Itas Auftrag

SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Feature
Itas Auftrag
Nepal nach der Katastrophe
Von Johanna Fricke
Sendung: Mittwoch, 14. Dezember 2016
Redaktion: Wolfram Wessels
Regie: Johanna Fricke und Michael Lissek
Produktion: SWR 2016
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede
weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des
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INTRO
ITA: Moi, je parles en Népalais ou…? Francais? Je parles dans quelle langue? C'est
le plus facile c'est quoi pour vous? (LACHEN)
ERZÄHLERIN: Sprechen wir Nepali oder Französisch?
ITA: Les deux? (Lachen) Mero nam Ita Bahadur Ghale ho, ma Barpak maa
janmaeko ho. Ma Barpak maa mero balekhel bitiyo...
SPRECHER: Ich heiße Ita Bahadur Ghale. Ich wurde in Barpak geboren.
ERZÄHLERIN: Das liegt in Nepal. Die Häuser des Dorfs waren früher aus Steinen
und Holz. Nicht erdbebensicher.
ITA: Je suis simple, un garçon qui est très simple...
SPRECHER: Ich bin ein einfacher Mann.
ERZÄHLERIN: Kein Ingenieur oder so.
ITA: C'est à dire que je suis pas ingénieur et je travailles comme tous le monde...
SPRECHER: Ich bin mit einer Französin verheiratet. Wir leben in Frankreich.
ITA: … à un salaire basique. Je gagne ma vie, je vis la vie normale. Ca veut dire,
avec ça je peux pas aider à tous qui ont un problème dans les villages au Népal.
SPRECHER:
Ich arbeite und verdiene ein kleines Gehalt. Es reicht zum leben. Damit will ich
sagen, ich kann nicht allen Menschen in Nepals Dörfern helfen.
ATMO BUSFAHRT; STIMMEN; LEISE MUSIK
ERZÄHLERIN: Seit den Erdbeben im April und Mai 2015 lebt ein Großteil der
Nepalesen in Zelten, Blechhütten, zwischen den Trümmern ihrer Häuser. Auch Itas
Großeltern.
ITA: Je vais faire une cabane, une petite maison pour mes grand-parents, pendant
mes vacances...
SPRECHER: Ich will ein kleines Haus für meine Großeltern bauen, während meines
Urlaubs. Ich habe sechs Wochen Zeit.
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ANSAGE:
Ita's Auftrag. Nepal nach der Katastrophe.
Feature von Johanna Fricke
SZENE: BUSFAHRT I
ATMO: BUS; HUPE; MANN SPRICHT NEPALI
ERZÄHLERIN: September 2015. Sechs Monate nach zwei schweren Erdbeben im
Himalaja. Ita Ghale ist auf dem Weg in seinen Heimatort Barpak, einem 2000Einwohnerdorf im Distrikt Gorkha.
ATMO: BUS FÄHRT AN
ERZÄHLERIN: Der Sitz im Bus ist kaputt. Es ist eng. Überall Menschen, Packsäcke,
Hühner - eine Ziege ist auf dem Dach angebunden. Ita sagt, dass die Reise nach
Barpak normalerweise sechs bis zehn Stunden dauert. Falls nicht ein weiterer
Erdrutsch oder eine Demonstration dazwischen kommt.
ATMO: ITA SPRICHT LEISE
SZENE: PANTA
ATMO TASTATURTIPPEN, LEISE MUSIK
PANTA: Yesterday there was another one, earthquake in Humla!
ERZÄHLERIN: Kathmandu. Der Mann am Schreibtisch heißt Khadka Raj Panta. Er
arbeitet als Trekking-Guide und Journalist.
PANTA: It was 4.1 magnitude earthquake with epicenter in Humla district. It was
recorded by the national seismologic center at 1:31pm this afternoon.
ERZÄHLERIN: Es gibt immer noch Nachbeben in Nepal. Panta ist einer der vielen
Freiwilligen, die sich an Rettungsmaßnahmen beteiligt haben.
PANTA: Of course, everyone can remember. Because it was not just one time and
one day. It was almost everyday and many times, several times. We cannot forget it
easily.
SZENE: ITA - NACHRICHT VOM ERDBEBEN
ATMO RUHIG
ITA: Il a eu des tremblements de la terre au Népal et je mes suis dis (...) je croyais
pas.
ERZÄHLERIN: Als Ita die Nachricht vom Erdbeben bekam, konnte er es nicht
glauben.
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ITA: On l'a eu avant aussi mais c'était petit et je croyais pas que c'était un vrai
catastrophe Et j'étais au boulot, dans la journée il y avait la message (...)
SPRECHER: Es hat schon früher welche gegeben, aber die waren klein. Niemand
hätte gedacht, dass es eine solche Katastrophe wäre. Ich war in Frankreich und an
der Arbeit, als ich davon erfuhr.
ERZÄHLERIN: Er hatte große Angst um die Familie.
SPRECHER: Sofort habe ich überlegt, wann ich nach Nepal fliegen kann, um meine
Großeltern zu sehen.
ITA: Tout de suite j'aie me demandé quand je peux y aller pour voir mes grandparents et les parents, les amis...
SPRECHER: Und meine Eltern und Freunde.
ERZÄHLERIN: Auf Fotos vom Dorf sah man nur Staubwolken und Schutt.
SPRECHER: Gebrochene Arme, viele Schwerverletzte. Meine Cousine hatte sich
den Fuß gebrochen. Niemand wusste, wie viele Tote.
ITA: ... il y a une cousine qui a cassé un pieds il y avait pleins de … de la famille
éloignée qui ont cassé des bras, il y avait pleins des choses,qui ont pas mal des gros
blessures.
SZENE: BUSFAHRT II
MUSIKER SPRICHT; SPIELT SARANGI; SINGT
ERZÄHLERIN: Auf dem Weg in Itas Dorf steigt ein Musiker zu. Er singt ein Lied über
das Erdbeben. Über die vielen Todesopfer. Und über die schwere Zeit danach.
ITA: Un mois apres je crois - les nourritures qui ont donné par l'aide international...
SPRECHER: Die Lebensmittelspenden sind erst einen Monat nach dem Beben in die
Dörfer gekommen.
ITA: Ils ont eu deux sacs ris, pleins des choses, mais, un mois plus tard quoi - c'est
vraiment dommage!
SPRECHER: Dort haben die Leute zwei Sack Reis, Kekse, Öl und Salz bekommen,
aber wie gesagt: erst einen Monat später. Ich finde, das ist erbärmlich. Aber so läuft
die Politik wohl.
ITA: Il y a de la politique que j'arrive pas à comprendre c'est vraiment plein de
contrôle, voilà.
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SPRECHER: Ich verstehe nicht viel davon, aber es gibt einfach zu viele Kontrollen.
