Waldzustandsbericht 2016 Forstliches Umweltmonitoring in Thüringen Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, wer in diesem Jahr mit offenen Augen durch den Wald gegangen ist, dem sind vielleicht die Blüten und der starke Fruchtbehang an vielen Waldbäumen aufgefallen. Das war eine sehr eindrucksvolle Reaktion auf den Witterungsverlauf der letzten Jahre und insbesondere auf die Trockenheit 2015. Vor allem die Buche trug so viele Bucheckern wie noch niemals zuvor. Für die vollständige Ausbildung der Blätter haben die im Waldboden zur Verfügung stehenden Wasser- und Nährstoffvorräte vielerorts nicht gereicht und der Buche fehlte im Landesdurchschnitt mehr als ein Viertel ihrer Blattmasse. Insgesamt konnten 2016 nur noch 20% aller Waldbäume Thüringens anhand ihres Kronenzustands als gesund angesprochen werden. Das ist der geringste Anteil gesunder Bäume seit 1993! Der Anteil deutlich geschädigter Bäume ist um 6% gestiegen und liegt jetzt bei 37%. Dieses Ergebnis macht deutlich, dass der Klimawandel mit seinen Folgen in Thüringens Wäldern immer offensichtlicher wird! Thüringen ist ein waldreiches Land, rund ein Drittel der Fläche ist mit Wald bedeckt. Dieser Wald schützt den Boden und reinigt das Wasser, er dient zahlreichen Pflanzen- und Tierarten als Lebensraum, dem Menschen als Erholungsort und ist nicht zuletzt unser wichtigster Rohstofflieferant! Wir müssen uns langfristig darauf einstellen, dass sich der Zustand des Waldes verändern wird, denn nicht nur die zunehmende Trockenheit und überdurchschnittliche Temperaturen, sondern auch Luftschadstoffe und forstliche Schadinsekten und -pilze machen dem Wald zu schaffen. Langzeitbeobachtungen wie das Forstliche Umweltmonitoring, die Dokumentationen zu den forstlichen Schaderregern und regelmäßige Waldwachstumsuntersuchungen liefern uns diesbezüglich wertvolle Informationen und bilden die Grundlage für forstbetriebliche Maßnahmen und politische Entscheidungen. Es ist Ziel der Landesregierung, den Wald in Thüringen zu erhalten, zu schützen und generationsübergreifend nachhaltig zu bewirtschaften. Dazu gehört die Schaffung artenreicher, mehrschichtiger Dauerwälder ebenso wie eine ressourcenschonende Holzernte, der verantwortungsvolle Umgang mit dem Waldboden, die Fortführung der Kompensationskalkung, aber eben auch die weitere Forcierung umweltpolitischer Maßnahmen zur Senkung von Luftschadstoff-Emissionen. Auch in diesem Jahr haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Thüringer Forstämter und des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha die landesweite Waldzustandserhebung wieder engagiert und zuverlässig durchgeführt. Ihnen sei an dieser Stelle von ganzem Herzen gedankt! Birgit Keller Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft Inhalt Hauptergebnisse 3 1. Langzeitbeobachtungen im Wald 7 2. Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2016 11 3. Einflüsse auf den Waldzustand 27 4. Fazit/Ausblick 39 5. Anhang - Bewertung des Waldzustandes nach Baumarten 43 Hauptergebnisse Im Rahmen der Waldzustandserhebung (WZE) 2016 wurden 8.376 Bäume an 349 WZE-Punkten begutachtet. Die vorliegenden Ergebnisse sind für Fichte, Kiefer und Buche statistisch gesichert. sonst. Lbh. 11% Eiche 5% Fichte 43% Buche 19% sonst. Ndh. 3% Abb. 1: Baumartenanteile an der Waldzustandserhebung-Gesamtstichprobe 2016 Kiefer 19% Der Zustand des Waldes hat sich verschlechtert. Nur 20% aller Waldbäume konnten in diesem Jahr als gesund eingestuft werden, 43% zeigten leichte Vitalitätsverluste und 37% waren deutlich geschädigt (Abb. 2). Das ist der höchste Anteil deutlich geschädigter Bäume seit 1997. alle Baumarten deutlich geschädigt leichter Vitalitätsverlust gesund 100% 80% 19 17 17 22 24 21 23 26 23 23 26 23 21 20 27 24 28 29 30 28 30 28 24 24 22 23 31 30 33 60% 33 37 36 38 41 42 42 44 45 44 43 44 48 42 42 43 42 45 42 42 41 45 44 40% 0% Abb. 2: Zustand des Waldes in Thüringen 50 53 50 45 39 37 38 34 34 35 35 34 35 32 36 32 30 33 31 37 31 29 28 28 25 28 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 20% *1996 Unterstichprobe im 8x8 km Raster 3 Fichte Fichte Der Zustand der Fichte hat sich weiter verschlechtert, der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden ist auf 29% gestiegen (Abb. 3). Die mittlere Kronenverlichtung lag mit 21% auf dem bislang höchsten Niveau seit 1997 (Abb. 15). deutlich geschädigt leichter Vitalitätsverlust gesund 100% 80% 24 22 22 27 31 44 29 29 31 29 35 32 35 39 41 39 41 40 36 35 33 40 36 35 37 34 28 34 60% 29 31 34 38 25 34 39 40 41 37 37 39 41 38 38 42 38 42 38 40 42 41 44 42 27 24 22 22 25 25 26 31 29 27 22 24 23 22 24 27 29 18 22 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 50 44 42 20% 47 35 0% 34 31 40% *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km-Raster Abb. 3: Zustand der Fichte Kiefer Kiefer Rund 48% aller Kiefern wurden als deutlich geschädigt eingestuft, das sind 5% mehr als im Vorjahr. Nur 8% der Kiefern waren gesund (Abb. 4). Im Gegensatz zu anderen Baumarten sind jüngere und ältere Kiefern gleichermaßen betroffen. deutlich geschädigt leichter Vitalitätsverlust 100% 12 13 80% 24 20 20 22 17 18 22 22 23 23 32 32 34 60% 43 42 44 gesund 4 5 8 6 7 8 8 9 8 11 10 10 13 18 16 51 46 46 50 49 53 51 50 50 47 45 49 48 49 52 50 53 48 44 40% 64 0% 55 48 46 35 41 38 32 32 27 28 29 33 38 40 40 40 51 46 44 45 41 42 39 43 48 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 20% *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km-Raster Abb. 4: Zustand der Kiefer Buche Buche deutlich geschädigt 100% leichter Vitalitätsverlust gesund 11 16 12 11 6 7 15 12 14 17 13 12 12 13 17 15 14 9 12 20 16 18 15 22 24 20 80% 31 32 40 38 40 46 42 60% 43 47 45 49 37 42 43 39 48 53 45 44 41 48 44 49 48 45 56 40% 63 61 20% 0% 49 47 48 40 41 35 35 39 38 33 32 50 46 45 39 30 41 37 52 40 48 32 43 28 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Die Buche hat in diesem Jahr ungewöhnlich stark geblüht und fruktifiziert. Rund 72% aller Buchen zeigten einen Fruchtbehang (Abb. 24), das ist die bislang höchste Fruktifikationsrate seit Beginn der Waldzustandserhebung 1991. Gleichzeitig fehlte der Buche durchschnittlich 26,2% ihrer Blattmasse (Abb. 23) und der Anteil gesundheitlich beeinträchtigter Bäume stieg um 15% an (Abb. 5). *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km-Raster Abb. 5: Zustand der Buche 4 Eiche Eiche Der Zustand der Eiche hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig verändert. Der Anteil gesunder Eichen lag nach wie vor bei nur 7% (Abb. 6) und die Eiche bleibt die am stärksten geschädigte Baumart in Thüringen. deutlich geschädigt leichter Vitalitätsverlust gesund 100% 6 8 12 1 5 7 7 9 9 12 15 14 13 9 11 14 13 16 14 14 14 16 11 17 16 21 15 18 18 80% 35 29 27 26 27 40 28 30 36 36 26 26 48 49 43 46 37 37 43 43 28 46 47 60% 40% 86 76 74 62 57 58 60 0% 62 61 58 51 57 56 51 55 46 40 45 44 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 20% 51 47 49 43 43 37 43 *1996 Unterstichprobe im 8x8 km - Raster Abb. 6: Zustand der Eiche Sonstige Nadelbäume Bei den sonstigen Nadelbäumen (Lärche, Douglasie u. a.) ist der Anteil deutlich geschädigter Bäume im Vergleich zum Vorjahr um 12% gestiegen und beträgt jetzt 41% (Abb. 7). Maßgeblich für diesen Anstieg waren die teilweise sehr starken Nadelverluste bei der Lärche. sonstige Nadelbäume deutlich geschädigt 100% 80% 7 12 15 14 33 22 leichter Vitalitätsverlust 45 25 26 33 34 24 23 33 32 36 34 23 30 31 23 24 25 25 23 24 44 43 31 34 52 26 gesund 11 39 60% 40% 3 37 47 51 42 39 39 43 41 54 33 36 46 39 35 45 48 35 71 58 43 0% 33 43 45 44 40 30 24 29 26 28 29 21 25 23 37 30 41 30 40 30 29 41 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 20% 41 *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km- Raster Abb. 7: Zustand der sonstigen Nadelbäume Sonstige Laubbäume sonstige Laubbäume deutlich geschädigt 100% 23 18 10 80% 60% 34 leichter Vitalitätsverlust gesund 22 22 22 21 26 22 25 19 26 20 20 22 17 22 23 24 27 27 26 29 28 26 23 39 40 38 42 38 41 42 52 51 52 51 52 48 48 47 45 51 50 45 40 45 42 40 45 50 40 36 40 38 29 27 25 29 24 29 28 27 31 30 29 29 28 33 29 29 32 29 35 40% 20% 37 0% 48 51 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Bei den sonstigen Laubbäumen (Esche, Ahorn, Linde u. a.) nahm der Anteil deutlicher Schäden um 6% zu und liegt jetzt bei 35% (Abb. 8). Das ist der höchste Anteil seit 1997 und vor allem auf die eingeschränkte Blattbildung und durch den starken Fruchtbehang bei Ahorn, Hainbuche und Linde zurück zu führen. *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km-Raster Abb. 8: Zustand der sonstigen Laubbäume 5 6 Kapitel 1 Langzeitbeobachtungen im Wald 1. Langzeitbeobachtungen im Wald Umwelteinflüssen. 26 Aufnahmepunkte der Wald- und Bodenzustandserhebung und fünf Wald- und Hauptmessstationen sind in das internationale Kooperationsprogramm zur Untersuchung der Auswirkungen von Luftverunreinigungen auf Wälder (ICP-Forests) eingebunden. Dieses Programm ist seit 1985 Bestandteil der Genfer Luftreinhaltekonvention (CLTRP). Grundsätzlich bestimmen Klima und Boden die Verbreitungsareale von Waldbäumen. Darüber hinaus werden ihr Wachstum, ihr Zustand und ihre Entwicklung von zahlreichen natürlichen und anthropogenen Faktoren beeinflusst. Die Analyse dieser Faktoren und die Bewertung von deren Auswirkungen erfordert das Zusammenfügen einer Vielzahl von Beobachtungsergebnissen. Die im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum (FFK) Gotha durchgeführten Langzeitbeobachtungen ermöglichen neben der Erfassung aktueller Zustände auch Aussagen zur Entwicklung des Waldes und der Baumarten. Fachlich aufeinander abgestimmte und zum Teil vernetzte Verfahren stellen regelmäßige Informationen für den Forstbetrieb und für politische Gremien bereit. 