das-muss-anders-cross-roads

Das muss anders.
Reformation_en in Berlin
2017
Impressum
Zum Titelmotiv
Der aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Kelch der St. Nikolai-­
Kirche in Berlin Spandau gilt als ein wichtiges Symbol der Reformation.
Laut Überlieferung wurde dieser Kelch das erste Mal nach evangelischem
Ritus bei der Abendmahlsfeier in beiderlei Gestalt am 1. November 1539
in der Spandauer St. Nikolai-Kirche im Gottesdienst mit Kurfürst
Joachim II. gereicht.
Das muss anders.
Reformation_nen in Berlin
Kalender 2017 mit den wichtigsten christlichen,
jüdischen und muslimischen Feiertagen
Herausgegeben von
CROSS ROADS – Berlin mit anderen Augen
Die evangelische Stadtführungsagentur im
Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte
Pufendorfstraße 11
10249 Berlin
www.crossroads-berlin.com
www.kkbs.de
Idee und Bildauswahl
KD Lorenz Ehmke, Antje Zimmermann (CROSS ROADS),
Matthias Lohenner, Dieter Wendland
Fotografie
Martin Kirchner
Texte und Redaktion
Christiane Bertelsmann, Lars Eisenlöffel
Übersetzung Vincent-Immanuel Herr
Auflage
2500 Stück
Gestaltung
Grafik-DesignBüro Dieter Wendland AGD
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1. 1. Neujahr · 6. 1. Heilige Drei Könige (christlich) · 2./3. 1. Mevlid, Geburtstag des Propheten Muhammad (muslimisch)
»…dem Rad in die Speichen fallen.«
Bonhoeffer: ein Theologe des Widerstandes
Dietrich Bonhoeffer übernahm 1931 als junger Pfarrer eine »aus den Fugen
geratene Konfirmandengruppe« – so steht es in den Kirchenbüchern der
damaligen Zionskirchengemeinde in Berlin-Mitte. Den hochgebildeten
und weitgereisten jungen Mann berührte und beschämte das Elend in
dem damals berüchtigten Stadtbezirk.
In dem Aufsatz »Die Kirche vor der Judenfrage« von 1933 gibt Bonhoeffer
Möglichkeiten zu bedenken, wie sich die Kirche gegenüber der Verfolgung
der Juden durch den NS-Staat verhalten kann. Hier findet sich auch
der bekannte Satz: »… es genügt nicht, das Opfer unter dem Rad zu
­verbinden, man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen.«
Dietrich Bonhoeffer was
a lutheran pastor at the
Zion’s church in BerlinMitte and one of the most
prominent members of
the Confessing Church,
a movement opposing
Ab 1935 leitete er das Predigerseminar der Bekennenden Kirche in
An einen Freund schrieb er: »Das ist so ungefähr die tollste Gegend von
National Socialism in
Finkenwalde, das 1937 verboten wurde und illegal mit einigen Tricks bis
Berlin mit den schwierigsten sozialen und politischen Verhältnissen.
1940 bestand. Im Jahr 1940 schloss Bonhoeffer sich dem Widerstand um Germany. He was
­Anfangs benahmen sich die Jungen wie verrückt, so daß ich zum ersten
murdered in the Flossen­Wilhelm Franz Canaris an. Schon seit 1938 hatte er das Verbot, sich in
Mal wirkliche Disziplinschwierigkeiten hatte. Aber auch hier half eines,
bürg concentration camp
nämlich daß ich den Jungen ganz einfach biblischen Stoff erzählte in aller Berlin aufzuhalten. Zwei Jahre später erhielt er dazu Redeverbot und ab
in 1945.
1941 Schreibverbot.
Massivität …«. Nach der Konfirmation am 6. März 1932 fuhr Bonhoeffer
mit einigen Konfirmierten in das Ferienhaus seiner Eltern nach FriedrichsAm 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer verhaftet und auf Hitlers ausbrunn. Dort ist das Foto entstanden.
drücklichen Befehl als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat
Schon ab April 1933 bezog Bonhoeffer öffentlich Stellung gegen die natio- vom 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden, am 8. April 1945 im
nalsozialistische Judenverfolgung und engagierte sich im Kirchenkampf Konzentrationslager Flossenbürg ermordet.
gegen die Deutschen Christen und den so genannten Arierparagraphen.
Zionskirche
Zionskirchplatz
10119 Berlin-Mitte
www.gemeinde-am-weinberg.de
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2. 2. Maria Lichtmess (christlich) · 5. 2. heilige Agatha (christlich) · 28. 2. Purim (jüdisch)
»Von dem Todten zum Lebendigen«
Virchow: Pathologe, Hygieniker, Vordenker
Reisen bildet: Nach einer ausgedehnten Studienreise nach Prag, Wien
und Salzburg hatte Rudolf Virchow die Idee, »dass die pathologische
Anatomie eine selbständige Wissenschaft sein müsse, welche, um ihre
Bedeutung als Grundlage der praktischen Medizin zu erhalten, von dem
Todten zu dem Lebendigen zurückkehren und sich zur pathologischen
Physiologie gestalten müsse.« Die Pathologie hatte einen erheblichen
Stellenwert in der preußischen Wissenschaftslandschaft, nicht zuletzt
nach dem Ausbruch einer verheerenden Cholera-Epidemie in Berlin.
