AUSGABE 2016/2017 Das Magazin für Kunden, Freunde und Partner. Familie F amilie Kn Knaller vom Bio-Hotel Gralhof weiß: B io o-H Hotel G Es muss von Herzen kommen! fa faircheck airccheck mit VEX See V EX auf S Von der Regattab Regattabekanntschaft zu erfolgreichen Business-Partnern. Mit M it Top-Service Top-S überraschen? ü berrrasc Backoffices von HDI und faircheck im Fokus. Schweinehund S chw wein besiegt Daniel Bilgeri ü über außergewöhnliche Herausforderungen. Herausforderun Erfolgsrezept fairmedia 2016/2017 13 Seit 2007 trägt der seit fünfhundert Jahren in Familienbesitz befindliche Gralhof am Nordwestufer des Weissensees das Zertifikat „Bio-Hotel“. Corinna und Michael Knaller gelten seit der Übernahme 2005 als Brückenbauer zwischen Tradition und einer Moderne mit Nachhaltigkeit, die zeigt, dass auch an die Urenkelkinder gedacht wird. Im Interview erzählt Corinna Knaller über Herausforderungen bei der Umstellung des traditionsreichen Betriebs und verrät außerdem ihr Erfolgsrezept für das Umsetzen von Innovationen. Wann und wie hat das Brückenbauen zwischen Tradition und Moderne in Ihrem Betrieb begonnen? Knaller: Wir haben den Betrieb beide 2005 übernommen und wollten etwas Neues, etwas Frisches. Wir sind den Bio-Hotels beigetreten. Ein Biobetrieb zu sein, war für uns eine klare Entscheidung. Ähnlich wie die Situation schwanger oder nicht schwanger – halbschwanger gibt es nicht – haben wir uns klar auf Bio eingestellt. Gab es in diesem Zusammenhang interne und externe Herausforderungen, denen Sie sich stellen durften? Knaller: Die Umstellung der Gastronomie war sehr schwer. Gerade im Jahr 2005 gab es in unserer Umgebung wenig regionale Lieferanten, die uns beispielsweise mit unterschiedlichen Fleischsorten (Kalb, Pute, Hendl, etc.) in Bioqualität beliefern konnten. Wir waren einfach ab vom Schuss und wollten fast aufgeben. Menschen aus unserem Umfeld haben gefragt, warum wir das machen. „Ihr seid doch eh am See“ und „Ihr braucht das ja gar nicht“ ist da gekommen. Für uns war das aber eine Lebenseinstellung. Das Netzwerk der Bio-Hotels hat uns hier wirklich unterstützt und schlussendlich hat es funktioniert. Daneben hat unsere Klientel komplett gewechselt. Es hieß: „Die Jungen machen da alles neu!“ und „Jetzt schmeckt‘s uns nimma!“. Da muss man sich dann eben von Gästen trennen, wenn es nicht mehr passt. Gleichzeitig haben wir aber viele neue Gäste gewonnen, die letztendlich Stammgäste geworden sind. Damals waren das die knapp unter Dreißigjährigen, Michael und Corinna Knaller vom Gralhof. die gutes Geld verdienten und Wert auf Bioprodukte legten. Die wollten ihr Geld in einen gesunden Kreislauf stecken und sind mit uns mitgegangen und mitgewachsen. Sie haben weitreichende Maßnahmen gesetzt: Alles BIO bis zur Cola, Produkte aus der Region, Mittwoch ist FleischFREItag, Strom wird vom regionalen Stromerzeuger bezogen, die Verwendung von Biowaschmittel, kurze Anreise für Mitarbeiter, Elektrofahrräder und Shuttleservice für die Gäste... Knaller: Ja genau. Außerdem heizen wir mit einer Hackschnitzelheizung und beziehen das Holz aus dem eigenen Wald. Daneben haben wir für unsere Gäste ein E-Auto zum Ausprobieren, um zu zeigen, dass das gut funktioniert und Spaß macht. Sie zählen zu den besten sechs Bio-Hotels in Europa und waren 2015 schließlich für den Klimaschutzpreis nominiert. Sind Sie enttäuscht, dass Sie den Klimaschutzpreis dann doch nicht gewonnen haben? Knaller: Nein, überhaupt nicht. Wir waren mit dem FleischFREItag schlussendlich für den Klimaschutzpreis nominiert. Es war einfach toll, dass da jemand an uns herangetreten ist und gesagt hat: „Hey, das was ihr macht, finden wir gut!