Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte die diesjährige Haushaltsrede beginnen mit einem Satz von Manfred Rommel, der einmal formuliert hat "der Schwabe rechnet sich gerne arm, ist aber beleidigt, wenn ihm andere dies glauben!". Insofern stellt sich beim Haushalt 2017 einerseits die Frage, ob wir arm oder reich sind und welche Version davon letztlich die Glaubwürdigere ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren, in vielen Punkten sind wir geneigt den Ausführungen von Oberbürgermeister Konzelmann anlässlich der Einbringung des Haushalts 2017 zu folgen. Der Herr Oberbürgermeister hat zurecht ausgeführt, dass Albstadt als großes Mittelzentrum der Region im harten Wettbewerb steht, den es in Hinblick auf unsere Konkurrenz im näheren und weitem Umland gewinnträchtig und zukunftsfähig zu gestalten gilt. Und selbstverständlich hat der Oberbürgermeister Recht, wenn er sagt, dass der Haushalt 2017 einen Blick in die Prioritäten setzen muss, ebenso wie es richtig ist, dass es für zukunftsgerichtete Kommunalpolitik erforderlich ist, auch Visionen für unsere Stadt zu entwickeln. Das erfordert aber auch, dass wir uns über die Vision, wohin sich Albstadt in den kommenden Jahren entwickeln soll, klare Vorstellungen machen müssen. Der Oberbürgermeister hat gegen Ende seiner Haushaltsrede angekündigt, bei allen positiven Zahlen allerdings auch "Wasser in den Wein schütten zu müssen". Ich möchte mir bei meinem Kommentar zum Haushalt 2017 den umgekehrten Weg vorbehalten und zunächst, sehr geehrte Damen und Herren, den Wein ausschenken und erst anschließend zur Wasserflasche greifen: Wo steht Albstadt heute? Sinn jeder Haushaltsrede ist zunächst eine Standortbestimmung des "Ist-Zustands": Wo kommen wir her? Andererseits - dies ist die in die Zukunft gerichtete Frage müssen wir uns in Hinblick auf die oft zitierten "Visionen" darüber klar sein, wo es nach unserer Auffassung in Zukunft tatsächlich hingehen soll. Nun hat Helmut Schmidt vor 1 vielen Jahren empfohlen, dass derjenige, der Visionen hat, sinnvollerweise einen Arzt konsultieren sollte. Das halte ich für falsch, denn ohne eine klare Zielbestimmung wird es uns nicht gelingen, unsere Stadt auf einen guten Weg in die Zukunft zu führen. Deshalb zunächst zur Frage wo kommen wir her, wo stehen wir? Ganz unzweifelhaft waren die Jahre 2015 und 2016 gute finanzielle Jahre für unsere Stadt. Beispielhaft zu nennen ist, dass der durch die Finanzkrise verursachte Schuldenberg von 64 Millionen Euro im Jahr 2010 bis zum Jahr 2015 wieder halbiert werden konnte. Dies schafft uns die notwendige Handlungs- und Bewegungsfreiheit für die notwendigen Dinge der Zukunft. Ich möchte auch ganz bewusst gleich zu Beginn vor allem den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Stadt und der mit ihnen verbundenen Betriebe für den großen Einsatz und die viele Arbeit danken, die im zurückliegenden Jahr geleistet worden ist. Dieser Einsatz ist keineswegs selbstverständlich und bedarf deshalb einer gesonderten Erwähnung. Einschließen möchte ich dabei insbesondere auch die Mitarbeiter besonders der Albstadtwerke GmbH und der AS-Wohnbau. Beide Gesellschaften haben ihre Ziele erreicht und stehen nach unserer Auffassung vor einer guten Zukunftsentwicklung. Vieles ging voran: Lassen Sie mich als Beispiele an dieser Stelle nur nennen die augenscheinliche Entwicklung im