1.1 1.1.1 Waldzustands-/ Bodenzustandserhebung Die Waldzustandserhebung (WZE) wird in Thüringen seit 1991 an 353 Stichprobenpunkten im 4 x 4 km-Raster (Abb. 9) durchgeführt und liefert jährlich aktuelle Daten zum Zustand des Waldes sowie langfristig aussagefähige Zeitreihen zu dessen Entwicklung. Forstliches Umweltmonitoring An jedem vierten WZE-Punkt (8 x 8 km-Raster) erfolgten in den Jahren 1992/93 und 2006/07 umfassende Bodenuntersuchungen im Rahmen der Bodenzustandserhebungen (BZE I und II). Diese Daten ermöglichen Aussagen zum Nährstoffpotenzial und zur Produktivität der Waldböden, zur Ernährung der Waldbestände, zum Bodenwasserhaushalt, zur Trockenstressgefährdung, zur Kohlenstoffspeicherung sowie zum Grad der Bodenversauerung und Stickstoffsättigung. Das in Thüringen auf Grundlage des Bundeswaldgesetzes durchgeführte Forstliche Umweltmonitoring ist ein europaweit etabliertes Verfahren und liefert mit der Waldzustandserhebung (WZE), der Bodenzustandserhebung (BZE) und den intensiven Untersuchungen an Wald- und Hauptmessstationen (HMS/WMS) wertvolle Informationen zum Zustand des Waldes und Waldbodens sowie zur Art und Stärke von Witterungs- und Abb. 9: Lage/Verteilung der WZE-/ BZE-Punkte in Thüringen 8 1.1.2 Intensiv-Monitoring an Wald- und Hauptmessstationen (WMS/HMS) Um Veränderungen im Waldökosystem angemessen bewerten zu können, ist die langfristige Messung, Beobachtung und Dokumentation abiotischer Einfluss-, Stress- und Schadfaktoren unerlässlich. An den 14 repräsentativen Wald- und Hauptmessstationen werden regelmäßig Witterungsparameter, Luftschadstoffkonzentrationen und die Stoffeinträge mit dem Niederschlag erfasst und deren Auswirkungen auf den Wald- und Bodenzustand untersucht. Die Verknüpfung von Zustands- und Einflussgrößen ermöglicht Aussagen zu den potenziellen Risiken und dient der Gefahrenabwehr. Fünf Intensivmessstationen werden im Kontext zu den Vorgaben des ICP-Forests als Level II-Flächen bezeichnet. Das gesamte Untersuchungs- und Auswertungsspektrum an den Wald- und Hauptmessstationen ist in Abbildung 10 dargestellt. Abb. 10: Mess-/Untersuchungsparameter an Thüringer Wald- und Hauptmessstationen 1.2 Waldschutzmonitoring Dürreschäden und Waldbrände dokumentiert. Die periodischen Waldschutzmeldungen aus den Thüringer Forstämtern und den Bundesforstbetrieben dienen zur Analyse der aktuellen Waldschutzsituation und fließen in zahlreiche forstbetriebliche Maßnahmen ein. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung werden jährlich mit den Daten aus dem Waldschutzmeldedienst abgeglichen. Die Überwachung forstlicher Schaderreger ist ein wichtiges Element der Langzeitbeobachtungen im Wald und wird anhand mehrstufiger, situationsangepasster Verfahren durchgeführt. 1.2.1 Waldschutzmeldedienst Der Waldschutzmeldedienst ist seit 1947 ein bewährtes Instrument der Risikovorsorge und erfolgt auf Ebene der Forstreviere. Regelmäßig werden die Art und Stärke biotischer Schadfaktoren, wie z. B. Insekten, Mäuse und Pilze sowie durch abiotische Einflüsse verursachte Schäden wie Wurf- und Bruchholz, Frost- oder 1.2.2 Spezielle Überwachungsverfahren Neben dem Waldschutzmeldedienst wird die Entwicklung und Ausbreitung forstlicher Schaderreger überwacht. Die auf den jeweiligen Schaderreger abgestimmten Überwachungsverfahren beinhalten u. a. die 9 Bodensuche nach Larven und Puppen, Pheromonfallenfänge, die Feststellung von Eibesatzdichten, Schwarmflugüberwachungen und Probefänge. Daraus leiten sich Prognosen zur Schadentwicklung und zur Vorbereitung von Gegenmaßnahmen ab. 1.5 Die Erhaltung der biologischen Vielfalt gewinnt angesichts der sich verändernden Umweltbedingungen zunehmend an Bedeutung. Eine der Nachhaltigkeit und der Vielfachfunktionen des Waldes verpflichtete forstliche Bewirtschaftung muss deshalb auch den Schutz der genetischen Ressourcen einschließen. Im Rahmen der Umsetzung eines landesspezifischen Generhaltungsprogramms werden baumartenorientierte Untersuchungen sowie bei Bedarf generhaltende Maßnahmen durchgeführt. Die Arbeiten konzentrieren sich derzeit auf die Beobachtung und Erhaltung von Weißtanne, Eibe, Elsbeere, Breitblättriger Mehlbeere, Speierling, Wildobst, Bergulme, Schwarzpappel, Hochlagenfichte und Höhenkiefer. Darüber hinaus werden zahlreiche waldbauliche Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse in forstbetriebliche Leitlinien für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung einfließen. In der Hauptsache sind das Untersuchungen zur Baumartenwahl, Baumarteneignung und Baumartenmischung, Versuchsreihen zu verschiedenen Herkünften sowie zur Pflege und Verjüngung von Waldbeständen. 1.2.3 Überwachung von Forstlichen Quarantäneschädlingen Im Rahmen des Waldschutzmeldedienstes und bei der jährlichen Waldzustandserhebung werden auch forstlich relevante Quarantäneschädlinge, wie z. B. der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis), der Chinesische Laubholzbockkäfer (Anoplophora chinensis), die Kiefernholznematode (Bursaphelenchus xylophilus), der Pechkrebs der Kiefer (Fusarium circinatum), der Asiatischen Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) und der Schaderreger Phytophthora ramorum überwacht. 1.3 Monitoring in Naturwaldparzellen Naturwaldparzellen sind gesondert ausgewiesene Waldgebiete, in denen der Wald sich selbst überlassen bleibt. Ziel der Untersuchungen in den Naturwaldparzellen ist die Erforschung der natürlichen Entwicklung von Wäldern ohne jegliche Bewirtschaftung. Die 14 Thüringer Naturwaldparzellen repräsentieren nach Standort, Baumartenzusammensetzung und Bodenvegetation die häufigsten natürlichen Waldgesellschaften Thüringens. Standardaufnahmen, wie z. B. regelmäßige Stichprobenerhebungen zum Waldwachstum, Totholzinventuren und Vegetationsaufnahmen sowie faunistische Spezialuntersuchungen dokumentieren die Entwicklung jeder Naturwaldzelle über einen langen Zeitraum hinweg und liefern wertvolle Erkenntnisse über ungestörte Prozessabläufe im Wald. 1.4 Forstgenetische und waldbauliche Untersuchungen 1.6 Wildschadensmonitoring Seit 1994 werden im dreijährigen Turnus flächendeckend für alle Waldeigentumsformen Verbiss- und Schälschadenserhebungen durchgeführt. Bewertet werden an insgesamt 2.850 Flächen (Quadranten) der prozentuale Anteil verbissener junger Bäume durch wiederkäuendes Schalenwild sowie an ca. 60% der Quadranten zusätzlich die Schälschäden durch Rot- und Muffelwild. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen sind die Grundlage für alle Maßnahmen zur Regulierung der Wilddichte und vor allem in Hinblick auf die Schaffung artenreicher Mischbestände von großer Bedeutung. Waldwachstumsuntersuchungen Der Bereich der Waldwachstumsforschung untersucht die quantitativen und qualitativen Wachstumsvorgänge von Einzelbäumen und Waldbeständen unter Berücksichtigung natürlicher Faktoren (z. B. Boden und Standort), menschlicher Einflüsse (z. B. Art und Stärke forstliche Eingriffe) und unter dem Aspekt sich verändernder klimatischer Rahmenbedingungen. Einen wesentlichen Beitrag leisten dabei langfristige Versuchsflächen, die auf verschiedenen Standorten und mit unterschiedlichen Baumarten betrieben werden. Hier werden die Effekte forstlicher Eingriffe unter kontrollierten Bedingungen ebenso beobachtet und analysiert wie das Wachstum der Bäume unter sich ändernden Umweltbedingungen. Die regelmäßigen Datenerhebungen dienen der Ableitung und Verifizierung von Zusammenhängen. 1.7 Klimafolgenforschung Im Rahmen der Klimafolgenforschung werden Ergebnisse der Langzeitbeobachtungen mit entsprechenden Klimainformationen verknüpft. Ziel ist es, die Risiken des Klimawandels und deren Auswirkungen auf den Wald zu identifizieren und Maßnahmen zur Erhaltung und zum Schutz des Waldes abzuleiten. Dazu gehören Baumartenund Waldstrukturempfehlungen, Empfehlungen zur Sturmflächenwiederbewaldung, die Identifikation von sommerlichen Unwetterregionen sowie Jahrring- und Zuwachsanalysen. Momentan liegt ein Schwerpunkt auf der Eignungsprüfung von sorgfältig ausgewählten fremdländischen Baumarten (z. B. Baumhasel, Edelkastanie, Hickory) auf Versuchsflächen mit zum Teil jahrzehntelanger Beobachtungsdauer. 10 Kapitel 2 Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2016 2. Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2016 Die Waldzustandserhebung (WZE) wird alljährlich bundesweit als terrestrische Stichprobeninventur auf einem permanenten systematischen Netz durchgeführt. Dabei dient der Kronenzustand als Weiser für die Vitalität der Wälder. In Thüringen erfolgte die WZE in diesem Jahr in der Zeit vom 10. Juli bis zum 3. August durch geschulte Mitarbeiter der Thüringer Forstämter, des Nationalparks Hainich und des Bundesforstes. Langjährige WZEErfahrungen der meisten Mitarbeiter und Qualitätskontrollen an 41 WZEPunkten garantieren eine sehr gute Datenqualität. Bild 1: Schulung der WZE-Aufnahmetrupps 2016 durch das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Bild 2: Ministerin Birgit Keller mit Ines Chmara vom FFK Gotha bei der Waldzustandserhebung Ursache und Intensität biotischer Einflüsse (Insekten- Insgesamt wurden 8.376 Bäume an 349 Aufnahmepunkten begutachtet. An vier Punkten sind derzeit keine bzw. keine begutachtungsfähigen Bäume vorhanden. Diese Punkte ruhen solange, bis die nachwachsenden Bäume eine Mindesthöhe von 60 cm erreicht haben. Folgende Parameter wurden an den jeweils 24 dauerhaft markierten Bäumen pro Aufnahmepunkt aufgenommen: oder Wildschäden, Pilzbefall), Ursache und Intensität abiotischer Einflüsse (z. B. Schäden durch Sturm, Schnee, Frost oder Trockenheit, Fällschäden usw.), ausgefallene Stichprobenbäume/Ausfallursache. Baumart, Alter, soziologische Stellung nach KRAFT, Die 2016 erhobenen Daten liefern statistisch gesicherte Ergebnisse zum aktuellen Kronenzustand der Baumarten Fichte, Buche und Kiefer. Für die Eiche sind die Ergebnisse aufgrund des zu geringen Stichprobenumfangs statistisch nicht gesichert. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte im FFK Gotha. Traufbaumstatus, Nadel-/Blattverlust in 5%-Stufen (Kronenverlichtung), Nadel-/Blattverfärbungen nach Intensitätsstufen, Anzahl der Nadeljahrgänge (nur bei Kiefer), Blüte/Fruchtbehang nach Intensitätsstufen, 12 2.1 Gesamtergebnisse Die Dichte einer Baumkrone und die Farbe der Nadeln und Blätter zum Zeitpunkt der Aufnahme gelten als wichtige Indikatoren für den aktuellen Gesundheitszustand eines Baumes. Langjährige Zeitreihen weisen auf Veränderungen, Risiken und Gefahren hin. Der Zustand der Baumkronen hat sich im Vergleich zum Vorjahr signifikant verschlechtert. Im Durchschnitt fehlte den Bäumen in diesem Jahr 23,9% ihrer Nadel- oder Blattmasse (2015: 22,4%). Das ist der höchste prozentuale Verlust an Nadeln und Blättern seit 1995 (Abb. 11). Die Baumkronen älterer Bäume (> 60 Jahre) waren auch in diesem Jahr wieder deutlich stärker verlichtet, es fehlten rund 10% mehr Nadeln oder Blätter als bei jüngeren Bäumen (< 60 Jahre). Allerdings ist der Nadel-/Blattverlust auch bei den jüngeren Bäumen weiter angestiegen und lag mit 17,5% auf dem bislang höchsten Niveau seit 1994 (Abb. 11). 