ATMO: MUSIKER REDET AUF NEPALI
SZENE: CAMP - BHOMPA SUNAR UND DIRAJ RAI
ATMO: HUPEN; STRASSENLÄRM
ERZÄHLERIN: Der Bus hält an einer Tankstelle. Benzin ist im ganzen Land knapp.
Busse, Trucks und Motorräder bilden lange Warteschlangen. Das Warten kann
Stunden dauern. Tage. Am Straßenrand stehen Zelte, zusammengedrängt zu einem
Camp, groß wie ein Fußballplatz.
JUNGE: We have many problem...One day eating one day not eating. And we stay in
dark light, at night...
ERZÄHLERIN: Behausungen aus Pappe und Papier von alten Bollywood Filmplakaten, oder aus Plastikplanen, auf denen die Logos internationaler
Hilfsorganisationen bereits verblassen. Nackte Füße, von grauem Staub bedeckt.
Lebhafte Augen.
ITA: Tous ça les gens ils sont là, par-ce que la haut tout est détruit. Et ils peuvent
pas refaire la haut. Et ils sont là pour quelques temps je crois.
SPRECHER: Diese Leute sind hier, weil ihre Häuser zerstört sind. Ich glaube, sie
können nur für eine begrenzte Zeit bleiben, weil ihnen das Land nicht gehört.
ITA: Tout le temps je pense pas, parce que les terrains c'est pas à eux... Après le
tremblement de la terre tout le monde à trouvé la meme chose.
ERZÄHLERIN: Das Erdbeben hat alle gleichermaßen betroffen.
ITA: Mais eux ils ont pas les familles qui travailles à l'extérieur.
ERZÄHLERIN: Aber diese Leute haben keine Angehörigen, die im Ausland arbeiten
und ihnen helfen können.
BHOMPA SUNAR: (spricht NEPALI ) yahaa baseko? Baisagh bata baseko...
SPRECHER: Wir leben seit dem Erdbeben hier, schon über sechs Monate.
Inzwischen sind wir sehr viele Menschen, einige sind später gekommen.
DIRAJ RAI: You want to look my tent? (Johanna: Ja!)
ATMO: LAUFEN DURCHS CAMP
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ERZÄHLERIN: Der Junge namens Diraj führt durch das Camp. Im Zelt von Phul
Maya gibt es Tee. Der ist von den Lebensmittelspenden übrig geblieben.
PHUL MAYA: (NEPALI) kota chaaina (…) eota eota balti, eota jug dinnu bho haami
buda budi lai. Ani tyesma pani khanchu mahile.
SPRECHER: Als das Erdbeben kam, konnte ich nur mein Leben retten. Eigentlich
stammt mein ganzer Besitz aus Spenden.
ERZÄHLERIN: Eine Decke, ein Eimer, ein Plastikkrug, aus dem sie Wasser trinkt.
Und ein kleiner Ofen ohne Brennstoff – den hat eine Hilfsorganisation da gelassen.
DIRAJ: (NEPALI)... tapaile yo newspaper, tv maa halnu parcha, ho ki hoina?...
SPRECHER: Meine Nachbarin holt Kräuter aus dem Wald und stellt daraus dieses
Räucherwerk her. Sie verdient weniger als 100 Rupien am Tag – Das kannst du doch
im Ausland in der Zeitung schreiben, oder nicht? Da kriegst du viel Geld Journalisten verdienen doch viel, bestimmt 6000 bis 8000 Rupien. Du kannst
schreiben, dass meine Nachbarin nur 100 Rupien verdient.
ERZÄHLERIN: Das sind nicht einmal 1 Euro am Tag.
SZENE: BUSFAHRT III
ERZÄHLERIN: Die Fahrt geht weiter.
ATMO: BUS FÄHRT AN
ITA: Mon village c'est Barpak, voila, c'est un grand village, normalement si on
habitent tous le monde à peu près dans les deux milles... Normalement dans le
village c'est des enfants, personnels âgées, et les femmes...
SPRECHER: Barpak ist ein großes Dorf, wenn alle da sind. Aber die meiste Zeit
leben dort nur Kinder, alte Leute und Frauen.
ERZÄHLERIN: Der Großteil der Männer ist im Ausland, oder beim Militärdienst. Geld
verdienen.
ITA: La plupart du temps, sinon touts les hommes la pluspart ils ont soient dans les
militaires, à l'étranger... C'est un village super, c'est un bon village, mais pour le
moment …
SPRECHER: Es ist ein schönes Dorf, wenn es erst wieder aufgebaut ist. Im Moment
stecken alle in Schwierigkeiten.
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ITA: ... ils vont refaire, je pense que pour le moment ça va revenir la meme chose, on
va refaire un bon village. Plustard, pour le moment c'est dans les difficultés le village,
voilà.
SZENE: PANTA – THE RESCUE
ATMO: MUSIK AKZENT, TASTATURTIPPEN
ERZÄHLERIN: Der Journalist Panta erinnert sich an die Rettungsmaßnahmen.
PANTA: We cannot say they didn't do, because they did, more or less. first, the
rescue… the Nepalese military they worked hard, a lot. Just the problem was we
didn't have enough helicopters. Otherwise we wouldn't need support from other
countries.
SPRECHER: Wir können nicht sagen, sie hätten nichts getan. Denn es gab
Rettungseinsätze. Das nepalesische Militär hat hart gearbeitet und schnell. Das
Problem war nur, dass wir zu wenige Helikopter hatten. Sonst hätten wir nicht so
dringend Unterstützung aus dem Ausland benötigt.
PANTA: The India react first, and you see, how paralyzed our government is. After
four hours of earthquake the Indian government they called a ministry level meetings
to talk about Nepal...
SPRECHER: Indien reagierte zuerst. Daran kannst du sehen, wie gelähmt unsere
Regierung ist. Vier Stunden nach dem Erdbeben berief die indische Regierung eine
Sondersitzung des Ministeriums ein, um über Nepal zu reden. Die nepalesische
Regierung hat geschlafen.
PANTA: … and Nepalese government was sleeping, they did nothing. And after
China also react, said ok we want to help to the Nepalese people we can do
something and in this moment, Japanese and Chinese they did well for the country,
they did good things.
SPRECHER: Später hat auch China reagiert. Japan und China, beide Länder haben
geholfen. Und viele andere auch.
ZWISCHENSZENE: SUMMIT I
ATMO: Summit Stimmen Sprechen Englisch Frau: what's your name?
(Johanna). Take a program, and are you having lunch?
ERZÄHLERIN: Kathmandu. In einem der besseren Viertel findet ein Workshop statt:
Zu ökologisch nachhaltigen Bautechniken.
ATMO: Frau: If you have lunch, then talk to him...
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MIKROFONSTIMME: Ähm... so, I'm being the announcer as well now (MIKRO
PFEIFT) this is an earth bag rebuild summit…is sharing the idea who build earth bag
in Nepal, who build earthbag around the world...
ERZÄHLERIN: Der Eintritt ist frei. Aber die Verpflegung kostet 8 Euro. Das ist viel.