Die Bekämpfung der rätselhaften Krankheit verlangte neue Ideen.
Im Jahr 1856 übernahm der bereits sehr angesehene Pathologe und
­Hygieniker Rudolf Virchow das neu geschaffene Ordinariat für Pathologie
sowie die Stellung als Prosektor an der Charité. 1858 formulierte Virchow
unter dem Titel »Cellularpathologie« seine Idee vom organischen Leben.
Kernstück ist seine höchst einflussreiche Zellenlehre. Virchow geht davon
aus, dass der menschliche Körper aus Zellen aufgebaut ist und dass jede
Zelle selbst wiederum aus einer Zelle entsteht. Von der einzelnen Zelle
­gelangt Virchow schließlich zu den Zellverbänden: dem Gewebe und
den Organen. Rudolf Virchow machte die P­ athologie Mitte des 19. Jahr­
hunderts zur Grundlagenwissenschaft für eine naturwissenschaftlich
­aus­gerichtete Medizin. Seine Idee der Zelle gibt dem biologischen Modell
vom menschlichen Körper bis heute den Rahmen: Selbst in der Genetik
und der m
­ olekularen Medizin gilt Virchows Paradigma. Die Objekte seiner
Studien, große Organpräparate und kleine Gewebeschnitte, legte er in
­einer rasch wachsenden Sammlung ab, die heute Kernbestand des
­Museums der Charité ist.
The Rudolf-Virchow-lecturehall is named after German
physician and hygienist
­Rudolf Virchow, who held
classes in the auditorium.
The room is but a ruin today. Virchow is regarded
the ‘father of modern
­pathology’ and represented
In seinen Berufungsverhandlungen konnte Virchow durchsetzen, dass
auf dem Gelände der Charité ein eigenes Gebäude für das erste Berliner a natural scientific and
­socially-oriented approach
Institut für Pathologie errichtet wurde. Er hatte damit Obduktion, Lehre
to medical science.
und Forschung unter einem Dach zusammengeführt und war nun Pro­
sektor, Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektor in einer Person. Durch die
Ansiedlung auf dem Charité-Gelände hatte er zudem den Kontakt zwischen Pathologen und den Kliniken und Ärzten gesichert. Der Hörsaal
dieses Instituts, in dem auch Virchow lehrte, ist heute eine Ruine, bleibt
aber ein Sinnbild sozial orientierter Wissenschaft und Medizin.
Berliner Medizinhistorisches
Museum der Charité
Charitéplatz 1
10117 Berlin
www.bmm-charite.de
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1. 3. Aschermittwoch (christlich) · 1. 3. Purim (jüdisch) · 19. 3. heiliger Josef (christlich)
Weltenwechsel:
Kirche und Asyl
Asyl – dies ist der Begriff, der umschreibt, wie Menschenwürde in menschenrechtswidrigen Umständen wieder hergestellt werden kann: Gefahr,
Verfolgung und Not und der Schutz davor in gemeinsamer Menschlichkeit.
Wo, wenn nicht in Gotteshäusern, sollten Menschen, die verfolgt werden
und um ihr Leben bangen, Schutz und Hilfe finden. Der Kerngedanke des
Kirchenasyls e­ xistiert seit es Gotteshäuser gibt. Das erste auch wirklich so
genannte Kirchenasyl in Deutschland gewährte die Kirchengemeinde
­Heilig-Kreuz i­n Berlin-Kreuzberg im Jahr 1983 drei Familien aus Palästina,
die in den Libanon abgeschoben werden sollten.
Heute wird Kirchenasyl als zeitlich befristete Aufnahme von Flüchtlingen
ohne legalen Aufenthaltsstatus definiert, denen bei Abschiebung in ihr
Herkunftsland Folter und Tod drohen oder für die mit einer Abschiebung
nicht hinnehmbare soziale, inhumane Härten verbunden sind.
Erhebungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche zeigen,
dass in mehr als 75 Prozent der Kirchenasyl-Fälle eine Lösung gefunden
wurde, die Flüchtlinge vor menschenrechtswidrigen Härten und Gefahr
für Leib und Leben bewahrte.