25 20 15 10 0 Abb. 11: Prozentualer Verlust an Nadeln/Blättern über alle Baumarten (mittlere Kronenverlichtung) 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 5 32,8 34,5 32,5 30,5 29,6 29,7 28,4 26,2 25,4 24,9 25,3 23,8 25,0 27,2 27,3 27,3 27,7 26,5 27,0 25,2 27,5 26,3 24,9 26,0 25,8 27,2 30 20,5 22,4 20,9 18,7 16,4 15,3 16,7 14,2 13,8 13,2 13,7 13,8 14,4 16,2 16,1 16,2 15,8 17,4 17,1 15,3 16,0 15,4 15,0 15,1 16,0 17,5 Mittl. Kronenverlichtung [%] 35 Im Rahmen des und bei der alleWaldschutzmeldedienstes Baumarten jährlichen Waldzustandserhebung werden auch forstlich Altersklassen <=wie 60 Jahre > 60 Jahre relevantealle Quarantäneschädlinge z. B. der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis), der 27,5 29,1 27,5 25,5 24,1 23,3 23,7 21,4 20,8 20,2 20,7 19,9 20,9 22,8 23,0 23,0 23,0 22,9 23,1 21,7 23,3 22,4 21,4 22,2 22,4 23,9 40 *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km- Raster Rund 45% der Waldbäume haben in diesem Jahr geblüht oder trugen Früchte. Verfärbungen an Nadeln oder Blättern wiesen 5,6% der Stichprobenbäume auf, rund 14% waren von forstlichen Schadinsekten oder -pilzen befallen und 4% zeigten Schäden oder Reaktionen nach Witterungseinflüssen. Stammschäden infolge von Fäll- oder Rückearbeiten wurden an 4,5% aller Bäume festgestellt. Aus dem prozentualen Nadel-/Blattverlust und der Intensität der Verfärbung/Vergilbung wird für jeden Baum eine Stufe zur Bewertung seines Zustandes errechnet (Tab. 1). Tab. 1: Stufen zur Bewertung des Baum- und Waldzustandes Nadel-/Blattverlust [%] 0-10 11-25 26-60 61-99 100 Anteil vergilbter Nadeln/Blätter [%] 0-10 0 1 2 3 4 11-25 0 1 2 3 - Stufe 0 - gesunder Baum Stufe 1 - Baum mit leichten Vitalitätsverlusten Stufe 2, 3 und 4 - Baum mit deutlichen Schäden 13 26-60 1 2 3 3 - 61-100 2 2 3 3 - Nach dieser Bewertung waren 2016: 20% aller Waldbäume in Thüringen gesund (Stufe 0), 43% hatten leichte Vitalitätsverluste (Stufe 1) und 37% aller Waldbäume wiesen deutliche Schäden bzw. Gesundheitseinbußen auf (Stufen 2 bis 4). Der Kronenzustand der Laubbäume war erneut schlechter als der der Nadelbäume. Nur 15% der Laubbäume konnten in diesem Jahr als gesund eingestuft werden, bei den Nadelbäumen waren es immerhin noch 22%. Die langjährigen Zeitreihen zeigen bei den Nadelbäumen eine Phase der Erholung von 1991 bis 2002, danach nimmt der Anteil deutlich geschädigter Bäume wieder zu und liegt derzeit bei 36% (Abb. 13). Bei den Laubbäumen ist diese Entwicklung ebenfalls sichtbar, unterliegt aber stärkeren Schwankungen (Abb. 12). Diese Schwankungen werden in erster Linie von der Fruktifikationsrate der Buche, aber auch von den Fraßaktivitäten forstlicher Schadinsekten bestimmt. Laubbäume deutlich geschädigt 100% gesund 8 16 11 16 15 14 16 21 18 19 16 22 21 14 15 13 16 19 18 18 15 16 22 17 18 15 80% 31 60% leichter Vitalitätsverlust 32 37 35 38 37 41 48 44 47 45 47 46 42 42 43 44 39 45 48 42 44 33 40 38 46 39 42 45 45 51 40% 0% Abb. 12: Kronenzustand von Laubbäumen 58 60 49 47 49 43 35 35 36 36 31 33 44 43 44 40 33 41 31 40 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 20% 47 *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km- Raster Nadelbäume deutlich geschädigt leichter Vitalitätsverlust gesund 100% 21 19 21 24 80% 60% 28 29 34 33 22 26 23 22 28 34 27 31 34 29 28 27 26 30 27 26 28 26 36 34 34 33 37 40% 0% Abb. 13: Kronenzustand von Nadelbäumen 51 52 45 43 37 40 39 40 42 44 42 42 42 43 41 43 41 46 41 42 45 44 46 42 36 35 31 36 29 35 33 29 31 29 28 28 31 27 24 24 22 25 29 30 30 33 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 20% 35 *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km - Raster 14 2.2 Regionale Ergebnisse Die regionale Auswertung der Ergebnisse nach Forstlichen Wuchsgebieten zeigt für 2016 eine Zunahme der deutlichen Schäden in allen Regionen des Landes. Forstliche Wuchsgebiete sind länderübergreifende, fachspezifische Gliederungseinheiten auf geologisch-morphologischer Basis mit vergleichbaren klimatischen Bedingungen. Die im jeweiligen Wuchsgebiet dominierende Baumart ist in Abbildung 14 durch das beigefügte Symbol gekennzeichnet. Nordthüringisches Trias-Hügelland 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% leichter Vitalitätsverlust deutlich geschädigt 30 3 24 6 38 3 36 4 36 5 32 12 36 17 29 19 36 16 34 24 33 17 37 14 34 18 32 15 24 20 15 19 22 20 39 20 34 15 30 18 33 16 29 14 42 15 37 16 50 18 42 19 deutlich geschädigt 67 70 59 60 59 56 47 52 48 42 50 49 48 53 56 66 58 41 51 52 51 57 43 47 32 39 leichter Vitalitätsverlust 9 30 61 10 30 60 9 37 54 12 43 45 21 38 41 11 37 52 19 40 41 28 43 29 22 50 28 24 47 29 21 52 27 30 47 23 33 45 22 24 49 27 20 50 30 18 50 32 19 43 38 20 48 32 25 39 36 25 42 33 19 42 39 19 44 37 26 41 33 19 39 42 20 47 33 10 48 42 gesund 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% gesund 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Mitteldeutsches Trias-Berg- und Hügelland Ostthüringisches Trias - Hügelland 7 10 5 11 11 10 12 12 6 deutlich geschädigt 18 18 23 28 26 24 22 26 26 25 26 22 20 15 16 15 18 leichter Vitalitätsverlust 25 27 31 27 32 27 36 38 41 42 41 47 51 47 47 45 41 49 47 44 44 52 45 53 49 45 38 40 38 42 45 46 43 40 41 39 41 43 45 48 42 51 53 53 56 46 36 33 33 31 33 42 42 47 51 43 34 25 37 31 30 24 24 22 28 35 34 38 36 36 29 25 34 29 23 31 30 34 gesund 57 55 46 45 42 49 42 36 33 33 33 31 29 38 37 40 41 44 48 46 45 37 45 35 39 49 deutlich geschädigt 25 20 18 24 24 39 25 29 32 34 31 32 29 25 25 23 23 21 26 27 24 20 24 16 14 20 leichter Vitalitätsverlust 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% gesund 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Südthür.- Oberfränkisches Trias-Hügelland Vogtland deutlich geschädigt 25 23 20 25 23 17 23 28 36 42 37 35 39 29 31 27 36 31 30 39 40 38 37 44 40 35 leichter Vitalitätsverlust 37 34 31 33 41 38 48 45 43 42 43 44 42 43 44 48 46 43 44 44 40 43 45 37 36 35 deutlich geschädigt gesund 38 43 49 42 36 45 29 27 21 16 20 21 19 28 25 25 18 26 26 17 20 19 18 19 24 30 leichter Vitalitätsverlust 19 33 48 11 30 59 15 37 48 21 36 43 28 37 36 36 41 23 25 35 40 27 44 29 29 42 29 31 41 28 29 45 26 36 43 21 29 42 29 30 38 32 29 40 31 28 43 29 27 39 34 26 43 31 34 35 31 35 37 28 31 36 33 32 36 32 36 37 27 30 38 32 26 44 30 27 38 35 gesund 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Thüringer Gebirge Abb. 14: Kronenzustand der Waldbäume in den großflächigen Forstlichen Wuchsgebieten Thüringens Der höchste Anteil und gleichzeitig der stärkste Anstieg deutlich geschädigter Bäume ist in den Kieferngebieten des Ostthüringischen Trias-Hügellandes zu verzeichnen. Fast die Hälfte der begutachteten Bäume war hier stark verlichtet, nur noch 6% konnten als gesund eingestuft werden. In Nord-, Nordwest- und Mittelthüringen dominieren Buche und Eiche. Nach einer Verbesserung des Kronenzustandes im Vorjahr hat der Anteil deutlich geschädigter Bäume in diesem Jahr wieder zugenommen. Grund dafür war die starke Fruktifikation der Buche, die mit einem erheblichen Verlust an Blattmasse verbunden war. Der Anteil gesunder Bäume war auch 2016 in den Fichtengebieten des Thüringer Gebirges und des Vogtlandes am größten. Allerdings nahm hier der Anteil deutlicher Schäden weiter zu. 15 2.3 Ergebnisse Fichte Es wurden 3.604 Fichten begutachtet. Davon waren 1.432 Bäume jünger als 60 Jahre (jüngere Fichten) und 2.172 Bäume älter als 60 Jahre (ältere Fichten). Der Kronenzustand der Fichte hat sich verschlechtert. Der prozentuale Verlust an Nadelmasse ist weiter angestiegen und lag mit 21% (2015: 20,1%) auf dem höchsten Niveau seit 1997. Jüngere und ältere Fichten sind von dieser Entwicklung gleichermaßen betroffen. 30 25 < =60 Jahre > 60 Jahre 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0 13,4 12,0 11,0 10,4 10,9 10,5 11,0 12,3 12,3 13,1 14,0 14,9 14,0 11,9 12,0 12,2 11,6 12,0 13,0 14,0 10 9,8 15 18,2 19,6 18,8 16,6 14,1 20 5 Abb. 15: Prozentualer Verlust an Nadelmasse bei Fichte (mittlere Kronenverlichtung) alle Altersklassen 25,7 27,0 25,0 24,1 22,0 17,2 21,3 19,5 18,1 17,5 17,9 17,0 18,0 19,1 19,1 19,4 20,8 20,3 19,6 17,6 18,7 18,6 18,1 18,7 20,1 21,0 Mittl. Kronenverlichtung [%] 35 Fichte 33,3 35,4 31,7 31,6 30,1 26,6 29,2 26,7 24,8 24,3 24,4 22,9 24,3 25,5 25,2 25,1 27,0 25,3 24,9 22,3 24,1 23,9 23,1 23,7 25,2 26,0 40 *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km-Raster Rund 32% der Fichten haben in diesem Jahr geblüht oder zeigten Zapfenbehang (Abb. 16). 