VOLUNTEER... because the house has no walls, only one wall left...
SPRECHER: Da ist eine Frau und ich will ihr ein Haus bauen...Den Namen des Dorfs
habe ich vergessen, es gibt einfach zu viele Dörfer.
VOLUNTEER… The village name I don't remember, there is too many villages. But
there is a few other villages...
ITA: Ils ont pas encore décidé pour la reconstruction, par-ce qu'il y a pleins des gens
qui ont dit qu'ils vont faire des constructions, ils vont ramener les projets des
construction, mais, ils ont parlé, mais la réalité jusqu'à maintenant personne a
reconstruit. Alors, ils ont rien décidé pour faire, ça reste dans la parole.
ERZÄHLERIN: Ita will erst mal herausfinden, was die Leute in seinem Dorf
vorhaben.
SPRECHER: Es waren schon mehrere Hilfsorganisationen da, aber bisher haben sie
nur viel geredet. Noch hat niemand etwas aufgebaut.
MIKROFONSTIMME: So it's very nice to have everyone here, so we talk... and listen
to everything a little bit, and then we have a workshop. We will discuss in the
workshop about our experience and I like to thank you for everyone coming to here...
SZENE: BUS HÄLT, ANKUNFT IN BALUWA
ATMO: BUS HÄLT
ERZÄHLERIN: Baluwa – die Endhaltestelle.
ITA: Terminé! ... On est arrivés. Mais à mon avis on peut pas aller jusqu'au village
aujourd'hui – on va marcher jusqu'à Rangrung, un peu plus loin et partir demain
matin...
SPRECHER: Von hier müssen wir laufen. Ich glaube nicht, dass wir es heute bis ins
Dorf schaffen. Wir gehen noch ein Stück, übernachten irgendwo und laufen morgen
früh weiter.
SZENE: NACHTS – ITAS HAUSPLANUNG
ATMO: GRILLENZIRPEN; PAPIER RASCHELT
ITA: Pour mon plan de maison?
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ERZÄHLERIN: Abends. Ita hat einen Bauplan gezeichnet.
ITA: Un plan pour une maison, pour mes grand-parents. Et j'ai fait une grand porte
ici...
ERZÄHLERIN: Das zukünftige Haus seiner Großeltern auf Papier. Es soll über einen
großen Innenraum mit einer zentralen Kochstelle, zwei Betten und einem
Waschbecken verfügen. Daneben gibt es ein Zimmer für Besucher und eine
Außentoilette.
ITA: et un grand pièce avec la cuisine...
ZWISCHENSZENE: SUMMIT
ATMO WORKSHOP ; MANN: Alrigth!
ERZÄHLERIN: Kathmandu.
VOLUNTEER: I've seen a woman there, five people... I wanted to start already but I
didn't wanna start without this. I actually didn't wanna start without the perfect
knowledge. I have a good idea anyway because I have seen lot's of photos.
(engineering background)…
SPRECHER: Ich wollte eigentlich schon mit dem Hausbau anfangen, aber nicht ohne
fundierte Kenntnisse. Ich kenne mich aus. Ich habe viele Fotos gesehen und bin so
etwas wie ein Ingenieur. Ich könnte schon anfangen zu graben, aber wir suchen
noch Leute – Wir wollen die Arbeit ja schließlich nicht selber machen.
VOLUNTEER: … I could have started digging but we just went down looking for
people do it for us. You gonna do it too?
SZENE: NACHTS II - ERDBEBENSICHER?
ATMO: GRILLENZIRPEN
ERZÄHLERIN: Und wenn die Erde wieder bebt?
ITA: Bah, nous on va réfléchir pour ça, pour trouver… contre les tremblements de
terre
SPRECHER: Wir werden Baustoffe finden, die ein Erdbeben aushalten.
ITA: … c'est à dire qu'il y a une technique qui va faire avec la maison costaux, et ça
va pas casser, ça casse pas.
PAPIER RASCHELT
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SPRECHER: Es gibt eine Technik, das Haus stabil zu bauen – mit einer Mauer hier,
gestützt durch drei Pfosten hier – es gibt viele solcher Techniken gegen Erdbeben.
So machen die das in Japan oder Haiti.
ITA: il y a des maison qui va faire une mur comme ça, protégé avec trois poteaux, de
loin... et il y a pleins des techniques pour les tremblement de la terre... comme au
Japon, comme au Tahiti, Haiti... du coup moi j'ai essayé de faire le maximum pour le
comfort, pour protéger... bientôt il va avoir très très froid...
SPRECHER: Ich tue was ich kann. Meine Großeltern brauchen ein richtiges Haus.
Bald wird es kalt werden. In einem Monat kommt der erste Schnee.
SZENE: MARSCH NACH BARPAK
ATMO: DRAUßEN, GRILLENZIPREN, VÖGEL – LAUFEN
ERZÄHLERIN: Der schnellste Fußweg nach Barpak, dem Wohnort von Itas
Großeltern, führt über einen sehr alten und sehr steilen Pfad. Dabei kommt man den
Bergen des Himalaya nahe.
ITA: Et le himalaya de Barpak s'appelle Boudha Himal, Rubing Na la, Lapra Dorje.....
Gorkha...
ITA: Bah, avant quand je travaillais guide de la montagne. Donc, j'ai encontré ma
femme et après je suis venir avec elle. Et on voulait pas vivre au Népal parce
qu'elle...
Pour elle c'est pas facile, elle aime la nourriture ça lui fait mal au ventre, avec les
épices. Elle aime bien mangé Francaise, parce que la nourriture ici souvent c'est
Daalbhat. Nous on aime bien, mais peut-être pour les Europeens ils ne l'aiment pas,
manger la meme chose tous les jours... Il y a des trucs que je comprends pas
(Lachen) il y a 150 sortes des fromages, (...) c'est trop pour moi…
SPRECHER: Bevor ich nach Frankreich ging, habe ich als Bergführer für Touristen
gearbeitet. Dann habe ich meine Frau kennengelernt und bin mit ihr gegangen. Sie
wollte nicht in Nepal leben.
ERZÄHLERIN: Sie verträgt das Essen nicht, die ganzen Gewürze.
SPRECHER: Wir essen hier immer nur Daalbhat, Reis mit Linsen. Wir mögen das.
Aber vielleicht mögen Europäer nicht jeden Tag das gleiche essen. In Europa gibt es
ja eine Riesenauswahl – 150 Sorten Käse!
ITA: … et il y a un centaine de choix. Et eux il le mettent dans la poubelles, un
camion ils jettent tous les jours. Ca c'est vraiment dommage.
ERZÄHLERIN: Und so viel wird weg geschmissen. In jedem Supermarkt ein
Lastwagen voll Lebensmitteln.
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SZENE: HILFE AUF DEN DÖRFERN
ATMO: PANTAS RAUM; MUSIKAKZENT
ERZÄHLERIN: Panta.
