Hochdruckliga plant Zertifizierungen

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GESUNDHEITS-APPS
Hochdruckliga plant
Zertifizierungen
Bluthochdruckpatienten gehören
zu den häufigsten Anwendern von
Gesundheits-Apps. Jedoch halten
nicht alle digitalen Gesundheitshelfer, was sie versprechen, warnt die
Deutsche Hochdruckliga (DHL).
Bei Apps mit Messfunktion sei besondere Vorsicht geboten, sagte
Mark Grabfelder, Geschäftsführer
der DHL anlässlich des Kongresses
des Fachverbands. Diese müssten
als Medizinprodukt der Risikoklasse I deklariert werden, seien es aber
in der Regel nicht. „Apps, die etwa
durch Auflegen des Fingers einen
Blutdruck anzeigen, sind schlichtweg unseriös“, kritisierte Grabfelder. Auch bei Wearables, die zum
Beispiel den Belastungspuls oder
die Herzratenvariabilität messen,
sollte auf eine Deklaration als Medizinprodukt geachtet werden. Für
die Blutdruckselbstmessung sollten
Ärzte ihren Patienten klassische
Blutdruckmessgeräte für das Handgelenk oder den Oberarm empfehlen. „Wobei die Messung am Handgelenk eine weit größere Fehlerquelle birgt als die am Oberarm“,
ergänzte Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der DHL.
Der Fachverband plant jetzt ein
Zertifizierungsverfahren für Gesundheits-Apps, gefördert aus Präventionsmittel durch die Kaufmännische Krankenkasse. „Wir möchten die Chancen nutzen, die die
Apps zur Kontrolle des Blutdrucks
und bei der Einnahme der Medikamente bieten“, sagte Grabfelder.
Zur Prüfung der Apps hat die DHL
ein Kleeblattmodell konzipiert. Dabei werden die Apps von mehreren
Betroffenen, einem Facharzt, einem
Datenschützer und einem Medizinanwalt geprüft. Grabfelder erklärt:
„Das Ergebnis ist dann ein Zertifikat, das den Patienten und ihren
Ärzten zeigt, inwieweit die App ihren Zweck erfüllt.“ Um das Zertifikat zu erhalten, müssen die Apps
zum Beispiel auf aktuellen Leitlinien basieren, medizinische Inhalte
müssen aktuell gehalten werden,
neutral und transparent sein.
gie
A 2332
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 50 | 16. Dezember 2016