Das muss anders. Reformation_en in Berlin 2017 Impressum Zum Titelmotiv Der aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Kelch der St. Nikolai- Kirche in Berlin Spandau gilt als ein wichtiges Symbol der Reformation. Laut Überlieferung wurde dieser Kelch das erste Mal nach evangelischem Ritus bei der Abendmahlsfeier in beiderlei Gestalt am 1. November 1539 in der Spandauer St. Nikolai-Kirche im Gottesdienst mit Kurfürst Joachim II. gereicht. Das muss anders. Reformation_nen in Berlin Kalender 2017 mit den wichtigsten christlichen, jüdischen und muslimischen Feiertagen Herausgegeben von CROSS ROADS – Berlin mit anderen Augen Die evangelische Stadtführungsagentur im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte Pufendorfstraße 11 10249 Berlin www.crossroads-berlin.com www.kkbs.de Idee und Bildauswahl KD Lorenz Ehmke, Antje Zimmermann (CROSS ROADS), Matthias Lohenner, Dieter Wendland Fotografie Martin Kirchner Texte und Redaktion Christiane Bertelsmann, Lars Eisenlöffel Übersetzung Vincent-Immanuel Herr Auflage 2500 Stück Gestaltung Grafik-DesignBüro Dieter Wendland AGD januar Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag 09 10 11 12 13 14 23 24 25 26 27 28 Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 1. 1. Neujahr · 6. 1. Heilige Drei Könige (christlich) · 2./3. 1. Mevlid, Geburtstag des Propheten Muhammad (muslimisch) »…dem Rad in die Speichen fallen.« Bonhoeffer: ein Theologe des Widerstandes Dietrich Bonhoeffer übernahm 1931 als junger Pfarrer eine »aus den Fugen geratene Konfirmandengruppe« – so steht es in den Kirchenbüchern der damaligen Zionskirchengemeinde in Berlin-Mitte. Den hochgebildeten und weitgereisten jungen Mann berührte und beschämte das Elend in dem damals berüchtigten Stadtbezirk. In dem Aufsatz »Die Kirche vor der Judenfrage« von 1933 gibt Bonhoeffer Möglichkeiten zu bedenken, wie sich die Kirche gegenüber der Verfolgung der Juden durch den NS-Staat verhalten kann. Hier findet sich auch der bekannte Satz: »… es genügt nicht, das Opfer unter dem Rad zu verbinden, man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen.« Dietrich Bonhoeffer was a lutheran pastor at the Zion’s church in BerlinMitte and one of the most prominent members of the Confessing Church, a movement opposing Ab 1935 leitete er das Predigerseminar der Bekennenden Kirche in An einen Freund schrieb er: »Das ist so ungefähr die tollste Gegend von National Socialism in Finkenwalde, das 1937 verboten wurde und illegal mit einigen Tricks bis Berlin mit den schwierigsten sozialen und politischen Verhältnissen. 1940 bestand. Im Jahr 1940 schloss Bonhoeffer sich dem Widerstand um Germany. He was Anfangs benahmen sich die Jungen wie verrückt, so daß ich zum ersten murdered in the FlossenWilhelm Franz Canaris an. Schon seit 1938 hatte er das Verbot, sich in Mal wirkliche Disziplinschwierigkeiten hatte. Aber auch hier half eines, bürg concentration camp nämlich daß ich den Jungen ganz einfach biblischen Stoff erzählte in aller Berlin aufzuhalten. Zwei Jahre später erhielt er dazu Redeverbot und ab in 1945. 1941 Schreibverbot. Massivität …«. Nach der Konfirmation am 6. März 1932 fuhr Bonhoeffer mit einigen Konfirmierten in das Ferienhaus seiner Eltern nach FriedrichsAm 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer verhaftet und auf Hitlers ausbrunn. Dort ist das Foto entstanden. drücklichen Befehl als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat Schon ab April 1933 bezog Bonhoeffer öffentlich Stellung gegen die natio- vom 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden, am 8. April 1945 im nalsozialistische Judenverfolgung und engagierte sich im Kirchenkampf Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. gegen die Deutschen Christen und den so genannten Arierparagraphen. Zionskirche Zionskirchplatz 10119 Berlin-Mitte www.gemeinde-am-weinberg.de Februar Montag Dienstag 13 14 27 28 Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 02 16 03 17 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 11 25 12 26 2. 2. Maria Lichtmess (christlich) · 5. 2. heilige Agatha (christlich) · 28. 