PANTA: I went little far from here, where the bus didn't go. Often there were rescue
teams and relief teams they go till there were the bus goes, where the car goes, and
they distribute and after they go back. It was only to take pictures...
SPRECHER: Ich war auch zu Fuß in ein paar abgelegen Dörfern, dort, wo kein Bus
hinkommt. Oft sind keine Rettungsteams da gewesen. Die fahren nur dorthin, wo sie
mit dem Bus oder dem Auto hinkommen. Manchmal nur, um Fotos zu machen.
PANTA: … and to put in Facebook also. There were very few who went walking on
foot to the villages...
ERZÄHLERIN: Nur wenige gehen zu Fuß in die Dörfer, um zu helfen.
PANTA: ... and to give something to the people.
SZENE: ANKUNFT IN BARPAK
ATMO: DRAUSSEN; GRILLENZIRPEN ITA: … thulo gate tyo, festival ko gate,
sabai bhatkiya.
ERZÄHLERIN: Barpak. Wir sind angekommen. Ita blickt auf das, was vom Dorf übrig
geblieben ist.
ITA: ...que des morceaux de bois, que des toiles, et vraiment n'importe comment.
SPRECHER: Nur Holzstücke, Steine, Geröll – alles durcheinander...
ITA: ...Une heure j'arrive pas à parler, je veux pas imaginer, je restais, je regardais,
c'est tout.
SPRECHER: Zuerst war ich wie gelähmt. Ich habe nur geschaut und konnte nicht
mal mehr sprechen.
ITA: Et apres petit à petit, deux trois jours après je remit ma morale un peu plus
active parce que je suis venu de loin.
SPRECHER: Dann habe ich mich zusammengerissen.
GETREIDE RASCHELT
ERZÄHLERIN: Zwischen den Trümmern wächst Hirse in grünen Büscheln. Die
verlorene Ernte vom letzten Jahr.
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ATMO: LAUFEN DURCHS DORF; Begrüßungen
ITA: Ici dans le village je connais quasiment tout le monde. Nous on est vraiment
proche. Il y a la famille proche, et après dans le village... c'est voila, c'est un bon
contact avec tout le monde.
SPRECHER: Hier im Dorf kenne ich fast jeden. Wir sind alle sehr eng – es gibt die
nahe Verwandtschaft, aber man versteht sich auch mit allen anderen im Dorf gut.
KINDER: HALLO HALLO; HÄMMERN; STIMMEN
ERZÄHLERIN: Ein Haus steht heil zwischen den Ruinen. Die Wände aus Beton sind
leuchtend blau angestrichen.
ITA: La maison qui est juste à coté, la personne qui l'a fait il a des contactes avec
l'étranger, du coup il l'a fait avec l'aide de l'étranger. Il a réussit pour faire l’électrice
ici dans le village.
SPRECHER: Das hat jemand gebaut, der Kontakte ins Ausland hat. Es hat sogar
Strom.
ITA: Est ce qu'on p eut voir ma maison toute suite ou on va chez mes parents? Il est
juste à coté. il faut passer comme ça …
SPRECHER: Wollen wir jetzt mein altes Haus ansehen, oder gehen wir erst zu
meinen Eltern? Es ist gleich nebenan...
ITA: (ruft) Ghamaraj! j'ai un ami qui habite là. on était ensemble à l'école… (spricht
Ghale)
SPRECHER: Ein Freund von mir wohnt hier, Ghamaraj Ghale - Wir waren
zusammen in der Schule.
SZENE: GHAMARAJ
ATMO: GHAMARAJ UND KINDER
SPRECHER: Ita war von Klein auf mein bester Freund.
GHAMARAJ: Happy feel when see, but when leaving with me sad...
From the childhood Ita is my best friend. We study together, same class childhood
and when we are growing little big we are together.. (NEPALI)
SPRECHER: Wir gingen zusammen im Wald jagen. In der Schule saßen wir
nebeneinander. Wir haben gemeinsam trainiert und uns bei der British Army
beworben. Manchmal haben wir von einem Teller gegessen.
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GHAMARAJ: NEPALI... together we...
SPRECHER: Aber er hat in Frankreich geheiratet und ist jetzt reich. Ich glaube, er
hat mich vergessen.
GHAMARAJ: I think, little careless with me, he. But he is rich now, before no rich,
before same me (Lachen), I think.
KINDER; FRAU; LACHEN
ERZÄHLERIN: Das Haus von Ghamaraj ist nicht eingestürzt. Aber Risse
durchziehen die Wände. Seine Familie wohnt nebenan, in einer Hütte aus
Wellblechstücken, mit einer Plane als Dach.
GHAMARAJ: Bukomba ko... NEPAL...
SPRECHER: Das ist sicherer, wegen der Nachbeben.
GHAMARAJ: NEPALI...
SPRECHER: Die Menschen konnten noch nichts wieder aufbauen, weil sie die
ganze Zeit warten.
ERZÄHLERIN: Auf neue Richtlinien für erdbebensichere Häuser.
GHAMARAJ: NEPALI... ahile samma ta ghar bhanne chaina... aba future maa...
masterplan garne...
SPRECHER: Alle reden von einem Masterplan für die Zukunft, niemand weiß viel
darüber. Die Regierung verspricht Unterstützung, aber noch ist kein Geld gekommen.
ERZÄHLERIN: 4,1 Milliarden Dollar aus internationalen Spenden.
GHAMARAJ: NEPALI tyo kasto auncha taha chhaina...
SPRECHER: Jetzt sind alle Bürger des Landes verwirrt und niemand weiß, was tun und wie.
ZWISCHENSZENE SUMMIT: TEACH THEM!
ATMO WORKSHOP
VOLUNTEER: So there's some other people in the village and I think if I teach them,
then we only have to donate the materials.
SPRECHER: Ich glaube, wenn ich den Nepali das Bauen beibringe, müssen wir nur
noch die Materialien spenden.
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VOLUNTEER: But they have to learn, I have to slap them. I have to teach them teach them like they teach the children - pschh! (…) LACHEN
SPRECHER: Aber sie müssen lernen. Wir müssen sie belehren wie Kinder, mit
Ohrfeigen. Sie schlagen ihre Kinder ja auch.
VOLUNTEER: Never too old for a slap, yeah? But yeah, I'm just joking. I'm not gonna
slap them (Lachen)
SPRECHER: Kleiner Witz. Ich werde sie schon nicht schlagen.
SZENE: PANTA - RELIEF FUND
ATMO PANTAS BÜRO, MUSIKAZENT; TASTATUR
PANTA: And after the relief fund also, there was a problem with relief and
distribution. It was from central level and there was a lack of confidence between the
government and the international community. Because the international community
they think the government is corrupted. So they don't want to pass through the
government, the state..., but the government said: you have to respect the rules, the
regulation of the country, so you cannot go and do yourself.