In aller Regel informiert die Kirchengemeinde zwar die Behörden über
das Kirchenasyl, macht es aber sonst nicht öffentlich, um die Geflüchteten nicht zu gefährden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche
handelt getreu dem Zitat von Bertolt Brecht: »Wo Unrecht Recht wird, wird
Widerstand zur Pflicht!«
Berlin’s Heilig Kreuz
­congregation was the first
in Germany to grant what
is known as ‘church asylum’ in 1983. The picture
shows a room in a service
Auf dem Foto sieht man ein Zimmer im Wirtschaftsgebäude eines Berliner building on a Berlin
­graveyard, where refuFriedhofs. Hier leben schon seit mehreren Monaten Geflüchtete, auf
gees, who might other­
die die Kriterien des Kirchenasyls schwer ange­wendet werden können
in der Obhut der Kirche. Nach einer Besetzung der St. Thomas Kirche in wise face deportation,
live under the custody of
­Kreuzberg durch geflüchtete und vertriebene Menschen, die ehemals
a church congregation,
im Protest-Camp am Oranienplatz gelebt hatten, mussten neue Wege
­protected by church
­gefunden werden. Aus Sicht der Kirche ist ihnen als Schutzsuchende in
­asylum.
Verfahren um die Auflösung des Campus Unrecht w
­ iderfahren.
Seither wird von der Kirche eine humanitäre Grundversorgung gewähr­
leistet, während mit dem Senat über die rechtliche Situation der
Menschen diskutiert wird.
www.kirchenasyl.de
www.flüchtlingskirche.de
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14. 4. Karfreitag (christlich) · 16.4. – 17. 4. Ostern (christlich) · 10. 4. – 18. 4. Pessach (jüdisch)
Einfach mal loslegen:
Neue Crew für altes Kirchenschiff
Der Reformationskirche im Beussel-Kiez in Berlin-Moabit wurden Aufund Umbrüche schon mit der Namensgebung in die Wiege gelegt. Aber
es sah jahrelang düster aus um die Zukunft der Kirche und ihrer anliegenden Gemeindehäuser. Nach der Fusion der Gemeinde mit der Heilands­
gemeinde im Jahr 2004 gingen die Besuchszahlen bei den ohnehin schon
schwach besuchten Gottesdiensten immer weiter zurück. Zudem schädigte ein Brand die schon marode Bausubstanz noch mehr und die Betriebskosten stiegen erheblich an. Was tun mit diesem für die Gemeinde als
Standort nicht mehr attraktiven und geldfressenden Klotz am Bein?
Nutzungs­konzepte wurden gesucht, entworfen, verworfen.
Ein überzeugendes Konzept legte schließlich eine Gruppe junger
Menschen vor. Sie gründeten 2011 den Verein »Refo Moabit – Kirche im
Kiez« mit dem Ziel, die Kirche wieder mit Leben zu füllen.
Der Community g­ e­hören gläubige wie nichtgläubige Menschen an. Der
christliche Glaube spielt im Miteinander zwar eine zentrale Rolle, ist aber
kein zwingendes Krite­rium, um mitmachen zu können. Die Gruppe ist
­basisdemokratisch organisiert und konsensorientiert.
Das ist – wie sie selbst sagen – nicht immer so einfach. Aber es ist der
Community wichtig, nicht über Unterschiede hinwegzuschauen, sondern
sich damit auseinanderzu­setzen.
Revitalization:
youngsters meet an old
church ­building! A young
community brings new life
Eine wesentliche Aufgabe sehen die Mitglieder des Vereins in der Vernet- into the v­ acant Reforma­
zung in die Nachbarschaft und dem sozialen wie politischen Engagement. tionskirche in Berlin-Moabit.
So arbeiten sie inzwischen mit verschiedenen Initiativen und Projekten
aus Moabit zusammen, wie dem JugentheaterBüro Berlin, der Cantorei
der Reformationskirche und dem Christburg Campus. Die Refo-Commu­
nity versteht ihre Arbeit als Experimentierfeld evangelischer Spiritualität
und möchte – unterstützt von der Landeskirche und dem Kirchenkreis
Berlin Stadtmitte – gemeinsam mit anderen Menschen aus Moabit und
Berlin neue Formen für den christlichen Glauben entdecken und erfinden.
Jamsessions, Prime-Time-Gottesdienste, Kiezcafé, Filmabende und Ausstellungen gehören zum Programm – oder Aktionen wie die auf dem Foto:
aus Stoffresten ist mitten im Kirchraum eine riesige Tischdecke entstanden. Auf ihr essen alle zusammen. Denn: Gemeinsames E­ ssen ist das
Urbild von Gemeinschaft und Praxis christlicher Gemeinden seit ihren
Anfängen.
REFO Moabit – Kirche im Kiez e. V.