2. Purim (jüdisch) »Von dem Todten zum Lebendigen« Virchow: Pathologe, Hygieniker, Vordenker Reisen bildet: Nach einer ausgedehnten Studienreise nach Prag, Wien und Salzburg hatte Rudolf Virchow die Idee, »dass die pathologische Anatomie eine selbständige Wissenschaft sein müsse, welche, um ihre Bedeutung als Grundlage der praktischen Medizin zu erhalten, von dem Todten zu dem Lebendigen zurückkehren und sich zur pathologischen Physiologie gestalten müsse.« Die Pathologie hatte einen erheblichen Stellenwert in der preußischen Wissenschaftslandschaft, nicht zuletzt nach dem Ausbruch einer verheerenden Cholera-Epidemie in Berlin. Die Bekämpfung der rätselhaften Krankheit verlangte neue Ideen. Im Jahr 1856 übernahm der bereits sehr angesehene Pathologe und Hygieniker Rudolf Virchow das neu geschaffene Ordinariat für Pathologie sowie die Stellung als Prosektor an der Charité. 1858 formulierte Virchow unter dem Titel »Cellularpathologie« seine Idee vom organischen Leben. Kernstück ist seine höchst einflussreiche Zellenlehre. Virchow geht davon aus, dass der menschliche Körper aus Zellen aufgebaut ist und dass jede Zelle selbst wiederum aus einer Zelle entsteht. Von der einzelnen Zelle gelangt Virchow schließlich zu den Zellverbänden: dem Gewebe und den Organen. Rudolf Virchow machte die P athologie Mitte des 19. Jahr hunderts zur Grundlagenwissenschaft für eine naturwissenschaftlich ausgerichtete Medizin. Seine Idee der Zelle gibt dem biologischen Modell vom menschlichen Körper bis heute den Rahmen: Selbst in der Genetik und der m olekularen Medizin gilt Virchows Paradigma. Die Objekte seiner Studien, große Organpräparate und kleine Gewebeschnitte, legte er in einer rasch wachsenden Sammlung ab, die heute Kernbestand des Museums der Charité ist. The Rudolf-Virchow-lecturehall is named after German physician and hygienist Rudolf Virchow, who held classes in the auditorium. The room is but a ruin today. Virchow is regarded the ‘father of modern pathology’ and represented In seinen Berufungsverhandlungen konnte Virchow durchsetzen, dass auf dem Gelände der Charité ein eigenes Gebäude für das erste Berliner a natural scientific and socially-oriented approach Institut für Pathologie errichtet wurde. Er hatte damit Obduktion, Lehre to medical science. und Forschung unter einem Dach zusammengeführt und war nun Pro sektor, Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektor in einer Person. Durch die Ansiedlung auf dem Charité-Gelände hatte er zudem den Kontakt zwischen Pathologen und den Kliniken und Ärzten gesichert. Der Hörsaal dieses Instituts, in dem auch Virchow lehrte, ist heute eine Ruine, bleibt aber ein Sinnbild sozial orientierter Wissenschaft und Medizin. Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité Charitéplatz 1 10117 Berlin www.bmm-charite.de März Montag Dienstag 13 14 27 28 Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 11 25 12 26 1. 3. Aschermittwoch (christlich) · 1. 3. Purim (jüdisch) · 19. 3. heiliger Josef (christlich) Weltenwechsel: Kirche und Asyl Asyl – dies ist der Begriff, der umschreibt, wie Menschenwürde in menschenrechtswidrigen Umständen wieder hergestellt werden kann: Gefahr, Verfolgung und Not und der Schutz davor in gemeinsamer Menschlichkeit. Wo, wenn nicht in Gotteshäusern, sollten Menschen, die verfolgt werden und um ihr Leben bangen, Schutz und Hilfe finden. Der Kerngedanke des Kirchenasyls e xistiert seit es Gotteshäuser gibt. Das erste auch wirklich so genannte Kirchenasyl in Deutschland gewährte die Kirchengemeinde Heilig-Kreuz in Berlin-Kreuzberg im Jahr 1983 drei Familien aus Palästina, die in den Libanon abgeschoben werden sollten. Heute wird Kirchenasyl als zeitlich befristete Aufnahme von Flüchtlingen ohne legalen Aufenthaltsstatus definiert, denen bei Abschiebung in ihr Herkunftsland Folter und Tod drohen oder für die mit einer Abschiebung nicht hinnehmbare soziale, inhumane Härten verbunden sind. Erhebungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche zeigen, dass in mehr als 75 Prozent der Kirchenasyl-Fälle eine Lösung gefunden wurde, die Flüchtlinge vor menschenrechtswidrigen Härten und Gefahr für Leib und Leben bewahrte. In aller Regel informiert die Kirchengemeinde zwar die Behörden über das Kirchenasyl, macht es aber sonst nicht öffentlich, um die Geflüchteten nicht zu gefährden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche handelt getreu dem Zitat von Bertolt Brecht: »Wo Unrecht Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!