SPRECHER: Es gab Probleme bei der Verteilung der Spendengelder. Das lag am
mangelnden Vertrauen zwischen der Regierung und der internationalen
Gemeinschaft.
PANTA: … but the government said: you have to respect the rules, the regulation of
the country, so you cannot go and do yourself.
SPRECHER: Das Ausland denkt, unsere Regierung sei korrupt. Deswegen wurden
die Gelder nicht einfach übergeben, sondern Bedingungen daran geknüpft. Aber
unsere Regierung wollte, dass ihre Regeln eingehalten werden.
ERZÄHLERIN: Jetzt weiß niemand, wo die 4,1 Milliarden Dollar geblieben sind.
PANTA: And still we have no plans. the government should give a plan to the people
to build a house.
SPRECHER: Die Regierung sollte Plänen für erdbebensicheren Hausbau entwickeln.
PANTA: The government gave just 15 000 rupees. It is not enough to drink tea or
coffee (Lachen)
SPRECHER: Bisher verteilt sie nur 15.000 Rupien pro Haushalt, 150 Euro.
PANTA: It's not much, it's 150 euros, that much. you cannot build, you cannot buy
even four pieces of jink.
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SPRECHER: Damit kann man nichts bauen. Dafür kriegt man noch nicht mal vier
Zinkbleche.
PANTA: What do you do with that money?
SZENE: ITA – SPENDEN FÜR DAS HAUS
VOGEL ZWITSCHERT
ITA: On faites, j'ai pas demandé directement aux gens, par ce que j'arrive pas de
demander, je trouve que, c'est pas un métier, (...)
ERZÄHLERIN: In Frankreich hat Ita niemanden um Geld gebeten habe. Das wäre
ihm unangenehm gewesen. Er arbeite lieber selbst.
ITA: il y avait des gens qui m'ont donné vingt euro, trente euro, cinquante euro, des
gens qui m'ont donné, voila...
ERZÄHLERIN: Trotzdem hätten Leute ihm Geld mitgegeben, 20, 30, 50 Euro. Um
seiner nepalesischen Familie zu helfen.
ITA: ... j'ai pas demandé avec ma bouche directement: donner moi d'argent pour
aller au Népal, pour aider au Népal.
ERZÄHLERIN: Insgesamt kann er knapp 6000 Euro für den Bau des Hauses
ausgeben. Aber schon der Transport der Materialien ins Dorf wird einen großen Teil
der Summe verschlingen.
SZENE: ITAS FAMILIE
ATMO: ITA, ITAS ELTERN; BEGRÜSSUNGEN, HUHN GACKERT
ITA: Ama, mero baba...
Erzählerin: Itas Eltern sind Hirtennomaden.
ITA: Alors, mes parents ils sont encore capables de (...) mes parents ils sont
bergers...ils ont des animaux...
HÜHNER GACKERN; MUTTER SPRICHT AUF GHALE
ERZÄHLERIN: Schafe, Ziegen, Hühner, Kühe, Wasserbüffel laufen im Umkreis der
kleinen Hütte herum. Ein Hahn fällt beinahe in die Feuerstelle. Itas Eltern haben
knapp 60 Tiere.
HAHN KRÄHT
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ITA: Eux ils ont pas besoin d'une maison pour le moment. Ils bougent toute la
semaine (Lachen) tous les mois leur maison est détruite, construite (...) pour eux
c'est la nature.
SPRECHER: Sie brauchen kein festes Haus. Den Großteil des Jahres sind sie
unterwegs, sie bauen ihr mobiles Zuhause auf und wieder ab. In die Nähe des
Dorfes kommen sie nur selten und nur zu bestimmten Zeiten.
ERZÄHLERIN: Deswegen sind Ita und seine Geschwister bei den Großeltern im Dorf
aufgewachsen – sie sollten in die Schule gehen können. Bis auf Itas Vater leben jetzt
alle männlichen Verwandten jetzt in Kathmandu oder im Ausland.
ATMO: GESPRÄCHE; TEE KOCHEN; HÜHNER
SZENE: DIE GROßELTERN
ATMO: JACKE RASCHELT; GROSSELTERN
ERZÄHLERIN: Die Jacke ist dem Großvater viel zu groß. Er ist 97 Jahre alt. Zehn
Jahre älter als die Großmutter.
GRANDPÈRE: LACHT; ZÄHLT AUF ENGLISCH: 95...98,99,100)
ERZÄHLERIN: Er kann schlecht laufen, weil ihm vor Jahren ein Bär den Fuß
zerbissen hat.
GRANDPÈRE NEPALI...
SPRECHER: Alle unsere Verwandten haben uns geholfen. Auch wenn sie weit weg
sind. Sie haben uns Geld und Kleider geschenkt, und jetzt ist uns warm. Mein Enkel
hat 20 von diesen Jacken mitgebracht und wir haben sie weiterverteilt, an die, die sie
brauchen.
GRANDMERE: NEPALI...
ITA: Mon grand-père il a fait la maison qui est maintenant détruite apres le
tremblement de la terre. Et lui, mon grand père il m'a expliqué qu'il a ramené des (...)
SPRECHER: Mein Großvater – der Vater meines Vaters – hat das zerstörte Haus
selbst gebaut. Er hat mir davon erzählt, wie er es gemacht hat. Und das ist eine
wirklich schöne Geschichte.
ITA: … c'est une très belle histoire, mais maintenant on peut pas continuer avec ça,
maintenant c'est tellement devellopé
SPRECHER: Aber jetzt kann man das so nicht mehr machen. Jetzt hat sich alles viel
weiter entwickelt.
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ITA: (...) avec une machine ça va plus vite...
SPRECHER: Mit Maschinen würde es viel schneller gehen.
SZENE: BAUSTELLE - VERWANDTE UND FREUNDE
ATMO: BAUSTELLE; STIMMEN; HÄMMERN
ERZÄHLERIN: Es gibt keinen Bagger auf der Baustelle. Aber Ita hat Helfer
gefunden: Ein paar Lohnarbeiter, dazu Verwandte und Freunde, die mit anfassen.
KRISH RAM GHALE: Ma Saudi gaera aeko, Saudi maa ekdam garmi chha, kam
garna ekdam garo chha, ani jaado ko bela ma ekdam jaado huncha...
ERZÄHLERIN: Krish Ram Ghale ist Itas Cousin. Er ist vor kurzem aus Saudi Arabien
zurück gekehrt.
SPRECHER: Es ist so heiß dort.
KRISH RAM: NEPALI...
ERZÄHLERIN: Er hat dort auf einer Hühnerfarm gearbeitet. Die Hühner bekamen
Antibiotika, gegen den Dreck und gegen die Keime.
SPRECHER: Viele von uns wurden krank, aber wer nicht zur Arbeit kommt, kriegt
auch kein Gehalt.
KRISH RAM: NEPALI...