Wiclefstrasse 32
10551 Berlin-Moabit
www.refo-moabit.de
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1. 5. Maifeiertag · 25. 5. Christi Himmelfahrt (christlich) · 26. 5. Fronleichnam (christlich) · 27. 5. Erster Ramadan Beginn des Fastenmonats (muslimisch) · 30. 5. Schawuoth (jüdisch)
Ehe für alle:
Kirchliche Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare
Seit 1. Juli 2016 können gleichgeschlechtliche Paare in Berlin und Brandenburg kirchlich heiraten. Dafür hatten 85 Prozent der Delegierten der
Synode der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische
Oberlausitz (EKBO) nach einem einjährigen Konsultationsprozess
gestimmt. Die EKBO ist damit nach der Landeskirche Hessen-Nassau
und der Rheinischen Kirche die dritte der bundesweit 20 Mitgliedskirchen
der Evangelischen Kirche in Deutschland, die sich zu diesem Schritt
­entschlossen hat. Als Religionsgemeinschaft geht die Evangelische
­Kirche damit weiter als der deutsche Staat. Denn vor dem Gesetz haben
gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland weiterhin kein Recht auf
E­ heschließung, sie dürfen nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft
schließen, die mit weniger Rechten ausgestattet ist.
Bischof Markus Dröge: »Alle Traupaare, die in der Unterschiedlichkeit
ihrer Lebensformen das gemeinsame Leben nach Gottes Anspruch und
Zuspruch mit ihren jeweiligen Familien gestalten wollen, mögen in
unserer Kirche beheimatet und angenommen sein.«
Liebesschlösser gibt es in ganz Berlin, dieses hier wurde im Tiergarten
fotografiert.
Marriage equality:
As of 2016, the Evangelical
Church in Berlin, Brandenburg and Silesian Upper
­Lusatia officially weds
­same-sex couples. The
­photograph of the lovelock
was taken in Berlin’s Tier­
garten
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1. 6. Schawuoth (jüdisch) · 4. 6. – 5. 6. Pfingsten (christlich) · 15. 6. Fronleichnam (christlich) · 24. 6. Heiliger Johannes (christlich) · 26. 6. – 28. 6. Fest des Fastenbrechens (muslimisch)
Bewahrung der Schöpfung:
Nachhaltigkeit als Leitlinie für christliche Arbeit
Tagungen und Kongresse in einer Kirche abzuhalten, ist sicher nicht die
Regel, aber inzwischen auch nicht mehr ganz neu.
Was BESONDERE ORTE – eine kirchliche Veranstaltungsagentur – in der
Tat außergewöhnlich macht, ist ihr nachhaltiges Engagement. In der Auferstehungskirche, Hauptsitz des Unternehmens, feiert auch die der sehr
aktive Kirchen­gemeinde ihre Gottesdienste und veranstaltet Lesungen,
Konzerte und Ausstellungen. Die Evangelischen Landeskirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz hat der Auferstehungsgemeinde
auf der letzten Synode die Auszeichnung »Faire Gemeinde« verliehen.
Die Auferstehungskirche ist mit Gründach, Blockheizkraftwerk, Photo­
voltaikanlage, Solarfassade und Lehmputzwänden ausgestattet.
Es geht hier um die viel gepredigte Bewahrung der Schöpfung.
Pfarrsprengel Friedrichshain-Nord
Auferstehungs-Kirchengemeinde
Friedenstraße 83
10249 Berlin
www.gsfn.de
Von dieser Leitlinie inspiriert hat das Unternehmen alle Veranstaltungen Preserving the creation –
nachhaltig ausgerichtet. So gibt es zum Beispiel ausschließlich Säfte aus sustainability as a
­guideline for Christian
ökolo­gischem Anbau und fair gehandelten Kaffee.
work: The BESONDERE
ORTE agency in the
Doch nicht nur die Veranstaltungen sind nachhaltig und ökologisch
­Umweltforum Auf­
­korrekt. Die Agentur ist als e­ rstes in der Branche nach dem anspruchs­
erstehungskirche in
vollen Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert. Bei diesem Güte­
siegel wird auf Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag – von der Mülltrennung bis Berlin-Friedrichshain.
hin zu allen verwendeten V­ erbrauchmaterialien – geachtet. Aber auch der
sorgsame Umgang mit den Mitarbeitenden durch flache Hierarchien, eine
ausgeprägte Kommunikationskultur und Gesundheitsvorsorge wird bei
der Zertifizierung nach EMAS berücksichtigt.
Über die Auferstehungskirche hinaus betreibt BESONDERE ORTE
vier ­weitere kirchliche Standorte in Berlin und Brandenburg.
BESONDERE ORTE
Umweltforum Berlin GmbH
Pufendorfstr. 11
10249 Berlin-Friedrichshain
www.besondere-orte.com
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17. 7. heiliger Alexius (christlich)
Fangen wir bei Null an:
Der Ur-Computer Z1
Wer über Veränderungen nachdenkt, hat für gewöhnlich Anlass und Ziel.