« Berlin’s Heilig Kreuz congregation was the first in Germany to grant what is known as ‘church asylum’ in 1983. The picture shows a room in a service Auf dem Foto sieht man ein Zimmer im Wirtschaftsgebäude eines Berliner building on a Berlin graveyard, where refuFriedhofs. Hier leben schon seit mehreren Monaten Geflüchtete, auf gees, who might other die die Kriterien des Kirchenasyls schwer angewendet werden können in der Obhut der Kirche. Nach einer Besetzung der St. Thomas Kirche in wise face deportation, live under the custody of Kreuzberg durch geflüchtete und vertriebene Menschen, die ehemals a church congregation, im Protest-Camp am Oranienplatz gelebt hatten, mussten neue Wege protected by church gefunden werden. Aus Sicht der Kirche ist ihnen als Schutzsuchende in asylum. Verfahren um die Auflösung des Campus Unrecht w iderfahren. Seither wird von der Kirche eine humanitäre Grundversorgung gewähr leistet, während mit dem Senat über die rechtliche Situation der Menschen diskutiert wird. www.kirchenasyl.de www.flüchtlingskirche.de APRIL Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 10 11 12 13 14 24 25 26 27 28 Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 14. 4. Karfreitag (christlich) · 16.4. – 17. 4. Ostern (christlich) · 10. 4. – 18. 4. Pessach (jüdisch) Einfach mal loslegen: Neue Crew für altes Kirchenschiff Der Reformationskirche im Beussel-Kiez in Berlin-Moabit wurden Aufund Umbrüche schon mit der Namensgebung in die Wiege gelegt. Aber es sah jahrelang düster aus um die Zukunft der Kirche und ihrer anliegenden Gemeindehäuser. Nach der Fusion der Gemeinde mit der Heilands gemeinde im Jahr 2004 gingen die Besuchszahlen bei den ohnehin schon schwach besuchten Gottesdiensten immer weiter zurück. Zudem schädigte ein Brand die schon marode Bausubstanz noch mehr und die Betriebskosten stiegen erheblich an. Was tun mit diesem für die Gemeinde als Standort nicht mehr attraktiven und geldfressenden Klotz am Bein? Nutzungskonzepte wurden gesucht, entworfen, verworfen. Ein überzeugendes Konzept legte schließlich eine Gruppe junger Menschen vor. Sie gründeten 2011 den Verein »Refo Moabit – Kirche im Kiez« mit dem Ziel, die Kirche wieder mit Leben zu füllen. Der Community g ehören gläubige wie nichtgläubige Menschen an. Der christliche Glaube spielt im Miteinander zwar eine zentrale Rolle, ist aber kein zwingendes Kriterium, um mitmachen zu können. Die Gruppe ist basisdemokratisch organisiert und konsensorientiert. Das ist – wie sie selbst sagen – nicht immer so einfach. Aber es ist der Community wichtig, nicht über Unterschiede hinwegzuschauen, sondern sich damit auseinanderzusetzen. Revitalization: youngsters meet an old church building! A young community brings new life Eine wesentliche Aufgabe sehen die Mitglieder des Vereins in der Vernet- into the v acant Reforma zung in die Nachbarschaft und dem sozialen wie politischen Engagement. tionskirche in Berlin-Moabit. So arbeiten sie inzwischen mit verschiedenen Initiativen und Projekten aus Moabit zusammen, wie dem JugentheaterBüro Berlin, der Cantorei der Reformationskirche und dem Christburg Campus. Die Refo-Commu nity versteht ihre Arbeit als Experimentierfeld evangelischer Spiritualität und möchte – unterstützt von der Landeskirche und dem Kirchenkreis Berlin Stadtmitte – gemeinsam mit anderen Menschen aus Moabit und Berlin neue Formen für den christlichen Glauben entdecken und erfinden. Jamsessions, Prime-Time-Gottesdienste, Kiezcafé, Filmabende und Ausstellungen gehören zum Programm – oder Aktionen wie die auf dem Foto: aus Stoffresten ist mitten im Kirchraum eine riesige Tischdecke entstanden. Auf ihr essen alle zusammen. Denn: Gemeinsames E ssen ist das Urbild von Gemeinschaft und Praxis christlicher Gemeinden seit ihren Anfängen. REFO Moabit – Kirche im Kiez e. V. Wiclefstrasse 32 10551 Berlin-Moabit www.refo-moabit.de Mai Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 11 25 12 26 13 27 14 28 1. 5. Maifeiertag · 25. 5. Christi Himmelfahrt (christlich) · 26. 