Ortsteil Tailfingen, demgegenüber wir alle in der Pflicht stehen. Mit der Ausweisung des Sanierungsgebiets, der hervorragenden Entwicklung der Technologiewerkstatt zu einem Leuchtturm innerhalb unserer Raumschaft, dem bevorstehenden Abriss des AC-Kaufparks und der Aufwertung dieses Gebiets sind wir dem oft versprochenen Ziel "jetzt ist Tailfingen dran" ein großes Stück näher gerückt. Daran muß weiter gearbeitet werden, allerdings mit Maß und Ziel bei der Verkehrsgestaltung und ohne durch zahlreiche gleichzeitige Baustellen den Ortsteil lahmzulegen. Auch die Innenstadt von Ebingen hat sich weiter als Handelszentrum der Region etabliert und an Attraktivität gewonnen. Dies zeigt, dass wir bei der Entwicklung unserer Ortsteile auf dem richtigen Weg sind, für die Zukunft muss aber gelten, dass nicht einzelne Stadtteile alleine jeweils im Mittelpunkt unserer kommunalpolitischen Aufmerksamkeit stehen dürfen, sondern dass dies ein gleichberechtigtes Handeln zu Gunsten aller Stadtteile beinhalten muss, was ein offenes Auge und ein offenes Ohr für die jeweiligen Einzelprobleme und Notwendigkeiten in allen Ortsteilen auf Seiten der Verwaltung und auf Seiten unseres 2 Gemeinderats voraussetzt. Auch mit anderen Projekten sind wir auf dem richtigen Weg, ich nenne wiederum nur beispielhaft etwa die in den beiden vergangenen Jahren von der CDU-Fraktion angestoßenen Projekte Stadtmarketing und Vereinsförderung: Mit einem Jahr Verspätung haben wir jetzt den Prozess des Stadtmarketings auf den Weg gebracht, wobei zeitnah zu überprüfen ist, ob wir uns hier auf dem richtigen Weg befinden und ebenso zeitnah dann nach der grundsätzlichen Erarbeitungsphase auch konkrete Umsetzungsmaßnahmen eingeleitet werden müssen. Ebenso - dies war höchste Zeit - wurde in diesem Jahr die übermäßige Kürzung der Vereinsförderung sowohl für Sportvereine, wie auch für andere Vereine, wieder rückgängig gemacht. Dies ist für die große Zahl derer in unserer Stadt von wichtiger Bedeutung, die sich ehrenamtlich engagieren und denen an dieser Stelle auch ausrücklich der besondere Dank der CDU-Fraktion gilt: Ohne unsere reichhaltige Vereinslandschaft und diejenigen, die selbstlos diese Vereine tragen, wäre unsere Stadt nicht nur ärmer, sie wäre schlichtweg arm dran! Auch das Thema Hotel in Ebingen scheint nun endlich Fahrt aufzunehmen und deutet in die richtige Richtung, sowohl hinsichtlich unserer einheimischen Industrie und deren zu beherbergender Gäste, wie auch vor allem in Bezug auf den Tourismus. Gerade dieser Tourismusbereich - hierfür stehen wir seit vielen Jahren - hat sich fortentwickelt zu einem weiteren Standbein mit großer Außenwirkung für unsere ansonsten doch nach wie vor sehr industriell geprägte Stadt. Wenn es also in der Zukunft um das Festlegen von Prioritäten geht, dann muss dieser Bereich weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit und Solidarität erfahren. Auch die sonstige Infrastruktur unserer Stadt nach außen hin kann sich sehen lassen und wurde weiter entwickelt. Nur ein Randbereich - aber gleichwohl in der gesamten Region sehr wichtig - ist dabei, dass wir nun als Albstadt endlich wieder in Bälde über einen Baumarkt verfügen, ein Projekt das für eine Stadt unserer Größenordnung schlichtweg als selbstverständlich betrachtet werden muss und deshalb ebenso große Priorität genießen muss. Zugleich beseitigen wir eine häßliche Brache und schaffen ein attraktives Eingangsportal in die Stadt. 