Morningstar-Experte im Interview Fondsvertrieb-Vorbild USA? Warum Kosten den Absatz bestimmen Scott Burns ist als Leiter der Asset-Management-Einheit bei Morningstar USA das Bindeglied zwischen Investmentindustrie und Beratern. Er erklärt, welche Trends in den USA gerade das Geschäft bestimmen. DAS INVESTMENT: Welche Trends sehen Sie aktuell im Asset Management und dem Beratermarkt in den USA? Scott Burns: In den USA kommt es zu einer Verschiebung: weg von einem provisionsgetriebenen Beratungsmodell hin zu einer klassischen Honorarberatung. Diese Entwicklung bestimmt den Absatz der Fondsindustrie und das Verhalten der Berater. Quelle: Morningstar Mit welchen Folgen? Burns: Finanzberater nehmen das Risiko aus den Portfolios ihrer Kunden. Besonders für die Altersvorsorge wählen sie verstärkt Multi-Asset-Lösungen oder Dachfonds-Konstruktionen, weniger reine Aktienmandate. Auch alternative Investmentprodukte und Rentenfonds stehen höher im Kurs als Aktienfonds. Aktienfonds wären die vergangenen Jahre keine schlechte Entscheidung gewesen. Burns: Das ist rückblickend sicherlich richtig. Die heutige Entwicklung ist sehr rational geprägt. In einem sehr kompetitiven Markt wollen sich Berater das Vertrauen der Kunden nachhaltig sichern, und daher gehen sie mit weniger volatilen Produkten ein niedrigeres Risiko ein und erhalten sich letztendlich das Honorar des Kunden. Welche Auswirkungen hat diese Rationalität auf den Fondsabsatz? Burns: Neben den erwähnten Produktkategorien stehen die Kosten im Vordergrund. Davon profitieren Indexfonds und institutionelle Fondsklassen aktiver Fondslösungen. Die Zahlen sprechen da eine ganz eindeutige Sprache: Zwischen 1990 und 2002 gehörten 39 Prozent der verkauften Fonds zu den preiswertesten Fonds. Zwischen 2003 und 2015 stieg diese Zahl auf 93 Prozent. Was sollten Asset Manager für Lehren ziehen aus dieser Entwicklung? Burns: Für Asset Manager und besonders für den Vertriebsbereich ist es ganz wichtig, sich als vertrauensvoller Berater zu positionieren. Immer neue Produkte auf die Rampe zu stellen, reicht schon lange nicht mehr. Sie müssen die Bedürfnisse ihrer Kunden viel tiefer verstehen und sie müssen schlüssige Lösungen für ganz individuelle Portfolios liefern. Verstärken Robo-Advisors den Wettbewerb? Burns: Ganz sicher. Berater werden sich daher auch um kleinere Portfolio- und Ticketgrößen kümmern müssen. Die großen Adressen des Asset Managements haben ja bereits reagiert und einige Robos übernommen. Da geht es jedoch weniger um einen ultimativen Algorithmus. Die Großen wollen einen Zugang, der im Hintergrund mit hauseigenen Produkten bestückt wird. Scott Burns leitet seit Januar 2015 die Asset-Management-Einheit der US-Rating-Agentur Morningstar. Darunter fallen alle Service- und Analyseleistungen für Fondsgesellschaften. Zuvor war Burns Leiter des globalen Manager-Researchs für Morningstar. Foto: Lutz Sternstein Dieser Artikel erschien am 09.12.2016 unter folgendem Link: http://www.dasinvestment.com/morningstar-experte-im-interview-fondsvertrieb-vorbild-usa-warum-kosten-den-absatz-bestimmen/ Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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