ERZÄHLERIN: Die nepalesischen Arbeiter bekamen Verträge: verpflichtet zu zwei
Jahren harter Arbeit, ohne Urlaub und ohne Krankengeld. Oft wurden sie um ihren
Lohn betrogen. Krish Ram Ghale hatte nach Ablauf der Frist gerade genug Geld, um
nach Nepal zurück zu kehren.
KRISH RAM: … yesto katra taun maa jandaina aba! Nepal maa bhasne aba!
SPRECHER: Es ist so heiß dort!
ERZÄHLERIN: Jetzt plant er, hier zu bleiben. Er will helfen, das Dorf wieder
aufzubauen, gemeinsam mit einer Gruppe junger Leute.
KRISH RAM: Maile ahile, khet bari ma yo kiwi farm... Europe country maa dherai
kancha ni?... Kiwi...
SPRECHER: Wir wollen eine Kiwi-Farm anlegen. Kiwis werden doch viel gegessen
in Europa, oder? Wir müssen ein paar Jahre sparen und warten, bis die Pflanzen
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groß sind. Aber wir können jetzt damit anfangen. Und später werden wir vielleicht
auch Kardamom anbauen.
GHAMARAJ: NEPALI... Ek chin pachi gumna jane, hai? Now I... just a minute time I
help there, after to visit, ok?
SZENE: LAGERFEUER, GESANG
ATMO: KLATSCHEN; GESANG AM FEUER
ERZÄHLERIN: Die Großeltern sind zufrieden mit den Fortschritten auf der Baustelle.
Und wer arbeitet, darf auch feiern.
GESANG BRICHT AB; LACHEN
SZENE: FEIER DER NEUEN VERFASSUNG
ATMO: KATHMANDU, LEUTE FEIERN, RUFE: JAYA NEPAL
ERZÄHLERIN: Kathmandu. Auch hier wird gefeiert. Nepals neue Verfassung tritt in
Kraft. Der 19. September ist Nationalfeiertag. Ein 240 Jahre altes hinduistisches
Königreich wird zur Demokratischen Bundesrepublik Nepal. Das hat sechs Jahre
Bürgerkrieg gekostet.
MANN: It is our constituition day today! After long time we get it. We are so happy for
that, thank you!
ERZÄHLERIN: Jetzt könnte sich vieles ändern.
SZENE: REGEN
ATMO: REGEN
ITA: (singt) chanter, chanter chanter (LÖFFEL KLIRRT)
café, café banaunu paryo (EINGIEßEN; (RÜHREN)...weather karab chha aja! Ca va
s'arrêter, j'espère.
SPRECHER: Ich hoffe, dass der Regen bald aufhört. Sonst geht die Arbeit nicht
weiter.
ITA: Normalement aujourd'hui on doit faire les charpentes, et les toitures,
normalement Mais si la pluie ne s'arrête pas, ça va être compliqué.
SPRECHER:
Normalerweise müssten wir heute den Dachstuhl bauen. Und dann das Dach. Aber
wenn es nicht aufhört zu regnen, wird das kompliziert.
ITA: Ah, il reste… aujourd'hui, demain, après demain... quatre jours.
Quatre jours c'est pas beaucoup, hé? Il faut avancer vite!
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ERZÄHLERIN: Der Regen verwandelt den Boden in Schlamm und für einen Tag
steht die Baustelle still. Bis zu Itas Abreise sind es noch vier Tage. Das kleine Haus
ohne Dach steht im Regen - wie ein Mensch, der seinen Hut vergessen hat.
ZWISCHENSZENE: PANTA
ATMO: PANTAS BÜRO; MUSIK; TIPPEN
PANTA: It's raining, raining, raining (…) in some parts of Nepal around Kathmandu,
lot of rain...
SPRECHER: Beim letzten Regen waren die Straße nach Kathmandu für mehrere
Tage blockiert.
PANTA: ...and south part of Nepal in western south, where there is no rain, due to
lack rain they couldn't plant rice. They have planted less than 50%, around 40% this
year. so next year the price of rice will be very high.
SPRECHER: Aber im Südwesten Nepals regnet es nicht und die Leute haben dieses
Jahr weniger Reis gepflanzt, nur 40% der üblichen Menge. Das wird im nächsten
Jahr die Preise hochtreiben.
SZENE: ALLES IST TEURER GEWORDEN (CAMP)
ATMO: STADT; HUPEN; VERKEHR
ERZÄHLERIN: Kathmandu. Im Staub vor seinem Zelt im Camp hat Phurba Sherpa
ein kleines Beet angelegt. Gerade erntet er Korianderkraut. Er sagt, auf den Märkten
in Kathmandu wäre alles viel zu teuer.
PURBA SHERPA: Kathmandu ekdam mahango chha!
ERZÄHLERIN: 25 kg Reis kosten 1300 Rupien – fast 13 Euro.
PURBA SHERPA: Chamal... 25 keji 12-1300 parchaa hola...
ERZÄHLERIN: Gemüse und Obst wird zum Großteil aus Indien importiert, das sei
besonders teuer.
PURBA SHERPA: We don't get vegetables, vegetables and fruits all are coming
from India. So it's expensive... tyestai work problem cha, we don't get work here.
SPRECHER: Mir gefällt Kathmandu, aber wir finden keine Arbeit. Und selbst wenn,
dann ist sie schlecht bezahlt.
PURBA SHERPA: And if we get work also we don't get good salary. We don't get
enough money for eat and to pay room charge so it's lot's of problem here.
If we work - if we do labour work we get 700 rupees, per day. 700 rupees is not
enough for us no? very very expensive.
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ERZÄHLERIN: 6 Euro täglich könnte er verdienen. Frauen erhalten ungefähr die
Hälfte: 3,50 € für einen Tag auf der Baustelle. Wenn es Arbeit gibt.
PURBA SHERPA: ...lots of problem here.
PHUL MAYA: Ke garne? Sakarle biherbasda gardinne thike cha, hai? NEPALI...
ERZÄHLERIN: Phul Maya kann sich in der Stadt kein Zimmer mehr leisten. Die
Mieten haben sich nach dem Erdbeben beinahe verdoppelt. Falls die Regierung
keine Unterkünfte schafft, muss sie auf der Straße schlafen. Oder in einem der vielen
Slums am Ufer des Bagmati-Flusses.
PHUL MAYA: ...aba haami char hazaar, paach hazaar bhasne kotha ma ahile 9
hazaar maa basira rahecha manche.
SZENE: ITA – NICHT NUR AN SICH SELBST DENKEN
ATMO: LEISE TROMMELN; GITARRE; LAGERFEUER
ITA: il faut pas penser qu'à soi.
SPRECHER: Man darf nicht nur an sich selbst denken.
ITA: Moi, si j'essaie, mais... j'ai la famille, j'ai des frères qui n'ont pas beaucoup des
moyens et parfois je lui donne des sous en temps en temps. Pour vivre à Kathmandu
c'est vraiment difficile.