5. Fronleichnam (christlich) · 27. 5. Erster Ramadan Beginn des Fastenmonats (muslimisch) · 30. 5. Schawuoth (jüdisch) Ehe für alle: Kirchliche Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare Seit 1. Juli 2016 können gleichgeschlechtliche Paare in Berlin und Brandenburg kirchlich heiraten. Dafür hatten 85 Prozent der Delegierten der Synode der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) nach einem einjährigen Konsultationsprozess gestimmt. Die EKBO ist damit nach der Landeskirche Hessen-Nassau und der Rheinischen Kirche die dritte der bundesweit 20 Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, die sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Als Religionsgemeinschaft geht die Evangelische Kirche damit weiter als der deutsche Staat. Denn vor dem Gesetz haben gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland weiterhin kein Recht auf E heschließung, sie dürfen nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft schließen, die mit weniger Rechten ausgestattet ist. Bischof Markus Dröge: »Alle Traupaare, die in der Unterschiedlichkeit ihrer Lebensformen das gemeinsame Leben nach Gottes Anspruch und Zuspruch mit ihren jeweiligen Familien gestalten wollen, mögen in unserer Kirche beheimatet und angenommen sein.« Liebesschlösser gibt es in ganz Berlin, dieses hier wurde im Tiergarten fotografiert. Marriage equality: As of 2016, the Evangelical Church in Berlin, Brandenburg and Silesian Upper Lusatia officially weds same-sex couples. The photograph of the lovelock was taken in Berlin’s Tier garten JUNI Montag Dienstag Mittwoch 12 13 14 26 27 28 Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 11 25 1. 6. Schawuoth (jüdisch) · 4. 6. – 5. 6. Pfingsten (christlich) · 15. 6. Fronleichnam (christlich) · 24. 6. Heiliger Johannes (christlich) · 26. 6. – 28. 6. Fest des Fastenbrechens (muslimisch) Bewahrung der Schöpfung: Nachhaltigkeit als Leitlinie für christliche Arbeit Tagungen und Kongresse in einer Kirche abzuhalten, ist sicher nicht die Regel, aber inzwischen auch nicht mehr ganz neu. Was BESONDERE ORTE – eine kirchliche Veranstaltungsagentur – in der Tat außergewöhnlich macht, ist ihr nachhaltiges Engagement. In der Auferstehungskirche, Hauptsitz des Unternehmens, feiert auch die der sehr aktive Kirchengemeinde ihre Gottesdienste und veranstaltet Lesungen, Konzerte und Ausstellungen. Die Evangelischen Landeskirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz hat der Auferstehungsgemeinde auf der letzten Synode die Auszeichnung »Faire Gemeinde« verliehen. Die Auferstehungskirche ist mit Gründach, Blockheizkraftwerk, Photo voltaikanlage, Solarfassade und Lehmputzwänden ausgestattet. Es geht hier um die viel gepredigte Bewahrung der Schöpfung. Pfarrsprengel Friedrichshain-Nord Auferstehungs-Kirchengemeinde Friedenstraße 83 10249 Berlin www.gsfn.de Von dieser Leitlinie inspiriert hat das Unternehmen alle Veranstaltungen Preserving the creation – nachhaltig ausgerichtet. So gibt es zum Beispiel ausschließlich Säfte aus sustainability as a guideline for Christian ökologischem Anbau und fair gehandelten Kaffee. work: The BESONDERE ORTE agency in the Doch nicht nur die Veranstaltungen sind nachhaltig und ökologisch Umweltforum Auf korrekt. Die Agentur ist als e rstes in der Branche nach dem anspruchs erstehungskirche in vollen Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert. Bei diesem Güte siegel wird auf Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag – von der Mülltrennung bis Berlin-Friedrichshain. hin zu allen verwendeten V erbrauchmaterialien – geachtet. Aber auch der sorgsame Umgang mit den Mitarbeitenden durch flache Hierarchien, eine ausgeprägte Kommunikationskultur und Gesundheitsvorsorge wird bei der Zertifizierung nach EMAS berücksichtigt. Über die Auferstehungskirche hinaus betreibt BESONDERE ORTE vier weitere kirchliche Standorte in Berlin und Brandenburg. BESONDERE ORTE Umweltforum Berlin GmbH Pufendorfstr. 11 10249 Berlin-Friedrichshain www.besondere-orte.com juli Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 10 11 12 13 14 24 25 26 27 28 Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 17. 