreche man
sogar fast ausschließlich im Perfekt, weil dort so
wenig passiere.
Und natürlich geht er als guter Kabarettist auch auf
aktuelle Ereignisse ein. Das erwarte ja schließlich die
Presse von ihm. So überrascht es nicht, dass bei der
Vorstellung im Münchner Schlachthof auch Frauke
Petry und Donald Trump für einen Watschenbaum
nominiert wurden. Für wen sich das Publikum entschied, das wird an dieser Stelle nicht verraten.
Mit der „Watschenbaum-Gala“ ist Wolfgang Krebs
das ganze nächste Jahr in vielen Städten Bayerns
unterwegs. Die Termine finden Sie im Internet auf
wolfgangkrebs.com.
Leo Hofmeier