Peter E. Huber „Krisen als neue Normalität im Jahr 2017“ „Krisen als neue Normalität“, betitelt Peter E. Huber, Fondsmanager und Vorstand von Starcapital, seinen aktuellen Kapitalmarktausblick. Renten stehen demnach vor großen Herausforderungen. Chancen sieht er dagegen an den Aktienmärkten ¬ vor allem Value-Titel scheinen vor einem Comeback zu stehen. „Brexit, Trump-Sieg und Renzi-Debakel – die Dichte der überwiegend politisch motivierten Einschläge nimmt zu. Das politische Establishment, das sich selbst als Elite bezeichnet, reagiert mit hohlen Phrasen wie ‚Weiter so‘ und ‚Wir schaffen das‘“, empört sich Fondsmanager und Vorstand der Starcapital Peter E. Huber über die Reaktionen auf die jüngsten Krisen. Die Notenbanken hätten sich mittlerweile mit ihrer Staatsfinanzierung zu willigen Helfern mandatiert und die Zinsen auf historische Tiefststände gedrückt. „Die EZB kauft jeden Monat für 80 Milliarden Euro Anleihen – insbesondere Staatspapiere. Und die Bank of Japan hat es geschafft, innerhalb der letzten dreieinhalb Jahre 38 Prozent der gesamten Staatsschulden aufzukaufen“, resümiert Huber. Zögerliches Investitionsverhalten bei Unternehmen und um ihre Altersvorsorge bangende Konsumenten seien die Folge. Die „eurokritischen Fliehkräfte“ nähmen zu, Krisen würden zur neuen Normalität. Sicherheit um jeden Preis Vor diesem Hintergrund, so der Fondsmanager, sei es verständlich, dass Kapitalanleger vor allem eines suchten: Sicherheit um jeden Preis und dies in einem Umfeld, in dem es keine sicheren Anlagen mehr gebe. Das Team der Starcapital hat die Zu- und Abflüsse nachvollzogen: 2016 sind über 100 Milliarden US-Dollar aus globalen Aktienfonds abgeflossen und dies obwohl über 150 Milliarden US-Dollar neu in Aktien-ETFs investiert wurden. Rentenfonds verzeichneten jedoch Neugelder von 153 Milliarden US-Dollar. Deutsche Versicherungen halten 80 Prozent ihres Vermögens in Anleihen und nur 4,3 Prozent in Aktien. Das sind deutlich mehr Anleihen und deutlich weniger Aktien als vor zehn Jahren. Grafik: Kapitalmarktausblick der Starcapital AG Die Vermögensverwalter von Starcapital rechnen für 2017 mit einer Umkehrung der Kapitalströme. Ursache für diesen Paradigmenwechsel seien im Wesentlichen drei Entwicklungen: Erstens, eine mögliche Zinswende. Die Negativzinsen destabilisierten das Finanzsystem und führten unweigerlich zu neuen Krisen im Bankensystem. Zweitens, ein Ende der deflationären Tendenzen: Nachdem Immobilienpreise und Löhne gestiegen sind und China gigantische Überkapazitäten in der Produktion aufgebaut hat, wäre Inflation wieder das Thema. Diese Überkapazitäten haben in der Vergangenheit zu stark rückläufigen Produzentenpreise mit teilweise minus 6 Prozent geführt. „So exportierte das Reich der Mitte deflationäre Tendenzen in die ganze Welt“, sagt Huber. Unternehmensgewinne, gekoppelt an die Erzeugerpreise, stiegen nun wieder. Auch die Rohstoffpreise hätten ihre zyklischen Tiefpunkte hinter sich. Huber prognostiziert zudem Auswirkungen des Regierungsprogramms von Donald Trump (riesige Investitionsprogramme und massive Steuersenkungen) auf die Inflationsraten. Einseitige Positionierung der Anleger Drittens und letztens sieht Peter E. Huber eine einseitige Positionierung der Anleger. Die Risikoaversion der Investoren habe extreme Ausmaße angenommen. Die vermeintlich sicheren Anlagen Anleihen und Immobilien seien durch die Geldflut der Zentralbanken gestützt worden. Aus Erfahrung weiß Peter E. Huber, dass in einem solchen Umfeld meistens die als risikoreich eingestuften Anlagen wie Aktien vor einer besonders guten Wertentwicklung stehen: „Im Jahr 2000 war die Situation genau umgekehrt. In der Endphase des Neuen Marktes war die Risikobereitschaft enorm. Da war es sinnvoll, der Sicherheit höchste Priorität einzuräumen.“ Herausforderungen im Bereich Renten Durch diese Rahmenbedingungen sieht das Fondsmanagement der Oberurseler Starcapital Herausforderungen im Bereich Renten und Chancen im Aktienmarkt. Durch Leerverkäufe am Terminmarkt oder durch den Erwerb von Short-ETFs auf Renten könne man auch bei steigenden Zinsen Gewinne mit Anleihen erzielen, so Huber. Diese Instrumente setzt die Starcapital auch aktiv in einem überschaubaren Rahmen ein. Zudem haben die Vermögensverwalter das Zinsänderungsrisiko durch eine Verkürzung der Laufzeiten und den Aufbau von Barreserven stark gesenkt. Insgesamt würde das Umfeld im Rentenmanagement aber deutlich anspruchsvoller. „Wir sehen uns als Spezialisten für raue Fahrwasser und sind deshalb gegenüber Mitbewerbern gut positioniert. Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man schließlich, wer ohne Badehose schwimmt“, unterstreicht Huber seine Position. Grafik: Kapitalmarktausblick der Starcapital AG Große Chancen sieht Starcapital in den Aktienmärkten. Seine Prognose: „Ausgehend von den USA werden umfangreiche Fiskalprogramme die Konjunktur stimulieren. Nach einem globalen Rückgang der Unternehmensgewinne in den letzten zwei Jahren dürften diese wieder deutlicher ansteigen. Krisen als neue Normalität werden aber dafür sorgen, dass der positive Börsentrend immer wieder durch heftige Kursschwankungen unterbrochen wird“. Kursrückschläge will der Fondsmanager daher auch in Zukunft zum Aktienerwerb nutzen. Huber erwartet steigende Börsen, denn „steigende Unternehmensgewinne, eine weiter eher expansive Notenbankpolitik und die starke Risikoaversion der Anleger stellen ein ideales Umfeld dar. Wir erhalten Rückenwind auch deshalb, weil der Value-Ansatz vor einem Comeback steht“. Dieser Artikel erschien am 09.12.2016 unter folgendem Link: http://www.dasinvestment.com/peter-e-huber-krisen-als-neue-normalitaet-im-jahr-2017/ Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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