So auch Konrad Zuse, der sich angesichts routinemäßiger Berechnungen
als Statiker bei der Henschel Flugzeug-Werke AG in Schönefeld so sehr
langweilte, dass er unbedingt etwas ändern wollte. Er kündigte und
­begann im elterlichen Wohnzimmer zu konzipieren und zu bauen. Dass
aus diesem Etwas alsbald eine ganze Welt werden sollte, hatte er vermutlich nicht im Blick. Und doch: Aus seinem Nachdenken über die Auto­
matisierung komplexer Rechenverfahren erwuchs das, was die heutige
digita­lisierte Welt und ihren analogen Anhang prägt. Die Z1, deren
Nachbau von 1963 das Technikmuseum aufbewahrt, war 1937 die erste
frei p­ rogrammierbare binär arbeitende Rechenmaschine der Welt.
Die Brillanz des Ingenieurs Zuse litt zunächst allerdings an den Tücken
der Mechanik. Die von einem Staubsaugermotor angetriebenen Bauteile
verhakten sich ständig.
Die drei Folgemodelle, die noch während des Zweiten Weltkriegs ent­
standen, waren dann vollgültige, frei programmierbare Computer.
Verrät die Verwendung ausgerechnet eines Staubsaubermotors schon
­gewisse metaphorische Qualitäten des im Nachhinein zum Welt-Ingenieur
avancierten Zuse, so machen ihn Komplexität und Ästhetik des gebauten
Ganzen zu einem Weltenschöpfer mit geradezu renaissancehafter
­An­mutung. Wie die Menschen der Renaissance sich eine neue Welt nach
­eigenem Gusto erschufen, so erfand Konrad Zuse eine ganz neuartige
Mechanik, die die Welt schlussendlich aus den Angeln heben konnte.
Auf dem Bild entfaltet sich der Maschinenraum wie die avantgardistische
Utopie einer modernen Stadtlandschaft oder auch wie ein postmoderner
Albtraum künftiger Metropolen, in s­ einem Inneren unsichtbar und hexengleich komplexe Routinen abarbeitend.
Deutsches Technikmuseum Berlin
Trebbiner Straße 9
10963 Berlin-Kreuzberg
www.sdtb.de
Heralding the digital age:
the world’s first computer,
built in 1938 by Berlin
engineer Konrad Zuse.
­Today, the computer is on
display in Berlin’s German
Museum of Technology.
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15. 8. Mariä Himmelfahrt (christlich) · 24. 8. Bartholomäustag (christlich)
Der Dreck muss weg:
Der Bau der Berliner Kanalisation
»Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik ist weiter nichts
als Medizin im Großen.« Auf diese einfache, aber keineswegs einfältige
Formel brachte Rudolf Virchow seine Ideen von der Heilung der Stadt und
ihrer Menschen. So sehr sich Virchow als Forscher den Krankheiten und
dem Tod widmete, so sehr engagierte er sich im sozialen und politischen
Leben. Organische Zelle und gesellschaftliches Ganzes bildeten für ihn
eine Einheit. Virchow wirkte im Berliner Abgeordnetenhaus, im Preußischen Landtag und im Deutschen Reichstag mit. Die Ergebnisse seiner
Forschungen hatten unmittelbaren Einfluss auf seine politischen Aktionen: Er setzte den Ausbau des Berliner Kanalisationssystems durch, initiierte den Neubau von Schulen, Markthallen und Krankhäusern. Das war
dringend notwendig in einer Zeit, in der Berlin rasant zur Metropole anschwoll und innerhalb kürzester Zeit zur Millionenstadt wurde.
Ein Zeitgenosse b­ eschrieb mit Schaudern die Zustände: »Die Strassen
waren nur zum Theil gepflastert, sie wurden von den Bürgern ohne Scheu
zur Aufsammlung des Düngers benutzt, große Misthaufen türmten sich zur
Seite der Hausthür auf ... Auf dem Markt und den Kirchplätzen wurden
Kehricht und anderer Unrath in so großen Haufen geschüttet, dass es oft
gefährlich war, diese Plätze zu passieren«, schrieb der Jurist Adolph
Streckfuss.
Krankheiten wie Ruhr oder die Cholera-Epidemie im Jahr 1831 waren die
Folgen. 1871 legte der Hygiene-Experte Baurat James Hobrecht einen
­Entwurf für die Entwässerung Berlins vor, den er maßgeblich mit Virchow
durchsetzte. Unvorstellbar: Ein Drittel der Stadtkasse wurde für das
Projekt veranschlagt. Eine lohnende Investition: Der so genannte Hobrecht-Plan verbesserte die hygienischen Zustände erheblich und ließ die
Sterbe- und Krankheitsrate sinken. Fast alle großen deutschen Städte
übernahmen das Berliner System der Kanalisation. Auch Moskau, Kairo,
Alexandria und Tokio bauten ihre Abwassersysteme nach Berliner Vorbild.
Die abgebildeten Kanäle befinden sich in der Naugarder Straße in BerlinPrenzlauer Berg. Die Berliner Wasserbetriebe veranstalten regelmäßig
Führungen durch die Berliner Kanalisation.