SPRECHER: Meine Brüder haben nicht so viel wie ich und manchmal schicke ich
ihnen Geld. In Kathmandu findet man keine Arbeit und alles ist sehr teuer.
ITA: ... le plus grand problème au Népal en ce moment c'est la politique de Terai qui
est pas trop d'accord.
SPRECHER: Aber ich würde sagen, das größte Problem in Nepal ist im Moment die
Politik in der Terai-Region.
SZENE: NEUE VERFASSUNG/POLITISCHE DESASTER
ATMO: FERNSEHER / NACHRICHTEN AUS DEM TERAI / MADHESHIREBELLEN PROTESTIEREN
ERZÄHLERIN: Die Nachrichten bringen Bilder aus dem Süden des Landes:
Demonstrationen, Militär, Kämpfe. Madheshi-Rebellen fordern mehr Mitspracherecht
im neuen Staat. Nichts sei besser geworden, sagt Itas Freund Ghamaraj.
ATMO REISST AB
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GHAMARAJ: NEPALI...
SPRECHER: Die Regierung hat eine neue Verfassung geschrieben statt sich um die
Erdbebenopfer zu kümmern. Deswegen gibt es jetzt Konflikte im Süden, in der
Madhesh-Region, und die Rebellen streiten um die Aufteilung des Landes.
ATMO: PROTESTE
ERZÄHLERIN: Die Aufständischen besetzen Grenzübergänge zwischen Nepal und
Indien. Es kommt zu einer Blockade, die fünf Monate andauern wird.
PANTA: Our new constitution has just come out, some days ago, so government is
busy. Now the border has been closed by India, so we are suffering by need of
petrols and daily necessary things.
ATMO: BACK OFF INDIA PROTESTE (LEISE)
PANTA: So the government is busy for that. They don't have time to see local
problems
SPRECHER: Damit ist die Regierung beschäftigt. Keine Zeit für die Probleme der
Leute.
ERZÄHLERIN: Die indische Regierung hat auf Nepals neue Verfassung mit
Missfallen reagiert. In Delhi unterstützt man die Forderungen der Madheshi-Rebellen,
will aber nicht für deren Grenzblockde verantwortlich sein. Die meisten Nepalesen
sehen das anders.
ATMO: BACK OFF INDIA PROTESTE
ERZÄHLERIN: Das Ergebnis ist eine zweite humanitäre Katastrophe für die
nepalesische Bevölkerung. Es fehlt an Lebensmitteln, Benzin, Medikamenten – und
an winterfesten Häusern.
SZENE: PHUL MAYA – WIR WOLLEN NICHT KÄMPFEN
ATMO: CAMP, BABY WEINT
ERZÄHLERIN: Kathmandu. Phul Maya macht sich Sorgen um die Zukunft. Sie hat
gehört, das Camp solle bald geräumt werden.
PHUL MAYA: Adhikar maarna jaun! bhancha manche le, haami adhikar kasari
maune?
SPRECHER: Ein paar Leute sagen, wir sollen unsere Rechte einfordern – von der
Regierung.
ERZÄHLERIN: Gibt es eigentlich Proteste?
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PHUL MAYA: Ya bugompa ayo, hami dukha le aera basiyo…hami kasari jaane?...
SPRECHER: Aber wie sollen wir das machen? Ich bin schon über 60 Jahre alt. Und
es ist nicht meine Art, zu streiten und zu protestieren. Wir wollen das Land nicht
besetzen, wir wollen hier nur schlafen und Wasser holen. Aber wenn wir gehen
müssen, dann gehen wir.
PHUL MAYA: NEPALI...
ERZÄHLERIN: Nein. Keine Proteste. Nur Ratlosigkeit.
BABY WEINT; HAHN KRÄHT
PURBA SHERPA: Ya, we do! We like this our village no? But we have little problem
to go there, we need money to go there...
ERZÄHLERIN: Phurba Sherpa möchte am liebsten in sein Dorf zurück.
PURBA SHERPA: it's a long way to go Solu Khumbu (...)
SPRECHER: Wir lieben unser Dorf, aber wir haben kein Geld, um dorthin zurück zu
kehren. Und mit Landwirtschaft verdienen wir nicht genug. Also versuchen wir, hier
etwas Geld zu machen und dann wieder nach Hause zu fahren. Aber wegen des
Erdbebens und der Grenzsperrung finden wir keine Arbeit.
PURBA SHERPA:
We try to earn money here and go back to home. Because of this earthquake and all
this border close we didn't get any work here. Just we are staying here...
SPRECHER: Wir sitzen nur herum.
SZENE: GHAMARAJ - GEHEN ODER BLEIBEN?
GHAMARAJ: That's very I think boring feeling, because depression.
ERZÄHLERIN: Ghamaraj, Itas alter Freund, versucht seit Jahren, Arbeit im Ausland
zu finden.
GHAMARAJ: Because agent told me any time your processing will be … but give me
time... but any time during that time no, nothing say, but so sad.
SPRECHER: Das ist so frustrierend. Denn der Vermittler sagt jedes Mal, bald ist dein
Antrag durch, gib mir nur noch ein bisschen Zeit.
SPRECHER: Und jedes Mal heißt es dann, nein, wieder nichts Neues.
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GHAMARAJ: Sab bhanda pahile europe entry bhandinchu, bhanne tyo usko, ani
huncha, paisa dui lakh, haina?...
ERZÄHLERIN: 2000 Euro Vermittlungsgebühr, für ein europäisches Visum. Die hat
er vor drei Jahren bezahlt, aber ein Visum bekam er nicht. Dann kamen die
Erdbeben.
GHAMARAJ: Ani despachi maile janna bugomba pachi ta, aba baccaharu chha,
ghar bhatgi sakyio...aba kasari u garne na jaane decide gare tyo...
SPRECHER: Jetzt ist mein Haus zerstört und ich habe Kinder zu versorgen.
GHAMARAJ: … ani agent lai bhanda keri, la...
SPRECHER: Wie soll das gehen? Da habe ich mich entschieden, hierzubleiben und
das dem Vermittler gesagt. Aber er will trotzdem ein Arbeitsvisum besorgen.
ERZÄHLERIN: Diesmal für ein arabisches Land.
GHAMARAJ: NEPALI... yo date kati jati gayo ani ahile samma bhaena, aba bhiswas
malai chhaina.
SPRECHER: Und er sagt, es klappt ganz sicher. Dreimal hat er das schon gesagt...
Ich soll Vertrauen haben. Jetzt bin ich unsicher, ob ich gehen soll.
GHAMARAJ: … aba bhidesh jane ki..na jane... ali aphtero bhayo ki?
SZENE: LET'S REBUILD NEPAL
MIKROFONSTIMME (LEISE): … and thank you for everyone who came here, and
we will do more to discuss later, after the workshop and now I don't want to taking
long time, I just want to thank you for coming... let's rebuild Nepal...
