Haushaltsrede der Detmolder Alternative

Detmolder Alternative
-Opposition von untenHaushaltsrede am 14.12.2016
für das Haushaltsjahr 2017
Ratsherr Heinz-Jürgen Keller
Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren im Rat,
durch Fortsetzung der
Konsolidierungsmaßnahmen in allen
Bereichen, ist der Haushalt für 2017
mit einem Minus von 98.846 EUR fast
ausgeglichen.
Die Gefahr einer Haushaltssicherung
ist somit für das neue Haushaltsjahr
und wohl auch für das nächste
Haushaltsjahr vom Tisch.
Jetzt könnten wir uns ja eigentlich in
aller Ruhe zurücklehnen und uns auf
das Weihnachtsfest freuen, wäre da
nicht die schlechte Entwicklung des
Gesamtschuldenstandes in den
kommenden Jahren.
Die Gesamtschulden steigen von
186,9 Mio. EUR in 2016 auf über
218,0 Mio.EUR in 2019.
Die darin enthaltenden Kassenkredite
steigen im gleichen Zeitraum von 28,7
Mio. EUR auf 39,4 Mio. EUR. Nur
wegen der niedrigen Kreditzinsen
kann die Stadt Detmold sich weitere
Mio. EUR günstig leihen.
Meine Damen und Herren, nur mit
dieser neuen Verschuldung und der
Erhöhung Schlüsselzuweisung des
Landes, weitere Landesmittel,
Rückerstattung Gewerbesteuerumlagen
, Landesförderung „Gute Schule“, um
nur einiges zu nennen, konnte ein fast
ausgeglichener Haushalt für 2017 erzielt
werden.
Herr Hilker, sie werden sich damit
leider abfinden müssen, unter den
derzeit gegebenen politischen
Verhältnissen, im Bund und Land die
hohe Verschuldung der Stadt Detmold
nur weiter verwalten zu können - wie es
ihre Vorgänger schon getan haben und vor jedem neuen
Haushaltsjahr versuchen, einen
ausgeglichen Haushalt hinzubekommen, bzw. eine drohende Haushaltssicherung zu verhindern.
Meine Damen und Herren, wie ich
schon in meiner letzten Haushaltsrede
ausführte, fallen Schulden nicht
so einfach vom Himmel, nein, sie wer-
den nämlich durch falsche politische
Entscheidungen gemacht.
Es gab in den letzten Haushaltsjahren
und auch für die kommenden Haushaltsjahre haushaltspolitische Entscheidungen, die überwiegend von
den Ratsfraktionen der SPD/ CDU
getroffen wurden, die zu weiteren
Haushaltsbelastungen führten und
führen .
Ich erinnere an den Neubau Parkhaus
Finanzamt,
Umgestaltung Friedrichstaler
kanal, Sanierung H.-D. Realschule,
die lt. Gutachten wesentlich kostengünstiger vollzogen werden konnte,
an die Sanierung der maroden
Parkhäuser Lustgarten
und Hornsches Tor und an die
vielen Maßnahmen aus dem ISEK-
Programm zur Verschönerung der
Innenstadt und zuletzt an den Neubau von Parkhäusern für die maroden Parkhäuser.
Hier wurden und werden trotz
schwierigster Haushaltslage Mio.
EUR ausgegeben.
In meiner letzten Haushaltsrede
wies ich schon darauf hin, das lt.
Gutachten „Parkraumbewirtschaftung“ Detmold über ausreichende
Parkplätze verfügt. Weitere oder neue
Parkhäuser/ Parkflächen sind deshalb
nach meiner Meinung nicht nötig.
Meine Damen und Herren, die
Detmolder Politik muss in naher
Zukunft eine umweltfreundlichere
Verkehrspolitik einschlagen, wenn sie
ihre Klimaziele - CO 2-Ausstoß bis
2020 zu verringern - erreichen will.
D. h. :der Innenstadtverkehr muss
deutlich von Autos entlastet werden.