3 Wettbewerbsfähigkeit ist entscheidend Zurecht hat der Herr Oberbürgermeister in seiner Haushaltsrede darauf hingewiesen, dass für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt unserer Größe ganz entscheidend ist, dass wir im Bereich der Kinderbetreuung, der Grundschulen, wie auch der weiterführenden Schulen wettbewerbsfähig bleiben müssen. Hierzu gehören sowohl funktionsfähige und optimal nutzbare Gebäude, ebenso aber selbstverständlich auch die entsprechende Ausstattung mit Material und Personal. Hier stehen wir im Vergleich mit anderen Gemeinden momentan gut da, wir dürfen allerdings die Hände nicht in den Schoß legen sondern müssen diese Infrastruktur weiter ausbauen. Abgerundet wird das Bildungsangebot unserer Stadt selbstverständlich durch unsere etablierte Hochschule, die für unsere Stadt von ebenso großer Wichtigkeit ist und deshalb - zurecht - die volle Unterstützung von Stadtverwaltung und Gemeinderat genießt. Wir erwarten allerdings in diesem Zusammenhang natürlich ebenso, dass die Hochschule selbst den Anforderungen an eine qualitativ hochwertige Ausbildung in allen ihren Studiengängen nachkommt - eine Anforderung, die gerade von Seiten der kooperierenden Wirtschaft unserer Region als ganz entscheidend begriffen wird. Verkehrsinfrastruktur muß verbessert werden Entscheidende Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit Albstadts sowohl in Bezug auf Handel, Industrie und Tourismus ist aber die Verkehrsinfrastruktur. Deshalb dürfen wir keineswegs in den Bemühungen nachlassen, gemeinsam mit den übergeordneten Verantwortungsträgern fortlaufend dafür zu werben, dass eine schnellstmögliche Elektrifizierung der Bahnstrecke von Tübingen bis Albstadt in zeitnaher Reichweite umgesetzt wird. Und was für die Schiene gilt, gilt natürlich auch für die Straße. Wir sind mittlerweile mit der Erteilung des Sichtvermerks für die Ortsumfahrung Süd in Albstadt-Lautlingen der Realisierung dieses brennend wichtigen Projektes einen großen Schritt nähergekommen. Die Erreichung schon dieses Etappenziels hat Jahrzehnte gedauert. Deshalb sind wir sowohl der Bevölkerung des Ortsteils Lautlingen, wie auch der Gesamtstadt, schuldig, dieses Projekt mit dem notwendigen Elan fortzuführen. Keineswegs verkennen wir dabei, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich mit unterschiedlichen Sachargumenten für und gegen die 4 jetzt gewählte Trasse engagieren und aussprechen. Gerade in Zeiten der oft propagierten Bürgernähe ist es deshalb wichtig, über Sorgen und Bedenken von betroffenen Bürgern nicht einfach in einem Stil der "Basta-Politik" hinwegzugehen, sondern sich mit diesen Belangen auseinanderzusetzen. Dies tun wir als CDU Fraktion, wobei ich für unsere Fraktion an dieser Stelle ein ganz klares Bekenntnis dafür abgebe, dass es durch etwaige Umplanungen keinesfalls dazu kommen darf, dass die Umsetzung der Ortsumgehung Lautlingen wiederum um Jahre oder Jahrzehnte verzögert wird. Dies wird mit unserer Fraktion nicht zu machen sein. Und trotzdem gilt es im Rahmen des laufenden Verfahrens zu prüfen, welche Verbesserungen in die Planung einfließen können, ohne das Gesamtprojekt zeitlich zurückzuwerfen. Deshalb plädiere ich sehr dafür, den Dialog mit den betroffenen Bürgern - Befürwortern wie Gegner der bestehenden Planung - fortzuführen