Berliner Wasserbetriebe
www.bwb.de
The construction of the
Berlin sewerage systems in
1871 greatly improved the
city’s hygienic conditions
and led to drop in mortality
and incidence rates. The
Berlin canalization system
was copied by most major
German cities and even
used as a model for ­systems
in Moscow, Cairo, Alexan­
dria, and Tokyo.
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1. 9. – 4. 9. Opferfest (muslimisch) · 20. 9. – 22. 9. Rosch ha-Schana (jüdisch) · 21. 9. Islamisches Neujahr (muslimisch)
29. 9. Erzengel Michael, Gabriel, Raphael (christlich) · 29. 9. – 30. 9. Jom Kippur (jüdisch) · 30. 9. Ashura-Fest, Fasten- und Rettungstag des Propheten Moses (muslimisch)
Ankommen in der Stadt:
Der Ursprungsort der ersten Bahnhofsmission
Berlin im 19. Jahrhundert – das ist vor allem Industrialisierung und Metropolwerdung, Wiedererstarken Preußens und Gründung des Kaiserreichs.
Dieses Lebensgefühl des Aufbruchs fernab von den dörflichen Strukturen
und Traditionen, die Hoffnung auf Arbeit und persönliche Freiheit zog
zahlreiche junge Menschen vom Land in die Stadt. Doch als in den
1860er Jahren diese hoffnungsvollen Menschen mit dem Zug auf dem
Stettiner Bahnhof, dem heutigen Nordbahnhof, ankamen, war das ent­
gegen ihren Erwartungen für viele der direkte Weg in den sozialen Abstieg.
Ohne Obdach, ohne Aussicht auf Arbeit und meist völlig mittellos waren
sie auf die Hilfe Fremder angewiesen. Es war nicht unüblich, dass die
­Zuhälter schon auf dem Bahnhof warteten, um junge Mädchen mit dem
Versprechen auf gutes Einkommen in die Bordelle zu locken.
Eine Gruppe von Frauen aus der nahe gelegenen Golgatha-Kirchen­
gemeinde nahm sich dieser jungen Frauen an und gründete ein
­Mädchenasyl im Gemeindegebäude neben der Golgatha-Kirche in der
Borsigstraße 5. Aus dieser Initiative entwickelte sich im Lauf der Jahre
die Bahnhofsmission, die heute in ganz Deutschland vertreten ist.
Die Bahnhofsmissionen helfen jedem: sofort, ohne Anmeldung, ohne
­Voraussetzungen erfüllen zu müssen und gratis. Die Mitarbeitenden
be­raten Reisende und helfen bei der Verständigung, beim Ein-, Aus- und
Umsteigen – wenn nötig mit Rollstuhl, Gepäckwagen und Hebebühne –
oder vermitteln in Notsituationen Aufenthalts – und Übernachtungsmöglich­keiten. Sie bieten auch die Begleitung allein reisender Kinder an
und ­helfen in akuten Nöten wie Verletzungen oder Diebstahl. Vor allem
ist die Bahnhofsmission aber wohl für ihr Engagement für Wohnungslose,
Drogensüchtige und Verarmte bekannt.
Vom Nordbahnhof, dem einstigen Stettiner Bahnhof, existiert neben
­einem Gebäuderest des Vorortbahnhofs von 1897, der heute als Event-­
Location vermietet wird, nur noch der unterirdische S-Bahnhof Nordbahnhof der Nord-Süd-S-Bahn. Die Bahnhofmission hat in Berlin heute ihre
Standorte am Ostbahnhof, am Hauptbahnhof und am Bahnhof Zoologischer Garten.
Nordbahnhof
Invalidenstraße 131
10115 Berlin
www.bahnhofsmission.de
Berlin’s Nordbahnhof, once
called Stettiner Bahnhof,
is the birthplace of the
›Bahnhofsmissionsbewegung‹ (a social movement
setting up and operating
missions in railway
stations).
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3. 10. Tag der Deutschen Einheit · 4. 10. – 11. 10. Sukkot (jüdisch) · 11. 10. – 13. 10. Shemini Atzeret (jüdisch) · 31. 10. Reformationstag (evangelisch)
Allem Anfang wohnt ein Zaudern inne:
Reformation in Berlin-Brandenburg
Tags darauf erhielten auch die Bürger in Berlin und Cölln das lutherische
Abendmahl. Die Kirchenlehre in Berlin wurde reformiert – der katholische
Ritus allerdings zumeist fortgeführt. Verboten waren nun jedoch: die
­Segnung von Wasser, Salz und Kräutern, die Ohrenbeichte und die
­Kerzen- und Feuerweihe zu Ostern. Beibehalten wurden Prozessionen,
die Kleiderordnung der Priester, Palmenweihe, Fußwaschung und bild­
liche Darstellungen der Weihnachts-, Passions- und Auferstehungs­
geschichten. Luther selbst hatte dem Propst des Berliner Doms seinen
Segen für das bunte Treiben in den Kirchen gegeben: »Und hat euer Herr,
Joachim II. hatte seinem sterbenden Vater sowie seinem Schwiegervater, der Marggraf, ja Lust dazu mögen Ihre Churfürstliche Gnaden ja vorher
springen und tantzen, mit Harffen, Paucken, Cimbeln und Schellen...