7. heiliger Alexius (christlich) Fangen wir bei Null an: Der Ur-Computer Z1 Wer über Veränderungen nachdenkt, hat für gewöhnlich Anlass und Ziel. So auch Konrad Zuse, der sich angesichts routinemäßiger Berechnungen als Statiker bei der Henschel Flugzeug-Werke AG in Schönefeld so sehr langweilte, dass er unbedingt etwas ändern wollte. Er kündigte und begann im elterlichen Wohnzimmer zu konzipieren und zu bauen. Dass aus diesem Etwas alsbald eine ganze Welt werden sollte, hatte er vermutlich nicht im Blick. Und doch: Aus seinem Nachdenken über die Auto matisierung komplexer Rechenverfahren erwuchs das, was die heutige digitalisierte Welt und ihren analogen Anhang prägt. Die Z1, deren Nachbau von 1963 das Technikmuseum aufbewahrt, war 1937 die erste frei p rogrammierbare binär arbeitende Rechenmaschine der Welt. Die Brillanz des Ingenieurs Zuse litt zunächst allerdings an den Tücken der Mechanik. Die von einem Staubsaugermotor angetriebenen Bauteile verhakten sich ständig. Die drei Folgemodelle, die noch während des Zweiten Weltkriegs ent standen, waren dann vollgültige, frei programmierbare Computer. Verrät die Verwendung ausgerechnet eines Staubsaubermotors schon gewisse metaphorische Qualitäten des im Nachhinein zum Welt-Ingenieur avancierten Zuse, so machen ihn Komplexität und Ästhetik des gebauten Ganzen zu einem Weltenschöpfer mit geradezu renaissancehafter Anmutung. Wie die Menschen der Renaissance sich eine neue Welt nach eigenem Gusto erschufen, so erfand Konrad Zuse eine ganz neuartige Mechanik, die die Welt schlussendlich aus den Angeln heben konnte. Auf dem Bild entfaltet sich der Maschinenraum wie die avantgardistische Utopie einer modernen Stadtlandschaft oder auch wie ein postmoderner Albtraum künftiger Metropolen, in s einem Inneren unsichtbar und hexengleich komplexe Routinen abarbeitend. Deutsches Technikmuseum Berlin Trebbiner Straße 9 10963 Berlin-Kreuzberg www.sdtb.de Heralding the digital age: the world’s first computer, built in 1938 by Berlin engineer Konrad Zuse. Today, the computer is on display in Berlin’s German Museum of Technology. August Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 14 28 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 11 25 12 26 13 27 15. 8. Mariä Himmelfahrt (christlich) · 24. 8. Bartholomäustag (christlich) Der Dreck muss weg: Der Bau der Berliner Kanalisation »Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik ist weiter nichts als Medizin im Großen.« Auf diese einfache, aber keineswegs einfältige Formel brachte Rudolf Virchow seine Ideen von der Heilung der Stadt und ihrer Menschen. So sehr sich Virchow als Forscher den Krankheiten und dem Tod widmete, so sehr engagierte er sich im sozialen und politischen Leben. Organische Zelle und gesellschaftliches Ganzes bildeten für ihn eine Einheit. Virchow wirkte im Berliner Abgeordnetenhaus, im Preußischen Landtag und im Deutschen Reichstag mit. Die Ergebnisse seiner Forschungen hatten unmittelbaren Einfluss auf seine politischen Aktionen: Er setzte den Ausbau des Berliner Kanalisationssystems durch, initiierte den Neubau von Schulen, Markthallen und Krankhäusern. Das war dringend notwendig in einer Zeit, in der Berlin rasant zur Metropole anschwoll und innerhalb kürzester Zeit zur Millionenstadt wurde. Ein Zeitgenosse b eschrieb mit Schaudern die Zustände: »Die Strassen waren nur zum Theil gepflastert, sie wurden von den Bürgern ohne Scheu zur Aufsammlung des Düngers benutzt, große Misthaufen türmten sich zur Seite der Hausthür auf ... Auf dem Markt und den Kirchplätzen wurden Kehricht und anderer Unrath in so großen Haufen geschüttet, dass es oft gefährlich war, diese Plätze zu passieren«, schrieb der Jurist Adolph Streckfuss. Krankheiten wie Ruhr oder die Cholera-Epidemie im Jahr 1831 waren die Folgen. 