und nach Möglichkeit einen breitest möglichen Konsens herbeizuführen, um den innerstädtischen Frieden zu gewährleisten. Auch dies ist unsere Aufgabe, sowohl als Verwaltung, wie als Gemeinderat. Auch andere Dinge haben sich positiv entwickelt: Licht am Ende des Tunnels ist endlich zu sehen bei dem seit langen Jahren versprochenen Gesamtparkraumkonzept in Ebingen. Die bereits im Betrieb befindliche kleine Version im Bereich um Schlossbergcenter und Hallenbad zeigt, dass ein solches Leitsystem funktionieren kann und darüber hinaus in größerem Umfang realisiert werden muss. Dies darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass gerade im Stadtteil Ebingen das latent vorhandene Parkplatzproblem für Pendler und Besucher gelöst werden muß. Allerdings nicht zwingend durch die heute anstehende Vorlage und im Schnellverfahren, sondern in der gebotenen Abwägung und möglicherweise auch mit neuen Formen der Zusammenarbeit der Kommune mit privaten Investoren. Es muss deshalb unser aller Ziel sein, diese Thematik endgültig zu lösen und zu entschärfen sei es durch geeigneten Ausbau des Parkdecks Langwatte in notwendigen Umfang oder aber durch andere Schaffung zusätzlichen Parkraums, vielleicht auch hier gemeinsam mit privaten Trägern zur Entlastung des Haushalts. Wir kommen heute ja noch in anderem Zusammenhang hierauf zu sprechen. Besonders erfreulich ist das Anwachsen unserer Bevölkerungszahl, nach jahrelangem Schrumpfen, nunmehr wieder in Richtung 45.000 Einwohner. Ich hoffe sehr, dass sich 5 dieser Trend fortsetzt, und möchte deshalb - durchaus ironisch - den Spruch eines populären amerikanischen Philosophen umwandeln zu der Parole "make Albstadt great again!". Dies aber wohlgemerkt gerade nicht im Sinne von Populismus, sondern Augenmaß und Realismus wird für die nächsten Jahre gefragt sein. Nach dem Dank an Verwaltung und Mitarbeiter danke ich darüber hinaus allen Kolleginnen und Kollegen in diesem Gremium für das gute und kameradschaftliche Miteinander. Wieder einmal hat Parteipolitik im Albstädter Gemeinderat keine Rolle gespielt und soll dies nach unserer Auffassung auch in Zukunft nicht tun – auch wenn Kollege Maute bereits angekündigt hat, die Wohltaten der vergangenen Landesregierung heute nochmals nachhaltig herauszuheben. Wo geht es hin? Nun aber - wie angekündigt - in den vielen Wein auch noch nicht unwesentlich Wasser: Der Haushalt für das Jahr 2017, den die Verwaltung vorgelegt hat, ist grundsätzlich noch solide und tragfähig. Ich betone das Wort "grundsätzlich" ausdrücklich, denn bei allen Planungen hegen wir doch durchaus auch Bedenken. Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas monieren, dass mich bereits seit etlichen Jahren stört: Alle Jahre wieder wird bei der Haushaltseinbringung seitens der Verwaltung über die Zahlen des "Konzerns Albstadt" gesprochen. Es mag dies psychologisch aufwertend sein, wenn die Stadtverwaltung sich als Konzernleitung sieht und wir alle deshalb auch in gewisser Weise Konzernaufsichtsräte sind. Dies ist aber nicht so: Die Stadt Albstadt ist kein Konzern, sondern unser aller Heimat und Heimat für die Einwohnerinnen und Einwohner dieser Stadt. Ich halte es deshalb grundsätzlich für falsch, eine rein wirtschaftliche Betrachtungsweise, die formaljuristisch als Konzern bezeichnet werden kann, in solchen Haushaltsdebatten zu pflegen. Nein, meine Damen und