100 schwache Blüte/Fruktifikation 90 mittlere bis starke Blüte/Fruktifikation 70 60 50 40 30 20 10 0 Abb. 16: Blüh- und Fruktifikationsrate bei Fichte 1991 13 1992 7 1993 3 1994 1 1995 15 6 1996 5 1 1997 4 1998 19 13 1999 12 5 2000 14 5 2001 10 3 2002 3 2003 0 2004 29 15 2005 7 2 2006 39 21 2007 19 5 2008 5 1 2009 29 23 2010 12 5 2011 35 26 2012 17 4 2013 12 3 2014 24 11 2015 31 15 2016 10 22 Anteil Blüte/Fruktifikation in % 80 Auffällige Verfärbungen oder Nadelvergilbungen wurden an 2,3% der Bäume festgestellt, rund 12% der begutachteten Fichten sind rotfaul (siehe Punkt 3.2.3) und 6% wiesen Rindenverletzungen aufgrund von Fäll- oder Rückeschäden auf. 16 Jüngere Fichten Der Anteil gesunder jüngerer Fichten nahm weiter ab und beträgt derzeit nur noch 50%. Deutliche Schäden zeigten 11% der jüngeren Fichten, das sind 3% mehr als im Vorjahr. Jüngere Fichten (<= 60 Jahre) 100% gesund leichter Vitalitätsverlust deutlich geschädigt 68 57 59 65 66 63 64 65 59 58 54 50 46 53 62 61 59 61 57 51 50 70% 41 37 37 46 53 90% 80% 50% 40% 30% 20% 10% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0% 30 29 33 30 37 26 32 22 32 15 25 7 29 14 32 9 27 8 27 7 29 8 30 6 28 7 30 11 32 10 35 11 37 13 39 15 33 14 28 10 30 9 32 9 32 7 36 7 41 8 39 11 60% Abb. 17: Zustand jüngere Fichten Ältere Fichten Der Anteil stark geschädigter älterer Fichten ist auf 43% gestiegen. Nur noch 13% der älteren Fichten konnten als gesund eingestuft werden. Ältere Fichten (> 60 Jahre) 70% 60% 30% 20% 10% 65 72 62 62 56 48 54 44 38 37 35 30 35 39 38 40 47 41 40 32 35 34 33 35 40 43 50% 40% deutlich geschädigt 39 38 44 47 46 49 51 47 47 47 46 40 45 43 47 49 50 48 47 46 44 80% leichter Vitalitätsverlust 6 5 6 7 8 13 8 12 15 17 16 19 18 14 15 14 13 14 17 21 16 16 19 18 14 13 90% gesund 29 23 32 31 36 100% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0% Abb. 18: Zustand ältere Fichten 17 2.4 Ergebnisse Kiefer Es wurden 1.579 Kiefern begutachtet. Davon waren 452 Bäume jünger als 60 Jahre (jüngere Kiefern) und 1.127 Bäume älter als 60 Jahre (ältere Kiefern). Der Kronenzustand der Kiefer hat sich weiter verschlechtert, durchschnittlich fehlten in diesem Jahr 27,1% der Nadelmasse (2015: 26,0%). Im Gegensatz zu den anderen Baumarten sind die Baumkronen jüngerer und älterer Kiefern in etwa gleichstark verlichtet. Kiefer 38,2 34,9 20,5 31,1 19,8 29,5 17,7 27,5 20,6 31,0 20,7 27,7 17,9 26,1 16,8 25,4 16,8 24,5 16,3 25,7 19,8 24,5 20,7 26,7 23,6 27,6 23,9 28,5 23,4 28,2 21,9 28,0 27,0 30,3 26,2 28,6 25,6 27,0 25,6 28,1 23,7 26,7 25,4 26,6 23,8 26,0 24,0 26,9 26,3 27,5 45 alle Altersklassen 35 30 > 60 Jahre 27,0 26,4 25 < =60 Jahre 20 15 10 5 33,4 31,3 26,7 25,8 23,8 26,4 25,0 23,0 22,3 21,7 22,1 22,8 24,5 26,2 26,9 26,5 25,9 29,2 27,7 26,6 27,4 25,8 26,2 25,4 26,0 27,1 Mittl. Kronenverlichtung [%] 40 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0 Abb. 19: Prozentualer Verlust an Nadelmasse bei Kiefer (mittlere Kronenverlichtung) 2016 haben erneut rund 66% der begutachteten Kiefern zum Teil sehr stark geblüht oder zeigten einen Zapfenbehang (Abb. 20). 100 schwache Blüte/Fruktifikation 90 mittlere bis starke Blüte/Fruktifikation 70 50 36 24 4 5 0 Abb. 20: Blüh- und Fruktifikationsrate bei Kiefer 2 2 10 11 20 26 30 24 9 20 7 19 5 5 15 20 8 35 15 21 4 30 7 25 9 40 49 14 48 7 42 9 54 17 40 14 53 18 27 5 43 15 39 10 34 5 42 24 60 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Anteil Blüte/Fruktifikation in % 80 Rund 12% der Kiefern wiesen sichtbare Verfärbungen auf, Insektenbefall wurde an 3% der Kiefern festgestellt, Rindenverletzungen durch Fällung und Rückung ebenfalls an 3%. 18 Jüngere Kiefern Der Anteil deutlicher Schäden ist bei den jüngeren Kiefern um 11% gestiegen und liegt mit 48% momentan auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Waldzustandserhebung. Nur 11% aller jüngeren Kiefern waren gesund. Jüngere Kiefern (<= 60 Jahre) 50% 40% 13 11 41 50 70% 60% deutlich geschädigt 24 22 31 36 30 38 37 40 43 29 44 28 42 36 48 36 48 38 42 42 52 26 51 26 50 18 53 15 54 16 50 21 5 52 8 51 51 10 50 10 52 13 47 11 8 60 90% 80% leichter Vitalitätsverlust 29 37 100% gesund 10% 47 41 33 32 23 28 28 22 16 14 16 22 23 32 32 30 29 43 41 39 40 35 42 32 37 48 30% 20% 0% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Abb. 21: Zustand jüngere Kiefern Ältere Kiefern In diesem Jahr wiesen rund 48% der älteren Kiefern deutliche Benadelungsdefizite auf, das sind 3% mehr als im Vorjahr. Dem gegenüber standen 7% gesunde Bäume. Ältere Kiefern (> 60 Jahre) 60% 41 44 48 44 51 54 54 51 51 48 48 44 41 48 48 48 52 51 51 47 45 70% 48 80% deutlich geschädigt 20 90% 29 33 35 100% leichter Vitalitätsverlust 4 6 8 10 10 7 12 13 14 14 11 13 10 7 7 6 9 3 3 6 4 4 6 8 8 7 gesund 30% 20% 42 52 44 39 42 35 35 33 39 42 45 46 47 56 49 46 48 44 43 41 45 48 40% 76 65 59 55 50% 10% Abb. 22: Zustand ältere Kiefern 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0% 19 2.5 Ergebnisse Buche Es wurden 1.554 Buchen begutachtet. Davon waren 296 Bäume jünger als 60 Jahre (jüngere Buchen) und 1.258 Bäume älter als 60 Jahre (ältere Buchen). Der Kronenzustand der Buche hat sich deutlich verschlechtert. Die Buche hat in diesem Jahr extrem stark geblüht und ungewöhnlich viele Bucheckern gebildet. Das führte zu einer eingeschränkten Blattbildung und es fehlten im Durchschnitt 26,2% der Blattmasse (2015: 22,7%). 0 28,9 29,7 27,5 26,9 25,0 25,1 25,8 26,0 24,1 23,9 29,4 29,0 29,2 27,2 24,5 27,6 26,1 30,5 28,0 24,6 29,5 24,1 27,9 > 60 Jahre 27,5 31,8 31,1 26,2 27,6 25,3 24,7 23,0 23,1 23,8 24,1 22,1 21,6 27,3 26,7 26,8 25,0 22,6 25,6 24,2 28,6 25,9 22,7 27,1 22,7 26,2 10 <= 60 Jahre 16,8 19,0 17,4 14,2 12,2 13,8 14,3 14,2 11,4 11,3 17,9 15,9 16,1 15,6 15,1 17,0 15,9 20,4 16,4 14,6 16,4 16,7 18,8 15 20,0 20 5 Abb. 23: Prozentualer Verlust an Blattmasse bei Buche (mittlere Kronenverlichtung) 29,6 25 25,4 22,5 30 alle Altersklassen 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Mittl. Kronenverlichtung [%] 35 33,9 33,3 Buche 40 *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km- Raster Rund 44% aller Buchen zeigten einen mittleren bis sehr starken Fruchtbehang, 28% trugen wenig und nur 28% keine Früchte (Abb. 24). Das ist die bislang höchste Fruktifikationsrate seit Beginn der Waldzustandserhebung im Jahr 1991. 80 schwache Fruktifikation mittlere bis starke Fruktifikation 70 35 29 44 32 31 17 18 3 8 11 13 2 14 1 1 6 2 8 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0 16 20 39 27 21 30 21 22 40 10 Abb. 24: Fruktifikationsrate bei Buche 28 29 27 50 20 Anteil Fruktifikation in % 60 20 Abbildung 25 unterstreicht den Zusammenhang zwischen der Fruktifikationsrate und dem Kronenzustand der Buche. Je stärker der Fruchtbehang, desto ausgeprägter sind die über den Kronenzustand angesprochenen Vitalitätsverluste. Nur 2% der stark fruktifizierenden Buchen waren gesund, dem gegenüber wiesen 71% erhebliche Blattverluste und Verfärbungen auf. 8 43 80% 27 30 90% deutlich geschädigt 2 leichter Vitalitätsverlust 4 gesund 100% 53 70% 60% 48 50% 71 40% 39 52 30% 22 20% 10% 0% Abb. 25: Zustand der Buchen mit Fruchtbehang keine Früchte wenig Früchte viele Früchte sehr viele Früchte Der Befall durch den Buchenspringrüssler hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen, nur noch 20% der Bäume zeigten die entsprechenden Symptome (Abb. 26). 40 geringer Befall mittlerer bis starker Befall 30 15 25 20 1 4 2 9 3 1 5 32 10 2 13 2 4 2 4 13 2 6 2 6 2 8 4 15 12 5 24 5 15 7 18 29 8 4 16 15 3 Buchenspringrüssler - Befall (%) 35 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0 Abb. 26: Buchenspringrüssler-Befall an WZE-Punkten Rund 10% aller Buchen hatten dürre Äste im Kronenbereich und teilweise sehr kleine Blätter, 8% zeigten auffällige und für die Jahreszeit untypische Blattverfärbungen. Fäll- oder Rückeschäden wurden an 6% der Bäume festgestellt. 21 Jüngere Buchen Der Anteil gesunder jüngerer Buchen hat in diesem Jahr weiter abgenommen und lag bei 37%. Rund 23% aller jüngeren Buchen zeigten starke Vitalitätseinbußen, das sind 8% mehr als im Vorjahr. Jüngere Buchen (<= 60 Jahre) gesund leichter Vitalitätsverlust deutlich geschädigt 35 50% 44 60% 40% 47 35 20% 32 30% 10% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0% 37 31 26 49 57 50 47 46 58 62 41 50 47 43 46 41 35 26 42 48 47 40 37 37 70% 14 49 23 46 8 66 16 35 12 31 10 40 11 42 14 40 9 33 12 26 24 35 23 27 23 30 17 40 16 38 24 35 15 50 28 46 18 40 11 41 17 36 15 45 23 40 80% 33 90% 16 21 100% Abb. 27: Zustand jüngere Buchen Ältere Buchen Der Anteil älterer Buchen mit deutlichen Vitalitätseinbußen nahm um 17% zu. Besonders betroffen waren Bäume mit einem mittleren bis sehr starken Fruchtbehang (Abb. 25). Nur 7% der älteren Buchen konnten als gesund eingestuft werden. Ältere Buchen (> 60 Jahre) 70% 60% 11 7 deutlich geschädigt 3 9 8 11 10 13 9 12 9 15 15 7 5 5 6 10 9 10 5 5 14 3 leichter Vitalitätsverlust 35 38 41 44 48 51 43 48 48 48 37 45 45 49 57 46 48 37 50 50 42 59 46 80% 41 90% 29 29 100% 4 3 gesund 30% 20% 10% 55 68 68 56 54 48 46 39 40 45 43 37 37 56 50 50 45 33 45 42 58 45 36 55 30 47 50% 40% Abb. 28: Zustand ältere Buchen 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0% 22 2.6 Ergebnisse Eiche Es wurden 458 Eichen begutachtet. Davon waren 88 Bäume jünger als 60 Jahre (jüngere Eichen) und 370 Bäume älter als 60 Jahre (ältere Eichen). 15 0 > 60 Jahre 30,4 32,0 29,1 29,7 26,8 29,3 30,7 34,9 34,3 34,1 31,6 34,2 34,1 33,2 35,2 31,3 29,1 30,9 30,1 31,8 <= 60 Jahre 28,8 29,4 36,6 36,5 31,8 42,0 32,6 26,3 27,8 25,4 26,6 24,3 26,6 28,2 31,4 29,8 28,8 26,6 29,5 29,5 29,3 31,1 27,6 25,7 28,6 28,2 10 alle Altersklassen 17,3 19,2 17,8 20,0 19,2 20,7 23,2 23,8 20,0 16,5 15,4 18,4 15,1 16,9 18,3 16,1 14,7 19,1 20,1 20 17,1 22,4 25 5 Abb. 29: Prozentualer Verlust an Blattmasse bei Eiche (mittlere Kronenverlichtung) 29,3 30,1 30 23,2 35 34,6 33,1 40 Eiche 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Mittl. Kronenverlichtung [%] 45 25,8 50 40,1 40,7 36,2 45,2 35,6 Der Kronenzustand der Eiche hat sich leicht verbessert, die mittlere Kronenverlichtung lag in diesem Jahr bei 28,2% (2015: 28,6%). Diese Verbesserung war ausschließlich bei den älteren Eichen zu verzeichnen und ist auf die geringen Fraßaktivitäten der Eichen-Schädlinge zurückzuführen. *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km - Raster Insektenbefall wurde in diesem Jahr nur an 9% aller begutachteten Eichen festgestellt (siehe auch Punkt 3.2.2). Blattverfärbungen traten an 7% aller Eichen auf, rund 9% hatten Trockenschäden oder dürre Äste und Zweige in der Baumkrone. Stammverletzungen aufgrund von Fäll- und Rückeschäden waren an 2% der Bäume feststellbar. Jüngere Eichen Nur noch 17% der jüngeren Eichen konnten in diesem Jahr als gesund eingestuft werden, das ist der geringste Anteil seit 1997. 16% der jüngeren Eichen waren deutlich geschädigt. Jüngere Eichen (<= 60 Jahre) 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Abb. 30: Zustand jüngere Eichen 51 16 43 56 26 18 55 26 19 38 28 34 5 55 40 35 50 15 27 35 38 28 35 37 28 36 36 22 48 30 25 36 39 24 48 28 41 37 22 42 33 25 29 35 36 22 31 47 16 25 59 25 31 44 13 37 50 13 48 39 13 56 31 10 54 36 10 41 49 13 64 23 16 67 17 70% deutlich geschädigt 19 80% leichter Vitalitätsverlust 30 41 90% gesund 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 100% 23 Ältere Eichen Der Anteil deutlich geschädigter älterer Eichen ist leicht gesunken und lag bei 50%. Der Anteil gesunder Bäume ist auf 5% gestiegen. Ältere Eichen (> 60 Jahre) gesund deutlich geschädigt 2 4 15 0 13 0 25 2 4 0 28 6 39 3 38 3 46 6 41 5 52 4 45 2 41 1 28 24 1 26 0 4 30 3 26 3 28 5 33 2 30 3 40 3 48 3 45 5 45 100% leichter Vitalitätsverlust 29 32 90% 80% 70% 69 64 40% 30% 20% 55 59 51 53 43 51 57 71 75 74 66 71 69 62 68 57 49 52 50 50% 85 87 73 96 72 60% 10% 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0% Abb. 31: Zustand ältere Eichen 2.7 Ergebnisse sonstige Laubbäume Es wurden 913 sonstige Laubbäume (Eschen, Birken, Hainbuchen, Ahorn-, Linden- Pappel- und Erlen-Arten) begutachtet. Davon waren 394 Bäume jünger als 60 Jahre und 519 Bäume älter als 60 Jahre. Der Kronenzustand der sonstigen Laubbäume hat sich weiter verschlechtert, die mittlere Kronenverlichtung lag in diesem Jahr bei 23,4% (2015: 22,1%). 