“ Es ging uns dann darum, dass wir auffallen. Wir waren dann unter den besten Vier. Die Betriebe, die mitgemacht haben, waren alle wie wir. Jeder hat seinen eigenen Weg und trägt ein Stückchen bei – das sind sehr individuelle Projekte und es ist hier als Jury sehr schwer zu entscheiden, wer besser ist. Man freut Erfolgsrezept 14 2016/2017 fairmedia sich für den anderen mit und man erregt durch die Teilnahme Aufmerksamkeit. In der Biobranche ist die Mundpropaganda das Um und Auf. Da kommen neue Gäste vorwiegend, weil sie einen Tipp von jemandem bekommen haben. Wir konnten unser Netzwerk sehr gut erweitern. Sie geben einen CO2-Ausstoß von nur 7,82 kg pro Gast und Nacht an. Wie hoch war dieser ursprünglich bzw. wie hoch ist dieser in der herkömmlichen Gastronomie & Beherbergung? Knaller: Normalerweise liegt der CO2Ausstoß pro Haushalt und Nacht für drei Personen bei rund 40 kg. Durch die zahlreichen Maßnahmen – von der Hackschnitzelheizung bis zum vegetarischen Tag – konnten wir diesen komplett reduzieren. Alle notwendigen Daten wurden von Extern erhoben und in ein System gespielt. Das Ergebnis spornt uns letztendlich an, noch besser zu werden. Was ist ihr Erfolgsrezept mit dem Sie es schaffen, einen Traditionsbetrieb zu betreiben und zu erhalten und dennoch mit dem Rad der Zeit zu gehen und innovative Produkte und Leistungen einzubetten? Knaller: Wichtig ist es, geerdet zu bleiben. Das ist wie bei einem Baum. Er muss tief in der Erde verwurzelt sein und kann erst dann nach oben gehen. Es muss alles Hand und Fuß haben. Das Traditionelle ist da, erdet dich und gibt dir Kraft. Wachsen muss man dann schon selbst. Und ich sag immer, man muss das, was man tut, von Herzen gerne tun. Es ist eine bewusste Entscheidung, eine Lebenseinstellung. „Ideen müssen vor der Umsetzung wachsen und reifen.“ Zu Ihren Gästen zählen zahlreiche namhafte Personen aus Politik und Wirtschaft. Jahrzehntelang bestehende Betriebe tun sich oft schwer, Innovationen umzusetzen und nebenbei traditionelle Aspekte des Betriebs nicht außer Acht zu lassen. Woran glauben Sie, liegt das? Knaller: Wenn man glaubt, man muss etwas machen, dann funktioniert es nicht. Grundsätzlich muss alles von Herzen kommen. Was haben Sie in Zukunft noch alles vor? Können Sie schon etwas verraten? Knaller: Ideen müssen wachsen und reifen. Wenn der Zeitpunkt passt, werden sie umgesetzt. Passt der Zeitpunkt nicht, dann wird weitergesponnen. Es gibt zahlreiche kleine und große Projekte, die wir gerade überlegen. Ob kulturell oder kulinarisch – in den nächsten 30 Jahren wird sich viel tun am Gralhof. Der CO2-Ausstoß pro Gast und Nacht beträgt aufgrund zahlreicher Maßnahmen nur 7,82 kg. Versicherungswirtschaft: Was sie vom Gralhof lernen kann Dipl.-Kfm. Markus Rosenbaum, (Mit-)Gründer und Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig: „Die Familie Knaller hat mit ihrem großartigen Gralhof, in dem ich selbst schon zu Gast sein durfte, vorgemacht, was sich Versicherer zum Vorbild nehmen sollten: Den Wandel aktiv gestalten, dafür einen klaren Plan aufstellen und diesen, auch gegen äußere und innere Widerstände, durchsetzen. Gerade der zuletzt genannte Punkt ist in der Assekuranz von besonderer Bedeutung, sind doch die Beharrungskräfte hier, nach Jahrzehnten der Regulierung und Re-Regulierung, besonders intensiv am Werk. Aber im Zeitalter der Digitalisierung ist ein strategisches und konsequentes Handeln alternativlos, ansonsten laufen Versicherer Gefahr, als Marktteilnehmer ausscheiden zu müssen. Auch hier ist das Hotelgewerbe ja eine Art „Vorbild“, wo schon immer Unternehmen vom Markt verschwanden, wenn sie nicht in der Lage waren, sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen. Nehmen wir den Gralhof daher doch als „Positiv-Blaupause“ und als Beispiel dafür, dass Wandel nicht nur ein Muss ist, sondern auch großen Spaß machen kann.“
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