Es dürfen in Zukunft keine Anreize
mehr für die Fahrt mit dem Auto in die
Innenstadt gegeben werden.
Neue Parkhäuser/Stellflächen in der
Innenstadt sind deshalb kontraproduktiv und abzulehnen.
Stattdessen ist - wie in meiner letzten
Haushaltsrede schon ausgeführt mittelfristig der ÖPNV und „park and
ride“ auszubauen.
Hinzu kommen muss eine neue TarifZeit -und Linienstruktur, die von der
SVD erarbeitet werden muss, damit das
Fahren mit dem Bus für viele Bürger
und Bürgerinnen preiswert
und attraktiv wird.
Verkehrsexperten weisen schon lange
darauf hin, das ein fahrscheinfreier öffentlicher Personennahverkehr ÖPNV zum Nulltarif möglich
wäre -finanziert durch eine ÖPNVTaxe, ähnlich wie eine Kurtaxe,
und einer allgemeinen Abgabe aller
Einwohner und Einwohnerinnen für
die Nutzung und Bereitstellung des
ÖPNV.
Aber meine Damen und Herren,
leider sind diese umweltfreundlichen
Lösungsvorschläge politisch derzeit
nicht gewollt.
In Zeiten der Haushaltskonsolidierung
ist besonders darauf zu achten, das im
kulturellen und sozialen Bereich
Kürzungen vermieden werden.
Leider hat die Mehrheit im Rat hier
anders entschieden und Kürzungen
von freiwilligen Leistungen zugestimmt.
Mit meinen Haushaltsanträgen im
letzten Haushaltsjahr und auch
für das Haushaltsjahr 2017 versuchte ich ein Zeichen gegen weitere
Einsparungen zu setzen. Meine
Anträge gelten den sozial Bedürftigen
dieser Stadtgesellschaft, damit sie weiter
am kulturellen und sozialen Leben
teilnehmen können.
Leider wurden meine neuen Anträge
„Reduzierung der Gebühren der
Stadtbibliothek für Detmold-Passinhaber und Inhaberinnen“ und
Sozialhilfeempfänger und
Sozialhilfeempfängerinnen und “ein
jährlicher Zuschuss von 6000 EUR für
die Flüchtlingshilfe“
für das Haushaltsjahr 2017
mehrheitlich abgelehnt.
Es ist mir unbegreiflich, wie einerseits
Politik und Verwaltung ein
Integrationspapier für Geflüchtete
entwerfen können und darin die Arbeit
der ehrenamtlichen Kräfte loben u.a.
eben auch der Flüchtlingshilfe, aber
andererseits ihr den jährlichen
Zuschuss streicht. Trotz eines
Versprechens der SPD, diesen
gestrichenen jährlichen Zuschuss über
andere finanzielle „Töpfe“ zu
kompensieren, ist seit einem Jahr nichts
geschehen.
Meine Damen und Herren der SPD,
erklären sie das mal dem Bürger der
Bürgerin. Sie von der SPD/CDU und
Verwaltung argumentieren immer mit
Einsparungen, notwendige
Haushaltskonsolidierung, drohende
Haushaltssicherung. Aber urplötzlich
gibt es da einen Beschlussvorschlag zur
heutigen Ratssitzung, der den
Deutschen Wandertag 2018 aus dem
Haushaltsplan 2017/18 mit 60.000 EUR
unterstützen will. Dafür ist dann also
Geld vorhanden.
Mein Antrag auf „Renovierung der
städt. Notunterkunft im Ida-GerhardiWeg“ ist zwar auf auf meine Initiative
hin an den Sozialausschuss
verwiesen worden, aber Politik und
Verwaltung zeigten im Vorfeld keinen
Handlungsbedarf. So wird
wohl auch dieser Antrag letztendlich im
Sozialausschuss mehrheitlich abgelehnt
werden.