dem polnischen König Johann Sigismund, noch schriftlich versprechen
müssen, niemals vom alten (katholischen) Glauben abzufallen. Und doch Denn solche Stücke, …, geben oder nehmen dem Evangelium gar
nichts ...«
gab er 1539 sein fürstliches Einverständnis zur Bitte des Berliner Rates,
das »Sakrament in beiderlei Gestalt« zu erhalten. Bereits im Jahr zuvor
hatten die Stände die »Abschaffung der kirchlichen Missbräuche« gefor- Das aufgeschlagene Buch im Bildvordergrund ist die erneuerte Kirchenordnung von 1572, erlassen vom brandenburgischen Kurfürst Johann
dert. Am 1. November 1539 empfing auch Joachim II. in St. Nikolai in
Georg, Sohn und Nachfolger Joachim II. Sie betont noch stärker den
Spandau das Abendmahl »in beiderlei Gestalt«, das heißt mit Brot und
­lutherischen Charakter. Auf der linken aufgeschlagenen Seite kniet
Wein.
Joachim II. betend vor dem gekreuzigten Christus.
­Bislang war der Wein allein dem Priester als Geweihtem vorbehalten. Im
Protestantismus dagegen geht man vom Priestertum aller Getauften aus.
Eigentlich war Joachim II., mit dem wir heute die Einführung der Refor­
mation in Berlin-Brandenburg verbinden, ein ausgewiesener Gegner der
Reformierten Kirche: Er verbot Zwinglis Lehren und befahl, dass jener »Art
von Menschen, welche man jetzt kalvinisch nennt«, dass Leuten »dieser
Sorte« keine Lebensmittel gespendet werden dürften. Bereits als Kurprinz
musste er im Auftrag seines Vaters Joachims I. hart gegen Gottesdienstbesucher und Prediger vorgehen, die lutherische Lieder angestimmt
­hatten.
St. Nikolai-Kirche
Reformationsplatz
13597 Berlin-Spandau
www.nikolai-spandau.de
A symbol of the beginning of
the reformation in Berlin-Brandenburg in 1539: The updated
church constitution of 1572 in
Berlin-Spandau’s St. Nikolai
Church.
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1. 11. Allerheiligen (katholisch) · 2. 11. Allerseelen (katholisch) · 11. 11. heiliger Martin (christlich) · 22. 11. Buß- und Bettag (evangelisch)
Wachet und betet:
Die Kerzenrevolution
»Wir hatten alles geplant. Wir waren auf alles vorbereitet. Nur nicht auf
Kerzen und Gebete«, sagte Horst Sindermann, Mitglied des Zentralkomitees der SED, Jahre später über die Ereignisse im Herbst 1989.
Die Evangelische Kirche bildete schon ab den 50er Jahren in vielerlei
­Hinsicht die Basis der Oppositionsarbeit in der DDR. Da sie die einzige
landesweit präsente und vom Staat unabhängige Organisationsstruktur
war, fanden hier oppositionelle Gruppen häufig den nötigen Freiraum,
um abseits vom staatlichen Diktat zu arbeiten und Veranstaltungen zu
­organisieren.
Burning candles
In Berlin wurde Anfang Oktober 1989 die Gethsemanekirche in BerlinPrenzlauer Berg zum Zentrum des Widerstands und zu einem Brennpunkt symbo­lizing protest and
solicitousness during
der Revolution. Friedensgebete wurden abgehalten.
1989’s peaceful
revolution.
Ein Kontakttelefon übernahm die Aufgaben einer Nachrichtenagentur.
Solidaritätsaktionen für inhaftierte Demonstranten schufen öffentliche
Aufmerksamkeit.
Vor dem Portal der Gethsemanekirche und in den Fenstern privater
­Wohnungen brannten Nacht für Nacht Kerzen. In der ganzen DDR wurden
Kerzen zum Symbol der Revolution. Aber auch im Westteil des Landes
stellten unzählige Menschen Kerzen in ihre Fenster, um ihren Schwestern
Ab Mitte der 1980er Jahre verstärkte sich der Unmut der Bevölkerung
gegen das DDR-Regime. Ein Auslöser war die Nuklearkatas­trophe 1986 in und Brüdern in der DDR ihre Anteilnahme an den Geschehnissen zu
Tschernobyl. Der Gipfel wurde dann durch den Wahlbetrug im Juni 1989 ­bekunden.
erreicht. Die wachsende Unzufriedenheit zeigte sich vor a­ llem unter
Am 9. November 1989 fielen endlich die Mauern und die R
­ evolution
­jungen Menschen, die sich mehr und mehr den staatlich verord­neten
endete. Friedlich.