Herren, wir sind keine Aufsichtsräte eines Konzerns und die Stadtverwaltung ist kein Konzernvorstand. Wir sind diejenigen, die die Stadtverwaltung fortlaufend beraten und kontrollieren dahingehend, wie mit dem Geld unserer Bürger 6 umgegangen wird und welche der oft zitierten Prioritäten tatsächlich Umsetzung finden. Auch diese Feststellung ist in Zeiten zunehmender Entfremdung der Bürger von den politisch Handelnden dringend notwendig! Und damit einher geht selbstverständlich auch die Frage des Umgangs und der Information der Verwaltung gegenüber dem Gemeinderat. Ich möchte dies an dieser Stelle nur andeuten: Die Zusammenarbeit des Gemeinderats insgesamt ist gut, wir erwarten aber auch von Seiten der Verwaltung eine weitere Verbesserung des Informationsflusses zwischen Verwaltung und Gemeinderat selbst. Wir haben dies in den zurückliegenden Monaten mehrfach thematisiert, ich darf auch für das kommende Haushaltsjahr bereits definitiv in Aussicht stellen, dass unsere Fraktion etwa in Bezug auf außerplanmäßige Zusatzaufgaben bei Bauprojekten und anderem äußerst restriktiv verfahren wird und Wert darauf legt, über maßgebliche Entwicklungen der Stadt und das Handeln der Verwaltung vorab und umfassend informiert zu werden. Hier besteht gerade in den letzten Monaten erheblicher Verbesserungsbedarf, ebenso wie wir wieder einmal das Thema „Eilentscheidungen“ sehr kritisch bewerten müssen – dies wird mit uns nicht zur Regel werden. Wohin geht also die Reise des Haushalts 2017? Ich möchte an dieser Stelle Herrn Bürgermeister Reger zitieren, der bei der Einbringung formuliert hat trotz größerer Einnahmen sei ohne Neuverschuldung kein Ausbau und kein Erhalt unserer Infrastruktur in der Gänze möglich. Dieses Phänomen betrifft in Deutschland derzeit vom Bund bis zu den Kommunen fast alle öffentlichen Haushalte und ist Anlass zur Besorgnis: Ausgabenproblem bei sprudelnden Steuereinnahmen Die Steuerschätzungen, die auch der mittelfristigen Finanzplanung zugrunde liegen, gehen von fortlaufend weiter sprudelnden Einnahmen aus. Wir haben alle noch im Gedächtnis, zu welchen direkten Folgen der Gewerbesteuereinbruch resultierend aus der zurückliegenden Finanzkrise für unsere Stadt - nach wie vor Industriestadt geführt hat. "Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not" muss auch weiterhin das Ziel unseres Handelns sein. Wann - meine Damen und Herren - ist die Zeit zum Sparen, 7 wenn nicht jetzt in Zeiten sprudelnder Einnahmen. Die Welt wird unsicherer, welche weltwirtschaftlichen Einbrüche auf uns zukommen steht in den Sternen, manches etwa die Zinswende in den USA - zeichnet sich bereits ab, ebenso wie protektionistische Strömungen, die unsere Exportfirmen direkt betreffen werden. Ich hege dementsprechend Zweifel daran, dass die Einnahmesituation sich auf der prognostizierten Basis auch in den kommenden Jahren unverändert so weiter entwickeln wird. Was heißt dies für uns? Ganz einfach: Vorsichtiges Wirtschaften, denn im Moment haben wir kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabenproblem! Am Ende des Haushaltsjahres 2017 werden wir nach dem heute zu verabschiedenden Werk die gesetzlich vorgeschriebene Liquiditätsgrenze erreicht haben. Dies bei einer für 2017 vorgesehenen Neuverschuldung von etwa 2 1/2 Millionen Euro. Dies mag in der heutigen Situation noch verträglich erscheinen. Nicht zuletzt deshalb, da - entsprechend des Mottos des Media Marktes - "sich jetzt jeder alles leisten kann!". Diejenigen, die diesem Motto im Kleinen und in Anbetracht niedriger Zinsen folgen, landen als Privatpersonen nicht allzu selten in Privatinsolvenz. Wir sollten uns dies im Größeren nicht zum Beispiel nehmen. Und hier schließt sich der Kreis zu der Frage der Prioritäten: Wir werden dem Haushalt für das Jahr 2017 mit Besorgnis und nicht mit Euphorie – teilweise auch mit der Faust in der Tasche - zustimmen. Dies deshalb, da die dort aufgeführten Investitionen dem Grunde nach für die Zukunftsfähigkeit der Stadt notwendig sind. Keineswegs heißt dies aber für die CDU Fraktion, dass wir der mittelfristigen Finanzplanung so wie vorgesehen zustimmen werden und einen prognostizierten Anstieg der Neuverschuldung bis ins Jahr 2020 auf wieder knapp 50 Millionen Euro widerstandslos zusehen. Ganz im Gegenteil: Zukunftsprioritäten überdenken Es wird wirklich um die Prioritäten gehen. Und hier ist das eigentliche Handlungsfeld für viele vermutlich auch kontroverse Diskussionen in diesem Gremium in Zukunft. Ich erinnere nur an unsere unlängst geführte Diskussion über den notwendigen Ausbau und die Renovierung des Kindergartens Heusteigstraße. Die Mehrheit des Gremiums war dafür, die Mehrausgaben, die verwaltungsseitig eingestellt worden sind, zu 8 genehmigen. Solche Diskussionen werden in den nächsten Monaten und Jahren in vielfacher Hinsicht auf uns zukommen. Wir als CDU Fraktion werden für jedes einzelne größere Projekt die Frage aufwerfen müssen, ob notwendige Investitionen betroffen sind und wenn ja, ob es an den einzelnen Positionen jeweils Einsparpotentiale gibt. Dies wird eine große Arbeit für uns alle werden, ich gehe aber davon aus, dass die Einsichtsfähigkeit des Gesamt-Gremiums mehrheitlich zu vernünftigen Schlüssen führt, so dass es auch bereits im kommenden Haushaltsjahr gelingen wird, an vielen einzelnen Punkten eine Gesamtsumme einzusparen, die die Haushaltssituation entschärft. Auch Schulden, die wenig Zinssatz aufweisen, müssen irgendwann zurückbezahlt werden. Und gerade deshalb lehnen wir es trotz Niedrigstzinsen ab, ohne genaue Prüfung im Einzelfall mit der finanziellen Gießkanne zu operieren. So wollen Sie bitte auch unseren heutigen Antrag verstehen. Meine Damen und Herren, wie in den Vorjahren gilt: Wir werden erhebliche, nicht disponierbare, Mittel für Pflichtaufgaben und Notwendiges benötigen, ohne Kläranlage und Kanalisation, ohne hinreichende Schulen und Kinderbetreuung werden wir nicht zukunftsfähig sein. Auf dieses Notwendige gilt es das Augenmerk zu richten, der Spielraum für nur Wünschenswertes ist eingeschränkt. Das wird insbesondere auch gelten für die künftige Hallenkonzeption. Die "eierlegende Wollmilchsau" an Stelle der Zollernalbhalle ist gestrichen - dies aus guten Gründen. Umso sorgfältiger wird über die Gesamtkonzeption unserer Hallen nachzudenken sein, ohne dies vorher in irgendeiner Form zu publizieren. Auch hier muss im Interesse des Vertrauens der Bürgerinnen und Bürger gelten, erst nachzudenken und dann zu kommunizieren. In diesem Punkt hätten wir uns im zurückliegenden Jahr durchaus auch von der Verwaltung gewünscht, nicht vorschnell allzu große Ankündigungen zu machen, um anschließend zurück rudern zu müssen. Vor allem, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen wir hingegen unsere künftigen Personalkosten als größte Haushaltsposition im Auge behalten. Ein Anstieg um 1,5 Millionen im Jahr spricht für sich. Dies bedeutet ganz eindeutig, dass wir in den nächsten Monaten jede Personalinvestition vorher auf die Frage der dringenden Notwendigkeit untersuchen müssen. Nur wenn an diesem Punkt angesetzt wird, gelingt eine zukunftsfähige Finanzplanung. 