Die Entwicklung der Suchthilfe steht im engen Zusammenhang mit

Die Anfänge der organisierten
Suchthilfe in Sachsen...
Die Entwicklung der Suchthilfe steht im engen Zusammenhang mit einer zunehmenden Verbreitung des Alkoholkonsums und resultierender sozialer
Probleme. Bekannt ist in Deutschland die Gründung eines ersten Mäßigkeitsvereins bereits im Jahr 1439 mit einer Stiftungen des späteren Kaisers
Friedrich III. Wesentliche Entwicklungen vollzogen sich jedoch ca. 400 Jahre später. Bedingt durch Industrialisierung und Zunahme der Branntweinproduktion sowie Verfügbarkeit hochprozentiger, preiswerter Alkoholika Anfang des 19. Jhd. verschärften sich die soziale Problemlagen
(„Branntweinpest“) deutlich, die verschiedenste Bemühungen zur Eindämmung zur Folgen hatten, z. B. in Form von Enthaltsamkeits- / Mäßigkeitsvereinen aber auch von Einrichtungen für die Behandlung von Betroffenen und Aktivitäten zur Begrenzung der Alkoholverfügbarkeit.
Folgend werden einige dieser Entwicklungen chronologisch für den Freistaat Sachsen dargestellt, die als Anfänge der organisierten Suchthilfe gewertet
werden können:
1831
Gründung der ersten sächsischen Mäßigkeitsvereine Konsumverzicht auf hochprozentige Alkoholika
in Dresden, Chemnitz und Medewitzsch
(Branntwein)
(heute Lippendorf) bei Leipzig
Deutscher Verein gegen den Mißbrauch geistiger
Getränke / Dresdner Bezirksverein gegen den M.g.G.
als größter deutscher Bezirksverein
Später: LV Sachsen des Deutschen Vereins gegen den
Alkoholismus
Zielstellung: Einflussnahme auf Gesetzgebung und
Aufbau von Hilfeeinrichtungen, Branntweinverbot in
Fabriken
Mitglieder: vor allem Geistliche, Juristen, Ärzte
1889
1906
Gründung der Dresdner Ortsgruppe des
Blauen Kreuzes
Gründung Dresdner Ortsgruppe des Kreuzbundes
ursprünglich als Mäßigkeitsverein gegründet,
Enthaltsamkeit für Betroffene und Helfer
1892
Gründung der ersten Guttempler-Loge „Harmonie“
in Leipzig , 1894 erste Loge in Dresden „Saxonia“
Enthaltsamkeitsverein
1899
1901
1902
1904
Dresdner Ortsgruppe des Alkoholgegnerbundes
Sächsischer Abstinenter Arbeiter-Bund
Ortsgruppe des Deutschen Bundes abstinenter
Frauen, Verein enthaltsamer Lehrer,
Bund enthaltsamer Pfarrer
weitere Enthaltsamkeitsvereine
Forderungen an den Landtag zur Errichtung einer
Trinkerheilstätte, Branntweinverbot für Personen unter 18 Jahren
Haus Seefrieden, erste sächsische Heilstätte für
Alkoholkranke in Cunnertswalde bei Moritzburg,
Heilstätte „Tannenhof“ als Zufluchtsstätte für
Alkoholkranke in Beiersdorf bei Löbau eingeweiht
Aufbau der ersten Beratungs– und Fürsorgestellen
für Alkoholkranke in Chemnitz, Dresden, Freiberg,
Leipzig und Zwickau
Forderungen zur gesetzlichen Regulierung
1883
1901
1903
1909
19081910
1920
16.06.
1922
1927
Anfänge der stationären Suchtkrankenhilfe
„Besonders wichtig aber ist, dass die Alkoholkranken
dauernd durch den leitenden Arzt beraten und betreut
werden.“
„Für die Zukunft gilt es aber, mehr als bisher auch in
kleineren Städten und Landgemeinden feste Stützpunkte für die Fürsorgetätigkeit zu schaffen.“
Gründung „Reichshauptstelle gegen den
Alkoholismus“ als Dachverband der Abstinenz– und
Mäßigkeitsvereine in Deutschland
Gründung Sächsische Landeshauptstelle gegen den Arbeitsgebiete, u.a.:
Alkoholismus (Vorläufer Organisation: Sächsischer  Informationsarbeit (Wanderausstellung gegen den
Zentralverband gegen den Alkoholismus-1909)
Alkoholismus, u.a. zur Wirkung der Alkoholkonsums
und Folgen Alkoholmissbrauch, Hilfeeinrichtungen,
Ausstellung „Unfall und Alkohol“)
 Fortbildung (Lehrgänge) z. B. für Lehrer und Erzieher
 Bibliothek / Zeitungsarchiv
 Veröffentlichungen (Verlagswesen)
 Förderung von Einrichtungen für Alkoholkranke
(Heilstätten, Fürsorgestellen)
 Beeinflussung gesetzlicher Maßnahmen
 Mitwirkung an schulischer Präventionsarbeit
(„Erziehung und Unterricht“)
Gründung der Arbeitsgemeinschaft deutscher
Nach der Gründung (mit anfangs 5 Mitgliedern) überLandeshauptstellen gegen den Alkoholismus
nahm des Sächsische Landeshauptstelle den Vorsitz.
Quelle:
Sächsische Landeshauptstelle gegen den Alkoholismus (1930)
Die Bekämpfung des Alkoholismus im Freistaat Sachsen
Schaufenstergestaltung mit Informationsmaterial gegen den Alkoholmissbrauch
© http://lieber-weniger.de
1903: Anfänge der stationären Suchthilfe,
Haus „Seefrieden“- Trinkerheilstätte in
Cunnertswalde bei Moritzburg
© Festschrift „20 Jahre Heidehof“,
Weinböhla
„Obwohl fast nur schwere Fälle zur
Behandlung kamen, konnten man doch
etwa 60 v. H. Heilerfolge verzeichnen.
… Nur dann aber ist ein Dauererfolg
möglich, wenn der Entlassene auch am
Heimatort einen Enthaltsamkeitsverein
vorfindet.“
Plakat zur Ausstellung im Rahmen der
Informationsarbeit
© Deutsches Historisches Museum