Long-Short Wie funktionieren Long-short-Investments? Long-short-Ansätze haben sich fest im Universum der alternativen Investments etabliert. Um möglichst marktunabhängig positive Erträge zu erwirtschaften, können Anleger dabei auch von Abwärtsphasen profitieren Dreimal lang, dreimal kurz. Mehrfach hintereinander gesendet, bezeichnet dies den internationalen Morse-Notruf SOS. Sowie ein Morsecode über zwei verschiedene Zustände definiert wird, nämlich kurz und lang, stehen im Finanzjargon die englischen Begriffe „long“ und „short“ für eine Investmentstrategie, die mittlerweile in verschiedenen Anlagekonzepten zum Einsatz kommt. Ziel ist es dabei, nicht nur die Chancen auf Wertzuwächse beziehungsweise Erträge an den Kapitalmärkten zu erhöhen, sondern auch die Rückschlagrisiken eines Portfolios zu mindern. In einem Umfeld steigender Schwankungen an den Märkten und aufgrund der durch die Notenbankpolitik des extrem billigen Geldes wegbrechenden Zinsen suchen viele Anleger Orientierung und quasi ein rettendes Ufer, an dem sie mit ihrer Kapitalanlage wieder Geldverdienen können. Anders als im Morsealphabet stehen die Begriffe „lang“ und „kurz“ beziehungsweise „long“ und „short“ in der Anlegersprache vielmehr für die Richtung, in die sich die Kurse von Wertpapieren entwickeln. Im klassischen Verständnis des aktiven Managements von Anlageportfolios sollen Anleger an steigenden Notierungen von Anlageinstrumenten wie zum Beispiel Aktien, Renten, Rohstoffe oder Währungen verdienen. Mit anderen Worten: Man kauft zum Beispiel eine Aktie zu möglichst niedrigen Preisen und verkauft diese dann zu einem höheren Preis, um dementsprechend einen Veräußerungsgewinn zu realisieren. Der Anlageprofi spricht bei diesem Ansatz von einer „Long-Strategie“, wobei „long“ den Prozess steigender Kurse bezeichnet. Anlagestrategien, die sich gezielt der Erwirtschaftung von Wertzuwächsen durch steigende Kurse widmen, werden häufig „Long-only“ genannt. Shortselling und Leerverkäufe: Wesentliche Regulierungsansätze auf europäischer und nationaler Ebene Quelle: Bundesverband Alternative Investments Nicht nur Buy and Hold Lange Zeit waren Investmentkonzepte ausschließlich auf dieses Urverständnis der Kapitalanlage ausgerichtet. Mit „Buy and hold“, also „Kaufen und Liegenlassen“, ließ sich über Jahrzehnte fast nichts falsch machen, denn langfristig entwickelten sich Börsenkurse im Saldo stets nach oben. „Seit Anfang des neuen Jahrtausends zeigen sich die Finanzmärkte aber weitaus unberechenbarer, nicht zuletzt durch die zunehmende Einflussnahme von Politik und Notenbanken. Viele klassische Managementansätze stoßen an ihre Grenzen“, erklärt James Clunie, Honorarprofessor im Bereich Finanzwissenschaft an der University of Edinburgh, der seit 1989 seine Erkenntnisse auch praktisch in die Investmentbranche einbringt. Alternative Herangehensweisen ziehen daher in Betracht, auch von negativen Unternehmensentwicklungen zu profitieren, die in der Regel zu sinkenden Kursen führen. Und genau hier setzen Short-Strategien an. Dabei lassen sich im Rahmen einer aktiven Portfoliosteuerung negative Erwartungen der Fondsmanager an die Entwicklung eines Unternehmens gezielt über die Eröffnung von Short-Positionen abbilden. Möglich wird dies bei UCITS-Fonds etwa über einen CFD-Trade (siehe Grafik unten). Die Abkürzung CFD leitet sich von Contracts for Difference (Differenzkontrakte) ab und bezeichnet Derivate, die mit und ohne Hebel auf Aktien, Zinsen, Devisen, Indizes und Rohstoffe setzen können. Beispiel: Hebelwirkung bei einem Short-Trade mit CFDs Mit CFDs kann ein Fondsmanager von fallenden Märkten profitieren, indem er „short” geht. Das untenstehende schematische Beispiel mit CFDs auf die Bayer-Aktie verdeutlicht die Funktionsweise eines solchen Short-Trades: Die Bayer-Aktie notiert auf Xetra bei 50 Euro (Geldseite) zu 50,12 Euro (Briefseite). Der Kurs des Bayer-CFDs ist identisch. Der Fondsmanager setzt auf fallende Kurse und verkauft 300 CFDs auf die Bayer-Aktie zum nachgefragten Preis von 50 Euro (Verkaufswert = 15.000 Euro). Die Margin für dieses Geschäft beträgt 10 Prozent (Kapitaleinsatz = 1.500 Euro). Nachfolgende Tabelle zeigt die Renditebetrachtung dieser Transaktion in Abhängigkeit vom Kursverlauf des Bayer-CFDs nach 3 Handelstagen: *ohne Berücksichtigung von Transaktions- und Finanzierungskosten Quelle: CFX Broker Der Kurs des CFDs leitet sich von einem zugrundeliegenden Basiswert (Underlying) ab. Zum Einsatz kommt nicht die sonst übliche Investitionssumme, sondern lediglich eine sogenannte Margin (Sicherheitsleistung). Über CFDs