25,5 25,0 26,8 19,0 17,6 16,5 24,4 16,1 2013 20,8 2014 21,3 26,2 17,6 17,2 2011 22,3 24,9 >60 2012 21,4 23,6 25,2 18,8 17,0 2009 22,3 26,4 24,6 18,6 2008 21,9 25,1 21,1 <=60 16,8 2006 23,4 24,7 24,2 21,7 2005 23,1 23,9 23,3 21,7 2004 23,3 22,3 23,5 22,1 19,8 20,8 1999 21,7 15 19,8 22,6 23,1 22,6 20,1 1998 21,6 27,3 25,5 Alle Altersklassen 24,8 23,4 21,1 20 *1996 Unterstichprobe im 8 x 8 km-Raster 24 2016 23,4 2015 22,1 2010 20,9 2007 22,1 2003 23,6 2001 22,8 2002 21,2 2000 21,2 1997 25,1 1996* 25,4 1995 23,8 1994 24,9 1993 30,2 0 1992 27,6 10 5 Abb. 32: Prozentualer Verlust an Blattmasse bei sonstigen Laubbäumen (mittlere Kronenverlichtung) 26,5 32,3 23,6 28,2 26,0 Mittl. Kronenverlichtung [%] 30 25 Sonstige Laubbäume 26,4 29,4 35 Ein besonderes Augenmerk galt auch in diesem Jahr wieder der Esche. Das Eschentriebsterben (siehe Punkt 3.2.3) hat weiter zugenommen, rund 48% aller begutachteten Eschen wiesen die entsprechenden Symptome auf (Abb. 33). 60 48 46 39 40 29 30 23 20 0 2009 0 0 12 10 2008 Bäume mit Eschentriebsterben (%) 50 2.8 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 0 Abb. 33: Anteil Eschen mit Eschentriebsterben Ergebnisse sonstige Nadelbäume Es wurden 268 sonstige Nadelbäume (Lärche, Douglasie, Weißtanne, Eibe) begutachtet. Davon waren 123 Bäume jünger als 60 Jahre und 145 Bäume älter als 60 Jahre. Der Kronenzustand der sonstigen Nadelbäume hat sich verschlechtert, die mittlere Kronenverlichtung lag in diesem Jahr bei 23,3%. Dies ist vor allem der Lärche geschuldet, der rund 27% der Nadeln fehlten (2015: 23%). Sonstige Nadelbäume 41,1 45 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Abb. 34: Prozentualer Verlust an Nadelmasse bei sonstigen Nadelbäumen (mittlere Kronenverlichtung) 22,9 35,4 27,0 23,8 25,1 29,2 25,6 23,6 23,0 20,0 19,1 21,3 20,6 20,4 20,2 18,4 18,9 20,5 21,5 20,8 24,7 21,1 22,4 20,9 21,0 23,3 10 5 >60 12,9 14,9 9,1 9,4 14,6 14,3 11,7 11,5 11,1 11,3 15,3 13,6 14,1 15,0 15,3 15,7 14,8 14,5 17,5 15 18,4 20 20,9 17,2 18,5 25 25,0 21,2 31,6 26,7 30 28,8 Mittl. Kronenverlichtung [%] 35 <=60 26,7 29,6 32,4 27,8 30,5 28,3 27,2 25,9 26,2 26,4 28,6 28,3 26,6 27,2 25,8 29,6 26,7 33,0 26,0 28,2 26,2 26,7 28,3 Alle Altersklassen 40 *1996 Unterstichprobe im 8x8 km-Raster 25 2.9 Ausfallraten/Ausfallursachen In diesem Jahr fielen 156 Stichprobebäume (1,9%) aus. Der größte Teil wurde planmäßig genutzt oder war im Kronenraum nicht mehr mitherrschend (Abb. 35). Die ausgefallenen Bäume wurden durch in unmittelbarer Nachbarschaft stehende Bäume ersetzt. 300 Umsetzen in Kraft'sche Klassen 4 oder 5 außerplanmäßige Nutzung (biotischer oder abiotischer Einfluss) 250 Baum planmäßig genutzt Anzahl Ausfallbäume sonst. Gründe 54 200 51 150 57 18 12 13 35 22 2 25 100 98 49 52 11 99 98 77 84 26 53 35 26 2016 31 2014 2012 0 44 2013 52 2011 Abb. 35: Ersatz von Stichprobenbäumen/ Ausfallursachen 2015 50 Foto: Verena N. / PIXELIO Kapitel 3 Einflüsse auf den Waldzustand 3. Einflüsse auf den Waldzustand Die Einflüsse auf den Wald sind vielschichtig. Während sich eine kurzzeitige intensive Störung meist unmittelbar auf den Zustand der Bäume auswirkt, führen die sich wandelnden Rahmenbedingungen zu langfristigen Veränderungen im gesamten Ökosystem. Im Folgenden werden die Auswirkungen der Witterung 2015/16, die Einflüsse forstlicher Schaderreger und aktuelle Ergebnisse zur Belastungssituation durch hohe Stickstoffeinträge dargestellt. 3.1 Bild 3: Trockenschäden bei Buche Einfluss von Klima und Witterung Seit 1961 haben sich in Thüringen die klimatischen Verhältnisse spürbar verändert. Die Jahresmitteltemperatur nahm im Durchschnitt um 1,0 °C zu, die Anzahl heißer Tage (Tmax > 30 °C) hat sich verdoppelt. Die Jahresniederschlagsmenge blieb zwar weitestgehend unverändert, auffallend ist jedoch eine Niederschlagsabnahme zu Beginn und während der Vegetationszeit, insbesondere im April und teilweise auch im Juni. Im Gegensatz dazu hat sich im Juli die Niederschlagsmenge um 30 % erhöht. Allerdings fällt gerade in den Sommermonaten ein Großteil der Niederschläge zunehmend als Starkregen und fließt häufig oberflächlich ab, so dass dem Wald diese höheren Niederschläge kaum zur Verfügung stehen (Quelle: TLUG Jena, Thüringer Klimaagentur). Die saisonalen Niederschlagsdefizite wirken sich je nach Intensität entweder sofort oder zeitlich verzögert auf den Zustand der Waldbäume aus. Bei starker Trockenheit sind vor allem bei Laubbäumen relativ rasch partielle Welke- oder Absterbeerscheinungen zu beobachten, meist werden die Auswirkungen von Trockenperioden aber erst in den Folgejahren sichtbar oder messbar. Bild 4: Hagelschaden 2015 im Thüringer Forstamt Gehren Bild 5: Sturmschaden bei der Wechmarer Hütte im Thüringer Fortsamt Finsterbergen So kann die in diesem Jahr auffallend starke Blüte vieler Waldbaumarten als eine deutliche Reaktion auf den Witterungsverlauf der letzten Jahre und insbesondere auf die Trockenheit 2015 gewertet werden. Nach sommerlichen Trockenperioden in den Jahren 2013 und 2014 war in der Hauptvegetationszeit 2015 (April bis September) erneut ein landesweites Niederschlagsdefizit von rund 25 % (Quelle: Deutscher Wetterdienst) zu verzeichnen. Besonders betroffen waren das Thüringer Becken und Teile des Thüringer Waldes. So fiel beispielsweise die im Rahmen des Forstlichen Umweltmonitoring untersuchte Waldquelle an der Hauptmessstation Großer Eisenberg (Thüringer Wald) erstmals seit Messbeginn 1996 trocken und lieferte kein Wasser mehr. Im Juli und August 2015 war es dazu noch überdurchschnittlich warm und zahlreiche Gewitterstürme sorgten vor allem im Norden und in der Mitte des Landes für rund 80.000 Festmeter (fm) Wurf- und Bruchholz. Laut Aussagen der Thüringer Klimaagentur (TLUG) ist in den nächsten Jahrzehnten eine Zunahme dieser Unwetterereignisse zu erwarten, die sich auch auf den Zustand des Waldes auswirken wird. Es muss mit mehr Wurf- und Bruchholz im Sommer und lokalen Baumschäden (Nadel-, Blatt-, Astverluste) durch Hagelschlag gerechnet werden. Nach relativ niedrigen Temperaturen und einem kurzzeitigen Wintereinbruch im Oktober war es von November 2015 bis Februar 2016 erneut deutlich zu warm. Vor allem im November und Dezember lagen die Monatsmittel- 28 temperaturen um bis zu 5,8 °C über dem langjährigen Mittel und es fiel nur 65 % des für diesen Zeitraum üblichen Niederschlages (Quelle: Deutscher Wetterdienst). Es gab zahlreiche phänologische Auffälligkeiten. Hasel und Leberblümchen blühten teilweise im Dezember und bereits Anfang Februar war in geschützten Lagen der erste Huflattich zu sehen. Die Borkenkäferarten (vgl. Punkt 3.2.1) fanden aufgrund der warmen Witterung bis in den Spätherbst hinein optimale Entwicklungsbedingungen vor. Die letzte Käfergeneration konnte sich unter der Rinde fast vollständig ausbilden und war im Frühjahr 2016 sofort ausflugbereit. Im Gegensatz zu anderen Gebieten regnete es im November 2015 in Nord- und Südthüringen überdurchschnittlich viel. Der Waldboden konnte die Niederschläge recht gut aufnehmen, in der Hainleite wurde in dieser Zeit im Hauptwurzelbereich (75 cm Tiefe) ein Anstieg der Bodenwassergehalte um bis zu 15 % gemessen (Abb. 36 und 37). 60 35 cm Tiefe Vol. Wassergehalt in % 50 40 30 20 10 2016 2015 2014 2003 0 Abb. 36: Bodenwassergehalte an der Hauptmessstation Possen (Hainleite) in 35 cm Tiefe 1. 1. 1. 1. 1. 1. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. 1. Jul. 1. 1. 1. 1. 1. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. 60 75 cm Tiefe Vol. Wassergehalt in % 50 40 30 20 10 Abb. 37: Bodenwassergehalte an der Hauptmessstation Possen (Hainleite) in 75 cm Tiefe 2016 2015 2014 2003 0 1. 1. 1. 1. 1. 1. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. 1. Jul. 1. 1. 1. 1. 1. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Ab Januar 2016 regnete es zunehmend häufiger und der Februar war landesweit ein überdurchschnittlich feuchter Monat. Aufgrund der milden Wintertemperaturen bildete sich nur im Thüringer Wald eine geschlossene Schneedecke. Diese blieb dort bis Ende März liegen und sorgte nach der Tauphase für einen gut gefüllten Bodenwasserspeicher. Der März 2016 war relativ kühl, brachte aber erneut ein Niederschlagsdefizit von rund 20 %. Ende März/Anfang April schneite es in West-, Mittel- und Ostthüringen noch einmal ungewöhnlich stark und es bildete sich eine bis zu 15 cm hohe Schneedecke. Diese taute innerhalb kurzer Zeit wieder weg, brachte aber vor allem im Thüringer Becken zumindest eine leichte Entspannung und einen Anstieg der Bodenwassergehalte (Abb. 38 und 39). 29 Zu Beginn der Vegetationszeit 2016 (April/Mai) fiel erneut nur 80 % des für diese Zeit üblichen Niederschlages, die Temperaturen wichen dabei nur unwesentlich vom langjährigen Mittel ab (Quelle: Deutscher Wetterdienst). Da der Wasserbedarf der Bäume mit zunehmender Blattentwicklung bzw. nach Austrieb des neuen Nadeljahrgangs rasch anstieg, reichte vor allem im Thüringer Becken der Wasservorrat des Bodens nicht aus, um den Bedarf der Vegetation vollständig zu decken. Im Hauptwurzelraum (Abb. 39) stand den Bäumen hier weniger Wasser zur Verfügung als im Extremsommer 2003 und bereits Mitte Juli waren erste Trockenschäden sichtbar. Daran änderten auch die überdurchschnittlichen Niederschläge im Juni und die durchschnittlichen Niederschläge im Juli nur wenig. Diese fielen wiederum sehr häufig als Starkniederschläge und flossen zumeist oberflächlich ab. 35 20 cm Tiefe Vol. Wassergehalt in % 30 25 20 15 10 5 2016 2015 2014 2003 0 Abb. 38: Bodenwassergehalte an der Waldmessstation Steiger (Thüringer Becken) in 20 cm Tiefe 1. 1. 1. 1. 1. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. 1. 1. Jun. Jul. 1. 1. 1. 1. 1. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. 