1871 legte der Hygiene-Experte Baurat James Hobrecht einen Entwurf für die Entwässerung Berlins vor, den er maßgeblich mit Virchow durchsetzte. Unvorstellbar: Ein Drittel der Stadtkasse wurde für das Projekt veranschlagt. Eine lohnende Investition: Der so genannte Hobrecht-Plan verbesserte die hygienischen Zustände erheblich und ließ die Sterbe- und Krankheitsrate sinken. Fast alle großen deutschen Städte übernahmen das Berliner System der Kanalisation. Auch Moskau, Kairo, Alexandria und Tokio bauten ihre Abwassersysteme nach Berliner Vorbild. Die abgebildeten Kanäle befinden sich in der Naugarder Straße in BerlinPrenzlauer Berg. Die Berliner Wasserbetriebe veranstalten regelmäßig Führungen durch die Berliner Kanalisation. Berliner Wasserbetriebe www.bwb.de The construction of the Berlin sewerage systems in 1871 greatly improved the city’s hygienic conditions and led to drop in mortality and incidence rates. The Berlin canalization system was copied by most major German cities and even used as a model for systems in Moscow, Cairo, Alexan dria, and Tokyo. September Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag 11 12 13 14 25 26 27 28 Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 1. 9. – 4. 9. Opferfest (muslimisch) · 20. 9. – 22. 9. Rosch ha-Schana (jüdisch) · 21. 9. Islamisches Neujahr (muslimisch) 29. 9. Erzengel Michael, Gabriel, Raphael (christlich) · 29. 9. – 30. 9. Jom Kippur (jüdisch) · 30. 9. Ashura-Fest, Fasten- und Rettungstag des Propheten Moses (muslimisch) Ankommen in der Stadt: Der Ursprungsort der ersten Bahnhofsmission Berlin im 19. Jahrhundert – das ist vor allem Industrialisierung und Metropolwerdung, Wiedererstarken Preußens und Gründung des Kaiserreichs. Dieses Lebensgefühl des Aufbruchs fernab von den dörflichen Strukturen und Traditionen, die Hoffnung auf Arbeit und persönliche Freiheit zog zahlreiche junge Menschen vom Land in die Stadt. Doch als in den 1860er Jahren diese hoffnungsvollen Menschen mit dem Zug auf dem Stettiner Bahnhof, dem heutigen Nordbahnhof, ankamen, war das ent gegen ihren Erwartungen für viele der direkte Weg in den sozialen Abstieg. Ohne Obdach, ohne Aussicht auf Arbeit und meist völlig mittellos waren sie auf die Hilfe Fremder angewiesen. Es war nicht unüblich, dass die Zuhälter schon auf dem Bahnhof warteten, um junge Mädchen mit dem Versprechen auf gutes Einkommen in die Bordelle zu locken. Eine Gruppe von Frauen aus der nahe gelegenen Golgatha-Kirchen gemeinde nahm sich dieser jungen Frauen an und gründete ein Mädchenasyl im Gemeindegebäude neben der Golgatha-Kirche in der Borsigstraße 5. Aus dieser Initiative entwickelte sich im Lauf der Jahre die Bahnhofsmission, die heute in ganz Deutschland vertreten ist. Die Bahnhofsmissionen helfen jedem: sofort, ohne Anmeldung, ohne Voraussetzungen erfüllen zu müssen und gratis. Die Mitarbeitenden beraten Reisende und helfen bei der Verständigung, beim Ein-, Aus- und Umsteigen – wenn nötig mit Rollstuhl, Gepäckwagen und Hebebühne – oder vermitteln in Notsituationen Aufenthalts – und Übernachtungsmöglichkeiten. Sie bieten auch die Begleitung allein reisender Kinder an und helfen in akuten Nöten wie Verletzungen oder Diebstahl. Vor allem ist die Bahnhofsmission aber wohl für ihr Engagement für Wohnungslose, Drogensüchtige und Verarmte bekannt. Vom Nordbahnhof, dem einstigen Stettiner Bahnhof, existiert neben einem Gebäuderest des Vorortbahnhofs von 1897, der heute als Event- Location vermietet wird, nur noch der unterirdische S-Bahnhof Nordbahnhof der Nord-Süd-S-Bahn. Die Bahnhofmission hat in Berlin heute ihre Standorte am Ostbahnhof, am Hauptbahnhof und am Bahnhof Zoologischer Garten. Nordbahnhof Invalidenstraße 131 10115 Berlin www.bahnhofsmission.de Berlin’s Nordbahnhof, once called Stettiner Bahnhof, is the birthplace of the ›Bahnhofsmissionsbewegung‹ (a social movement setting up and operating missions in railway stations). oktober Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag 09 10 11 12 13 14 23 24 25 26 27 28 Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 3. 10. Tag der Deutschen Einheit · 4. 10. – 11. 10. Sukkot (jüdisch) · 11. 10. – 13. 10. Shemini Atzeret (jüdisch) · 31. 