besteht auf diese Weise die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz das gleiche Kapital zu bewegen wie bei einem Direktinvestment. Wichtig: Da bei einem solchen Geschäft insbesondere beim Einsatz eines Hebels nicht nur Gewinne, sondern auch stärkere Verluste möglich sind, sollte das Fondsmanagement über entsprechende Erfahrung mit der Materie verfügen. Klar ist aber: Dem Long-short-Ansatz, also der geschickten Kombination von Strategien, die sowohl auf steigende als auch auffallende Kurse setzen, kommt insbesondere in alternativen Investmentansätzen eine hohe Bedeutung zu, da diese darauf abzielen, in nahezu jeder Marktsituation für den Anleger positive Ergebnisse zu erzielen. So sind Short-Positionen häufig integraler Bestandteil von Absolute-Return-Strategien, die sich eben eine solche Allwettertauglichkeit auf die Fahnen schreiben. Dazu gehört auch das britische Investmenthaus Jupiter Asset Management, dessen Absolute-Return-Bereichseit 2013 von James Clunie verantwortet wird. Suche nach Katalysatoren Seine Short-Strategie bringt Clunie vereinfachend so auf den Punkt: „Man muss sehr genau beobachten, wie sich andere Marktteilnehmer verhalten. Wenn sie ihre Aktivitäten steigern, ist das ein gutes Signal für den Aufbau einer eigenen Short-Position in einem bestimmten Titel.“ Und der Experte ergänzt: „Wenn man ein überbewertetes Asset gefunden hat, lohnt es sich, noch ein bisschen abzuwarten, bis ein klarer Katalysator auftaucht, der den Kurs nachunten drückt.“ Zu solchen Katalysatoren zählen für den Jupiter-Mann zum Beispieleine Gewinnwarnung eines Konkurrenten, Verkaufstransaktionen der Vorstände oder auch Probleme mit der Produktpalette. Vor allem Geduld ist für Clunie der Schlüssel, um beim „Short-Selling“ erfolgreich zu sein. Außerdem sei auch nichts dabei, mal Fehler einzugestehen und Verluste zu realisieren. Allem voran steht immer ein anfängliches Screening anhand quantitativer Faktoren, gefolgt von Fundamentalanalysen, mit denen er herausfindet, ob ein Titel unter- oder überbewertet ist. Eine Aktie, die nach Ansicht des Experten aktuell überbewertet ist und sich für den Aufbau einer Short-Position lohnen sollte, ist die des US-amerikanischen Video-Streaming-Anbieters Netflix. Die Bewertung des Unternehmens, das seinen Kundenstamm in den vergangenen Jahren mit einem günstigen und werbefreien Angebot an Filmen und Serien schnell ausgebaut hat, ist mit der wachsenden Popularität rasant gestiegen. Parallel hat aber die Profitabilität nicht im gleichen Maße zugenommen. Außerdem sitzen dem Unternehmen große Konkurrenten im Nacken, wie zum Beispiel Amazon, die ihr Video-on-Demand-Angebot ebenfalls stark ausbauen. Insofern könnten immer mehr Anleger ihre Annahmen hinsichtlich der weiteren Zukunftsfähigkeit des Unternehmens hinterfragen und mit einer Verkaufswelle deutliche Kursverluste auslösen. Wer in diesem Fall eine Short-Position auf die Netflix-Aktie aufgebaut hat, würde also von dem Kursrückgang profitieren und auf der Gewinner- anstatt auf der Verliererseite stehen. Aufwärtspotenzial nutzen „Long“ geht Clunie aktuell zum Beispiel bei der Aktie des dänischen Reedereikonzerns AP Moeller-Maersk. Das heißt, hier sieht er eine Unterbewertung mit einem entsprechenden Aufwärtspotenzial des Aktienkurses. Hintergrund: Zuletzt war das Papier durch den Rückgang der Frachtraten und den stark gefallenen Ölpreis unter die Räder gekommen. „Alles nicht so schlimm“, betont der Head of Strategy Absolute Return bei Jupiter Asset Management– und verweist darauf, dass AP Moeller-Maersk langfristig gut im Markt positioniert und nicht von einer Pleite bedroht sei. Der Experte: James Clunie Der Honorarprofessor an der University of Edinburgh leitet den Bereich Absolute Return bei Jupiter Asset Management und verwaltet den Jupiter Global Absolute Return SICAV. Fakten zu Jupiter Asset Management Jupiter wurde 1985 als Investmentboutique gegründet und gehört heute zu den renommiertesten Fondsgesellschaften Großbritanniens mit wachsender Präsenz in Europa und Asien. Jupiters Kernkompetenz reicht von Aktien (global, Europa, Schwellenländer) über Anleihen weltweit bis hin zu Multi-Asset- und Absolute-Return-Strategien. Im Mittelpunkt des aktiven Fondsmanagements steht das Ziel, solide Erträge auf mittel- bis langfristiger Basis bei Vermeidung unnötiger Risiken zu erwirtschaften. Dieser Artikel erschien am 16.12.2016 unter folgendem Link: http://www.dasinvestment.com/long-short-wie-funktionieren-long-short-investments/ Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
© Copyright 2024 ExpyDoc