9 Ähnliches gilt selbstverständlich auch für den Bereich des Sozialen und auch für die Unterbringung von Flüchtlingen. Selbstverständlich sind diese Aspekte für das größte Mittelzentrum der Region von ganz entscheidender Bedeutung. Jeder Euro, der in Präventionsmaßnahmen gesteckt wird, verhindert Folgekosten. Und dennoch wird es auch hier um das Bestimmen von Prioritäten und um das Festlegen von zukunftsfähigen Projekten gehen, ohne die erwähnte Gießkanne auszupacken. Medizinische Versorgung sichern Und zu guter Letzt - auch unter dem Aspekt Infrastruktur und Soziales - benötigt unsere Stadt selbstverständlich auch in Zukunft eine angemessene und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung. Ich werde an dieser Stelle die Krankenhausdiskussion nicht führen, möchte aber das Augenmerk darauf richten, dass derjenige, der ernsthaft glaubt, in 5 oder 10 Jahren stünde ein funktionsfähiges Zentralklinikum auf der grünen Wiese, mit seiner Vision vielleicht durchaus zum Arzt gehen müsste. Bis ein solches Klinikum etwa steht, ist für uns etwas anderes entscheidend: Der jetzige Krankenhausstandort Albstadt bedarf der Aufrüstung und der Ertüchtigung. Bei aller strittigen Klinikdiskussion im Kreis dürfen wir uns nicht darüber täuschen, dass ungeachtet der Frage, welche Lösung in weiterer Zukunft kommt, diesbezüglich jetzt Investitionsbedarf in Albstadt besteht. Dies nach oben deutlich zu machen, ist unser aller, fraktionsübergreifende, Aufgabe. Das wird vom Bürger dieser Stadt nicht zuletzt deshalb erwartet, da wir ja nicht wenig Geld in die Hand genommen haben, um insbesondere ein Parkdeck am Krankenhaus Ebingen mitzufinanzieren. Ein Schildbürgerstreich darf dies nicht werden, deswegen gilt es diese Diskussion zu versachlichen und auf dasjenige zurückzuführen, was primär notwendig ist - nämlich die Ertüchtigung unseres Standorts in Ebingen. Für all dies - Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, klares Setzen von Prioritäten, konservatives Wirtschaften ohne übermäßigen Anstieg der Neuverschuldung in den folgenden Jahren bedarf es einer klaren politischen Linie des Gemeinderats und der Verwaltung. Klare politische Linie heißt aber nicht einen "Zick-Zack-Kurs", bei dem man lediglich sicher sein darf, dass auf jedes „Zick“ dann auch ein „Zack“ folgt. Nein, meine Damen und Herren, es bedarf einer ganzheitlichen Konzeption, für die wir uns hier einsetzen und für deren Erarbeitung wir der Verwaltung die Hand reichen. Gerade 10 weil wir nicht nur der Aufsichtsrat eines „Konzerns Albstadt“ sind, kann dies nur gemeinsam funktionieren. Wir halten es insbesondere für notwendig, die mittelfristige Finanzplanung im Lauf der nächsten Monate nochmals komplett zu überdenken und die Prioritäten gemeinsam zu erarbeiten. Auch dafür reichen wir der Verwaltung konstruktiv die Hand für ein Miteinander und stimmen unter diesem Vorbehalt für die zukünftigen Jahre dem Haushaltsplan 2017 zu. Vielen Dank! 11
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