60 100 cm Tiefe Vol. Wassergehalt in % 50 40 30 20 10 Abb. 39: Bodenwassergehalte an der Waldmessstation Steiger (Thüringer Becken) in 100 cm Tiefe 2016 2015 2014 2003 0 1. 1. 1. 1. 1. 1. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. 1. Jul. 1. 1. 1. 1. 1. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Kurz nach Abschluss der Außenaufnahmen zur Waldzustandserhebung setzten ab Mitte August vor allem bei der Buche, aber auch bei Ahorn und Hainbuche eine massive Herbstfärbung und ein vorzeitiger Blattabfall ein, so dass sich Anfang September viele Bäume bereits in einem herbstlichen Zustand zeigten. 30 3.2 Einflüsse durch forstliche Schadinsekten und -pilze Forstliche Schadinsekten und -pilze können sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel erhebliche Vitalitätsverluste und irreversible Schäden an Einzelbäumen oder in ganzen Waldarealen verursachen. Der überwiegende Teil dieser Schaderreger sind heimische Arten und auf natürliche Weise mit unseren Hauptbaumarten vergesellschaftet. Bei bestimmten Witterungs- und Umwelteinflüssen kann es jedoch zu Massenvermehrungen mit einem hohen Schadpotenzial kommen. 3.2.1 Holz- und rindenbrütende Insekten Rindenbrüter zerstören durch die Anlage von Brutsystemen im Rinden- und Bastbereich wichtige, für den Stoffkreislauf notwendige Leitungsbahnen. Bei einer hohen Besiedlungsdichte führt das zum Absterben der Bäume. Holzbrüter befallen vorzugsweise vorgeschädigte bzw. bereits geschlagene Bäume und erzeugen durch ihre tief im Holzkörper liegenden Brutbilder in erster Linie technische Schäden und damit Wertverluste. Tab. 2: Wichtige holz- und rindenbrütende Insekten Baumart unter der Rinde brütende Insekten im Holz brütende Insekten Fichte Großer Buchdrucker (Ips typographus) Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) Blauer Kiefernprachtkäfer (Phaenops cyanea) div. Borkenkäferarten (Ips spec.) Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae) Gestreifter Nutzholzborkenkäfer (Trypodendron lineatum) Kleiner Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor) Buchenprachtkäfer (Agrilus viridis) Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus) Laubnutzholzborkenkäfer (Trypodendron domesticum) Kiefer Lärche Rotbuche Eiche Bild 6: Großer Buchdrucker (Ips typographus) Ungleicher Holzbohrer (Xyleborus dispar) Sägehörniger Werftkäfer (Hylecoetus dermestoides) Bedingt durch den hohen Fichtenanteil zählt in Thüringen der Große Buchdrucker (Ips typographus) zu den wichtigsten rindenbrütenden Schädlingen. Seine jährlichen Entwicklungszyklen vom Ei über die Larve zum Käfer werden maßgeblich vom aktuellen Witterungsverlauf beeinflusst, das Ausmaß der Schäden unterliegt jedoch noch zahlreichen weiteren Faktoren. So blieb 2015 der Befall stehenden Holzes trotz ähnlicher Witterungsbedingungen wie im Extremsommer 2003 deutlich unter dem damaligen Niveau (Abb. 40). Ursächlich dafür war die große Menge des durch Gewitterstürme gebrochenen oder geworfenen Nadelholzes. In diesen liegenden Bäumen fand der Buchdrucker optimale Brutbedingungen vor, so dass stehende Bäume zu großen Teilen verschont blieben. In diesem Jahr fielen bis Ende Juli nur 1.600 fm Wurfund Bruchholz an und mit 14.200 fm war deutlich mehr Stehendbefall zu verzeichnen war als im Vergleichszeitraum 2015 (Abb. 41). Da der Stehendbefall regional und meist nur kleinflächig erfolgt ist, widerspiegeln die Ergebnisse der Waldzustandserhebung die aktuelle Borkenkäfersituation nicht. 350.000 300.000 250.000 200.000 154.822 150.000 150.907 113.925 91.240 100.000 67.886 Borkenkäferjahre [Mai - Juni] 31 *2016 2015 2014 2013 14.162 2012 2011 2010 2009 16.719 2008 0 36.469 34.771 50.000 2007 Abb. 40: Jährlicher Stehendbefall 2007 bis 2016 385.958 400.000 2003 Zugang Stehenbefall durch Buchdrucker [fm] 473.384 450.000 * Stand 31.07.2016 Zugang Stehendbefall Buchdrucker im Gesamtwald [fm] 35.000 Borkenkäfer-Jahr 2012 Borkenkäfer-Jahr 2013 Borkenkäfer-Jahr 2014 Borkenkäfer-Jahr 2015 Borkenkäfer-Jahr 2016 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 Abb. 41: Monatlicher Stehendbefall 2012 bis 2016 Juni Juli August September Okt.-Dez. Jan.-Mrz. Meldeperiode April Mai 3.2.2 Blatt- und nadelfressende Insekten Phyllophage Insekten ernähren sich ausschließlich von Blättern und Nadeln. Massenvermehrungen können zu erheblichen Blatt- und Nadelverlusten, mitunter sogar zum vollständigen Kahlfraß führen. Als Folge dieser Fraßschäden kann es zu einer Einschränkung der Assimilationsfähigkeit bis hin zum vollständigen Ausfall der Photosynthese kommen. Laubbäume können die Blattverluste durch Insektenfraß in der Regel noch im gleichen Jahr durch Regenerationstriebe kompensieren, erst nach mehrjährigen starken Fraßereignissen kommt es zu deutlichen Vitalitätseinbußen und einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber sekundären Schädlingen. Bei Nadelbäumen besteht diese Gefahr schon im aktuellen Jahr des Fraßschadens. Tab. 3: Wichtige blatt- und nadelfressende Insekten Baumart Blatt- und nadelfressende Insekten Fichte Große Fichtengespinstblattwespe (Cephalcia abietis) Nonne (Lymantria monacha) Forleule (Panolis flammea) Nonne (Lymantria monacha) Kiefernspanner (Bupalus piniaria) Buschhornblattwespen (Diprion spec.) Lärchenminiermotte (Coleophora laricella) Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) Buchenfrostspanner (Operophtera fagata) Kleiner Frostspanner (Operophtera brumata) Grüner Eichenwickler (Tortrix viridana) Schwammspinner (Lymantria dispar) Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) Kiefer Lärche Buche Eiche Im Laubholz sind vor allem die Vertreter der Eichenfraßgesellschaft von Bedeutung, die bis 2012 für zum Teil erhebliche Blattverluste und Vitalitätsdefizite bei der Eiche sorgten. In den letzten Jahren sind die Fraßaktivitäten stark zurückgegangen, 2016 wurden nur ca. 10 ha Schadfläche gemeldet (Abb. 42). Das schlägt sich auch in den Ergebnissen der Waldzustandserhebung nieder, der Anteil alter Eichen mit starken Blattverlusten ist von 2012 bis 2016 um 18% gesunken (Abb. 31). 32 merkl. und starke Fraßschäden an Eiche [ha] 2494 2.500 Grüner Eichenwickler 2.000 1302 1100 229 100 77 70 47 102 6 5 2013 2014 2015 2016 640 567 440 174 238 500 417 1.000 860 1109 1.500 1336 Frostspanner-Arten 2012 2011 2010 2009 2007 2008 0 Abb. 42: Schäden durch die Eichenfraßgesellschaft Die Schäden in Nadelholzbeständen beschränkten sich 2016 auf ca. 20 ha Fraß durch die Lärchenminiermotte (Abb. 43). Das zeigt sich auch in den Ergebnissen der Waldzustandserhebung. Während 2011 noch rund 14% der begutachteten Lärchen durch die Lärchenminiermotte (Coleophora laricella) befallen waren, wurde seitdem kein nennenswerter Befall mehr festgestellt. 387 400 350 300 250 200 122 100 74 68 46 50 34 2015 2014 2013 2012 2010 2009 2008 2011 10 0 20 2016 150 178 135 2007 Abb. 43: Schäden durch die Lärchenminiermotte Fraßschäden durch Lärchenminiermotte [ha] 450 Der Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) trat nach starken Aktivitäten in den Jahren 2014/15 in diesem Jahr nur noch auf 390 ha in Erscheinung und hatte damit kaum noch Einfluss auf den Kronenzustand der Buche. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen ebenfalls einen deutlichen Rückgang des Buchenspringrüssler-Befalls (Abb. 28). 3.2.3 Pilzliche Schaderreger Pilze, insbesondere parasitisch lebende Arten, können die Wurzeln, das Holz sowie Nadeln oder Blätter besiedeln. Häufig werden dabei wichtige Leitungsbahnen und Gefäße in ihrer Funktion gestört, so dass Vitalitätseinbußen durch Welke- und Absterbeerscheinungen auftreten können. 33 Tab. 4: Wichtige pilzliche Schaderreger Baumart Wurzelpilze Stammpilze Nadel-/Blattpilze Fichte Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) Hallimasch (Armillaria spec.) Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) Kiefern-Feuerschwamm (Phellinus pini) Grauschimmel (Botrytis cinerea) Diplodia-Triebsterben (Diplodia pinea) Buche Wurzelhalsfäule (Phytophthora spec.) Hallimasch (Armillaria spec.) Zunderschwamm (Fomes fomentarius) Buchenblattbräune (Apiognomonia errabunda) Eiche Hallimasch (Armillaria spec.) Kiefer Esche Eichen-Feuerschwamm Eichenmehltau (Phellinus robustus) (Microsphaera alphitoides) Falsches Weißes Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) Der bedeutendste pilzliche Schaderreger in Fichtenbeständen ist der Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum). Nach der Infektion des Baumes im Wurzelbereich bzw. durch Wunden an den Wurzelanläufen verursacht dieser Pilz eine im Stamm aufsteigende Holzfäule (Bild 7), die zur Holzentwertung und damit zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen kann. Darüber hinaus wird der Baum in seiner Stabilität geschwächt und anfällig gegenüber Wurf und Bruch. 2015 waren rund 67.000 fm der eingeschlagenen Fichten rotfaul. Bei der Waldzustandserhebung wurden sowohl im vergangenen als auch in diesem Jahr rund 12% der begutachteten Fichten als rotfaul angesprochen. Bild 7: Rotfäule bei der Fichte Bild 8: Falsches Weißes Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) Durch die Arten des Hallimasch-Komplexes (Armillaria spec.), welche ein sehr großes Wirtsspektrum besitzen, sind potenziell alle (Haupt)baumarten gefährdet. Der Pilz befällt neben der Wurzel auch die unteren Stammteile und schädigt das Kambium. Das führt zu Vitalitätsverlusten bis hin zum Absterben der betroffenen Bäume. Bedeutung gewinnen diese Arten vor allem nach Trockenjahren oder in vorgeschädigten Beständen. Im vergangenen Jahr wurden von den Forstämtern nur rund 9 ha Schäden durch Hallimaschbefall gemeldet, aufgrund der Niederschlagsdefizite 2015 könnte das Schadpotenzial in diesem Jahr deutlich höher sein. An den Stichprobenbäumen der Waldzustandserhebung war 2016 kein Hallimaschbefall zu verzeichnen. Einen erheblichen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Esche hat der seit 2009 in Thüringen auftretende und aus Asien stammende Kleinpilz Falsches Weißes Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus). Als Erreger des Eschentriebsterbens ist dieser Pilz (Bild 8) für den z. T. flächigen Ausfall dieser Baumart verantwortlich. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen eine deutliche Zunahme befallener Eschen in den letzten Jahren (Abb. 33). Der Eichenmehltau, als Besiedler frischer Eichenblätter, steht in seinem Auftreten im Zusammenhang mit den Schäden durch die Eichenfraßgesellschaft (siehe Punkt 3.2.2) und wirkt sich bei massivem Befall auch auf den Blattverlust aus. Mit 50 ha lag die Befallsfläche 2016 erwartungsgemäß niedrig, an den Stichprobenbäumen der Waldzustandserhebung trat kein Befall auf. Bild 9: Eichenmehltau (Microsphaera alphitoides) Bei der Buche zeichnet sich zunehmend das einzelstamm- bzw. truppweise Auftreten von Wurzelhalsfäulen, hervorgerufen durch eine PhytophthoraInfektion (nachgewiesen P. cambivora), ab. Eine solche Infektion beeinflusst maßgeblich die Vitalität der betroffenen Buchen und fördert den Befall mit sekundären Schädlingen (Holzbrüter, holzzersetzende Pilze). Inwieweit sich das auf die Ergebnisse der Waldzustandserhebung auswirkt, wird erst in den kommenden Jahren ersichtlich sein. 34 3.3 Belastung des Waldökosystems durch hohe Stickstoffeinträge Neben klimatischen Veränderungen, Witterungsextremen und forstlichen Schaderregern stellen Luftschadstoffe und deren Umwandlungsprodukte eine große Belastung für das gesamte Waldökosystem dar. Sie gelangen direkt über Nadeln und Blätter und/oder indirekt über den Waldboden in den Stoffkreislauf der Bäume und beeinflussen zahlreiche ökosystemspezifische und baumbiologische Prozesse. Im Rahmen des Forstlichen Umweltmonitoring werden an den 14 Thüringer Wald- und Hauptmessstationen regelmäßig die Art und Menge von Stoffeinträgen mit dem Niederschlag bestimmt und an den drei Hauptmessstationen die Konzentrationen der Luftschadstoffe Schwefeldioxid, Ozon und Stickoxide gemessen. Darüber hinaus wird sowohl an den Wald- und Hauptmessstationen als auch im Rahmen der Bodenzustandserhebung/Bodendauerbeobachtung regelmäßig die Konzentration von Stoffen im Boden untersucht. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse weisen einmal mehr auf eine Belastung durch zu hohe Stickstoffeinträge hin. Stickstoff ist für alle Pflanzen lebendnotwendig und entsteht bei der mikrobiellen Zersetzung abgestorbener Tiere, Pflanzen, Blätter, Nadeln oder Zweige. In vom Menschen unbeeinflussten Regionen steht Stickstoff den Bäumen und Pflanzen in limitierter, aber ausreichender Menge zur Verfügung. In besiedelten Gebieten werden zusätzlich große Mengen an Stickstoff aus landwirtschaftlichen Quellen (Dünger, Viehhaltung) und bei Verbrennungsvorgängen (Verkehr, Industrie, Haushalte) freigesetzt, in der Atmosphäre teilweise über weite Strecken transportiert und unter anderem im Kronenraum des Waldes oder auf dem Waldboden abgelagert. Die kritischen Belastungsgrenzen des Waldes wurden 2014 und 2015 durch den hohen Eintrag von Stickstoff an allen Wald- und Hauptmessstationen überschritten (Abb. 44). Kritische Belastungsgrenzen (Critical Loads) sind ökosystemspezifische Grenzen für den Eintrag von Schad- oder Nährstoffen aus der Atmosphäre. Ihre Einhaltung garantiert nach heutigem Wissensstand, dass weder akute noch langfristige Schäden auftreten. Im Thüringer Wald und dessen südwestlichem Vorland, in der Hainleite, im Thüringer Holzland, im Harz und im Hainich ist der Grad der Überschreitung in den letzten beiden Jahren zum Teil wieder deutlich gestiegen. Das lässt auf höhere Emissionen oder zusätzliche Emittenten schließen. Im Thüringer Becken, im Leinawald, im Kyffhäusergebirge und im Schiefergebirge blieb die Überschreitungsmenge in etwa gleich. Abb. 44: Kritische Belastungsgrenzen und deren Überschreitung an Wald- und Hauptmessstationen 35 Die anhaltend hohen Stickstoffeinträge widerspiegeln sich auch im Ernährungszustand der Waldbäume. Die im Rahmen der zweiten Bodenzustandserhebung (BZE II) durchgeführten Nährstoffanalysen zeigten an 56 der insgesamt 98 WZE/BZE-Standorte (8 x 8 km Raster) eine überdurchschnittliche Stickstoffversorgung (Abb. 45). Abb. 45: Überdurchschnittliche Stickstoffversorgung der Bäume an WZE/BZE-Punkten Vor allem Buchen und Eichen wiesen zum Zeitpunkt der Erhebung teilweise sehr hohe Stickstoffgehalte in den Blättern auf, während die Kiefer überwiegend normal versorgt war. Bei der Fichte ergibt sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Standort ein differenzierteres Bild (Abb. 46 bis 49). Buche Fichte 23 20 15 10 25 Anzahl WZE/BZE - Punkte Anzahl WZE/BZE-Punkte 25 8 5 23 20 15 11 10 5 0 0 N-Mangel normale N-Versorgung N-Überschuss N-Mangel N-Überschuss 25 23 Anzahl WZE/BZE -Punkte Anzahl WZE/BZE-Punkte 25 normale N-Versorgung Eiche Kiefer 20 20 15 15 10 5 23 12 10 7 3 5 2 0 0 N-Mangel normale N-Versorgung N-Mangel N-Überschuss Abb. 46 bis 49: Stickstoffgehalte in Nadeln/Blättern 36 normale N-Versorgung N-Überschuss Das widerspiegelt sich auch an den Wald- und Hauptmessstationen. Die untersuchten Buchen zeigen im gesamten Zeitraum überwiegend eine luxuriöse Stickstoffversorgung, vor allem im Kyffhäusergebirge wurden extrem hohe Stickstoffgehalte in den Buchenblättern festgestellt (Abb. 50). N-Konzentration (%) in Buchenblättern 3,2 3 2,8 2,6 2,4 Grenze 2,2 Überschuss 2 1,8 WMS Hohe Sonne WMS Hainich HMS Possen WMS Kyffhäuser WMS Harz 1,6 1,4 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2007 2005 2002 2000 2004 1,2 1998 Abb. 50: Stickstoffversorgung der Buche an Wald- und Hauptmessstationen WMS Vessertal Bei der Fichte sind vor allem in den Hoch- und Kammlagen des Thüringer Waldes hohe Stickstoffgehalte zu verzeichnen, während sich im Thüringer Holzland und im südwestlichen Vorland des Thüringer Waldes die Stickstoffgehalte im Normalbereich befinden (Abb. 51). Erstaunlich ist ein Stickstoffmangel bei der Fichte an der WMS Lehesten (Schiefergebirge), während die Weißtanne auf dem gleichen Standort normal versorgt ist. Hier werden weitere Untersuchungen Aufschluss geben. 1,8 1,7 1,6 Grenze Überschuss 1,5 1,4 1,3 Grenze Mangel 1,2 WMS Dillstädt 1,1 WMS Pfanntalskopf WMS Lehesten HMS Holzland HMS Gr. Eisenberg 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2007 2005 2004 2002 2000 1998 1 1994 Abb. 51: Stickstoffversorgung der Fichte an Wald- und Hauptmessstationen 1996 N- Konzentration (%) in Fichtennadeln (erster Nadeljahrgang) 1,9 Die Kiefern im Thüringer Holzland (HMS Holzland und WMS Paulinzella) zeigen im gesamten Untersuchungszeitraum eine normale Stickstoffversorgung. Die Eiche weist im Altenburger Land (WMS Leinawald) sehr hohe Stickstoffgehalte auf, im Thüringer Becken (WMS Steiger) liegen die Stickstoffgehalte bislang noch im oberen Normalbereich. Der Stickstoffbedarf eines Baumes beträgt je nach Baumart und Baumalter zwischen 5 und 15 Kilogramm pro Hektar und Jahr, mehr Stickstoff können Waldbäume in der Regel nicht aufnehmen. Wird der zur Verfügung stehende Stickstoff von der Vegetation nicht benötigt, dann reichert er sich vorübergehend im Boden an und wird später mit dem Sickerwasser in Form von Nitrat in die Grund- und Oberflächengewässer verfrachtet. Die Ergebnisse der zweiten Bodenzustandserhebung zeigen an 18 der 98 WZE/BZE-Punkte hohe bis sehr hohe Stickstoffvorräte im Waldboden, an 11 Punkten wurden erhöhte Nitratkonzentrationen im Bodensickerwasser gemessen. Die Quellwasseruntersuchungen an den Wald- und Hauptmessstationen zeigen einen Anstieg der Nitratkonzentrationen an fünf der acht untersuchten Waldquellen. Die stärksten Anstiege sind an den Waldquellen der HMS Großer Eisenberg und der WMS Hohe Sonne zu verzeichnen (Abb. 52 und 53). 37 Waldquelle HMS Gr. Eisenberg 12 NO3 in mg/l 10 8 6 4 2 Abb. 52: Nitrat-Konzentration Waldquelle Großer Eisenberg 2016 2015 2013 2014 2011 2011 2012 2009 2010 2009 2010 2007 2008 2005 2006 2004 2002 2003 2001 1999 2000 1998 1997 1995 1996 0 Waldquelle WMS Hohe Sonne 35 30 NO3 in mg/l 25 20 15 10 5 2016 2014 2015 2012 2013 2007 2008 2005 2006 2004 2002 2003 2001 2000 1999 1997 1998 1995 0 1996 Abb. 53: Nitrat-Konzentration Waldquelle Hohe Sonne Die Ergebnisse des Forstlichen Umweltmonitoring belegen erneut das anhaltende Überangebot an Stickstoff. Der zusätzliche Stickstoff wirkt im Wald wie eine permanente Düngung und begünstigt in Kombination mit den klimatischen Veränderungen die häufige Blüte und Fruktifikation und den gestiegenen Zuwachs vieler Waldbäume. Das stärkere Baumwachstum und die erhöhte Blüte-/und Fruktifikationsaktivität gehen allerdings langfristig mit einem Mehrbedarf an Wasser und anderen Nährstoffen einher. Dieser Mehrbedarf kann nicht überall gedeckt werden, so dass vor allem Waldbestände auf trockenen und nährstoffärmeren Standorten gefährdet sind und zunehmend empfindlicher auf Witterungs- und Umwelteinflüsse reagieren dürften. 38 Kapitel 4 Fazit/Ausblick 4. Fazit/Ausblick Der Zustand des Waldes hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert. In diesem Jahr waren nur noch 20% aller Waldbäume gesund, die Buche fruktifizierte so stark wie noch niemals zuvor, die Fichte wies den stärksten Nadelverlust der letzten 20 Jahre auf, jüngere und ältere Kiefern zeigen kaum noch Unterschiede im Kronenbild und ab Mitte August setzte eine massive Herbstfärbung ein. Diese Ergebnisse zeigen, dass der Klimawandel in Thüringens Wäldern immer deutlicher in Erscheinung tritt! Umwelteinflüsse und forstliche Schaderreger. Die hohen Stickstoffeinträge regen die Blüh- und Fruktifikationsaktivitäten zusätzlich an und verstärken diesen Prozess. Da die Buche in Thüringen auf den meisten Standorten optimale Bedingungen vorfindet, können diese Belastungen derzeit noch kompensiert werden. Forstliche Maßnahmen, wie z. B. die Förderung der Naturverjüngung und eine dem Dauerwaldprinzip entsprechende Bewirtschaftung unterstützen das. Bei der Kiefer hat sich die Blüh- und Fruktifikationsrate seit dem Extremsommer 2003 mehr als verdoppelt. Von 1991 bis 2003 blühten im Durchschnitt jährlich nur rund 24% der begutachteten Kiefern, im Zeitraum von 2004 bis 2016 waren es 52%. Die zunehmende Intensität der Blüte wirkt sich auf die Benadelungsdichte aus und beeinflusst somit wichtige Stoffwechselvorgänge. Die Kiefer ist im Hinblick auf die Nährstoffversorgung eine relativ anspruchslose Baumart und kommt auch in trockeneren Regionen in der Regel gut zurecht. In Thüringen stockt sie vor allem auf Buntsandsteinstandorten im Osten und Südwesten des Landes, zeigt hier aber zum Teil erhebliche Vitalitätsdefizite. Vor allem junge Kiefern sind ungewöhnlich stark verlichtet. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich Niederschlagsdefizite und Trockenperioden bei der Kiefer gegebenenfalls stärker auf den Kronenzustand auswirken als bisher angenommen. Hier sind weitere Untersuchungen notwendig, die sowohl das jeweilige Standortpotenzial als auch die hohen Stickstoffeinträge mit einbeziehen. Während bis Mitte der 1990er Jahre versauernd wirkende Luftschadstoffe den Gesundheitszustand des Waldes maßgeblich prägten, beeinflussen heute vor allem Witterungsextreme den Zustand und das Wachstum der Bäume. Die Ergebnisse der Langzeitbeobachtungen im Wald belegen das. So wirken sich Niederschlagsdefizite und überdurchschnittliche Temperaturen unmittelbar vor und während der Vegetationszeit auf zahlreiche baumphysiologische Prozesse aus und begünstigen die Entwicklung forstlicher Schaderreger. Trockenphasen im Herbst und eine fehlende Schneedecke im Winter führen hingegen zu einer eingeschränkten Grundwasserneubildung. Sommerliche Unwetterereignisse und starke Stürme hinterließen in den letzten Jahren teilweise sehr viel Wurf- und Bruchholz und boten je nach Jahreszeit ideale Brutbedingungen für den Borkenkäfer. Auf Trockenheit und überdurchschnittliche Temperaturen reagiert jede Baumart spezifisch, auffallend ist jedoch die Häufung starker Blüte- und Fruktifikationsjahre bei allen Baumarten, die als Sicherungsmaßnahme zum Fortbestand der jeweiligen Art verstanden werden muss. Die Fichte stockt vorzugsweise in den kühl-feuchten Mittelgebirgsregionen Thüringens und verfügt hier in der Regel über ausreichend Wasser. Sie ist an eine komfortable Wasserversorgung angepasst und reagiert deshalb auf Trockenheit und Hitze empfindlicher als andere Baumarten. Latente Wasserdefizite sind allerdings erst relativ spät am Zustand der Baumkrone erkennbar, im Vordergrund stehen eine ausgeprägte Prädisposition gegenüber Borkenkäferbefall und Zuwachseinbußen. Die seit 2004 um das Dreifache gestiegene Blüh- und Fruktifikationsrate und die zunehmenden Nadelverluste weisen auf sich verändernde Rahmenbedingungen hin und müssen weiter beobachtet werden. Besonders gefährdet ist die flachwurzelnde Fichte auch bei anderen Witterungsextremen wie z. B. Sturm oder Nassschnee. Zur Verbesserung der Gesamtsituation werden im Rahmen von Waldumbaumaßnahmen tiefwurzelnder Baumarten wie Buche oder Weißtanne der Fichte beigemischt, so dass langfristig eine Risikostreuung und eine optimale Ausnutzung des Nährstoffpotenzials stattfinden können. Zur Stabilisierung des Bestandesgefüges kann Bei der Buche hat die Anzahl der Mastjahre pro Jahrzehnt deutlich zugenommen. Während im Zeitraum von 1991 bis 2000 nur eine stärkere Buchenmast auftrat, waren es von 2001 bis 2010 bereits vier. Seit 2011 wurden bislang drei Mastjahre und die höchsten Fruktifikationsraten seit Beginn der Waldzustandserhebung registriert. Prinzipiell bilden Mastjahre bei der Buche die Grundlage der natürlichen Verjüngung und sind damit aus forstbetrieblicher Sicht begrüßenswert. Allerdings werden zur Frucht- und Samenbildung auch große Mengen an Nährstoffen und Assimilaten benötigt. Der Baum braucht sehr viel Energie und kann in dieser Zeit keine Reservestoffe einlagern. Andere Prozesse, wie zum Beispiel die Blattbildung oder der Holzzuwachs laufen nur unvollständig ab. Das wiederum beeinträchtigt wichtige Stoffwechselvorgänge. Häufen sich die Mastjahre, dann werden die notwendigen Regenerationsphasen immer kürzer, der Baum wird schwächer und damit anfälliger für 40 auch die Eberesche beitragen, die vor allem in stark aufgelichteten Beständen die mangelnde Regenerationsfähigkeit der Fichte ausgleicht. Forstliche Maßnahmen allein reichen jedoch nicht aus. Forst- und Umweltpolitik sollten gemeinsam darauf ausgerichtet sein, Wald und Boden zu erhalten und seine Funktionen zum Wohle der Gesellschaft sicher zu stellen. Dafür sind gesetzliche Vorgaben zur Senkung der Treibhausgase ebenso notwendig, wie die weitere Reduzierung von Luftschadstoffen. Vor allem die hohen Stickstoffeinträge in den Wald müssen deutlich und dauerhaft reduziert werden, um eine Versauerung des Bodens, instabile und anfällige Waldbestände und die zunehmende Nitratbelastung vor allem des Grundwassers zu vermeiden. Die Eiche kann aufgrund ihres ausgeprägten Pfahlwurzelsystems zusätzliches Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen und kommt deshalb in der Regel mit Trockenperioden gut zurecht. Das setzt allerdings ein intaktes Wurzelsystem und Wasservorräte in den entsprechenden Bodentiefen voraus. Liegen hier Störungen vor, dann reagiert die Eiche mit Blattverlusten und partiellen Absterbeerscheinungen. Der schlechte Zustand jüngerer Eichen in den letzten beiden Jahren könnte ein erstes Indiz dafür sein und auch ältere Eichen zeigen trotz des rückläufigen Befalls durch den Grünen Eichenwickler (Tortrix viridana) und die FrostspannerArten (Operophtera brumata, Erannis defoliaria) noch immer starke Blattverluste. Forstliche Maßnahmen sollten sich deshalb am Wasser- und Nährstoffbedarf der Eiche orientieren und eine gute Ausbildung der Baumkrone zulassen. Die Ergebnisse des Forstlichen Umweltmonitoring tragen seit 1991 dazu bei, die Vorgaben zur Reduzierung von Luftschadstoffen wirksam zu kontrollieren und bilden eine solide Basis für forstbetriebliche Entscheidungen. Der Schutz und die Erhaltung des Waldes als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen werden dabei immer an erster Stelle stehen. Die Schaffung von Dauerwäldern unterstützt die Anpassung der Baumarten an sich verändernde Umweltbedingungen. Naturnahe Dauerwälder sind ungleichaltrige, mehrstufige und artenreiche Bestände, die einer regelmäßigen Bewirtschaftung unterliegen. Hier werden: Kahlschläge vermieden und Waldpflegemaßnahmen nach dem Ausleseprinzip durchgeführt, die Gesundheit und Werteentwicklung der Auslesebäume vom Erntealter bestimmt, standortgerechte Naturverjüngungen immer den Vorrang haben, Schäden an Wald und Boden vermieden und Naturschutzziele berücksichtigt, das Selbstregulierungsvermögen des Waldes durch Waldschutzmaßnahmen und die Schaffung vertretbarer Wildbestände gestärkt und ökosystemare Prozesse gebührend berücksichtigt. Eine besondere Bedeutung kommt aber auch einer am Nährstoffpotenzial des Waldbodens ausgerichteten Holzerntestrategie zu, denn optimale Wachstums- und Entwicklungsbedingungen herrschen für den Wald nur dann, wenn die zur Verfügung stehenden Nährstoffe vom aufstockenden Bestand langfristig und nachhaltig genutzt werden können. Die in den letzten Jahrzehnten durch hohe Säureeinträge induzierten Nährstoffverluste sind vor allem auf den nährstoffarmen Standorten noch nicht wieder ausgeglichen, hier ist ein Verbleib nährstoffreicher Kronenteile auf dem Waldboden zwingend notwendig. Darüber hinaus helfen Kompensationskalkungsmaßnahmen, versauernd wirkenden Immissionen, der Gefährdung des Grundwassers sowie der weiteren Zerstörung des Bodengefüges entgegenzuwirken. 41 42 Anhang Bewertung des Waldzustandes nach Baumarten Anhang Bewertung des Waldzustandes nach Baumarten Baumart Jahr 0 1 gesund leichter Prozentuale Anteile nach Stufen 2 3 mittlerer starker 4 2 bis 4 abgestorben deutlich Vitalitätsverlust Vitalitätsverlust Vitalitätsverlust 2007 Fichte Kiefer 31 38 29 2 geschädigt 0 31 2008 29 43 27 1 0 28 2009 35 38 26 1 0 27 2010 40 38 21 1 0 22 2011 36 40 23 1 0 24 2012 35 42 22 1 0 23 2013 37 41 21 1 0 22 2014 34 42 23 1 0 24 2015 29 44 26 1 0 27 2016 28 42 29 1 0 30 2007 13 46 38 2 1 41 2008 4 45 48 2 1 51 2009 5 49 45 1 0 46 2010 8 48 43 1 0 44 2011 6 49 44 1 0 45 2012 7 52 41 0 0 41 2013 8 50 41 1 0 42 2014 8 53 38 1 0 39 2015 9 48 41 2 0 43 2016 8 44 46 2 0 48 2007 34 41 25 0 0 25 2008 23 54 23 0 0 23 2009 30 33 37 0 0 37 2010 31 39 30 0 0 30 2011 sonstige Nadelbäume 2012 23 36 37 4 0 41 24 46 30 0 0 30 2013 24 36 40 0 0 40 2014 25 45 30 0 0 30 2015 23 48 28 1 0 29 2016 24 35 40 1 0 41 2007 26 41 31 2 0 33 2008 22 43 33 1 1 35 2009 26 41 32 1 0 33 2010 30 41 28 1 0 29 2011 alle Nadelbäume 2012 27 42 30 1 0 31 26 45 28 1 0 29 2013 28 43 28 1 0 29 2014 26 46 28 0 0 28 2015 23 46 30 1 0 31 2016 22 42 34 2 0 36 44 Prozentuale Anteile nach Stufen Baumart Jahr 0 1 2 3 4 2 bis 4 gesund leichter mittlerer starker abgestorben deutlich Vitalitätsverlust Vitalitätsverlust Vitalitätsverlust Buche Eiche sonstige Laubbäume alle Laubbäume geschädigt 2007 13 48 36 3 0 39 2008 17 53 29 1 0 30 2009 15 44 40 1 0 41 2010 14 49 36 1 0 37 2011 9 39 51 1 0 52 2012 12 48 39 1 0 40 2013 20 48 31 1 0 32 2014 11 41 47 1 0 48 2015 16 56 26 2 0 28 2016 12 45 41 2 0 43 2007 14 27 58 1 0 59 2008 21 28 50 1 0 51 2009 15 28 54 3 0 57 2010 14 30 53 3 0 56 2011 13 36 49 2 0 51 2012 9 36 52 3 0 55 2013 11 43 44 2 0 46 2014 14 46 38 2 0 40 2015 7 48 40 5 0 45 2016 7 49 39 5 0 44 2007 22 49 28 1 0 29 2008 23 48 28 1 0 29 2009 24 47 27 2 0 29 2010 27 45 27 1 0 28 2011 27 40 32 1 0 33 2012 26 45 28 1 0 29 2013 29 42 28 1 0 29 2014 28 40 31 1 0 32 2015 26 45 27 2 0 29 2016 23 42 33 2 0 35 2007 16 44 38 2 0 40 2008 19 48 32 1 0 33 2009 18 42 38 2 0 40 2010 18 44 36 2 0 38 2011 15 39 45 1 0 46 2012 16 45 37 2 0 39 2013 22 45 32 1 0 33 2014 17 42 40 1 0 41 2015 18 51 28 3 0 31 2016 15 45 38 2 0 40 45 Prozentuale Anteile nach Stufen Baumart Jahr 0 1 2 3 4 2 bis 4 gesund leichter mittlerer starker abgestorben deutlich Vitalitätsverlust Vitalitätsverlust Vitalitätsverlust alle Baumarten geschädigt 2007 23 42 33 2 0 35 2008 21 45 33 1 0 34 2009 23 42 34 1 0 35 2010 26 42 31 1 0 32 2011 23 41 35 1 0 36 2012 23 45 31 1 0 32 2013 26 44 29 1 0 30 2014 23 44 32 1 0 33 2015 21 48 30 1 0 31 2016 20 43 36 1 0 37 46 Impressum Herausgeber: Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) Referat Presse, Öffentlichkeitsarbeit Werner-Seelenbinder-Straße 8 Telefon: 0361 37-91740 Telefax: 0361 37 91749 99096 Erfurt www.tmil.info Redaktion: Referat Forst-, Jagd- und Fischereipolitik Forstliches Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha Fotos: Verena N./PIXELIO Fotolia Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) Thüringen Forst AöR Druck: Landesamt für Vermessung und Geoinformation Stand: Dezember 2016
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