10. Reformationstag (evangelisch) Allem Anfang wohnt ein Zaudern inne: Reformation in Berlin-Brandenburg Tags darauf erhielten auch die Bürger in Berlin und Cölln das lutherische Abendmahl. Die Kirchenlehre in Berlin wurde reformiert – der katholische Ritus allerdings zumeist fortgeführt. Verboten waren nun jedoch: die Segnung von Wasser, Salz und Kräutern, die Ohrenbeichte und die Kerzen- und Feuerweihe zu Ostern. Beibehalten wurden Prozessionen, die Kleiderordnung der Priester, Palmenweihe, Fußwaschung und bild liche Darstellungen der Weihnachts-, Passions- und Auferstehungs geschichten. Luther selbst hatte dem Propst des Berliner Doms seinen Segen für das bunte Treiben in den Kirchen gegeben: »Und hat euer Herr, Joachim II. hatte seinem sterbenden Vater sowie seinem Schwiegervater, der Marggraf, ja Lust dazu mögen Ihre Churfürstliche Gnaden ja vorher springen und tantzen, mit Harffen, Paucken, Cimbeln und Schellen... dem polnischen König Johann Sigismund, noch schriftlich versprechen müssen, niemals vom alten (katholischen) Glauben abzufallen. Und doch Denn solche Stücke, …, geben oder nehmen dem Evangelium gar nichts ...« gab er 1539 sein fürstliches Einverständnis zur Bitte des Berliner Rates, das »Sakrament in beiderlei Gestalt« zu erhalten. Bereits im Jahr zuvor hatten die Stände die »Abschaffung der kirchlichen Missbräuche« gefor- Das aufgeschlagene Buch im Bildvordergrund ist die erneuerte Kirchenordnung von 1572, erlassen vom brandenburgischen Kurfürst Johann dert. Am 1. November 1539 empfing auch Joachim II. in St. Nikolai in Georg, Sohn und Nachfolger Joachim II. Sie betont noch stärker den Spandau das Abendmahl »in beiderlei Gestalt«, das heißt mit Brot und lutherischen Charakter. Auf der linken aufgeschlagenen Seite kniet Wein. Joachim II. betend vor dem gekreuzigten Christus. Bislang war der Wein allein dem Priester als Geweihtem vorbehalten. Im Protestantismus dagegen geht man vom Priestertum aller Getauften aus. Eigentlich war Joachim II., mit dem wir heute die Einführung der Refor mation in Berlin-Brandenburg verbinden, ein ausgewiesener Gegner der Reformierten Kirche: Er verbot Zwinglis Lehren und befahl, dass jener »Art von Menschen, welche man jetzt kalvinisch nennt«, dass Leuten »dieser Sorte« keine Lebensmittel gespendet werden dürften. Bereits als Kurprinz musste er im Auftrag seines Vaters Joachims I. hart gegen Gottesdienstbesucher und Prediger vorgehen, die lutherische Lieder angestimmt hatten. St. Nikolai-Kirche Reformationsplatz 13597 Berlin-Spandau www.nikolai-spandau.de A symbol of the beginning of the reformation in Berlin-Brandenburg in 1539: The updated church constitution of 1572 in Berlin-Spandau’s St. Nikolai Church. november Montag Dienstag 13 14 27 28 Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 11 25 12 26 1. 11. Allerheiligen (katholisch) · 2. 11. Allerseelen (katholisch) · 11. 11. heiliger Martin (christlich) · 22. 11. Buß- und Bettag (evangelisch) Wachet und betet: Die Kerzenrevolution »Wir hatten alles geplant. Wir waren auf alles vorbereitet. Nur nicht auf Kerzen und Gebete«, sagte Horst Sindermann, Mitglied des Zentralkomitees der SED, Jahre später über die Ereignisse im Herbst 1989. Die Evangelische Kirche bildete schon ab den 50er Jahren in vielerlei Hinsicht die Basis der Oppositionsarbeit in der DDR. Da sie die einzige landesweit präsente und vom Staat unabhängige Organisationsstruktur war, fanden hier oppositionelle Gruppen häufig den nötigen Freiraum, um abseits vom staatlichen Diktat zu arbeiten und Veranstaltungen zu organisieren. Burning candles In Berlin wurde Anfang Oktober 1989 die Gethsemanekirche in BerlinPrenzlauer Berg zum Zentrum des Widerstands und zu einem Brennpunkt symbolizing protest and solicitousness during der Revolution. Friedensgebete wurden abgehalten. 1989’s peaceful revolution. Ein Kontakttelefon übernahm die Aufgaben einer Nachrichtenagentur. Solidaritätsaktionen für inhaftierte Demonstranten schufen öffentliche Aufmerksamkeit. Vor dem Portal der Gethsemanekirche und in den Fenstern privater Wohnungen brannten Nacht für Nacht Kerzen. In der ganzen DDR wurden Kerzen zum Symbol der Revolution. Aber auch im Westteil des Landes stellten unzählige Menschen Kerzen in ihre Fenster, um ihren Schwestern Ab Mitte der 1980er Jahre verstärkte sich der Unmut der Bevölkerung gegen das DDR-Regime. Ein Auslöser war die Nuklearkatastrophe 1986 in und Brüdern in der DDR ihre Anteilnahme an den Geschehnissen zu Tschernobyl. Der Gipfel wurde dann durch den Wahlbetrug im Juni 1989 bekunden. erreicht. Die wachsende Unzufriedenheit zeigte sich vor a llem unter Am 9. November 1989 fielen endlich die Mauern und die R evolution jungen Menschen, die sich mehr und mehr den staatlich verordneten endete. Friedlich. Zwängen verweigerten. 