Zwängen verweigerten.
1989 wurden die Kirchen im ganzen Land Basis­lager vieler Demonstrationen und wichtige Sammelorte der oppositionellen Bewegung.
Gethsemanekirche
Stargarder Str 77
1037 Berlin
www.ekpn.de
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6. 12. heiliger Nikolaus (christlich) · 13. 12. – 20. 12. Chanukka (jüdisch) · 25./26. 12. Weihnachten (christlich)
Andere Sitten – gleiche Rechte:
Das preußische Judenedikt
»Tuet auf die Pforten, dass einziehe das gerechte Volk, das bewahret die
Treue.« Seit ihrer Eröffnung am 5. September 1866 begrüßt die Neue
­Synagoge in der Oranienburger Straße die Eintretenden mit diesen
­Worten des Propheten Jesaja über dem Eingang. Damals lebten etwa
28.000 Juden in Berlin – das waren vier Prozent der Bevölkerung. Bereits
20 Jahre zuvor, Anfang 1846, war die Gemeinde in der preußischen
Hauptstadt so groß, dass sie sich um den Neubau einer größeren Synagoge bemühen musste. Doch das Vorhaben schlief immer wieder ein – oder
wurde verzögert. Die Blüte der jüdischen Gemeinde ist unter anderem
dem »Edikt betreffend die bürger­lichen Verhältnisse der Juden in dem
Preußischen Staate« König Friedrich Wilhelms III. vom 11. März 1812 zu
verdanken. Es war eine Reform zur besseren rechtlichen Stellung von
­Juden und löste das noch von Friedrich II. erlassene »Revidierte GeneralPrivileg« von 1750 ab. Schließlich sollte in seinem Staat »… jeder nach
­Seiner Fasson Selich werden«.
Am 5. September 1866 um 10 Uhr 30 hatte die jüdische Gemeinde
e­ ndlich ein angemessenes und repräsentatives Gotteshaus. Unter den
Besuchern zur Einweihung waren unter anderen Minister­präsident von
Bismarck, Minister von der Heydt, Graf Wrangel und die Mitglieder des
Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung.
Die »Illustrierte Berliner Morgenzeitung« nimmt die allseits lebhafte Begeisterung für dieses sensationelle Bauwerk so auf: »Es ist ein Gebäude,
welches mitten in die moderne prosaische Welt die Wunder des Orients
uns vor die Augen zaubert, ein Tempel im edelsten maurisch-byzantinischen Stil, das B
­ ethaus unserer Berliner Mitbürger mosaischer Religion.«
Prussia’s Jews Edict of
1812, a law promoting
Jewish emancipation,
caused a flourishing of
­Jewish life in Berlin. The
­considerable growth of the
Jewish community led to
Die »orientalische« Ausstrahlung der Synagoge entsprach ganz dem
­damaligen Verständnis und Selbstverständnis der Juden Berlins, nämlich the construction of a New
teilzuhaben an der stolzen Bürgerschaft einer aufstrebenden modernen ­Synagogue in Berlin-Mitte’s
Oranienburger Straße.
Stadt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude teilweise zerstört; nur der
­vordere Bereich ist wieder hergestellt worden. Heute beherbergt die
Neue Synagoge das Veranstaltungs-, Kultur- und Dokumentationszentrum ­Centrum Judaicum sowie ein Archiv zur Geschichte des DeutschJudentums. Hier befindet sich auch ein Gebetsraum, in dem die jüdische
Gemeinde regelmäßig Gottesdienste feiert.
Neue Synagoge
Oranienburger Str. 28 – 30
10117 Berlin-Mitte
www.centrumjudaicum.de
Januar Mai
Bonhoeffer und die Bekennende Kirche
Trauung gleichgeschlechtlicher Paare
2017
September
Geburtsort der Bahnhofsmission
Februar
Juni
Oktober
Virchow und die moderne Medizin
Kirche und Nachhaltigkeit
Reformation in Preußen
März Juli
November
Kirche und Asyl
Der erste Computer
Friedliche Revolution 1989
Das muss anders. So dachte Martin Luther, als er seine Ideen zur Reformation der Kirche
vorbrachte. So dachten nach ihm viele mutige, geistreiche und kreative Menschen bei der
Umsetzung von reformatorischen Ideen, von denen wir zwölf in diesem Kalender vorstellen.
Auch wenn wir uns mit den Motiven und Inhalten in Berlin bewegen, sind doch viele dieser
Reformen von deutschland- oder sogar weltweiter Bedeutung.
Das Kalendarium enthält die wichtigsten christlichen, jüdischen und muslimischen Feiertage.
April
Neues Leben in alter Kirche
August
Einführung der Kanalisation
Dezember
Das preußische Judenedikt