Die Finanzmisere der Kommunen
lässt sich nicht nur als eine Folge der
wegfallenden Steuereinnahmen und
der wachsenden Sozialausgaben
deuten, sondern ist auch ein Ergebnis
des Verteilungskampfes zwischen
Bund, Ländern und Kommunen. Da
die Städte und Gemeinden in diesem
Aushandlungsprozess keine
rechtlich gesicherten Beteiligungsund damit Einflussmöglichkeiten
haben, sind sie in der Regel diejenigen,
die finanziell den kürzen ziehen.
Meine Damen und Herren, hier
muss sich in Zukunft politisch was
verändern, damit die Gemeinden nicht
weiter verarmen, denn wir leben in
einem reichen Land.
Attac hat hierzu ein 5-Punkte-Paket
für lebendige Städte und Gemeinden
veröffentlicht, die da lauten:
Stopp des Ausverkaufs der kommu-
nalen Infrakstruktur durch Privatisierung und PPP.
Weiterentwicklung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftssteuer -hier müssen Selbständige und Dienstleister auch Steuern
zahlen.
Erhöhung des kommunalen Anteils
am Gesamtsteueraufkommen von
derzeit 12 auf 20 Prozent.
Einführung eines BürgerInnenBudgets, so dass die Menschen vor
Ort mitbestimmen, was in ihrer
Gemeinde geschieht.
Einrichtung einer Städte – und Gemeindekammer, damit die Kommunen
endlich mitsprechen können, wenn es
um ihre Belange geht.
Wie schon erwähnt: Die B.R.D ist
ein reiches Land. Durch die gute
Konjunktur hat sie bis heute schon
einen Haushaltsüberschuss von
über 30 Mrd. EUR angehäuft.
Weitere Mrd. EUR könnten in die
Staatskasse fließen, wenn die Vermögenssteuer, Finanzaktionssteuer,
eine Bankenabgabe, eine Unternehmensbesteuerung und eine Millionärsabgabe u.s.w. eingeführt würde.
Es darf aber auch in Zukunft kein
Tabu sein, die Grund-und Gewerbesteuer in Detmold anzuheben. Denn
sie ist die Haupteinnahmequelle der
der Stadt Detmold/Gemeinden.
Diese zusätzlichen Einnahmen würden
vielen Kommunen aus der finanziellen
Krise helfen, damit sie ihren Pflichtund besonders ihren freiwilligen
Leistungen nachkommen können.
Meine Damen und Herren der Ratsfraktionen, ich bitte sie hiermit
noch einmal: gehen sie zu ihren
Bundestagsabgeordneten, die ja in
ihren BürgerInnenbüros sitzen, und
fordern sie eine andere Steuerpolitik
und mehr Mitbestimmungsrechte
für die Gemeinden auf Bundesebene,
damit endlich mehr Geld den finanziell
schwachen Gemeinden zur Verfügung
steht.
Meine Damen und Herren, ich stehe
hier für die Detmolder AlternativeOpposition von unten.
Eine Opposition, die genau darauf
achtet, wofür Geld ausgegeben wird,
und dass die armen und sozial-
benachteiligten Bürger und
Bürgerinnen dieser Stadtgesellschaft
weiter am sozialen und kulturellen
Leben in dieser Stadt teilnehmen
können.
Meine Anträge setzen hier ein deutliches Zeichen.
Da auch im Haushalt 2017 Ausgaben
getätigt werden, die nach meiner
Meinung nicht erforderlich sind und
deshalb ein wirkliches Sparen nicht zu
erkennen ist, und ich meine
Sozialpolitik nicht genügend vetreten
sehe, werde ich dem Haushalt 2017
nicht zustimmen.
Aber lassen sie mich zum Ende meiner
Rede ein Gedicht von Erich
Kästner für das neue Jahr vortragen
tragen:
Wirds besser?
Wirds schlimmer?
Fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer
lebensgefährlich.
Also: passen sie gut auf sich auf!
Ich danke für ihre Aufmerksamkeit.