1989 wurden die Kirchen im ganzen Land Basislager vieler Demonstrationen und wichtige Sammelorte der oppositionellen Bewegung. Gethsemanekirche Stargarder Str 77 1037 Berlin www.ekpn.de dezember Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag 11 12 13 14 25 26 27 28 Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 01 15 29 02 16 30 03 17 31 04 18 05 19 06 20 07 21 08 22 09 23 10 24 6. 12. heiliger Nikolaus (christlich) · 13. 12. – 20. 12. Chanukka (jüdisch) · 25./26. 12. Weihnachten (christlich) Andere Sitten – gleiche Rechte: Das preußische Judenedikt »Tuet auf die Pforten, dass einziehe das gerechte Volk, das bewahret die Treue.« Seit ihrer Eröffnung am 5. September 1866 begrüßt die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße die Eintretenden mit diesen Worten des Propheten Jesaja über dem Eingang. Damals lebten etwa 28.000 Juden in Berlin – das waren vier Prozent der Bevölkerung. Bereits 20 Jahre zuvor, Anfang 1846, war die Gemeinde in der preußischen Hauptstadt so groß, dass sie sich um den Neubau einer größeren Synagoge bemühen musste. Doch das Vorhaben schlief immer wieder ein – oder wurde verzögert. Die Blüte der jüdischen Gemeinde ist unter anderem dem »Edikt betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem Preußischen Staate« König Friedrich Wilhelms III. vom 11. März 1812 zu verdanken. Es war eine Reform zur besseren rechtlichen Stellung von Juden und löste das noch von Friedrich II. erlassene »Revidierte GeneralPrivileg« von 1750 ab. Schließlich sollte in seinem Staat »… jeder nach Seiner Fasson Selich werden«. Am 5. September 1866 um 10 Uhr 30 hatte die jüdische Gemeinde e ndlich ein angemessenes und repräsentatives Gotteshaus. Unter den Besuchern zur Einweihung waren unter anderen Ministerpräsident von Bismarck, Minister von der Heydt, Graf Wrangel und die Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung. Die »Illustrierte Berliner Morgenzeitung« nimmt die allseits lebhafte Begeisterung für dieses sensationelle Bauwerk so auf: »Es ist ein Gebäude, welches mitten in die moderne prosaische Welt die Wunder des Orients uns vor die Augen zaubert, ein Tempel im edelsten maurisch-byzantinischen Stil, das B ethaus unserer Berliner Mitbürger mosaischer Religion.« Prussia’s Jews Edict of 1812, a law promoting Jewish emancipation, caused a flourishing of Jewish life in Berlin. The considerable growth of the Jewish community led to Die »orientalische« Ausstrahlung der Synagoge entsprach ganz dem damaligen Verständnis und Selbstverständnis der Juden Berlins, nämlich the construction of a New teilzuhaben an der stolzen Bürgerschaft einer aufstrebenden modernen Synagogue in Berlin-Mitte’s Oranienburger Straße. Stadt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude teilweise zerstört; nur der vordere Bereich ist wieder hergestellt worden. Heute beherbergt die Neue Synagoge das Veranstaltungs-, Kultur- und Dokumentationszentrum Centrum Judaicum sowie ein Archiv zur Geschichte des DeutschJudentums. Hier befindet sich auch ein Gebetsraum, in dem die jüdische Gemeinde regelmäßig Gottesdienste feiert. Neue Synagoge Oranienburger Str. 28 – 30 10117 Berlin-Mitte www.centrumjudaicum.de Januar Mai Bonhoeffer und die Bekennende Kirche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare 2017 September Geburtsort der Bahnhofsmission Februar Juni Oktober Virchow und die moderne Medizin Kirche und Nachhaltigkeit Reformation in Preußen März Juli November Kirche und Asyl Der erste Computer Friedliche Revolution 1989 Das muss anders. So dachte Martin Luther, als er seine Ideen zur Reformation der Kirche vorbrachte. So dachten nach ihm viele mutige, geistreiche und kreative Menschen bei der Umsetzung von reformatorischen Ideen, von denen wir zwölf in diesem Kalender vorstellen. Auch wenn wir uns mit den Motiven und Inhalten in Berlin bewegen, sind doch viele dieser Reformen von deutschland- oder sogar weltweiter Bedeutung. Das Kalendarium enthält die wichtigsten christlichen, jüdischen und muslimischen Feiertage. April Neues Leben in alter Kirche August Einführung der Kanalisation Dezember Das preußische Judenedikt
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