KLATSCHEN
ERZÄHLERIN: Die nepalesische Regierung hat seit Monaten versprochen, 2000
Euro für jeden Neubau eines zerstörten Hauses zu zahlen. Panta hat da Zweifel:
PANTA: Have you heard that they will give two lakh rupees? (lacht). I don't know. I
really don't believe in such a thing.
SPRECHER: Die Regierung sollte lieber gute Arbeitsbedingungen schaffen. Ich
meine nicht, dass sie den Leuten Jobs geben soll, aber sie muss die
Voraussetzungen für Arbeit schaffen. Den Rest können die Leute selbst machen.
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PANTA: The government should create situation for a job. I'm not saying they should
give a job, but create the situation. In two years people can do themselves.
SPRECHER: Was ich später mal werden will?
DIRAJ RAI: Teacher!
ATMO SCHULE
SPRECHER: Ginge das vielleicht auch in deinem Land?
GHAMARAJ: Baba aama ko alikati old generation bhayo, ahile change bhayo...
SPRECHER: Die nepalesische Gesellschaft hat sich gewandelt.
GHAMARAJ: NEPALI...
SPRECHER: Was wir heute brauchen, ist Geld für die Ausbildung unserer Kinder.
GHAMARAJ: Like before 17 or 18th century... tara Nepal maa 21th century bhiskash
bhaeko chhaina. Under develop country and poor country in village area, haina?
PANTA: So, lot's of difficulties. Life is getting hard with earthquake. But on the other
hand...
ERZÄHLERIN: Für Panta hat das Erdbeben zwei gute Seiten:
PANTA: … the good thing is personally for me two things: one, if I would have
started to build my house...
SPRECHER: Wenn ich vor dem Beben mein neues Haus gebaut hätte...
PANTA: … I would have built a normal house, not earthquake proof house. Now I
have idea how to build earthquake proof house, one thing. And the other thing is: I
have got opportunity to help the people.
SPRECHER: … dann wäre es ein normales Haus geworden. Jetzt weiß ich, wie man
erdbebensicher baut. Das ist das Eine. Und das Andere ist: Ich hatte die Möglichkeit,
Menschen zu helfen. Ich habe viele Dörfer besucht und die Probleme mit eigenen
Augen sehen können.
PANTA: To go to many villages and to participate their difficulties.
SPRECHER: Es gibt immer etwas Gutes im Schlechten.
PANTA: There is always a good thing even in bad.
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SZENE: LAGERFEUER II
ATMO: MUSIK; FEUER; LACHEN
ERZÄHLERIN: Der letzte Abend vor Itas Abreise.
GESANG
ITA: Quand j'ai quitté mon village, j'etais super content. J'ai eu envie d'aller dans les
grandes villes...
SPRECHER: Als ich damals mein Dorf verlassen habe, war ich super glücklich. Ich
hatte Lust, in die großen Städte zu fahren.
ITA: Parce que mon grand frère il vivait en Inde, mon autre frère vivait à
Kathmandu...
SPRECHER: Mein großer Bruder lebte in Indien, der andere in Kathmandu...
ITA: … moi je crois que c'est une vie tellement différente, c'est comme un paradis.
SPRECHER: Ich habe gedacht, das sei ein ganz anderes Leben, wie im Paradies.
ITA: J'étais vraiment content de quitter mon village et finalement c'était pas ca.
SPRECHER: Aber letztlich war es das nicht.
MUSIK; GESANG; KLATSCHEN
SZENE – DAS HAUS IST FERTIG
ATMO: GRILLENZIRPEN
ERZÄHLERIN: Auf dem Hügel neben dem Maisacker steht jetzt ein kleines Haus. Es
hat einen Kamin mit Rauchabzug und das Obergeschoss ist mit Aluminiumblech
verkleidet. Es schillert in der Sonne wie ein Käfer – nicht gerade ökologisch, aber ein
Schutz vor dem kommenden Winter.
MOM: la, la! khusi bhayo. ITA: khusi bhayo (Lachen) …. mero nati le garcha, kushi
bhayo.
SPRECHER: Ich bin glücklich, weil mein Enkel ein Haus gebaut hat. Aber hier kann
man nicht so gut in der Sonne sitzen. Dort wo das alte Haus stand, gab es Morgens
Sonne, das fehlt uns hier.
MOM (lacht) gham tapne kaam bhayo...
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SZENE – DER SCHAMANE WEIHT DAS HAUS
ATMO: SCHAMANE REZITIERT MANTRA
ERZÄHLERIN: Ein Schamane weiht das Haus mit seinem Mantra ein...
ATMO: SCHAMANE REZITIERT
ERZÄHLERIN: Das dauert so seine zweieinhalb Stunden.
ATMO TROCKEN
ITA: Mes parents ils ne savent pas, parce que je les ai dit pas.
SPRECHER: Meine Eltern merken nicht, wie schwer mir das alles fällt. Aber ich
möchte nicht, dass sie Kummer haben.
ATMO: LAGERFEUER; LEISE MUSIK
ITA: J'aime pas trop donner les malheur dans la famille. C'est pas eux qui m'ont fait
partir en France.
SPRECHER: Ich trage das Risiko selbst und die Sorgen auch. Schließlich bin ich
freiwillig nach Frankreich gegangen.
ITA: C'est moi qui a choisit, du coup j'essaie, c'est moi qui va porter tous les risques.
Alors, je les explique que tout va bien.
SPRECHER: Also erzähle ich ihnen immer, dass alles gut ist.
MUSIK ENDET
ERZÄHLERIN: Morgen fliegt Ita nach Frankreich zurück.
ITA: Et je vais voir mes filles...
SPRECHER: Ich werde meine Töchter sehen, meine Frau und meine Freunde...
ITA: ... et ma femme, la famille, et des amis aussi, mais c'est pas la même chose
que Népal. Ca fait la différence...
SPRECHER: … aber es ist nicht das gleiche wie in Nepal. Ich mag die Lebensart
hier (ATMO LACHEN), man lacht viel, es gibt nicht so viele Regeln.
ATMO MUSIK; KLATSCHEN; GESANG
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SPRECHER: Aber so ist das. Jedes Land ist anders und man muss sich anpassen.
Und ich versuche das. So gut ich kann.
ABSAGE:
Itas Auftrag. Nepal Nach Der Katastrophe
Feature Von Johanna Fricke
Mit: Ita Bahadur Ghale, Khadka Raj Panta, Ghamaraj Ghale, Mom Und Bhaje, Krish
Ram Ghale, Phul Maya Moktan, Purba Sherpa, Diraj Rai, Bhompa Sunar, U.V.A.
Es sprachen: Claudius von Stolzmann und Bettina Kurth
Regie und Technische Realisation: Johanna Fricke und Michael Lissek
Redaktion: Wolfram Wessels
Eine Produktion des Südwestrundfunks mit dem Rundfunk Berlin Brandenburg 2016
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